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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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13.07.2008 09:08 Mollusken an die Macht von Enfant Terrible
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Welche Tiefe hat uns ausgespuckt?
Welches Meer hat uns –
nackt und selbst halb Wasser –
aufs Festland gerülpst?
Nicht einmal Muschelschalen
konnte der Sand für uns entbehren
und so waren wir schutzlos
dem betrunkenen Wind ausgeliefert,
als er uns Sprechen und Gehen
beibringen wollte.
Doch wir bauten uns Gehirne
aus Salzkrusten und Tang,
um uns als Mollusken zu erhöhen.
Rache am Meer, selbst Wellen werden
– all das planten wir, wenn Ebbe war.
Über den Strand bereiteten wir
unseren wirbellosen Zorn,
begruben unter ihm alles und jeden:
die Krabben, die tratschenden Möwen,
und jene, die Herzen in den Sand malten.
Wir waren weich und durchsichtig,
und am Ende doch würdevoll genug,
um ins Meer zurückzukehren und
den Algen unsere Ideale zu predigen.
Weitere Werke von Enfant Terrible:
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 5998
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13.07.2008 13:54
von Maria
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Hallo Reggy,
der Titel hat mich mal wieder in die Lyrik gelockt...
Und bin - sämtliche Schleimspuren aussparend - nicht enttäuscht worden. Ganz im Gegenteil.
Zitat: |
Über den Strand bereiteten wir
unseren wirbellosen Zorn,
begruben unter ihm alles und jeden:
die Krabben, die tratschenden Möwen,
und jene, die Herzen in den Sand malten. |
das find ich richtig gut... die tratschenden Möwen hab ich vorher nie gehört, finde aber es passt echt gut.
Zitat: | nackt und selbst halb Wasser –
aufs Festland gerülpst?
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Hier bin ich unschlüssig. Hast Du die Zellklumpen als Auswurf des Meeres dargestellt um sie im letzten Absatz würdevoll und arrogant zurückkehren zu lassen? Mehr als ein Auswurf lauwarmer übellriechender Luft sind wir ja anfangs nicht.
Mir gefällts. Ist für mich ausreichend plastisch um einen Einstieg zu finden. Ob ich mit meinen Interpretationsversuchen richtig oder falsch liege, werde ich wohl noch sehen
GLG
PS. all das natürlich wieder vor dem Hintergrund der technischen Ahnungslosigkeit. Alles nur gefühlt...
_________________ Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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14.07.2008 15:31
von Enfant Terrible
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Ich habe mir ein Zeit lang Sorgen gemacht, ob der Titel doch nicht zu unorthodox sei, ob er in seiner reißerischen Note nicht trashig wirkt... wenn ich dich dadurch aber in die Lyrik ziehen konnte, so spricht das natürlich dafür, den Titel zu lassen
Ich freue mich sehr darüber, dass du etwas mit diesem etwas versponnenen Gedicht anfangen und es interpretieren konntest.
Was ich mit der Schlusstrophe unterstreichen konnte, war die Arroganz dieser Mollusken-Invasoren: Sie wurden vom Meer ausgespuckt, halten sich aber für "faire Gewinner" und kehren dorthin zurück, um Algen mit ihren Doktrinen zu erfreuen.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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23.06.2009 21:23
von Pütchen
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Ich LIEBE es!!
Eigentlich bin ich ja nur aus euren Buch "Halbschattengewächse auf Mischboden" darauf aufmerksam geworden und hätte da echt beinahe was verpasst.
Spricht mich mal wieder total an!
Der Titel sowieso und auch die ganze Lyrik. Und inhaltlich - du weißt schon, so dem Meer verbunden ...
Einfach toll
Liebe Grüße, Pütchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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23.06.2009 22:27
von Alogius
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Hallo,
ich finde den Titel in keiner Weise trashig -im Gegenteil. Abgesehen davon, dass ich das Wort 'Molluske' einfach mag, lockt er doch eben WEIL er ungewöhnlich ist.
Zitat: | aufs Festland gerülpst? |
Ein genialer Vers. Vor allem weil in dieser seltsamen Kürze viele Ideen und Bilder entstanden sind. Sowohl über die Mollusken, wie auch über das Meer und die Tiefe.
Das gilt auch für
Zitat: | als er uns Sprechen und Gehen
beibringen wollte. |
Das
Zitat: | unseren wirbellosen Zorn, |
ist nur eines der Beispiele, wie sie ganz dezent und doch eindringlich beschrieben werden.
Zitat: | und am Ende doch würdevoll genug,
um ins Meer zurückzukehren und
den Algen unsere Ideale zu predigen. |
Das Ende wirkt nahezu perfekt. Die Mollusken... ich habe Mitleid, wie auch Faszination und Bewunderung empfunden. Ohne Frage.
Das Gedicht schafft es, das erste Bild auszudehnen, zu strecken und empor zu heben -und das OHNE pathetisch oder albern zu werden.
Im Gegenteil. Es bleibt verhalten und erzeugt gerade so den Angriff auf den Leser (Angriff im positivsten Sinne).
Und wenn ich dann hinter die Metapher blicke, sehe ich noch mehr.
Klasse.
Danke,
T.
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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26.12.2010 14:49
von Enfant Terrible
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Manchmal wird man zitiert, wo man nie damit gerechnet hätte (siehe User-Kommentar zum Bild): http://www.mygall.net/product_info.php?info=p156654_Artmuschelrot.html
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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ASP
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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02.01.2011 05:32
von Pütchen
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Hey, das ist cool
Glückwunsch, Babe
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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