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Autor |
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sophie46 Leseratte
S Alter: 61 Beiträge: 153 Wohnort: Wien/ Österreich
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S 05.02.2009 13:17 Geschichten, die das Leben schreibt von sophie46
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Quicktipp
Es ist Mittwoch, kurz vor halb sechs am Abend. Ich betrete eine Trafik, da meine Zigaretten aus sind und ich außerdem meine Deppensteuer in Form eines Lottotipps abgeben möchte. Zu groß ist die Verlockung 3,2 Millionen Euro zu gewinnen.
Vor mir steht ein Herr, schätzungsweise Mitte vierzig, der entweder eine kaputte Leber hat, oder einen Großteil seiner Freizeit im Solarium verbringt. Er erinnert mich an Lederstrumpf, wenn ich sein Gesicht genauer betrachte.
„Grüß sie“, sagt der Trafikant freundlich.
„Einen Quickie“, ist die Antwort des Kunden.
Ich staune nicht schlecht, was es alles bei uns zu kaufen gibt, und vor allem wo man es erstehen kann.
Auch der Verkäufer wundert sich kurz, grinst ein wenig: „Ah, sie meinen einen Quicktipp.“
„Egal“, sagt Lederstrumpf, „gewinnen will ich.“
Dazu lacht er schmierig und viel zu laut.
Mein Magen krampft sich zusammen, wenn ich an einen Quickie mit dieser Gestalt denke.
Der Lottocomputer wird aktiviert und spuckt einen Schein aus.
Lederstrumpf betrachtet diesen kurz und stellt dann fest : „Also den können sie sich behalten, das sind ja keine vernünftigen Zahlen. So wird das nichts mit dem Gewinnen.“
Der Trafikant staunt zum zweiten Mal und ich mit ihm.
„Schauen sie“, erklärt unser braungebrannter Held, „ 07 13 14 15 19 32 .“ Er hält dem Trafikanten , in der Absicht seine Beschwerde zu untermauern, den Schein unter die Nase.
Ich werde ungeduldig und der kleine Laden ist mit drei weiteren Kunden zum Zerplatzen voll.
„Das ist egal“, versuche ich zu erklären, „weil die Wahrscheinlichkeit …....“
Weiter komme ich nicht, von hinten ruft einer : „Junger Mann wollen sie da biwackieren?“
Der Trafikant, der schließlich auch weiter arbeiten will, bietet dem Mann an , er solle eben seine gewünschten Zahlen auf einem Schein ankreuzen.
„Das geht nicht“, schmettert er den Vorschlag ab, „ meine Brillen liegen zu hause.“
Ich krame eine Weile in meiner viel zu großen Handtasche und fische meine Augengläser heraus. Mit einem leicht säuerlichem Lächeln, biete ich ihm diese an.
Lederstrumpf will sie nicht.
„Gut“, letzter Vorschlag vom Trafikanten, „sie sagen mir ihre Zahlen an und ich gebe sie in den Computer ein.“
„Super“, strahlt er, „ 34 12 45 72 …...“
„Geht nicht.“
„Warum nicht? 72 ist meine Glückszahl. Was heißt, geht nicht?“, erzürnt sich Lederstrumpf.
„Weil es Lotto sechs aus fünfundvierzig heißt.“
Schweigen.
Ich überlege mir, die nächste Trafik aufzusuchen, widerstehe aber, weil mich dieses Schauspiel zu amüsieren beginnt.
„Na gut, wart ein bisserl“, schlägt Lederstrumpf vor und denkt nach.
Es gibt Menschen, die sind überall und immer mit jedem per Du.
Mittlerweile ist der Trafikant auf Idee gekommen, dass er die übrigen Wartenden bedienen könnte. Es hilft mir wenig, weil ich ja auch Lotto spielen will.
Oder doch?
„Geben sie mir bitte den Quicktipp, den der Herr nicht wollte.“
Ich mache mich auf dem Heimweg und sollte ich heute Abend die 3,2 Millionen abkassieren, dann werde ich auf Lederstrumpf ein Glas Rotwein trinken.
Kurze Erläuterung:
Trafik ist ein Tabakladen.
Quicktipp ist ein Lottotipp, den der Computer automatisch generiert.
Kein Wort dieser Episode ist erfunden.
lg Sopherl
Weitere Werke von sophie46:
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8664 Wohnort: Bayern
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06.02.2009 20:51
von Merlinor
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Hallo Sophie
Die Geschichte ist schön erzählt und man kann sich die Situation gut vorstellen.
Aber ... tja, sie hat keine Pointe, kein überzeugendes Ende.
Eigentlich hattest Du den Leser doch darauf neugierig gemacht, zu welcher Lösung Lederstrumpf mit seiner Zahlensuche kommt, oder wie die anderen Kunden weiterhin auf ihn reagieren.
So hört die Geschichte einfach ohne Vorankündigung auf.
Schade. Manchmal sollte man auch eine biografische Story ein wenig aufpeppen.
Gut, Du hast Lederstrumpfs Lottoschein gekauft. War es wenigstens ein Gewinn?
Herzlich
Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5103 Wohnort: Schlüchtern
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07.02.2009 15:59
von Harald
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Hallo Merlinor,
stimmt nur bedingt.
ich würde diesen Partein wenig aufpeppen, dann past es eher, für eine tatsächlich erlebte Geschichte ist es ansonsten m.E. gut erzählt:
Mittlerweile ist der Trafikant auf Idee gekommen, dass er die übrigen Wartenden bedienen könnte. Es hilft mir wenig, weil ich ja auch Lotto spielen will.
Oder doch?
„Geben sie mir bitte den Quicktipp, den der Herr nicht wollte.“
Ich mache mich auf dem Heimweg und sollte ich heute Abend die 3,2 Millionen abkassieren, dann werde ich auf Lederstrumpf ein Glas Rotwein trinken.
......................................................................................................
Nur einige wenige Satzfragmente lassen den Schluss runder erscheinen:
Mittlerweile ist der Trafikant auf Idee gekommen, dass er die übrigen Wartenden bedienen könnte und hat auch schnell zwei Zigarettenkunden aus der Schlange heraus bedient. Ob das sinnvoll war bleibt dahingestellt, eventuell hätten sie ja auch Lotto gespielt! Das alles hilft mir wenig, weil ich ja auch Lotto spielen will.
Oder gibt es doch noch eine Möglichkeit, Lotto spielen und schnell wegkommen?
„Geben sie mir bitte den Quicktipp, den der Herr nicht wollte.“
Auf dem weiteren Heimweg suche ich noch ein Delikatessengeschäft auf und lasse mir einen guten Rotwein geben und sollte ich heute Abend die 3,2 Millionen abkassieren, dann werde ich auf Lederstrumpf ein Glas gavon trinken!
Oder auch zwei ..
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sophie46 Leseratte
S Alter: 61 Beiträge: 153 Wohnort: Wien/ Österreich
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Gast
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10.02.2009 15:42
von Gast
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Ich fand es auch sehr amüsant, aber es fehlt tatsächlich eine Pointe. Ich habe von Anfang an darauf getippt, daß der "Quickie" tatsächlich gewinnt. Das hatte ich eigentlich erwartet. Ich hätte dann allerdings den Schein jemand anderen nehmen lassen, nicht die Ich-Erzählerin, die sitzt dann nur abends vor dem Fernseher, sieht die Zahlen und lacht sich schlapp über den dummen "Lederstrumpf". Natürlich könnte sie auch selbst mit den Zahlen gewinnen, aber die Pointe finde ich nicht so gut. (Ich meine, für Dich persönlich fände ich sie gut, aber nicht für die Dramatik der Geschichte. )
Liebe Grüße
Angela
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sophie46 Leseratte
S Alter: 61 Beiträge: 153 Wohnort: Wien/ Österreich
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