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metalandertaler Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 60 Wohnort: Aachen
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07.11.2008 00:29 Schwert und Feder. von metalandertaler
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Hallo zusammen.
Nachdem ich mich hier also angemeldet und, der Tradition folgend, mich brav vorstellte, hier mein post-millenium'sches erstes Mal. Ich habe in meiner Schulzeit zwar ab und an die ein oder andere Zeile geschrieben, dieses auch wiederentdeckt, aber da sich seitdem mein Hintergrund, Einstellungen und vor allem mein Stil sehr verändert hat, passen diese Zeilen nicht hier rein. Also sprechen wir von meinem zweiten ersten mal.
Wobei ich gestehen muß, daß die Geschichte, die erzählt wird keineswegs neu und keineswegs von mir ist. Urheberrechtlich bleibe ich allerdings auf der Sicheren Seite, da zum einen der Urheber seit und 80 Jahren nicht mehr unter uns weilt, zum Anderen die Kreativarbeit für die Umsetzung immernoch so hoch ist, daß man nicht mehr von einem Plagiat sprechen kann.
Die Vorlage, "Feder und Schwert" von Rainer Maria Rilke, habe ich auf einem meiner langen Streifzüge im Netz gefunden. Ursprünglich wollte ich den Text musikalisch umsetzen, was dabei herausgekommen ist, ist vielmehr mein literarisches Erstlingswerk, daß es zu einem - mehr oder weniger befriedigenden - Abschluß gebracht hat. Songtexte zählen für mich hier nicht dazu, da sie für sich alleine genommen oftmals eine gewisse Tiefe missen lassen, die durch den Ausdruck der Musik gegeben wird.
Die Vorlage, sofern noch nicht bekannt, findet Ihr erfreulicherweise hier: http://de.wikisource.org/wiki/Feder_und_Schwert
So denn mein "halbes" zweites Erstlingswerk:
Feder und Schwert:
Das Schwerte, einst in neu Gewand,
Glänzend in der Ecke stand,
Sah sich um und freute sich
Ob des warmen Strahls der Sonne.
Wiegte sich in rotem Licht
Und schämte sich der Ehre nicht -
War es doch darauf erpicht -
Ach was war es eine Wonne.
Tisch und Stuhl und Schrank und Bett
Ließen sich vom Schwert regier'n.
Nur die Feder beugt' sich nicht.
Gelehnt an ihrem Tintenfasse
Sprach sie, daß man es doch lasse,
So zu buckeln vor dem Glanze
Dieses Armleuchters aus Stahl.
Grämend, wer da aufbegehrt,
Gekränkt im Stolze sprach das Schwert
"Ruhe! Du bist es nicht Wert,
Daß Dich wärmt der Sonne Strahl.
Mich führ'n Fürsten in die Schlacht,
Im Felde bist Du zweite Wahl.
Du kleine Feder kannst mich mal!"
Lächelnd sprach darauf die Feder:
"Eitel bist Du, das weiß jeder.
Sind beid' wohl, besinne Dich,
Immer schon ganz nah' verwandt.
Beide sind wir doch geboren
Aus dem Erze, in den Kohlen
Die der Mensch hat einst befohlen.
Hat uns aus dem Urzustand
des Erzes wohl erschaffen
Kreative Menschenhand.
Dich aus Wut, mich mit Verstand.
Seit an Seit warn wir im Erze
In des Erzgebierges Herze
Geschmiedet in der heißen Esse
Nahm jeder seine Spitze an
Filigran, fein und subtil,
Tinte führend und mit Stil,
Die meine, die nicht töten will.
Deine scharf und hart sodann,
Zu schneiden Mensches Fleische.
Auf daß der die Schlacht gewann,
Der Dich führt, wenn er denn kann."
Diese Worte, wohl gewählt,
Nur des Schwertes Zorn genährt,
Welches kurz hat überlegt
Und dann sprach "Ich bitte Dich.
Willst Du wirklich hier erreichen
Maus und Löwe wär'n die Gleichen?
Tier der Armen - Tier der Reichen.
Der Löwe: fürstlich, königlich
Scheut doch nicht vorm Mausezahn
Und zu Dir nur sage ich
Du sprichst wahrlich lächerlich.
Geführt vom kleinen Schreiberlein
In seinem engen Kämmerlein,
Klemmst hinter seinem Eselsohr
Und fristest sowohl Tag als Nacht,
Mit rauhem Pergamentgekratze.
Ich doch mit des Todes Fratze,
Wendig wie des Löwen Tatze,
Bringe gleichwohl Kraft und Macht.
Und bin ich einmal alt und stumpf,
So wird mir in des Lebens Nacht
Mit Ehre und mit Ruhm gedacht.
Wird Dir jedoch die Zeite rar
Raubt der Schreiber Dir sogar
Den Schaft, der Dich so lang gestützt
Und wird, wenn er Dir gnädig ist,
Dich mit Deinen Federgleichen
Als rost'ge alte Federleichen
Achtlos vergessen, weiterreichen
Daß Du in Deiner letzen Frist
Durch Kinderhand gefoltert
Oder gleich gebrochen wirst.
Soviel zu Dir, Du Pazifist."
"Übel wohl, geb ich Dir Recht,
Behandelt man mich schon als Knecht
Der Lyrik, Epic und des Dramas.
Doch auch Macht mir innewohnt,
Welche Dir niemals Gewahr
Und die mich, bei Kriegsgefahr,
vor Arbeitslosigkeit bewahr'.
Doch da, wer im Ego thront,
Die Wahrheit schwerlich nur erkennt
Frag ich, ob Mut Dir innewohnt
Und sich eine Wette lohnt?"
"So wie Du nach der Wette gierst,
Wund're dich nicht, wenn Du verlierst,
Denn deine Wette nehm ich gern an"
Sprach das Schwert, lachend lallend.
Kaum war die Wette abgeschlossen,
Wurd die Kammer aufgeschlossen
Und ein Ritter nahm entschlossen,
Seine Faust ums Schwerte ballend,
Dieses mit zum Kriegsschauplatz,
Um unter seinen Feinden wütend
Seine Macht darstellen wollt'
Doch der Ritter kam nicht weit,
Denn etwa zur selben Zeit
Da der Ritter ausgehn wollte
Trat ein Mann ins Kämmerlein.
Trat nah an den Schreibtisch ran,
Griff zur Feder und sodann
Zeichnet er mit geradem Spann
Seinen Joseph auf Papier, fein
Säuberlich, daß nichts verschmier',
Und beendet per Vertrag
Das Kriegsgescheh'n an diesem Tag
Nun war das Schwert gänzlich blamiert,
Die Feder doch sehr amüsiert.
Hatte Sie doch wohl bewiesen,
Daß Macht sich Ändert mit der Ansicht.
Und mit andrem Sonnenstand
Nun das Schwert im Schatten stand.
Mit Geschick und mit Verstand
Hat die Feder mehr Gewicht
Als die Muskeln, als die Kraft.
Und 'ne Moral von dem Gedicht
Lieber Leser, hab' ich nicht.
Natürlich hoffe ich, daß es Euch gefällt, und Kritik konstruktiv ausfällt.
Besten Grusz,
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SilverstormHawk Gänsefüßchen
Alter: 30 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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03.03.2009 12:47
von SilverstormHawk
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hi,
ich find das gedicht großartig
sowas gutes hab ich selten gelesen.
würd mich freuen mehr von dir zu lesen ( und das obwohl ich hauptsächlich fantasy und manga lese )
deine SilverstormHawk
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