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kratosisy Schneckenpost
K Alter: 34 Beiträge: 11
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K 31.08.2008 21:40 Satire auf die Verarmung Deutschlands von kratosisy
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Es war einmal eine bitterarme Familie. Sie wohnte in einem Vorort einer Großstadt in einem Mietshaus in der verlottertsten Gegend der Stadt, liebevoll „Müllhalde“ genannt. Dort bewohnte die bitterarme Familie eine 10qm Wohnung mit folgendem Inventar: einer Decke, einem Mini-Kühlschrank und einer Couch vom Sperrmüll. Die Familie bestand aus drei Mitgliedern: einer Mutter, einem Vater und einem 8 Jahre alten Kind. Die Mutter war Klofrau, der Vater war Fugenreiniger in einer Fliesenfabrik. Beide verdienten sie so viel, dass sie dem Kind den Hungertod ersparen und ihm alle halbe Jahre einen Bleistift kaufen konnten. Gemeinsam kuschelten sie sich jeden abend (besonders im Winter) auf die Couch und deckten sich mit der viel zu kleinen Decke zu. Das Kind war oft krank und wurde mit selbstgemachten Brennesseltee behandelt. Durch das folgende häufige Fehlen des Kindes in der Schule wurde es immer schlechter und man wusste schnell, dass ihm die berufliche Karriere seiner Eltern bevorstand. Zu essen gab es meistens nur Brot, welches die Mutter an ihrem Arbeitsplatz, einem Kaufhaus klaute. In den warmen Jahreszeiten gab es auch ab und an Obst, welches von den Nachbarn vom Baum gepflückt wurde und häufig noch an Ort und Stelle verzehrt wurde. Die kleine Familie wurde wie aussätzig behandelt und bekam dies auch jeden Tag zu spüren. Der Sohn wurde in der Schule ausgrund seines Kleidungsstils (der nur aus zwei alten Hemden seines Vaters bestand) gemobbt, die Mutter wurde häufig an ihrem Arbeitsplatz mit Klopapier beworfen und der Vater musste Zahnbürsten zum Verrichten seiner Arbeit verwenden. Das Leben, manche Leute nannten es „Vegetieren“ der Familie war schwer und sehr einsam.
Ein hoch auf die postmodene Gesellschaft, die arbeitenden Menschen dies ermöglichte.
Weitere Werke von kratosisy:
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Olifant Eselsohr
Beiträge: 417 Wohnort: München
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01.09.2008 00:17 Re: Satire auf die Verarmung Deutschlands von Olifant
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Hi Kratosisy,
als Satire kommt Dein Text bei mir leider nicht richtig an. Ich hab eine Weile überlegt, woran das liegen mag, denn textsicher geschrieben ist er ja. Und sollte es tatsächlich so weit kommen, wäre das der richtige Zeitpunkt für eine Revolution.
Die Ursache, warum sich bei mir das Mitgefühl in Grenzen hält, liegt in diesem Fall vermutlich gänzlich an mir. Ich bin kein Spitzenverdiener, aber mir geht es im Grunde recht gut. Unter anderem deshalb, weil meine Partnerin auch arbeitet und in etwa das gleiche verdient, wie ich. Ich bin sicher, dass wir weit mehr verdienen, als die beiden Eltern Deiner Beispielfamilie. Aber immerhin sind beide "berufstätig". Mit dem Einkommen der beiden kann die Familie sicher keine großen Sprünge machen, aber es müsste eigentlich trotzdem weit mehr drin sein, als eine 10 qm Wohnung mit einer gebrauchten Couch und nur einer Wolldecke.
Das suggeriert mir eigentlich nur, dass die beiden halt nur über ihre Verhältnisse leben. Wo geht das Geld hin? Einmal im Jahr in Urlaub? Beide Kettenraucher? Der Vater einer, der jeden Abend in die nächste Pinte geht, um zwanzig Euro in den Spielautomaten zu versenken, die Mutter vielleicht eine Alkoholikerin? Weiß der Geier! Aber es scheint mir nicht am System zu liegen, das Du gerne satirisch an den Pranger stellen möchtest, dass es dieser Familie derart schlecht geht.
Der Text ist schlicht und ergreifend ein bisschen überzogen.
Als interessanter, bzw. als gut recherchiert hätte ich Deinen Text bezeichnet, wenn Du einen Fall beschrieben hättest, in dem z.B. ein Sozialhilfeempfänger mit drei Kindern, der nebenher schwarz auf der Baustelle arbeitet und in staatlich geförderter Wohnung lebt, mehr Geld zur Verfügung hat, als Deine Beispielfamilie. Noch sarkastischer wird es, wenn diese von der Allgemeinheit finanzierte Familie mit dauernd verfügbaren Eltern ihre Kinder noch schlechter erzieht, als die doppelt arbeitende Beispielfamilie. Dann wäre ich zusammen mit Dir solidarisch sauer auf das System.
Aber so ein Solidaritätsgefühl kommt bei der von Dir beschriebenen Familie seltsamerweise nicht auf. Die wirkt auf mich eher leicht "lebensunfähig".
_________________ Liebe Grüße,
Olifant |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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01.09.2008 10:51 Re: Satire auf die Verarmung Deutschlands von MosesBob
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Hallo!
Olifant hat Folgendes geschrieben: | Der Text ist schlicht und ergreifend ein bisschen überzogen. |
Ich wäre sogar bereit gewesen, darüber hinwegzusehen, wenn der Text nicht so langweilig geschrieben wäre. Wenn ich es ganz ehrlich betrachte, besteht die Geschichte leider nur aus Worten, die Sätze ergeben; tote Zeilen. Der Text ist unweit mehr als ein Gerüst, aus dem man aber durchaus was Schmuckes machen könnte, wenn man sich mit der Materie auseinandersetzt und wirklich etwas zu erzählen hat. Dann würde ich aber auch den letzten Satz weglassen, der vom Niveau her eher an einen Stammtisch passt und mit seinem weinerlich-motzigen Protesttonfall einen peinlichen Eindruck hinterlässt: Wer mit den vorliegenden Bausteinen eine Geschichte erzählt, braucht sich solcher Effekthascherei nicht zu bedienen, weil sie unerwähnt zwischen jeder Zeile mitschwingt - ganz automatisch, ganz von allein.
Den Thread habe ich daher in die Talentschmiede verschoben.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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BlackRider Richter und Henker
B Alter: 49 Beiträge: 1474 Wohnort: ZRH
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B 01.09.2008 11:45
von BlackRider
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Ja, das ist wirklich SEHR lieblos zusammengewuerfelt. Erstaunlich weil das Thema an sich viel Potential besitzt ...
_________________ -https://www.youtube.com/watch?v=SnyVYk7pkII-
Leider macht Sucht auch vor Intelligenz nicht halt |
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Probber Blütenprinzessin
Beiträge: 6717 Wohnort: zz9 plural z alpha
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01.09.2008 12:21 Re: Satire auf die Verarmung Deutschlands von Probber
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Moin kratosisy,
muß mich leider meinen Vorrednern anschließen, der Text wirkt etwas fade, um tatsächlich Solidarität zu erwecken. Der erste Satz weckt in mir zwar schon das Gefühl eines Märchens (was für eine Satire durchaus angebracht ist), aber mit den (schwachen) Aufzählungen später begehst du einen zu krassen Stilbruch, um den "Zauber" aufrecht zu erhalten.
In Märchenform kannst du eigentlich noch viel mehr ausschmücken und weitere Figuren einbauen, wie den 'Minister' der durch seine Lakeien von der Behörde seinen Verordnungen Geltung verschafft und Anträge auf Wohnungsbeihilfe, Kindergeld etc. ablehnt.
Über den Allgemeinen Besitz hat Olifant ja schon einiges geschrieben. Mir ist überdies bekannt, daß ein Fernseher heutzutage schon zu den Gütern zählt, welches zu besitzen man ein gewisses Anrecht hat (was man also nicht mehr wegnehmen darf). Ein Fernseher berichtet nunmal über aktuelles Zeitgeschehen aus aller Welt, also auch Nachrichten und Politik.
Ich nehme deiner Geschichte auch nicht so recht ab, daß sie nichts zu essen hat, im runtergekommensten Viertel schlechthin wohnt und dann in Nachbars Garten Obst pflücken können. Wenn die Gegend wirklich so arm ist, wird jeder Mensch mit Selbsterhaltungstrieb sein Obst verteidigen.
kratosisy hat Folgendes geschrieben: | Dort bewohnte die bitterarme Familie eine 10qm Wohnung mit folgendem Inventar: einer Decke, einem Mini-Kühlschrank und einer Couch vom Sperrmüll. Die Familie bestand aus drei Mitgliedern: einer Mutter, einem Vater und einem 8 Jahre alten Kind. Die Mutter war Klofrau, der Vater war Fugenreiniger in einer Fliesenfabrik.
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Die Aufzählung an sich wirkt ja schon deplaziert (es liest sich wie ein Bericht, nicht wie eine Geschichte), aber selbst wenn du sie beibehalten möchtes, rate ich dir dennoch, zumindest die Artikel ins Nominativ zu bringen, besser noch zu streichen.
Beispiel hat Folgendes geschrieben: |
Dort bewohnte die bitterarme Familie eine 10qm Wohnung mit folgendem Inventar: Decke, Mini-Kühlschrank und eine Couch vom Sperrmüll. Zur Familie zählten: Mutter (Klofrau im örtlichen Kaufhaus), Vater (Fugenreiniger in einer Fliesenfabrik) und ein 8 Jahre altes Kind. |
Wie dir sicher aufgefallen ist, habe ich auch 'bestehen aus' ersetzt. Das klingt so nach Bausatz.
Wie gesagt, die Aufzählung gefällt mir immer noch nicht, ich würde es eher von der Märchenschiene aus aufziehen, aber so mal als Beispiel einer etwas lebendigeren Aufzählung ...
Zitat: | Der Sohn wurde in der Schule ausgrund seines Kleidungsstils (der nur aus zwei alten Hemden seines Vaters bestand) gemobbt, die Mutter wurde häufig an ihrem Arbeitsplatz mit Klopapier beworfen und der Vater musste Zahnbürsten zum Verrichten seiner Arbeit verwenden.
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Das wirkt unglaubwürdig. Daß beim Fugenreinigen auch mal eine Zahnbürste zum Einsatz kommt, bringt der Job an sich mit sich. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß jemand im Kaufhaus mit Klopapier nach der Klofrau wirft. Kunden, die soetwas machen, fliegen normalerweise ziemlich schnell raus.
Meiner Erfahrung nach sind die Leute entweder freundlich oder ignorieren das Personal. Vielleicht hin und wieder mal ein dummer Spruch, aber das ist wirklich schon die Seltenheit - und die, die einen dummen Spruch bringen, stehen normalerweise auch selbst nicht besonders hoch auf der Karriereleiter.
Mobbing in der Schule - tja, das kann ich mir schon sehr gut vorstellen. Kinder sind grausam. Sie profilieren sich oft, indem sie vor anderen zeigen, daß sie nicht "schwach" sind, sondern andere. Aber Kleidung ist da nur ein Punkt. Richtiges Mobbing fängt da erst an, geht über den Beruf der Mutter, die mangelnden Schulbücher (-> das mangelnde Wissen = Dummheit des Kindes), das Alleinsein, die Wutausbrüche usw.
Gerade an dieser Stelle kannst du ein Bild von der Situation malen, quasi einen dicken Trampelpfad vom vorgezeichneten Werdegang und damit Seitenhiebe auf die Chancengleichheit erzielen.
Dabei würde ich auch erwähnen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, denn Mobbing kann sich bei den Geschlechtern beträchtlich unterscheiden.
Fazit, interessantes Thema, aber mit ein paar Sätzen kannst du keine Begeisterung aufbauen.
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 890
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L 01.09.2008 12:43
von Longo
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Der Text versucht nicht, reale gesellschaftliche Umstände darzustellen und zu analysieren, sondern sie restlos zu übertreiben. Ein solcher Text ensteht nicht, in dem man sich über gesellschaftliche Probleme tiefgreifende Gedanken macht, sondern in dem man Bilder, Schlagworte von Fernsehsendungen oder Bildzeitungen assoziativ beim Schreibprozess aneinanderfügt. Den hier präsentierten Text hätte man noch zuspitzen können, z.B. statt der 10qm hätte man 1qm schreiben können oder das Kind hätte statt der zwei Hemden einen verkoteten Müllsack getragen und wäre so in die Schule gegangen. Die Message ist hier die Übertreibung und das Sich-lustig-machen gesellschaftlicher Probleme. Und diese Darstellungsweise ist für mich langweilig.
MFG Longo
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Probber Blütenprinzessin
Beiträge: 6717 Wohnort: zz9 plural z alpha
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01.09.2008 12:47
von Probber
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Longo hat Folgendes geschrieben: | Der Text versucht nicht, reale gesellschaftliche Umstände darzustellen und zu analysieren, sondern sie restlos zu übertreiben. |
Aber auch eine Übertreibung muß bis zu einem gewissen Grade glaubwürdig sein, um wirken zu können.
Wenn man also genau weiß, was man persiflieren will, kann man anhand von Fakten weiterspinnen und ausbauen.
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