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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5340 Wohnort: NRW
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04.10.2008 19:15 Wie mutig sollte man bei einer Lesung sein? von Bananenfischin
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Hallo,
ich habe folgendes Problem: Ende Oktober bin ich bei einer Lesung dabei und habe ein wenig Angst, mich zum Affen zu machen, wenn ich meinen Text so vortrage, wie ich es mir eigentlich vorstelle.
Die Sache ist die: Meine eigentliche Geschichte wird mehrfach von einer Art "Mitmachaufforderungen" unterbrochen, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Diesen Wechsel muss man ja auf jeden Fall durch Modulation kenntlich machen, aber wie stark ist angemessen? Meiner Meinung nach müssten diese Stellen so richtig aufdringlich und reißerisch rübergebracht werden, aber andererseits weiß ich nicht so recht, ob ich mich das trauen soll.
Was meint ihr? Hat jemand Erfahrung damit, wie ein Publikum auf so etwas reagiert?
Da die Geschichte Teil eines Wettbewerbs ist, kann ich sie leider hier nicht einstellen, falls sich jemand aber gern eine genauere Vorstellung machen möchte, kann ich ihm einen Auszug per pn schicken.
Ich danke schonmal im Voraus für eure Meinungen.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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04.10.2008 21:04
von Nina
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Hallo Bananenfishin,
ich hatte zwar noch keine eigene Lesung, war aber kürzlich auf zweien. Bei beiden war ich sehr überrascht, wie selbstbewusst die eigenen Texte vorgetragen wurden. (Ich würde flattern ohne Ende. *g*). Eine der teilnehmenden Frauen eröffnete ihren Part mit einem lauten "juuuuuuuuuuuuuhuuuuuuuuuuuuu". Ich fand das etwas befremdlich, aber okay. Es passte zwar meiner Meinung nach nicht zu ihren Texten, aber vielleicht wollte sie sich auch einfach Luft verschaffen (denn sie trug all ihre Texte frei vor).
Bei der anderen Lesung war es unterschiedlich. Es waren auch dort alle Teilnehmer sehr selbstbewusst (zumindest nach außen hin im Auftreten, - es gab schon Zettel die gezittert haben, aber ich finde sowas sympathisch). Jedenfalls haben alle sehr individuell vorgetragen. Mal teils singend, mal inclusive Publikumsmotivation. Fast wie Schauspieler. Mir hat das sehr gefallen.
Bei der ersten Lesung haben die Teilnehmer fast ausschließlich gesessen. Bei der zweiten fast alle gestanden. Ich glaube, wenn man steht, hat man vermutlich mehr Kraft, allerdings kann man sich an einem Tisch besser festhalten *g*. Oh je, ich hätte richtig Lampenfieber. Aber ich muss ja nichts vortragen, sondern Du.
Wenn Du also auch etwas machst, bei dem das Publikum sich beteiligen soll. Immer in die Vollen. Trau Dich. Wenn Du nicht sicher bist, wie "weit" Du gehen darfst/willst, übe es vor einem kleinen, ausgesuchten Publikum zuhause. Und ich weiß nicht, ob Du dort ein Mikro haben wirst. Die eigene Stimme über Mikro zu hören, ist oft auch erstmal ungewohnt. Wenn Du noch etwas Zeit hast, nutze sie zur Vorbereitung. Und dann beeindrucke Dein Publikum!
Viel Erfolg!
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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BlackRider Richter und Henker
B Alter: 49 Beiträge: 1474 Wohnort: ZRH
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Hoody Exposéadler
Beiträge: 2273 Wohnort: Alpen
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05.10.2008 00:56
von Hoody
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Also ich würde einfach ich selbst bleiben. Lies deine Geschichte so gut du kannst, verstell bisschen die Stimmen. Mach Mimik Spiel usw...
würde Zuhause vor dem Spiegel üben^^ das ist immer gut.
Also viel Glück noch
Lg Jarda
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.
"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5340 Wohnort: NRW
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05.10.2008 13:15
von Bananenfischin
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Huhu,
danke für eure Antworten.
Liebe Nina,
das mit der "juhuuuu" schreienden Frau ist ja echt witzig. Bei den Lesungen, bei denen ich bis jetzt mitgewirkt habe, ist alles immer recht "normal" abgelaufen, die Texte wurden zwar selbstbewusst, aber nicht sehr variationsreich - außer vielleicht bei den Dialogen - vorgetragen. Mit einem solchen Vortragen hatte ich bisher auch keine Probleme, obwohl ich natürlich vorher total nervös war.
Aber dieses Schauspielerische, was du ja auch angesprochen hast, das fehlt mir, fürchte ich fast. Für die "Mitmachaufforderungen" höre ich in meiner Vorstellung immer die Stimme des Off-Sprechers aus TV Total, nur noch übertriebener und schon fast brüllend. Und da würde für mich als eher introvertiertes Persönchen schon einige Überwindung dazugehören, das so vorzutragen.
Und als ich mir meinen auf Diktiergerät aufgenommenen Probelauf angehört habe, konnte ich nur die Augen verdrehen...Außerdem hat mir auch im Vorfeld schon jemand geraten, das lieber nicht so zu machen, sondern nur zu Beginn der Sequenzen etwas lauter zu werden, damit man weiß, dass jetzt ein Zwischenspiel kommt.
Aber letztlich fühle ich mich durch deine Beschreibungen doch ermutigt und werde einfach noch ein wenig weiter feilen...
Lieber Jarda,
das mit dem Spiegel ist auch eine gute Idee, das werde ich abschließend machen, wenn ich mit dem Rest zufrieden bin.
Lieber BlackRider,
hihi, genau. Entweder es wird so sein, oder eben ganz anders. Was soll's also? Ich schmeiß einfach alle Bedenken über Bord, denn hat nicht eigentlich jeder das Recht, sich mal zum Affen zu machen?
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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05.10.2008 13:22
von Brynhilda
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Liebe Bananenfischin!
Wie wäre es, wenn du den Text einfach vor der Lesung ein paar mal übst, vielleicht vor dem Spiegel.
Wenn du die mÖglichkeit hast, deine Stimme aufzunehmen, dann nimm dich vorher mal auf und hör dir zu, dann wirst du schon deine Sprechmarotten erkennen und kannst dagegen vorgehen.
Außerdem gewinnst du durch die Übung Sicherheit.
Ich habe schon ungezählte Lesungen hinter mir und ich kann dir versichern: Selbst wenn du vorher dich unsicher fühlst, wenn du dann plötzlich vor den Leuten stehst oder sitzt (ich stehe lieber, weil man dann besser sprechen kann), und du weißt, daß die alle nur deinetwegen da sind und dir zuhören wollen, dann gibt dir das die Sicherheit, die dir noch fehlt.
Ansonsten bringt, wie gesagt, die Übung Sicherheit. Vor einer Lesung nehme ich mir meine Texte immer noch einmal vor und übe sie. Selbst wenn es Texte sind, die ich schon hundertmal öffentlich vorgetragen habe.
Und wenn du dich mal verlesen solltest, so ist das auch halb so wild. Nur nicht ins Stocken geraten, sondern einfach darüber hinweg gehen, denn die anderen kennen den Text nicht, und wenn sie ihn kennen, können sie ihn nicht auswendig.
Jedenfalls wünsche ich dir für deine Lesung viel Erfolg.
Viele Grüße,
Brynhilda
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BlackRider Richter und Henker
B Alter: 49 Beiträge: 1474 Wohnort: ZRH
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5340 Wohnort: NRW
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05.10.2008 19:40
von Bananenfischin
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Liebe Brynhilda,
vielen Dank für die Erfolg-Wünsche und deine Tipps. Ich nehme an, unsere Postings haben sich ein wenig überschnitten, wahrscheinlich hast du im Nachhinein gesehen, dass ich einiges von dem, was du vorschlägst, bereits angefangen habe. Gut vorbereitet zu sein halte ich wie du auch für sehr wichtig, daher werde ich den Text, wenn es soweit ist, wahrscheinlich auswendig können...
Lieber BlackRider,
genau, ich tu's einfach!
Und ich werde dann an dieser Stelle davon berichten. Sollte ich Anfang November aber ganz zufällig wie vom Erdboden verschluckt sein und hier rein gar nix stehen, könnt ihr euch selbst ausmalen, wie es wohl gewesen ist...höhö.
Liebe Grüße
Bananenfischin
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Manuel M. Lorenz Klammeraffe
M
Beiträge: 742
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M 07.10.2008 11:21
von Manuel M. Lorenz
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Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das es letztlich darum geht dem Publikum zu vermitteln: Ich weiß was ich hier tue. Egal, ob du flüsterst, schreist oder dich im Kreis drehst. Diese Sicherheit kann man nicht einüben, sie muss sich entwickeln.
Wichtig ist, das du auf eine deutliche Aussprache achtest (besonders die Wortenden nicht verschluckst), ein passendes Lesetempo findest und Kontakt zum Publikum hältst. Wenn du im Stehen liest bietet es sich an nicht nur mit losen Zetteln dazustehen, sondern eine feste, vor allem schwere Unterlage z.B. einen Block zu verwenden. So kannst du fest zugreifen und das mögliche Zittern der Hände umgehen.
joa, mehr fällt mir grad nicht ein...
lg
*m*
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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07.10.2008 11:32
von Brynhilda
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Ja, das mit der festen Unterlage für die eigenen Texte ist gut. Das mache ich auch.
Ich habe eine schwarze Klemmappe (und ich weigere mich, daß Wort mit 3 M zu schreiben.) Ich könnte jetzt bei Lesungen mein Buch verwenden, aber das hat so etwas von "Showing-off", so ein "Schaut mal, ich bin so toll und hab ein Buch". Deshalb drucke ich mir die Texte immer aus, am besten Schriftgröße 14 oder 16, damit auch alles - selbst bei gedämpfteren Licht - leserlich bleibt und man anfängt zu stammeln.
Ich habe mal für eine Lesung im Freien meine Texte in Klarsichthüllen gesteckt, und das in mehr als weiser Voraussicht, denn während der Lesung find es an zu regnen.
Nun, die Texte sind trocken geblieben.
Übrigens: Du kannst hier auch ein wenig Werbung für deine Lesung machen. Es sind ja einige USer aus NRW hier im Forum aktiv, die vielleicht Interesse haben könnten.
Wir haben hier ein Unterboard "Veranstaltungen". Ich such dir gern noch den Link raus.
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5340 Wohnort: NRW
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07.10.2008 13:16
von Bananenfischin
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Danke für die neuen Tipps!
das mit der Unterlage ist eine gute Idee (ich hoffe trotzdem auf ein Stehpult...)! Das mit der großen Schriftgröße habe ich schon getestet und für sehr gut befunden.
@manuelmorphose:
Stimmt, man sollte vermitteln, dass man weiß, was man tut. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Inhalt von etwas Vorgetragenem nur zu ca. 9 Prozent dazu beiträgt, wie es ankommt.
Zum Glück habe ich grundsätzlich mit dem Vortragen kein Problem, doch da dieser Text zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihn geschrieben habe, mein experimentellster war, muss ich mich da durch Üben erst noch reinfinden.
@Brynhilda:
Stimmt, ich könnte eigentlich ein wenig Werbung machen!
Wird erledigt...
Liebe Grüße
Bananenfischin
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5340 Wohnort: NRW
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25.10.2008 16:02
von Bananenfischin
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Tagchen...
So, ich habe die Lesung hinter mich gebracht und bin sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist, wenngleich ich nicht zu den 3 von 12 Vortragenden gehöre, die mit einem Geldpreis bedacht wurden...
Für die Lesenden gab es einen Tisch, es wurde also gesessen, ganz klassisch mit Lämpchen und ein Mikro gab es auch. Publikum war zahlreicher erschienen als erwartet, um die 100 etwa. In der ersten Pause wurden noch Stühle organisiert...
Mit dem Lesen habe ich es so gemacht: Den Haupttext habe ich ganz normal vorgetragen, die Zwischenspiele nicht von Anfang an brüllend, sondern die ersten beiden eher säuselnd gesprochen und dann nach und nach gesteigert, bis sie zum Schluss richtig reißerisch klangen. Außerdem habe ich die Zwischenstücke frei und mit Blick ins Publikum vorgetragen.
Angekommen ist es wohl ganz gut, es gab - anfänglich etwas verblüfft klingende - Lacher (sogar an den richtigen Stellen), und nachher kamen auch einige Leute zu mir und meinten, dass sie es gut gefunden hätten.
Es gab übrigens auch einige, die noch wesentlich extremer gelesen haben als ich, und das Publikum war zum Großteil auch nicht unbedingt als konservativ zu bezeichnen...
Ich bin jedenfalls froh, dass alles so geklappt hat, wie ich es mir vorgenommen hatte. Es hat richtig Spaß gemacht, muss ich sagen. In dem Moment, in dem ich vorne saß, war die Nervosität weg und ich konnte es genießen.
Die Anthologie zum Wettbewerb wird im nächsten Jahr erscheinen.
Liebe Grüße
von Bananenfischin
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