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kapitel 20 - Ohne Liebe ....


 
 
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kydu
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 45
Beiträge: 29
Wohnort: zu weit weg


Der Fluch Von Arabien
Beitrag05.01.2009 23:25
kapitel 20 - Ohne Liebe ....
von kydu
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Wo bin ich?“ Ich war überrascht, als ich wieder zu mir kam. Ich wusste nicht, ob ich bereits tot oder noch in der Wüste war. Ich öffnete vorsichtig meine Augen, aber alles blieb verschwommen.
„Kyra! … Kyra!“ Eine Stimme, die sehr weit weg zu sein schien, rief meinen Namen. Das machte mir Angst und ich presste meine Augen fest zu, denn ich hoffte, dass die Stimme dadurch verschwinden würde. Ich weiß nicht, wie lange ich dann geschlafen hatte, aber danach war die Stimme viel näher bei mir und klang wesentlich  vertrauter.
„Kyra, hörst du mich? ... Kyra!“
Langsam kam ich zu Bewusstsein und erblickte meine Mutter, die neben mir auf einem Bett saß und ganz fest meine Hand hielt. Ihre Augen sahen so aus, als ob sie tagelang geweint hatte, aber in diesem Moment huschte ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. „Gottseidank, du bist aufgewacht.“
„Mama? … Wo bin ich?“
„Du bist im Krankenhaus.“
„Wo ist … wo ist Golsir?“
„Mein Schatz, ich verstehe dich nicht. Wer ist Golsir?“
Ich konnte ihr nicht antworten, so müde war ich und schlief ein.

Als ich meine Augen erneut öffnete, hoffte ich auf bessere Antworten. Dieses Mal stand meine Mutter am Fenster und anscheinend hatte sie noch nicht mitbekommen, dass ich wach war. Ich schaute mich lange um. Dann begann ich plötzlich, mich wieder an alles zu erinnern. Golsir war weg! Ein ganzes Leben und mein Tod lagen nun zwischen uns, seit Avered mich getötet hatte. Ich wollte nach der Wunde auf meiner Brust sehen, sah aber etwas ganz anderes, das mich regelrecht paralysierte. Ich starrte minutenlang auf meinen dickgeschwollenen Bauch und konnte es einfach nicht fassen. Ich war schwanger!
Als meine Mutter mitkriegte, dass mit mir etwas nicht stimmte, kam sie gleich angerannt und hielt meine Hand. „Kyra … ach Kyra!“
„Mama!“ schrie ich. „Ich bekomme ein Kind.“
Meine Mutter sah mich fragend an. „Ähm … ja. Wusstest du das etwa nicht?“
„Nein, ich kann mich an Nichts erinnern.“
„Kein Wunder, du hast ja auch acht Monate im Koma gelegen.“
„Oh mein Gott! Und was ... was ist mit dem Fluch?“
„Welchem Fluch? Wovon sprichst du, Kind?“
Mein Herz schlug immer schneller und ich schaute zum Fenster hinaus. Alles hier war echt und real, es konnte sich also nicht um einen Albtraum handeln. „Nein …. Nein … Nein!“ Ich bekam Panik, schüttelte heftig meinen Kopf und rief so laut ich konnte.
Mutter umarmte mich und versuchte mich so zu beruhigen. Doch das war nicht so einfach. Mich quälten so viele Fragen, auf die ich keine Antworten finden konnte.
„Was ist passiert?“ Wieso liege ich hier?“
„Ruhig, mein Schatz. Ganz ruhig. Alles zu seiner Zeit. Erhol dich erst Mal richtig, ok?“  „Ich will, nein ich muss aber jetzt wissen, was passiert ist!“ protestierte ich.
Als meine Mutter merkte, dass sie mich nicht weiter mit ihren Ausflüchten hinhalten konnte, begann sie mir langsam die Wahrheit zu erzählen.
„Nun gut! Vielleicht erinnerst du dich, dass du kurz nach deinem 25. Geburtstag eine Reise nach Indien unternommen hast. Nach ein paar Tagen hattest du dort einen schweren Unfall. Das Krankenhaus, in das man dich eingeliefert hat, hat mich wenig später alarmiert und ich bin sofort los geflogen und habe dich nachhause geholt.“
Ich überlegte kurz. Avered hatte mir sein Messer in die Brust gerammt, das konnte man nur schwer als Unfall bezeichnen. „Was ist mir denn genau passiert?“
„Angeblich hast du dich in der Wüste an der Nordküste verirrt und dort durch die starke Sonne in Verbindung mit akutem Wassermangel das Bewusstsein verloren. Nur durch großes Glück haben dich ein paar Einheimische gerade noch rechtzeitig gefunden und dich in die örtliche Klinik gebracht.“
„Mmh, Mama. ...“ fragte ich nach, „Diese Reise nach Indien, … sag mir bitte wieso ich die eigentlich unternommen habe.“
„Diesen Urlaub hast du dir von mir zum Geburtstag gewünscht.“
Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und dachte über all das nach, was Mama mir eben erzählt hatte. Ich hatte es nicht geschafft den Fluch zu brechen, das stand definitiv fest. Wieso lebte ich dann eigentlich noch? Ich sah ich zu meinem dicken Bauch und strich vorsichtig darüber.
„Mama.“ sagte ich leise.
„Ja mein Kind?“
„Wenn es dir recht ist, würde ich jetzt gerne ein bisschen alleine sein.“
„Aber natürlich mein Kind. Ich bin draußen auf dem Flur, wenn du mich brauchst.“ Mutter stand auf und ging raus.
Als sie die Türe hinter sich zugemacht hatte, füllten meine Augen sich mit dicken Tränen. In meinem Kopf spielte sich die ganze Reise, die ich mit Golsir gemacht hatte, nochmals wie ein Film ab. Wieder und wieder ging ich jede Etappe, von dem Moment an als ich zusammen mit Raihan den Zauberspruch aufsagte bis hin zu meinem Tod durch Avereds Messer, durch. Die Wunde, … wenn meine Geschichte wirklich passiert war, musste ich doch eine große Narbe auf meiner Brust haben …  Ich schob mein Nachthemd nach oben und tatsächlich – da war sie! Quer von meinem Herzen zur rechten Seite hinunter verlief eine ungefähr sieben Zentimeter lange Narbe. Die musste von Avereds Messer stammen. Ich strich vorsichtig mit meinem Finger darüber und bemerkte in diesem Augenblick, dass ich einen Ring am Finger trug. Ich starrte fassungslos darauf. Es war der Ring, den Golsir mir in unserer Hochzeitsnacht zum Zeichen unserer Vermählung gegeben hatte! Schlagartig war mir dadurch klar, dass ich weder phantasiert noch geträumt hatte. Meine Reise zurück in die Zeit hatte tatsächlich stattgefunden. Ich schluckte, denn damit stand auch eindeutig fest, dass die Liebe zwischen Golsir und mir Wirklichkeit gewesen war…
Auch wenn es mich in diesem Moment vor Kummer fast umbrachte, dass ich ihn nie wiedersehen würde, war ich doch ziemlich erleichtert, dass Golsir der Vater meines noch ungeborenen Kindes war. Dann schloss ich die Augen und musste an die letzten Worte meines Geliebten denken.

„Wenn die Liebenden fallen, die Liebe fällt nich; Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.!“

40 Tage nachdem ich aus dem Koma aufgewacht war, brachte ich einen gesunden, wunderschönen Jungen auf die Welt, den ich Markes nannte. Er sah Golsir sehr ähnlich und ich war mir sicher, dass der Fluch des Wächters ein für allemal besiegt worden war. Ich fragte mich zwar noch häufig, wieso alles so gut für mich ausgegangen war, denn eigentlich hatte ich doch kläglich versagt und konnte nicht verhindern, dass Felestra und Amir das Gesetz gebrochen haben. Und warum hatte mich Raihan, der ja in Wirklichkeit Andavalerios war nicht wie angekündigt mit in sein Reich genommen und mich zu seiner Frau gemacht? Aber auf all diese Fragen würde ich wohl nie mehr eine befriedigende Antwort bekommen.

Ich zog nach Markes Geburt wieder zu meiner Mutter und arbeitete fortan nur halbtags. So konnte ich viel Zeit mit meinem Jungen verbringen. Manchmal stand ich minutenlang schweigend vor seinem Bett und betrachtete ihn. Die Ähnlichkeit zu Golsir war verblüffend und so sah ich auch immer meinen Geliebten, wenn ich Markes Gesicht vor mir hatte. Das tröstete mich zwar ein wenig, aber der Schmerz in mir blieb bestehen und war nie ganz verschwunden. Das wird er wohl nie…

Aus irgendeinem Grund wollte ich auch nicht wissen, was mit Golsir geschehen war, nachdem ich ihn verlassen musste. Auch wenn ich dazu nur ein Geschichtsbuch aufschlagen oder eines der Museen besuchen hätte müssen, die Ausstellungen über Golsir und seine Epoche gezeigt haben. Ich glaube, ich wollte mir einfach nur meine Erinnerung behalten. Meine Erinnerung an den einzigen Mann, den ich je geliebt habe und Nichts über eine historische Figur oder einen antiken König lesen.  

Einige Jahre später, es war der Tag vor meinem 30. Geburtstag, arbeitete ich nachts noch an meinem Laptop. Als ich fertig war, überprüfte ich noch schnell meine Emails und stellte zu meiner großen Freude fest, dass mir Alira, wie jedes Jahr, auch heuer Geburtstagsglückwünsche gesendet hatte. Ich wollte die Email gerade öffnen, als ich Markes nach mir rufen hörte. Ich legte mein Notebook zur Seite und ging in sein Zimmer.

Mein Junge lag mit einem frechen Grinsen in seinem Bett und wollte ein Glas Wasser haben.
„Hey, junger Mann!“ Ich fuhr mit meinen Händen unter seine Decke und kitzelte ihn. „Da steht doch noch ein volles Glas auf deinem Nachttisch. Trink das bitte zuerst aus, bevor du dir ein neues holst.“
Markes nickte und sah mich mit dem gleichen süßen Lächeln an, mit dem mich sein Vater damals immer angelacht hatte. In solchen Momenten wurde ich doch oft traurig. Ich hatte in al den Jahren nie aufgehört, Golsir zu lieben und ich vermisste ihn noch immer. Da spürte ich wie Markes mich am Arm zupfte, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.
„Oh entschuldige bitte, was ist denn mein Liebling?“
„Ist es schon morgen, Mama?“
Ich schaute auf die Uhr. „ Ja Markes, es ist schon morgen.“ antwortete ich ihm.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Mama!“
Wir umarmten uns und ich gab ihm einen langen, zärtlichen Schmatz auf die Stirn. „Danke, mein Schatz!“ Ich legte meinen Kopf auf seinen und hauchte leise: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich lieb habe?“
Markes nickte. „Ich hab dich auch ganz toll lieb, Mama.“
Ich stand auf und wollte gerade das Licht ausmachen, aber mein Junge hatte wohl noch was auf dem Herzen.
„Mama!“
Ich blieb stehen und drehte mich um. „Ja?“
Er nahm seine Decke und zog sie bis über seine kleine Nase hoch, so dass ich nur mehr seine frechen Knopfaugen sehen konnte.
„Mama, …  wird Papi heute auch wieder nicht nachhause kommen?“
Diese Frage stellte er mir Markes in letzter Zeit sehr oft. Er kam langsam in das Alter, wo er seinen Vater dringend gebraucht hätte. Ich schüttelte den Kopf. „Nein mein Sohn, Papa wird heute nicht nachhause kommen und auch nicht morgen oder nächste Woche.“ Einen Augenblick blieb ich noch stehen, dann löschte ich das Licht und wünschte ihm eine gute Nacht.

Als ich wieder in meinem Zimmer zurück war, bemerkte ich, dass ich wohl vergessen hatte das Fenster zu schließen. Es stand sperrangelweit auf und die kühle Luft, die dadurch ins Haus kam, ließ mich ein wenig erzittern. Ich heizte das Feuer im Kamin nach und beschloss, mich solange bis es einigermaßen warm war, ins Bett zu legen. Doch da bemerkte ich plötzlich, dass auf dem Tisch, der vor dem Fenster stand, ein schwarzes Stoffbündel lag.
„Huch!“ Ich erschrak, „wo kommt das denn auf einmal her?“ Ich hätte beschwören können, dass es da eben noch nicht gelegen hatte. Vorsichtig nahm ich das geheimnisvolle Bündel, trug es zu meinem Bett und legte es auf mein Kissen. Für einige Momente überlegte ich, was ich damit tun sollte. Dann siegte aber meine Neugier und ich beschloss, es zu öffnen. Zwar hatte sich jemand sichtbar Mühe gegeben und das Bündel sorgfältig mit einem Doppelknoten verschlossen, doch mit ein bisschen Kraft hatte ich es im Nu aufbekommen. Ich faltete den Stoff langsam auseinander und zum Vorschein kam etwas, wovon ich nie geglaubt hätte, es je im Leben wiederzusehen.

In dem Paket befand sich meine gesamte Bekleidung, die ich vor Jahren auf meiner Reise durch das antike Arabiens getragen hatte. Ich zitterte und konnte nicht begreifen, was ich da sah. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich ein Stück nach dem anderen davon mit zitternden Händen auf meinem Bett ausbreitete. Das dunkle Hemd, die weitgeschnittene, schwarze Hose, meine Schuhe und auch mein langer, weißer Umhang, der mich in so vielen Nächten vor der Kälte gerettet hatte - alles war da, sauber und ordentlich zusammengefaltet.
Zwischen all den Kleidern fand ich schließlich auch meinen alten Lederbeutel. Ich schüttelte ihn, um zu sehen ob etwas darin war und tatsächlich hörte ich ein leises Klacken. Mit wackeligen Knien setzte mich auf mein Bett und machte den Beutel auf. Ohne vorher reinzuschauen, leerte ich den Inhalt neben mich auf die Decke. Für ein paar Sekunden war ich nicht fähig zu denken oder etwas zu tun.

Ein leichtes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit, als ich wenig später in das Zimmer meines Sohnes kam. „Weißt du was, Markes?“ sagte ich leise, um ihn nicht zu wecken, „Wenn dein Daddy nicht zu uns kommen kann, dann gehen wir einfach zu ihm.“ Und ich drückte das silberne Medaillon fest an meine Brust.

     
Ende.



_________________
Wenn die Liebenden fallen, die Liebe fällt nicht,
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
-Dylan Thomas-
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