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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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14.12.2008 15:11 Meer der Tränen von femme-fatale233
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Ich habe im Folgenden den Anfang eines Romanprojekts gepostet, das irgendwie schon vor längerer Zeit (leider) etwas eingeschlafen ist. Ich weiß es ist ziemlich kitschig und inzwischen ist mir auch klar geworden, dass mir diese Art der Literatur nicht liegt, aber macht euch selbst ein Bild...
1.Kapitel: Das Meer der Tränen
Draußen hatte es angefangen zu regnen und die dicken Tropfen schlugen gegen die so zerbrechlich wirkenden Fensterscheiben als wollten sie all ihren Hass damit zum Ausdruck bringen. Lydia trat auf die Terrasse des Hauses und lauschte, doch das Einzige, was sie hörte war das Prasseln des Regens, ansonsten war es fast gespenstisch still. Sie starrte in die Ferne, als jemand plötzlich hinter ihr stand und versuchte sie zu umarmen. Es war Jake, ihr Mann. Sie löste sich schweigend aus seinem Griff und sah ihn an.
„Vielleicht hätten wir...“ begann sie zu murmeln als sie die warmen Lippen ihres Mannes auf ihrem Hals spürte.
„Was hätten wir?“ Er strich über eine ihrer hellbraunen Haarsträhnen. Lydia stieß ihn abrupt weg.
„Es war die falsche Entscheidung!“ meinte sie entschieden und verschränkte ihre Arme schützend vor der Brust.
„Du hättest sowie so gehen lassen müssen, früher oder später!“ Seine Stimme hatte seine Leichtigkeit verloren und klang nun realistisch wie immer.
„Nein, vielleicht nicht, wenn...“
„Lydia, die Zukunft wird nicht ewig warten, auch nicht auf unsere Tochter. Sie wird gehen.“
„Ja weil sie es hier hasst!“
„Niemand hasst Fethart“ beteuerte Jake entschieden.
„Woher weißt du das so genau? Hast du dir nie Gedanken darüber gemacht, dass Alina ihre eigene Meinung vom Leben hat?“
„Wenn ich das nicht getan hätte, dann würde ich ihr nicht erlauben nach London zu gehen!“
Lydia sah ihren Mann enttäuscht an. „Vielleicht solltest du deine Brille mal gründlich putzen!“
„Was meinst du damit?“ fragte er seine Frau energisch. Sie drehte sich von ihm weg und beobachtete angestrengt die immer größer werdenden Tropfen des Regens.
„Du siehst nicht wie unglücklich deine Tochter hier eigentlich ist! In deinen Wünschen und Vorstellungen engst du sie völlig ein. Hör ihr doch zu, einmal wenigstens!“
„Ich enge sie nicht ein, ich erziehe sie.“ Seine Stimme bebte ein bisschen, doch Jake versuchte seine Erregung zu verbergen. „Sieh mich an Lydia!“
Einen Moment lang hing der Satz in der Luft; dann drehte sie sich um und blickte ihn halb traurig halb zornig in seine starren Pupillen. Ihre dünnen, faltigen Lippen versuchten etwas zu sagen. „Das hat mein Vater auch immer gesagt. Und schließlich hat er meine Mutter verloren“ brachte sie schließlich hervor und verließ ohne ein weiteres Wort die Terrasse. In diesem Moment blitzte es zum ersten Mal und kurz darauf zerriss der Donner wie mit dem gewaltigen Krachen einer Kanonenkugel den Abendhimmel.
Manche Träume eine Menschen werden nie in Erfüllung gehen, pflegte Alinas Großmutter immer zu sagen. Träume, die zu bizarr, zu grotesk sind um in Erfüllung zu gehen. Es sind die, die einen das ganze Leben beschäftigen, weil man glaubt nur sie machen einen überhaupt erst glücklich. Doch was bedeuteten Träume überhaupt? Sie waren doch nur Luftschlösser, Fantasien gespickt mit Wünschen nach etwas perfektem, dem zwingenden Drang danach all die Probleme zu vergessen, die man so hatte. Warum also sollte man überhaupt anfangen sich einer Narretei hinzugeben, Gedanken an etwas zu verschwenden, das nie Wirklichkeit werden würde, sich zu fragen wie das Leben wohl gewesen wäre wenn man etwas änderte? Doch unter all den Träumern dieser Erde gab es einige wenige wirklich glückliche. Nämlich die, die den Mut aufgebracht hatten etwas zu unternehmen oder einfach zufällig in ihr Schicksal gestolpert waren. Mochte Alina vielleicht nicht der tapferste, stärkste oder genialste Mensch dieser Personengruppe sein, so hatte sie es dennoch gewagt. Den ersten Schritt in eine Lebensrichtung gemacht, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Weg von Fethart, weg von ihrem Elternhaus, weg von einer engstirnigen Gesellschaft wohlhabender, irischer Bauern, weg von sozialen Zwängen und der Strenge ihres trotzdem innig geliebten Vaters. Ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Ein Ziel zum Greifen nahe und nur noch ein paar Wochen entfernt. London – immer noch ein magisches Wort, das Alina einen kleinen Schauer durch den Körper jagte. Ihr neues Zuhause. Es war ein langer Kampf gewesen, den es auszutragen gegolten hatte, bis ihre Eltern nachgegeben und ihr versprochen hatten sie ziehen zu lassen. Alina liebte ihre Familie mehr als sie etwas anderes glaubte je lieben zu können, doch sie wusste, dass sie anfangen musste eigene Wege zu gehen, mochten diese auch noch so verschlungen sein. So sehr sie sich auch wünschte es wäre anders, musste sie sich innerlich doch eingestehen, dass in ihr die Angst kochte in gewisser Weise genauso traurig und verbittert zu werden wie ihr Vater. Mit jedem Tag wurde Jake kauziger und seinen Hass auf alles Schlechte verbreitete er wie eine Krankheit. Schon lange bestand vor seinen Augen nichts mehr seiner strengen Prüfung, das Feuer in den Pupillen war dem matten Schein von Gleichgültigkeit gewichen, die Jahre zeichneten tiefe Falten in Jakes Gesicht und verwischten mehr und mehr seinen letzten Tropfen Lebensfreude. Mochte er mit jedem Tag schwächer werden, so schürte sich in ihm die Glut der Verbissenheit ständig neu. Er war derjenige, der Regeln und Norme aufstellte, stets das Beste für seine Kinder wollte, und dabei von Trauer blind übersah, wie unglücklich er seine Familie machte. Jake, sein Name stand für einen alten, ängstlichen Mann mit unerfüllten Träumen und Wünschen, dem zwanghaften Streben nach Annerkennung durch die eigene Familie und dem Verlangen danach etwas zu tun, das außerhalb seiner Reichweite lag. Ein Name, der von Alina verlangte zu gehen, bevor sie womöglich noch genauso wurde.
Lydias Küche glich mehr einem zugestaubten Buch voller Erinnerungen als einer Küche. Die uralten, handbemalten Bodenfließen, schienen Geschichten zu erzählen, Geschichten von den Menschen, die früher hier gewohnt, geliebt und gekocht hatten. An einer verblichenen Pinnwand hingen Fotos und einige von Lydias handgeschriebenen Lieblingsrezepten. Jedes von ihnen schien eine kleine Anekdote aus ihrem Leben zu wiederzuspiegeln. Auf der großzügigen Fensterbank zur Ostseite der Küche standen frische Kräuter wie Rosmarin oder Thymian, die Lydia voller infantiler Liebe goss und pflegte. Überhaupt, so hatte sie das Gefühl, durfte sie in diesem Raum des Hauses noch einmal Kind sein. Das Gebäude hatte ihrem Vater gehört, der es ihr nach seinem Unfalltod vererbt hatte. Als Lydia noch klein war hatte sie hier mit ihrer Mutter gesessen und oft stundenlang beim Kochen zugeschaut. Noch heute erinnerte sie sich oft an die alten Zeiten und ließ es sich nicht nehmen für ihre Familie des Öfteren ein Festmahl aus frischen Zutaten zu zaubern, das einem feinen Restaurant alle Ehre gemacht hätte. Heute war jedoch etwas anders. Während sie die Tomaten wusch, in Stückchen schnitt und leicht anbriet wurde ihr bewusst, dass dieses Haus bald nicht mehr mit Lachen und spontanen Festen erfüllt war, sondern nur noch ein dahinwitterndes Wrack verstaubter Tage und Gefühle sein würde. Essen war in der Familie immer etwas ganz besonders gewesen, ein herzliches Ritual, oft auch mit vielen Gästen, bei dem bei Wein und guten Speisen, diese amüsanten, kleinen Geschichten erzählt wurden, die man zu jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder gerne hörte, obwohl jeder sie bereits kannte. Die Gewissheit, dass bald nichts mehr so sein würde wie es mal war, die Tradition eines ganzen Klans in Vergessenheit geraten würde lag in der dunstigen Luft, als Lydia die Tomaten mit Zwiebeln, Chili und anderen Zutaten kochen ließ. Ihre Augen tränten, als sie einen schwarzen Kugelschreiber und eine Rezeptkarte aus einer der Küchenschubladen nahm. In schönster Schrift begann sie ein neues Rezept niederzuschreiben: Meer der Tränen, Tomatensuppe für vier Personen...
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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14.12.2008 15:21
von Eredor
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Hi femme-fatale,
die Passage am Anfang gefällt mir, auch wenn sie ein Klischee ist. Du hast alle Gefühle zum Ausdruck gebracht und sogar noch mit den Wetterkonditionen verstärkt, das ist immer lobenswert.
Worauf du noch achten solltest: kürzere Sätze. Teilweise sind sie für meinen Geschmack zu lang - und dann fehlen auch noch Kommata, was mich leider vom Lesen ablenkt und ich mich nicht mehr auf den Text selbst konzentrieren kann.
Tut mir leid, aber ich bin nur bis zur Hälfte der Seite gekommen, bevor ich aufgab - das liegt aber nicht daran, dass der Text grottenschlecht war, um Gottes Willen, nein.
Das liegt nur daran, dass ich diese Art von Genre überhaupt nicht mag. Ich kann deshalb auch wenig zum Inhalt sagen.
Wobei, eine Stelle fällt mir gerade auf, die ich dir gerne noch nennen würde:
Zitat: | „Es war die falsche Entscheidung!“ meinte sie entschieden und verschränkte ihre Arme schützend vor der Brust. |
Der Satz ist vielleicht ein wenig unglücklich, denn das Arme vor der Brust verschränken bei einer Streitsituation sticht sich mit dem Temperament Lydias.
Sie würde viel eher agressive Handgesten benutzen und die Hände in die Hüften stemmen - wobei das auch nicht ganz stimmig ist.
Ich hoffe, das konnte dir weiterhelfen,
lg Dennis
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Lesemaus Wortedrechsler
Beiträge: 92 Wohnort: London
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14.12.2008 15:29
von Lesemaus
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Hey femme-fatale,
Ich fand den Anfang eigentlich auch schön.
Das Gespräch habe ich mir auch noch interressiert durchgelesen. Ich muss zugeben ich würde niemals auch nur annähernd so ein Gespräch auf die Reihe bekommen, deshalb kann ich dir jetzt auch nichts genaues sagen, außer das es mir gefallen hat.
Danach habe ich allerdings auch aufgegeben. Es war einfach so viel. Wenn du den Text in drei Teilen eingestellt hättest, wäre ich nicht sofort so abgeschreckt gewesen. Vielleicht lese ich ein anderes Mal weiter.
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