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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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13.11.2010 19:12 Tell me where I am von Enfant Terrible
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maybe this paradise
reached the sun once too close
no dark corners left from where
something living might emerge
milk & honey running down streets of white
for there’s no thirst to stop these rivers
in a land with no shadows left
crosses dawn upon the hills
where colours grow like an abandoned garden
endless beauty is the only reason
for the fog to clear
Weitere Werke von Enfant Terrible:
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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13.11.2010 19:49
von EdgarAllanPoe
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Hallo Inkognito!
Das ist ein seltsames "impressionistisches" Gedicht: mit ineinander verschlungenen Bildern, die sich nicht eindeutig auflösen lassen (z. B. Milch und Honig, die die weiße Straße hinunterrinnen). Das hat in seiner Gänze eher etwas Symbolistisches, weil die Bilder mehr als bloße Abbildpoesie über sich selbst hinausdeuten und irgendetwas ansprechen, das man nicht als Verstand bezeichnen kann.
Wir haben hier einen Text vor uns liegen, der auch als Untermalung für einen Song dienen könnte. Der Ton ist insgesamt verzweifelt, was vor allem durch das Englische seinen Ausdruck findet. Denn man merkt sehr wohl, dass du die Sprache sehr gut beherrschst, aber es fehlt noch etwas im Klang, das dich von einer Nicht-Muttersprachlerin abheben würde. Das merkt man beispielsweise an der verqueren Stellung des "once" in Vers zwei, ich würde eher etwas schreiben wie "maybe this paradise / has once reached the sun too close". Dann würde es auch zeitlich passen, weil die Handlung des Annäherns schon abgeschlossen ist. Auch "something living" klingt zu deutsch. Wie wäre es mit "crawling life" oder dergleichen? Du beziehst dich ja auf etwas, das sich fortbewegt. Zuerst dachte ich an ein wie auch immer geartetes Lebewesen, aber bei "creature" entsteht dann doch eine spürbare Lücke, die unschön klingt. Aber vielleicht hast du ja dazu eine andere Meinung.
Insgesamt stelle ich einige Kontraste in deinem Gedicht fest. Zum Einen sind da die unterschiedlichen Farben, das Grau des Nebels und die helle, fließende Farbe des Honigs neben dem trostlosen Weiß der Milch: Ich halte dies für eine geschickte Suggestion deinerseits, die Unentschlossenheit des Lyrischen Ichs anzudeuten. Genauso wie die Farben um Vorherrschaft kämpfen - grau oder Farbe? - trägt es in seinem Inneren eine Art Richtungskonflikt aus. Es sucht jemanden, an den es sich wenden kann: Es ist noch immer schutzbedürftig, auch wenn seine versierte Farbwahrnehmung eine große Reife andeutet.
Liebe Grüße,
Eddie
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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14.11.2010 10:48
von lupus
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irgendwie - keine Ahnung wie - berührt mich dieses Gedicht,
hab's ja normalerweise nicht so mit Lyrik,
aber das hat was.
werd wohl einmal ein bisserl drüber nachdenken,
meld mich wieder
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Gast
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14.11.2010 11:07
von Gast
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Hallo, im dsfo darf man alles mögliche, also frag ich dich:
hast du gemeint/
getting too close to the sun
has always been something
even if your name
is paradise
no secret left
nothing to long for
shadows are here for us
anxiously in need for places to hide
only desperate thirst shall
please the gods and muses
give us colours bursting out of hidden
gardens, secretly abandoned
shadows crawl back and fog
will rise in the shiny face of
everlasting beauty
?
Interpretationsversuch Anja 14/11/2010 11:07
who are you?
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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14.11.2010 13:58 Re: Tell me where I am von lupus
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hallo Inko,
die Überschrift und das 'maybe' (das irgendwie als zweite Überschrift das ganze Gedicht über mitschwingt) lassen Unsicherheit erkennen.
mir kommt überhaupt vor, als würden hier zwei Situationen gegenüber gestellt, die eine als vermeintliches Paradies, die andere als nicht näher definierte: farbenfroh, ohne Nebel
the fog nimmt Bezug auf die erste Strophe. Er, der das Paradies eigentlich vernebelt, lichtet sich.
Inkognito hat Folgendes geschrieben: | maybe this paradise
reached the sun once too close
tatsächlich steht das 'once' an seltsamer Stelle
wie überhaupt, das 'reach' mir etwas unglücklich gewählt scheint,
weil es doch etwas zu aktiv ist, so, als wollte es das Paradies.
aber: man soll ja annehmen, dass der Autor das schon absichtlich so gewählt hat
deshalb:
once+imperfect: würde darauf hindeuten, dass ein einmaliges 'Berühren' der Sonne gereicht hat, es (das Leben?) als Paradies zu Interpretieren
das 'maybe' würde diese Interpretation als Fehler darstellen oder zumindest als fraglich, das aktive 'reach' könnte fast suggerieren, man wollte sich das einreden ... naja ein bisserl weit hergeholt
no dark corners left from where
something living might emerge
das (hineininterpretierte) Licht verhindert das Entstehen von Leben, von Neuem, weil die Schatten fehlen, die helfen das Licht überhaupt als solches zu erkennen. Es braucht die Schattenseiten im Leben.
milk & honey running down streets of white
for there’s no thirst to stop these rivers
deshalb wird die (positiv unterlegte) Milch auch gar nicht mehr wahrgenommen. Alles ist weiß, die Milch flließt im Überfluss, niemand will sie mehr, man weiß gar nicht was man daran hat und weil man es nicht schätzt, wird alles farblos, weiß in weiß.
in a land with no shadows left
crosses dawn upon the hills
where colours grow like an abandoned garden
hier machen mich die crosses und an abandoned garden stutzig
Mit dem Garten im Singular wird (garden eden/paradise) auf nur einen Garten Bezug genommen, dazu die Kreuze ... das nimmt mir den weltlichen Bezug dieses Gedichts ... zieht es auf eine andere Ebene, die mir nicht so gefallen will.
mit: like abandoned gardens ließe sich das umgehen
wenn's Absicht war, müßt ich in diesem Moment aussteigen
sonst: hier der Umschwung, das erste Erkennen von Veränderung/Verbesserung, die neue Situation dämmert, ein neuer Abschnitt? Geht hervor aus längst Vergessenem.
Unklar: ändert sich die Ausgangssituation (wodurch), wird das vermeintliche Paradies zu einem tatsächlichen oder ist es Einfluss von außen? .....
endless beauty is the only reason
for the fog to clear
worin the beauty besteht erschließt sich mir nicht, is aber auch nicht nötig
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ein Versuch
immerhin
lgl
gefallen hat's auf jeden FAll, sehr melodisch die Angelegenheit und in seiner Offenheit sehr spannend
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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15.11.2010 06:53
von Enfant Terrible
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Vielen Dank euch für die Kritiken!
Ich finde es interessant, dass ihr, lupus und Eddie, die melodische Komponente ansprecht. Tatsächlich ist dieses Gedicht ein Songtext, der von einem befreundeten Musiker auch als Lied verwendet wurde. (muss mal um Erlaubnis fragen, ob ich es hier evtl hochladen darf, gehört ja zu seinem Top-Secret.Soloprojekt )
Zur Erklärung: Das Gedicht ist eine Impression, basierend auf einem Traum. Der Traum handelte von einer makellos schönen, aber völlig ausgestorbenen Welt ohne Menschen. Die Farben waren kräftig, die Kulissen eindrucksvoll - aber wenn ich über den Horizont sah, sah ich endlose Gräber. All dies hat eben Eingang in das Gedicht gefunden. Lorraines Paraphrasierung enthüllt den Sinn schon ziemlich gut.
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