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Kotz auf den Afghan

 
 
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Wolfgang Rill
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 31
Wohnort: Fulda


Beitrag08.09.2015 04:10
Kotz auf den Afghan
von Wolfgang Rill
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als Werner Quinn die ausgedrucktte mail senkt, hat sich einiges für ihn verändert, weil sich nichts ändert.  
„Liebesbrief, Werner?“, fragt Christine, seine Sekretärin, durch die offene Glastür.
„Warum fragst du?“
„Du bist blass geworden.“
Das hatte man davon, wenn man mit seiner Sekretärin mal geschlafen hatte. Sie kannte einen, hatte vielleicht sogar das kleine Zittern seine Hand mit dem Papier drin gesehen. Und das dollste: Sie achtet auf Hautfarben.
„Geh zum Teufel, oder noch besser, geh zu deinem Mann!“, gibt Werner bissig zurück.
„So ruppig heute“, sagt Christine versöhnlich. Und sie beschließt, dass sie diesen Brief unbedingt lesen muss. Als Chefsekretärin muss man alle Gründe kennen, auch alle Hintergründe, auch die Abgründe. Aber da legt dieser Mann den Brief doch tatsächlich nicht in die Ablage. Er steckt ihn sich auch nicht in die Innentasche seines Jacketts, wo man ihn mal rauspraktizieren könnte, wenn er aufs Klo geht. Nein, er faltet das Ding zusammen und steckt es sich in die Gesäßtasche seiner Hose. Ein Ort, zu dem sie seit längerem keinen Zugang mehr hat.

Wie recht sie hat mit ihrer Neugier, denkt Werner. Der Brief ist aus Namibia. Der Brief ist eine Absage. Sein Agent hat geschrieben. „… tut es mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass trotz meiner man kann schon sagen verzweifelten Bemühungen in den Verhandlungen mit den Behörden unser Vorhaben, um es vorsichtig zu sagen, nicht die erforderliche Zustimmung gefunden hat, obwohl ein angemessener Geldeinsatz …“ Das hat man davon, wenn man einen Schwätzer zum Agenten hat. Man muss zehn Zeilen lesen um einen einfachen Sachverhalt zu klären: Der Ankauf der Farm ist gescheitert. Essig ist´s vorläufig wieder mal mit dem anderen Leben.

Er schaut durch die Glaswand auf die Wolkenkratzer von Mainhattan bis rüber zum Frankfurter Bahnhof. Er sieht durch die Glastür ins Vorzimmer zu Christine mit ihrem idiotischen Hintern. Er sieht die Computer und riecht die Deodorants und den synthetischen Geruch der Klimaanlage. Die Abneigung ist inzwischen körperlich. Seit Wochen muss er sich zurück halten, um nicht auf den teuren Nepalteppich unter seinem Schreibsekretär zu kotzen.

Drüben läutet das Telfon elektronisch melodisch.
„Soll ich durchstellen?“ tönt es Glockenhell von Christine herüber.
„Stell durch.“

Amerika ist dran. New Jersey. Jeff kann deutsch: „Wie geht´s denn so, old fellow in good old Germany.“
Werner würgt. „Moment Jeff. Muss erst mal kurz kotzen“, sagt Werner.
Werner kotzt auf den Nepal, der eigentlich eher ein Afghane ist.
„Geht so!“ raunzt er danach ins Telefon.
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag08.09.2015 20:38
Re: Kotz auf den Afghan
von Harald
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,

an und für sich gefällt mir die Geschichte recht gut, nur hat man das Gefühl, sie ist schnell mal "dahingerotzt" - Flüchtigkeitsfehler, Interpunktion fehlerhaft, das sollte besser gehen …

Wolfgang Rill hat Folgendes geschrieben:

Drüben läutet das Telfon elektronisch melodisch.
„Soll ich durchstellen?“ tönt es Glockenhell von Christine herüber.
„Stell durch.“

Amerika ist dran. New Jersey. Jeff kann deutsch: „Wie geht´s denn so, old fellow in good old Germany.“
Werner würgt. „Moment Jeff. Muss erst mal kurz kotzen“, sagt Werner.
Werner kotzt auf den Nepal, der eigentlich eher ein Afghane ist.
„Geht so!“ raunzt er danach ins Telefon.


So stimmt es eher ►

Drüben läutet das Telefon elektronisch melodisch.
„Soll ich durchstellen?“, tönt es glockenhell von Christine herüber.
„Stell durch.“

Amerika ist dran. New Jersey. Jeff kann deutsch: „Wie geht’s denn so, old fellow in good old Germany.“
Werner würgt. „Moment Jeff. Muss erst mal kurz kotzen“, sagt Werner.
Werner kotzt auf den Nepal, der eigentlich eher ein Afghane ist.
„Geht so!“, raunzt er danach ins Telefon.



Der erste Satz wäre auch überdenkenswert, ich würde ihn anders formulieren ►

Werner Quinn lässt die ausgedruckte Mail sinken, mit der sich für ihn einiges verändert, eben, weil sich nichts ändert.


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Wolfgang Rill
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 31
Wohnort: Fulda


Beitrag09.09.2015 07:58

von Wolfgang Rill
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, Harald! Stimmt alles, passt alles, was Du sagst.
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag09.09.2015 08:53
Kotz auf den Afghan
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,

auch den Text habe ich gerne gelesen, meine aber, dass du den noch mal überarbeiten könntest.

Vorschläge:

Der Prota lässt seinen Blick schweifen, da könntest du es anders formulieren, als er sieht und sieht, sondern gleich sagen, was er sieht.

Der Perspektivwechsel in einem so kurzen Text müsste auch nicht sein. Es tut doch nichts zur Sache, was die Sekretärin denkt. Der Prota ist genervt, das reicht.

Wäre der Schluss nicht pfifgiger, wenn der Prota kotzt, ohne noch etwas zu sagen?

Dennoch gefällt mir der Text.

Liebe Grüße

Muskat
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Kris
Eselsohr


Beiträge: 453



Beitrag09.09.2015 11:18
Re: Kotz auf den Afghan
von Kris
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,

mir hat das kurze Stückchen Text gut gefallen.
Den Schluss könnte ich mir allerdings wie Muskat
etwas knapper besser vorstellen.

So ungefähr:


Amerika ist dran. New Jersey. Jeff kann deutsch: „Wie geht´s denn so, old fellow in good old Germany.“
Werner würgt. „Moment Jeff.“, sagt er und kotzt auf den Nepal, der eigentlich eher ein Afghane ist.
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Harald
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Alter: 76
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Wohnort: Schlüchtern


Beitrag09.09.2015 12:40
Re: Kotz auf den Afghan
von Harald
Antworten mit Zitat

Muskat hat Folgendes geschrieben:

Der Perspektivwechsel in einem so kurzen Text müsste auch nicht sein. Es tut doch nichts zur Sache, was die Sekretärin denkt. Der Prota ist genervt, das reicht.


Ich denke, dass dieser Einschub schon wichtig ist, denn das ehemals sehr intime Verhältnis, das von der Sekretätin im Grunde genommen als "eher ruhend" betrachtet wird, ist in meinen Augen einer der Hauptgründe, in die Abgeschidenheit zu fliehen - und diese Gedankengänge der Sekretärin sind sehr erhellend - bitte nicht streichen …

 Wink


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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag09.09.2015 13:11
Kotz auf den Afghan
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hm, ist das so? Ist das ehemalige Verhältnis mit der Sekretärin einer der Hauptgründe für die ersehnte Flucht?

Wenn ja, wieso erzählt der Prota das nicht?

Der Autor wird es wohl erklären.

Liebe Grüße

Muskat
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Harald
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Alter: 76
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Wohnort: Schlüchtern


Beitrag09.09.2015 14:01

von Harald
Antworten mit Zitat

Hallo Muskat,

wenn man etwas weiter liest, dann kommen die Gefühle des Werner Quinn, und die lassen das alles schon in diesem Licht erscheinen ►

Wolfgang Rill hat Folgendes geschrieben:
Er sieht durch die Glastür ins Vorzimmer zu Christine mit ihrem idiotischen Hintern. Er sieht die Computer und riecht die Deodorants und den synthetischen Geruch der Klimaanlage. Die Abneigung ist inzwischen körperlich. Seit Wochen muss er sich zurück halten, um nicht auf den teuren Nepalteppich unter seinem Schreibsekretär zu kotzen.


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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag09.09.2015 15:32
Kotz auf den Afghan
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Harald,

so meinst du das!
Natürlich werden die Gefühle des Protas in der Geschichte deutlich. Ich bezog sie aber auf die gesamte Situation, das gesamte Umfeld, den Arbeitsstress, die Arbeit am Computer, den Luxus der Klimaanlage, Technik vom Feinsten.

Demgegenüber wünscht sich der Prota ein Leben, wie es schlichter nicht sein könnte, wo er sich wieder lebendig zu fühlen hofft.

Bloß bezog ich das nicht auf die Sekretärin, mit der er einmal schlief.

Mag mich aber auch täuschen.

Liebe Grüße

Muskat
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