Unterwegs

[Balu]

Unterwegs

Wirklich gut wirst du dich nur auf jener Straße fühlen, die in den Nebel führt, der den Horizont verborgen hält.
Ostwärts wirst du deine  Schritte lenken, dorthin, wo du den Schoß der Erde ahnst, der immer neu die Sonne gebärt.
Und die Schatten aus Schuld und Angst,  denen du am Morgen voraus bist, holen dich am Mittag ein und liegen am Abend vor dir, um sich in der Nacht  mit dir zu vereinigen.


Mit dem ersten Licht wirst du dein Bündel schultern und der Straße erneut folgen, wirst nur ein Lächeln benötigen für jene, die dir begegnen, die dein Gepäck nicht interessiert, weil sie selbst schwer tragen.
Sie werden dir ausweichen, werden die  Angst vor dem Ankommen in deinen Augen lesen.
So lange deine Füße in Bewegung sind, wirst du das Bündel auf der Schulter kaum spüren, bis du zur Nacht deine heisse Stirn darin bergen willst. Dann wirst du Vergangenheit auspacken und die Schuld wird sich kalt in dir ausbreiten.


Am  Morgen wirst du ostwärts blicken, und  mühsam wirst du Schritt aufnehmen.
Du wirst dich in  weiche Arme, und an einen gedeckten Tisch und auf ein weisses Laken wünschen. Dein Kopf wird sich zu ihrer Stimme und dein Leib sich nach der Tiefe ihrer Orgasmen sehnen.
Doch wenn die Straße an ihren orangeroten Fenstern vorbeiführt, wirst du den Blick abwenden und den Schritt beschleunigen.
Und am Abend wirst du die Stirn gegen einen Felsbrocken schlagen um das Gefühl aus dir herausprügeln.

Jahr um Jahr wirst du der gleichen Fährte folgen, und deine Schritte werden kürzer und müder werden.
Einmal wirst du hadern mit der Straße , die den Nebel auf dem Horizont nie lichtet.
Zornig wirst du einen anderen Weg durch Dornengestrüpp und über spitzes Gestein wählen.
Nach wenigen Tagen wirst du müde am Wegesrand niedersinken und vor Erschöpfung weinen, wirst eine Nacht lang von immer neuen salzigen Strömen gereinigt werden.
Und mit dem Hahnenschrei wirst du erkennen, dass du angekommen bist.

Du wirst die alten Kleider und dieses verdammte Bündel in den Fluss werfen und dich in den Erdenschoß stürzen, um mit der Sonne neu geboren zu werden.

[Merlinor]

Hallo Balu

Leider muss ich gestehen, dass  mir Dein Text zu kryptisch ist.
Ich kann da kaum einen Bezug dazu finden, da ich schlicht nicht verstehe, worum es geht.
Natürlich kann ich da viel hineininterpretieren. In meinen Augen aber eben zu viel.

Ich finde, ein Text sollte mir als Leser doch konkretere Anhaltspunkte darüber bieten, auf was sein Autor abstellt.
In gewissem Sinne fällt der Text für mich unter Lyrik und damit bin ich nicht auf Du und Du ...

Aber das ist meine rein persönliche Meinung. Ich hoffe, Du nimmst sie mir nicht übel.

Herzlich      

Merlinor

[WhiteMonkeY]

Ich würde diesen Text ebenfalls unter Lyrik einordnen, aber im Gegensatz zu Merlinor werde ich von deinen Worten ergriffen, gerade die erste Strophe wühlt durch ihre treffende Metaphorik auf und lässt auf mehr hoffen.
Die zweite Strophe finde ich dann allerdings der ersten inhaltlich zu ähnlich und mit der dritten habe ich so meine Probleme. Die vierte ist dir wieder äußerst gelungen. Der Schlusssatz ist mir etwas zu kitschig.
Das Werk im Ganzen gesehen beeindruckt!

Grüße

[Balu]

@ Merlinor

danke für deine Spuren hier
es war genau meine Absicht, dem Leser frei zu stellen, was er in diesem Text erkennt
übel nehmen? warum sollte ich
nur durch solche Kommentare überdenkt man das Geschriebene und kann es einordnen

@ W. MonkeY
auch dir ein danke für deine Gedanken, die mich den text nocheinmal intensiver betrachten lassen

Grüße an euch beide
Balu