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mayhoth Gänsefüßchen
Alter: 33 Beiträge: 42
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10.12.2008 17:19 Winterlicher Wald von mayhoth
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Schweigend tanzen die Lichter der Dämmerung
Im Wald, drängen dich an dicht
Die Bäume sich und im Gestrauch zittert's. -
Vor Kälte?
Von Ferne klagt noch wie ein sanfter Fruhlingswind
Leise, der Ruf der Anderen, kaum hörbar
Das Wellenrauschen der Motoren.
Und der Einsame schlurft mit schleifenden Schritten
Über den eisigglatten Pfad, den Schnee, der knistert,
Wie tausend zertretene Plastiktüten.
Und unter den sich öffnenden Sternen
Setzt er wuchtig die Schaufel an und
Sticht - Gräber für unbeklagte Tote.
Weitere Werke von mayhoth:
_________________ Es ist nicht wichtig, besser zu sein als andere, sondern besser zu sein, als man selbst gestern war. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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10.12.2008 19:38
von Enfant Terrible
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Das Gedicht gefällt mir, weil ich es durch und durch lyrisch finde. Es erzeugt Bilder voller Atmosphäre; ich habe mich sofort in diesen Winterwald versetzt gefühlt.
Das einzige Manko, das für mich das Lesen erschwert und somit das Verngügen daran auch ein wenig trübt, ist die leicht unübersichtliche Form. Mir scheint, als würdest du willkürlich Umbrüche einsetzen - als Stilmittel vielleicht? - wo sie, für mein Empfinden zumindest, gar nicht passen und somit die Zeilen schwerer lesbar und schwerer verständlich machen. Denn zusätzlich zu den Umbrüchen haben sich auch einige Satzzeichen eingeschlichen, die den Leserhytmus komplett durcheinander bringen. Das muss nicht sein. Durch eine klarere Form würde dein Gedicht nur gewinnen, ganz sicher.
Aus diesem Grund habe ich mir mal die Freiheit genommen, einfach ein bisschen an dem Gedicht herumzubasteln und die Verse so umzugruppieren, wie sie mir vom Sinn her zusammenhängend erscheinen. Ich hoffe, dass so verständlicher wird, was genau ich mit meiner Kritik oben meine.
Schweigend tanzen die Lichter der Dämmerung
Im Wald drängen sich die Bäume dicht and dicht
und im Gestrauch zittert's. -
Vor Kälte?
Von Ferne klagt noch wie ein sanfter Fruhlingswind
leise der Ruf der Anderen.
Kaum hörbar
das Wellenrauschen der Motoren.
Und der Einsame schlurft mit schleifenden Schritte
über den eisigglatten Pfad
Unter seinen Schritten knistert Schnee
wie tausend Plastiktüten.
Und unter den sich öffnenden Sternen
Setzt er wuchtig die Schaufel an und
Sticht - Gräber für unbeklagte Tote.
Ist natürlich bloß eine spontane und sehr subjektive Lösung. Was hältst du davon? Wie du siehst, habe ich nicht nur die Verszusammenhänge verändert, sondern zu diesem Zweck auch einige Verse etwas umgeschrieben. Ich hoffe, du empfindest das nicht als zu tiefen Eingriff in deine Poesie, denn so war es nicht gemeint. Ich wollte lediglich eine kleine Anregung geben.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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10.12.2008 20:42
von Pencake
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Nabend mayhoth.
Was eine cooles, atmosphärisches Stück sein könnte, wird hier
von vornherein zerhackt, abgemurkst, zerfleischt von diesen
widerwärtigen Kapitalsatzanfängen. Weshalb Großschreibung
am Satzanfang, wenn der Grammatik, dem Sinn, dem Fluss
nicht entsprechend, ja, im großen und Ganzen völlig gegen-
läufig?
Ok, ich übertreibe. Und das mit dem Sinn kannst du vielleicht
aufklären. Dennoch vermute ich dahinter die Unart der reinen
Imitation "ham doch schon die alten Meister so gemacht",
oder sowas in der Art. Es sieht grausam aus - und liest sich
grausam, das ist mein Empfinden.
Achso, inhaltlich wollte ich etwas ganz und gar Positives sagen:
du nimmst mich mit - mit deinen Bildern. Hier und da noch ein
kleiner Schleifer, und ich bin im Wald und zittere vor dem
kalten Gesellen, der da - was auch immer - verscharrt.
Weiter so und bitte "normale" Sätze schreiben.
Herzlich, Niko
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mayhoth Gänsefüßchen
Alter: 33 Beiträge: 42
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14.05.2009 18:31
von mayhoth
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schweigend tanzen die lichter der dämmerung im wald
es drängen dicht an dicht die bäume sich
und im gestrauch zitterts.
vor kälte?
von ferne klagt der letzte herbstwind,
leise den ruf der sippe,
der blutlosen horde:
das wellenrauschen der motoren
und mit schwerem schritt
schlurft der einsame über eisigglatten pfad
über schneebezogne blätter
die knistern wie zertret'ne plastiktüten
und unter dem sich öffnenden himmelsdom
entläd der fremde seine last
und sticht mit wuchtigem spaten
gräber für unbeklagte tote
_________________ Es ist nicht wichtig, besser zu sein als andere, sondern besser zu sein, als man selbst gestern war. |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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14.05.2009 21:18
von Nihil
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Hallo Mayhoth!
Die zweite Fassung ist eindeutig schlechter als die erste, wahrscheinlich weil
du versucht hast, Stellen zu verbessern, die keiner Verbesserung bedürft
hätten. Die sich öffnenden Sterne sind ein viel atmosphärischeres und daher
besseres Bild als diese umständliche Formulierung mit dem Himmelsdom. Die
blutige Strophe mit der Sippe ruiniert das Winterbild, finde ich. Die Kälte und
das schweigend Unheimliche merkt man gut, da braucht es keine Gewalt zu
geben (ich finde sie sogar sehr unpassend). Oder dass du den Frühlings- durch
den Herbstwind ersetzt hast. Gerade die Verbindung noch Frühling in Verbindung
mit dem Winter finde ich stark, weil das impliziert, dass das Hoffen ein Trug-
schluss war und der Winter mächtiger als vorher schon vor seiner Zeit erneut
anbricht.
Zitat: | Schweigend tanzen die Lichter der Dämmerung
Im Wald drängen sich die Bäume dicht and dicht
und im Gestrauch zittert's. -
Vor Kälte? |
Hier stört mich diese rhetorische Frage, weil du sonst so klar und eindrück-
lich beschreibst, hier aber unsicher wirst. Die Frage wirft mich raus, weil sie
überflüssig ist und nichts bringt. Ohne ist das Gedicht besser dran.
Die übrigen Strophen sind sehr schön und wenn man sie liest, knistert schon
das Winterbild aus den Gedanken. Das war sehr gut. Allerdings habe ich noch
ein paar Vorbehalte, weil mir die Plastiktüten und die Motoren ein wenig
unmotiviert erscheinen, sprich, ich sehe den Sinn in ihnen nicht. Aber um
die Bilder eindrücklich zu machen, reichen sie allemal und deswegen störe
ich mich eigentlich auch nicht an ihnen.
Schönen Abend wünsch ich,
- Nihil
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mayhoth Gänsefüßchen
Alter: 33 Beiträge: 42
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19.05.2009 15:45
von mayhoth
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Danke ersteinmal für die Kommentare, ich bin jetzt nocheinmal über meine Veschlimmbesserungen drübergegangen und habe mich mehr am Original orientiert. Jetzt würde das Gedicht so aussehen:
Schweigend tanzen die Lichter der Dämmerung
im Wald, es drängen dicht an dicht
die Bäume sich und im Gestrauch zitterts.
Von Ferne klagt noch wie ein sanfter Frühlingswind
Leise, der Ruf der Anderen
kaum hörbar
im Wellenrauschen der Motoren.
Und ein Fremder schleppt sich mit schlurfenden Schritten
über den zugeeisten Weg
Und unter den sich öffnenden Sternen
setzt er wuchtig die Schaufel an und sticht
Gräber für unbeklagte Tote.
Über die Groß- und Kleinschreibung bin ich jetzt nocheinmal drübergegangen - so erscheint mir das Gedicht gerade am sinnvollsten. Obwohl ich blutlos eigentlich nicht mit Gewalt assoziiere, habe ich mich doch entschlossen, diese Passage wie in der ersten Version zu belassen - nicht dass jemand vor lauter Haimaphobie in Ohnmacht fällt (wie eigentlich, wenn gar kein Blut da ist?).
Wenn Interesse da ist, erstelle ich noch eine vertonte Version.
Grüße, mayhoth
_________________ Es ist nicht wichtig, besser zu sein als andere, sondern besser zu sein, als man selbst gestern war. |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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19.05.2009 16:59
von jim-knopf
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find ich gut
zwei kurze Vorschläge:
Schweigend tanzen die Lichter der Dämmerung
im Wald, es drängen dicht an dicht
die Bäume sich und im Gestrauch zitterts.
Von Ferne klagt noch wie ein sanfter Frühlingswind
Leise, der Ruf der Anderen, kaum hörbar (Ich würde das "kaum hörbar" wieder wie in Version eins noch in die zweite Zeile stellen. Es ließt sich besser)
im Wellenrauschen der Motoren.
Und ein Fremder schleppt sich mit schlurfenden Schritten
unter den sich öffnenden Sternen
setzt er wuchtig die Schaufel an und sticht
Gräber für unbeklagte Tote.
Hier einfach Zeile zwei "über den zugeeisten Weg" rauslassen. Dadurch kann sich die Formulierung "unter den sich öffnenden Sternen" doppelt auf Zeile eins und auf zeile drei beziehen. Ich mag solche Kunstgriffe, weil es sich immer sehr schön ließt
Natürlich nur als Vorschlag
Gesprochen fänd ich super. Also los
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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