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Die Tote im Stadtwald


 
 
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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag29.07.2015 23:19

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Teil drei. Noch einmal: Die Tote

Inzwischen trafen die Kriminaltechniker ein. Mit der Bemerkung: „Nichts Verwertbares“ gaben sie den Fundort schon nach wenigen Augenblicken frei für die beiden Kriminalisten, die immer noch in gehörigem Abstand warteten. Werner fingerte nach seiner Brille und beugte sich tief über die Leiche, als wolle er die Witterung des toten Wesens aufnehmen. So betrachtete er jeden Zentimeter der Frau, zog sich die Handschuhe über, drehte und wendete die Handgelenke, schüttelte den Kopf, untersuchte nochmals die Arme, nickte kurz und wandte sich den Fesseln an den Beinen zu. Finger beobachtete sein Treiben aus der Ferne. Es kostete ihn erhebliche Mühe, sein Frühstück bei sich zu behalten, er mochte den fragilen Erfolg nicht durch allzu große Nähe zu dem toten Körper gefährden.
Endlich stand Werner wieder auf. Er streifte die Handschuhe ab, warf sie in die Mülltüte der Techniker und verstaute seine Brille.
„Die Dame trägt ja ein Tuch um die Lenden. Nicht erwähnenswert, Herr Finger? Dann schreiben sie mal auf: Fesseln Sisal, acht Millimeter, gibt’s in jedem Baumarkt. Keine Spuren, die darauf schließen lassen, dass sie sich gegen die Fixierung gewehrt hätte. Wahrscheinlich sediert, ehe sie zu Tode kam. Was der Täter da gespritzt hat sagt uns der Onkel Doktor, wo bleibt der überhaupt? Jedenfalls fand ich da eine Injektion, rechter Arm, intravenös. Und sie schien damit einverstanden zu sein. Haben sie das, Finger? Und vergessen Sie den Lendenschurz nicht.“
Der junge Mann antwortete mit einem undeutlich-verwaschenen „Ja.“ Werner setzte die Brille wieder auf, sah Finger aus nächster Nähe ins grüne Gesicht und meinte dann: „Mach dir nichts draus. Geht den meisten so bei der ersten Leiche. Gibt sich mit der Zeit.“
Das tröstete offensichtlich nicht besonders. „Was wollen wir noch hier?“, fragte Finger mit leidender Stimme.
„Wenn die Technik soweit ist knüpperst Du die Stricke von den Bäumen, damit wir sie umdrehen können. Der Pathologe findest das bestimmt gut.“
Finger stöhnte.
„Musst ja nicht hinsehen“, ergänzte Werner.
Der Gerichtsmediziner grüßte schon von Weitem. „Ha, Werner, du mal wieder. Was weißt Du denn schon?“
„Schwätz nicht, Gernot, mach deine Arbeit.“ Werner lachte. Keine fünf Minuten später fragte er schon nach Ergebnissen. Doch Gernots gute Laune schien verflogen.
„Das geht doch gar nicht, bei der Affenhitze“, murmelte er und ergänzte laut: „Todesursache kann ich dir erst sagen, wenn ich sie auf dem Tisch habe. So, mal rumdrehen.“
Werner half, die Leiche auf die rechte Seite zu wälzen. Darunter kam ein feuchter Fleck zum Vorschein, im Bereich von Hüfte und Oberschenkel.
„Kannst du das sehen?“, fragte Gernot. Werner kramte die Brille wieder hervor und beugte sich tief hinab. Dann winkte er nach den Technikern, die von dem feuchten Erdreich etwas einpacken sollten, „bevor der unbarmherzige Stern das alles eintrocknet.“ Dann nuschelte er noch, dass es sich jedenfalls nicht bloß um Blut handele, was da versickert, und stemmte sich hoch.
„Na, Finger, sehen sie noch irgendwas, das den Ort zum Tatort qualifizierte? Nicht? Sehen sie, da stehen wir also doch nur am Fundort. Was unsere Arbeit nicht einfacher macht. Keine Hinweise auf die Identität der Toten, den Tatort, die Todesursache, wir haben nichts. Nur die Leiche. Also, gehen wir.“
Werner griff sich die Leine seines Labradors, der lammfromm an der Absperrung auf ihn wartete, und lief los in Richtung Waldrand. Hinter ihnen harrte der tote Körper des Abtransports.

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Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag30.07.2015 13:32

von rieka
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Hallo PS,
ich gebe mal kurz Laut, ich lese weiter mit, lese gern mit. Respekt für deine vielseitige Schreibe.
Den leicht sarkastischen Ton kenne ich von dir, das Metier nicht.
Es gefällt mir, wie du Werner zeichnest, einige seiner Charakterzüge finde ich eher fies, sehr von oben herab, statt souverän. Trotzdem kommt er nicht komplett unsympathisch rüber. Ich gehe davon aus, dass das von dir beabsichtigt ist.  
Deinen Schreibstil finde ich leicht und flüssig zu lesen. Teilweise, weil mir deine Bilder vertraut sind – scheint altersabhängig zu sein.  
In Detailkritik bin ich nicht gut, ich nehme manches gar nicht wahr, weil ich, glaube ich, wenig fachlich lese, sondern eher intuitiv. Die Regeln, show, don’t tell, oder die Beachtung der Erzählperspektiven habe ich noch nicht ausreichend internalisiert, kann dir also hier nicht dienen, indem ich darauf mit darauf aufmerksam mache. Das machen die Youngsters hier besser.
Trotzdem ein paar Versuche.
Zitat:
Und bitte nicht näher treten als das sie liegt, bis die Technik hier eintrifft.“
Diese Formulierung lässt mich, auch wenn ich die Aussage verstehe, etwas ratlos zurück.
Zitat:
Es kostete ihn erhebliche Mühe, sein Frühstück bei sich zu behalten, er mochte den fragilen Erfolg nicht durch allzu große Nähe zu dem toten Körper gefährden.
Den Satz musste ich zweimal lesen, um ihn zu ordnen. Einen Fehler in der Satzstellung habe ich nicht gefunden, trotzdem hat’s gehakt.
Zitat:
„Wenn die Technik soweit ist knüpperst Du die Stricke von den Bäumen, damit wir sie umdrehen können.
Hier eine kleine Korinthe. Das DU kannst du klein schreiben, sprichst ihn ja an, schreibst ihm nicht.
Zitat:
Der Gerichtsmediziner grüßte schon von Weitem.
Wird ich diesem Fall von weitem wirklich groß geschrieben?

Ich bin gespannt, wie deine Geschichte weitergeht. Ich habe auch schon eine Fantasie. Mal sehen, ob an ihr was dran ist.
LG rieka
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Tape Dispenser
Geschlecht:männlichEselsohr
T


Beiträge: 272



T
Beitrag30.07.2015 17:06

von Tape Dispenser
Antworten mit Zitat

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Teil drei. Noch einmal: Die Tote

Inzwischen trafen die Kriminaltechniker ein. Mit der Bemerkung: „Nichts Verwertbares“ gaben sie den Fundort schon nach wenigen Augenblicken frei für die beiden Kriminalisten, die immer noch in gehörigem Abstand warteten. Werner fingerte nach seiner Brille und beugte sich tief über die Leiche, als wolle er die Witterung des toten Wesens aufnehmen(Wesen wirkt für mich hier weder ironisch  noch lustig sondern unpassend. Die Frau ist ja keine Amöbe oder ein Tier). So betrachtete er jeden Zentimeter der Frau, zog sich die Handschuhe über, drehte und wendete die Handgelenke, schüttelte den Kopf, untersuchte nochmals die Arme, nickte kurz und wandte sich den Fesseln an den Beinen zu. Finger beobachtete sein Treiben aus der Ferne. Es kostete ihn erhebliche Mühe, sein Frühstück bei sich zu behalten, er mochte den fragilen Erfolg(Das klingt mir auch zu gesucht,dieser Ausdruck: fragiler Erfolg. ) nicht durch allzu große Nähe zu dem toten Körper gefährden.
Endlich stand Werner wieder auf. Er streifte die Handschuhe ab, warf sie in die Mülltüte der Techniker und verstaute seine Brille.
„Die Dame (Auch "die Dame" wirkt auf mich hier nicht passend. )trägt ja ein Tuch um die Lenden. Nicht erwähnenswert, Herr Finger?(jetzt kommt der Schulmeister wieder raus) Dann schreiben sie mal auf: Fesseln Sisal, acht Millimeter, gibt’s in jedem Baumarkt. Keine Spuren, die darauf schließen lassen, dass sie sich gegen die Fixierung gewehrt hätte. Wahrscheinlich sediert, ehe sie zu Tode kam. Was der Täter da gespritzt hat sagt uns der Onkel Doktor(den Onkel Doktor finde ich hier auch ziemlich unpassend.), wo bleibt der überhaupt? Jedenfalls fand ich da eine Injektion, rechter Arm, intravenös. Und sie schien damit einverstanden zu sein. Haben sie das, Finger? Und vergessen Sie den Lendenschurz nicht.“(Ich sehe hier eigentlich gar nicht so viel Anzeichen, dass Finger der Depp ist, als den Werner ihn ständig hinstellt.)
Der junge Mann antwortete mit einem undeutlich-verwaschenen „Ja.“ Werner setzte die Brille wieder auf, sah Finger aus nächster Nähe ins grüne Gesicht und meinte dann: „Mach dir nichts draus. Geht den meisten so bei der ersten Leiche. Gibt sich mit der Zeit.“
Das tröstete offensichtlich nicht besonders. „Was wollen wir noch hier?“, fragte Finger mit leidender Stimme.
„Wenn die Technik soweit ist knüpperst Du die Stricke von den Bäumen, damit wir sie umdrehen können. Der Pathologe findest das bestimmt gut.“
Finger stöhnte.
„Musst ja nicht hinsehen“, ergänzte Werner.
Der Gerichtsmediziner grüßte schon von Weitem. „Ha, Werner, du mal wieder. Was weißt Du denn schon?“
„Schwätz nicht, Gernot, mach deine Arbeit.“ Werner lachte. Keine fünf Minuten später fragte er schon nach Ergebnissen. Doch Gernots gute Laune schien verflogen.
„Das geht doch gar nicht, bei der Affenhitze“, murmelte er und ergänzte laut: „Todesursache kann ich dir erst sagen, wenn ich sie auf dem Tisch habe. So, mal rumdrehen.“
Werner half, die Leiche auf die rechte Seite zu wälzen. Darunter kam ein feuchter Fleck zum Vorschein, im Bereich von Hüfte und Oberschenkel.
„Kannst du das sehen?“, fragte Gernot. Werner kramte die Brille wieder hervor und beugte sich tief hinab. Dann winkte er nach den Technikern, die von dem feuchten Erdreich etwas einpacken sollten, „bevor der unbarmherzige Stern das alles eintrocknet.“ Dann nuschelte er noch, dass es sich jedenfalls nicht bloß um Blut handele, was da versickert, und stemmte sich hoch.
„Na, Finger, sehen sie noch irgendwas, das den Ort zum Tatort qualifizierte? Nicht? Sehen sie, da stehen wir also doch nur am Fundort. Was unsere Arbeit nicht einfacher macht. Keine Hinweise auf die Identität der Toten, den Tatort, die Todesursache, wir haben nichts. Nur die Leiche. Also, gehen wir.“
Werner griff sich die Leine seines Labradors, der lammfromm an der Absperrung auf ihn wartete, und lief los in Richtung Waldrand. Hinter ihnen harrte der tote Körper des Abtransports.


Insgesamt finde ich deinen Werner nicht besonders sympathisch. Er behandelt Finger sehr von oben herab, spricht Finger mit Nachnamen an, um ihn im nächsten Moment wieder zu duzen, so als ob er sein Vater wäre.
Die Dialoge finde ich nun auch nicht gerade besonders prickelnd:

 
Zitat:
„Ha, Werner, du mal wieder. Was weißt Du denn schon?“ „Schwätz nicht, Gernot, mach deine Arbeit.“


Insgesamt hast du bei deiner Konstellation Werner / Finger zu sehr die Finger am Infodump Abzug. Fingers Unerfahrenheit dazu zu benutzen, dem Leser Werners Monologe, oder besser gesagt  sein "Dozieren" um die Ohren zu hauen, liest sich sehr zäh, finde ich.
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ZatMel
Eselsohr
Z


Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag30.07.2015 19:30

von ZatMel
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Hallo Papa Schlumpf,
Gerne lese ich weiter. Ich fand die ersten beiden Teile schöner und flüssiger. Was daran liegt, dass mir die Vorgehensweise der "Technik" nicht gefällt. In nem Wald braucht die Technik nicht nur ein paar Augenblicke, sondern bei ner Leiche sehen die sich alles an. Die Bäume, den Boden, evtl. Schleifspuren, den Zufahrtsweg, etc., und machen Fotos. Der Mediziner kommt dann und geht an den Körper, sichert Hände und Füsse mit Papiertüten. Der Kommissar sieht sich währenddessen um. Und geht dann an den Körper. (Infoquelle: für eine Filmrecherche mit der Frankfurter Kripo durchgesprochen und von ihr betreut)
Was ich schade finde: du hättest Werners durch jahrelange Erfahrung einbauen, seine Schrulligkeit zeigen können.
Finger gefällt mir besser.
Und Werner finde ich nicht unsympathisch, könnte in dieser Szene tiefer sein.
Das war es! Ich hoffe, ich war nicht allzu kritisch. Ich freue mich darauf ob und wie es weitergeht Smile
(Entschuldige bitte Format- und Rechtschreibfehler, die ich nicht gesehen habe. Laptop is im Büro, Tablett leer und Handydisplay klein. Hab noch einen schönen Abend! LG)
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Sissi Fuß
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 385
Wohnort: zwischen vielen Büchern


Beitrag30.07.2015 19:58

von Sissi Fuß
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Hallo, Papa Schlumpf,
da hat Zatmel Recht. Das ist mir in Teil drei auch aufgefallen. Da wird großräumig abgesperrt, Polizeiautos stehen rum. Da ist richtig was los im Stadtwald an so einem Fundort und das hätte schon so sein müssen, als die beiden Polizisten eintrafen, nicht nur der Pilze suchende Einzelkämpfer mit Absperrband in der Tasche. Auch das Abknüppern der Stricke (das ist ein überraschend hessischer Ausdruck!) sollte man vielleicht der Spusi überlassen. Und in der Armbeuge müsste eine Injektionsstelle oder alternativ besser eine Einstichstelle zu sehen sein. Ob etwas injiziert wurde, weiß man erst nach der Obduktion.


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Papa Schlumpf
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Beitrag02.08.2015 23:41

von Papa Schlumpf
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Hallo, Mitleser, da will ich mal wieder.
@Rieka, ich freue mich, dass Du dranbleiben willst, hoffe, nicht zu enttäuschen. Zu den Details: "nicht näher treten, als das sie liegt" ist ein Zitat, Emil Steinberger, Polizeihauptwache. Die Sache mit dem Frühstück muss nochmal durch den Wolf, um sie verdaulicher zu gestalten, Satzstellung und -länge werden Federn lassen müssen. Für das Du danke ich sehr, das passiert mir immer noch (wie auch ein kleines sie) und ich überlese es prompt. Das Weite gehört zu den Hassregeln der Neuen Deutschen Rechtschreibung. "von weitem" klein, die Weite groß. R48 gehört zu den von mir am meisten frequentierten Regeln im Duden. Musste eben wieder nachsehen. Trotzdem nochmals Danke.
@Tape Dispenser, auch an Dich meinen Dank. Wenn ich auch Deine Auffassung von Wesen nicht teile. Auch Frauen gehören zu den Lebewesen. (Bei Männern kann man geteilter Meinung sein.) Insofern gab es an dieser Stelle nichts zu lachen. Auch Deine zweite Bemerkung kann ich nicht richtig nachvollziehen, weil fragil zu meinem ganz normalen Wortschatz gehört fällt mir das auch nicht auf. Klingt aber besser als "zerbrechlich". Du bestätigst ziemlich genau meine Intention, der Einduck soll etwa so entstehen. Den lockeren Ton zwischen den Leuten, die das schon länger machen, findest Du übrigens auch bei Chirurgen im OP. Lässt Du das Elend allzu nah an Dich heran, so zerbrichst Du daran. also schiebst Du es von Dir, sei es mit lockerem Ton. Übrigens unterhalten sich Samuel L. Jackson und John Travolta auf dem Weg zum Auftragsmord über Hamburger (Pulp Fiction), und diese Sequenz schrieb Filmgeschichte. Trotzdem, Deine Einwürfe fand ich sehr wertvoll, was die Rezeption betrifft, und ein paar Schwächen vermute ich doch dank Deines Kommentars. Mal sehn, was wir drehn ...
Hallo, @ZatMel, diese wunderbare Recherche blieb mir verwehrt, ich muss also die Technik vor schicken. Das gibt Arbeit. lässt sich aber noch einbauen.  Der gewöhnliche Auflauf an Maschinen, Fahrzeugen und Leuten findet aber sicher keine Schilderung. Das kann nur eine Information werden, weil die Leute an sich ohne Funktion bleiben (in der Story), aber danke, ich muss da noch mal ran. Dass Werner hier seine Schrulligkeit nicht auslebt liegt vielleicht daran, dass er zu sehr Profi ist, um Schwäche zu zeigen, ich weiß nicht. Aber richtig knusper kommt er auch nicht rüber, finde ich. Also, noch einmal Danke, heftiger Hinweis, im nächsten Teil noch nicht berücksichtigt.
Liebe Frau @Sissi Fuß, Du liegst ja so richtig, soll aber alles so sein. Und die Einstichstelle kaufe ich unbesehen (auch mir fällt mitunter nicht die rechte Vokabel ein, trotz intensiver Suche). Vielen Dank, gleich kommt die nächste Lieferung ...
Papa Schlumpf


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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag02.08.2015 23:43

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Teil 4: Wer mag sie sein?

Zurück im Kommissariat ließ Werner seinen jungen Kollegen die Situation am Fundort schildern und fragte dann: „Hat jemand eine Idee?“ Allgemeine Ratlosigkeit.
„Ich mache mich mal an die Vermisstenanzeigen“, schlug Finger vor.
„Eins zu tausend, wenn es gut läuft.“ Werner schien wenig begeistert. „Aber vielleicht lacht uns ja das Glück sein holdes Lachen und wir müssen nicht erst drei Tage warten, bis jemandem auffällt, dass die Dame irgendwie nicht mehr auftaucht.“ Damit verschwand er in seiner Kammer.
Er griff nach dem Telefon. „Hör mal“, sagte er dem Gerät, „ich scanne grad ein Foto ein, ich brauche einen Namen und den zugehörigen Wohnort.“
„Werner, ich weiß, dass du unheimlich was gut hast bei mir, aber das geht nicht“, kam aus dem Hörer zurück.
„Und ich weiß, dass wir uns damit jenseits der Legalität bewegen. Deshalb stelle ich auch keine offizielle Anfrage. Aber die Dame wird sich nicht mehr beschweren, definitiv. Die redet nur noch mit dem Pathologen, aber auch da scheint es Kommunikationsschwierigkeiten zu geben. Ichbrauche irgendeinen Ansatz, sonst sitze ich tagelang rum. Und der böse Bube verschwindet derweil.“
„O. K., weil du es bist, schick das Foto rüber, ich kann‘s mir ja mal ansehen, aber …“
„Ich mache keinen offiziellen Gebrauch, kannst dich auf mich verlassen. Aber dann weiß ich wenigstens, wo ich die jungen Leute suchen lassen kann. Kommt das Foto?“
„Baut sich grad auf. Warte mal … Das gibt’s doch nicht … Was ist denn das?“
„Kann ich dir irgendwie helfen oder hilfst du mir?“
„Ich komme rüber. Ich kenne deine Tote.“
Der Mann vom Personenstandswesen, Dieter mit Namen, wirkte seltsam verstört, als er das Büro des Kommissariats betrat. Grußlos durchquerte er den Raum und verschwand in Werners Kemenate. Drei Menschen sahen sich irritiert an.
„Die …, also, vor zwei, drei Wochen besuchte sie mich. Wegen Hochzeit, damit sie eine legale Samenspende bekommt.“
Jetzt pflanzte sich auch in Werners mentale Verfassung eine gewisse Irritation.
„Entschuldige, Dieter, Dir geht es gut? Alles in Ordnung?“
„Ja, ja, nein, das, … ich weiß nicht, … und die ist jetzt tot?“
„Zumindest fand heute früh ein Wachtmeister, nein, ein Polizeiobermeister ihre Leiche im Stadtwald. Ob sie auch tot ist ergibt dann die Obduktion.“
„Deinen merkwürdigen Humor in Ehren, aber auf mich wirkt das alles sehr verwirrend.“
„Die Dame also weilte schon vor zwei oder drei Wochen in Deinen Gemächern?“
„Ja.“
„Da dort ein, sagen wir, reger Besucherverkehr herrscht, weshalb erinnerst Du Dich gerade an sie? Sie besitzt keine außergewöhnlichen Reize …“
„Was glaubst Du, wie oft jemand seinen Ehewunsch damit begründet, legal zu künstlicher Schwangerschaft kommen zu wollen?“
„Zumindest dem Personenstandssachbearbeiter sagen das wohl die wenigsten. Gebe ich zu.“
„Außerdem stellte sie mir noch ihre Braut vor.“
„Ihre Braut?“ Werner glaubte an einen Irrtum. „Ich sehe vielleicht nicht mehr so besonders, aber das Gehör arbeitet einwandfrei. Ihre Braut?“ Das Personalpronomen versah er dabei mit besonderer Betonung.
„Du hörst schon richtig. Ihre Braut. Etwas ungewöhnlich, aber die dürfen ja heiraten.“
„Na prima. Die homosexuelle Tote wollte also heiraten. Das nenne ich einen riesen Haufen Scheiße! Konnte es nicht ein einfaches Opfer sein? Aber nein, jetzt hängen mir die Feministinnen am Hacken und die Schwulen auch noch! Kannst Du mir wenigstens noch den Namen verraten? Alles andere geht dann über die offiziellen Wege.“ Werner wirkte plötzlich müde und sackte auf seinem Sessel zusammen.
Noch bevor Dieter antworten konnte riss Finger die Tür auf, und ehe es Werner gelang, sich soweit aufzuraffen, ihn deshalb anzubrüllen rief er: „Toni Singer!“ in das Kämmerlein.
„Ja“, bestätigte Dieter, „so heißt, also, so hieß sie.“ Damit verabschiedete er sich.
„Schon vermisst gemeldet?“, wollte Werner von seinem jungen Mitarbeiter wissen.
„Nein, aber sie ziert unsere Kartei. Na ja, nun nicht mehr.“
„Unter den sündigen Seelen trägt ein Karteiblatt ihren Namen?“
„Nichts besonderes, sie pflegte eine Hanfpflanzung erheblichen Umfanges auf ihrem Balkon.“
„Gott sei Dank, kiffen gehört noch immer zum verbotenen Zeitvertreib. Sonst müsste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich auf den Namen komme.“
Langsam straffte sich der alte Kommissar und stand auf.
„So, Finger, dann wollen wir mal. Dienstbeflissen, wie ich sie einschätze, steht auf dem Zettel in ihrer Hand mindestens eine Adresse.“
„Ich lasse mich nicht als dienstgeil bezeichnen“, protestierte Finger.
„Das entspräche nicht dem Inhalt meiner Worte, wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen. Es gibt da schon noch einen Unterschied zwischen ‚geil‘ und ‚beflissen‘. Aber: Sie kennen die Adresse.“ Finger nickte. „Und die wollen wir jetzt besuchen, und der Technik sagen wir auch gleich Bescheid“, ergänzte Werner. „Also?“
„Also was?“ Auf Fingers Gesicht spiegelte sich totales Unverständnis.
„Die Adresse, Herr Finger, die Adresse.“
„Ach so, ja, äh“, Finger versuchte schnell, seine Notiz zu entziffern, was sich offenbar recht schwierig gestaltete. „Brendelweg 13“, sagte er dann.

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EWJoe
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Alter: 65
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E
Beitrag03.08.2015 00:56

von EWJoe
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Servus P.S.

Krimis sind zwar nicht mein bevorzugtes Genre, aber warum auch nicht. Die letzten drei Teile sind schon recht gut durchbesprochen.
Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Teil 4: Wer mag sie sein?

Zurück im Kommissariat ließ Werner seinen jungen Kollegen die Situation am Fundort schildern und fragte dann: „Hat jemand eine Idee?“ Allgemeine Ratlosigkeit.
„Ich mache mich mal an die Vermisstenanzeigen“, schlug Finger vor.
„Eins zu tausend, wenn es gut läuft.“ Werner schien wenig begeistert. „Aber vielleicht lacht uns ja das Glück sein holdes Lachen und wir müssen nicht erst drei Tage warten, bis jemandem auffällt, dass die Dame irgendwie nicht mehr auftaucht.“ Damit verschwand er in seiner Kammer. lacht holdes Lachen ist eine unschöne Wortwiederholung, auch wenn es in der direkten Rede vorkommt. Viellecht ist es aber nur Geschmacksache.
Er griff nach dem Telefon. „Hör mal“, sagte er dem Gerät, „ich scanne grad ein Foto ein, ich brauche einen Namen und den zugehörigen Wohnort.“ sagte er dem Gerät, das wirft mich aus der Lesekurve.
„Werner, ich weiß, dass du unheimlich was gut hast bei mir, aber das geht nicht“, kam aus dem Hörer zurück.
„Und ich weiß, dass wir uns damit jenseits der Legalität bewegen. Deshalb stelle ich auch keine offizielle Anfrage. Aber die Dame wird sich nicht mehr beschweren, definitiv. Die redet nur noch mit dem Pathologen, aber auch da scheint es Kommunikationsschwierigkeiten zu geben. Ichblankbrauche irgendeinen Ansatz, sonst sitze ich tagelang rum. Und der böse Bube verschwindet derweil.“
„O. K., weil du es bist, schick das Foto rüber, ich kann‘s mir ja mal ansehen, aber …“
„Ich mache keinen offiziellen Gebrauch, kannst dich auf mich verlassen. Aber dann weiß ich wenigstens, wo ich die jungen Leute suchen lassen kann. Kommt das Foto?“ Welche jungen Leute? Vielleicht habe ich was überlesen?
„Baut sich grad auf. Warte mal … Das gibt’s doch nicht … Was ist denn das?“
„Kann ich dir irgendwie helfen oder hilfst du mir?“
„Ich komme rüber. Ich kenne deine Tote.“
Der Mann vom Personenstandswesen, Dieter mit Namen, wirkte seltsam verstört, als er das Büro des Kommissariats betrat. Würde ich knapper formulieren. Grußlos durchquerte er den Raum und verschwand in Werners Kemenate. Kemenate ist hier mMn ein unpassender Begriff. Drei Menschen sahen sich irritiert an. Würde ich anders formulieren.
„Die …, also, vor zwei, drei Wochen besuchte sie mich. Wegen Hochzeit, damit sie eine legale Samenspende bekommt.“
Jetzt pflanzte sich auch in Werners mentale Verfassung eine gewisse Irritation. Würde ich anders formulieren.
„Entschuldige, Dieter, Dir geht es gut? Alles in Ordnung?“
„Ja, ja, nein, das, … ich weiß nicht, … und die ist jetzt tot?“
„Zumindest fand heute früh ein Wachtmeister, nein, ein Polizeiobermeister ihre Leiche im Stadtwald. Ob sie auch tot ist ergibt dann die Obduktion.“
„Deinen merkwürdigen Humor in Ehren, aber auf mich wirkt das alles sehr verwirrend.“
„Die Dame also weilte schon vor zwei oder drei Wochen in Deinen Gemächern?“
„Ja.“
„Da dort ein, sagen wir, reger Besucherverkehr herrscht, weshalb erinnerst Du Dich gerade an sie? Sie besitzt keine außergewöhnlichen Reize …“
„Was glaubst Du, wie oft jemand seinen Ehewunsch damit begründet, legal zu künstlicher Schwangerschaft kommen zu wollen?“
„Zumindest dem Personenstandssachbearbeiter sagen das wohl die wenigsten. Gebe ich zu.“
„Außerdem stellte sie mir noch ihre Braut vor.“
„Ihre Braut?“ Werner glaubte an einen Irrtum. „Ich sehe vielleicht nicht mehr so besonders, aber das Gehör arbeitet einwandfrei. Ihre Braut?“ Das Personalpronomen versah er dabei mit besonderer Betonung. Da ist der gute Werner ein bisschen begriffstutzig. Passt mMn nicht zu einem klugen Ermittler.
„Du hörst schon richtig. Ihre Braut. Etwas ungewöhnlich, aber die dürfen ja heiraten.“
„Na prima. Die homosexuelle Tote wollte also heiraten. Das nenne ich einen riesen Haufen Scheiße! Konnte es nicht ein einfaches Opfer sein? Aber nein, jetzt hängen mir die Feministinnen am Hacken und die Schwulen auch noch! Kannst Du mir wenigstens noch den Namen verraten? Alles andere geht dann über die offiziellen Wege.“ Werner wirkte plötzlich müde und sackte auf seinem Sessel zusammen.
Noch bevor Dieter antworten konnte riss Finger die Tür auf, und ehe es Werner gelang, sich soweit aufzuraffen, ihn deshalb anzubrüllen rief er: „Toni Singer!“ in das Kämmerlein.
„Ja“, bestätigte Dieter, „so heißt, also, so hieß sie.“ Damit verabschiedete er sich.
„Schon vermisst gemeldet?“, wollte Werner von seinem jungen Mitarbeiter wissen.
„Nein, aber sie ziert unsere Kartei. Na ja, nun nicht mehr.“
„Unter den sündigen Seelen trägt ein Karteiblatt ihren Namen?“
„Nichts besonderes, sie pflegte eine Hanfpflanzung erheblichen Umfanges auf ihrem Balkon.“
„Gott sei Dank, kiffen gehört noch immer zum verbotenen Zeitvertreib. Sonst müsste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich auf den Namen komme.“
Langsam straffte sich der alte Kommissar und stand auf.
„So, Finger, dann wollen wir mal. Dienstbeflissen, wie ich sie einschätze, steht auf dem Zettel in ihrer Hand mindestens eine Adresse.“
„Ich lasse mich nicht als dienstgeil bezeichnen“, protestierte Finger.
„Das entspräche nicht dem Inhalt meiner Worte, wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen. Es gibt da schon noch einen Unterschied zwischen ‚geil‘ und ‚beflissen‘. Aber: Sie kennen die Adresse.“ Finger nickte. „Und die wollen wir jetzt besuchen, und der Technik sagen wir auch gleich Bescheid“, ergänzte Werner. „Also?“
„Also was?“ Auf Fingers Gesicht spiegelte sich totales Unverständnis.
„Die Adresse, Herr Finger, die Adresse.“
„Ach so, ja, äh“, Finger versuchte schnell, seine Notiz zu entziffern, was sich offenbar recht schwierig gestaltete. „Brendelweg 13“, sagte er dann.


Ich hoffe Du kannst das irgendwie brauchen.

LG
EWJoe


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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag03.08.2015 15:45

von Malaga
Antworten mit Zitat

Lieber Papa Schlumpf,

seit ich das letzte Mal las, ist die Geschichte mächtig gewachsen.
Nach wie vor mag ich sie. Einige Anmerkungen zum letzten Teil.
(Dass Rechtschreib- zw. Flüchtigkeitsfehler drin sind, weißt Du sicher selbst.)
Zur Ezähler bzw Figurenrede:
Die Sprache des auktorialen Erzälers ist der von Werner sehr ähnlich,  geschwurbelt, antiquiert, kommt so auch komisch, witzig rüber. Das gefällt mir, nur an einer Selle finde ich es überstrapaziert. (s.Text. Generell finde ich, dass in vielen witzigen Krimis, Romanen die Komik überstrapaziert wird. Sie muss richtig dosiert werden, sonst stimmt die Wirkung nicht mehr. Aber - wie bei den Medikamenten und den Patienten - jeder reagiert etwas anders Smile ).  Zwischen der Stimme des Erzählers und der Werners würde ich mehr Unterschiede erwarten. Werner paart dies zwar mit Umgangssprache (riesen Haufen Scheiße, auf den Hacken haben), anders als der Erzähler, trotzdem würde ich differenzieren.
Ich habe Beispiele dieser Sprachebene rot markiert, nicht weil sie an sich änderungsbedürftig wären, sondern nur, um die Ähnlichkeit dieser beiden Stimmen zu zeigen.
Grün markiert meine Kommentare.
Kriegen wir auch noch Fortgang und Auflösung?
Viel Spaß beim Schreiben!
Malaga
Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Teil 4: Wer mag sie sein?

Zurück im Kommissariat ließ Werner seinen jungen Kollegen die Situation am Fundort schildern und fragte dann: „Hat jemand eine Idee?“ Allgemeine Ratlosigkeit. Hier könnte noch ein Hinweis auf die weiteren Anwesenden außer Finger stehen.
„Ich mache mich mal an die Vermisstenanzeigen“, schlug Finger vor.
„Eins zu tausend, wenn es gut läuft.“ Werner schien wenig begeistert. „Aber vielleicht lacht uns ja das Glück sein holdes Lachen und wir müssen nicht erst drei Tage warten, bis jemandem auffällt, dass die Dame irgendwie nicht mehr auftaucht.“ Damit verschwand er in seiner Kammer.
Er griff nach dem Telefon. „Hör mal“, sagte er dem Gerät, „ich scanne grad ein Foto ein, ich brauche einen Namen und den zugehörigen Wohnort.“
„Werner, ich weiß, dass du unheimlich was gut hast bei mir, aber das geht nicht“, kam aus dem Hörer zurück.
„Und ich weiß, dass wir uns damit jenseits der Legalität bewegen. Deshalb stelle ich auch keine offizielle Anfrage. Aber die Dame wird sich nicht mehr beschweren, definitiv. Die redet nur noch mit dem Pathologen, aber auch da scheint es Kommunikationsschwierigkeiten zu geben. Ichbrauche irgendeinen Ansatz, sonst sitze ich tagelang rum. Und der böse Bube verschwindet derweil.“
„O. K., weil du es bist, schick das Foto rüber, ich kann‘s mir ja mal ansehen, aber …“
„Ich mache keinen offiziellen Gebrauch, kannst dich auf mich verlassen. Aber dann weiß ich wenigstens, wo ich die jungen Leute suchen lassen kann. Kommt das Foto?“
„Baut sich grad auf. Warte mal … Das gibt’s doch nicht … Was ist denn das?“
„Kann ich dir irgendwie helfen oder hilfst du mir?“
„Ich komme rüber. Ich kenne deine Tote.“
Der Mann vom Personenstandswesen, Dieter mit Namen, wirkte seltsam verstört, als er das Büro des Kommissariats betrat. Grußlos durchquerte er den Raum und verschwand in Werners Kemenate. Drei Menschen sahen sich irritiert an.
„Die …, also, vor zwei, drei Wochen besuchte sie mich. Wegen Hochzeit, damit sie eine legale Samenspende bekommt.“
Jetzt pflanzte sich auch in Werners mentale Verfassung eine gewisse Irritation. Hier fand ich den Sprachwitz überstrapaziert.
„Entschuldige, Dieter, Dir geht es gut? Alles in Ordnung?“
„Ja, ja, nein, das, … ich weiß nicht, … und die ist jetzt tot?“
„Zumindest fand heute früh ein Wachtmeister, nein, ein Polizeiobermeister ihre Leiche im Stadtwald. Ob sie auch tot ist ergibt dann die Obduktion.“
„Deinen merkwürdigen Humor in Ehren, aber auf mich wirkt das alles sehr verwirrend.“
„Die Dame also weilte schon vor zwei oder drei Wochen in Deinen Gemächern?“
„Ja.“
„Da dort ein, sagen wir, reger Besucherverkehr herrscht, weshalb erinnerst Du Dich gerade an sie? Sie besitzt keine außergewöhnlichen Reize …“
„Was glaubst Du, wie oft jemand seinen Ehewunsch damit begründet, legal zu künstlicher Schwangerschaft kommen zu wollen?“
„Zumindest dem Personenstandssachbearbeiter sagen das wohl die wenigsten. Gebe ich zu.“
„Außerdem stellte sie mir noch ihre Braut vor.“
„Ihre Braut?“ Werner glaubte an einen Irrtum.  - Der Satz ist unnötig, das geht schon aus seinen Worten hervor„Ich sehe vielleicht nicht mehr so besonders, aber das Gehör arbeitet einwandfrei. Ihre Braut?“ Das Personalpronomen versah er dabei mit besonderer Betonung.
„Du hörst schon richtig. Ihre Braut. Etwas ungewöhnlich, aber die dürfen ja heiraten.“
„Na prima. Die homosexuelle Tote wollte also heiraten. Das nenne ich einen riesen Haufen Scheiße! Konnte es nicht ein einfaches Opfer sein? Aber nein, jetzt hängen mir die Feministinnen am Hacken und die Schwulen auch noch! Kannst Du mir wenigstens noch den Namen verraten? Alles andere geht dann über die offiziellen Wege.“ Werner wirkte plötzlich müde und sackte auf seinem Sessel zusammen.
Noch bevor Dieter antworten konnte riss Finger die Tür auf, und ehe es Werner gelang, sich soweit aufzuraffen, ihn deshalb anzubrüllen rief er: „Toni Singer!“ in das Kämmerlein.
„Ja“, bestätigte Dieter, „so heißt, also, so hieß sie.“ Damit verabschiedete er sich.
„Schon vermisst gemeldet?“, wollte Werner von seinem jungen Mitarbeiter wissen.
„Nein, aber sie ziert unsere Kartei. Selbst hier, bei Finger findet sich dieser Sprachductus. Na ja, nun nicht mehr.“
„Unter den sündigen Seelen trägt ein Karteiblatt ihren Namen?
„Nichts besonderes, sie pflegte eine Hanfpflanzung erheblichen Umfanges auf ihrem Balkon.“
„Gott sei Dank, kiffen gehört noch immer zum verbotenen Zeitvertreib. Sonst müsste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich auf den Namen komme.“
Langsam straffte sich der alte Kommissar und stand auf.
„So, Finger, dann wollen wir mal. Dienstbeflissen, wie ich sie einschätze, steht auf dem Zettel in ihrer Hand mindestens eine Adresse.“
„Ich lasse mich nicht als dienstgeil bezeichnen“, protestierte Finger.
„Das entspräche nicht dem Inhalt meiner Worte, wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen. Es gibt da schon noch einen Unterschied zwischen ‚geil‘ und ‚beflissen‘. Aber: Sie kennen die Adresse.“ Finger nickte. „Und die wollen wir jetzt besuchen, und der Technik sagen wir auch gleich Bescheid“, ergänzte Werner. „Also?“
„Also was?“ Auf Fingers Gesicht spiegelte sich totales Unverständnis.
„Die Adresse, Herr Finger, die Adresse.“
„Ach so, ja, äh“, Finger versuchte schnell, seine Notiz zu entziffern, was sich offenbar recht schwierig gestaltete. „Brendelweg 13“, sagte er dann.
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Piratin
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Beitrag04.08.2015 15:55

von Piratin
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Hallo Papa Schlumpf,

ich habe nun auch weiter gelesen und schließe mich besonders des Kommentars von Malaga an, dass ich auch mit den Stimmen von Werner oder der Stimme des Erzählers, die sich sehr ähnlich sind, in Verwirrung gerate. Da auch, wie bereits beim ersten Teil angesprochen, die Perspektive nicht bei einer Person bleibt und sich vielmehr die Erzählstimme einmischt, macht es das schwer, zu unterscheiden und könnte über einen ganzen Roman das Lesen erschweren. Bestimmt gehst Du noch über die kleinen Rechtschreib- und Kommafehler.
Was mir bei einem vorherigen Teil de Textes noch aufgefallen ist: Erst ist die Tote unbekleidet und dann hat sie einen Lendenschurz? Das wäre ein noch fast wichtigeres Detail als nackt zu sein.
Viele Grüße
Piratin


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Kaja_Fantasy
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Beitrag05.08.2015 15:41

von Kaja_Fantasy
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Hallo Papa Schlumpf, die drei bisherigen Teile haben mir sehr gut gefallen, den vierten fand ich jetzt nicht mehr ganz so gut. Ich versuche mal, am Text deutlich zu machen, warum.
Sachen, die mir gefallen haben, gab es natürlich auch, die markiere ich mal in cyan.
Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Teil 4: Wer mag sie sein?

Zurück im Kommissariat ließ Werner seinen jungen Kollegen die Situation am Fundort schildern und fragte dann Das finde ich nicht gut formuliert, passt auch nicht zum restlichen Stil, so könnte auch ein Grundschüler schreiben. Vielleicht die erste Reaktion der anderen zwischenschieben und da anknüpfen?: „Hat jemand eine Idee?“ Allgemeine Ratlosigkeit.
„Ich mache mich mal an die Vermisstenanzeigen“, schlug Finger vor.
„Eins zu tausend, wenn es gut läuft.“ Werner schien wenig begeistert. „Aber vielleicht lacht uns ja das Glück sein holdes Lachen und wir müssen nicht erst drei Tage warten, bis jemandem auffällt, dass die Dame irgendwie nicht mehr auftaucht.“ Damit Mit diesen Worten verschwand er in seiner Kammer.
Er griff nach dem Telefon. Würde ich verbinden, also so: ...verschwand er in seiner Kammer und griff nach dem Telefon. Dann hast du nicht zweimal "er" drin.
„Hör mal“, sagte er dem Gerät, „ich scanne grad ein Foto ein, ich brauche einen Namen und den zugehörigen Wohnort.“
„Werner, ich weiß, dass du unheimlich was gut hast bei mir, aber das geht nicht“, kam aus dem Hörer zurück.
Und ich weiß, Nach so was kommt normalerweise ein Widerspruch, bzw. ein Grund, es doch zu tun. Hier ist es aber zunächst eine Art Zustimmung. Das irritiert mich. dass wir uns damit jenseits der Legalität bewegen. Deshalb stelle ich auch keine offizielle Anfrage. Aber die Dame wird sich nicht mehr beschweren, definitiv. Find ich auch komisch formuliert, würde das "definitiv" entweder in den Satz stellen, also: Aber die Dame wird sich definitiv nicht mehr beschweren. oder mit doppelter Verneinung: Aber die Dame wird sich nicht mehr beschweren, definitiv nicht. Die redet nur noch mit dem Pathologen, aber auch da scheint es Kommunikationsschwierigkeiten zu geben. Ichbrauche irgendeinen Ansatz, sonst sitze ich tagelang rum. Und der böse Bube verschwindet derweil.“
„O. K., weil du es bist, schick das Foto rüber, ich kann‘s mir ja mal ansehen, aber …“
„Ich mache keinen offiziellen Gebrauch, kannst dich auf mich verlassen. Aber dann weiß ich wenigstens, wo ich die jungen Leute suchen lassen kann. Kommt das Foto?“
„Baut sich grad auf. Warte mal … Das gibt’s doch nicht … Was ist denn das?“
„Kann ich dir irgendwie helfen oder hilfst du mir?“
„Ich komme rüber. Ich kenne deine Tote.Das war total vorhersehbar. Schon nachdem Werner den ersten Satz ins Telefon gesprochen hat, habe ich das kommen sehen, weil das irgendwie immer so ist. Wenn das beabsichtigt war oder du es nicht schlimm findest, gut, wenn doch kann man wohl nichts machen, denn ich nehme an, die Story lässt sich da nur schlecht wieder umschreiben.
Der Mann vom Personenstandswesen, Dieter mit Namen, wirkte seltsam verstört, Wissen wir doch schon. War er doch schon am Telefon, na gut, das war eher Überraschung, aber trotzdem und wieso seltsam? Ich finde das ziemlich normal, wenn man gerade erfahren hat, dass jemand gestorben ist, den man kannte. als er das Büro des Kommissariats betrat. Grußlos durchquerte er den Raum und verschwand in Werners Kemenate. Drei Menschen sahen sich irritiert an.
Hier fehlt mir ein Übergang, Begrüßung, Werner blickt auf, irgendwas.
„Die …, also, vor zwei, drei Wochen besuchte sie mich. Wegen Hochzeit, damit sie eine legale Samenspende bekommt.“
Jetzt pflanzte sich auch in Werners mentale Verfassung eine gewisse Irritation.
„Entschuldige, Dieter, Dir geht es gut Geht es dir gut? Alles in Ordnung?“
„Ja, ja, nein, das, … ich weiß nicht, … und die ist jetzt tot?“
„Zumindest fand heute früh ein Wachtmeister, nein, ein Polizeiobermeister Also entweder er hat es einfach zunächst falsch gesagt, das passt aber nicht zu ihm, oder er macht sich über die Bezeichnung lustig, dann würde ich das noch stärker hervorheben. ihre Leiche im Stadtwald. Ob sie auch tot ist Komma ergibt dann die Obduktion.“
„Deinen merkwürdigen Humor in Ehren, aber auf mich wirkt das alles sehr verwirrend.“
Wieder zu abrupt, hier könnte helfen, zu beschreiben, was sie beim Sprechen machen, das fehlt mir schon die ganze Zeit.
„Die Dame also weilte weilte also schon vor zwei oder drei Wochen in Deinen Gemächern?“
„Ja.“
„Da dort ein, sagen wir, reger Besucherverkehr herrscht, weshalb erinnerst Du Dich gerade an sie? Sie besitzt keine außergewöhnlichen Reize …“
„Was glaubst Du, wie oft jemand seinen Ehewunsch damit begründet, legal zu künstlicher Schwangerschaft kommen zu wollen?“
„Zumindest dem Personenstandssachbearbeiter sagen das wohl die wenigsten. Gebe ich zu.“
„Außerdem stellte sie mir noch ihre Braut vor.“
„Ihre Braut?“ Werner glaubte an einen Irrtum. „Ich sehe vielleicht nicht mehr so besonders, aber das Gehör arbeitet einwandfrei. Ihre Braut?“ Das Personalpronomen versah er dabei mit besonderer Betonung. Ich würde an seiner Stelle eher das "Braut" betonen.
„Du hörst schon richtig. Ihre Braut. Etwas ungewöhnlich, aber die dürfen ja heiraten.“ Ähm, in Deutschland nicht. (Zumindest hätte ich dann nicht mindestens 5 Petitionen dafür unterschrieben, dass sie es endlich dürfen.) Wo spielt denn die Geschichte? Steht das irgendwo?
„Na prima. Die homosexuelle Tote wollte also heiraten. Das nenne ich einen riesen Haufen Riesenhaufen Zumindest gibt es "riesen" als Adjektiv, so weit ich weiß, nicht. Google ist hierbei natürlich wieder geteilter Meinung. Scheiße! Konnte es nicht ein einfaches Opfer sein? Aber nein, jetzt hängen mir die Feministinnen am Hacken und die Schwulen auch noch! Kannst Du mir wenigstens noch den Namen verraten? Alles andere geht dann über die offiziellen Wege.“ Werner wirkte plötzlich müde Show don´t tell! und sackte auf seinem Sessel zusammen.
Noch bevor Dieter antworten konnte Komma riss Finger die Tür auf, und ehe es Werner gelang, sich soweit aufzuraffen, ihn deshalb anzubrüllen Komma rief er: „Toni Singer!“ in das Kämmerlein. Irgendwie fände ich es lustiger, wenn Werner anfängt, ihn anzuschnauzen, Finger ihn dann mit seinem "Toni Singer!" unterbricht, Werner erstmal verdutzt guckt und Dieter dann bestätigt.
„Ja“, bestätigte Dieter, „so heißt, also, so hieß sie.“ Damit verabschiedete er sich. Mit dem Satz kann ich nichts anfangen. Heißt das jetzt, dass er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, geht, oder, dass er sich dann verabschiedet?
Und hier schon wieder so ein Bruch!
„Schon vermisst gemeldet?“, wollte Werner von seinem jungen Mitarbeiter wissen.
„Nein, aber sie ziert unsere Kartei. Na ja, nun nicht mehr.“
„Unter den sündigen Seelen trägt ein Karteiblatt ihren Namen?“
„Nichts besonderes, sie pflegte eine Hanfpflanzung erheblichen Umfanges auf ihrem Balkon.“
„Gott sei Dank, kiffen gehört noch immer zum verbotenen Zeitvertreib. dass kiffen immer noch zum verbotenen Zeitvertrieb gehört. Sonst müsste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich auf den Namen komme.“
Langsam straffte sich der alte Kommissar Man kann sich langsam straffen? Darunter kan ich mir nichts vorstellen. und stand auf.
„So, Finger, dann wollen wir mal. Dienstbeflissen, wie ich sie einschätze, steht auf dem Zettel in ihrer Hand mindestens eine Adresse.“
„Ich lasse mich nicht als dienstgeil bezeichnen“, protestierte Finger.
Das entspräche nicht dem Inhalt meiner Worte, wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen. Doppelt gemoppelt, eins muss weg. Es gibt da schon noch einen Unterschied zwischen ‚geil‘ und ‚beflissen‘. Aber: Sie kennen die Adresse.“
Wozu ist das gut? Ich finde das weder lustig noch passend und nötig für die Geschichte ist es ja wohl erst recht nicht. Finger nickte. „Und die wollen wir jetzt besuchen, und Wortwiederholung! der Technik sagen wir auch gleich Bescheid“, ergänzte Werner. „Also?“
„Also was?“ Auf Fingers Gesicht spiegelte sich totales Unverständnis.
„Die Adresse, Herr Finger, die Adresse.“
„Ach so, ja, äh“, Finger versuchte schnell, Finde ich auch sehr unglücklich formuliert, also dieses schnell geht gar nicht. Eilig schon eher. seine Notiz zu entziffern, was sich offenbar recht schwierig gestaltete. „Brendel So heißt mein Mathelehrer! Shocked weg 13“, sagte er dann. Nee, da hätte ich schon gerne noch was spezifischres irgendwie "verkündete er erleichtert" oder so und statt dem "dann" würde mir ein "schließlich" mehr zusagen.
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Papa Schlumpf
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Beitrag05.08.2015 19:50

von Papa Schlumpf
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Hallo und schönen guten Abend!
Ich bedanke mich bei allen, die bis hierher dabei blieben, besonders bei den Kommentatoren. Wenn ich die spezielle Art mir nicht immer zusagt. Da muss ich meinen Mist immer noch drei, vier mal lesen.
@Kajas Art zu lesen fand ich sehr interessant, da muss ich noch intensiv drüber nachdenken. Im Bestreben zu straffen ging wohl mehr als nötig verloren. Der Brendel tut mir leid, Dein Mathelehrer heißt hoffentlich nicht Friedemar.
Liebe @Piratin, es tauchen noch mehr Merkwürdigkeiten auf, die sich zu merken lohnt. Was die Ähnlichkeiten zwischen Erzähler und Werner angeht, so steht da freilich keine Absicht dahinter, aber jetzt kann ich was dran drehen. Es fiel mir bisher nicht auf.
Und, @Malaga, eigentlich beabsichtige ich die Geschichte zu Ende zu bringen. Und samt Auflösung einzustellen. Auch Dir und @EWJoe vielen Dank für die Anregungen. Aber jetzt gehts weiter.
Papa Schlumpf[/quote]


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Papa Schlumpf
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Beitrag05.08.2015 19:55

von Papa Schlumpf
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Teil 5: Wer war Toni?

Werner schnappte sich seinen Labrador, Finger den Autoschlüssel und als er dann im Hof die Fernbedienung betätigte blieb Werner stehen.
„Du willst doch nicht etwa das Auto nehmen?“
„Na ja, wir wollen zur Wohnung des Opfers, womöglich handelt es sich um den Tatort …“
„Ach, Finger, du kennst die Stadt noch nicht, wie? Zum Brendelweg brauchst du keine zehn Minuten zu Fuß, mit dem Auto doppelt so lange, dank der Einbahnstraßenregelung, und dort findest du keinen Parkplatz. Nicht, weil sie alle besetzt wären, es gibt sie schlicht nicht. Alles klar?“
Als sie wenig später vor dem Betonbau standen, in dem die Tote gewohnt hatte, reklamierte Finger: „Aber hier, links, könnte man doch parken!“
„Feuerwehrzufahrt“, beschied Werner.
„Ja, aber …“, versuchte Finger noch einen Protest.
„Nichts aber, die Mädels vom Ordnungsamt freuen sich über jeden, der sein Auto hier stehen lässt. Da musst du schon mit dem Sankra vorfahren oder so einem hübschen roten Auto mit blauen Lichtern drauf. Die KT lassen sie auch in Ruhe, aber unsere Berechtigung ist einfach zu schwach.“
Toni Singer bewohnte ein Quartier unterm Dach. Fünfte Etage, ohne Fahrstuhl. Finger keuchte wie eine alte Dampflok, während Werner sich unbeeindruckt zeigte. „Ihr macht doch Polizeisport, oder?“, fragte er. „Was stellt ihr denn da so an?“
„Hanteln, Kraftsport, Leichtathletik“, keuchte sein junger Kollege.
„Alles Pfeffer, in die Muckibude und Blech anbrüllen. Ordentlich Treppensteigen solltet ihr, das braucht es in dem Job auch.“ Werner schimpfte noch eine Weile vor sich hin, und so erreichten sie, der eine schimpfend, der andere keuchend, das Ende der Treppe. Finger hielt sich am Geländer fest und rang nach Luft, Werner klingelte. Er klingelte nochmals.
„Okay“, sagte er dann, „da brauchen wir den Schlosser. Das Gspusi scheint nicht hier zu wohnen.“
„Nicht anzu … nehmen … Einraum … wohnung“, keuchte Finger.
„Also kein anderer Bewohner gemeldet?“
Finger schüttelte den Kopf.
„Also dann, Herr Finger, du besorgst einen richterlichen Beschluss, ich den Schlosser. Wir treffen uns hier in einer Stunde. Alles klar?“ Finger nickte ergeben. Noch einmal diese Treppe! Ihm graute davor. Doch er wollte sich vor dem alten Herrn keine Blöße geben und zog ohne weiteres Wort ab.
Der Schlüsseldienst arbeitete schnell, die Wohnung stand offen, Finger dem Kollaps nahe auf dem Treppenabsatz und Werner erledigte den Papierkram.
„Denke immer daran, wenn du deine Rechnung schreibst, unsere Rechnungsprüfer sind deine Steuerfahnder“, gab er dem Schlosser mit auf den Weg, dann betraten sie das Domizil.
Es wirkte nahezu unbewohnt. Die Inhaberin frönte entweder dem Ordnungsfetischismus oder auswärtiger Übernachtung.
„Na, Finger, sag mal an, wie findest das?“
„Schon eine geraume Zeit unbewohnt, so rein vom optischen Eindruck. Und sowas von total ordentlich …“
Werner beugte sich über die kleine Kommode unter der Flurgarderobe, strich mit dem Zeigefinger darüber und sagte dann: „Tatsache. Unbewohnt. Also jetzt die KT, die sollen den Laden hier auseinandernehmen. Und wir zwei machen uns auf die Suche nach der Schickse unserer Toten. Die besitzt ein Recht darauf, vom jähen Ableben ihrer Geliebten zu erfahren.“
„Und wie sollen wir die finden?“
„Vielleicht finden die Techniker ja etwas. Und bis dahin machen wir Klingelzug.“
„Wie meinen Sie das?“
„Also, junger Freund, lass mich das jetzt mal klar stellen. Wenn ich Sie sage, dann missfällt mir was, ja? Und ich heiße nicht Sie, ich heiße Werner, klar?“
„In Ordnung, Herr Werner …“
„Wie bitte?“
„Ja, schon gut, aber wie … meinst du … das mit dem Klingelzug? Sowas kam doch schon vor hundert Jahre aus der Mode …“
„Also wir machten uns den Spaß noch, flache Hand aufs Klingelbrett, und wenn dann zehn Leute die Köpfe aus dem Fenster steckten fanden die keine Spur von uns.“
„Ach so, das kenne ich auch noch. Aber …“
„Pass auf: fünf Etagen á zwei Wohnungen, das macht zehn Klingelknöpfe. Und neun davon betätigen wir jetzt. Aber schön nacheinander.“
Die Leute in dem Haus schienen, alter Tradition im Plattenbau folgend, sich weder zu kennen noch überhaupt zu begegnen, auch nicht miteinander zu reden. Doch im Erdgeschoss öffnete ein Rentnerehepaar, das so etwas wie den Hausspion spielte. Jedenfalls wussten die beiden alles von allen, baten die Kriminalisten herein, sicher wollten sie nicht öffentlich machen, welch umfangreiche Kenntnisse sie besaßen, und begannen mit sorgenvollen Erkundigungen.
„Hat die Toni wieder Ärger wegen Gras?“
Diese Frage verschlug Finger zunächst die Sprache, Werner zeigte sich unbeeindruckt.
„Nein, Frau Singer ist tragisch ums Leben gekommen. Doch mit Rauschgift können wir bisher keinen Zusammenhang herstellen. Uns interessiert nun, ob Ihnen irgendetwas Auffälliges in den letzten Tagen …“
„Also, die Toni“, unterbrach ihn der Hausherr, „das ist ein ganz liebes Mädel. Und so ordentlich, immer adrett und nie Männergeschichten …“ Das wunderte mich auch, dachte Finger, während Werner nachhakte: „Und in den letzten Tagen?“
„Wir dachten, sie macht so einen richtig langen Urlaub, sie kam bestimmt vier Wochen schon nicht mehr vorbei.“
Die Dame des Hauses verabschiedete sich in die Küche, um den netten Herrn von der Polizei Kaffee zu bereiten, den sie ihnen wortreich schmackhaft machte.
„Gab es wenigstens Freundinnen? Irgendjemand kümmerte sich doch während ihrer Abwesenheit um die Blumen oder so.“ Finger hatte sich vom ersten Schock erholt.
„Ach nein, sowas kam ihr nicht mehr ins Haus. Also Blumen. Aber eine Freundin besuchte sie oft, die Trudi. Ja, der müssen sie ja jetzt die traurige Nachricht überbringen. Ach das ist ja so furchtbar. Wen kriegen wir da jetzt oben rein? Bestimmt Studenten. Hoffentlich machen die nicht so viel Krawall und halten sich an die Ruhezeiten … Ja, die Trudi. Ich kann ihnen die Adresse geben, wenn sie wollen …“
„Ja, gerne“, unterbrach Werner.
„Also, von mir wissen sie das nicht, aber man hilft ja, wo man kann …“
Trudi besaß auch einen bürgerlichen Namen. Finger notierte sich: „Gertraude Plohn, Enge Gasse 25“, dann verabschiedeten sie sich eilig.
„Ja, was ist jetzt mit dem Kaffee?“, fragte die Frau hinter ihnen noch, dann verließen sie das Haus.
„Ich will gar nicht wissen, wie der Alte an die Adresse gekommen ist“, meinte Werner auf dem Weg  zwischen den Teichen und über den Marktplatz in die Gassen der Unterstadt. Zwischen den windschiefen uralten Häusern der mittelalterlichen Kernstadt fühlte sich Finger nicht recht wohl. Er vermutete hinter den winzigen Fenstern eher ärmliche oder gewalttätige Zeitgenossen. „Wo führen, äh, ich meine, wo führst du mich hier hin?“, fragte er unvermittelt.
„Ach, das sieht nur so finster aus“, entgegnete Werner, „der Denkmalschutz wollte die Fassaden unbedingt behalten, dahinter findest Du aber moderne, vor allem teure und zumeist Eigentumswohnungen.“
Das Haus Nummer 25 lag am Ende der Gasse. Finger klingelte an der Haustür.
„Wie spät ist es grad, Finger?“
„Halb drei. Warum?“
„Hier wohnen ordentliche Leute. Die sind jetzt arbeiten. In zwei Stunden können wir‘s nochmal probieren. Komm schon.“ Werner grinste.
„Wohin?“
„Kaffee?“
„Ja.“
„Dann komm mal. Kennst die Gegend schon?“
„Nee.“
„Mangelhaft. Hier ist das Theater, da, die Kirche, nur noch Konzertsaal, und geradezu siehst was?“
„Eine Kneipe?“
„Kneipe! Frevler! Ein entzückendes kleines Café. Zumindest sah das früher so aus.“
Finger kam nicht umhin, die Aussage seines Kollegen zu bestätigen, als sich die Tür des Etablissements hinter ihnen schloss. Die Wirtin komplimentierte sie an einen Tisch am Fenster, wechselte ein paar Höflichkeiten mit „dem lieben Herrn Werner“ und las ihnen die Karte vor. Finger platzte vor Neugier. Doch ehe er fragen konnte teilte ihm Werner mit, er besuche regelmäßig die Konzerte in der ehemaligen Kirche und verbinde das oft mit dem Genuss einer Kaffeespezialität in diesem Hause.

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Kaja_Fantasy
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Beitrag06.08.2015 22:02

von Kaja_Fantasy
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Der Teil hat mir jetzt wieder besser gefallen, ich musste oft schmunzeln ("Und nie irgendwelche Männergeschichten..." Sich kaputt lachen )

Aber hier felt ein Komma:
Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Werner schnappte sich seinen Labrador, Finger den Autoschlüssel und als er dann im Hof die Fernbedienung betätigte Komma blieb Werner stehen.


Und die Reaktion der alten Leute hat mich etwas verwirrt. Ich meine, wenn sie zunächst über die Bemerkung, dass Toni gestorben ist, hinweggehen, ist das okay. Aber dann müsste einer der beiden, finde ich, irgendwie nochmal stutzen und nachfragen "Wie, die Toni ist tot?" oder so. Denn jetzt ist es irgendwie so:
-Hat sie wieder Probleme?
-Nein, sie ist tot.
-Ach ja, die Toni... (Mein Gedanke: Ah, okay, nichts mitgekriegt.)
-Blabla
-Ach, ist das schrecklich (Mein Gedanke: Hä, doch was mitgekriegt?)

Oh, und Finger ist beim Treppenruntersteigen dann auch außer Atem? Das ist doch gar nicht anstrengend? Also Treppenhochsteigen eigentlich auch nicht wirklich, aber Treppen runter doch nun gar nicht? Okay, ich weiß nicht wie es ist, wenn man die Treppe nicht so komisch runterhüpft, wie ich es immer mache, aber ich hätte eigentlich gedacht...


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Beitrag07.08.2015 11:40

von Piratin
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Hallo Papa Schlumpf,

es scheint, dass sich jetzt der auktoriale Erzähler etwas mehr zurücknimmt, dadurch treten natürlich die Perspektivwechsel von Werner zu Finger stärker heraus - aber so ist es eine "eigene" Stimme weniger.
Was Kaja-Fantasy geschrieben hat, dass die älteren Leutchen gar nicht auf den Tod eingehen, habe ich schon so ähnlich in anderen Situationen erlebt und finde das sehr fein beobachtet. Deren Welt dreht sich um ihr Heim und um ihren Alltag und die einzige Sorge ist nun, was sich durch den Tod für sie ändert -> ein neuer Mieter. Das ist wirklich toll herausgearbeitet und gefällt mir richtig gut.
Viele Grüße
Piratin


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Papa Schlumpf
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Beitrag09.08.2015 23:00

von Papa Schlumpf
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Hallo, @Kaja, schön, dass es dir wieder mehr zusagt. Ich vermutete nicht, dass ausgerechnet die "Männergeschichten" zu solchem Joke auswachsen, es freut umso mehr. Was die Schreibfehler angeht, ich finde sie nicht alleine, bevor das Ganze nicht wenigstens ein halbes Jahr in der Ecke gelegen hat. Selbst ein fehlendes Leerzeichen musste mir gezeigt werden, ich bin dankbar für jeden Tipp. Auch wo Du die Anstrengung des Treppab herauslasest, da hab ich unter Umständen ein richtig großes Problem. Die Geschichte mit den alten Leuten, ja, hier muss ich dir, liebe @Piratin danken. Einerseits für die Erklärung, andererseits dafür, dass meine Intention offenbar eins zu eins bei Dir angekommen ist. So etwas zu spüren gehört zu den ganz großen Gefühlen. Danke.
Wir sind jetzt bei 1067 Aufrufen, ich hoffe, es kommen noch etliche dazu, denn ich verrate gleich, wie es weitergeht.
Vielen Dank und viel Vergnügen
P. S.


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Papa Schlumpf
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Beitrag09.08.2015 23:13

von Papa Schlumpf
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Teil 6: Trudi

Zwei Stunden später standen sie wieder vor der Haustür mit der „25“ darüber, und auf das Läuten ertönte eine Stimme aus der Wechselsprechanlage: „Bitte?“
Werner schob seinen jungen Kollegen vor und nuschelte etwas wie „mach du das“.
„Ja … Guten Tag … wir kommen von der Kriminalpolizei und möchten sie etwas fragen … also, besser, wir reden drinnen …“ So richtig drauf hatte es Finger nicht. Trotzdem ließ die junge Frau sie ein.
So windschief und ungleich das Gebäude von außen wirkte, innen herrschten exakte rechte Winkel. Finger stellte mit Erleichterung fest, dass es hier nur zwei Obergeschosse gab. Gertraude Plohn, ein kleines, zierliches Persönchen, logierte in der Maisonette-Wohnung unterm Dach, sie ließ sich die Dienstausweise zeigen, die sie intensiv prüfte, bat die Herren hinein und hieß sie, sich zu setzen. Was es denn für wichtige Geheimnisse gäbe, dass man das nicht über die Wechselsprechanlage erledigen könne, wollte sie wissen, noch ehe die Herren dazu kamen, ihr Anliegen vorzutragen. Finger sah die Frau wie behext an und brachte keinen Ton über die Lippen.
„Ja, Frau Plohn“, begann Werner, „sie kennen Frau Toni Singer?“
„Ja. Was ist mit ihr? Hat sie wieder Ärger wegen Stoff?“
„Um textile Belange kümmern wir uns nicht. In welchem Verhältnis stehen sie zu ihr?“
„Sie ist eine Freundin.“
„Sagten sie ‚eine‘ oder ‚meine‘?“
„Was macht da den Unterschied?“ So klein und zierlich sie aussah, da blitzte plötzlich erhebliches Temperament auf.
„Wir suchen D I E Freundin von Toni Singer. Bei der sie in letzter Zeit regelmäßig übernachtete.“
„Was geht sie es an, mit wem ich schlafe? Ist ja wohl nicht mehr verboten!“
„Es ist mir vollkommen egal, ob sie mit alten Männern, jungen Kerlen oder erwachsenen Frauen in die Kiste hüpfen. Toni Singer wollte heiraten?“
„Ja, wir wollten heiraten. Und das geht sie überhaupt nichts an!“ Die junge Dame sprang auf und stellte sich angriffsbereit vor die Männer. ‚Die platzt gleich‘, dachte Werner so bei sich ‚Wenn ich ihr jetzt sage, dass die Ische tot in der Pathologie liegt, brauch ich ‘nen Notarzt‘. Hilfesuchend sah er sich nach Finger um, doch von dem konnte er nichts erwarten. Er saß immer noch wie hypnotisiert im Sessel.
„Finger“, sagte Werner so beiläufig er konnte, „ruf mal ‘n Krankenwagen.“
„Ich fühle mich sehr wohl und wie die Ruhe selbst“, keifte die Trudi. Werner dachte: ‚Warts ab, Mädel, das ändert sich gleich. Entweder fällst Du um oder kriegst ‘nen hysterischen Anfall‘. Finger kam ganz langsam zu sich und griff nach seinem Telefon.
Werner wandte sich wieder an Frau Plohn. „Sie werden nicht heiraten können, und die Umstände, die das verursachen, führten dazu, dass wir ihnen einige Fragen stellen müssen.“ Werner überlegte, ob die Frau sich wohl noch einkriegte.
„Was sollte uns daran hindern?“ Gertraude Plohns Stimme entglitt ins Falsett. ‚Eher nicht‘, quittierte Werner für sich.
„Ein böser Bube, der Toni Singer gewaltsam zu Tode brachte. Könnte auch ein Mädchen gewesen sein.“ Werner konnte nicht weiter drum herum reden.
Gertraude Plohn verlor das Bewusstsein und landete sehr zur Freude des Fängers in Fingers Armen.
Der Notarzt klingelte.
„Sag mal, Finger, was sollte denn das eben? Die Trudi steht auf Mädchen, bei der kannst eh nicht landen!“
„Aber probieren kann man es doch, oder?“
„Nicht bei Klienten! Klar?“
Sie marschierten durch die Unterstadt Richtung Krankenhaus.
„Aber sie gehört doch nicht zu den Verdächtigen“, versuchte Finger eine Verteidigung.
„Wir verdächtigen jeden. Bis der Beweis für das Gegenteil vorliegt. Vor Gericht geht’s dann anders rum.“
„Aber sie ist doch viel zu klein und zierlich, um ihre Braut durch den Wald zu schleppen, ohne Spuren zu hinterlassen.“
„Weißt Du, was mich meine vielen Jahre Polizeidienst lehrten?“
„Sag an.“
„Nichts ist unmöglich. Auch ohne Auto.“
„Dann gehen wir jetzt ins Krankenhaus, damit sie nicht ausrückt?“
„Um ehrlich zu sein, ich glaub auch nicht dran, dass sie als Täter in Frage kommt, aber sie könnte etwas wissen. Zumindest kennen wir zurzeit keine andere Kontaktperson des Opfers. Wir wissen nicht einmal, was sie den lieben langen Tag trieb und womit sie sich sonst beschäftigte, wenn sie nicht auf Trudi lag. Und um das zu erfahren marschieren wir grad in die Klinik, und wenn die Docs uns nicht rein lassen setzen wir uns vor die Tür. Damit unsere Verdächtige nicht abhanden kommt oder unserer Zeugin nichts zustößt. Wie du willst.“

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Tekener
Gänsefüßchen
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Beiträge: 23



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Beitrag10.08.2015 10:02

von Tekener
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Ich hab mir bewusst die anderen Kapiteln nicht angesehen, denn man sollte ein Buch überall aufschlagen können und sofort in einen Konflikt reingezogen werden ...
Denk bitte daran, dass meine Anmerkungen subjektiv sind und keinen Anspruch auf Richtigkeit haben. Wäre ich selbst so gut, wäre ich schon Bestsellerautor ...


Zwei Stunden später standen sie wieder vor der Haustür mit der „25“ darüber, und auf das Läuten ertönte eine Stimme aus der Wechselsprechanlage: „Bitte?“

Du bringst mehr Aktivität hinein, wenn du sie zum Eingang hingehen lässt.
Leute, die gehen fühlen sich für den Leser aktiver an, als Leute, die stehen. Und du könntest weitere Sinne als sehen einbringen.
Sie riechen die Rosen, an denen sie im Garten vorbeigehen, oder sie riechen vom Nebenhaus den Geruch von gebackener Leber oder sie hören das Rattern eines Motorrades etc.


Was auch noch zu überlegen ist: Du bist mehr im Tell als im Show. Es fällt im ersten Augenblick nicht auf, aber bei genauerer Betrachtung ist es mehr tell.


Werner schob seinen jungen Kollegen vor und nuschelte etwas wie „mach du das“.

In welcher Perspektive bist du? Nicht in Werner, weil er weiß, was er nuschelt. Nicht im jungen Kollegen. In wem bist du?



„Ja … Guten Tag … wir kommen von der Kriminalpolizei und möchten sie etwas fragen … also, besser, wir reden drinnen …“ So richtig drauf hatte es Finger nicht. Trotzdem ließ die junge Frau sie ein.

Würde so wirklich ein junger Polizist reden? Noch dazu, wenn seine Kollegen dabei sind? Ich weiß, du willst Nervosität ausdrücken, aber das kannst subtiler machen - über seine Körpersprache.
Oben schreibst du, dass ich eine Stimme meldet, hier schreibst du von junger Frau. Weiß der Protagonist also, wer sich meldet? Dann würde er es oben schon erkennen. Kann man über eine Sprechanlage erkennen, ob eine Frau alt oder jung ist?



So windschief und ungleich das Gebäude von außen wirkte,

Show, don'tell.

innen herrschten exakte rechte Winkel.

Das geht doch gar nicht.

Finger stellte mit Erleichterung fest, dass es hier nur zwei Obergeschosse gab.

Aha, also doch in der Perspektive von Finger. Dann hast oben zwei Perspektivenfehler. Gleich im Satz 1 und dann mit dem "er hatte es nicht drauf"

Dynamischer wird der Satz, wenn du es als Gedanke formulierst.
Sie traten ein. Finger blickte sich um.
Zum Glück nur zwei Obergeschosse!

BTW: Wie sieht man das von innen?


Gertraude Plohn, ein kleines, zierliches Persönchen, logierte in der Maisonette-Wohnung unterm Dach, sie ließ sich die Dienstausweise zeigen, die sie intensiv prüfte, bat die Herren hinein und hieß sie, sich zu setzen.

Auch hier kannst über Dialog mehr Dynamik erzielen. Zeig, wie die Polizisten noch mal läuten. Sie öffnen aber die Tür nur einen Spalt. Beschreib sie dann mit einem einzigen Detail. Das, was dir auffällt, wenn du dir Frau auf einer Party zum ersten Mal siehst.

Um es mal schnell zu formulieren.

"Ausweis!"
Automatisch zückte Finger seine Blankette, zeigte sie der Frau. Sie riss sie ihm regelrecht aus der Hand und schlug die Tür wieder zu.
"Gut gemacht, Kleiner!" Werner klopfte ihm auf die Schulter.
Finger schloss die Augen. Das war heute definitiv nicht sein Tag.
etc



Den Rest hab ich nur noch überflogen. Perspektivenwechseln, weil plötzlich Werner denkt. Die Polizisten müssen reagieren, wenn sich eine Frau angriffsbereit vor sie hinstellt.
Die Frau verliert doch nicht einfach das Bewusstsein, nur weil der Polizist ihr die Wahrheit ins Gesicht schleudert - außer in einer Satire. Ist das eine Satiere?
Der Notarzt ist viel zu schnell da. Die Polizisten müssen herumdiskutieren, sich gegenseitig die Schuld zuweisen, warum die Frau umgefallen ist. Und sie müssen vor allem versuchen, mit ihr irgendwas zu machen. Sie ins Bett bringen, auf die Couch legen, Puls fühlen, etc.
Plötzlich gehen sie dann wieder auf der Straße und reden den Fall.
Das macht so keinen Sinn für den Leser. Du lässt Dinge aus.
BTW: Finger ist kein gute Nachname.


Frohes Schaffen
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Gast







Beitrag10.08.2015 11:05

von Gast
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Hallo Papa Schlumpf!

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
..., ich bin dankbar für jeden Tipp.


Achte darauf, die "Anrede-Sie" groß zu schreiben:

„Ja, Frau Plohn“, begann Werner, „Sie kennen Frau Toni Singer?“
„Ja. Was ist mit ihr? Hat sie wieder Ärger wegen Stoff?“
„Um textile Belange kümmern wir uns nicht. In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihr?“
„Sie ist eine Freundin.“
„Sagten Sie ‚eine‘ oder ‚meine‘?“
„Was macht da den Unterschied?“ So klein und zierlich sie aussah, da blitzte plötzlich erhebliches Temperament auf.
„Wir suchen D I E Freundin von Toni Singer. Bei der sie in letzter Zeit regelmäßig übernachtete.“
„Was geht Sie es an, mit wem ich schlafe? Ist ja wohl nicht mehr verboten!“
„Es ist mir vollkommen egal, ob Sie mit alten Männern, jungen Kerlen oder erwachsenen Frauen in die Kiste hüpfen. Toni Singer wollte heiraten?“
„Ja, wir wollten heiraten. Und das geht Sie überhaupt nichts an!“ Die junge Dame sprang auf und stellte sich angriffsbereit vor die Männer. ‚Die platzt gleich‘, dachte Werner so bei sichwenn ich ihr jetzt sage, dass die Ische tot in der Pathologie liegt, brauch ich ‘nen Notarzt‘. Hilfesuchend sah er sich nach Finger um, doch von dem konnte er nichts erwarten. Er saß immer noch wie hypnotisiert im Sessel.
„Finger“, sagte Werner so beiläufig er konnte, „ruf mal ‘n Krankenwagen.“
„Ich fühle mich sehr wohl und wie die Ruhe selbst“, keifte die Trudi. Werner dachte: ‚Warts ab, Mädel, das ändert sich gleich. Entweder fällst du um oder kriegst ‘nen hysterischen Anfall‘.

Ansonsten scheint mir, der Text käme zu größerer Wirkung, wäre da nicht diese "Auf-Teufel-komm-raus-Witzigkeit", die ein ziemliches Eigenleben führt und an vielen Stellen mehr schadet als nutzt.

Gruß,

Ferdi
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Piratin
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Beitrag11.08.2015 14:40

von Piratin
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Hallo Papa Schlumpf,

irgendwie werde ich mit diesem Abschnitt nicht warm, was daran liegen kann, dass ich Werners und Fingers Verhalten und insbesondere den Dialog mit der Lebensgefährtin mehr als unrealistisch empfinde. Ich denke zwar, ich weiß, wohin Du damit willst, aber hier funktioniert es für mich nicht. Anders kann ich es gerade nicht ausdrücken ...
Ich überlasse den Teil vielleicht mal den Anderen hier und warte auf den nächsten.
Viele Grüße
Piratin


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Papa Schlumpf
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Beitrag16.08.2015 22:05

von Papa Schlumpf
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Dann mach ich mal weiter. @Ferdi, das Anrede-Sie zieht sich durch, da muss ich noch eine Extra-Session machen. Die diesbezügliche Intention der NDR halte ich aber für etwas gewöhnungsbedürftig, deshalb achtete ich bisher nicht darauf. Über Krampf-Witze müssen wir nochmal reden. Die Geschichte will definitiv nicht realistisch sein. ~@alle: danke fürs Lesen.

Teil 7 Die Todesursache

Als sie das Krankenhaus betraten atmete Finger hörbar auf. „Hier läuft wenigstens eine Klimaanlage.“
Werner knöpfte den Mantel zu. „Draußen fand ich’s angenehmer.“
„Bei sechsunddreißig Grad?“
„Ja. Mag sein, das kommt Dir ungewöhnlich vor, aber mir macht’s nichts aus.“
Natürlich sperrten sich die Ärzte gegen eine Befragung vor dem nächsten Morgen. Aber sie ließen wenigstens zwei Stühle für die Polizei herausgeben. Gegen zehn trafen zur Ablösung zwei Uniformierte ein. Punkt sechs stand Werner wieder im Flur, gefolgt von einem recht zerknautschten Finger. Gegen sieben öffnete sich die Tür des Krankenzimmers, Gertraude Plohn sah die Kriminalisten an und meinte: „Okay, fragen sie, bringen wir es hinter uns. Und sagen sie ruhig Trudi zu mir, das machen alle.“
Werner unternahm keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen oder etwa das Krankenzimmer zu betreten.
„Solange die Oberschwester hier rumspringt frage ich gar nichts“ beschied er. „Die braucht keinen Zahnarzt, um ihre Zähne kümmert sich der Friseur.“
Finger schaute verwundert drein. „Ich konnte noch keinen entdecken, der nach Oberschwester aussähe.“
„Sehen kann ich auch keinen, aber hören! Ohne die Genehmigung dieses alten Drachens mach ich hier nix mehr.“ Offensichtlich durfte Werner schon einschlägige Erfahrungen sammeln. Sie warteten also, bis der Stationsarzt ausdrücklich grünes Licht gab – die Bedingung der Oberschwester – und setzten sich dann zu Trudi ans Bett.
„Blieb ihre Freundin häufiger über Nacht außer Haus?“, begann Werner.
„Nein, eigentlich nicht. Zumindest hinterließ sie irgendwas.“
„Und da stutzten sie vorgestern Abend nicht?“
Etwas stockend erzählte sie, dass sie eine Kollegin der Spätschicht in ihrer Fabrik vertrat, deshalb sehr spät heim kam und nur noch schlafen wollte. Außerdem hätte Toni am Morgen irgendetwas von ‚Überraschung‘ erzählt und dass sie deshalb vielleicht an diesem Abend nicht heim käme.
Nein, worum es sich handeln könnte wusste sie nicht. Auch auf einen umfangreichen Freundeskreis konnten sie nicht verweisen. Wenigstens wusste sie, dass ihre Liebste in einer kleinen Boutique am Wernerplatz arbeitete. Also, bis vorgestern …
Plötzlich fauchte sie Finger an: „Können sie mal aufhören, mich so anzustarren?“
„Entschuldigung, äh, tut mir leid, ich kann sie so besser … ähm … verstehen …“
Werner ließ sich noch die Kontaktdaten der „zwei, drei Freundinnen“ geben, die Trudi erwähnte und brach das Gespräch ab.
Draußen fragte er: „Sag mal, Finger, was war das denn jetzt?“
„Die junge Dame scheint etwas empfindlich zu sein.“
„Schon möglich. Aber so etwas können wir uns nicht leisten!“
„Okay, okay. Ist angekommen. Ich geb mir Mühe.“
„Das ist auch das Mindeste. Du besuchst jetzt diese Boutique, und reiß dich zusammen, dort gibt es vor allem Damenwäsche, deshalb heißt sie ja auch ‚Reiz-End‘. Ich gehe in die Pathologie, da wirst mich nicht begleiten wollen.“
Finger verzog das Gesicht. Nein, dort wollte er wirklich nicht hin, die Erinnerung an den Fundort der Leiche reichte ihm noch immer.

Der Pathologe wartete mit einer ganzen Reihe von Neuigkeiten auf.
„Wie sie das hinbekam stellte mich vor ein großes Rätsel“, begann er, „aber sie starb an Unterkühlung. Bei der tropischen Hitze, die nicht einmal nachts nachlässt.“ Er wollte seinen Worten gebührendes Gewicht verleihen und setzte deshalb eine Pause. Werner konnte Gernots Theatralik ganz und gar nicht leiden.
„Aber weil du als Meister im Lösen der verzwicktesten Rätsel giltst gelang es dir auch hier, die Unmöglichkeit zu begründen und das Rätsel einer Lösung zuzuführen, richtig?“
„Ach, Mensch, Werner, du verdirbst einem jeden Spaß. Also, sie wurde nicht im herkömmlichen Sinne missbraucht oder vergewaltigt, obwohl ich Sperma finden konnte. Sie empfing vor ihrem Ableben eine Samenspende. In tiefgefrorenem Zustand. Das bedingte unmittelbar ihr Ableben.“
„Was weißt du über die Injektion?“
„Ja, richtig. Davon wusstest du ja schon, ehe ich mir die Verblichene anschauen konnte. Dazu musst du wissen, dass der Kontakt mit flüssigem Stickstoff keine angenehmen Gefühle auslöst. Selbst unter starker Fixierung ziehst du dir ordentliche Verletzungen zu, wenn das Zeug dich bei Bewusstsein erwischt. Deshalb verabreichte der-die-das Täter ein Anästhetikum. Intravenös. Sonst hätte er wohl schon vor erheblichen Problemen gestanden, an die kleine Vagina zu kommen.“
„Diese K-O-Spritze, wo kriegt man so etwas?“
„Der Wirkstoff gehört zu den ganz frischen Sachen, wird ausschließlich in Krankenhäusern benutzt. Polysedaturan. Aber im Internet findet man die unmöglichsten Dinge … Viel interessanter finde ich, woher er den flüssigen Stickstoff und die Samenspende bezog.“
„Da sind die Bezugsquellen relativ eindeutig. Für mich. Machst du von dem Sperma noch …“
„Die Gensequenz ist schon in Arbeit. Ich bin ja nicht blöd.“

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