Mitternacht (eine Erzählung im Sekundenstil)

[kratosisy]

Hier habe ich eine Erzählung verfasst,welche der Schreibweise des Sekundenstils unterliegt. Über Resonanz und Kritik würde ich mich sehr freuen!

Mitternacht

Die Wanduhr tickte leise.
Er blätterte eine Buchseite um, hatte sich zur Seite gedreht. Das gleichmäßige Piepen des EKG seines Bettnachbarn erfüllte den Raum, Schritte auf dem Flur.
„Kann man den hier nie seine Ruhe haben?!“
Wieder drehte er sich um, blätterte eine Seite weiter,, hatte einen Schluck Saft getrunken, stellte die Tasse geräuschvoll auf den Beistelltisch. Er zuckte zusammen, ein quietschender Rollwagen war auf dem Flur vorbeigeschoben worden.
„So ein Radau, so ein Radau!“
Seine Stimme klang wütend, seine Augen waren blutunterlaufen.
Das EKG erzeugte einen unaufhörlichen durchdringenden Ton.
Er blätterte eine Seite um, trank einen weiteren Schluck Saft.
„Könne wohl einer diese Mistapparatur abschalten!“
Eine Krankenschwester hatte den Raum betreten, ein kalter Windhauch von hektischen Schritten begleitet durchzog das Zimmer.
„Doktoooooooooooor!“
„Ich brauche Hilfeeeeeeeee!“
Er hielt sich die Ohren zu.
Sie drückte dem Bettnachbarn einen Beatmungsbeutel in den Mund und hatte zu pumpen angefangen. Der Arzt hatte den Raum betreten.
„Kammerflimmern und kein Puls, Herr Doktor!“
„Defibrillator!“
Eine weitere Schwester hatte den Raum erreicht und zog einen Defibrillator hinter sich her, er kratzte auf dem Boden.
„Ruhe!“
Ein Buch hatte laut auf dem Boden aufgeprallt.
Die Krankenschwester pumpte, der Arzt hatte zwei Elektroden auf die Brust des Bettnachbarn geklebt, auf die er Kontakte drückte.
„Laden....Schock, jetzt!“
Ein Körper, der sich vom Bett abhob und wieder fiel.
„Immer noch kein Puls, Doktor!“
„Beendet diesen Krach!“
„Laden ...Zweiter Schock, jetzt!“
Wieder erhob sich das Fleisch und landete auf dem Bett.
Eine Tasse wurde zu Boden geschlagen.
„Letzter Versuch! Laden...Schock, jetzt!“
Ein drittes Plumsen.
„ Zeitpunkt des Todes 11:55 Uhr."
„Doktor, Doktor....wir haben ihn verloren...“
Schluchzen, das über den Boden kratzende Geräusch des Defibrillators, die zweite Krankenschwester hatte ihn hinausgeschoben.
Der Arzt hatte die Krankenschwester in den Arm genommen.
„So etwas passiert, Sie sind neu hier und müssen sich daran erst gewöhnen.“
Schritte, Schluchzen, Tränen, die zu Boden fallen, eine Tür hatte sich geschlossen.
Sich enfernende Schritte waren zu vernehmen.
„Endlich Ruhe!“
Die Uhr tickte.
Er war aufgestanden, hatte die Uhr gepackt, sie aus dem offenen Fenster geworfen.
Stille hatte sich im Raum ausgebreitet. Er legte sich ins Bett und schloss die Augen.
Die Turmuhr schlug...ein mal....zwei mal....drei mal....
Er hatte sich vor das Fenster gestellt und kletterte auf das Fensterbrett.
Vier mal....fünf mal...sechs mal....sieben mal...
Das Fensterbrett war naß, es regnete.
Acht mal...neun mal...zehn mal...elf mal...zwölf mal
„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“
Er war vom Fensterbrett gesprungen.
Ein Platschen ertönte.
Man hörte...Totenstille.

[Taugenichts]

Deine erzählte Zeit ist alles andere als deckungsgleich mit deiner erzählzeit. Für den Sekundenstil hättest du noch viel detailgetreuer erzählen müssen. Alleine der Vorgang des defibrillierens müsste so lang sein, wie deine gesamte Erzählung.
Aber abgesehen davon gefällt mir die Geschichte gut. Auch wenn ich mir mehr über das Innenleben des Selbstmörders gewünscht hätte. So wirkt das ganze ein wenig willkürlich und unrealistisch.