Nachtschwärmerei

[Taugenichts]

Nachtschwärmerei











Ein Wellblechgarten,
grau gewordenes Gras,
Abfall und Ruinen.

Das Gartentor,
hängt schief in den Angeln,
doch wir steigen trotzdem
über den Zaun.

Die Sterne stehen stumm
über diesem Grab
für Kleingartenkolonie Träume.

Am schwarzen Bogen
über uns,
glüht sich eine Sternschnuppe
aus der Unendlichkeit.

Wenn es so etwas
wie eine Seele gibt,
dann hat meine
soeben Feuer gefangen.

[Tiefgang]

Es ist wunderschön, von der ersten bis zur letzten Zeile - die Metaphern sitzen, die Wortwahl ist für meinen Geschmack einfach richtig, es ist nicht zu lang und trägt dennoch viel Inhalt mit.

Zwei Daumen nach oben!

Ps.: Die Gartentormetapher ist supergroß - erläutern bzw. was ich darin lese, muss ich wohl kaum. Dann die Sternschnuppe, die sich aus der Unendlichkeit glüht - das ist eine Nominierung für den schönsten Stil wert! Und das Ende greift darauf implizit nochmal zu: die Sternschnuppe verglüht und die versprühten Funken entzünden die Seele. Dass hier auch eine Portion tiefere Philosophie mit drin steckt (etwas Momentanes, Vergängliches kann dennoch etwas Dauerhaftes - entzundene Seele - bewirken).

[Pencake]

Moin Taugenichts.

erst nimmst du mich mit
ins Kleingartengeisterdorf.

Und schlägst mich in die Flucht
mit einer dieser Sternschnuppen,
die so klebrig an der Netzhaut
hängenbleiben.

Wer dann auch noch Schnuppe
und Seele aufeinander los lässt,
müsste schon Zauberer sein ...
nö, der zweite Teil deines Texts
gefällt mir überhaupt nicht.

Herzlich, Niko

[Taugenichts]

Ach Pencake!
Ich weiss nicht....
auf der einen Seite hast du schmerzlich Recht... aber irgendwie geht das für mich in diesem Text einfach durch. Normalerweise gibt es nichts, was mich so trifft, wie wenn man mir zeigt, dass ich blödsinnig kitschig war.... aber hier finde ich, passt es einfach. Und du übersiehst auch die melancholische Komponente! Denn es stellt sich dem LI ja die Frage, ob er denn eine Seele hat, die Feuer fangen könnte!!


@Tiefgang
Ich habe irgendwie das Gefühl dir nicht genug auf deine Kommentare zu antworten. Ich freue mich jedesmal sehr über deine kreativen und nachdenklichen Kommentare und das viele Lob. .... Nur damit dus weisst ^^

[Pencake]

Habe dir gerade noch zur Melancholie
in einem anderen Text gratuliert ...
was soll ich sagen, kann auch nicht mehr
als mein Empfinden beim Lesen ausdrücken.
Und das hat sich eben in diesem Fall mit
deinem nicht gedeckt.

Vielleicht fällt mir sowas bei dir auch besonders
auf, da du sonst recht kitschfrei bist. Wäre ja
eine durchaus positive Variante ...

Niko

[Rike]

Hey,

 ja, es schwingt ein bisschen Kitsch mit aber es ist auch die richtige Mischung. Meines Erachtens ist das schon ein eindeutiges Fred-Merkmal.
Diese Ambivalenz in den Stimmungen, Gefühlen und Umgebungen kommt in ganz vielen seiner Werke zum Tragen. Das mag ich auch so sehr an ihnen.

Für mich ist es wieder eine Momentaufnahme, in die man sich sehr gut hineindenken und hineinfühlen kann. Und wenn ich mich mit Fred über diesen Zaun klettern sehe und der Sternschnuppe hinterher blicke, dann spüre ich deutlich, wie mein Herz hüpft und meine Seele, sofern ich eine habe, Feuer fängt.

Eigentlich sollte es im echten Leben viel mehr dieser kitschigen Momente geben! Sehnen wir uns nicht alle nach genau diesen?

Liebe Grüße
  Rike

[Taugenichts]

[Pencake]

Naja, das eine ist das Leben, das andere sind die Texte, die ich gerne lese.

Nix gegen Schneeengel, Sternschnuppen, Kerzenlicht und Blumen
im Haar. Schon im Alltag entscheidet die Dosis. Ich komme am
besten auf homöopathische Einheiten klar.
 
Und auf Papier ... das ist so eine Sache.

Herzlich, Niko