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DieDame Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 53 Wohnort: NRW
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10.04.2009 11:22 Übung: Sinn des Lebens von DieDame
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Irgendwo, überall:
Mein Name ist Adam Roland Samia und heute bin ich Testobjekt Nr. 0023e. Meine Anwesenheit hier ist freiwillig. Man hat mich gebeten teilzunehmen, und ich habe zugestimmt, weil es mir egal ist.
Ich bin heute hier weil ich gleichgültig bin.
Im Korridor treffe ich Leute, denen es ähnlich geht: Man klassifiziert sie als lethargisch oder gefühllos. Einige sind apathisch.
Einige von ihnen wurden noch nicht getestet. Bei den Anderen haben die Versuche nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Vielleicht ist das gut so- man trifft sie dieser Tage überall. Ihre Anwesenheit hat Bestand- für mich sind ihre Masken Gewohnheit.Eine Veränderung würde mich bloß irritieren.
Ich betrete den kahlen Testraum, besteige den Behandlungstuhl und die Anthropologin baut sich im weißen Kittel vor mir auf. Sie hält ein Klemmbrett in der Hand. Es ist still, weil wir beide auf unseren Einsatz warten.
Ich bin heute hier, weil mir egal ist, was mit mir passiert.
Sie ist heute hier, weil sie etwas verändern will.
Sie sucht einen Knopf, sagt sie.
"Ich nenne es Knopf, und doch suche ich einfach nur nach einem Verfahren, das Menschen wieder menschlich macht."
Sie erklärt dies voller Überzeugung, obwohl sie den Satz heute schon 138 Mal ausgesprochen hat. Ich glaube nicht an das was sie tut.
Sie verstummt, um ihre Unterlagen zu studieren und ich studiere währenddessen ihren Körper. Er ist unförmig und gefällt mir nicht.
Dann fängt sie an. Sie hat sich nichteinmal vorgestellt.
"Kinder sterben.", flüstert sie.
Ich blinzle und setze mich aufrecht hin.
"Menschen verhungern. Verrecken elendig!"
Sie wird lauter. Etwas zwickt an meinem Oberschenkel.
"Überall ist Krieg! Tod!"
Hier ist mein Geständnis: Es ist mir egal.
Ich bin heute hier weil ich die Wahrheit sage.
"Es ist mir egal.", sage ich.
Sie schnaubt. "Haben sie sich denn noch nie gefragt, ob es nicht auch anders geht? Sie müssen nur genau hinhören. Hören sie in sich hinein. Kinder sterben."
Es hört sich hohl an.
Ich bin heute hier, weil ich nicht begreife.
Ich höre was sie sagt, und doch verstehe ich nicht, was es bedeutet.
"Was muss ich sagen, damit Ihr es endlich erfasst?!", schreit sie. "Welches Wort muss ich benutzen, damit die Bedeutung zu Euch durchdringt?!"
Für mich spricht sie es nicht aus. Ich verstehe nichts von alldem.
Ich bin heute hier, weil sie den Knopf noch nicht gefunden hat.
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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10.04.2009 11:40
von Enfant Terrible
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Beklemmend, nihilistisch, kritisch, real.
Genial!
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Kleka Kleine, süße Prinzessin
K Alter: 31 Beiträge: 1037
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Rheinsberg écrivaine émigrée
Alter: 64 Beiträge: 2251 NaNoWriMo: 35000 Wohnort: Amman
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10.04.2009 12:31
von Rheinsberg
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Schließe mich an - mit der Einschränkung, dass doch einige Fehlerchen drin sind, speziell fehlen einige Kommata. Und in der Anrede schreibt man "Sie" groß.
Aber mir lief es auch kalt den Rücken hinunter. Dieses "egal" erinnert mich an Jugendstrafverfahren, wo es unbegreiflich ist, wie jemand es ertragen kann, manche Taten zu begehen.
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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10.04.2009 13:02
von Eredor
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Und sie ist menschlich, oder wie? Denn sonst würde sie nicht ausrasten
Die Geschichte ist zwar realitätsfern, aber wenn man darüber hinwegsieht, gefällt sie mir sehr gut!
Meinen Knopf hast du damit gefunden.
lg Dennis
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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10.04.2009 14:10
von femme-fatale233
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Hallo Dame!
Dein Text gefällt mir sehr gut, aber alle Adjektive, mit dem ich ihn jetzt beschreiben bzw. loben würde, hat Terrorkrümel schon gebracht.
Eine Kleinigkeit ist mir jedoch aufgefallen: Du benutzt sehr häufig das Wort heute, ich glaube das könntest du an ein paar Stellen streichen.
Liebe Grüße,
Caro
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DieDame Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 53 Wohnort: NRW
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10.04.2009 23:38
von DieDame
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Zitat: | Du benutzt sehr häufig das Wort heute, ich glaube das könntest du an ein paar Stellen streichen. |
Das sollte eigentlich sowas wie ein "Stilmittel" sein... aber ich glaube du hast Recht- damit bin ich wohl ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen;)
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Cloudy Schneckenpost
C Alter: 33 Beiträge: 9
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C 19.05.2009 09:33 Re: Übung: Sinn des Lebens von Cloudy
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Vorweg: Mir gefällt dein Text sehr gut! Alle Adjektive, die ihn treffend beschreiben, wurden ja schon benutzt.
Nur, wie gesagt, einige Kommas fehlen. Die solltest du noch setzen, das erleichtert das Lesen.
Desweiteren stellt sich mir die Frage, ob es wirklich notwendig ist, in einem so kurzen Text "Mein Name ist Adam Roland Samia ..." zu schreiben. Uns wurde zumindest immer in der Schule beigebracht, die Figuren in Kurzgeschichten nicht näher zu beschreiben und nicht genau zu benennen ("Das ist Anita Müller. Sie ist 1,72 m groß und hat blaue Augen."). So genau hast du's ja nicht gemacht, aber ich glaube, ich würde den Namen streichen und einfach mit "Ich bin heute das Testobjekt Nummer 0023e. Meine Anwesenheit ..." usw.
ist aber vielleicht auch Geschmackssache.
DieDame hat Folgendes geschrieben: | Einige sind apathisch.
Einige von ihnen wurden noch nicht getestet. |
Wiederholung - hier stört das zweite "Einige". Vielleicht ersetzt du eins durch "Manche".
Oder sollte das ein Stilmittel sein? Wenn ja, passt's nicht ganz, finde ich, weil dann das "von ihnen" stört. Also man liest erst "Einige" und dann "Einige von ihnen". Das passt dann nicht so.
_________________ Hunde sehen zu uns herauf. Katzen sehen auf uns herab. Schweine sehen uns als ebenbürtig an. |
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