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Das (tapfere) Schneiderlein


 
 
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Gondwana
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 40
Wohnort: Bad Oeynhausen


Beitrag08.12.2008 00:19
Das (tapfere) Schneiderlein
von Gondwana
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nach meinem ersten Urlaub in Schottland versuchte ich ein Bild mit einem landestypischen Motiv zu malen. Darauf ist ein See mit einem verlassenen alten Haus aus Bruchsteinen zu sehen und eine große Wiese beherrscht den Vordergrund. Die Wiese war mir farblich nicht gut gelungen und überhaupt sah sie meines Erachtens sehr unecht aus. Ich wollte das fertige Bild schon zerreissen, als das Telefon klingelte. Eine Freundin war dran. Sie bemerkte meinen frustrierten Unterton und ich erzählte ihr von der mißlungenen Aktion. Weil sie selber auch malte, konnte sie meinen Unmut darüber nachvollziehen. Wir verabredeten uns dann für denselben Abend bei mir und sie bat mich, das Bild noch angucken zu dürfen. Also gab ich nach und lehnte es im Wohnzimmer unten an ein Regal.

Als meine Freundin das Bild sah, rief sie aus: "Nein, nicht wegschmeissen, die Wiese sieht doch wunderbar aus. Ich weiß gar nicht, was Du hast?!" "Naja", dachte ich "sie will mich halt trösten und lobt es deswegen, aber ehrlich gemeint sein kann das nicht" und ich sagte zu ihr: "Das ist nett von Dir, aber glaubst Du ernsthaft, ein Tier würde sich auf dieser Wiese wohlfühlen?" Doch sie blieb dabei, fand es weiterhin schön und wir gingen dazu über, uns bei einem Gläschen Wein das Neueste aus unserem Leben zu erzählen.

Geraume Zeit später fielen unsere Blicke gleichzeitig nochmal auf das Bild. Dort hatte sich inzwischen eine langbeinige Spinne, Schnake oder Schneider im Volksmund genannt, genau auf der gemalten Wiese vor dem Bruchsteinhaus niedergelassen. Zunächst waren wir einen Moment lang sprachlos, dann folgte ein Lachanfall und als der Schneider nach einer Stunde immer noch dort saß, meinte meine Freundin, am besten wäre es doch, das Tier irgendwie auf dem Bild zu fixieren, da es nun quasi Teil des "Gesamtkunstwerks" geworden war. Ich gebe zu, da hatten wir schon einige Gläser intus ...

Nein, wir haben natürlich nichts dergleichen getan, obwohl sie schon eine kleine Haarsprayflasche aus ihrer Handtasche hervorgeholt hatte, um den Schneider damit zu übersprühen. Zum Glück hatte ich rechtzeitig die Idee, den tierischen Besuch auf einem Photo zu verewigen.

Nachdem sie gegangen war, hatte ich Skrupel das Bild zu entsorgen, denn das Schneiderlein saß ja dort - immer noch an derselben Stelle. Ausserdem fand ich es nun gar nicht mehr so übel, fühlte mich zugegebenermaßen auch ein wenig geehrt, dass jemand gern auf meiner gemalten Wiese saß und beflügelt vom Wein wünschte ich mir, es möge noch lange so bleiben. Dann sagte ich Gute Nacht und ging ins Bett.

Am nächsten Morgen bot sich mir kein schöner Anblick. Das Schneiderlein hatte zwei Beine verloren, die auf den Teppich vor dem Bild gefallen waren und machte selbst auch keinen guten Eindruck mehr. Im Laufe des Tages fiel dann irgendwann auch noch sein gesamter Körper leblos nach unten. Direkt vor die Wiese, wo er seine letzten Stunden verbracht hatte.



- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Das liegt nun schon ein paar Jahre zurück. Vor kurzem habe ich das Bild eingerahmt und
an die Wand gehängt, da fiel mir diese Geschichte wieder ein ...

Hier das Photo (ursprünglich ein Dia):


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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag15.03.2009 11:30
Re: Das (tapfere) Schneiderlein
von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Liebe Gondwana!
Ich habe deinen Text aufmerksam gelesen und dabei sind mir einige Dinge aufgefallen.

1. Rechtschreibtechnisch und grammatikalisch ist deine Geschichte sehr gut, in diesem Satz würde ich allerdings die Zeitform ändern:
Zitat:

Nein, wir haben natürlich nichts dergleichen getan

Sonst schreibst du in deiner Geschichte nämlich immer in der ersten bzw. der dritten Vergangenheit, aber hier benutzt du plötzlich das Perfekt.

2. Du schreibst flüssig, sodass der Leser der Handlung gut folgen kann, allerdings fehlt dir (wie ich finde) ein wenig der "persönliche Stil".

3. Nun  komme ich zu dem, was meiner Meinung nach das Kernproblem des Textes ist: Die Anekdote, die du beschreibst, ist zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Der Geschichte fehlt einfach der Spannungsbogen, da ist nichts, das den Leser fesselt oder animiert weiter zu lesen. Das fängt schon mit dem ersten Satz an:
Zitat:

Nach meinem ersten Urlaub in Schottland versuchte ich ein Bild mit einem landestypischen Motiv zu malen.

Der erste Satz einer Geschichte ist ein bisschen wie eine Schlagzeile: Er soll das Interesse des Lesers wecken, aber das tut er hier leider nicht.

So viel zur fehlenden Spannung, dein zweites Problem ist, wie du die Dinge beschreibst:
Zitat:

Darauf ist ein See mit einem verlassenen alten Haus aus Bruchsteinen zu sehen und eine große Wiese beherrscht den Vordergrund.

So hast du das Bild beschrieben, um das es in dieser Geschichte gehen soll. Das ist nicht besonders gut gelungen, weil es irgendwie total sachlich und nüchtern klingt. Vor meinem geistigen Auge habe ich keine Vorstellung von dem Bild. Hier kannst du ruhig etwas mehr ins Detail gehen, d.h. einfach in deiner Beschreibung etwas genauer sein (natürlich keine genau Analyse, wie sie ein Kunststundent schreibt, aber der Leser sollte sich vorstellen können wie es aussieht.) Jetzt wirst du vielleicht sagen "Aber unten ist doch ein Foto von dem Bild", doch genau das stört. Der Leser weiß wie das Gemälde aussieht, weil du es anbei gepostet hast, aber wenn das Bild nicht da wäre, könnte ich es mir nicht vorstellen wie es aussieht. Aber du als Schreiber solltest den Leser eigentlich zur Fantasie anregen.

So, das war es dann von mir,
liebe Grüße,
Caro
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Gondwana
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 40
Wohnort: Bad Oeynhausen


Beitrag15.03.2009 18:14
Re: Das (tapfere) Schneiderlein
von Gondwana
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Caro,

danke für deine Antwort. Smile

femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
3. Nun  komme ich zu dem, was meiner Meinung nach das Kernproblem des Textes ist: Die Anekdote, die du beschreibst, ist zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Der Geschichte fehlt einfach der Spannungsbogen, da ist nichts, das den Leser fesselt oder animiert weiter zu lesen.



... aber du hast weitergelesen Wink


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
Das fängt schon mit dem ersten Satz an:
Zitat:

Nach meinem ersten Urlaub in Schottland versuchte ich ein Bild mit einem landestypischen Motiv zu malen.

Der erste Satz einer Geschichte ist ein bisschen wie eine Schlagzeile: Er soll das Interesse des Lesers wecken, aber das tut er hier leider nicht.



s.o. - ich verstehe nicht, wodurch dann dein Intersse geweckt wurde, weiterzulesen ...
Die Wirkung einer Schlagzeile wollte ich mit dem ersten Satz nicht erzielen. Bei mir ist es eher so, dass ich einfach eine Geschichte erzähle und ich hab´ inzwischen auch gemerkt, das Forum hier ist nicht das richtige für mich, weil ich viel zu wenig auf die Form, als auf den Inhalt achte. Deswegen hab´ ich hier lange nichts mehr geschrieben - und hab´ ich auch nicht mehr vor Wink. Bitte, das ist nicht negativ gemeint!


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
So viel zur fehlenden Spannung, dein zweites Problem ist, wie du die Dinge beschreibst:
Zitat:

Darauf ist ein See mit einem verlassenen alten Haus aus Bruchsteinen zu sehen und eine große Wiese beherrscht den Vordergrund.

So hast du das Bild beschrieben, um das es in dieser Geschichte gehen soll. Das ist nicht besonders gut gelungen, weil es irgendwie total sachlich und nüchtern klingt.



Volltreffer! *gg* ... hat sicherlich auch was damit zu tun, dass ich in den letzten *nachdenk* ... ca. 15 Jahren hauptsächlich wissenschaftl. Bücher gelesen habe, mit ein paar Abstechern in die Belletristik und Lyrik.


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
Aber du als Schreiber solltest den Leser eigentlich zur Fantasie anregen.



Ein Schriftsteller, der mit  seinen Geschichten seine Brötchen verdienen will, muß das, ja!
Aber ich bin keiner und will es auch nicht sein. smile extra

Ist halt schon 3 Monate her, als ich die Geschichte hier gepostet habe. Ich hatte schon überlegt, ob ich sie besser löschen sollte, hätte es jetzt aber als unhöflich empfunden, dir nicht zu antworten, da du mir deine Aufmerksamkeit geschenkt hast. Nochmals vielen Dank und

liebe Grüße zurück,
Gondwana


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femme-fatale233
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Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag16.03.2009 21:31

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Liebe Gondwana!
Ich hoffe meine Antwort auf deinen Beitrag und die dazugehörige Kritik haben dich nicht abgeschreckt, hier im Forum weiter zu posten, denn das macht irgendwie ein bisschen so den Eindruck. Anfangs war ich mir auch nicht sicher, ob ich hier so richtig bin, aber ich kann dich nur ermutigen einfach viel mitzulesen und noch einmal etwas von dir zu posten, denn nicht alles was man schreibt ist eine Glanzleistung. Selbst erfahrene Schreiber (wie Terrorkrümel oder jim-knopf z.B.) liegen hin und wieder mal daneben. Lass dich nicht entmutigen.

Nun will ich noch kurz die Frage beantworten warum ich auf deine Gesichte geantwortet habe, obwohl sie mich nicht so wirklich gefesselt hat:
Ich weiß wie traurig es ist einen Text zu posten und auf eine Meinung von anderen zu hoffen und dann einfach keine Rückmeldung zu bekommen. Besonders für jemanden, der im Forum noch nicht so lange dabei ist, kann das ziemlich seltsam wirken. Wir versuchen einfach alle Beiträge zu beantworten, das ist nur fair.

Liebe Grüße,
Caro
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Gondwana
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Beiträge: 40
Wohnort: Bad Oeynhausen


Beitrag17.03.2009 19:51

von Gondwana
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Caro,


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
Ich hoffe meine Antwort auf deinen Beitrag und die dazugehörige Kritik haben dich nicht abgeschreckt, hier im Forum weiter zu posten, denn das macht irgendwie ein bisschen so den Eindruck.



... in meinem letzten Posting schrieb ich doch, dass ich hier schon lange nichts mehr geschrieben habe. Guck´ doch mal, die Geschichte ist schon vom Dezember 2008! Das ist Beweis genug, deinen Eindruck zu - überschreiben (scusi, ich lerne gerade Excel lol).


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
aber ich kann dich nur ermutigen einfach viel mitzulesen und noch einmal etwas von dir zu posten, denn nicht alles was man schreibt ist eine Glanzleistung. Selbst erfahrene Schreiber (wie Terrorkrümel oder jim-knopf z.B.) liegen hin und wieder mal daneben. Lass dich nicht entmutigen.



Ja, vielleicht mach´ ich das noch ... irgendwann ... kann sein. Ich bin nicht entmutigt. Es ist okay so!


femme-fatale233 hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß wie traurig es ist einen Text zu posten und auf eine Meinung von anderen zu hoffen und dann einfach keine Rückmeldung zu bekommen. Besonders für jemanden, der im Forum noch nicht so lange dabei ist, kann das ziemlich seltsam wirken. Wir versuchen einfach alle Beiträge zu beantworten, das ist nur fair.



Das ist nett, danke.  



Lieben Gruß,
Gondwana

Edit: der letzte Smilie ist nicht so ganz passend, aber vielleicht gefällt er dir ja.


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