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Kathrin Röggla - wir schlafen nicht

 
 
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Bananenfischin
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Beitrag02.01.2009 21:31
Kathrin Röggla - wir schlafen nicht
von Bananenfischin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Habe auf meiner Festplatte einige ältere Rezensionen entdeckt, geschrieben anlässlich eines Seminars. Vielleicht nützen sie ja wem. Diese hier macht den Anfang:


zwiegespalten

also das sei ja schon mutig, ein ganzer roman fast nur im konjunktiv, das habe es so noch nicht gegeben, jedenfalls nicht, dass sie wüsste. dementsprechend groß sei ihre anfängliche neugier gewesen. der reiz des neuen habe dann aber schnell nachgelassen und sie habe sich gefragt, wozu das ganze gut sei. der konjunktiv habe ja von gefühl her so etwas unverbindliches, wie das denn mit dem buch zusammenpasse?
„mir ging es um die sprache dieser menschen“, hätte die autorin in einem interview über ihr werk gesagt und wenig später einen preis dafür eingeheimst.

diese menschen: key account manager, programmierer, consultans, redakteure, praktikanten. das sei schon eine interessante frage, ob diese menschen, die ihre arbeit praktisch auf der überholspur verrichteten, auch ihre eigene sprache entwickelten, und das nicht nur im hinblick auf fachterminologie, von der es im buch entsprechend wimmle.

was sich in diesem buch allerdings noch viel eher offenbare, sei die hochgradige neurosendurchsetztheit der begutachteten branche. diese entlarve die autorin nach und nach sehr treffend. das sei auch der grund dafür, warum das letzte drittel des buches sie dann doch wieder in den bann gezogen habe. die fassade der menschen falle schließlich und die abgründe, die sich auftäten, nachdem deren überlastete abwehrmechanismen versagten, welche gegen überarbeitung, hackordnung, konkurrenz und vereinsamung eingesetzt würden, sprächen für sich. da merke man dann, dass dieses buch letztendlich doch eine geschichte erzähle, doch auf etwas bestimmtes hinauslaufe. das erschließe sich nämlich nicht von vornherein.

wer als leser aufgrund der bezeichnung „roman“ einen konventionellen plot erwarte und hauptfiguren, die in einer mehr oder weniger komplexen handlungsstruktur agierten, der werde erst einmal enttäuscht.
stattdessen würden zu verschiedenen kapitelüberbegriffen die aussagen der verschiedenen figuren wiedergegeben, mal aneinandergereiht, mal gegen- übergestellt. zwischendurch schlagabtauschartige, kurze dialoge in direkter rede oder in der dritten person. ein klar ersichtlicher handlungsstrang werde scheinbar nicht verfolgt.

da könne man sich schon die frage stellen, warum man nicht gleich die originalinterviews publiziert habe, dies hätte doch die unverfälschtesten ergebnisse gebracht.
Hier aber solle man vorsichtig sein. Obwohl dem buch gespräche mit realen personen zugrunde lägen, sei es ja keinesfalls ein klassisch journalistisches werk, wie an der form auch unschwer zu erkennen sei. die schublade „popliteratur“ solle man aber lieber nicht öffnen, da kathrin röggla mit diesem „pop-wort“ nicht in verbindung gebracht werden wolle. der gedanke, dass es sich bei ihrem Werk um eine spielart des new journalism handle, in dem ja journalistische mit narrativen techniken vermischt würden, dränge sich auf (an dieser stelle sei nur kurz auf rögglas stück „fake reports“ verwiesen). es sei zu überlegen, ob durch ein solches vorgehen nicht letztendlich ein sogar höherer wahrheitsgehalt erreicht werden könne als durch bloßes wörtliches wiedergeben des gesagten. genau dieses scheine nämlich in diesem buch der fall zu sein.
denn letztendlich stelle sich heraus, dass die einzelnen kapitel keineswegs willkürlich aneinandergereiht seien und der anfangs vermisste handlungsstrang, der zu einem ziel führende rote faden, werde doch noch schlagartig deutlich, ohne jetzt hier zuviel verraten zu wollen.

abschließend ließe sich also sagen, dass die lektüre dieses buches zwar keineswegs einfach oder unterhaltend im gewohnten sinne, aber doch lohnend sei.
identifikation mit dem aggressor? sie glaube nicht.


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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FallenderMond
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Beitrag02.01.2009 21:49

von FallenderMond
Antworten mit Zitat

ich hab das auch gelesen und ich war immer dran und drauf es wegzulegen, weil es mich immer wieder daran erinnert hat, dass es die jelinek gibt und
ich nicht immer, aber oft dachte, wenn ich die jelinek lesen will, lese ich die jelinek und nicht diese röggla Smile
aber sie hat mich doch gekriegt, weil sie zwar den jelinekton hat, aber ihn zu ihrem eigenen macht und das ist gut.
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Bananenfischin
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Beitrag02.01.2009 22:27

von Bananenfischin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hm, dass die Röggla einen jelinekesken (Darf man das?) Ton drauf hat, ist mir nicht aufgefallen. Konnte es aber wohl auch nicht, da ich bei der Jelinek schon vor langer Zeit nicht über die ersten Seiten hinauskam...
Ich sollte es nachholen, ich weiß...


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