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Weltentaucher Schneckenpost
W Alter: 50 Beiträge: 7 Wohnort: Münster
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W 22.03.2009 22:47 Ein Abschied, um bei Dir anzukommen von Weltentaucher
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Noch bevor ich wusste wer oder ob Du bist,
haben sie mich gefangen, der Herde hinzugefügt.
Als Lamm, das folgen soll, dem Hirten.
Nur Blöken soll ich und ihnen nutzen.
Meine Wolle begehren sie, zum Schluss mein Fleisch.
Glauben will ich, Glauben muss ich.
Doch auch an Dich? Zu verschlungen die Pfade,
in Deinem Namen angelegt, Irrwege.
Ich soll nicht an Dir zweifeln, haben sie gesagt.
Nicht so viel Fragen, haben sie gemeint.
Mit Strafen bewehrt, ihn zu verlassen, den Weg,
den sie uns zeigen, zu Dir. - Zwang, Angst.
Verboten zu benutzen, was Du uns hast gegeben.
Den freien Willen und Menschenverstand.
Sollen denjenigen folgen, die sich als Deine Vertreter glauben.
Die selbst gegängelt, das rechte Maß verlieren.
Nicht viele sind es die übertreiben,
doch zu viele die ihnen blind folgen.
In jedes Extrem, in Deinem Namen.
Zusammengerottet haben sie sich. In Position verharrend.
Eine Festung gebaut vor Jahrhunderten.
Doch hat der Zeitgeist an ihr genagt.
Nur noch Ruinen, in denen sie stehen,
wie wirre Streiter, die das Leben nicht sehen.
Eine Institution erschaffen, die Deinen Weg zeigen soll.
Diffuse Warnungen an dessen Rand, den Pfad nicht zu verlassen.
Er soll uns leiten durchs Leben, ein Lehrpfad.
Verschlungen, in sich verdreht, mit Zäunen begrenzt.
Mit seelenlosen Wächtern, an den Extremen.
Ich werde diesen Weg nicht gehen. Werde mich durchschlagen zu Dir.
Wenn es Dich nicht gibt, komme ich zumindest an - bei mir.
Weitere Werke von Weltentaucher:
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.03.2009 08:29
von Enfant Terrible
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Normalerweise stehe ich skeptisch Texten dieser Art gegenüber und bin allzu bereit, "Klischee" zu rufen. Vielleicht bin ich durch die Grippe sentimental geworden, aber ... nein, es liegt an diesem Text.
Es steht von der Gattung her ein bisschen zwischen den Stühlen. Du hast es in die Prosa eingestellt, aber es hat, trotz der prosaischen Formulierungen, etwas an sich, das Lyrik ausmacht - wahre Schönheit.
Es ist ein wundervolles Gedicht, wie ich finde - wobei ich seine Faszination nicht einmal an bestimmten Merkmalen festmachen kann. Aber man merkt einfach, dass dies keine aneinandergeschriebenen Worte, sondern echtes Gefühl ist.
Es erzählt eine Geschichte, die berührend und wahr ist - eine Hymne von der Überwindung, von der Allmacht der Überzeugung, die jedes Hindernis aus dem Weg räumt. Diees Gedicht verbindet Ermutigung mit Sozialkritik, indem es die Hindernisse aufzeigt.
Es ist einfach rundum gelungen ... nur an manchen Stellen wurde ich etwas verbessern. Dann wäre es in meinen Augen perfekt. Du erlaubst?
Zitat: | Noch bevor ich wusste wer oder ob Du bist,
haben sie mich gefangen, der Herde hinzugefügt. |
Geschmackssache, aber ich habe das Gefühl, als könnte diese Zeile noch gestrafft werden. Mir schwebt vor:
haben mich ihre Fänger der Herde hinzugefügt
Ich weiß nicht, inwieweit das passt. Nur ein spontaner Einfall von mir.
Zitat: | Als Lamm, das folgen soll, dem Hirten.
Nur Blöken soll ich und ihnen nutzen. |
Kleine Rechtschreibfehler: Nach "folgen soll" gehört kein Komma, und "blöken" wird als Verb klein geschrieben.
Auch hier würde ich straffen. Das zweifache "soll" kannst du eliminieren, wenn du alles ein bisschen umformulierst. Experimentiere einfach ein bsschen herum!
Zitat: | Glauben will ich, Glauben muss ich. |
Orthographisch könnte ich jetzt meckern, dass "glauben" klein geschrieben wird. Aber weißt du was? Sogar das gefällt mir. Die Großschreibung unterstreicht das "Glauben", fügt eine verzweifelte Betonung hinzu, die ich sehr stark finde.
Zitat: | Glauben will ich, Glauben muss ich.
Doch auch an Dich? Zu verschlungen die Pfade,
in Deinem Namen angelegt, Irrwege.
Ich soll nicht an Dir zweifeln, haben sie gesagt.
Nicht so viel Fragen, haben sie gemeint. |
Meine Lieblingsstrophe. Das ist so stark!
An vielen Stellen könntest du etwas flüssiger formulieren, doch ich ändere es lieber nicht, damit dein Stil nicht verloren geht.
Wie gesagt - ich weiß nicht, warum mich das Gedicht begeistert. Es trifft mich einfach. Toll.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Weltentaucher Schneckenpost
W Alter: 50 Beiträge: 7 Wohnort: Münster
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