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leg deine haut um meine schultern


 
 
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.11.2012 00:42
leg deine haut um meine schultern
von Enfant Terrible
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.

leg deine haut um meine schultern,
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.
sei still – die geier werden wach.
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.

saug blei mir aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,
dass deine atemluft
zum aufprall mir nicht reicht.

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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag03.11.2012 01:04

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich gebe mal meinen Eindruck nach den ersten beiden Malen Lesen preis. Der kann sich durchaus noch ändern, gleichwohl ich mir in diesem Fall nicht sicher bin ..

Also für mich wirkt das alles extrem gesucht und auf negative Weise seltsam.
Zitat:

ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen


Ok, "striemen" als Verb finde ich keine schlechte Idee, wenngleich mir der Nutzen jenseits des unbedingten originell-Seins nicht ganz klar wird. "Licht und wärme" finde ich hier ziemlich nichtssagend. Mir wird auch im weiteren Verlauf nicht klar, was das soll.

Zitat:
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.


Verkrampft-verquerer Satz.
Zitat:

leg deine haut um meine schultern


 Question  

Zitat:
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.


Wieder so eine verquere Satzkonstruktion. Außerdem ein echt seltsames Bild, so, als würde das L.I. im Blut schwimmen. Ich weiß, was du meinst, aber es geht so m.E. nicht.

Zitat:
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.


Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.

Auch die letzte Strophe ist für mich Pseudolyrik.

___

Insgesamt in meinen Augen leider nichts als purer Manierismus.

Nichts für Ungut
David
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Berni
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 64
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Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)


Beitrag03.11.2012 01:30

von Berni
Antworten mit Zitat

Die Skepsis von David kann ich nur unterstützen. In meinen Augen haben diese aneinandergereihten Worte mit Lyrik nicht viel gemein. Einzig der Wille ist erkennbar, sich möglichst gespreizt und verdreht auszudrücken, wie etwa hier

Zitat:
ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.


und hier

Zitat:
leg deine haut um meine schultern,
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.
sei still – die geier werden wach.
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.



glaube ich fast daran, dass du den Leser hochnehmen willst? Und hier

Zitat:
saug blei mir aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,
dass deine atemluft
zum aufprall mir nicht reicht.


der endgültige Abschuss.

Ich kann hier nichts wirklich Lyrisches erkennen. Sorry.

LG
Berni
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beitrag03.11.2012 02:00

von dürüm
Antworten mit Zitat

*zögernd die Kommentarbühne betret*

so als absoluter Lyrikneuling eine genau entgegengesetzte Meinung zu diesen beiden Lyrikprofis zu vertreten fällt mir nicht leicht, aber um der Wahrheit willen, muss ich zugeben, dass mich dieser Text beim ersten Lesen sofort gepackt hatte.

Ich hätte ihn wahrscheinlich noch radikal gekürzt, aber ich fand die Bilder nicht seltsam, sondern vertraut (als hätte ich einiges von dieser Sorte schon gelesen;) )

Später gerne mehr, nur soviel, die letzten drei Strophen finde ich genial.

*Mikro vorsichtig wieder aufs Podium leg und leise verschwind*
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Oliver.Twist
Leseratte

Alter: 38
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Wohnort: Hamburg


Beitrag03.11.2012 03:41

von Oliver.Twist
Antworten mit Zitat

Für meinen Eindruck hat das Gedicht eine über die Maßen auf Zugewandtheit gründende menschliche Beziehung (bzw. den Wunsch danach) zum Inhalt. Das Ich, selbstständig nur wankend sich fortbewegend, sucht bei dem Anderen Licht und Wärme, auch Schlaf und Freiheit ("fliegen") - das sehnlichst lebensnotwendige; aber es spürt diese Dinge zugleich als Krallen in der eigenen Haut. Die gesuchte Nähe ist eine bitter notwendige, aber für beide beteiligte voraussichtlich schmerzhafte, was die Metaphern des Eindringens, Zerlegens, Auflösens des Körpers verdeutlichen. Es wird seitens des Ich eine vollkommene Vereinigung mit dem Anderen, ein Aufgehen in ihm ersehnt; paradoxerweise will hier die Leichtigkeit und Freiheit, selbst jenseits des Anderen Atemluft, also die Unabhängigkeit von ihm, zugleich mit der größtmöglichen, schmerzhaften Nähe zu ihm gefunden werden.
Die zum Scheitern verurteilte Sehnsucht nach Erfüllung in einem unmöglichen Grad von Nähe, ja Identität mit dem Anderen (Haut um Schultern) ist hier, wie ich finde, doch eigentlich recht plastisch und eindeutig dargestellt.

Viele Grüße,
Oliver
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.11.2012 08:43

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@ Mr C und Berni: Danke für die harsche Kritik. Anscheinend ist das Gedicht so misslungen, dass es euch in keinster Weise verleitetet hat, jenseits der "Oh, der Satz ist aber komisch"-Ebene zu blicken. Ich finde es schade, dass man bei dem Gedicht nicht einmal annehmen kann, dass der Schreiber eine ehrliche Intention haben "könnte", dass für ihn diese Worte vielleicht mehr waren als "Manierismen".
Wobei ich persönlich ehrlich nicht verstehe, was daran so manieriert sein soll und was den Leser "hochnehmen" soll? Was ist an den Bildern so verquer? Die Sätze, okay, ein Versuch im Blankvers - aber ich persönlich fand die Bilder doch eher schlicht und klar. Wie man sich irren kann.
Gerne hätte ich von euch etwas zur Interpretation gelesen, jenseits der Wortebene.
Und Mr C, lies nochmal: "striemen" ist kein Verb, auch wenn es klein geschrieben ist wink

@ dürüm: Du kannst doch auch als Lyrikneuling jede Meinung vertreten, die dir gefällt. Ob dir ein Text zusagt oder nicht, ist deine Sache, du musst dich nicht nach der allgemeinen Meinung richten.
Danke für das zögerlich positive Feedback zu meiner "Pseudolyrik".
Wo hättest du es denn radikal gekürzt?

@ Oliver.Twist: Danke! Bei all der Manieriertheit ist dir trotzdem gelungen, die gespreizten Wörter mit Sinn zu füllen - und zwar genau mit dem, der meine Intention für diese gekünstelten Zeilen war.
Es geht hier um einie, in gewissem Sinne, ungesunde Beziehung im ständigen Zwiespalt zwischen Verschmelzungsphantasien und Befreiungsdrang. Das hast du sehr schön charakterisiert.
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Gast







Beitrag03.11.2012 09:06
Re: leg deine haut um meine schultern
von Gast
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.

leg deine haut um meine schultern,
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.
sei still – die geier werden wach.
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.

saug blei mir aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,
dass deine atemluft
zum aufprall mir nicht reicht.


Mein erstes Gefühl war: radikal, gewalttätig, zerstörerisch

Leider gab es ein paar Stellen, die mich so gestört haben, dass sie das überlagerten, was mir eigentlich gefiel.
"das rascheln deines haars" - damit konnte ich gar nichts anfangen
"so hoch, dass deine atemluft zum aufprall mir nicht reicht."

Meintest du: "dass deine atemluft mir ausgeht, bevor ich aufpralle?"

Ich habe echte Probleme, dir zu folgen.


Das ganze Gedicht über hatte ich Vampir-Assoziationen, und dabei habe ich mit diesen Kreaturen nichts am Hut. Da wird vorgeschlagen "dein blut" gegen "schlaf in deinen adern" zu tauschen - ein Angebot, den anderen zu schwächen??? Oder ihm Ruhe zu schenken ...?
Sich gegenseitig aussaugen, sich Energie rauben, sich töten?

Ohne dich geht nicht, mit dir noch weniger?

Die Erwartungen an LD sind so hoch, als müssen es zur "Erleichterung" des LI herhalten.

Das waren so meine Gedanken nach ein, zweilmal Lesen,
Grüsse,
Lorraine
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.11.2012 09:31
Re: leg deine haut um meine schultern
von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen lieben Dank für dein Feedback, Lorraine!
... und ich verzweifele, ehrlich. Ich verzweifle an dem Zwiespalt, wie man als Schreiber sein Gedicht wahrnimmt und wie Leser es sehen. Ehrlich, mir persönlich erschien das Gedicht glasklar und verständlich, die Bilder eindeutig, fast schon banal - nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass man sie als etwas Kryptisches sehen könnte, dass so - in meinen Augen - schlichte Wortgebilde zu Verständnisproblemen führen könnten. Mir ist wohl jegliches Urteilsvermögen bezüglich meiner Texte flöten gegangen.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Leider gab es ein paar Stellen, die mich so gestört haben, dass sie das überlagerten, was mir eigentlich gefiel.
"das rascheln deines haars" - damit konnte ich gar nichts anfangen
"so hoch, dass deine atemluft zum aufprall mir nicht reicht."

Meintest du: "dass deine atemluft mir ausgeht, bevor ich aufpralle?"

Zum Rascheln: Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass an diesem Bild etwas unverständliches sein könnte. Ich meinte einfach nur dieses ganz leichte Geräusch, wenn Haare über irgendetwas streifen. Ist das denn wirklich so rätselhaft? sad
Ja, genau, die (geliehene) Atemluft soll vor dem Aufprall asugehen. In der Tat ein wenig komisch formuliert - ich hatte mich zu sehr in diesen Pseudo-Blankvers verliebt. Es ist schlimm, wenn ich irgendein Metrum im Kopf habe und auf Biegen und Brechen ihm nicht entkommen kann.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Das ganze Gedicht über hatte ich Vampir-Assoziationen, und dabei habe ich mit diesen Kreaturen nichts am Hut. Da wird vorgeschlagen "dein blut" gegen "schlaf in deinen adern" zu tauschen - ein Angebot, den anderen zu schwächen??? Oder ihm Ruhe zu schenken ...?
Sich gegenseitig aussaugen, sich Energie rauben, sich töten?

Ohne dich geht nicht, mit dir noch weniger?

Die Erwartungen an LD sind so hoch, als müssen es zur "Erleichterung" des LI herhalten.

"blut gegen schlaf" - ja, du hast es erkannt. Das LI will dem LD seine Lebensenergie nehmen (die oftmals durch Blut symbolisiert wird) - und gibt ihm dafür Schlaf. Gegenseitige Zerstörung, die aus einer überbordenden Zuneiogung auf einem egoistischen Fundament resultiert. Eigentlich eine klassische Borderline-Beziehung.
Nochmal danke dir fürs Lesen und vor allem fürs Verstehenwollen.


_________________
"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP

Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo
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Mr. Curiosity
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Beitrag03.11.2012 09:58

von Mr. Curiosity
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Zitat:
Anscheinend ist das Gedicht so misslungen, dass es euch in keinster Weise verleitetet hat, jenseits der "Oh, der Satz ist aber komisch"-Ebene zu blicken. Ich finde es schade, dass man bei dem Gedicht nicht einmal annehmen kann, dass der Schreiber eine ehrliche Intention haben "könnte", dass für ihn diese Worte vielleicht mehr waren als "Manierismen".


Ich kann mir schon vorstellen, dass du dir dabei eine Menge gedacht haben könntest. Mir kommen die Bilder nur so seltsam gesucht vor, dass ich mich nicht dazu verleitet fühle, diese womögliche Tiefe auszuloten. Gedichte können hermetisch sein, aber trotzdem eine besondere Aura ausstrahlen, die einen dazu anhält, tiefer zu blicken, intensiver zu lesen. Wenn ich das komische Gefühl habe, da hatte jemand einen klaren Sachverhalt vor Augen, den er nur verschlüsselte, damit es Lyrik wird, spüre ich diese Aura nicht.

Aber wie direkt zu Beginn des Kommentars gesagt: Meine Meinung kann sich ändern. Ich finde es nur immer auch interessant, einen ersten bzw. zweiten Eindruck zu äußern.

LG David
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dürüm
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Beitrag03.11.2012 11:15
Re: leg deine haut um meine schultern
von dürüm
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:

ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.


leg deine haut um meine schultern,
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.
sei still – die geier werden wach.
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.


saug blei mir aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,
dass deine atemluft
zum aufprall mir nicht reicht.


hallo inka,

ich erkenne dich blind smile extra

gekürzt hätte ich wie oben angegeben.
du hast so viele starke bilder, dass sie für drei gedichte reichen würden, wenn du sie alle in eins verpackst, wird es zuviel.

lass mich fliegen - so hoch
dass dein atem
zum aufprall mir nicht reicht (hier hätte ich einzig die luft noch gestrichen), der rest ist unglaublich stark.

wie immer gerne gelesen.

beste grüße
Kerem


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.11.2012 11:19

von Enfant Terrible
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Lustigerweise hast du genau die Stellen isoliert, die die Keimzelle des Gedichts bildeten - der Rest ist drum herum gewachsen, als Verbindung.
Die Luft würde ich nicht streichen, sonst ist es völlig hermetisch und aus dem Zusammenhang. Ich hatte dabei das Bild im Kopf, dass die Luft in größeren Höhen immer dünner wird ...
Wer bin ich denn? smile
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dürüm
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Beitrag03.11.2012 11:24

von dürüm
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Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Lustigerweise hast du genau die Stellen isoliert, die die Keimzelle des Gedichts bildeten - der Rest ist drum herum gewachsen, als Verbindung.
Die Luft würde ich nicht streichen, sonst ist es völlig hermetisch und aus dem Zusammenhang. Ich hatte dabei das Bild im Kopf, dass die Luft in größeren Höhen immer dünner wird ...
Wer bin ich denn? smile


Du bist die, die immer wieder Greifvögel und Flugmetaphern in ihrer Lyrik verwendet. und ich finde Dich gar nicht terrible smile extra

Die Luft brauchst Du an der Stelle nicht. Der Zusammenhang ist auch ohne klar, und vielleicht noch schöner, weil es mehrere Deutungsebenen zulassen würde.

Gruß
Kerem

edith:

entschuldige, ich habe noch gar nicht gesagt, wie ich dein gedicht interpretiere ...
das mit der haut um die schultern ist der versuch des einen in die persönlichkeit des anderen zu schlüpfen. das ist an sich im sinne von "in den anderen hineinversetzen" auch nichts verwerfliches. problematisch wird es erst mit der nächsten zeile und den raub des blutes (aktive energie) im tausch gegen schlaf (passive energie)

es zeigt also eine tief gestörte beziehung.

die extremen gefühlsschwankungen von borderlinern (lass mich höhenflüge machen bis zum nächsten absturz) und dem problem, dass die einen stürzen lassen aber den aufprall eben nicht dämpfen,machen das bild überdeutlich.

völlig klare aussage.


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Fleur de Sol
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Beitrag03.11.2012 14:18

von Fleur de Sol
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Hallo Enfant Terrible,

also ich lese es so:

[quote][color=darkblue]leg deine haut um meine schultern
lass dein blut mich gegen schlaf in deinen adern tauschen
an meiner wange gleicht das rascheln deines haars
einem flügelschlag[/color][/quote]

Diese Bilder haben mich fasziniert und der Titel: einfach Klasse!
Alles andere stand mittendrin und drumherum, was ich einfach ausblende beim Lesen!

Herzlichst Fleur


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„Alles Gelingen hat sein Geheimnis, alles Mißlingen seine Gründe.“(J.Kaiser)
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Fleur de Sol
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Wohnort: Im Geiste überall


Beitrag03.11.2012 14:19

von Fleur de Sol
Antworten mit Zitat

PS: Mit der Technik stehe ich hier wohl auf dem Kriegsfuß, ich wollte es blau zitieren!

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lilli.vostry
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Beitrag03.11.2012 14:50
aw:legdeibehautummeineschultern
von lilli.vostry
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Liebe Enfant terrible,

mir gefällt die gekürzte Variante Deines Gedichts (die Kerem vorschlug) Deines bilderstarken und sprachmächtigen Gedichtes sehr gut!!
Ich mag solche kontrastreichen Bilder und mir ist es auch nicht zu verschlüsselt. Aber man muss es schon mehrmals lesen und nachdenken, um es zu verstehen.
Die Zeile mit dem "Blei aus den Knochen saugen" kam mir morbid vor beim ersten Lesen (bis ich erkannte, dass bleischweres Gefühl gemeint ist) und dsr Blut-Schlaf-Tausch wirkt zunächst seltsam, doch beides braucht und ergänzt sich doch auch einander, außer wenn es nur einseitig ist...

Der Titel und der letzte Vers gefällt mir sehr, er drückt für mich die tiefe Sehnsucht nach Nähe, Anschmiegen, Halten und Gehalten werden sehr poetisch aus und zugleich der Wunsch, zu fliegen, frei zu sein, Grenzen auszuloten und selbst den schmerzhaften Aufprall nicht zu scheuen.

Gerne gelesen.

Viele Grüße,
Lilli


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Aranka
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Beitrag03.11.2012 18:04

von Aranka
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Hallo Enfant Terrible,

bei diesem Gedicht bin ich hin und her gerissen zwischen Bildern, die mich packen, weil sie treffend und eigenwillig sind und dem „Zusammenspiel“ dieser Bilder. Du hast mit Sicherheit jede Zeile sehr bewusst gesetzt und auch das Hintereinander gut bedacht und es sollte mir gelingen, mich da hineinzufinden.

Auch ich neige dazu, hier einfach etwas heraus zu schneiden (am liebsten die erste Strophe), aber ich bin sicher, dir würde dann das Gesamtkonzept zerbrechen. Inhaltlich lese ich ähnlich wie Oliver und muss das nicht wiederholen, sage daher  jetzt eher etwas zur Wirkung der einzelnen Verse auf mich und versuche sie einmal in den Gesamtbau einzuordnen.

Zitat:
ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt – ich werd erzählen,
zu halten hättest du mich hier versucht.


Mit dieser ersten Strophe gibst du eine Art „Leseanweisung“ und hängst den nun folgenden Text direkt in einer „Schräglage“ auf: ich werde erzählen, was eigentlich nicht so ist, nicht so war, ich tue so „als ob“.  

Diese Wendung: „ich werd erzählen, / zu halten hättest du mich hier versucht“, auch wenn ich sie „entschwurbele“ und schreibe: „ich werde erzählen, du hättest mich hier zu halten versucht“, erinnert sie mich an „biblische Sprache“, an Verheißung und Verkündigung. Ich halte das mal im Hinterkopf.

Ich spüre hier nicht nur wegen des Verbs „wanken“  diese wankende Bewegung der LI. Dieses Wanken ist für mich in der „verdrehten Satzkonstruktion“, in dem „als ob“, in dem „Konjunktiv“ aufgenommen. Insofern denke ich, dass du versucht hast hier die wankende „Gefühlslage“ des LI im Text abzubilden. Ob der Leser das nun für sich als gelungen empfindet, oder eher als konstruiert, das muss dir erst einmal egal sein. Ich denke, du musst wissen, was dir wichtig ist, ob du glaubst diese Wirkung auf eine gute Weise erzielt zu haben, oder ob es besser und anders auch hin zu bekommen ist.

Ich habe selbst keine „Vorlieben“. Mag minimalistische Texte, erzählende, metaphernstarke und auch sehr schlicht daherkommende Texte. Der Stil, der Ton, der Rhythmus muss sich mir nur als stimmig im Gesamtkonzept erschließen und das muss ich natürlich immer erst auch finden. Von daher bin ich bei der ersten Strophe noch unschlüssig, ist sie notwendig für den Gesamttext? Wird er vielleicht ein radikal anderer, wenn ich sie weglasse? Ich werde sehen:  

Zitat:
leg deine haut um meine schultern,
lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen.


Die erste zeile ist sehr schön, für mich wird hier eine Nähe versucht, die vielleicht noch auszuhalten ist. Die Haut wie ein Umhang, noch nicht verwachsen, man kann sie noch umlegen und abnehmen.
Die letzte Zeile jedoch hat für mich eine gefährliche Nähe. Fast etwas wie die Sehnsucht nach ewigem Schlaf des Anderen oder im Anderen.
Und hier nun meine Zweifel bezüglich der ersten Strophe: Hier wird nichts erzählt, hier wird das LD angerufen. Und damit steht die erste Strophe erst einmal losgelöst drüber. Ich warte ab, wie und ob sie eingebaut wird.

Zitat:
sei still – die geier werden wach.


Hier werden die Todesvögel benannt und auch hier eine Anrufung ans LD, als wäre diese Vögel noch zu verhindern.

Zitat:
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.


Hier bin ich ganz bei dem Text und in der leisen Berührung des Haares die vage Verbindung zur Symbolik der Vögel, finde ich nachvollziehbar.

Überlege nur, was ist es für ein Geräusch, wenn Haar über die Wange streicht? Wenn Haar über Papier oder eine glatte Fläche streicht ist es ein Rascheln, aber über Haut, hört man es da? Vielleicht am Ohr vorbei, wäre es da nicht fast eher ein Rauschen?
Wie wäre es: an meiner wange / gleicht schon das streifen deines haars/ dem flügelschlag (dann ist nicht das Geräusch der Auslöser, sondern die Berührung, das Fühlen. Oder: an meinem ohr / gleicht schon das rauschen deines haares/ dem flügelschlag

Zitat:
saug blei mir aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,


Den Schlaf in den Adern, Blei in den Knochen, das sind eher fluguntaugliche Wesen. Das Li möchte fliegen und auch hier die Bitte an das Ld, ihm diese Flug-Freiheit zu geben.

Zitat:
dass deine atemluft
zum aufprall mir nicht reicht
.

In den letzten Zeilen eine recht verdrehte, fast paradoxe Logik. Im Umkehrschluss lese ich, wenn ich nicht leichter werde, das Blei in meinen Knochen bleibt, wird deine Atemluft mein Aufprall sein, mich herunterziehen.

Das LI möchte sich erheben, fliegen, aus dem Bereich der Atemluft des Ld heraus in die Aufwindzone in den Gleitflugbereich hinein, den Geiern entkommen, so vielleicht die Wünsche.

Und nehme ich nun wieder diese erste Strophe: ich erzähle, als wenn du mich zu halten versucht hättest. Waren die Wünsche also gar nicht so eindeutig? Waren auch sie wankend? Die Anrufe gar nicht so „entschlossen“, wie sie klingen. Ist es eigentlich die Geschichte des sich Aneinander-klammerns trotz der nahenden Geier und wird sie nur als eine des „Davon-kommen-wollens erzählt?

Nur in dieser Leseweise lässt sich die erste Strophe für mich einbinden. Das wäre dann ja schon eine sich nicht geradlinig erschließende Textur die dem ganzen zugrunde liegt. Und sowohl die „verdrehte Logik“ in: „lass dein blut
mich gegen schlaf in deinen adern tauschen. „ als auch in: „dass deine atemluft  zum aufprall mir nicht reicht.“ finde ich dann zwar als „konstruiert erkennbar, aber raffiniert und zur Textkonstruktion sehr passend.

Ich glaube ich würde das „Haarbild“ besser einschärfen und die erste Strophe leicht umformulieren. Würde sie aber unbedingt lassen, sonst bekommt das ganze eine total andere Aussage. Diese Strophe ist wirklich die Aufhängung des Ganzen.  Ein Versuch:

ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut gekrallt –

ich werd es erzählen, als hättest du
mich hier zu halten versucht:

Es ist schwierig, ich würde auch gerne die ersten Zeile noch prägnanter stellen, weiß aber nicht wie, habe schon an andere Satzzeichen gedacht. Vielleicht eine Leerzeile dazwischen? Du musst formal deutlicher rüber bringen was du willst. Ich hoffe ich liege überhaupt richtig mit meiner Vermutung.
Je mehr ich in deinen Zeilen lese, je mehr bekomme ich das Gefühl, dass hier nicht viel zu ändern ist. Es ist eben kein eingängiges Gedicht.
 
Allen anfänglichen Bedenken und allem inneren Gebrummel zum Trotz, nach eingängiger Beschäftigung: ich find es gut.
Die gekürzten Vorschläge sind fast eindimensional dagegen und nehmen das Wanken und diese "schräge" Ebene des "ich erzähl es als" nicht auf.

Vielleicht kannst du mit meinen wankenden Überlegungen was anfangen. Gruß Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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tagedieb
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T
Beitrag03.11.2012 21:07

von tagedieb
Antworten mit Zitat

Gedichte sollen, finde ich, nicht schön, sondern wahr sein. Sie haben ja auch eine subjektive Ebene, eine Einsamkeit des Gedichts, die sich jeder Kritik entzieht, vielleicht sogar der des Autors. Das gilt auch für miserable Zeilen ... deswegen bin ich vorsichtig irgendeiner Lyrik abzusprechen wirkliche Lyrik zu sein. Allerdings muss ich zugeben, dass ich diese Worte, wie Mr. sagte, manieriert finde. Manierismus ist aber nicht gleichbedeutend mit schlechter Kunst ... sofern man Kunst nicht mit Schönheit gleichsetzt ... sondern dahinter steckt wohl eher eine Ironie gegenüber allen Verschönigungen.
Aus dieser Perspektive will mir das zum Inhalt deines Textes passen, in dem es um ein ungesundes Beziehungsverhältnis geht ... und ich behaupte mal, dass du das nicht ganz ungewollt so geschrieben hast, sondern du dich mindestens unterschwellig über deine eigene Lyrik lustig gemacht hast, diese gelegentliche Affektiertheit in der Suche nach dem Wort, die eben auch manchmal zum Schreiben dazu gehört.
Die ersten vier Zeilen könnten aber viel intensiver und prägnanter sein, die gefallen mir nicht so ... und auch sonst hättest du da mehr herausholen können, glaube ich. Aber vorallem die letzte Strophe finde ich stimmig, die Atemluft und den Aufprall, die eigentlich das ganze Gedicht in sich zusammenfassen.


_________________
„Die Welt ist - auch - dazu geschaffen, damit sie ins Gedicht gerät.“ Karl Krolow.

Ein bisschen Sprachlosigkeit.
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Beitrag03.11.2012 23:40

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich hatte beim Lesen dieses Textes auch Zugangsprobleme. Liebe... und Tod... werden darüber als Thema angegeben. Für ein Liebesgedicht ist es sehr ungewöhnlich, konträr zur Erwartung. Das macht vielleicht einen Teil der Schwierigkeiten aus.
Tod konnte ich darin nicht als Thema entdecken?

Nach dem Lesen der Kommentare und deiner Antworten, ET, weiss ich nun besser, was du dir gedacht hast.

Nach nochmaligem Lesen nun fällt mir auf, dass es gar nicht klar ist, wer (in der Beziehung) die Geier sind, dass es aussieht, als würde das LI dem LD irgendwie Schuld zuschieben, dass es seinen Erwartungen nicht genügt, aber doch die gleichen hat. Es ist ein Gedicht, das mich verwirrt.
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Oliver.Twist
Leseratte

Alter: 38
Beiträge: 123
Wohnort: Hamburg


Beitrag04.11.2012 02:51

von Oliver.Twist
Antworten mit Zitat

Mit den Geiern assoziiert sich in meinem Verständnis eine bedrohliche Außenwelt, der das Ich mit seiner restlosen Hinwendung zu seinem Gegenüber entfliehen will. - Dabei wünscht sich das Ich die Stille und den Schlaf: in den Adern, im Körperinneren; ein Ort, der (wenn nicht von dem penetrierenden Ich) von den reißenden Schnäbeln der Geier erreicht und aufgewühlt werden könnte. Das Durchmengen der Körper soll nach dem Willen des Ich aber nur durch die beiden involvierten Menschen geschehen. - Jedweder Laut würde eine potentielle Kommunikation mit der Außenwelt darstellen: nur wer ganz still ist, ist allein bei sich; nur wer auch zu zweit ganz still ist, bleibt in diesem engsten Kreise beieinander - aller Schall, der nach außen dringt, provoziert Reaktionen, die die hermetische Abgeschlossenheit wiederum von außen durchbrechen würden. Daher der Wunsch nach Stille.

Diese Themenangaben-Checkboxen sollte man nicht überbewerten, finde ich. Es sind doch bloß ganz klischeehafte Schlagworte, unter die man seine Werke da einordnen kann... Und mit Liebe und Tod hat auf die eine oder andere Art und Weise fast alles zu tun, so fundamentale Rahmenlinien menschlichen Wirkens sind das... Der Tod konstituiert sich für mich hier auf zwei Arten: zum einen als Fluchtpunkt des Verlangens nach größtmöglicher (gemeinsamer) Stille; zum anderen als Bedrohung von Außen (Geier) beim Brechen der Stille. - Somit ist das Ich wohl oder übel der Gefahr des Todes ausgesetzt, ist von ihm umzingelt. Nur, dass der Tod hier mit einer Todessehnsucht gesucht, dort aber als Bedrohung gefürchtet wird...

Gruß, -
Oliver
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tagedieb
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
T


Beiträge: 42



T
Beitrag04.11.2012 03:11

von tagedieb
Antworten mit Zitat

Oliver Twists Überlegungen sind hervorragend, complimento!

_________________
„Die Welt ist - auch - dazu geschaffen, damit sie ins Gedicht gerät.“ Karl Krolow.

Ein bisschen Sprachlosigkeit.
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gitano
Wortedrechsler


Beiträge: 91
Wohnort: inne Appelwoitäler


Beitrag04.11.2012 20:48
Entzerrungen...es lohnt sdich
von gitano
Antworten mit Zitat

Hallo Enfant T.!
Wenn ein(e) AutorIn sich derart für einen Text engagiert, muß ihm/ihr sehr viel daran gelegen sein. So gehe ich zunächst an unbekannte Texte und Beziehungen innerhalb des Forums ran...
Nicht zuletzt erinnere ich mich an meine Texte, die für mich völlig klar waren - aber für andere Leser eben nur selten einen Zugang boten.
Das ist nicht so einfach...
Für mich zeigt sich sehr viel darin, wie bereit ein Autor ist an der Textarbeit mitzuwirken - darin erkenne ich auch Motive.

Das Alles gut ist... in diesem Text ...dem kann ich nicht zustimmen:

Besonders in S1 (aber auch in anderen Teilen fallen mir folgende Dinge auf, die eine Rezeption erheblich erschweren:

Inversionen (Wortstellungsanomalien, grammatisch), die völlig unnötig (auf Inhalt und Gestus) erscheinen
Beispiel: komplette Z4
Wenn eine gedankliche Anbindung an den zweiten Teil von Z3 erwünscht ist (z.B. mit Enjambement), dann
ich werde erzählen (ohne Verkürzung viel bessser):
du hättest versucht
mich hier zu halten
ich würde diesen Zeilenbruch vornehmen, denn in Langzeile verschwimmen  die Bezüge noch mehr, als es schon in dieser Formulierung der Fall ist.

Elisionen (Endungsverkürzungen)
wie in Z3 ebenfalls unnötig komplizierend
warum?

Teilweisemir  unklare BildBezüge
der Langzeilensatz macht es deutlich:
wo licht und wärme striemen/ in meine haut gekrallt –
die Perfektform von "krallen" ist hier nicht synchron zum Präteritum von "wankte" in Z1 Es gibt eben anscheinend auch verschieden Zeitebenen und zusätzlich noch die Inversion "... wärme striemen/ in meine haut gekrallt"
Wenn ich wärme + striemen als ein Wort begreife, also als zusammengesetztes Substantiv, dann wird es etwas besser im Verständnis...
Aber hast Du dies so gemeint?


Es ist sehr schwer für mich und eher rein spekulativ was ich in so einer Sentenz lesen möchte. Denn wieder sind es Inversionen UND der Doppelbezug zu "striemen" ist zwar interessant aber neigt sich doch in der bedeutung mehr zu Haut und "krallen" als denn zu Wärme und Licht.
anderenfalls wäre das englische  "stream" wohl näher an der Bedeutung oder?
Hier fehlt meiner Meinung nach Schlüssigkeit oder auch Fragmentierung Bildführungskonzept.

Empfehlung:
Zunächst S1 entzerren, denn alles Weitere scheint davon abhängig zu sein. Ordnen: Tempus, Verbindungen, insb. Doppelbezüge (striemen) sollten mehr Räume und Sichten öffnen - aber nicht verwirren bzw. ablenken. Ausräumen aller nicht wirklich nötigen Irritationen (Inversionen, Elisionen, Zeilenbrüche...etc.)

Insgesamt nach meinem Eindruck ein bischen viel durcheinander...ich kann nur vermuten dass es in der Absicht des "Verdichten" passiert ist. Was nicht persé schlecht ist...im Gegenteil. Labern wäre schlecht...smile

Mit konkreten Textvorschlägen halte ich mich bis auf Widerruf durch Dich zurück...es ist Deine Idee , Dein Text..

Bei aller Kritik an S1 möchte ich auch die kritischen Stimmen darauf hinweisen, dass Z1 /S2 ein inniges, unverbrauchtes Bild ist.
die Inversion S2 Z2/Z3 ist dann wieder weniger schön
aber dies kann man ändern ...wenn man will.

wenn nicht, wäre der Rest meines Kommentares sowieso überflüssig..
Deshalb erstmal die Frage an Dich: Vorschläge gefällig?


Grüße aus dem Dachstübchen im Taunus
gitano
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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag05.11.2012 13:00
Re: leg deine haut um meine schultern
von Angst
Antworten mit Zitat

Hi Enfant

Die einzige Stelle, zu der ich Zugang finde, ist diese hier:

Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben:
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.

Der Rest bereitet mir allein wegen der Satzstellung Schwierigkeiten. Diese halte ich auch für manieriert. Im Wissen, dass das Herumgebastel an den Gedichten anderer dämlich ist, wage ich trotzdem einen Umstellungsversuch:

ich wankte zu dir hin,
wo licht und wärme striemen
in meine haut krallten – ich werde erzählen,
hier
hättest du mich zu halten versucht.

leg deine haut um meine schultern,
lass mich dein blut
gegen schlaf
in deinen adern tauschen.
sei still – die geier werden wach.
an meiner wange
gleicht schon das rascheln deines haars
dem flügelschlag.

saug mir blei aus den knochen,
lass mich fliegen – so hoch,
dass deine atemluft
zum aufprall
mir nicht reicht.


Okay, in der letzten Zeile ist die Inversion tatsächlich eleganter. Und jetzt darfst du diese meine Alternativversion zerreissen!
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