Der weiße Schwan

[satias]

Scheiß drauf, denke ich.
Der einzige, der mich je verstanden hat,
war mein Vater.
Er wusste, was ich dachte,
wenn ich ihm was abgab, von meinem Leben.
Was es heißt, Irrgärten auszugraben,
indem man Bruchstücke zusammensetzt.
Er hat es laut vorgelesen. Das, was ich sagen wollte.
Keiner hätte das besser gekonnt.
Die Stimme im richtigen Moment abklingen zu lassen,
zu schweigen, wenn es keine Antwort brauchte.
Manche Wörter hat er einfach durch andere ersetzt.
Er hat mir nie einen Rat gegeben.
Er gab mir stattdessen einfach ein Wort.
Wir redeten nicht. Wir dachten.

Das letzte Mal, als ich ihn sah,
las er mir nicht vor. Er legte das Papier weg,
lehnte sich zurück und sagte: Kinderbücher.
Du solltest Kinderbücher schreiben.
Damit lässt sich Geld machen.

Ich reiße einen Fetzen ab, von der dritten Seite.
Es heißt Klara und der weiße Schwan.
Der Schwan hat keinen Namen.
Er ist ein Wort. Symbol für Klaras Seele.
Für die 19,90 im Bücherregal.

Zeit runterzuspülen.

[femme-fatale233]

Hallo Du!
Mir gefällt das Gedicht sehr gut, das Verhältnis zum Vater des LI wird mit dem nötigen Tiefgang dargestellt.
Nur den Schluss finde ich nicht ganz so gelunge.

Liebe Grüße,
femme-fatale233

[satias]

Hey, danke für den Kommentar. Was am Schluss gefällt dir denn nicht?