Äpfel sind gesund

[wurli72]

Paul drehte seine Baseballkappe um, sodass der Schirm der Kappe in seinem Nacken war und seine blonden Haare frech aus dem Loch in seine Stirn hingen. Das tat Paul immer, wenn er sich auf eine Sache konzentrieren und seinen ganzen Mut für etwas zusammen nehmen musste. Wie oft hatte er schon seine Kappe umgedreht. Sei es, wie er das erste mal sein neues Fahrrad bestiegen hatte oder letzten Sommer, als er die Ferien bei seinen Großeltern am Land verbrachte und seinem Großvater gestehen musste, dass er das Geld anstelle der Zeitung für Eis ausgegeben hatte. Doch diesmal war es etwas anderes. Denn diesmal ging es um Paul selbst. Um etwas an ihm. Es handelte sich um seinen wackelnden Schneidezahn.

Seit Tagen störte ihn schon das Wackeln. Dazu kamen die Neckerein der anderen Kinder in der Schule. Paul hatte nämlich deshalb zu lispeln begonnen. Und somit hatte er beschlossen, dass der Zahn raus musste. Tagelang hatte er schon daran gedreht, gespielt und gezogen. Doch nichts half. Diesmal wollte er es mit dem Trick versuchen, von dem ihm sein Großvater beim letzten wackelnden Zahn erzählt hatte, er ihn aber nicht anwenden musste, da der Eckzahn über Nacht im Schlaf ausgefallen war.

Und genau jetzt wollte Paul diesen Trick anwenden. Da er schlecht am einen Ende der Schnur stehen und gleichzeitig die Türe ins Schloss werfen konnte, hatte er sich seinen besten Freund Lukas eingeladen. Diesem vetraute er, da Paul ihm ja auch schon einen Schiefer aus seiner linken Pobacke rausgeholt hatte, welchen sich Lukas auf einer alten Holzrutsche eingezogen hatte. Seit diesem Zeitpunkt waren sie die dicksten Freunde und teilten jedes Geheimnis miteinander.
Paul war bereit, der Zahn hing an dem einen Ende der Schnur, das andere Ende war an der Türschnalle befestigt, welche Lukas bereits in der Hand hielt. Lukas begann von drei an rückwärts zu zählen; 3 - 2 - 1 und "Krach" - die Türe war zu. Nur, so wie die Türe in Schloss gefallen war, so war Paulchen hinterher gefallen. Die Schnur war ganz und der Zahn noch immer im Mund. Lukas meinte, er versucht es nochmal, denn vielleicht hätte er ja die Türe nicht fest genug zugeschlagen. Wieder ertönte das 3-2-1 durchs Kinderzimmer, wieder ein lauter "Rums" und wieder war die Türe zu und Paul lag am Boden. Und, wie konnte es anders sein, der Zahn war noch im Mund.

Paul wurde zornig, da es nicht funktioniert hatte und ihn die Kinder weiter hänseln würden. Daraufhin meinte Lukas, dass sie sich zur Abwechselung in den Garten von Herrn Treuhans schleichen könnten um einige Apfel zu stehlen. Das ärgerte Herrn Treuhans immer sehr, denn er versorgte, pflegte und hütete  seine Obstbäume wie ein anderer seine Kinder umsorgt. Dieser Gedanke erhellte Pauls Gesicht, er löste die Schnur von seinem Zahn und beide liefen lachend zum Garten von Herrn Treuhans. Sie krabbelten durch das kleine Loch im Zaun, welches sich hinter einem Fliederstrauch befand und Herrn Treuhans noch nicht aufgefallen war. Sie rutschten ein Stück bäuchlings, bis sie bei dem Apfelbaum angekommen waren. Es waren zwar die grünsten, härtesten und sauersten Äpfel, aber durch den "Diebstahl" schmeckten sie einfach am besten.

Lukas war der Geschicktere und kletterte auf den Baum, pflückte einige Äpfel und warf sie Paul zu, der diese sofort in seine Jacken- und Hosentaschen verschwinden lies.

Als Lukas wieder vom Baum stieg, kam Herr Treuhans laut schimpfend aus dem Haus gerannt, so schnell es in seinem Alter ging. Er fuchtelte mit seinem Stock in der Luft und meinte, dass die beiden schlimmer seien als Krähen oder Elstern.

Paul und Lukas krabbelten schnell durch das Zaunloch, liefen ein paar Straßen weit um aus der Reichweite von Herrn Treuhans zu kommen und setzten sich ganz außer Atem auf eine Bank um ihre Beute aufzuteilen.
Doch wegen des vielen Lachens während des Laufens, aber auch aufgrund der Anstrengungen des versuchten Zahnreißens waren die Beiden hungrig geworden und so beschlossen sie sofort einen Apfel zu essen.
Jeder putzte den Apfel grob auf seinem Hosenbein ab und biss genüsslich hinein. "Knacks".
Lukas starrte Paul an, da es sich angehört hatte, als hätte er auf einen Stein oder irgend etwas anderes gebissen - und Paul widerrum starrte nur seinen Apfel an, in welchem sein Schneidezahn steckte. Die beiden fingen laut an zu lachen und alle Leute, welche bei der Bank vorbei kamen schüttelten nur die Köpfe, da sie nicht verstanden, warum die Kinder immer wieder von neuem zu Lachen begannen und laut riefen: "Äpfel sind gesund".

[Fahrender Gaukler]

Moin Wurli!

Wir haben uns per PN ja schon darüber unterhalten; der Text gehört meiner Meinung nach in die Talentschmiede. Du hast dich einverstanden erklärt, da Kritik ja in deinem Sinne ist (daher auch die PN), deshalb werde ich mal einen freundlichen Mod anhauen, den thread für dich zu verschieben.

In der Zwischenzeit, damit du nicht ganz so auf dem Trockenen sitzt, ein kurzer Kommentar zum Text.

Inhaltlich sieht es mir nach einer netten Kindergeschichte aus. "Nett" hört sich jetzt nicht nach viel an, aber ich bin da auch wirklich nicht so bewandert, als dass ich dir da mehr sagen könnte.

Handwerklich sieht das aber schon ganz ordentlich aus. Grammatik sitzt, Ausdruck ebenfalls. Manches ist mir ein wenig zu passiv geschrieben, aber bei einer Kindergeschichte ist das wohl nicht weiter tragisch. Hier und da gibt es natürlich immer was zu bekritteln, aber wie gesagt, dafür ist die Talentschmiede da.


Gruß,

~~Der Gaukler

[Edit] Dank an Probber, den alten Teufelskerl, der den Text nun verschoben hat.

[Valeska]

Hallo wurli!

Handwerklich ganz ordentlich, wie der Gaukler schon sagte, nur diese eine Stelle ist nicht ganz sauber:

[wurli72]

Danke für die Ideen bzw. Kritik. Ich hatte es mir eigentlich als kleine Kindergeschichte mit Bildern vorgestellt - aber leider kann ich nicht gut zeichnen bzw. malen. Ich denke mir sogar, dass es als Kindergeschichte sogar ein bisschen zu "schwierig" geschrieben ist - gehört wahrscheinlich an manchen Stellen einfacher formuliert.

Und herzlichen Dank an den "fahrenden Gaukler" für die "Umspeicherung".

Liebe Grüße
Wurli

[pepe78]

schließlich habe ich ein Buch darüber geschrieben. Schließe mich der Meinung meiner Vorschreiber an.