Darf ich eigentlich...

[Katiegirl00]

... eine Stadt, die es wirklich gibt, so zu umschreiben, und Dinge hinzuerfinden, obwohl es diese gar nicht gibt?  

Denken sich die Leser nichts dabei, wenn sie diese Stadt, über die ich schreibe, kennen, ich aber etwas ganz anderes über sie schreibe?

[Brynhilda]

Wie jetzt?  

[Katiegirl00]

Also du kommst ja z.B. aus Thüringen.
Nehmen wir mal an, mein Roman spielt auch in Thüringen. Ich habe aber fast keine Ahnung, was es da so gibt, und was nicht.
In meinem Roman kommen drei Kinos vor, vier Krankenhäuser, ein Atomkraftwerk, was auch immer. Obwohl vieles von dem nicht der Fall ist.
Darf ich solche Behauptungen aufstellen, oder eher nicht?
Werden mir die Leser so etwas verzeihen?

[Zitkalasa]

Schreiben kannst du wie du willst. Es gibt kein Gesetz, das sagt, dass du so realitätsnah wie möglich schreiben sollst. ;3
Du solltest dir aber bewusst sein, dass es Leute gibt, die dir das übel nehmen, wenn du Sachen wie ein Atomkraftwerk in eine Gegend setzt, wo es so eins nicht gibt ...

[Brynhilda]

Ich denke, da hast du 2 Möglichkeiten.
Erstens könntest du dich ein wenig darüber informieren, was es in der Stadt alles so gibt und dich dann daran halten. Vielleicht findest du ja auch eine Stadt, die deinen Anforderungen entspricht.
Oder du denkst dir eine Stadt aus und formst die dann nach deinen Vorstellungen.
Wenn man eine "real existierende" Stadt verwendet, sollte man sich schon an deren Gegebenheiten halten. Einfach mal ein paar Stadtpläne durchschauen. Die findest du in jedem ADAC-Atlas oder bei GoogleMaps.

Ansonsten: Wenn du die schöpferin deiner eigenen Stadt bist, hast du das Sagen.
Haben viele auch so gemacht. Man denke an Lovescrafts Arkham oder an Stephen Kings Little Rock.

Thüringen ist aber ein Bundesland.  

[Katiegirl00]

  danke... ich habs nicht so mit Geografie... Mannomann...
wenn meine Mutter das jetzt lesen würde... ( als Erdkunde- und Geschichtslehrerin aus Leidenschaft )

Danke für eure guten Vorschläge!
Dann mach ich mich mal auf die Suche nach der nebligsten Stadt der Welt, in der es verdammt viel Regnet und fast nie die Sonne scheint... ich glaube, ich sollte im Norden damit beginnen. Was haltet ihr von Schottland?

[Brynhilda]

Die Ilse of Skye ist ein sehr nebliger Ort. Der Name bedeutet sogar "Nebelinsel".
http://de.wikipedia.org/wiki/Skye

[DasProjekt]

Eher Wolkeninsel, kommt vom nordischen Wort sky, findet man noch heute im Daenischen und heisst "Wolke".

Aber dass es da verdammt viel regnet und fast nie die Sonne scheint, halte ich mal ganz stark fuer ein Geruecht!

PS Schreiben darfst du natuerlich, was du willst. Aber du wirst "glaubwuerdiger", wenn du dich an der Wahrheit orientierst  

[Brynhilda]

Da ja Wolken und Nebel von ihrer Substanz her identisch sind: So what?

[DasProjekt]

Wolken sind aber generell etwas hoeher zu finden (atmosphaerisch), und deshlab kann man die Landschaft unter ihnen besser sehen als im Nebel. Was gerade an Orten wie Skye einen riesigen Unterschied macht!

http://www.youtube.com/watch?v=4_koYV5D9Sc

[Brynhilda]

Aber Wasserdampf bleibt Wasserdampf. Egal wo.

[talegal]

@Katiegirl00:
Diese Fragen stell ich mir auch. Ich habe reale Städte mir realen Straßen, Sehenswürdigkeiten etc. und flugs gibt's bei mir in der Gechichte ein Gebäude, eine Straße, ein ganzes Viertel, nach denen jeder sehr, sehr lange suchen würde. Dürfte kein Problem sein.
Problematisch wird's aber dann, wenn ich jetzt der Stadtverwaltung, dem Rathaus, dem (realen) Polizeiposten in der (realen) Straße krumme Dinge andichte, oder auch dem - zwar namentlich nicht genannten, aber höchstwahrscheinlich real existierenden - Bürgermeister oder Ministerpräsidenten. Da weiß ich noch nicht recht, ob ich das darf, oder nicht.
Andererseits, gibt's auch soviel Schrott über fiktive, korrupte US-Präsidenten, und keiner regt sich auf, weiß nicht...
LG

[Gast]

Wieso willst Du denn unbedingt eine reale Stadt? Wenn man eine Stadt erfindet, die z.B. im Elsaß liegt, wo es tatsächlich Atomkraftwerke gibt, der Name der Stadt ist aber frei erfunden, dann geht das auf jeden Fall. Oder in der Normandie oder der Bretagne. Das mit dem Nebel verbindet man eher mit England, aber auch in Österreich regnet es sehr viel, Salzburg ist berühmt für seinen unaufhörlichen "Schnürlregen", also geh doch einfach auf eine Wetterseite (oder frag Deine Mutter), wo es am meisten regnet und am meisten neblig ist in Europa, und dann verlegst Du Deine Geschichte dahin und erfindest eine Stadt nach Deinen Wünschen. Was ist so problematisch daran?

Gruß
Angela

[Ralphie]

[MosesBob]

[Gast]

Das ist lustig. Ich habe in meinem letzten Roman auch ein vornehmes Restaurant in die "Bastei" gesetzt, das es so nicht gibt. Anscheinend regt Köln dazu an.  

[stormcloud]

Du kannst auch einer realen Kleinstadt einen fiktiven Stadtteil hinzu dichten, wenn es um soziale Brennpunkte geht.
In großen Städten bist du eigentlich frei, da es alle Facetten der Gesellschaft darin gibt. Nur solltest du nicht reale Personen mit negativer Fiktion belasten.

Ist die Polizei korrupt, dann siedle sie in einem erfundenen Revier an (z.B. gibt es drei Polizeiinspektionen in dieser Stadt  - dann erfinde eine 4. dazu)
Oder statt einem betrügerischen Bürgermeister nimmst du einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl etc.

Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt  



Viele Grüße von Josef

[Katiegirl00]

Ein herzliches "Vielen Dank" an euch alle...

ihr habt mir sehr viel weitergeholfen. Nur muss ich mir jetzt noch im Klaren werden ob ich WIRKLICH eine ganz neue Stadt erfinde, oder zu einer bereits exestierenden nur meine Figuren unterbringe... weiß nicht, ob das erste den Leser überzeugen werden...

[Murmel]

Nur als Kommentar zu einem Nebenschauplatz (und weil ich halt auch was dazu sagen möchte):

Eilean a' cheò die Insel des Nebels ist der originale Bei-Name der Isle of Skye die im Gälischen Eilean Sgitheanach heisst. Ich bin mir nicht sicher woher Sgitheanach kommt, vielleicht ein Wort mit Einfluss der Norse. Sgitheach heiss beflügelt. Eilean sgòthan wäre Wolkeninsel.

Nun ist das mit Nebel und Wolken so eine Sache... die sind sehr miteinander verwandt, da hat Brynhilda schon recht. Nebel gibts in allen Höhenlagen und Wolken auch. Skye allerdings hat jede Menge Wind und da hält sich Tiefnebel nicht so tolle.

Ansonsten viel Spass beim Dazuerfinden.

[Celsus]

Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn man bei realen Orten oder was auch immer, etwas dazuerfindet.

Stephen King macht das auch oft, er gibt in seinen Romanen sogar an, was von ihm erfunden wurde.

[Ahriman]

Du kannst eine reale Stadt nehmen, weil du dich darin auskennst. Gut. Aber wenn du da was um- oder einbauen willst, solltest du der Stadt einen anderen erfundenen Namen geben. Dann bist du fein raus.
Andererseits sind die Leute vom Film skrupelloser als du. Der Bulle von Tölz hat sein Polizeibüro dort, wo der Bürgerkeller ist - man hat nur die Schilder ausgewechselt. Und in dem Film "Tschitti-Bäng-Bäng" ist Schloß Neuschwanstein hautnah neben Rothenburg o.T. Darüber habe ich sehr gelacht. In der Serie "Unter unserem Himmel" ist das Innere des neugotischen Münchener Rathauses irgendwie ins Landshuter Rathaus geraten. In den TV-Produktionen gehen die Leute oft zu Fuß irgendwo hin, wo man in Wirklichkeit eine Stunde mit dem Auto fahren muß.
Also: Frech gelogen ist halb gewonnen.

[i-Punkt]

Man liest doch manchmal im Vorsatz Sachen wie "Die schöne Stadt XY gibt es wirklich, ich habe mir allerdings die Freiheit genommen, das Kloster Z mit seinen umliegenden Gärten und eine historisch interessante Burgruine zu erfinden..."

I.