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...und wieder Winter


 
 
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag06.12.2008 23:22
...und wieder Winter
von MrPink
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

...und wieder Winter

Regen fällt meine Erinnerungen,
nichts bleibt an seinem Platz.
Gedankenpfützen zerbersten beim
kleinsten Stein des Anstoßes.

Der Weg ist schmal und zerklüftet,
und ständig will er mich aufs
Glatteis führen, das sich, tückisch,
immer in der Mitte sammelt.

Ich setze meinen Fuß bedächtig,
darauf achtend, nicht in die
ausgelatschten Trampelpfade
zu schlittern, Horizont im Blick.

Neben mir rauscht der Fluss.
Kein angenehmer Wegbegleiter,
wird er doch nicht müde, mir
zu zeigen, dass er seinen Weg kennt.

Die Bäume haben ihr schattenspendendes
Sommerkleid längst weggeschmissen.
Der Wind hätte es ihnen eh nur zerfetzt,
und im Schattenwerfen bin ich der Größte.

Wind und Regen und Vergessen und Verlieren,
das ist mein Reich, ich bin der Herrscher,
der Meister, der Narr, die Zofe.
Das ist mein Königsgrau.








_________________
„Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk)
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag08.01.2009 15:08

von MrPink
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kommentare ?

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schreibhexe
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 78
Beiträge: 20
Wohnort: Bochum


S
Beitrag08.01.2009 18:54

von schreibhexe
Antworten mit Zitat

Hallo, MrPink

Eigentlich ein sehr schönes  Gedicht. Über die erste Strophe stolpre ich.

"Regen fällt meine Erinnerungen
Nichts bleibt an seinem Platz.
Gedankenpfützen zerbersten beim
kleinsten Stein des Anstoßes."

Die Erinnerungen werden gefällt, also zunichte gemacht, was in der zweiten Zeile noch bestärkt wird, halt nein, dort wird nur der Platz verändert, also keine Vernichtung, nur Verschiebung?
"Gedankenpfützen" Pfützen sind Regenwasseransammlungen, weil der Untergrund das Wasser nicht aufnehmen kann. Gedankenansammlungen, die Dein Geist / Deine Psyche nicht aufnehmen kann, nicht ordnen kann? Prasselt zu viel auf Dich ein? Aber warum zerbersten sie? Sie sind doch keine Seifenblasen? Auch Steine können zerbersten, und am Stein des Anstoßes kann man sich sehr weh tun. Aber Gedankenpfützen? In viele kleine Segmente? Wenn ein Auto durch eine Pfütze fährt, dann spritzt das Wasser auf. Der Stein des Anstoßes ist wohl in Deiner Erinnerung und dort tut er weh. Aber verwischt der Regen Deine Erinnerung? Macht er sie zunichte? Oder wünscht Du Dir das bloß?

Du siehst, diese Strophe wirft viele Fragen auf. Die zweite, dritte und vierte Strophe sind schön und klar. In der fünften Strophe würde ich das "weggeschmissen" in "abgeworfen" ändern. Klingt schöner.
Die sechste Strophe schließlich gewinnt an Dichte,  wenn Du in der ersten  Zeile die Unds weglässt.

Wind, Regen, Vergessen, Verlieren,
das ist mein Reich, ich bin der Herrscher,
Der Meister, der Narr, der Verdränger (der Diener) (statt die Zofe)
Das ist mein (bitteres) Köngisgrau

Was hältst Du davon?

Liebe Grüße
Schreibhexe
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag10.01.2009 00:39

von MrPink
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Schreibhexe,
vorab schon mal ein Dankeschön.
Ich gehe noch näher auf deinen ausführlichen Kommentar ein, wenn ich ausgeschlafen habe.

schönen Abend
andi


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Pencake
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 55
Beiträge: 2364
Wohnort: Hamburg
DSFo-Sponsor


Beitrag10.01.2009 11:51

von Pencake
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Moin Andi.

Gefällt mir gut, sehr gut.

Einzig die Stelle mit dem Regen, der etwas "fällt",
geht für mein Empfinden zu weit vom Regen
weg. Ich trau ihm einfach nicht zu, dass er
wirklich etwas "abschlagen" kann. Auch wenn ich
die Doppeldeutung von fallen und fällen begreife.

Im Anschluss spulen die Bilder bis zum Ende
perfekt in mir ab. Das LI, unterwegs mit all
seinen Fehlern und Selbstzweifeln. Bis zum
Ende meiner Lieblingsstrophe:

Zitat:
Wind und Regen und Vergessen und Verlieren,
das ist mein Reich, ich bin der Herrscher,
der Meister, der Narr, die Zofe.
Das ist mein Königsgrau.


Und einem "Königsgrau" als Sahnestück, in dem sich
die gesamte Stimmung wiederfindet.

Herzlich, Niko
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag13.01.2009 22:23

von MrPink
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Zitat:

Eigentlich ein sehr schönes  Gedicht. Über die erste Strophe stolpre ich.

"Regen fällt meine Erinnerungen
Nichts bleibt an seinem Platz.
Gedankenpfützen zerbersten beim
kleinsten Stein des Anstoßes."

Die Erinnerungen werden gefällt, also zunichte gemacht, was in der zweiten Zeile noch bestärkt wird, halt nein, dort wird nur der Platz verändert, also keine Vernichtung, nur Verschiebung?
"Gedankenpfützen" Pfützen sind Regenwasseransammlungen, weil der Untergrund das Wasser nicht aufnehmen kann. Gedankenansammlungen, die Dein Geist / Deine Psyche nicht aufnehmen kann, nicht ordnen kann? Prasselt zu viel auf Dich ein? Aber warum zerbersten sie? Sie sind doch keine Seifenblasen? Auch Steine können zerbersten, und am Stein des Anstoßes kann man sich sehr weh tun. Aber Gedankenpfützen? In viele kleine Segmente? Wenn ein Auto durch eine Pfütze fährt, dann spritzt das Wasser auf. Der Stein des Anstoßes ist wohl in Deiner Erinnerung und dort tut er weh. Aber verwischt der Regen Deine Erinnerung? Macht er sie zunichte? Oder wünscht Du Dir das bloß?

Hi, Schreibhexe.
Also, zum fallenden/fällenden Regen muss ich gestehen, dass ich mich der Wortspielerei schuldig gemacht habe: Es geht eigentlich darum, dass der Regen die Erinnerungen verwässert. Somit gibt es einen Bezug zu den Gedankenpfützen...und die zerbersten, weil sie ja gefroren sind, iss ja Winter (Titel). Das Gedicht ist mir eingefallen, kurz nachdem ich diesen Weg gegangen bin, er führt direkt an unserer Wohnung vorbei, ebenso die Isar, jenes beschriebene Gewässer. So, zurück zu den Pfützen; für mich symbolisieren sie eher den Rest, der von etwas größerem übrig geblieben ist, der Stein stößt das Vergessen an.



Du siehst, diese Strophe wirft viele Fragen auf. Die zweite, dritte und vierte Strophe sind schön und klar. In der fünften Strophe würde ich das "weggeschmissen" in "abgeworfen" ändern. Klingt schöner.

Witzig, ich habe erst "abgeworfen" geschrieben, wollte es aber radikaler formuliert wissen. Etwas hat seinen Zweck erfüllt und ist nicht mehr zu gebrauchen.

Die sechste Strophe schließlich gewinnt an Dichte,  wenn Du in der ersten  Zeile die Unds weglässt.

Wind, Regen, Vergessen, Verlieren,
das ist mein Reich, ich bin der Herrscher,
Der Meister, der Narr, der Verdränger (der Diener) (statt die Zofe)
Das ist mein (bitteres) Köngisgrau

Was hältst Du davon?

gute Idee, allerdings sollte ich dann auch wohl die Artikel weglassen:

Wind, Regen, Vergessen, Verlieren,
das ist mein Reich, ich bin
Herrscher, Meister, Narr, Knecht
Das ist mein Köngisgrau

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

andi


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MrPink
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Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag13.01.2009 22:38

von MrPink
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Hi Niko,
die letzte Strophe die Lieblingsstrophe und das letzte Wort das Sahnestück ??? Besser kann´s nicht laufen.
Ansonsten hab ich, glaub ich, schon alles bei Schreibhexe beantwortet.


Danke, Danke, Danke.

andi


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Berni
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Beiträge: 2518
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Beitrag13.01.2009 23:23

von Berni
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Gefällt mir! An sich ist ja schon alles gesagt. Meine liebste Stelle

Zitat:
Neben mir rauscht der Fluss.
Kein angenehmer Wegbegleiter,
wird er doch nicht müde, mir
zu zeigen, dass er seinen Weg kennt.


Insgesamt starke Bilder, die beim Leser ankommen.

Ciao,
Bernd
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schreibhexe
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Beiträge: 20
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S
Beitrag14.01.2009 03:32

von schreibhexe
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Hallo, Mr.Pink,
leider muss ich Dir schon wieder widersprechen.

1. Strophe:
Deine Erklärung zu den Gedankenpfützen und dem Stein des Anstoßes:

Wenns regnet, dann gibts kein Eis in den Pfützen!  Wink
Oder es ist Glatteis, und davon handelt Dein Gedicht auch durchgehend.
Es scheint, dass es geregnet HAT und das Wasser über Nacht plötzlich gefroren ist. Dann würde es wieder passen.
Du bist Dir mit Deinen Gedankenbildern aufs eigene Glatteis gegangen.

Liebe Grüße
schreibhexe
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
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Beitrag14.01.2009 08:41

von MrPink
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Guten Morgen Schreibhexe,

Abgesehen davon, dass es für den tieferen Sinn des Gedichtes ziemlich unerheblich ist, muss ich doch noch klarstellen, dass es bei meinem Spaziergang geregnet hat. Allerdings war es vorher sehr kalt, es lag noch Schnee und die Pfützen waren gefroren. Tauwetter, eben.

zum Glück haben wir momentan Dauerfrost und Donnerstag soll es endlich wieder schneien. Ich liebe Schnee !!

schönen Tag noch
andi


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