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DerImigrant Wortedrechsler
Beiträge: 91
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20.03.2009 23:48 Der Brief- viel mehr als nur Worte von DerImigrant
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"Die Dinge bekommen ihren Reiz erst durch ihre Mangel den sie erfahren und durch die Größe der Sehnsucht, mit der man sich nach ihnen sehnt“
Diese Worte stammen nicht von einem Gelehrten, nein, es sind die Worte eines Analphabeten.
Opa konnte weder Schreiben noch lesen und hatte nie eine Schule von innen gesehen. Aber das Leben hatte ihm Dinge gelehrt, die er wahrscheinlich in keiner Schule der Welt beigebracht bekommen hätte.
Im Gegensatz zu ihm konnte Oma, auch wenn nicht gut, lesen und schreiben.
Für das Lesen von einer Seite Brief brauchte sie mehr als eine halbe Stunde, wobei sie mit ihrem vom Arbeit aufgerissenen, rauen Fingern, jeden Buchstaben einzeln abtastete, als wollte sie die Wörter verzaubern und sie zum Leben erwecken
Die Mühe, die sie dabei aufbringen musste, schreckte sie nicht zurück es Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort zu entziffern. Nein, jeder, der ise dabei beobachtete, konnte ihr von Gesicht ablesen, in welch einem tiefen Glücksgefühl sie sich dabei wogte. Grund genug sie nicht ohne Brief zu lassen.
Worte, die einem Menschen derart erfreuen können, müssen mehr sein als nur Worte.
Mit aller Geduld, den man nur für Jemande aufbringen konnte, den man auch wirklich liebte, wurden die Briefe gelesen und danach sorgfältig an einem sicheren Ort aufbewahrt, bis man es am nächsten Tag wieder zum Lesen herausholte. Mit derselben Liebe und Sorgfalt, mit dem man sie las, schrieb man auch zurück. Keine Mühe wurde gescheut, die in der Ferne lebenden Verwandten sein Wohlbefinden mitzuteilen und sie zu erfreuen.
Die Freude und die Gefühle zu beschreiben, die man bei Erhalt eines Briefes empfand, scheint mir genauso unmöglich zu sein, wie es mir unmöglich ist, die vergangene Zeit zurückzuholen.
Der Brief war unsere einzige Verbindung zueinander, der für uns viel mehr bedeutete, als nur aufs Papier gekritzelte Wörter. Sie vermittelten uns die Gefühle der schreibenden Hand, den Geruch des Raumes in dem Er verfasst wurde und all das, was einen Brief ausmachte. Die Sorgen, Freuden, Leid und Glück, getauft in schwarzer Tinte und dokumentiert auf einem Blatt weisem Papier, versiegelt mit einem Schuss Tränen.
Auch wenn Opa und Oma in vielerlei Hinsicht sehr verschieden waren, vereinte sie doch der Akt des Schreibens zu einer Stimme. Opa konnte zwar nicht Schreiben, war aber ein guter Redner. Oma wiederum, ein stilles Wesen, die aber wiederum Schreiben konnte.
Nachdem Oma gestorben war, blieben unsere Briefe unbeantwortet.
Später, als ich meine Tante darauf ansprach und sie fragte, warum er uns nicht zurückschrieb, antwortete sie:
- Er war wie du weist ein Analphabet, genau wie ich. Zu Lebzeiten von deiner Oma ließ er die Briefe nur von ihr Lesen und Schreiben. Nach ihrem Tod wurde ihm diese Möglichkeit genommen. Da er allen immer erzählte, Lesen und schreiben zu können, konnte er sich die Briefe demzufolge auch von niemandem vorlesen lassen.
Dann stand sie auf, holte aus einer, unter dem Bett verstaute Holztruhe ein zugeschnürtes Bündel empor, band es auf und zeigte mir die darin gestapelten Briefe:
- Er konnte sie, so gerne er es auch wollte, nicht lesen, hat sie aber, bis zum letzten Brief, alle aufbewahrt. Ich habe öfters gesehen, wie er sie aus ihrem Umschlag herausholte, sie küsste, mehrmals daran roch und wieder wegpackte, ohne je zu wissen, was in ihnen stand.
Seit dem sind mehr als dreißig Jahre vergangen.
Aber seine Worte, dass wir die Dinge erst nach ihrem Fehlen lernen wertzuschätzen, hallen mir immer noch im Ohr und ich denke, dass er damit mehr als recht hatte. Die Aussage eines Analphabeten, derren Bedeutung ich nach seinem Tod erst richtig verstanden habe.
Was würde ich heute nicht alles für einen Brief von Omas Hand, diktiert von Opas Lippen geben, um ein allerletztes Mal mich an ihrem, daraus duftenden Geruch zu erfreuen.
Für mich, viel mehr als nur ein Brief und weit viel mehr als nur Worte.
DI
Weitere Werke von DerImigrant:
_________________ Ein Maler soll malen, was er in sich sieht, nicht was er vor sich sieht. (Caspar David Friedrich)
-----------------------------------------------------------
Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.(Saadi, zwischen 1209 und 1213 - 1292) |
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DerImigrant Wortedrechsler
Beiträge: 91
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21.03.2009 18:45 Re: Der Brief- viel mehr als nur Worte von DerImigrant
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Dies ist eine Erzählung die ich vor kurzem verfasst habe. Ich bin für jede Kritik offen und würde mich auf Verbesserungsvorschläge freuen.
Lg Güven
_________________ Ein Maler soll malen, was er in sich sieht, nicht was er vor sich sieht. (Caspar David Friedrich)
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Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.(Saadi, zwischen 1209 und 1213 - 1292) |
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eon Wortedrechsler
Alter: 36 Beiträge: 66 Wohnort: Köln
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22.03.2009 16:07 Re: Der Brief- viel mehr als nur Worte von eon
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Hej,
es scheint mir wirklich, dass Dein Opa eine Menge gelernt hat vom Leben. Eine schöne Erzählung, die sich gut liest und mich schön unterhalten hat.
Allerdings ein paar Rechtschreib/Stil Kritikpunkte, die ich anbringen möchte:
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: |
, wobei sie mit ihrem vom Arbeit aufgerissenen, rauen Fingern,
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von Arbeit oder von der Arbeit
Zitat: |
, der ise dabei beobachtete, konnte ihr von Gesicht ablesen,
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tippfehler: sie statt ise
und: ihr vom Gesicht
Zitat: |
Worte, die einem Menschen derart erfreuen können, müssen mehr sein als nur Worte.
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meinem Empfinden nach, ist die Dopplung von "Worte" hier nicht schön - ich würde es bei: "müssen mehr sein." belassen oder einen ähnlichen Begriff für Worte finden. Z.B.: "Tinte auf Papier" oder ähnliches. ^^
Zitat: |
Mit aller Geduld, den man nur für Jemande aufbringen konnte
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da fehlt ein "n" bei Jemanden
Zitat: |
, den Geruch des Raumes in dem Er verfasst wurde und all das, was einen Brief ausmachte. Die Sorgen, Freuden, Leid und Glück, getauft in schwarzer Tinte und dokumentiert auf einem Blatt weisem Papier, versiegelt mit einem Schuss Tränen.
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Er - muss klein
und das Papier ist weiß.
Zitat: |
Auch wenn Opa und Oma in vielerlei Hinsicht sehr verschieden waren, vereinte sie doch der Akt des Schreibens zu einer Stimme. Opa konnte zwar nicht Schreiben, war aber ein guter Redner. Oma wiederum, ein stilles Wesen, die aber wiederum Schreiben konnte.
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Dopplung von "wiederum"
Zitat: |
- Er war wie du weist ein Analphabet, genau wie ich. Zu Lebzeiten von deiner Oma ließ er die Briefe nur von ihr Lesen und Schreiben. Nach ihrem Tod wurde ihm diese Möglichkeit genommen. Da er allen immer erzählte, Lesen und schreiben zu können, konnte er sich die Briefe demzufolge auch von niemandem vorlesen lassen.
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wie du weißt -
Lesen und Schreiben - klein
genau wie Lesen später
Zitat: |
Aber seine Worte, dass wir die Dinge erst nach ihrem Fehlen lernen wertzuschätzen, hallen mir immer noch im Ohr und ich denke, dass er damit mehr als recht hatte.
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Wie genau kann man "mehr als recht" haben? Entweder man hat Recht, oder man hat es nicht. Recht ist kein dehnbarer Begriff.
Zitat: |
Die Aussage eines Analphabeten, derren Bedeutung ich nach seinem Tod erst richtig verstanden habe.
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deren
Zitat: |
Was würde ich heute nicht alles für einen Brief von Omas Hand, diktiert von Opas Lippen, geben, um ein allerletztes Mal mich an ihrem, daraus duftenden Geruch zu erfreuen.
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Ich hab jetzt nur einmal kurz drüber geschaut und würde Dir empfehlen, um Tippfehler zu vermeiden, einfach die Korrektur Funktion deines Schreibprogramms zu benutzen, bzw. Dir ein Schreibprogramm zuzulegen, dass eine solche Funktion hat.
Wie gesagt, finde ich den Text wirklich schön geschrieben, er liest sich sehr flüssig und ich konnte durchaus nachempfinden, was diese Briefe für den Erzähler bedeuten/bedeuteten. Insgesamt ist es auch rund und in sich abgeschlossen, ich mags.
Liebe Grüße aus Köln,
Sim- Eon
_________________ Ich muss lächeln üben, um mir das Grinsen zu verkneifen. |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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23.03.2009 21:34 Re: Der Brief- viel mehr als nur Worte von MosesBob
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Hallo Güven!
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | "Die Dinge bekommen ihren Reiz erst durch ihre Mangel den sie erfahren und durch die Größe der Sehnsucht, mit der man sich nach ihnen sehnt“
Diese Worte stammen nicht von einem Gelehrten, nein, es sind die Worte eines Analphabeten. |
Wenn es auch die Worte eines Analphabeten sein mögen, so sollten wir diesen wunderbaren Aphorismus dennoch grammatikalisch korrekt formulieren: „Die Dinge bekommen ihren Reiz erst durch ihren Mangel, den sie erfahren, und durch die Größe der Sehnsucht, mit der man sich nach ihnen sehnt.“ – Ich weiß nicht, ob du den „Mangel“ als Singular oder Plural verwenden wolltest. Ich persönlich finde den Singular schöner (der Plural wäre „Mängel“).
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Im Gegensatz zu ihm konnte Oma, auch wenn nicht gut, lesen und schreiben. |
Vorschlag: „Im Gegensatz zu ihm konnte Oma, wenn auch nicht gut, lesen und schreiben.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Für das Lesen von einer Seite Brief brauchte sie mehr als eine halbe Stunde, wobei sie mit ihrem vom Arbeit aufgerissenen, rauen Fingern, jeden Buchstaben einzeln abtastete, als wollte sie die Wörter verzaubern und sie zum Leben erwecken. |
Vorschlag: „Für das Lesen einer Briefseite brauchte sie mehr als eine halbe Stunde, wobei sie mit ihren von der Arbeit aufgerissenen, rauen Fingern jeden Buchstauben einzeln abtastete, als wollte sie die Wörter verzaubern und sie zum Leben erwecken.“ – Ich würde gerne die Arbeit genau spezifizieren, weil ich meine, dass dieses Detail den Satz bereichern würde (Beispiel: „… die Arbeit auf dem Feld … “).
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Die Mühe, die sie dabei aufbringen musste, schreckte sie nicht zurück es Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort zu entziffern. |
1. Hier muss es heißen „… schreckte sie nicht ab, …“
2. Dem rot markierten „es“ fehlt der Bezug. Was meinst du mit „es“? Wir brauchen hier ein Nomen. Man könnte ganz banal von einem Text sprechen. Da wir aber immer noch bei einer Briefseite sind, würde ich eher von der Handschrift sprechen. Vorschlag: „Die Mühe, die sie dabei aufbringen musste, schreckte sie nicht ab, die Handschrift Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort zu entziffern.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Nein, jeder, der ise dabei beobachtete, konnte ihr von Gesicht ablesen, in welch einem tiefen Glücksgefühl sie sich dabei wogte. |
Ist der Name richtig geschrieben? Falls ja, muss er groß geschrieben werden. Dann noch ein bisschen Grammatikkosmetik: „Nein, jeder, der Ise dabei beobachtete, konnte ihr vom Gesicht ablesen, in welch einem tiefen Glücksgefühl sie sich dabei wog.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Grund genug sie nicht ohne Brief zu lassen. |
Vorschlag: Grund genug, immer dafür zu sorgen, dass sie einen Brief hatte, mit dem sie sich beschäftigen konnte.
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Worte, die einem Menschen derart erfreuen können, müssen mehr sein als nur Worte. |
… einen Menschen
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Mit aller Geduld, den man nur für Jemande aufbringen konnte, den man auch wirklich liebte, wurden die Briefe gelesen und danach sorgfältig an einem sicheren Ort aufbewahrt, bis man es am nächsten Tag wieder zum Lesen herausholte. Mit derselben Liebe und Sorgfalt, mit dem man sie las, schrieb man auch zurück. Keine Mühe wurde gescheut, die in der Ferne lebenden Verwandten sein Wohlbefinden mitzuteilen und sie zu erfreuen. |
Richtig: „Mit aller Geduld, die man nur für jemanden aufbringen konnte, den man auch wirklich liebt, wurden die Briefe gelesen und danach sorgfältig an einem sicheren Ort verwahrt, bis man sie am nächsten Tag wieder zum Lesen herausholte. Mit derselben Liebe und Sorgfalt, mit der man sie las, schrieb man auch zurück. Keine Mühe wurde gescheut, den in der Ferne lebenden Verwandten sein Wohlbefinden mitzuteilen und sie zu erfreuen.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Die Freude und die Gefühle zu beschreiben, die man bei Erhalt eines Briefes empfand, scheint mir genauso unmöglich zu sein, wie es mir unmöglich ist, die vergangene Zeit zurückzuholen. |
Ein sehr schöner Satz, herrlich abgerundet. Jedoch: Ich würde ihn im Präsens formulieren, denn es ist ja nach wie vor ein schönes Gefühl, einen Brief zu erhalten, oder (auch wenn es leider nicht mehr die Briefe der Großeltern sind)? Also: „Die Freude und die Gefühle zu beschreiben, die man bei Erhalt eines Briefes empfindet, scheint mir genauso unmöglich zu sein, wie es mir unmöglich ist, die vergangene Zeit zurückzuholen.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Der Brief war unsere einzige Verbindung zueinander, der für uns viel mehr bedeutete, als nur aufs Papier gekritzelte Wörter. Sie vermittelten uns die Gefühle der schreibenden Hand, den Geruch des Raumes in dem Er verfasst wurde und all das, was einen Brief ausmachte. Die Sorgen, Freuden, Leid und Glück, getauft in schwarzer Tinte und dokumentiert auf einem Blatt weisem Papier, versiegelt mit einem Schuss Tränen. |
Vorschlag (geändert habe ich nur die Formulierung im ersten Satz, danach habe ich lediglich die Grammatik korrigiert): „Der Brief war unsere einzige Verbindung zueinander und bedeutete uns viel mehr, als nur Wörter, die auf Papier gekritzelt wurden. Sie vermittelten uns die Gefühle der schreibenden Hand, den Geruch des Raumes, in dem Er verfasst wurde und all das, was einen Brief ausmachte. Die Sorgen, Freuden, Leid und Glück, getauft in schwarzer Tinte und dokumentiert auf einem Blatt weißen Papiers, versiegelt mit einem Schuss Tränen.“ Auch das ist übrigens ein sehr schöner Absatz. Wunderbar deine Details und herrlich ausdrucksstark und gefühlvoll deine Worte. Sehr herzlich.
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Auch wenn Opa und Oma in vielerlei Hinsicht sehr verschieden waren, vereinte sie doch der Akt des Schreibens zu einer Stimme. Opa konnte zwar nicht Schreiben, war aber ein guter Redner. Oma wiederum, ein stilles Wesen, die aber wiederum Schreiben konnte. |
Das Komma hinter „wiederum“ muss weg, ebenso das zweite „wiederum“. Danach muss es strenggenommen nicht „die aber schreiben konnte“ heißen, sondern „das aber schreiben konnte“, weil sich der Artikel auf das Wesen bezieht, nicht auf die Oma. Ich würde die letzten beiden Sätze hier aber verbinden und nur dezent umformulieren: „Opa konnte zwar nicht schreiben, war aber ein guter Redner, Oma wiederum war ein stilles Wesen, das aber schreiben konnte.“ Ich finde, das klingt in dieser Form abgerundeter, pointierter.
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Später, als ich meine Tante darauf ansprach und sie fragte, warum er uns nicht zurückschrieb, antwortete sie: |
„Er“ würde ich hier durch „Opa“ ersetzen. Außerdem würde ich noch ein „denn“ im Satz platzieren: „Später, als ich meine Tante darauf ansprach und sie fragte, warum Opa uns denn nicht zurückschrieb, antwortete sie:“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Aber seine Worte, dass wir die Dinge erst nach ihrem Fehlen lernen wertzuschätzen, hallen mir immer noch im Ohr und ich denke, dass er damit mehr als recht hatte. Die Aussage eines Analphabeten, derren Bedeutung ich nach seinem Tod erst richtig verstanden habe. |
„Lernen“ und „wertschätzen“ sollten zugunsten des Leseflusses die Plätze tauschen. „Derren“ schreibt man nur mit einem „r“. Also: „Aber seine Worte, dass wir die Dinge erst nach ihrem Fehlen wertzuschätzen lernen, hallen mir immer noch im Ohr und ich denke, dass er damit mehr als recht hatte. Die Aussage eines Analphabeten, deren Bedeutung ich nach seinem Tod erst richtig verstanden habe.“
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Was würde ich heute nicht alles für einen Brief von Omas Hand, diktiert von Opas Lippen geben, um ein allerletztes Mal mich an ihrem, daraus duftenden Geruch zu erfreuen. |
„Mich“ sollte ein paar Stationen weiter nach vorn rücken: „Was würde ich heute nicht alles für einen Brief von Omas Hand, diktiert von Opas Lippen, geben, um mich ein allerletztes Mal an ihrem daraus duftenden Geruch zu erfreuen.“
Fazit: Lass dich von den vielen Korrekturen nicht abschrecken. Diese kleine Geschichte ist toll! Das Gefühl ist echt und spürbar, es rührt zu Tränen. Güven, du bist ein wahnsinnig guter Erzähler. Deine Stimme ist authentisch, glaubwürdig, ja zärtlich geradezu. Es macht unheimlich Spaß, deine Texte zu lesen. Ich habe nur eine einzige Bitte: Die Korrekturen, zumindest die grammatikalischen, solltest du unbedingt in deinen Text nachpflegen – ohne diese Schönheitsfehler wirst du noch deutlich mehr Herzen erreichen als jetzt schon. Ganz sicher.
Danke dafür und viele Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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DerImigrant Wortedrechsler
Beiträge: 91
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23.03.2009 22:24
von DerImigrant
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hui, hier sieht es ja wie auf einer Großbaustelle aus
Lieber Eon
Danke das du dir den Text angenommen hast. Es ist für mich sehr wichtig ernst genommen zu werden, zumal meine Texte vorwiegent das gelebte wiedergeben.
Deine Korrekturvorschläge sind angebracht und von großer Hilfe. Danke herzlichst!
Hallo Martin
Da bin ich nun wieder und fühle mich auch schon wie zu Hause:-)
In deinen Korrekturbeispielen sind Stellen, die mich vorher instinktiv gestört hatten, ich aber den Grund nicht so recht verstand. Jetzt, wo du den Text gründlich "aufgewirbelt" hast bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden und werde sie so wie vorgeschlagen übernehmen.
Den Überarbeiteten Text werde ich dann anschließend nochmals plazieren und hoffe, dass er dann weniger Fehler aufweist.
Zusätzlich möchte ich mich für die aufbauenden Komplimente danken! Sie machen Mut noch bessere Texte zu verfassen und wecken in einem den Willen weiterzumachen.
Was deine Bitte anbelangt kann ich dich beruhigen.
Bevor ich den obrigen Text hier plaziert habe, habe ich es mindestens zwei Mal durch den Duden Korrektor gejagt. Aber das Resultat lässt zu wünschen übrig. Werde mir vielleicht ein anderes Programm zulegen, der hoffendlich besser ist.
LG Güven
_________________ Ein Maler soll malen, was er in sich sieht, nicht was er vor sich sieht. (Caspar David Friedrich)
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Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.(Saadi, zwischen 1209 und 1213 - 1292) |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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24.03.2009 07:30
von MosesBob
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Moin Güven!
DerImigrant hat Folgendes geschrieben: | Was deine Bitte anbelangt kann ich dich beruhigen.
Bevor ich den obrigen Text hier plaziert habe, habe ich es mindestens zwei Mal durch den Duden Korrektor gejagt. Aber das Resultat lässt zu wünschen übrig. Werde mir vielleicht ein anderes Programm zulegen, der hoffendlich besser ist. |
Ob Programme da wirklich was bringen? Spar dir das Geld mal lieber. Für die ganz harten Brocken hast du ja uns.
Schönen Tag und beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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