Der Egoist

[Münsch]

Es ist nicht das blanke Entsetzen über
vergewaltigte Kinder, das mich umtreibt,
es ist nicht die Angst vor dem Wahnsinn
Einzelner, die mich nicht schlafen lässt.
Und es hallen nicht die Schmerzensschreie
Verhungernder in meinen Ohren.

Mich treibt das matte Erschrecken über
die Leere in meinem Brustkorb,
und die Furcht davor, allein zu sein,
wenn ich gemeinsam sein möchte.
Die Schreie meiner Höflichkeiten versanden
wispernd in den Dünen der Beliebigkeit.

Die Belanglosigkeit meiner Worte zerfrisst meine Zunge.
Der Neid auf Bedeutendere färbt meine Augen grün.

Ich bin besorgt wegen meines Lebens.
Was kümmern mich da die sterbenden Menschen?

[Brynhilda]

Liebe Münsch!

Ich würde gern nur ein einziges Wort schreiben, um diesen Text, der viel zu lange unbeachtet geblieben ist, zu loben.
Aber das Wort fällt mir gerade nicht ein.

Das ist ein unglaublich gelungenes Gedicht.
Warum bleiben immer die Perlen unbeachtet und müssen am Meeresgrund versinken?

Es tut mir wirklich leid.

Vielleicht kann dieser Kommentar einiges wieder gut machen.

Viele Grüße,
Brynhilda

[Münsch]

Ein Kommentar zum "Egoisten"!

Ich freu mich sehr über die positive Kritik und die Federn!

Danke, Brynhilda

Gruß vom Münsch

[MosesBob]

Hallo Münsch!

Ich schließe mich Ilka an: Das ist ganz großartig! Obwohl der Titel dem Geschehen noch schmeichelt; ein einfaches "Mensch" wäre passender - unsere eigene Angst und unser eigenes Leid, mögen sie noch so winzig und trivial sein, sind oft größer als die größte menschliche Katastrophe. Mitgefühl, Anteilnahme und Altruismus haben manchmal einen erschreckend kleinen Radius. Der Egoist in uns allen.

Beste Grüße,

Martin

[Münsch]

Danke, Martin!