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[IMP/Erz] Explosion - eine musikalische Impression

 
 
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cpt761
Erklärbär
C


Beiträge: 2
Wohnort: Ulm


C
Beitrag13.02.2007 02:28
[IMP/Erz] Explosion - eine musikalische Impression
von cpt761
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

[TEASER: "Killing in the name of" antwortet eine schreiende/flüsternde Stimme, die so klingt als rufe sie gerade, über eine beschädigte Leitung, vom entgegengesetzten Ende der Welt an. ]

Hallo,
ich habe mich vorhin erst angemeldet und sofort begonnen ein kleines Geschreibsel zu korrigieren, dass schon seit Längerem auf meiner Festplatte rumliegt.

Erstmal: Die korrekte Hintergrundmusik ist:
"Killing in the name of" von Rage Against the Machine.
Falls ihr das Stück nicht kennt, könnt ihr es hier anhören:
[url] http://youtube.com/watch?v=-c4Cc09aETU [/url]
(Das Video hat nichts damit zu tun Wink )

Bitte entschuldigt noch vorhandene Rechtschreibfehler, skrupellose Wortschöpfungen und die eitle Länge.
(ca. 1000 Worte, ~8 Minuten zu lesen)
So, und nun vielen Dank für eure Zeit und viel Spaß!
---------------------------------------------------------------------------------------

Explosion - eine musikalische Impression

Vier dröhnende Schläge der Gitarre kündigen das Gewitter an, das in wenigen Sekunden über die kleine Kellerbar im Studentenwohnheim hereinbrechen wird. Ich entschuldige mich mit einem kurzen Nicken aus dem Kreis der kleinen Gruppe und suche mir eine freie Fläche, die meinen Schuhsohlen genügend Halt bietet und schließe kurz die Augen.

Mein imaginärer Blick wandert an die Decke und sucht dort einen bestimmten Punkt, der sich unruhig zwischen zwei Taktschlägen hin und herschiebt. Als ich ihn endlich zu fassen bekomme und meine Augen wieder öffne, sehe ich wie mein Arm nach vorne schnellt, um mit einer metronomartigen Bewegung ein nicht vorhandenes, und wohl auch niemals erfundenes Instrument zu bedienen.

"Damm, damm, damm, dimm, dimm, dimm.
Damm, damm, damm, dimm, dimm, dimm."
Die einsetzenden Percussions ziehen meine rechte Schulter nach hinten und spannen mich wie einen Bogen.
"Plick, plick, plick, plick, plock, plock, plock."
Dann entbrennt ein funkensprühender Wettstreit zwischen Bass und E-Gitarre, der mich hin und her über den Boden katapultiert und pures Adrenalin gefolgt von seeliger Ruhe verspricht.

Unterstützt vom Schlagzeug beendet der Bass das ausgelassene Gehüpfe mit einem fragenden "Damm, damm, damm, dimm, dimm, dimm".
"Killing in the name of" antwortet eine schreiende/flüsternde Stimme, die so klingt als rufe sie gerade, über eine beschädigte Leitung, vom entgegengesetzten Ende der Welt an.

Dann beginnt ein Gemahle und Gestampfe, das den Regisseur von "Planet der Affen" in pures Entzücken versetzt hätte. In breitbeinigem Getorkel kämpfe ich mich vor und zurück über meine improvisierte Tanzfläche. Zombieartig lasse ich mich vom Mob mitreißen, den die Musik um mich herum projiziert, hämmere den Takt mit meinem Kopf in die rauchige, von Brutalität durchtränkte Luft.

Der Sänger beginnt mit seinem vielfach wiederholten Statement. Im mahlenden und stampfenden Rythmus des Mobs bedroht er jeden Einzelnen mit seinen knappen Sätzen. Mit schüttelnden und schlagenden Bewegungen meiner Hände oder Fäuste unterstreiche ich, dass dieser Herr sicher etwas wichtiges zu sagen hat. Ich glaube er hat was gegen Anhänger des Ku-Klux-Klans in den Reihen der Polizei. Mir ist das relativ egal, für mich hat das Lied eine eigene Bedeutung. Abseits von Politik, Faschismus und Religion. Eine rein Emotionale.

"Ooaaahhhh!"
Die Einleitung ist geschafft. Die Charaktere und die Situation sind hinreichend eingeführt. Es wird noch ein bisschen weiter gestampft und marschiert, bis uns der Sänger endlich sein eigentliches Problem mitteilt:
"Killing in the name of!"
Stampfen, Trampeln, Kopfschütteln.
"Killing in the name of!"

Na gut, und was geht das mich an?
Sofort reisst der massive Beat ab. Durch ein betonendes  "Damm, damm, damm!"  hämmert mir der Bass die Antwort auf meine Frage ein:
"Now you do, what they told you!"
Da ich es gar nicht mag durch Manipulation oder Zwang zu irgendwelchen Dingen getrieben zu werden, gestikuliere ich wild durch die Gegend und ziehe ein entsprechend wütendes Gesicht.

"Now you do, what they told you! Now you're under control!"
Das ist doch mal eine unerhörte Behauptung. Mich kontrollieren, gegen meinen Willen? Niemand! Niemals!
Doch mir diese Gemeinheit einmal an den Kopf zu werfen reicht dem Sänger wohl nicht und so provoziert er weiter. Auch die Gitarren und Bässe heulen im Hintergrund schon erbost auf, wenn er es wieder und  wieder sagt: "Now you're under control!"
Na warte, du kannst was erleben!

Und gemeinsam mit dem Schlagzeug und der sich auf einmal überschlagenden Stimme explodiere ich! Ich hebe vom Boden ab und hüpfe und stampfe mit beiden Beinen auf den Boden ein - den Drecksack! Jetzt ein par Leute zum pogen! Ich sehe tobende Massen, Straßenschlachten, sich immer schneller ausbreitende Wogen wütend schreiender und zerstörender Menschen, die jeden Zwang abschütteln und allen Widerstand brechen, als wäre er gar nicht vorhanden.

Doch auf einmal legt sich eine uniforme Ruhe über die gesamte Szene. Die Zombies beginnen wieder zu maschieren. Irgendetwas Größeres und Mächtigeres als die gesammelte Wut der gesamten Menschheit ist am Werk. Der Takt. Er versklavt uns und toleriert keinen falschen Schritt.

Dieses Wechselspiel aus sich steigernder Wut, exlposionsartigem Ausflippen und plötzlichem Rückfall in den alten Trott, wird endlich von einer immer verückter kreischenden und jaulenden Gitarre beendet, die den Weg ebnet für den sich zaghaft nährenden Gedanken. Zunächst geflüstert/genuschelt:
"Fuck you, i won't do what you tell me!"
Aber komplett neben dem Takt.
Nur die Menge der Stimmen, die dies spricht herrscht über die Art und Weise, wie sie es sagt:

"Fuck you, i wont do what you tell me!"
Das sich langsam steigernde Gemurmel ist wie eine Explosion. Jedoch keine kurze und heftige, die ihre gesamte Energie und Wirkung im Bruchteil einer Sekunde freisetzt und dann wieder in sich zusammenfällt.
Sondern eine Explosion in Zeitlupe. Langsam, schritt für schritt, breitet sie sich aus. Fast zärtlich überstreicht sie Millimeter um Millimeter der Szene mit blutigem Chaos. Sie ist unaufhaltsam. Nichts kann diese unglaubliche Schockwelle überstehen. Nicht einmal die Szene selbst, die mit so viel Mühe in die Köpfe der Tänzer gewoben wurde.
Hinter der Schockwelle bleibt nur gähnende Leere zurück. Tiefe Schwärze, in der wir mit uns selbst und unseren Gedanken allein sein können.

Und der Gedanke wird zur herausgebrüllten Überzeugung. Der Ablauf der Ereignisse beschleunigt sich. Ein letzter Energieaufwand des Sängers gibt der Welle ihren letzten Stoß, "Motherfucker!", und sie entfernt sich mit unglaublicher Geschwindigket von unserem ruhigen Auge in ihrem Mittelpunkt.
Während den letzten Takten können wir ihr unter riffelnden Gitarren nachblicken bis ihre Ränder unser Gesichtsfeld verlassen und uns in schützender und wärmender Schwärze zurücklassen.

Von der imaginären wie auch von der realen Szenerie nehme ich nichts wahr. Ich befinde mich in meinem nun friedlichen und zufriedenen Zentrum, beobachte mit kindlicher Freude wie sich die Schwärze mit neuen Ideen, Eindrücken und Gefühlen füllt.

Einige der anderen Besucher sind etwas verwirrt über mein andächtiges Rumgestehe auf der Tanzfläche. Und andere fragen bereits ungeduldig, wo das nächste Lied bleibt.
Sie wissen nicht, dass es in gewissem Sinne schon läuft.
Denn so grandios "Killing in the Name" auch ist, es hat eine kleine Schwachstelle: Es fehlen 20 Sekunden Stille am Ende, die der hingebungsvolle Tänzer benötigt, um sich nach diesem Psychotrip wieder einigermaßen zu sammeln.

Doch das lässt sich sehr einfach beheben. Ein ungeschickter, abschließender Rückwärtsstolperer über das Boxenkabel am Ende des letzten Taktes und alle sind glücklich. Na ja, zumindest sämtliche Mitglieder meiner nicht vorhandenen Pogo-Meute..... dumm di du!



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