18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Schreibübungen Prosa -> Inhalt
Der erste Satz: Als ich wieder aufwachte, war ich tot.

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
odelmann
Schneckenpost


Beiträge: 10



Beitrag06.07.2015 14:10
Der erste Satz: Als ich wieder aufwachte, war ich tot.
von odelmann
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als ich wieder aufwachte, war ich tot.
Ich stand mühsam vom harten Asphaltboden auf. Gwendolin hatte mir in den Bauch geschossen. Ein riesiges Loch klaffte dort, wo sonst bloß mein Bauchnabel gewesen war. Der Marktplatz war leer. Dunkel war es inzwischen auch geworden.
Ich hatte Gwendolin vor zwei Wochen auf einer Party kennengelernt. Die Partygäste waren allesamt übercoole Szenemenschen, die nicht mit mir redeten. Sie schienen auch den anderen Partygästen bloß zuzunicken, zumindest sofern sie genauso verstockt taten.
Ich traf Gwendolin vor den Toiletten, die so voll waren, dass ich im Gang warten musste. Sie bot mir einen Schluck von ihrem Bier an. Ich fand sie sofort sympathisch. Als ich die Toilette wieder verlassen hatte, sah ich Gwendolin an der Bar stehen. „Hast du was dagegen, wenn ich das nächste Bier ausgebe?“, sagte ich. Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Im Laufe des Abends hatten wir es uns zum Ritual gemacht, uns ein Bier zu teilen. Jeder ging abwechselnd einmal zur Bar, um das nächste zu holen und dann reichten wir es verschwörerisch von Hand zu Hand. So hatten wir inmitten der coolen Szene unseren eigenen Club gegründet.
Gwendolin redete fröhlich vor sich hin. Ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, über was sie genau redete. Es war seicht ohne dabei plump zu sein und intelligent ohne dabei hochmütig zu sein. Es war bedeutungsvoll war ohne dabei möchtegerntiefgründig zu sein. All das und dabei hatte sie noch die ganze Zeit das schönste Lächeln im Gesicht. Manchmal lachte sie auch, dabei warf sie sich immer nach vorne sodass sie ihren Körper beinahe gänzlich zu zwei aufeinanderliegenden Hälften zusammenklappte.
Wir tauschten Nummern und schrieben einige Tage hin und her, bis wir uns schließlich zum Abendessen bei ihr trafen. Kurzum – wir redeten die gesamte Nacht und landeten schließlich in ihrem Bett.
Die folgenden Tage verbrachten wir auch genau dort. Wir aßen, sahen Filme und schliefen miteinander. Ab und zu gingen wir auch nach draußen, um das Nötigste zu besorgen und uns kurz zu vergewissern, dass die Außenwelt noch existierte.
Schließlich wollte Gwendolin gerne auch meine Wohnung einmal sehen. Ich hatte das immer tunlichst vermeiden wollen, weil meine Wohnung dermaßen unaufgeräumt war, dass sie wahrscheinlich sofort rückwärts wieder hinausgerannt wäre. Mir war aber klar, dass ich nicht für immer in Gwendolins Bett liegen konnte und dass sie mit Sicherheit auch einmal zu mir nach Hause wollte. Ich sah, dass sie langsam misstrauisch wurde. „Hast du gar keine Wohnung oder was?“, fragte sie und lachte dabei. Ihr Lachen war aber zu nervös, als dass man ihren hinter einem Witz versteckten Verdacht hätte übersehen können.
Also nahm ich sie mit zu mir. Sie schien sich nicht an den herumliegenden Kleidungsstücken zu stören. Die benutzen Teller in der Küche überzog eine flaumige Schicht, was nach der ganzen Zeit, die ich nicht da gewesen war, aber auch nicht verwunderlich war. Gwendolin lief interessiert in der Wohnung herum und sah sich alles an. Wir legten uns in mein Bett, auf das die letzte Morgensonne schien.
Plötzlich hörten wir im Flur ein Klappern. Dann ging die Wohnungstür auf. „Ich dachte du wohnst alleine?“, sagte Gwendolin. „Ich wohne auch alleine!“, sagte ich erschrocken. Ich lag wie versteinert im Bett.
Ein Typ und eine Frau liefen mit großen Taschen in mein Schlafzimmer. Sie schienen genauso erschrocken über uns zu sein wie wir über sie. Dieser erste Schreckmoment hielt aber nicht lange. Der Typ zog einen langen Stock oder ein Brecheisen, so genau konnte ich es schon nicht mehr sehen, aus seiner Tasche und ging damit auf uns los. Gwendolin und ich rannten nach draußen.
Wir konnten hören, wie die zwei uns folgten. Die zwei Einbrecher jagten uns quer durch das gesamte Stadtviertel. Gwendolin und ich rannten so schnell wir konnten, manchmal zog ich sie hinter mir her, manchmal sie mich.
Nach einer Weile hatten wir sie abgeschüttelt. Außer Puste standen wir mit den Händen in die Seiten und auf die Knie gestützt auf dem kleinen Marktplatz.
„Wer war das?“, fragte Gwendolin.
„Ich habe keine Ahnung.“
Ich schüttelte den Kopf über das merkwürdige Zusammentreffen mit den Einbrechern. Gwendolin kniff die Augen zusammen.
„Bist du sicher?“, sagte sie.
„Ja, natürlich bin ich sicher, was soll das denn heißen?“, sagte ich.
„Ich meine ja nur, du wolltest die ganze Zeit nicht, dass ich mit zu dir nach Hause komme und dann tauchen plötzlich zwei so obskure Gestalten auf und jagen uns aus deiner Wohnung?“
„Oh Mann Gwen, wieso sollte ich denn irgendwen bitten uns aus meiner eigenen Wohnung zu schmeißen?“
„Was weiß ich! Weil du mich halt nicht dahaben willst? Oder war das gar nicht deine Wohnung? Und die Leute, die uns da grad gejagt haben, haben das deshalb weil zwei Fremde in ihrem Bett lagen?“
„Nein, du musst mir glauben, das ist ganz sicher meine Wohnung und ich habe keine Ahnung wer diese Leute waren. Wahrscheinlich haben die gesehen, dass ich länger nicht da war und dachten sie könnten sicher Beute machen. Die haben sich einfach nur erschreckt, dass doch jemand da war!“
„Ich glaube du lügst“, sagte Gwendolin.
„Wieso sollte ich dich denn anlügen?“
„Oder wohnst du gar nicht alleine? War die Frau deine Freundin? Hat die uns deswegen die Straße runtergejagt?“
„Das wird alles immer verquerer, was du dir da ausdenkst! Ich habe keine Freundin außer dir, ich kenne die Leute nicht und ich habe keine Ahnung wieso die uns hier rumgejagt haben. Das waren wahrscheinlich einfach ziemlich unerfahrene Einbrecher. Jetzt glaub mir doch!“
„Nee, ich glaub dir nicht“, sagte Gwendolin.
Sie zog eine Pistole hinter ihrem Rücken hervor und schoss mir in den Bauch.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Viktoriaschreibt
Gänsefüßchen
V


Beiträge: 35



V
Beitrag17.07.2015 20:47

von Viktoriaschreibt
Antworten mit Zitat

Hallo,
deine Geschichte ist toll. Trotzdem, denn darum geht es ja hier, sage ich dir gerne die Dinge die mir aufgefallen sind...
In deinem Text sind viele "hatte" und "waren" verarbeitet. Vielleicht kannst du diese durch Verben ersetzen. Wenn du dann noch versuchst aktiver zu schreiben, mehr im Kopf deines Protagonisten zu sein und aus seinen Augen zu sehen und mit seinem Herzen zu fühlen, nicht zu beschreiben sondern zu erleben, dann grenzt dein Text schon fast an Perfektion. Aber wie immer ist Schreiben Geschmackssache. Ich versuche trotzdem anhand deiner ersten paar Sätze aufzuzeigen, wie ich es machen würde...

Benommen betastete ich meinen Bauch. Höllenschmerzen! Scheiße! Alles voller Blut. "Gwendolin", stöhnte ich. Es tat so weh. Ich bekam kaum Luft. Der Marktplatz war leer, alles schon in Dunkelheit gehüllt. "Hilfe", rief ich. Ich brauchte dringend Hilfe. Was tat sie mir nur an?

Ich lernte Gwendolin vor zwei Wochen kennen, in meinem Lieblingsclub. Zweifellos die bezauberndste Frau, die ich je kennenlernte. Ich kämpfte mich zu den Toiletten durch. Überfüllt wie immer, wartete im Flur, bis ich an die Reihe kam. Sie bot mir ihr Bier an, schien ebenfalls auf ihre Gelegenheit sich erleichtern zu können zu warten. Die Frau hatte Humor! Ich musste dringend pissen und sie bot mir etwas zu trinken an. Definitiv das letzte was ich jetzt brauchte. Dennoch, ich fand sie auf Anhieb sympathisch.

Als ich das Pissoir verließ, suchte ich den halben Club nach dieser Frau ab. Endlich! Da stand sie! „Hast du was dagegen, wenn ich das nächste Bier ausgebe?“, sagte ich. Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Alles wirkte sehr vertraut, das bestätigte sich, als sie mich aus ihrem Bier trinken ließ, weil ich meines schon leer hatte. Wir reichten es uns fast verschwörerisch von Hand zu Hand. So gründeten wir inmitten der coolen Szene unseren eigenen Club. Gwendolin schien eine fröhliche, vor allem gesprächige Person. Ich hatte eine Frau noch sie so viel reden hören. Trotzdem, ich erinnere mich kaum, was sie sagte. Alles an ihr, war so imposant, dass meine Aufmerksamkeit mehr von ihren Lippen in Bann gezogen wurde, als von dem was sie sagte....
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 847
Wohnort: Hamburg


Beitrag18.07.2015 10:34
Konflikt
von Rodge
Antworten mit Zitat

Moin, moin,

guter Text, allerdings habe ich ein Problem mit dem zentralen Konflikt. Ich glaube ihn nicht (sollte es so Richtung Phantasy oder Traumreise gehen, liegt das dann vermutlich an meinem Unverständnis dafür). Es kommen Einbrecher, die verfolgen die beiden durch die halbe Stadt...

Das alles wäre sehr untypisch für Einbrecher...oder übersehe ich hier was?

Grüße
Rodge
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
oliver.bart
Geschlecht:männlichWortedrechsler
O

Alter: 41
Beiträge: 51
Wohnort: Trier


O
Beitrag28.07.2015 15:01

von oliver.bart
Antworten mit Zitat

Ja, ich bin auch über die Sache mit den Einbrechern gestolpert
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
odelmann
Schneckenpost


Beiträge: 10



Beitrag12.08.2015 16:07

von odelmann
pdf-Datei Antworten mit Zitat

oh mann, ich hab völlig vergessen, dass ich das ja hier reingestellt hatte.

danke für eure kommentare!

ja, das mit den einbrechern habe ich auch nicht so richtig geglaubt und gwendolin offensichtlich auch nicht...
ich wollte was traumartig-groteskes schreiben, weil das das erste war, was mir bei "als ich wieder aufwachte war ich tot" eingefallen war. passiert einem ja nicht so oft, dass man mit loch im bauch aufsteht. und da dachte ich...wieso nicht sich merkwürdig verhaltende einbrecher und eine frau mit pistole...ich weiß auch nicht Shocked

den tipp mit der direkteren erzählweise werde ich mir auch mal für mein anderes geschreibe merken, danke veronika!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Schreibübungen Prosa -> Inhalt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Feedback
Ich wusste nichts
von Tisssop
Tisssop Feedback 2 17.04.2024 10:48 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Wieder auf Null
von dyfso
dyfso Feedback 0 14.04.2024 21:51 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Glücksritter
von Peter Hort
Peter Hort Werkstatt 0 14.04.2024 12:42 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Kuss
von Ella_Cross
Ella_Cross Einstand 12 12.04.2024 21:36 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Check-In (Wer ich bin)
von Ella_Cross
Ella_Cross Roter Teppich & Check-In 4 12.04.2024 21:33 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von MT

von Gefühlsgier

von Einar Inperson

von madrilena

von Jenni

von Jarda

von Einar Inperson

von Gefühlsgier

von Mogmeier

von Ralphie

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!