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Die Uhr


 
 
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Sara Duchesse
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S
Beitrag08.02.2009 19:44
Die Uhr
von Sara Duchesse
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Scheint leider auch sehr aus dem Zusammenhang gerissen (hab hier erkannt, dass das eines meiner Probleme ist), es könnte vielleicht mal der Anfang von etwas längerem werden.

DIE UHR
Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigend und bedrohlich wirkende Klicken eines altmodischen, weißen Weckers, der neben dem großen Eisenbett auf einem schlichten, weißen Kästchen steht, erfüllt den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich. Durch das fest verschlossene Fenster werden die gräulichen Wände erhellt und die reflektierten Strahlen der Sonnen lassen den Raum freundlicher wirken. Gemächlich, beinahe träge, tanzen glitzerndem Goldstaub gleichende Staubflocken, nur vor dem gleißend hellen Fenster sichtbar; sie sind der einzige Schmuck des Zimmers.

Langsam atmet sie wieder aus; es war ihr entgangen, dass sie die Luft angehalten hatte. Leise, um ihn nicht zu wecken, atmet sie wieder ein, rückt sich im Bett sanft zurecht und legt ihre vom Schlaf warme Hand auf seine Brust, die sich ruhig und gleichmäßig hebt und senkt. Sie senkt ihre noch schweren Lider um zu blinzeln, langsam klärt sich ihr Blick. Ihre Pupillen, eingebettet in kleine, kreisrunde, dunkelgraue Meere, ziehen sich in einem Ruck zusammen, als sie ihren Kopf leicht zur Seite dreht, um Richtung Fenster zu blicken.

Acht Uhr siebenundzwanzig.

Langsam formt sich die Erinnerung an Zeitgefühl in ihrem Kopf. Unermüdlich springt der bei jedem einzelnen Ruck erzitternde, schlanke Sekundenzeiger von Punkt zu Punkt. Plötzlich nervös werdend dreht sie ihren Kopf wieder ihm zu, und sofort überrollt sie eine unerwartete Welle der Zuneigung, die ihre Unruhe ertränkt. Seine Züge waren weicher, wenn er schlief. Aus einem Reflex heraus strich sie ihm zärtlich über die Wange und ein Lächeln umspielt seine Lippen. Nun muss auch sie lächeln; kräuselt ihre Zehen, um langsam wieder ein Bewusstsein ihres Körpers zurückzuerlangen und drückt sanft ihr Becken an seine Seite.

Wieder wird ihr das bedrohliche Verrinnen der Zeit bewusst, als das Ticken der Uhr abermals ihre Gedanken durchschneidet. Er ist noch da, beruhigt sie sich selbst. Sie senkt ihre geschwungenen, dunklen Wimpern und versinkt gedanklich im Wohlbehagen der weißen Bettlaken.

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Michael
Geschlecht:männlichAnti-Lyriker


Beiträge: 734



Beitrag09.02.2009 15:48

von Michael
Antworten mit Zitat

Hallo,

Meiner Meinung nach viel zu viele Adjektive. Ich finde, dadurch wirkt dein Text zu sehr gekünstelt.

 
Zitat:
DIE UHR
Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigend und bedrohlich wirkende Klicken eines altmodischen, weißen Weckers, der neben dem großen Eisenbett auf einem schlichten, weißen Kästchen steht, erfüllt den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich. Durch das fest verschlossene Fenster werden die gräulichen Wände erhellt und die reflektierten Strahlen der Sonnen lassen den Raum freundlicher wirken. Gemächlich, beinahe träge, tanzen glitzerndem Goldstaub gleichende Staubflocken, nur vor dem gleißend hellen Fenster sichtbar; sie sind der einzige Schmuck des Zimmers.

Langsam atmet sie wieder aus; es war ihr entgangen, dass sie die Luft angehalten hatte. Leise, um ihn nicht zu wecken, atmet sie wieder ein, rückt sich im Bett sanft zurecht und legt ihre vom Schlaf warme Hand auf seine Brust, die sich ruhig und gleichmäßig hebt und senkt. Sie senkt ihre noch schweren Lider um zu blinzeln, langsam klärt sich ihr Blick. Ihre Pupillen, eingebettet in kleine, kreisrunde, dunkelgraue Meere, ziehen sich in einem Ruck zusammen, als sie ihren Kopf leicht zur Seite dreht, um Richtung Fenster zu blicken.


Das sind zu viele Adjektive. Wenn du, sagen wir mal, die Hälfte wegstreichen würdest, wäre dein Text stimmiger und vom Gefühl her "tiefer".

Gruß
Michael
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Uenff
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Beiträge: 952
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Beitrag09.02.2009 15:56

von Uenff
Antworten mit Zitat

Schließe mich Michael kommentarlos an.

Nun gut, doch nicht kommentarlos  Embarassed
Aber fast.

Zitat:

Langsam formt sich die Erinnerung an Zeitgefühl in ihrem Kopf.

Diese Floskel wirkt irgendwie...unangebracht. Ein bisschen umformen, dann hört sich das besser an.

Und noch was (auch wenn das jetzt eher persönliche Meinung ist): Setz die Geschichte in eine andere Zeitstufe. Ich (und das bin vielleicht nur ich) Ha...mag das Präsens nicht smile

Vom Inhalt her bin ich noch nicht sicher in welche Richtung sich das entwickeln wird. Vielleicht noch eine kleine Textstelle, nur um meine Neugier zu befriedigen? *Hundeblick AN*


So, das war dann auch schon meine mehr oder wenige...
auf Jeden Fall meine Meinung smile


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Sara Duchesse
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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S
Beitrag09.02.2009 17:08
-
von Sara Duchesse
pdf-Datei Antworten mit Zitat

1.
Zitat:
Meiner Meinung nach viel zu viele Adjektive. Ich finde, dadurch wirkt dein Text zu sehr gekünstelt.


Ich probiere es mal umzuschreiben. Ich liebe Adjektive und gehe leider etwas zu verschwenderisch mit ihnen um. Aber danke, fürs drauf-aufmerksam-machen (:

2.
Zitat:
Langsam formt sich die Erinnerung an Zeitgefühl in ihrem Kopf.


Zitat:
Diese Floskel wirkt irgendwie...unangebracht. Ein bisschen umformen, dann hört sich das besser an.


Floskel? Naja, nicht so extrem, meiner Meinung. Vielleicht fällt mir eine bessere Möglichkeit ein, es auszudrücken.

3.
Zitat:
Setz die Geschichte in eine andere Zeitstufe. Ich (und das bin vielleicht nur ich) Ha...mag das Präsens nicht


Vergiss es, das Präsens ist beabsichtigt Razz  Laughing

4. Um deine Neugierde zu befriedigen, muss ich mir wohl erst irgendwas ausdenken. Ich habe noch keine Ahnung, wohin sich das alles entwickelt.


Vielen Dank für die Kritik!
Liebstes, Sara
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caesar_andy
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Beitrag09.02.2009 17:29

von caesar_andy
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Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Die Gegenwartsform eignet sich für Erzählungen eigentlich nicht.
Die kannst du benutzen, wenn du eine Inhaltsangabe oder einen Bericht schreibts. Bei einem Roman solltest du in der Vergangeheit bleiben.
Zitat:
Vergiss es, das Präsens ist beabsichtigt

Ob die beabsichtigt ist oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle wink Denn mit der lesbarkeit deines Textes musst du dich spätestens dann auseinandersetzen, wenn du willst, dass ihn jemand ließt. Mir fällt grade ehrlichgesagt kein  Buch oder keine Kurzgeschichte ein, die ich jemals gelesen hätte, die im Präsens geschrieben war. Das wird sicherlich schon so seine Gründe haben wink

Zitat:
Ich probiere es mal umzuschreiben. Ich liebe Adjektive und gehe leider etwas zu verschwenderisch mit ihnen um. Aber danke, fürs drauf-aufmerksam-machen (:

Adjektive sind, wenn du es bildhaft magst, nicht die Zutaten aus denen du deine Suppe kochst, sondern das Salz, mit denen du sie würzt. Ohne geht es nicht. Der text wird langweilig. Aber mit zu vielen, schmeckt er nicht.
Dein Spiel mit den Adjektiven macht den Text unglaublich träge. Er fühlt sich beim Lesen an, wie ein Auto, dass mit angezogener Handbremse fährt.
Grundsätzlich solltest du überall wo du ein Adjektiv umschreiben kannst, dies auch tunm denn Verben sind dynamischer als Adjektive.


Ausserdem solltest du Mammutsätze wie
Zitat:
Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigend und bedrohlich wirkende Klicken eines altmodischen, weißen Weckers, der neben dem großen Eisenbett auf einem schlichten, weißen Kästchen steht, erfüllt den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich.

vermeiden. Ich musste diesen Satz 3 mal lesen, bevor ich seine komplette Bedeutung verstanden hatte. Aus diesem Satz kannst du locker 2 bis 3 kürzere Sätze machen, mit etwas umformung.
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Uenff
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Beitrag09.02.2009 17:31

von Uenff
Antworten mit Zitat

Zitat:
Mir fällt grade ehrlichgesagt kein  Buch oder keine Kurzgeschichte ein, die ich jemals gelesen hätte, die im Präsens geschrieben war. Das wird sicherlich schon so seine Gründe haben wink


Mír fallen 2 ein. Und beide waren scheußlich.

EDIT: Wenn du die Geschichte fortsetzt. BITTE...Bitte keine Vampire. Mittlerweile werden mir die Dinger unsymphatisch.


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Sara Duchesse
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S
Beitrag09.02.2009 17:38
-
von Sara Duchesse
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Zitat:
BITTE...Bitte keine Vampire. Mittlerweile werden mir die Dinger unsymphatisch.


Himmel, nein, ich dachte nie im Leben an Vampire ^^


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Sara Duchesse
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Beitrag09.02.2009 17:41
-
von Sara Duchesse
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Da fällt mir ein, dass ich vielleicht erwähnen sollte, dass ich den Text im Zuge einer Aufgabenstellung in der Schule schrieb, dabei ging es um Sekundenstil. Sekundenstil ist an und für sich sehr schwerfällig, es fiel hier der Vergleich mit einem Auto, das mit angezogener Bremse fährt.

In diesem Stil dürfte man eh nicht weiterschreiben, das will ich nicht mal selbst mehr lesen.

Das mit den Adjektiven krieg ich schon noch hin.


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Sara Duchesse
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S
Beitrag10.02.2009 00:25

von Sara Duchesse
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Besser?



Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigende und bedrohliche Klicken eines altmodischen Weckers erfüllte den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich. Der Wecker stand auf einem schlichten Kästchen neben einem Eisenbett; die einzigen Möbel. Durch das verschlossene Fenster wurden die Wände erhellt und die reflektierten Strahlen der Sonnen ließen den Raum freundlicher wirken. Gemächlich, beinahe träge, tanzten Goldstaub gleichende Staubflocken. Nur vor dem gleißend hellen Fenster sichtbar waren sie der einzige Schmuck des Zimmers.

Langsam atmete sie wieder aus; es war ihr entgangen, dass sie die Luft angehalten hatte. Leise, um ihn nicht zu wecken, atmete sie wieder ein, rückte sich sanft im Bett zurecht und legte ihre vom Schlaf warme Hand auf seine Brust, die sich ruhig und gleichmäßig hob und senkte. Sie schloss ihre noch schweren Lider um zu blinzeln, langsam klärte sich ihr Blick. Ihre Pupillen, eingebettet in dunkelgraue Seen, ziehen sich in einem Ruck zusammen, als sie ihren Kopf leicht zur Seite dreht, um Richtung Fenster zu blicken.

Acht Uhr siebenundzwanzig.

Unermüdlich sprang der bei jedem einzelnen Ruck erzitternde, schlanke Sekundenzeiger von Punkt zu Punkt. Plötzlich nervös werdend drehte sie ihren Kopf wieder ihm zu. Sofort überrollte sie eine unerwartete Welle der Zuneigung, die ihre Unruhe ertränkte. Seine Züge waren weicher, wenn er schlief. Aus einem Reflex heraus strich sie ihm zärtlich über die Wange und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Nun musste auch sie lächeln; kräuselte ihre Zehen, um langsam wieder ein Bewusstsein ihres Körpers zurückzuerlangen und drückte sanft ihr Becken an seine Seite.

Wieder wurde ihr das bedrohliche Verrinnen der Zeit bewusst, als das Ticken der Uhr abermals ihre Gedanken durchschnitt. Er ist noch da, beruhigte sie sich selbst. Sie senkte ihre geschwungenen Wimpern und versank gedanklich im Wohlbehagen der weißen Bettlaken.


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caesar_andy
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C
Beitrag10.02.2009 10:35

von caesar_andy
Antworten mit Zitat

Es ließt sich schonmal viel angenehmer, ein paar Korrekturen habe ich aber trotzdem noch wink

Zitat:
Der Wecker stand auf einem schlichten Kästchen neben einem Eisenbett; die einzigen Möbel.

Klingt etwas gestelzt, dazu kommt, das du die spartanische Einrichtung hier innerhalb von vier Zeilen zwei mal erwähnst. Ich würde den Anfang irgendwie so schreiben (vorsicht, Brainstorming ^^).
Der altmodische Wecker thronte hoch oben auf einem schlichten Kästchen neben dem Eisenbett. Sein zugleich bedrohliches und beruhigendes ticken untermalte die Szenerie, des ansonsten leeren Raumes, mit einem klaren Klangteppich.

Zitat:
Durch das verschlossene Fenster wurden die Wände erhellt und die reflektierten Strahlen der Sonnen ließen den Raum freundlicher wirken.

Diesen Satz solltest du vieleicht besser in das Aktiv setzen. Passiv ist in einer Geschichte selten eine gute Wahl, aber das musst du selber wissen wink

Zitat:
Nur vor dem gleißend hellen Fenster sichtbar, waren sie der einzige Schmuck des Zimmers.

Ich glaube, hier gehört ein Komma hinter "sichtbar".
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DasProjekt
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Beitrag10.02.2009 12:05

von DasProjekt
Antworten mit Zitat

Zum Thema Adjektive etc wurde schon genug gesagt.

Ein Satz, der noch nicht erwaehnt wurde, ist der letzte (ich nehm mal den aus der ueberarbeiteten Version):

Zitat:
Sie senkte ihre geschwungenen Wimpern und versank gedanklich im Wohlbehagen der weißen Bettlaken.


(Jetzt mal abgesehen von der Wortwiederholung - zweimal "senken" in verschiedenen Verbindungen aber dennoch eben eine Wiederholung - das ist selbst mir gerade erst meim Copy + Paste aufgefallen.)

Mir geht es um die Perspektive. Ich bin ein Perspektivist. Und hier hast du in einem einzigen Satz zwei verschiedene Perspektiven drin. Erkennst du die selbst?
Ich mag sie ungern direkt erwaehnen, manchmal hilft es viel eher, den Fehler selber suchen zu muessen. (Wie die Mutter vom kleinen Luc in "Chocolat" sagte: "I did not tell you how to correct the error, I just told you that you made one!".)

(Wenn keiner drauf kommt, komm ich gerne wieder  Wink )


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Michael
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Beitrag10.02.2009 12:32

von Michael
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Hallo DasProjekt,

meinst du etwa, weil sie gedanklich im Wohlbehagen der weißen Bettlaken versank?

Wenn ja, widerspreche ich dir gerne. Wink
Ich finde nicht, dass sie dabei die Perspektive wechselt. Als auktorialer Erzähler kann sie sich in jede Figur hineinversetzen. Und von daher ist es meiner Meinung nach völlig in Ordnung, wenn sie es so schreibt. Ich finde also nicht, dass sie an dieser Stelle eine zweite Perspektive einführt.
Aber ich lasse mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen...

Gruß
Michael Wink
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DasProjekt
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Beitrag10.02.2009 12:41

von DasProjekt
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Die Story ist aber nicht im auktorialen Erzaehler geschrieben, sondern - bis auf eben diesen einen Satz - aus der Perspektive der Frau. Die von dir erwaehnte Szene betrifft daher auch nur eine Haelfte der von mir angepeilten Perspektivverletzung...  Wink

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DasProjekt
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Beitrag10.02.2009 12:51

von DasProjekt
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Aber ich stelle gerade fest, da ist weiter vorher schon einmal ein Satz, der eben nicht IHRE Perspektive ist - dann ist hier vielleicht der auktoriale Gesichtspunkt erwuenscht, nur nicht wirklich erreicht? *gruebel* - mit auktorial habe ich ohnehin ein Problem...

Der Satz, den ich damit meine, ist dieser hier:
Zitat:
Ihre Pupillen, eingebettet in dunkelgraue Seen, ziehen sich in einem Ruck zusammen, als sie ihren Kopf leicht zur Seite dreht, um Richtung Fenster zu blicken.

und hat zusaetzlich den "Makel", dass er in einem anderweitig auf Vergangenheitsform abgeaenderten Text weiterhin in Gegenwart geschrieben ist...

Ich glaube, der Text, auch wenn ja eigentlich kurz, hat durch die unendlich scheinenden Verschachtelungen und Adjektivketten das Potenzial, einfach gaenzlich zu verwirren. Es fehlt eine klare Linie. Am Ende des Textes nehme ich nichts weiter mit als den seltsamen weissen Wecker neben dem eisernen Bett...  Schlafen


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Michael
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Beitrag10.02.2009 12:53

von Michael
Antworten mit Zitat

Hi,

du hattest doch geschrieben, dass im letzten Satz zwei Perspektiven auftauchen? Habe ich das richtig verstanden?

Nur kann ich keine zwei Perspektiven entdecken Embarassed

Klär mich doch auf und mach es nicht so spannend Wink

Gruß
Michael
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DasProjekt
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Beitrag10.02.2009 13:28

von DasProjekt
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Eigentlich wollte ich ja der Herzogin selbst die Moeglichkeit geben...  Wink

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Gast







Beitrag10.02.2009 14:22

von Gast
Antworten mit Zitat

Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigende und bedrohliche Klicken eines altmodischen Weckers erfüllte den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich. Der Wecker stand auf einem schlichten Kästchen neben einem Eisenbett; die einzigen Möbel. Durch das verschlossene Fenster wurden die Wände erhellt und die reflektierten Strahlen der Sonnen ließen den Raum freundlicher wirken. Gemächlich, beinahe träge, tanzten Goldstaub gleichende Staubflocken. Nur vor dem gleißend hellen Fenster sichtbar waren sie der einzige Schmuck des Zimmers.

Hallo Sara,

die Antwort auf deine Frage hängt vom angestrebten Ziel ab. Sollte der Text geschmeidiger, also professioneller wirken, dann ist es nicht gelungen. Michaels Tipp zu den Adjektiven hatte seine Berechtigung und hätte der Geschichte wohl getan. Dein Text wirkt in der Tat gestelzt. Ein Grund dafür dürfte es sein, dass du einfach drauf los schreibst, ohne zu wissen worauf du hinaus willst.

Ein weiterer könnte der Irrglaube sein, Schriftstellerei bedeutet in jeder Zeile die hohe Kunst der Literatur manifestieren zu müssen. Nicht wenige „Jungautoren“ fühlen sich durch tolle Geschichten inspiriert und versuchen ihre Erinnerungen ins eigene Werk einfließen zu lassen. Dabei übersehen sie in aller Regel einen wichtigen Punkt:

Ein Beispiel:
Der Autor bringt folgende Details ein: „Schnee, den Duft von Zimt und das prasselnde Kaminfeuer. Was geschieht nun in den Köpfen geneigter Leser?

Sie verbinden die Informationen mit eigenen Erwartungen und Emfpindungen wie: Winter, Tee, Wohlstand, Ordnung, Geborgenheit, Wohlbefinden, Wärme, Zuneigung und ggf. Weihnachten.

Schreiben sie nun an einer ähnlichen Szene, und greifen auf angelesene Erinnerungen zurück, fließen eigene Assoziationen automatisch in ihre Texte mit ein und es regnet Adjektive.  Rolling Eyes  

Dein Text erweckte in mir den Eindruck, dass du gern liest und in diese Falle getappt bist. Sollte ich richtig liegen, dann schlage doch einfach mal eine deiner Lieblingsszenen nach und prüfe wie viel Beschreibung und Adjektive der/die Autor/in wirklich genutzt hat, um die fesselnden Bilder in deinem Kopfkino zu erzeugen. Das Ergebnis könnte dich überraschen. Adjektive immer nur da wo sie wirklich nutzten, und selbst dann mit Bedacht gewählt   Idea

Siehe hier: der kahl eingerichtete Raum – der spärlich eingerichtete Raum
Die sich zusammen ziehende Pupille – die sich verengende Pupille

Frohes Schaffen und fleißige Grüße   Daumen hoch
Bobbi
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Gast







Beitrag10.02.2009 14:25

von Gast
Antworten mit Zitat

Michael hat Folgendes geschrieben:
Hi,

du hattest doch geschrieben, dass im letzten Satz zwei Perspektiven auftauchen? Habe ich das richtig verstanden?

Nur kann ich keine zwei Perspektiven entdecken Embarassed

Klär mich doch auf und mach es nicht so spannend Wink

Gruß
Michael


Hallo Michael,

eine kleine Hilfe?

schau
Zitat
Ihre Pupillen, eingebettet in dunkelgraue Seen, ziehen (zogen) sich in einem Ruck zusammen, als sie ihren Kopf leicht zur Seite dreht (drehte), um Richtung Fenster zu blicken.


Grüße

Bobbi
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
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Beiträge: 18344

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Beitrag10.02.2009 14:55

von MosesBob
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Hallo Sara!

Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Besonders was du hier an Adjektiven und Füllwörtern raushaust, passt auf keine Kuhhaut. Schauen wir uns doch mal das erste Negativbeispiel an: Den ersten Satz.

Sara Duchesse hat Folgendes geschrieben:
Nur das paradoxerweise gleichzeitig beruhigende und bedrohliche Klicken eines altmodischen Weckers erfüllte den kahl eingerichteten Raum mit einem klaren Klangteppich.

Mal abgesehen davon, dass "paradoxerweise" ein Wort ist, das alles andere als schön klingt, erfüllt es in diesem Satz keinen Sinn: Wenn etwas gleichzeitig beruhigend und bedrohlich klingt, dann ist das automatisch paradox (oder klischeehaft) und bedarf keiner zusätzlichen Erwähnung. Das erschließt sich dem Leser von ganz allein! Wie der Raum eingerichtet ist, tut hier ebenfalls nichts zur Sache. Das kannst du in einem anderen Satz nebenbei erwähnen. Wenn du dir den vorliegenden Satz einmal laut vorliest, wirst du merken müssen, wie sich das Gefüge auch in der neuen Version streckt und streckt und streckt. Hier muss man mit dem groben Hackebeil ran, um das ganze überflüssige Fettgewebe zu entfernen. Ergo würde ich auch das Adjektiv "altmodisch" streichen, das den Wecker beschreibt. Spielt es hier wirklich eine Rolle, ob der Wecker neu- oder altmodisch ist? Und was ist eigentlich altmodisch? Wenn man es genau nimmt, ist das ein sehr vager Begriff. Was mich ebenfalls stört, ist der "klare Klangteppich". Unter einem Klangteppich verstehe ich etwas anderes als das Klicken eines Weckers. Ein "Klangteppich" beschreibt für mich eine Fülle von Geräuschen, zumindest aber ein durchdringendes, den Raum ausfüllendes. Und das schafft das Klicken eines Weckers nicht, so bedrohlich es sich auch anhören mag. Sicherlich fällt es schwer, wenn du dich von dem Klangteppich trennst (das Wort an sich ist ja schön), aber zum Schreiben gehört es manchmal auch, sich von seinen Lieblingen zu trennen.

Mein Vorschlag: "Nur das beruhigende und gleichzeitig bedrohliche Klicken eines Weckers erfüllte den Raum."

("Altmodisch" könnte ich eventuell doch noch in den Satz aufnehmen, nachdem ich den Klangteppich entfernt habe. Eventuell ...)

Beste Grüße,

Martin


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Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
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(Laotse)
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Michael
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Beiträge: 734



Beitrag10.02.2009 15:05

von Michael
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@Bobbi

Ich glaube, ich habs gefunden. Mannomann, bin ich blind. Embarassed

Ich habe es, ich habe es!! *schlecht singt* *sich den Mund zuhält*

lg
Michael
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Beitrag10.02.2009 15:06

von DasProjekt
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OK, da Sara selbst offensichtlich nicht mag  Sad  und Bobbi schon auf dem Glatteis gelandet ist wegen dem zweiten zitierten Satz, komme ich nochmal auf die Perspektivverletzung zurueck.

Der Satz, um den es mir ging, war dieser hier:

Zitat:
Sie senkte ihre geschwungenen Wimpern und versank gedanklich im Wohlbehagen der weißen Bettlaken.


Was ich jetzt rot markiert habe, ist entweder auktorial oder von sonstwem anders perspektiviert. Was ich blau markiert habe, ist wieder sie selbst. Oder, wenn der Text wirklich auktorial GEMEINT ist (was ich immer noch nicht erkennen kann...), waere es auktoriale Perspektive, aber dann nicht gut umgesetzt.

Alles, was du tun musst, ist, den Satz in die (von mir sehr ungeliebte) Ich-Perspektive umzuformulieren, dann erkennst du den Bruch!


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Beitrag10.02.2009 16:26

von Sara Duchesse
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Ich hab zwar versucht, es vorhin zu verstehen, aber es leuchtet mir noch immer nicht so ganz ein Crying or Very sad. Wenn ich auktorial erzählen möchte, wie müsste ich den Satz dann formulieren?

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