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Teil 45 Der Deutschlandflug


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag02.09.2008 10:53
Teil 45 Der Deutschlandflug
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dritter Anlauf nach Deutschland zu fliegen.
Der Versuch nach Paris zu fliegen, schlug fehl. Meine Dokumente von der Prefektur, beglaubigt vom Ministerium, wurden nicht anerkannt. Ich stand neben dem Check-in und war fassungslos. Der Flieger hob ohne mich ab.

Fanja und ich gingen hinaus in die Nacht, es war nach 23.00 Uhr. Wir erfuhren, wo der Diensthabende von Air France saß.
Wir erklärten die Situation, er sagte, kein Problem, ich soll einen Pass besorgen und dann einfach umbuchen, er hätte einen Vermerk gemacht und damit wäre es kein Problem, ein neues Flugticket zu bekommen.

Ich schickte Ben eine SMS. Ich brauchte dringend Geld, da ich kein Geld hatte für die Umbuchungsgebühr. Ich hatte so viel madagassisches Geld nicht mehr, dachte ich doch, ich würde ohne weiteren Aufenthalt weiter fliegen. Da Jan mein Scheckbuch für alle Eventualitäten bekommen hatte, kam ich hier nicht an mein Konto. Schneller ging es mit dem Transfer aus Deutschland über Western Union, als innerhalb von Madagaskar.

Ich war völlig durch den Wind. Fuhr zum Hotel und ging schlafen. Für den nächsten Tag war ich mit Fanja verabredet. Wir fuhren zur Botschaft, um den Ersatzpass zu beantragen. Fanja kam wieder zu spät, ich stand frierend am Treffpunkt. Doch war ich dankbar, dass sie sich die Zeit nahm. In der Botschaft wurde ich freundlich begrüßt, es ging ziemlich schnell. Wir mussten Passbilder machen lassen. Fanja kannte ein Geschäft, in dem man auf die Passbilder warten konnte.
Endlich waren wir an der Reihe. Ich war gestresst und wollte nur endlich Passbilder haben. Fanja bot mir einen Lippenstift an und etwas Schminke. Ich lehnte ab. Alles, was ich wollte, waren ein paar Passbilder. Als ich auf dem Stuhl Platz nahm, sah ich mein Spiegelbild. "Fanja, gib mir doch den Lippenstift!" Sie lachte und reichte mir ihre Utensilien.

Endlich waren die Passbilder fertig. Zurück zur Botschaft. Unterlagen abgeben. Die SMS von Ben kam, er hatte Geld abgeschickt mit Western Union, teilte mir Codewort und Nummer mit.
Also führte uns der nächste Weg zu einer Filiale von Western Union, um das Geld abzuholen. Anschließend musste ich die Euros tauschen, denn ich musste das Hotel und die Umbuchungsgebühr bezahlen.

Dann fuhren wir zur nächsten Air France Vertretung. Es war mittlerweile Freitagmittag. Am Samstag war hier in Madagaskar Feiertag, da ging nichts. Die Dame von Air France meinte; sie könne das Ticket nicht zurück kaufen, ich müsse zurück nach Majunga und dort umbuchen.
Ich schaltete auf "stur" und sagte ihr unmissverständlich: „ohne Ticket gehe ich hier nicht raus.“ Fanja versuchte zu vermitteln. Mein Verhalten war ihr sichtlich peinlich. Sie versuchte mich zu überreden zum verantwortlichen Direktor, der in irgendeinem Verwaltungsgebäude sitzen sollte, zu gehen und ihm die Sachlage zu erklären.
Ich sah nur die Zeit weg rennen. Dieser Herr würde mir kein Ticket ausstellen. Er würde mich auch wieder zu einem Schalter schicken, doch inzwischen wäre der Freitag um, dann könnte ich erst am Montag buchen, für weiß der Geier welchen Termin.
Ich blieb stur sitzen. Der Laden schloss über Mittag und ich saß noch immer da. Die Dame wurde leicht unruhig. Sie wollte zur Mittagspause. Ich auch, aber nicht ohne mein Ticket. Schließlich stellte sie es aus. Für den Flug Sonntagabend ab Tana. Ich würde Montagvormittag in Paris ankommen. Die Umbuchungsgebühr konnte ich, Gott sei Dank, bezahlen und wir verließen nach mehr als zwei nervenaufreibenden Stunden die Filiale mit dem neuen Flugticket. Wir gingen erstmal essen und beredeten das Erlebte und das Kommende.

Wenn du im Recht bist, kannst du es dir leisten Ruhe zu bewahren. Wenn du im Unrecht bist, kannst du es dir nicht leisten, sie zu verlieren. (Mahatma Gandhi)

Nach einer kurzen Pause holten wir den grünen Ersatzpass bei der Botschaft ab. Ich musste ins Internetcafe, um Sven zu schreiben; wann ich nun endgültig in Paris ankommen würde. Er musste nun zum dritten Mal umbuchen und das Ticket am Schalter hinterlegen lassen. Ich wollte dann am Samstag noch einmal die Mails abrufen. Auch meiner Freundin gab ich Bescheid, dass ich nicht im Flieger sitzen werde und ich mich freuen würde, wenn sie mich am Montagnachmittag in Berlin-Tegel abholt.

Abends traf ich am Stammtisch einige Deutsche und verbrachte mit ihnen die halbe Nacht in einer Bar mit ein paar Australier und einem Amerikaner.

Als ich am Samstag im Internetcafe nach Mails schaute, hatte Sven die Buchungsnummer für den Flug Paris - Berlin mitgeteilt.
Der nächste Tag würde es bringen, ob ich nach Deutschland fliege. Wenn es dieses Mal nicht klappen sollte, beim immerhin dritten Anlauf, nahm ich mir vor, wieder zurück zu fliegen nach Majunga. Dann sollte es eben nicht sein, dann sollte fliegen wer will. Ich nicht. Mein Gefühl sagte mir, ich habe alles getan, was getan werden konnte. Nun wird es geschehen oder auch nicht.

Jeder neue Tag hat zwei Griffe, wir können ihn am Griff der Ängstlichkeit oder am Griff der Zuversicht anpacken. (Henry Ward Beecher)

Endlich! Geschafft! Ich saß Sonntagabend planmäßig im Flieger nach Paris. Ich schlief sehr viel und am frühen Morgen konnte ich die Landschaften von Nordafrika sehen, das Mittelmeer und die Cote d’Azur. Ich hatte einen Fensterplatz und genoss die sich abwechselnden Landschaften weit unter uns.

Der Flugplatz in Paris war nicht mehr so Furcht einflößend, wie beim ersten Mal. Ich fand mich gut zurecht. Das Gepäck war auch vollständig da. Das Flugticket war hinterlegt, alles klappte gut. In Berlin Tegel angekommen. Ich fror bei 14 Grad wie ein Schneider, war aber froh, dass Bärbel mich abholte. Ihre ersten Worte bei der Begrüßung: „Du stinkst.“ Ich lachte laut, denn außer Seife kannte ich keine zivilisierten Gerüche mehr.

Wir fuhren mit dem Bus zu ihr. Eine herrliche warme Dusche, alle Parfüme ausprobiert und Cremes und gemütlich ging der Tag mit einem Glas Wein zu Ende.

Es war ein eigenartiges Gefühl wieder in das Berliner Leben einzutauchen. Es war ein Gefühl, als würde ich die Zeit zurück drehen in ein anderes Leben, als wäre ich bereits Jahrzehnte nicht mehr in dieser Welt Alles war vertraut und doch fremd. Bekannt, aber nicht mehr Teil meines Lebens.
Ich hatte keine Reue, kein Bedauern, nicht mehr hier zu leben. Ich dachte nur an meinen Auftrag, an das Inventar, das mit dem LKW nach Mahajanga transportiert werden musste.
Und keinen Tag länger wollte ich bleiben.
Ich hatte mir Urlaub vorgenommen und Freunde besuchen?
Nunja, vielleicht, aber eigentlich zog es mich zurück, nach hause.



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