18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Erinnerungstag (überarbeitet)


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag17.11.2008 16:27
Erinnerungstag (überarbeitet)
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo allerseits,

im Folgenden findet ihr meine überarbeitete Kurzgeschichte "Erinnerungstag". Sie ist zwar jetzt fast doppelt so lang wie vorher, aber nun sind einige wesentliche Aspekte der Handlung geklärt. Ich denke, die erste Version war nur so eine Art "Rohskelett". Jetzt ist sie fertig. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dennoch offen.  Very Happy

Gruß,

Edgar

Als sie kam, saß ich am Fenster und starrte nach draußen in den heißen Sommer. Mein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah alt aus, zerfurcht, hässlich. Meine kastanienbraunen Haare waren mit silbernen Lamettafäden durchzogen, die ehemals hellen blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Ihre Stimme hatte jeglichen melodischen Klang verloren, den ich so sehr geliebt hatte; früher, in einem anderen Leben. Sie brachte nur noch wertlose Floskeln und keine klugen Bemerkungen hervor.
Mühsam riss ich mich von der Fensterscheibe los und starrte in ihr ebenfalls zerfurchtes Gesicht, um das sich aschgraue Haare ringelten. Sie sah schmutzig aus, wie aus einem Loch, von der Straße.
„Schöner Tag heute“, antwortete ich steif. „Gibt es etwas Neues?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. Wir versanken in Erinnerungen an quälende und schöne Tage: als die Familie noch eine Familie gewesen war. Wenn wir mit Rosa in Freizeitparks fuhren, reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung. Wir beide arbeiteten lange und viel, nur an den Wochenenden konnten wir Dinge mit ihr unternehmen. Wie sie lachte, wie sie sich freute, war eine Wohltat. Und dann die quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie verschwunden war, hatten wir in unserem Leid die Befragungen der Polizei erdulden müssen – nur ein Kleidungsstück von ihr war an irgendeiner Landstraße gefunden worden, ein T-Shirt, voller Blut und zerfetzt. Man hatte uns nie beschuldigt, sie umgebracht zu haben, aber der Verdacht lastete auf unseren Schultern.
Heute war ihr Verschwinden zwanzig Jahre her. Wir dachten beide daran, jeder um die gleiche Zeit, wir waren an diesem Tag miteinander verbunden. Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen wären.
„Die Erinnerung“, sagte ich unvermittelt, „ist wie ein Gefährt, das sich immer weiter entfernt.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Ich meine damit, dass die Erinnerung an unsere Tochter immer weiter verblasst, desto mehr Zeit vergeht“, sagte ich. „Zwanzig Jahre ist es nun her, dass sie nicht mehr da ist. Sie war plötzlich nicht mehr da, und das weißt du.“
Sie nickte.
„Du kannst das nicht einfach vergessen“, sagte ich. „Du kannst dich nicht vor der Wahrheit verschließen, was ihr passiert ist. Sie ist weg. Du sollst nicht nur einmal im Jahr pro forma an sie denken, bloß weil sie an genau diesem Tag verschwunden ist, sondern die ganze Zeit, da sie nicht nur meine, sondern auch deine Tochter ist.“
Sie nickte abermals. Tränen liefen über ihre ausgetrockneten Wangen, die von der Zeit und der Erinnerung gezeichnet waren.
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder aus dem Fenster. Die Luft über den Straßen flirrte, ich sah bizarre Muster der Hitze. Der Himmel stach mir mit seinem sommerlichen Blau in die Augen. Die Insekten surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster, verfingen sich darin. Ich atmete die Hitze und die Süße des Sommers tief ein und dachte zum tausendsten Mal den gleichen Gedanken.
Unsere Tochter Rosa hatte vor zwanzig Jahren ihren vierzehnten Geburtstag im Garten unseres Hauses gefeiert. Damals lebten meine Frau und ich noch zusammen. Rosa hatte ihre Freundinnen eingeladen, sie lachten und spielten vergnügt zwischen den Hecken. Irgendwann muss Rosa das Grundstück verlassen haben; jedenfalls hat man sie danach niemals mehr gesehen. Ihr Verschwinden gab der Polizei Rätsel auf. Man fand nichts als das bereits erwähnte blutige T-Shirt. Der Fall blieb ungelöst.
Meine Frau flüchtete sich daraufhin in andere Dinge. Sie entwickelte eine Besessenheit, in der sie Porzellanpuppen sammelte, die wie Rosa aussahen: die gleichen blonden Haare, das gleiche, ebenmäßig-hübsche Gesicht, die gleichen grünen Augen. Puppen, die meine Frau mehr als Menschen verehrte. Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Irgendwann war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden. Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Rosa muss zum gleichen Zeitpunkt aufhören, denke ich. So war das bei ihr immer: Für kurze Zeit tauchte sie völlig in etwas ab, und dann war es wieder vorbei – selbst dann, wenn es sich um den Tod der Tochter handelte.
Schließlich, nach mehreren Minuten in heißer, drückender Ruhe, stand Karen auf und verließ mit federnden, selbstüberdrehten Schritten das Zimmer. Ich hörte, wie die Tür zuschlug. Ihre trippelnden Schritte hallten in meinem Kopf nach.
Doch ich dachte weiter nach. Rosa, die mich in das Wäldchen neben unserem Haus gezogen und gesagt hatte, dass sie einen Freund hatte und mit ihm nach der Schulzeit zusammenziehen wolle. Ich, der wutentbrannt einen Stein vom Boden aufgehoben und zugeschlagen hatte. Das Vergraben ihrer Leiche in irgendeinem anderen Wald, nachdem ich sie dorthin gefahren hatte. Unterwegs musste ich irgendwo ihr T-Shirt verloren haben. Niemals hatte ich gegenüber Karen etwas angedeutet. Doch zur Erinnerung an Rosa sollte meine Frau jedes Jahr herkommen.
Nächstes Jahr würden wir uns wohl um die gleiche Zeit wieder sehen.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Garfield1
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 17



Beitrag24.11.2008 13:10

von Garfield1
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar,
deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Ich habe auch deine erste Version gelesen und finde diese deutlich besser. Das Ende ist super. Man möchte den Mann am Ende gerne selber umbringen.
Daher habe ich nur Kleinigkeiten zu verbessern bzw. Anmerkungen:

Zitat:
Meine kastanienbraunen Haare waren mit silbernen Lamettafäden durchzogen,


Du meinst doch sicherlich, dass die Haare so aussehen, als ob da Lametta drin wäre (wegen der grauen Haare). Jetzt klingt es so als hätte er wirklich Lametta in den Haaren.

Zitat:
Die Insekten surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster,


Insekten würde ich spezifizieren (Fliegen, Mücken, Käfer,); ist bildlicher.

Zitat:
sie lachten und spielten vergnügt zwischen den Hecken.


Jetzt werde ich vielleicht ein bisschen kleinlich und es ist wohl eher Ansichtssache.
Wenn sie 14 ist und gerade einen Freund hat, will sie wahrscheinlich erwachsen wirken und spielt nicht zwischen den Hecken. Ihm könnte ja aufgefallen sein, dass sie eben seit kurzer Zeit anders ist und gar nicht (wie sonst) zwischen den Hecken spielt.
Wie gesagt, dass muss aber nicht und es gefällt mir auch so.

Zitat:
Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Irgendwann war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden.


Ich hoffe er ließ sich scheiden, bevor sie Beziehungen mit anderen Männern hatte, oder ist das raus gekommen und das war der ausschlaggebende Grund für die Scheidung?

Zitat:
Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Rosa muss zum gleichen Zeitpunkt aufhören, denke ich.

Hier bin ich mir nicht ganz sicher (Grammatik halt  Embarassed ), aber müsste es nicht „aufgehört haben“ heißen? Ist doch abgeschlossen…

Zitat:
Niemals hatte ich gegenüber Karen etwas angedeutet. Doch zur Erinnerung an Rosa sollte meine Frau jedes Jahr herkommen.


Exfrau. Sie sind ja nicht mehr verheiratet. Wink  

Wie gesagt, alles nur Kleinigkeiten. Die Geschichte ist gut und das Ende macht sie sehr gut!Daumen hoch

Viele Grüße
Gafield


_________________
When we lose the right to be different, we lose the privilege to be free.
*************************************
Es ist leicht, liebenswerte Menschen zu lieben. Es braucht hingegen ein gerüttelt Maß an geistiger Größe, liebenswerte Menschen zu hassen!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag24.11.2008 14:07

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Garfield,

danke für deine Rückmeldung! Ich war schon ganz gespannt, was die Leute zu meiner Geschichte sagen würden.  Blink Du hast Recht, es sind Kleinigkeiten, die man noch verbessern kann, aber wieso sind die mir nicht beim Durchlesen aufgefallen?  Mad Nun ja, danke dafür, dass du dir die Geschichte so gut durchgelesen hast. - Auf das Ende bin ich übrigens ganz spontan gekommen, so als Auflösung am Schluss sozusagen, Überraschung inklusive.

Grüße,

Edgar
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Pütchen
Geschlecht:weiblichWeltenbummler

Moderatorin

Beiträge: 10312
NaNoWriMo: 40788
Wohnort: Im Ländle
DSFo-Sponsor


Beitrag25.11.2008 07:19

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar,

ich habe beide Versionen deiner Geschichte nun gelesen. Eine Anmerkung hierzu: Es ist besser, auch die korrigierte Version in die Originalfassung zu posten, da man dann direkt den Vergleich hat, was sich nun verbessert hat. Und so ist es einfacher und es werden auch nicht so viele Threads benötigt wink

Zum Text:

Dein Schreibstil ist gut und angenehm zu lesen. Gefällt mir! smile
Und du bringst sehr viele schöne Vergleiche und beschreibst bildlich.

Inhaltlich ein paar Anmerkungen:

Zitat:
Meine kastanienbraunen Haare waren mit silbernen Lamettafäden durchzogen, die ehemals hellen blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.


Hier bin ich mir etwas unsicher, ob sich jemand wirklich selbst so beschreiben würde, dass seine Augen stumpf sind und ständig umher irren??


Zitat:
Sie sah schmutzig aus, wie aus einem Loch, von der Straße.


Der Satz läuft irgendwie nicht so sehr rund. Wie aus einem Loch oder wie von der Straße. Hier ist ein bisschen zu dick aufgetragen meiner Meinung nach.

Ich muss gestehen, dass mir dieses Ende, dass der Vater der Schuldige ist, nicht so gut gefällt. Dazu passt das von dir zuvor beschriebene Bild des Vaters irgendwie nicht so gut in meinen Augen. Diese so schön dargestellte Stimmung, die zuerst da war, der Verlust, die Trauer, die Resignation wird dadurch irgendwie kaputt gemacht. Und man kann sich nicht so richtig in den Vater hinein versetzen.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht zu sehr verwirrt  Embarassed

Und konnte dir trotzdem ein bisschen helfen. wink

Liebe Grüße, Pütchen


_________________
****************************************************************

"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

****************************************************************
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag26.11.2008 18:06

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Garfield, hallo Pütchen,

jetzt habe ich meine Geschichte nach euren Vorschlägen verbessert. Damit jeder von euch zufrieden ist, poste ich zwei Versionen - die eine mit dem überraschenden Ende (ich sage nur: der Vater der verschwundenen Tochter) und die andere mit der Trauer und der Resignation. Ich hoffe, dass ich es damit jedem (oder von mir aus auch fast jedem  Smile ) recht machen kann.

Hier ist Fassung 1:

Erinnerungstag


Als sie kam, saß ich am Fenster und starrte nach draußen in den heißen Sommer. Mein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah alt aus, zerfurcht, hässlich. Meine kastanienbraunen Haare schienen mit silbernen Lamettafäden durchzogen zu sein, die ehemals hellen blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Ihre Stimme hatte jeglichen melodischen Klang verloren, den ich so sehr geliebt hatte; früher, in einem anderen Leben. Sie brachte nur noch wertlose Floskeln und keine klugen Bemerkungen hervor.
Mühsam riss ich mich von der Fensterscheibe los und starrte in ihr ebenfalls zerfurchtes Gesicht, um das sich aschgraue Haare ringelten. Sie sah schmutzig aus, als hätte sie sich seit langem nicht mehr gewaschen.
„Schöner Tag heute“, antwortete ich steif. „Gibt es etwas Neues?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. Wir versanken in Erinnerungen an quälende und schöne Tage: als die Familie noch eine Familie gewesen war. Wenn wir mit Rosa in Freizeitparks fuhren, reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung. Wir beide arbeiteten lange und viel, nur an den Wochenenden konnten wir Dinge mit ihr unternehmen. Wie sie lachte, wie sie sich freute, war eine Wohltat. Und dann die quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie verschwunden war, hatten wir in unserem Leid die Befragungen der Polizei erdulden müssen – nur ein Kleidungsstück von ihr war an irgendeiner Landstraße gefunden worden, ein T-Shirt, voller Blut und zerfetzt. Man hatte uns nie beschuldigt, sie umgebracht zu haben, aber der Verdacht lastete auf unseren Schultern.
Heute war ihr Verschwinden zwanzig Jahre her. Wir dachten beide daran, jeder um die gleiche Zeit, wir waren an diesem Tag miteinander verbunden. Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen wären.
„Die Erinnerung“, sagte ich unvermittelt, „ist wie ein Gefährt, das sich immer weiter entfernt.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Ich meine damit, dass die Erinnerung an unsere Tochter immer weiter verblasst, desto mehr Zeit vergeht“, sagte ich. „Zwanzig Jahre ist es nun her, dass sie nicht mehr da ist. Sie war plötzlich nicht mehr da, und das weißt du.“
Sie nickte.
„Du kannst das nicht einfach vergessen“, sagte ich. „Du kannst dich nicht vor der Wahrheit verschließen, was ihr passiert ist. Sie ist weg. Du sollst nicht nur einmal im Jahr pro forma an sie denken, bloß weil sie an genau diesem Tag verschwunden ist, sondern die ganze Zeit, da sie nicht nur meine, sondern auch deine Tochter ist.“
Sie nickte abermals. Tränen liefen über ihre ausgetrockneten Wangen, die von der Zeit und der Erinnerung gezeichnet waren.
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder aus dem Fenster. Die Luft über den Straßen flirrte, ich sah bizarre Muster der Hitze. Der Himmel stach mir mit seinem sommerlichen Blau in die Augen. Schmetterlinge mit braunen und roten Mustern auf den Flügeln surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster, verfingen sich darin. Ich atmete die Hitze und die Süße des Sommers tief ein und dachte zum tausendsten Mal den gleichen Gedanken.
Unsere Tochter Rosa hatte vor zwanzig Jahren ihren vierzehnten Geburtstag im Garten unseres Hauses gefeiert. Damals lebten meine Frau und ich noch zusammen. Rosa hatte ihre Freundinnen eingeladen, sie lachten und amüsierten sich. Irgendwann muss Rosa das Grundstück verlassen haben; jedenfalls hat man sie danach niemals mehr gesehen. Ihr Verschwinden gab der Polizei Rätsel auf. Man fand nichts als das bereits erwähnte blutige T-Shirt. Der Fall blieb ungelöst.
Meine Frau flüchtete sich daraufhin in andere Dinge. Sie entwickelte eine Besessenheit, in der sie Porzellanpuppen sammelte, die wie Rosa aussahen: die gleichen blonden Haare, das gleiche, ebenmäßig-hübsche Gesicht, die gleichen grünen Augen. Puppen, die meine Frau mehr als Menschen verehrte. Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Nachdem ich von einem Bekannten, der sie bei einem dieser Treffen beobachtete, davon erfahren hatte, war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden. Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Rosa muss zum gleichen Zeitpunkt aufgehört haben, denke ich. So war das bei ihr immer: Für kurze Zeit tauchte sie völlig in etwas ab, und dann war es wieder vorbei – selbst dann, wenn es sich um den Tod der Tochter handelte.
Schließlich, nach mehreren Minuten in heißer, drückender Ruhe, stand Karen auf und verließ mit federnden, selbstüberdrehten Schritten das Zimmer. Ich hörte, wie die Tür zuschlug. Ihre trippelnden Schritte hallten in meinem Kopf nach.
Doch ich dachte weiter nach. Rosa, die mich in das Wäldchen neben unserem Haus gezogen und gesagt hatte, dass sie einen Freund hatte und mit ihm nach der Schulzeit zusammenziehen wolle. Ich, der wutentbrannt einen Stein vom Boden aufgehoben und zugeschlagen hatte. Das Vergraben ihrer Leiche in irgendeinem anderen Wald, nachdem ich sie dorthin gefahren hatte. Unterwegs musste ich irgendwo ihr T-Shirt verloren haben. Niemals hatte ich gegenüber Karen etwas angedeutet. Doch zur Erinnerung an Rosa sollte meine ehemalige Frau jedes Jahr herkommen.
Nächstes Jahr würden wir uns wohl um die gleiche Zeit wieder sehen.
 


Und hier ist Fassung 2:

Erinnerungstag


Als sie kam, saß ich am Fenster und starrte nach draußen in den heißen Sommer. Mein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah alt aus, zerfurcht, hässlich. Meine kastanienbraunen Haare schienen mit silbernen Lamettafäden durchzogen zu sein, die ehemals hellen blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Ihre Stimme hatte jeglichen melodischen Klang verloren, den ich so sehr geliebt hatte; früher, in einem anderen Leben. Sie brachte nur noch wertlose Floskeln und keine klugen Bemerkungen hervor.
Mühsam riss ich mich von der Fensterscheibe los und starrte in ihr ebenfalls zerfurchtes Gesicht, um das sich aschgraue Haare ringelten. Sie sah schmutzig aus, als hätte sie sich seit langem nicht mehr gewaschen.
„Schöner Tag heute“, antwortete ich steif. „Gibt es etwas Neues?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. Wir versanken in Erinnerungen an quälende und schöne Tage: als die Familie noch eine Familie gewesen war. Wenn wir mit Rosa in Freizeitparks fuhren, reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung. Wir beide arbeiteten lange und viel, nur an den Wochenenden konnten wir Dinge mit ihr unternehmen. Wie sie lachte, wie sie sich freute, war eine Wohltat. Und dann die quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie verschwunden war, hatten wir in unserem Leid die Befragungen der Polizei erdulden müssen – nur ein Kleidungsstück von ihr war an irgendeiner Landstraße gefunden worden, ein T-Shirt, voller Blut und zerfetzt. Man hatte uns nie beschuldigt, sie umgebracht zu haben, aber der Verdacht lastete auf unseren Schultern.
Heute war ihr Verschwinden zwanzig Jahre her. Wir dachten beide daran, jeder um die gleiche Zeit, wir waren an diesem Tag miteinander verbunden. Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen wären.
„Die Erinnerung“, sagte ich unvermittelt, „ist wie ein Gefährt, das sich immer weiter entfernt.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Ich meine damit, dass die Erinnerung an unsere Tochter immer weiter verblasst, desto mehr Zeit vergeht“, sagte ich. „Zwanzig Jahre ist es nun her, dass sie nicht mehr da ist. Sie war plötzlich nicht mehr da, und das weißt du.“
Sie nickte.
„Du kannst das nicht einfach vergessen“, sagte ich. „Du kannst dich nicht vor der Wahrheit verschließen, was ihr passiert ist. Sie ist weg. Du sollst nicht nur einmal im Jahr pro forma an sie denken, bloß weil sie an genau diesem Tag verschwunden ist, sondern die ganze Zeit, da sie nicht nur meine, sondern auch deine Tochter ist.“
Sie nickte abermals. Tränen liefen über ihre ausgetrockneten Wangen, die von der Zeit und der Erinnerung gezeichnet waren.
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder aus dem Fenster. Die Luft über den Straßen flirrte, ich sah bizarre Muster der Hitze. Der Himmel stach mir mit seinem sommerlichen Blau in die Augen. Leichtsinnige Libellen und grellbunt gefärbte Schmetterlinge surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster, verfingen sich darin. Der süßlich-stechende Geruch des Geißblatts draußen vermischte sich mit dem erdigen, beruhigenden Duft von Pfefferminz, die alle eine Ergänzung zu der brennenden Hitze des Sommers zu bilden schienen.  
Unsere Tochter Rosa hatte vor zwanzig Jahren ihren vierzehnten Geburtstag im Garten unseres Hauses gefeiert. Damals lebten meine Frau und ich noch zusammen. Rosa hatte ihre Freundinnen eingeladen, sie lachten und amüsierten sich. Irgendwann muss Rosa das Grundstück verlassen haben; jedenfalls hat man sie danach niemals mehr gesehen. Ihr Verschwinden gab der Polizei Rätsel auf. Man fand nichts als das bereits erwähnte blutige T-Shirt. Der Fall blieb ungelöst.
Meine Frau flüchtete sich daraufhin in andere Dinge. Sie entwickelte eine Besessenheit, in der sie Porzellanpuppen sammelte, die wie Rosa aussahen: die gleichen blonden Haare, das gleiche, ebenmäßig-hübsche Gesicht, die gleichen grünen Augen. Puppen, die meine Frau mehr als Menschen verehrte. Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Irgendwann war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden. Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Rosa muss zum gleichen Zeitpunkt aufgehört haben, denke ich. So war das bei ihr immer: Für kurze Zeit tauchte sie völlig in etwas ab, und dann war es wieder vorbei – selbst dann, wenn es sich um den Tod der Tochter handelte.
Schließlich, nach mehreren Minuten in heißer, drückender Ruhe, stand Karen auf und verließ mit federnden, selbstüberdrehten Schritten das Zimmer. Ich hörte, wie die Tür zuschlug. Ihre trippelnden Schritte hallten in meinem Kopf nach.
Doch zur Erinnerung an Rosa sollte meine ehemalige Frau jedes Jahr herkommen; nächstes Jahr würden wir uns wohl wieder sehen. Ich dachte, dass ein Grab für Rosa so aussehen müsste wie dieser Sommertag – ihr Grabstein mit Geißblatt und Pfefferminz geschmückt, in der Hitze flirrend.

 
Gruß,

Edgar

PS: Ich bin trotz beider verbesserter Versionen natürlich noch für Korrekturvorschläge offen. An Pütchen: Leider hast du mich mit deiner Ansicht über das Ende der Geschichte leicht verwirrt, sodass ich nicht wusste, wie ich das Ende nun gestalten sollte. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, beide Versionen hier hereinzustellen. Ich betone nur, dass ich hoffe, dass es euch so gefällt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Pütchen
Geschlecht:weiblichWeltenbummler

Moderatorin

Beiträge: 10312
NaNoWriMo: 40788
Wohnort: Im Ländle
DSFo-Sponsor


Beitrag26.11.2008 18:29

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar,

hui, da hast du dir ja Mühe gemacht. Ich bin gerade auf dem Sprung und möchte mir etwas Zeit nehmen, es nochmals in Ruhe anzuschauen.

Du hörst wieder von mir - es klingt auf jeden Fall schon toll wink

Falls du nichts hörst, erinnere mich - ich habe gerade etwas viel um die Ohren wink

(Und mich ein bisschen verzettelt rotwerd)

Liebe Grüße, Pütchen


_________________
****************************************************************

"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

****************************************************************
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Pütchen
Geschlecht:weiblichWeltenbummler

Moderatorin

Beiträge: 10312
NaNoWriMo: 40788
Wohnort: Im Ländle
DSFo-Sponsor


Beitrag28.11.2008 09:07

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Hi Edgar,

so, da bin ich wieder.

Eines ist mir aufgefallen:

Zitat:
Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln


Würde ich vom Satzbau her umstellen.

Ansonsten gefällt mir die Geschichte so, ich habe nichts Störendes gefunden (die Augen, die ich am Anfang ansprach, wolltest du wohl so lassen - akzeptiert wink).

Generell: gut gemacht Daumen hoch

Liebe Grüße, Pütchen


_________________
****************************************************************

"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

****************************************************************
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Flüsterstimme
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
F

Alter: 42
Beiträge: 24



F
Beitrag29.11.2008 14:01

von Flüsterstimme
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar,

na dein Name setzt die Erwartungslatte ja echt hoch! Und tadaa... Daumen hoch

Habe gerade beide Versionen deiner Geschichten gelesen und mir gefallen beide. Die Idee, dass sich der Vater später als Mörder herausstellt, finde ich grundsätzlich genial. Aber ich stimme Puetchen zu, dass das zuvor gezeigte Bild des Mannes nicht ganz damit übereinstimmt. Außerdem stelle ich es mir vom Ablauf unmöglich vor. Sie ist beim Spielen mit ihren Freundinnen verschwunden, weil sie -völlig ungesehen- während ihrer Geburtstagsfeier das Grundstück verlassen hat (offizielle Version) Später erfahren wir, dass Rosa ihren Vater in einen nahegelegenen Wald gezogen haben muss. Das mag ja ungesehen noch möglich sein. Aber da hat er sie umgebracht und mit dem Auto in einen anderen Wald gefahren? Währenddessen geht der Geburtstag weiter, keiner vermisst Rosa und wenn doch bemerkt keiner, dass der Vater ebenfalls -im Zweifel auch noch das Auto- weg ist? Und in diesem Auto hat die Polizei, die die Eltern ja schon verdächtigt haben, wie du sagst, nichts bemerkt, obwohl der Vater die Tat ja nicht geplant, sondern im Affekt ausgeführt hat? Und schusselig genug war das zerfetzte T-Shirt auf dem Weg zu verlieren? Das klingt etwas unrealistisch, leider. Wie gesagt, die Idee an sich, fand ich genial!

Ansonsten Kleinigkeiten:
Zitat:
„Schöner Tag heute“
Ich weiß, das ist pingelig. Er meint sicher das Wetter. Aber wenn sich zwei Menschen treffen in Gedenken an den Todestag des Kindes ist das eine ziemlich geschmacklose Begrüßung, oder?
Zitat:
...reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung.
Heißt es nicht "reagierte sie....auf die Abwechslung"? Bin mir aber nicht sicher.
Zitat:
...quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie ...
Wieso der Doppelpunkt? Hast du vielleicht in einer ersten Version mit einer Aufzählung weitergemacht? Quasi "...quälenden Stunden und Tage: Unser ganzes Leid, die Befragung bei der Polizei, das gefundene T-Shirt..." etc? Jetzt folgt auf den Doppelpunkt ein normaler Satz. Ich glaube, das geht nicht.

Ich finde es merkwürdig, dass er selbst beschreibt, wie die Erinnerung verblasst, es der Frau aber im nächsten Satz vorwirft. Er scheint mit ihrer ganzen Art der Trauer nicht einverstanden zu sein. Zuerst die "Besessenheit" und Flucht zu anderen Männern, um wieder ein Kind zu bekommen -Falsch. Dann lässt dieser Wahn nach und er wirft ihr vor nicht mehr richtig an die Tochter zu denken, dabei sagt er doch selbst wie mitgenommen sie aussieht. Und sie kommt ja nach wie vor zu ihm. Sie hat den Tod bzw. das Verschwinden ihrer Tochter alles andere als vergessen. Aber vielleicht macht genau diese scheinbare Ambivalenz den Charakter lebendig? Es bewegt mich zumindest zum Nachdenken und ich denke das ist ein gutes Zeichen, oder? Rolling Eyes

Zitat:
Doch ich dachte weiter nach.
Schöner fände ich, würdest du schreiben: Doch ich tauchte noch weiter in die Vergangenheit (zu den Momenten, die nur ich kenne) oder etwas in der Art eben. Aber das ist nur ein Vorschlag, an deinem Satz ist nix verkehrt. Cool

OK, hoffe ich habe deinen Text nicht zu sehr auseinander gerupft. Grundsätzlich gefällt mir -wie schon ein paar mal erwähnt- die Idee super und an deinem Schreibstil gibt es nix auszusetzen. Weiter so!

Viele Grüße

Flüsterstimme
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schwarzlicht
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 49
Beiträge: 21
Wohnort: Finstringen


Beitrag10.12.2008 19:22

von Schwarzlicht
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar!

Die wichtigsten Dinge sind schon gesagt worden - deshalb ist meine Anmerkung eher nebensächlich.
Den Namen "Rosa" empfinde ich als unmodern. Während des ersten Lesens bin ich sofort darüber gestolpert, weil ich keine Person unter 70 kenne, die diesen Namen trägt.

Viele Grüße
Schwarzlicht
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag11.12.2008 16:11

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Schwarzlicht. Vielen Dank für deine Kritik. Ich sollte die Tochter wohl doch besser anders nennen, um nicht Oma-Assoziationen zu wecken  Smile Aber könntest du nicht noch ein bisschen weiter ausführen, ob dir die Geschichte gefallen hat oder nicht? Das interessiert mich als Autor natürlich am meisten.  Very Happy

Gruß,

Edgar


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schwarzlicht
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 49
Beiträge: 21
Wohnort: Finstringen


Beitrag11.12.2008 17:51

von Schwarzlicht
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar!

Ich weiß noch nicht genau, wieviel Zeit ich habe, aber ich lese gerade deine überarbeitete Fassung 1. Meine Kritik muss nicht zur Folge haben, dass du alles ihr gemäß änderst. Es geht mir nur um das Markieren der Stellen, die mir aufgefallen sind. Jedem weiteren Leser würden wiederum andere Wörter, Sätze und Formulierungen auffallen.


Zitat:
... die ehemals hellen, blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.

Oder: ...meine ehemals hellen, blauen Augen (bzw. hellblauen Augen) wirkten eher stumpf, irrten rastlos/ruhelos umher...


Zitat:
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war.

Hier weiß ich nicht, wo dein Protagonist tatsächlich ist! Eben sah er noch aus dem Fenster, dann setzte sich seine Ex-Frau neben ihn auf die Couch, obwohl es auch möglich ist, dass er schon auf dem Stuhl sitzt!
Im Eifer des Gefechts überliest man solche Stellen leicht mal.


Zitat:
Sie sah schmutzig aus...

Ich würde eher schreiben "ungepflegt" - aber das ist wirklich nebensächlich.


Zitat:
„Schöner Tag heute“

Diese Äußerung, Feststellung, Begrüßung irritiert mich. Warum sagt er das? Ist das ironisch gemeint? Warum ist "dieser" Tag schön? Liegt es an der "heutigen" Verbundenheit mit seiner Ex-Frau? Diese Stelle ist mir nicht klar. Die Stimmung wirkte auf mich so, dass der Tag eigentlich nicht schön sein kann!


Zitat:
Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen wären.

Hier würde ich "waren" verwenden.


Zitat:
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder aus dem Fenster.


Siehe oben! Wo ist dein Protagonist? Sieht er nur in die Richtung des Fensters? Sitzt er noch auf der Couch oder auf dem Stuhl?
Eventuell kannst du ihn zum Fenster gehen lassen. Wenn er hier z.B. seiner Ex-Frau den Rücken zukehrt, hast du weitere non-verbale Kommunikation eingebaut.


Zitat:
Man fand nichts als das bereits erwähnte blutige T-Shirt.

Eine für mich sehr unschöne Formulierung!
Du kannst das "blutige T-Shirt" nach mehreren Sätzen ruhig wiederholen. Binde aber niemandem auf die Nase, dass du es bereits erwähnt hast (99 von 100 Lesern können sich sowieso noch daran erinnern).


Zitat:
Doch ich dachte weiter nach. Rosa, die mich in das Wäldchen neben unserem Haus gezogen und gesagt hatte, dass sie einen Freund hatte und mit ihm nach der Schulzeit zusammenziehen wolle. Ich, der wutentbrannt einen Stein vom Boden aufgehoben und zugeschlagen hatte. Das Vergraben ihrer Leiche in irgendeinem anderen Wald, nachdem ich sie dorthin gefahren hatte. Unterwegs musste ich irgendwo ihr T-Shirt verloren haben. Niemals hatte ich gegenüber Karen etwas angedeutet.


Das ist wirklich eine Pointe - damit habe ich nicht gerechnet! Mich hat diese Wendung sehr überrascht! Ich halte das für eine sehr gute Idee!
In der jetzigen Form erscheint es mir jedoch als "schnell aus dem Ärmel geschüttelt" - ich will sagen, der Grund für diese Kurzschlußhandlung überzeugt mich nicht!
Dagegen halte ich die Form, dieses wichtige Geschehen in wenigen, prägnanten Sätzen zu erzählen für sehr gut!

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen!


VG
Schwarzlicht
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Garfield1
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 17



Beitrag11.12.2008 20:36

von Garfield1
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar,

da wäre mir deine überarbeite Version fast entgangen... habe gerade keine Zeit. Werde sie aber sicher morgen lesen und dir sagen, wie sie mir gefallen hat...  smile

Gruß
Garfield


_________________
When we lose the right to be different, we lose the privilege to be free.
*************************************
Es ist leicht, liebenswerte Menschen zu lieben. Es braucht hingegen ein gerüttelt Maß an geistiger Größe, liebenswerte Menschen zu hassen!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag12.12.2008 18:43

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Schwarzlicht,

uff, ganz schön viel Arbeit hast du dir gemacht! Danke!  Wink
Ich hab die Geschichte schon mal korrigiert. Hier ist sie, und zwar beide Versionen (den "Oma-Namen" Rosa hab ich rausgenommen, danke für den Hinweis). Stattdessen habe ich einen moderneren Namen gewählt.

Gruß,

Edgar

___________________
Hier ist Fassung 1:
Erinnerungstag


Als sie kam, saß ich am Fenster und starrte nach draußen in den heißen Sommer. Mein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah alt aus, zerfurcht, hässlich. Meine kastanienbraunen Haare schienen mit silbernen Lamettafäden durchzogen zu sein, die ehemals hellen, blauen Augen blickten stumpf drein, irrten rastlos umher.
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war. Unruhig warf ich über meine Schulter einen Blick in den Garten.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Ihre Stimme hatte jeglichen melodischen Klang verloren, den ich so sehr geliebt hatte; früher, in einem anderen Leben. Sie brachte nur noch wertlose Floskeln und keine klugen Bemerkungen hervor.
Mühsam riss ich mich von der Fensterscheibe los und starrte in ihr ebenfalls zerfurchtes Gesicht, um das sich aschgraue Haare ringelten. Sie sah schmutzig aus, als hätte sie sich seit langem nicht mehr gewaschen.
„Guten Tag“, antwortete ich steif. „Gibt es etwas Neues?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. Wir versanken in Erinnerungen an quälende und schöne Tage: als die Familie noch eine Familie gewesen war. Wenn wir mit Celina in Freizeitparks fuhren, reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung. Wir beide arbeiteten lange und viel, nur an den Wochenenden konnten wir Dinge mit ihr unternehmen. Wie sie lachte, wie sie sich freute, war eine Wohltat. Und dann die quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie verschwunden war, hatten wir in unserem Leid die Befragungen der Polizei erdulden müssen – nur ein Kleidungsstück von ihr war an irgendeiner Landstraße gefunden worden, ein T-Shirt, voller Blut und zerfetzt. Die Polizisten hatten uns nie beschuldigt, sie ermordet zu haben; man ging vielmehr von einem Zufallstäter aus, aber trotzdem lastete aus irgendwelchen Gründen ein unausgesprochener Verdacht auf unseren Schultern. Unruhig warf ich über meine Schulter einen Blick in den Garten.
Heute war ihr Verschwinden zwanzig Jahre her. Wir dachten beide daran, jeder um die gleiche Zeit, wir waren an diesem Tag miteinander verbunden. Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen waren.
„Die Erinnerung“, sagte ich unvermittelt, „ist wie ein Gefährt, das sich immer weiter entfernt.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Ich meine damit, dass die Erinnerung an unsere Tochter immer weiter verblasst, desto mehr Zeit vergeht“, sagte ich. „Zwanzig Jahre ist es nun her, dass sie nicht mehr da ist. Sie war plötzlich nicht mehr da, und das weißt du.“
Sie nickte.
„Du kannst das nicht einfach vergessen“, sagte ich. „Du kannst dich nicht vor der Wahrheit verschließen, was ihr passiert ist. Sie ist weg. Du sollst nicht nur einmal im Jahr pro forma an sie denken, bloß weil sie an genau diesem Tag verschwunden ist, sondern die ganze Zeit, da sie nicht nur meine, sondern auch deine Tochter ist.“
Sie nickte abermals. Tränen liefen über ihre ausgetrockneten Wangen, die von der Zeit und der Erinnerung gezeichnet waren.
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder in Richtung Fenster. Die Luft über den Straßen flirrte, ich sah bizarre Muster der Hitze. Der Himmel stach mir mit seinem sommerlichen Blau in die Augen. Schmetterlinge mit braunen und roten Mustern auf den Flügeln surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster, verfingen sich darin. Ich atmete die Hitze und die Süße des Sommers tief ein und dachte zum tausendsten Mal den gleichen Gedanken.
Unsere Tochter Celina hatte vor zwanzig Jahren ihren vierzehnten Geburtstag im Garten unseres Hauses gefeiert. Damals lebten meine Frau und ich noch zusammen. Celina hatte ihre Freundinnen eingeladen, sie lachten und amüsierten sich. Irgendwann muss sie das Grundstück verlassen haben; jedenfalls hat man sie danach niemals mehr gesehen. Ihr Verschwinden gab der Polizei Rätsel auf. Man fand nichts als das blutige T-Shirt. Der Fall blieb ungelöst.
Meine Frau flüchtete sich daraufhin in andere Dinge. Sie entwickelte eine Besessenheit, in der sie Porzellanpuppen sammelte, die wie Celina aussahen: die gleichen blonden Haare, das gleiche, ebenmäßig-hübsche Gesicht, die gleichen grünen Augen. Puppen, die meine Frau mehr als Menschen verehrte. Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Nachdem ich von einem Bekannten, der sie bei einem dieser Treffen beobachtete, davon erfahren hatte, war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden. Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Celina muss zum gleichen Zeitpunkt aufgehört haben, denke ich. So war das bei ihr immer: Für kurze Zeit tauchte sie völlig in etwas ab, und dann war es wieder vorbei – selbst dann, wenn es sich um den Tod der Tochter handelte.
Schließlich, nach mehreren Minuten in heißer, drückender Ruhe, stand Karen auf und verließ mit federnden, selbstüberdrehten Schritten das Zimmer. Ich hörte, wie die Tür zuschlug. Ihre trippelnden Schritte hallten in meinem Kopf nach.
Doch ich dachte weiter nach. Unter bedeutungsschwerem Blick hatte Celina mir gestanden, einen Freund zu haben und von ihm schwanger zu sein. Unruhig hatte sie mit den Füßen auf dem Boden herumgescharrt. Ich, der wutentbrannt einen Stein vom Boden aufgehoben und zugeschlagen hatte. Das Vergraben ihrer Leiche in irgendeinem anderen Wald, nachdem ich sie dorthin gefahren hatte. Unterwegs musste ich irgendwo ihr T-Shirt verloren haben. Niemals hatte ich gegenüber Karen etwas angedeutet. Doch zur Erinnerung an Celina sollte meine ehemalige Frau jedes Jahr herkommen.
Nächstes Jahr würden wir uns wohl um die gleiche Zeit wieder sehen.
 

_______________

Und hier ist Fassung 2:

Erinnerungstag


Als sie kam, saß ich am Fenster und starrte nach draußen in den heißen Sommer. Mein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe spiegelte, sah alt aus, zerfurcht, hässlich. Meine kastanienbraunen Haare schienen mit silbernen Lamettafäden durchzogen zu sein, die ehemals hellen blauen Augen blickten stumpf drein, irrten ständig umher, um dann wieder in stoische Ruhe zu verfallen.
Ich hörte, wie die Tür zu meinem Wohnzimmer geöffnet wurde. Sie trat ein und setzte sich neben mich, auf die Couch. Ich hatte mich auf den Stuhl gesetzt, der immer zum Fenster ausgerichtet war. Unruhig warf ich über meine Schulter einen Blick in den Garten.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Ihre Stimme hatte jeglichen melodischen Klang verloren, den ich so sehr geliebt hatte; früher, in einem anderen Leben. Sie brachte nur noch wertlose Floskeln und keine klugen Bemerkungen hervor.
Mühsam riss ich mich von der Fensterscheibe los und starrte in ihr ebenfalls zerfurchtes Gesicht, um das sich aschgraue Haare ringelten. Sie sah schmutzig aus, als hätte sie sich seit langem nicht mehr gewaschen.
„Guten Tag“, antwortete ich steif. „Gibt es etwas Neues?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. Wir versanken in Erinnerungen an quälende und schöne Tage: als die Familie noch eine Familie gewesen war. Wenn wir mit Celina in Freizeitparks fuhren, reagierte sie dankbar und erleichtert über die Abwechslung. Wir beide arbeiteten lange und viel, nur an den Wochenenden konnten wir Dinge mit ihr unternehmen. Wie sie lachte, wie sie sich freute, war eine Wohltat. Und dann die quälenden Stunden und Tage: Nachdem sie verschwunden war, hatten wir in unserem Leid die Befragungen der Polizei erdulden müssen – nur ein Kleidungsstück von ihr war an irgendeiner Landstraße gefunden worden, ein T-Shirt, voller Blut und zerfetzt. Die Polizisten hatten uns nie beschuldigt, sie ermordet zu haben; man ging vielmehr von einem Zufallstäter aus, aber trotzdem lastete aus irgendwelchen Gründen ein unausgesprochener Verdacht auf unseren Schultern.
Heute war ihr Verschwinden zwanzig Jahre her. Wir dachten beide daran, jeder um die gleiche Zeit, wir waren an diesem Tag miteinander verbunden. Gedanken bahnten sich träge einen Weg durch meinen Schädel, absurde Dinge, die vor zwanzig Jahren unmöglich zu denken gewesen wären.
„Die Erinnerung“, sagte ich unvermittelt, „ist wie ein Gefährt, das sich immer weiter entfernt.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und hob die Augenbrauen.
„Ich meine damit, dass die Erinnerung an unsere Tochter immer weiter verblasst, desto mehr Zeit vergeht“, sagte ich. „Zwanzig Jahre ist es nun her, dass sie nicht mehr da ist. Sie war plötzlich nicht mehr da, und das weißt du.“
Sie nickte.
„Du kannst das nicht einfach vergessen“, sagte ich. „Du kannst dich nicht vor der Wahrheit verschließen, was ihr passiert ist. Sie ist weg. Du sollst nicht nur einmal im Jahr pro forma an sie denken, bloß weil sie an genau diesem Tag verschwunden ist, sondern die ganze Zeit, da sie nicht nur meine, sondern auch deine Tochter ist.“
Sie nickte abermals. Tränen liefen über ihre ausgetrockneten Wangen, die von der Zeit und der Erinnerung gezeichnet waren.
Aber ich versuchte nicht, ihr zu helfen, ihr die Tränen abzuwischen, sondern starrte wieder aus dem Fenster. Die Luft über den Straßen flirrte, ich sah bizarre Muster der Hitze. Der Himmel stach mir mit seinem sommerlichen Blau in die Augen. Leichtsinnige Libellen und grellbunt gefärbte Schmetterlinge surrten umher und flogen gegen das Fliegengitter vor meinem Fenster, verfingen sich darin. Der süßlich-stechende Geruch des Geißblatts draußen vermischte sich mit dem erdigen, beruhigenden Duft von Pfefferminz, die alle eine Ergänzung zu der brennenden Hitze des Sommers zu bilden schienen.  
Unsere Tochter Celina hatte vor zwanzig Jahren ihren vierzehnten Geburtstag im Garten unseres Hauses gefeiert. Damals lebten meine Frau und ich noch zusammen. Celina hatte ihre Freundinnen eingeladen, sie lachten und amüsierten sich. Irgendwann muss sie das Grundstück verlassen haben; jedenfalls hat man sie danach niemals mehr gesehen. Ihr Verschwinden gab der Polizei Rätsel auf. Man fand nichts als das blutige T-Shirt. Der Fall blieb ungelöst.
Meine Frau flüchtete sich daraufhin in andere Dinge. Sie entwickelte eine Besessenheit, in der sie Porzellanpuppen sammelte, die wie Celina aussahen: die gleichen blonden Haare, das gleiche, ebenmäßig-hübsche Gesicht, die gleichen grünen Augen. Puppen, die meine Frau mehr als Menschen verehrte. Sie nahm Beziehungen mit Männern auf, durch die sie Kinder bekommen wollte.
Irgendwann war es aus bei uns. Wir ließen uns scheiden. Sie hörte auf, so weit ich weiß, Porzellanfiguren zu sammeln. Ihre Besessenheit von Celina muss zum gleichen Zeitpunkt aufgehört haben, denke ich. So war das bei ihr immer: Für kurze Zeit tauchte sie völlig in etwas ab, und dann war es wieder vorbei – selbst dann, wenn es sich um den Tod der Tochter handelte.
Schließlich, nach mehreren Minuten in heißer, drückender Ruhe, stand Karen auf und verließ mit federnden, selbstüberdrehten Schritten das Zimmer. Ich hörte, wie die Tür zuschlug. Ihre trippelnden Schritte hallten in meinem Kopf nach.
Doch zur Erinnerung an Celina sollte meine ehemalige Frau jedes Jahr herkommen; nächstes Jahr würden wir uns wohl wieder sehen. Ich dachte, dass ein Grab für Celina so aussehen müsste wie dieser Sommertag – ihr Grabstein mit Geißblatt und Pfefferminz geschmückt, in der Hitze flirrend.


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schwarzlicht
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 49
Beiträge: 21
Wohnort: Finstringen


Beitrag12.12.2008 23:30

von Schwarzlicht
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar!

Zitat:
uff, ganz schön viel Arbeit hast du dir gemacht! Danke!


Bitteschön! Es freut mich, dass du mit einigen Anmerkungen etwas anfangen konntest.
Für mich klingt die Kurzschlusshandlung des Vaters in Fassung 1 nun glaubhafter. Auch der moderne Name der Tochter passt viel besser.
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben!

VG
Schwarzlicht
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Einstand
Eine kleine Schreibübung, die ich sc...
von Ayumi
Ayumi Einstand 19 20.06.2020 10:35 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Urheberrechtsfreie Bücher überarbei...
von WoDi
WoDi Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 4 28.08.2015 10:21 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Sonstige Diskussion
Wann wird überarbeitet?
von over.and.out
over.and.out Sonstige Diskussion 13 24.06.2014 17:17 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Versuchte Erklärung eines Schachspie...
von Hardy-Kern
Hardy-Kern Werkstatt 9 15.01.2014 19:50 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung
Wie überarbeitet ihr?
von Gast
Gast Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung 6 05.02.2011 15:03 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von BiancaW.

von Nicki

von fancy

von Nordlicht

von KeTam

von pna

von MShadow

von Ruth

von MShadow

von fancy

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!