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KateMonroe Erklärbär
K Alter: 43 Beiträge: 2
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K 06.12.2008 13:28 Flucht von KateMonroe
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Kleiner Auszug einer Geschichte, die mich schon lange begleitet (verfolgt):
Wie lange er nun schon hier auf dieser Lichtung lag, wusste er nicht.
Es spielte auch keine Rolle, nicht für ihn. Die Herbstsonne kämpfte sich wieder und wieder durch die Wolken und tauchte seine Welt in ein beruhigendes und warmes Licht. Das Gras war feucht und rief längst vergessen geglaubte Kindheitserinnerungen wach.
Alles um ihn war friedlich, fast schon unnatürlich still. Lange Zeit hatte er sich nirgends so geborgen gefühlt. Ständig waren Menschen um ihn herumgeschwirrt - Familie, Freunde und Krankenhauspersonal.
Er war es leid - er war erschöpft! Die letzten Monate hatten ihn viel Kraft gekostet. Fast automatisch zwang er sich an etwas anderes zu denken. Zumindest versuchte er es. Jetzt alles aufzuwühlen hatte keinen Zweck, es würde ihn ja doch nur fertig machen. Unbewusst griff er sich an sein linkes Handgelenk, die Narbe war deutlich zu spüren, aber sie verheilte gut. Ein sauberer, alles andere als zögerlicher Schnitt, jeder Chirurg wäre stolz darauf gewesene. Seltsamerweise hatte es nicht einmal weh getan. Alles was er gefühlt hatte war der kalte Stahl des Messers gewesen. Sein Therapeut nannte es Verdrängung, aber was wusste der schon. Ein unsympathischer, desillusionierter Psychologe - vermutlich ein Trinker. Nur noch ein paar Tage dann würde er diesen Kerl nicht mehr ertragen müssen.
Es war an der Zeit nach hause zu gehen, seine Flucht aus der Käseglocke konnte nicht ewig dauern, zumindest vorerst nicht. Der Rest der Welt war bestimmt wieder krank vor Sorge.
Sie würden schon auf ihn warten. Betont freundlich und gutgelaunt, alles Negative von ihm fernhaltend, würden sie ihm ein Leben vorgaukeln das es so nie gegeben hatte. Und natürlich würde er mitspielen, ein gutes Drama kam nun mal nicht ohne tragischen Helden aus. Nicht das er jemals etwas heldenhaften getan hätte, aber he, wenn sie ihm die glückliche Familie vorspielen konnten, warum durfte er dann nicht in die Rolle des Helden schlüpfen?
Auf dem Weg nach hause schienen 1000 Gedanken auf ihn einzustürmen. Alle kreisten sie um das eine Thema und alle waren sie ihm zuwider.
Wieso konnte nicht alles still sein?
Warum hatten alle Erwartungen an ihn?
Welchen Sinn machte die Quälerei?
Ohne es wirklich zu bemerken, war er vor seiner Haustür angekommen. Mechanisch schloss er auf und wappnete sich innerlich gegen ihren Aufmarsch. Sie war die Erste die ihn begrüßte - ein gequältes Lächeln und ein zögerliches “Ach Schatz, da bist du ja.”, reichten völlig um kalte Übelkeit in ihm aufsteigen zu lassen.
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stormcloud Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 631 Wohnort: In der Smalltalk-Abteilung
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12.12.2008 16:39
von stormcloud
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Hallo,
der Aufbau ist schlüssig. Dein Text gefällt mir sehr gut und erweckt sehr viel Neugier, mehr über deinen Protagonisten zu erfahren. Es entstehen viele Fragen im Kopf, die aber in ausgewogener Anzahl bleiben und einen gemeinsamen Lösungsansatz besitzen (hoffe ich) - sehr schön. Auch junge Menschen werden die tiefgründigen, zwischenmenschlichen Empfindungen verstehen können, welche deinen verhinderten "Helden" umgeben
Viel Spannungspotential in wenigen Sätzen - sieh zu, dass es nicht verloren geht. Würde gerne mehr davon lesen
Viele Grüße von Josef
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TintenFisch Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 202 Wohnort: München
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12.12.2008 22:12
von TintenFisch
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Hallo KateMonroe,
mir hat dein Text sehr gut gefallen.
Gerade weil er für mich so nüchtern rüber gekommen ist, baut sich Spannung auf, die nicht direkt auf den Leser zuspringt, ihn dafür fast unbemerkt in das Geschehen hineinzieht. Dadurch wirkt alles in gewisser Weise realistischer und unaufdringlich.
Intressanter Stil. Ich würde auf jeden Fall weiter lesen wollen. Du deutest ja bereits viel an...
Ein paar Dinge sind mir aufgefallen:
KateMonroe hat Folgendes geschrieben: |
Wie lange er nun schon hier auf dieser Lichtung lag, wusste er nicht.
Es spielte auch keine Rolle, nicht für ihn. |
Beim ersten Lesen hat mich diese Ergänzung ein wenig verwirrt. Vielleicht solltest du sie streichen.
Zitat: |
Er war es leid - er war erschöpft! |
Diese Formulierung finde ich nicht so gut gelungen. Wenn du absichtlich eine Anapher gewählt hast, dann würde ich diese ein wenig überdenken, andernfalls umschreiben.
Soweit meine Rechtschreibkentnisse reichen:
Zitat: |
Es war an der Zeit nach Hause zu gehen, seine Flucht aus der Käseglocke konnte nicht ewig dauern, zumindest vorerst nicht. |
sowie:
Zitat: |
Auf dem Weg nach Hause schienen 1000 Gedanken auf ihn einzustürmen. |
Zitat: | Sie war die Erste die ihn begrüßte - ein gequältes Lächeln und ein zögerliches “Ach Schatz, da bist du ja.”, reichten völlig, um kalte Übelkeit in ihm aufsteigen zu lassen. |
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung!
lg
TintenFisch
_________________ Das Leben fröhlich weiterwinken, heiße Schokolade trinken! |
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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13.12.2008 10:03
von femme-fatale233
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Hallo KateMonroe!
Ich kann mich meinen Vorrednern anschließen, bis auf ein paar kleine sprachliche Unstimmigkeiten, die TintenFisch ja schon bemängelt hat, gefällt mir Dein Text eigentlich Recht gut. Ich bin gespannt darauf mehr zu lesen und vor allem zu sehen ob Du diesen Schreibstil durchhälts....
Bis dahin, liebe Grüße,
femme-fatale233
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KateMonroe Erklärbär
K Alter: 43 Beiträge: 2
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Carlucci Erklärbär
Beiträge: 2 Wohnort: Dorsten
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14.12.2008 10:06
von Carlucci
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Hallo KateMonroe,
auch ich schließe mich den Vorrednern an. Es ist ein Text, der Atmosphäre erzeugt, Lust auf mehr macht.
Du schriebst, daß es der Auftakt zu einer längeren Erzählung ist, deshalb bin ich nicht der Meinung, daß man jeden Satz drei Mal umdrehen muß. Außerdem gefallen mir beide der angemerkten Stellen in der jetzigen Form recht gut, gerade die Anapher, die ein wenig die Lesegeschwindigkeit bremst.
Der ganze Text weckt das Interesse daran, was mit dem Protagonisten los ist. Man möchte mehr über die Situation erfahren. - Und ich denke, genau das ist es, was der Text auch machen soll: Neugierig.
_________________ QUID QUID AGIS, PRUDENTER AGAS ET RESPICE FINEM. |
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2904 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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14.12.2008 10:14
von DasProjekt
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Hallo,
der Text ist souveraen geschrieben, Wortwahl passt, Stimmungsaufbau schoen kontinuierlich. Gestolpert bin ich im ersten Moment darueber, dass dein Prota sich auf einer Lichtung, auf der es "beinahe unnatuerlich still" ist, so geborgen fuehlt wie schon lange nicht mehr. Unnatuerliche Stille und Geborgenheit gehen eigentlich nicht zusammen, unnatuerliche Stille ist eher etwas, das an den Nerven zerrt. Es erklaert sich dann zwar aus seiner allgemeinen psychischen Situation heraus - aber deswegen wuerde ich den Zusammenhang Stille <-> Geborgenheit vielleicht eher NACH den Schnitt am Handgelenk setzen, da passt er irgendwie besser hin.
Du schreibst, Rechtschreibfehler sind schon verbessert im Original, wie sieht es denn mit Kommafehlern aus? Das sind naemlich deutlich mehr als Rechtschreibung... und ich frage mich, ob sie dir vielleicht noch selbst ins Auge springen, wenn ich dir nur sage, dass du welche gemacht hast? (Ich LIEBE es, Leute drauf hinzuweisen, dass sie Fehler gemacht haben, aber sie diese Fehler selber finden und korrigieren zu lassen - regt zum Nachdenken an! )
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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