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Kurzgeschichte: Lotto des Lebens


 
 
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dada43
Geschlecht:weiblichErklärbär
D

Alter: 59
Beiträge: 2
Wohnort: Garching bei Muenchen


D
Beitrag02.09.2008 21:05
Kurzgeschichte: Lotto des Lebens
von dada43
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lotto des Lebens

Vor mir war keine Zeit, nach mir wird keine seyn,
Mit mir gebiert sie sich, mit mir geht sie auch ein.
Daniel von Czepko: Sexcenta monodisticha sapientium, III (1655)


Ich schlief ein und träumte ein normaler Arbeitstag. Als Fensterputzer reinigte ich die Fenster auf dem fünften Stock einer Bürogebäude in der Innenstadt. Oberteil eines Fensters war von Innen schwer erreichbar. Deshalb kletterte ich auf der Fensterbrett. Wegen dieser Kleinigkeit wollte ich keine unnötige Zeit verlieren und habe mich nicht festgebunden. Mit linker Hand hielt ich mich fest am Rahmen und versuchte das Glas zu putzen. Auf einmal änderte sich das Bild und ich setzte mich auf einen mit Kunstleder gepolsterten Stuhl, der Bestandteil einer schäbigen alten Aufzug war. Dieser von häufigen Nutzen gekennzeichneten Aufzug war steil von Außen am Fassade angelegt und brachte mich in einem Bogen schnell nach unten. Ich stieg aus dem Aufzug auf der Straße vor der Gebäude heraus. Wenn ich schon da war, wollte ich mein Pausenbrot kaufen. Es war schon dunkel wie in der Dämmerung. Ein rechteckförmiger Straßenbahn stand auf der Haltestelle. Um Supermarkt zu erreichen stieg ich hinein. Straßenbahn fuhr los. Sie hielt auf zwei Stationen. Es war so finster, dass ich die Gegend, durch die sie fuhr, nicht sehen konnte. Auf einmal war ich nervös, weil ich nicht sicher war, ob ich in die richtige Richtung fahre. Auf der nächste Haltestelle stieg ich heraus. Am beide Seiten der Straße waren Hochhäuser, unter den ich mich ganz klein fühlte. Sie schienen nicht echt zu sein. Sie sahen wie durchnässte Kulissen aus Pappe in zerfallenden Zustand aus, in den niemand wohnen konnte. Es stank nach feuchtes und zerfallenes Papier. Himmel war tintenblau. Es gab keine Sonne, kein Mond, keine Sterne. Ich begriff dann, dass ich nicht mehr weiß, wo ich bin. Das beängstigte und beunruhigte mich. Ich wollte die Schienen zurückverfolgen um zurück in bekannte Gegend zu kehren, aber hinter der Straßenbahn gab es keine Schienen. Diese Straßenbahn brauchte keine Schienen und keine Stromkabel. Spuren der Rader verschwanden im Aspfalt wenige Meter hinten dem Wagen. Straßenbahn fuhr inzwischen weg. Ich wusste nicht mehr den Weg zurück und war ganz allein gelassen in diesem leblosen Umgebung. Verzweifelt überlegte ich, was ich jetzt machen soll. Landschaft änderte sich dann wieder und ich fand mich an einem Waldweg am See. Diese Umgebung war wie in meiner Dorf, wo ich in meiner Kindheit lebte. In dieser Gegend fiel ich mich viel angepasster als im Großstadt, die ich hinter mich ließ. Zwei Gestalten angelten am See. Einer war mein Verwandte, der vor einigen Jahren starb. Er trug den gleichen ziegelroten Pullower in dem ich ihm zuletzt sah. Mir wurde auf einmal klar, dass ich auch tot sein kann. Ich musste von fünften Stock herunterfallen. Wenigstens, die Erinnerung an der Todesmoment bleib mir gespart. Der Übergang wird uns wahrscheinlich dadurch leichter gemacht. Tod kommt nicht schlagartig sondern allmählich. Man spürt kaum der Unterschied und es gibt keine Schmerzen. Es scheint am Anfang alles normal zu sein, wie in bisherigen Leben. Geschockt von der Feststellung, dass ich nicht mehr lebe, habe ich meinen Verwandten gar nicht angesprochen. Ziellos torkelte ich weiter. Ich fühlte mich niedergeschlagen und depressiv. Mit dem Hand haute ich mehrmals gegen meinem Kopf. Ich wollte endlich aus diesem Traum aufwachen, um zurück ins Leben zu kehren. Es passierte nichts. Ich blieb da, auf der gleicher Stelle. Angst und Aussichtslosigkeit überfiel mich. Ich begriff: „Von diesem Ort gibt es kein Zurück.“ Ich vermisste meine Kinder, meine Lieben. Ich wusste, dass ich sie nie mehr sehen werde. Einmal werden sie auf ein anderer Ort gehen, aber nicht hier, spürte ich. Deshalb war ich endlos traurig.

Das Wetter auf diesem Ort änderte sich nicht. Dämmerung blieb immer gleich. Es war weder kalt noch warm. Kein Wind wehte. Keine Wolken zogen am Himmel. Ich hatte immer noch mein Körper, aber er fühlte sich nicht so wie früher. Der Körper war auch einer Art Kulisse, die aus der Gewohnheit da sein sollte. Meine Sinnen waren nicht mehr scharf. Einzige Sinnen, die ich bewusst gebrauchte, waren Sehen und Geruch. Eine Weile ging ich weiter. Ein Haus mit beleuchteten Fenstern stand vor mir. Es war eine Kneipe. Die Gedanke, dass es hier auch Kneipen gibt, brachte mir etwas Erleichterung. Dadurch spürte ich, dass jemand sich hier um mich kümmert, um meine Unruhe und Schreck zu mildern. Egal wer oder was mich da erwartete, sie bemühten sich diese Veränderung, durch die meine Seele hindurchging, für mich angenehmer zu machen. Ich stieg in der Kneipe hinein. Der Innenraum war mit warmen gelblichen Licht beleuchtet. Die Lampen wurden über den langen Schank platziert. Die Wände waren im Schatten. Ich nahm Platz am Schank. Kellnerin sah mich freundlich an und brachte mir ein Bier. Sein Geschmack war etwas blass und verdünnt wie beim Alkoholfreies, aber ich fühlte mich schon wesentlich besser. In Hosentasche fand ich eine Zigarette. Sie war gebrochen und etwas Tabak fiel heraus. Ich zündete sie an. Den Rauch, den ich zog, konnte ich kaum spüren, aber er wirkte trotzdem beruhigend. Am Hocker neben meinem saß ein Mann mit karierten Anzug und gleicher Mütze. Er lächelte, zeigte seiner langen gelben Zähne, hob sein Glas mit Bier und rief: „Prost!“  Ich erwiderte ihm den Toast. Er blickte mich mitfühlend an und ich fühlte mich sofort weniger fremd.  
„Ich kenne mich da nicht so gut aus. Sind sie schon lange hier?“, fang ich den Gespräch an.
„Ja, sehr lang. Ich weiß gar nicht wie lang. Ich kam im Jahr 1879. Hier gibt es kein Tag und keine Nacht. Es gibt keine Jahreszeiten. Die Zeit existiert hier nicht. Es ist immer alles gleich. Langeweile herrscht und dauert. Es gibt kein Ausweg und niemand weiß, ob es je ein Ausweg geben wird. Da sind auch andere Menschen, aber man hat kaum was miteinander zu reden, weil nichts passiert. Das ist ein elender Ort. Etwas wie Wartezimmer beim Zahnarzt. Vielleicht ist das die Hölle, aber es könnte auch Paradies sein. Da passiert nichts Schreckliches, aber auch nichts Gutes. Es gibt keine Strafe und keine Belohnung. Es passiert einfach nichts. Man kann da sitzen oder draußen laufen oder irgendetwas machen, aber es wiederholt sich immer das Gleiche. Man spürt kein Genus und kein Abscheu. Schlafen und Träume gibt es auch nicht, weil wir schon in einem Traum sind, und dieser Traum ist für die Ewigkeit“, erklärte er mit resignierter und gelangweilte Stimme.
„Gibt es denn überhaupt eine Hoffnung da herauszukommen?“, fragte ich erschrocken.
„Hier in der Nähe gibt es ein Lottospiel. Es läuft ununterbrochen. Kugel tragen unsere Namen. Es gibt Millionen Seelen und Millionen Kugeln. Für jeden Neuankommling wird eine neue Kugel in Rohr hineingeschleudert. Es ist fast unmöglich zu gewinnen. Die Kugeln drehen sich in einem riesigen kreisförmigen Glasrohr in dem perfekten Vakuum herrscht. Sie sind geladen und durch den Magnetfeld, der senkrecht die Rohrebene durchdringt, getrieben. Jede Kugel hat ihr Umlaufbahn, der unverändert bleibt. Physikgesätze sind hier etwas anders Kombiniert als in den materiellen Welt. Gravitation und elektrische Kräfte zwischen den geladenen Kugeln sind in dem Rohr ausgeschaltet. Wenn der mit Strom betriebene Magnetfeld gleich bleibt, bleiben die Umlaufbahnen der Kugeln für immer unverändert. Unser König, der mit uns Seelen gern Spaß macht, hat ein Hauptstromschalter irgendwo auf der Gelände versteckt und getarnt. Wenn jemand zufällig diese versteckte Taste drückt, bleibt für ein kurzen Moment in unserer ganzer Welt die Strom aus, und auch der Magnetfeld. Die Kugeln verlassen dann die Umlaufbahnen, stoßen sich gegenseitig und an Rohrwänden und fangen an, sich chaotisch zu bewegen. Auf dem Wand der Glasrohr ist ein kleines Loch. Wenn ein Kugel den Loch trifft und noch auf seinem Weg durch zwölf zusätzliche Ringe hinter dem Loch durchfliegt, dann gibt es ein Gewinner. Dieser, deren Name auf der Kugel steht, kann dieser Ort verlassen und aufwachen. Seitdem ich da bin, hat, leider, keiner den geheimen Schalter gefunden“, erzählte der Mann.
Ich hatte keine Lust noch etwas zu fragen. Ich schaute nur trüb vor mich hin und trank langsam und genußlos mein Bier. Ich wusste nicht, wie lange ich so saß. Ich hatte den Eindruck auf dem falschen Ort zu sein. Meine Gedanken unterbrach die Beleuchtung, die sich für der kurzen Moment ausschaltete und dann wieder einschaltete. Die Eingangstür öffnete sich und ein Mann kam in der Kneipe hinein. Er sah äußerst hübsch aus. Sein langes schwarzes Haar glänzte. Sein Gesicht war jung, zart und fröhlich. Er trug enge schwarze Hose und weißes Hemd mit kleinen Ruschchen um den Hals und Ärmel. Er sah elegant aus, wie ein Musketier. Dunkle Sonnenbrille versteckten seine Augen. „Der König!“, hörte ich den Geflüster aus aller Seiten der Kneipe. In der rechte Hand hielt er ein Kugel. Ich hörte den König meine Name aussprechen und stand auf. Er nährte sich gelassen zu mir und überreichte mir den Kugel.
„Ich weiß nicht, ob es dein Pech oder dein Glück ist, uns zu verlassen“, sagte er dabei.

Als ich das Kugel berührte verschwand die Kneipe. Meine Augen waren geschlossen und mir war es bewusst, dass ich schlafe. Ich wachte auf und öffnete die Augen. Ich war im Wasser und atmete die Flüssigkeit mit dem Mund und Nase. Es war weder kalt noch warm. Der Raum, wo ich mich befand, war sehr dunkel und irgendwie rotlich. Es war so eng, dass ich die Beine nicht ausstrecken könnte. Am Bauch wurde ich festgebunden. Unter meiner Füße hörte ich ein ritmisches Geräusch –  Herzklopfen meiner Mutter. Ich wusste, dass ich kurz zuvor etwas träumte, aber ich könnte mich an nichts mehr erinnern.

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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

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Alter: 44
Beiträge: 18339

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Beitrag10.09.2008 13:39

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo dada43!

Es tut mir wirklich leid, aber ich kann deine Geschichte nur schwer lesen. Leider merkt man sehr deutlich, dass Deutsch nicht deine Muttersprache ist: Du schreibst die Worte zwar größtenteils richtig, aber die Fehler in der Grammatik (falsche oder fehlende Artikel, etc.) trüben das Lesevergnügen bei mir leider enorm. Hast du vielleicht jemanden in deinem Bekanntenkreis, der die Geschichte einmal korrekturliest? Jemanden, mit der/dem du die Geschichte überarbeiten kannst? Danach würde ich mich gerne wieder mit deinem Text beschäftigen.

Viele Grüße,

Martin


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