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Tage im Dunkel


 
 
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mayhoth
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 42



Beitrag10.12.2008 17:12
Tage im Dunkel
von mayhoth
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Du? Hörst du den Ruf
Den geheimnisvollen, leidenkündenden
Der widerhallt, erstarren lässt und
Löst, befreit und fesselt?

Hörst du die geheime Klage, die
Versteckt dahinter, deine Sinne
Hinreißt, weg von Freude, weg
Gier, weg vom Abenteuer und dich
- Abenteuerlich - auf dein Inneres stimmt?

Zerrt es schon an dir? Reißt es bereits
Die Seele aus deiner Brust? Oder bist du Heil
Und fühlst dich noch
Fehlerlos?

Der Ruf, der anhebt zum Gesang laut in der Stille,
Dich erhebt, dich bewegt und verzaubert
Dich durchbohrt und vollkommen macht -
Er holt dich, diese Nacht.



_________________
Es ist nicht wichtig, besser zu sein als andere, sondern besser zu sein, als man selbst gestern war.
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag10.12.2008 19:59

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Mir gefällt deine Poesie im Ansatz ausgesprochen gut - du besitzt meines Erachtens ein lobenswertes Sprachgefühl und verstehst es, schlichte Bilder mit lyrischem Leben zu füllen. Allerdings habe ich hier ein ganz ähnliches Problem wie auch bei dem anderen Gedicht: Die Struktur verwirrt mich.

Vielleicht liegt es tatsächlich an mir und meinem persönlichen Geschmacksempfinden, da ich kompakte, strukturierte Versformen mag. Aber manche Ausschnitte hier sind wirklich schwer leserlich und schwer verständlich, darunter leidet auch das Gefühl, das die Poesie vermittelt.
Auch in diesem Gedicht empfehle ich, die Form etwas zu verändern, um das Lesevergnügen nicht zu schmälern. Denn so, wie es jetzt da steht, verlieren deine Bilder ihre Leichtigkeit und Anmut durch die etwas sperrige Versstruktur. Es gibt daneben einige Rechtschreibfehler, die für Missverständnisse sorgen - ich habe sie automatisch korrigiert.

Nun jede Strophe im Detail:

Zitat:
Du? Hörst du den Ruf
Den geheimnisvollen, leidenkündenden
Der widerhallt, erstarren lässt und
Löst, befreit und fesselt?

Ein schöner Auftakt, der für meinen Geschmack allerdings ein winziges Bisschen zu überladen ist. So würde ich die letzten beiden Verse ändern: im allerletzten vielleicht eines der Wörter weglassen, um die bald aufeinanderfolgenden zwei "und"s zu vermeiden. "löst" und "befreit" ergeben meienr Meinung nach nebeneinander stehend eine leichte Tautologie, da diese Verben ziemlich bedeutungsgleich sind - du brauchst sie also nicht alle beide, es sei denn, als Stilmittel ... das sollte aber gut überlegt sein.
Mein Vorschlag zum Umschreiben wäre:
Du?
Hörst du den Ruf,
den geheimnisvollen, leidenkündenden,
dessen Widerhall erstarren lässt,
und fesselt, um zu befreien?


Zitat:
Hörst du die geheime Klage, die
Versteckt dahinter, deine Sinne
Hinreißt, weg von Freude, weg
Gier
, weg vom Abenteuer und dich
- Abenteuerlich - auf dein Inneres stimmt?

Diese Strophe ist vom Aufbau her besonders ungünstig. Ich habe viele Anläufe gebraucht, um ihre Struktur zu durchschauen und zu verstehen - so etwas bremst beim Lesen ungemein; ich würde die Strophe also umschreiben, um dieses Stocken zu vermeiden.
Hier scheint einiges nicht zu stimmen. Die Stellen des Missfallens habe ich kursiv markiert.
Das "versteckt dahinter" steht nicht nur abgehackt und unverbunden in der Gegend, es ist auch recht überflüssig, da die "geheime Klage" schon dieses "Versteckte" impliziert. Zwischen "weg" und "Gier" fehlt ein "von", eventuell sogar "von der" ... das Weglassen der Präposition als Stilmittel kann ich mir nicht vorstellen, da es sich zu sehr nach einem Fehler liest und ein Stolpern verursacht.

Ich versuche mal, diese Strophe etwas klarer umzuschreiben:
Hörst du die Klage,
die aus dem Verborgenen
deine Sinne fortreißt:
weg von Freude, weg von Gier,
weg vom Abenteuer,
um dich abenteuerlich
auf dein Inneres zu stimmen?

Sicherlich keine Patentlösung, aber vielleicht ein Ansatz für dich. Ich habe lediglich versucht, den Sinn, den ich aus dieser Strophe gelesen habe, aus dem Knoten zu zerren, außerdem ein Kompromiss zwischen "geheime Klage" und "die, versteckt" zu finden versucht: Aus dem Verborgenen. Was hältst du von dieser Anregung?

Zitat:
Zerrt es schon an dir? Reißt es bereits
Die Seele aus deiner Brust? Oder bist du Heil
Und fühlst dich noch
Fehlerlos?

Eine Oase der Erholung im Dickicht des Gedichts. Wunderbar klar, direkt, unverschachtelt. Auch hier würde ich noch die letzten Stolperer durch ein Umgruppieren der Verse ausräumen:
Zerrt es schön an dir?
Reißt es bereits
die Seele aus deiner Brust?
Oder bist du heil
und fülhst dich noch
fehlerlos?

Ansonsten: Starke Strophe, gerade durch ihre Einfachheit so fesselnd wie der beschriebene Ruf.

Zitat:
Der Ruf, der anhebt zum Gesang laut in der Stille,
Dich erhebt, dich bewegt und verzaubert
Dich durchbohrt und vollkommen macht -
Er holt dich, diese Nacht.

Schöner, nein, sehr schöner Schluss. Perfekt zum Gedicht passend, unverschachtelt, klar, poetisch, mit einem spannenden, fast drohenden Unterton, der dem Werk eine Schlussdramatik verleiht. Wenn man sich diesen Text als Instrumentalstück vorstellt, dann klingt die letzte Strophe in einem tiefen Bass aus, der noch längere Zeit spannungsvoll in der Luft vibriert.
Da der letzte Vers so ungemein stark ist, hätte ich zwei Vorschläge, um ihn zu betonen, noch lyrischer herauszuarbeiten:
Er holt dich in dieser Nacht
oder
Er holt dich. Heut' Nacht.
Vielleicht trifft eines davon noch deinen Geschmack.

Ich hoffe, meine Rezension hat dich nicht ermüdet. Wie gesagt, meine ich es nicht böse und möchte nicht klugscheißen - im Gegenteil, dein Gedicht hat mich inhaltlich und vom Sprachgefühl her so begeistert, dass ich mir einfach gerne wünschte, du würdest es noch überarbeiten, dem Werk den letzten Schliff verleihen, welchen es so verdient hat.
Abgesehen von den Fehlern mag ich dein Gedicht sehr. Ich lasse mich gerne verzaubern von dem Ruf, von der Spannung, die du aufbaust - das ist stark, dramatisch. Gut gemacht!


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um die Dunkelheit zu sehen"
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