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Teil 46 Der Einbruch


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag15.09.2008 11:03
Teil 46 Der Einbruch
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Am kommenden Tag in der Früh, ich hatte Kaffee gemacht, blätterte in einem Katalog, klingelte Ben. Wir fuhren los.
Vorbei an Wäldern, am Frühlingserwachen. An das Tempo auf deutschen Autobahnen musste ich mich wieder gewöhnen. An der Kasse in den Geschäften rutschte mir immer wieder ein: " Merci" oder ein "Misoatra" heraus. Oder anstatt ein "Verzeihung, entschuldigen Sie bitte" hatte ich das "Azafady" parat und überlegte angestrengt nach den deutschen Wörtern. Es war mir peinlich. Ben amüsierte sich.

Endlich angekommen. Meine Heimatstadt. Es hatte sich vieles verändert. Straßen, die es früher nicht gab. Ständig fragte ich, wo wir jetzt sind und wo diese Straße hinführt.

Am Abend ging ich online und im Chat teilte Sven mir mit, dass bei ihm eingebrochen wurde. Zufällig kam er an diesem Tag erst gegen 22.00 Uhr nach hause und zufällig war auch sein Freund Fitty, der in der Wohnung ein und aus ging, auch erst gegen 22.00 Uhr zu haus. Rein zufällig genau dann, wenn ich komme, um die Sachen abzuholen.
Es fehlten 4 Flachbildschirme und der Beamer (Wert 5.000 Euro). Ein erheblicher Verlust. Ben meldete Bedenken an. Ich hatte Angst, dass diese Einbrecher noch einmal kommen würden, wenn sie nun gesehen hatten, was bei Sven alles herum stand, das halbe Inventar für ein Terrassencafe.
Also sagte ich ihm, dass wir unseren anfänglichen Plan ändern und den LKW und die Sachen so schnell wie möglich abholen. Es war der 30.03. und am 31.03. feierte Ben Geburtstag. Also planten wir die Fahrt nach Aachen (600 km) für den 01.04.2004. Ich hatte keine Ruhe mehr und bat Sven, das Haus abends nicht zu verlassen, damit es nicht noch größere Verluste gibt.
Da Sven sagte, die Polizei sei dort um Spuren aufzunehmen, unterbrach er den Chat. Kurze Zeit später meldete er sich zurück und berichtete, er habe Anzeige erstattet.
Ich fragte nach der Protokollnummer seiner Anzeige und ob er versichert sei. Nein, er hatte keine Versicherung. Die Protokollnummer hatte er nicht, er würde sie am anderen Tag bekommen. Seltsam.

Geschockt unterrichtete ich Fred von der Geschichte. Wir telefonierten lange. Immer wieder kreisten Svens Worte in meinen Gedanken umher. Irgendwas stimmte da nicht. Ein seltsames Gefühl machte sich breit, ohne Argumente, nur ein Gefühl sagte mir, ich glaube ihm nicht.

Am nächsten Tag hatte Ben Geburtstag. Ich telefonierte mit der Polizei in Aachen und wollte die Protokollnummer herausfinden. Wollte auch sicher gehen, dass Svens Geschichte der Wahrheit entsprach. Fragte mich durch zu dem bearbeitenden Beamten. Von nun an stand ich mit der Kripo in Aachen ständig in Kontakt. Ein Krimi hatte begonnen.

Meine Frage, ob eingebrochen wurde, wurde nicht beantwortet und blieb zunächst im Raum stehen. Stattdessen wurde ich zu Einzelheiten und Hintergründen des Sachverhaltes befragt.
Fred telefonierte selbst mit Sven und meinte, er hört sich vertrauenswürdig an. Die Skepsis blieb. Unsere Fahrt nach Aachen sahen wir als dringend notwendig an. Wir wollten uns selbst ein Bild machen, von Sven, dem Einbruch und letztlich auch von der Vertrauenswürdigkeit.

Lehrt eure Kinder die Wahrheit, aber bereitet sie auf eine Welt voller Lügen vor. (Werner Mitsch)

An diesem Tag führte mich mein Weg zur Pass- und Meldestelle. Ich wollte einen neuen Reisepass beantragen, denn der Ersatzpass war nur eine Woche gültig. Mir wurde gesagt, ohne festen Wohnsitz in Deutschland, sei man für mich nicht zuständig. Ein Telefonat mit dem auswärtigen Amt brachte die Erkenntnis, dass ich meinen Reisepass bei der deutschen Botschaft in Madagaskar hätte bekommen müssen. Diese haben mir jedoch nur einen Ersatzpass für Touristen ausgestellt. Ja, da waren sie wieder meine Problemchen.

Nun, die deutsche Botschaft in Tana musste erst dem Meldeamt eine Erklärung schicken, dass diese einen Pass ausstellen darf. Ich schrieb nicht nur der deutschen Botschaft eine Mail, auch allen Freunden in Tana, die Mitarbeiter der Botschaft kannten. Die Erfahrung sagte mir, dass die Botschaft damals die Mails nicht so regelmäßig ab rief. Mit einer Antwort konnte man nach zwei Wochen rechnen. Daher schickte ich auch Fanja zur Botschaft. Nun hieß es abwarten.

Am Abend waren Ben und ich bei Freunden eingeladen und feierten den Geburtstag. Es war ein ausgelassener Abend, doch so richtig freuen konnte ich mich nicht. Die Stimmung war überschattet. Immer wieder wurde ich nach dem Leben in Madagaskar gefragt. Diskussionen zur politischen Lage in Deutschland und wirtschaftlichen Entscheidungen waren die Themen. Ich spürte Fremdheit. Die alten, so vertrauten Freunde waren nicht mehr Teil meines Lebens. Ich gehörte nicht mehr dazu. Uns trennten Welten.
Da war ein Jammern und Klagen. Sie sahen nicht, wie reich sie sind. Da gab es Probleme, die keine waren. Da gab es auch Spaß und Lachen, aber die Lebensanschauung war eine andere.
Da meinte man, wissend zu sein, weil man mal irgendwo im Urlaub war. Vorurteile, Urteile, Intoleranz und Unkenntnis. Und ich saß dabei und war unfähig, meine Gedanken und Erlebnisse in kurze Sätze zu fassen. So wand ich verschiedene Fragen mit Humor ab. Doch ich sah meine Sprachlosigkeit. Und schwieg mit einem Lächeln.

Wollte ich in Deutschland einige Wochen entspannen, so sah ich nun einer spannungsreichen Zeit entgegen.

Mit einigem Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen. (Robert Lembke)



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