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ex uterus[ ]blues

 
 
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:27

von Constantine
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Litterättin hat Folgendes geschrieben:
Jetzt habe ich bei diesem Text doch einmal die Bedeutung des Unterstriches gegoogelt und bin immer noch nicht schlauer, was seine Verwendung in lyrischen Texten bedeuten könnte - zumal dieser hier in diesem Gedicht in regelrecht zerhackt und neu zusammengesetzten Schlangenwörtern auftaucht und zumindest meinen Lesefluss derart ins Stolpern bringt, dass ich mich nicht wirklich mit dieser Art Verwendung anfreunden kann (woanders allerdings auch nicht).

Ein Bindestrich hätte hier im Prinzip denselben Effekt: zerstückelte Worte neu zusammenbinden, hätte natürlich keinen so Aufmerksamkeit fordernden Anstrich, sondern sähe eben nur nach dem aus, was er ist: ein Bindestrich.

Und hier? Ich weiß es einfach nicht. In anderen Zusammenhängen dient er als Platzhalter, als Leertaste, zum kursivieren, als Eingabefeldmarkierung, als sonst was, was hier auch im Übertragenen Sinn nicht hineinpasst.

Ich nehme ihn also als Bindestrich und so gelesen stört er mich genauso wie der Unterstrich.

Aber ich habe hier auch insgesamt einige Schwierigkeiten mit diesem Gedicht. Die Aufzählung des nicht erinnerten erscheint mir eher unspektakulär und mir erschließt sich der Clou der Negation in diesem Zusammenhängen nicht. So kann ich auch der Aufforderung zum Schluss, mich an mein nicht Erinnertes zu erinnern nicht folgen, da ich bis dahin die Lust am Nichterinnern verloren habe.

Was mir gefällt, sind Verknüpfungen wie gut-miserable Schulzeit oder erfüllt-miese Kindheit - da stecken in sich vereinte Gegensätze drin, aus denen was hätte werden können. Dagegen wirkt der Rest wie eine etwas willkürliche Wortspielerei ohne in mir viel zu bewegen.

Und es ist natürlich möglich, dass andere das ganz anders empfinden und diesem Nichterinnern eine innere Bewegung entnehmen, die mir leider entgeht.


Liebe Litterättin,

du hattest deine Probleme Zugang zum Gedicht zu bekommen und letztenendes hat es dich nicht erreicht. Das tut mir leid.
Es mag sein, dass dich die Unterstriche zu sehr abgelenkt haben und du dir keine Reim auf sie machen konntest, und doch gab es auch "Unterstrichkonstruktionen" wie "gut_miserabl_e Schulzeit" oder erfüllt_mies_e Kindheit", die dir aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit gefallen haben. Wie steht es mit beispielhaften Gegensätzlichkeiten wie "ge_lacht_weint_schwiegen" oder "ver_söhnen_feinden"?
Die Unterstrichkonstruktionen könnten u.a. eine Gleichzeitigkeit von Ereignissen kreieren, wodurch mMn Zeitpunkte zu einer Unzeit verschmelzen und ja, in gewisser Weise könnte dies zu einer Leere führen.

Was ich schwer als Kritikpunkt nachvollziehen kann, ist dein "unspektakulär" in Bezug zur Aufzählung des Nicht-Erinnerten. Eine "spektakuläre" Darbringung, was auch immer du im Umkehrschluss darunter verstehen magst, des Nicht-Erinnerten bzw. "spektakuläre" Erinnerungen hätten mMn nicht zur Aufgabenstellung gepasst und LI wäre unglaubwürdig gewesen, wenn es sich anstelle an spektakuläre Lebensereignisse nicht erinnert hätte. Der Titel besagt, dass es sich um einen Blues handelt. Sicherlich kann sich jeder Leser selbst vorstellen, wie ein Blues zu klingen hätte, "spektakulär" käme mir nicht in den Sinn.
Danke für dein Feedback.

LG,
Constantine
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:29

von Constantine
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Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Hallo du, irgendwo in Raum und Zeit,

derdie nicht vergessen kann und doch so gerne möchte maches vieles alles und vielleicht auch wieder nicht, weil ersie sonst auch sich vergessen müsste.

Und derdie du doch vergessen hast, was nicht hätte vergessen werden sollen. Ein Gedicht über das Nichtsagen von was hätte sollte sagenswert ist.

Ein Gedicht, das die Gimmicks, Verzeihung dafür, nicht gebraucht hätte.

Meine Entschuldigung enthält 12 Punkte-


Lieber Einar,

ich freue mich ungemein, dass dir mein Gedicht gefallen hat.

Was die "Gimmicks" angeht, sie waren sehr früh Teil der Konzeption des Gedichts und vielleicht hätte ich diesen Aspekt unter anderen Umständen (längere Lagerung bis zur Reifung) überdacht (oder auch nicht, denn sie gefallen mir noch und ich empfinde sie weiterhin als passend).

Deine unglaubliche Entschuldigung - die Platzierung meines Gedichts in deiner persönlichen Top Ten - ist angemessen und wird im Kalender erinnerungswürdig markiert.
Danke!

LG,
Constantine
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:30

von Constantine
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Mardii hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lyriker/in,

das Gedicht beschwört die Erinnerungslosigkeit an die Etappen eines oder vieler Leben. Es ist ein Blues, ein melancholisches Lied, in dem gerade das beschrieben wird, was als Erinnerungslosigkeit bezeichnet wird. Der Sänger erinnert sich eben doch und vielleicht bereut er das Durchschnittliche seines Lebens, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein.
Am Ende steht die Aufforderung an ein Du, nun seine Nichterinnerung aufzuführen, in Erwartung, dass es vielleicht etwas anderes sein mag, als die eigenen Erinnerungen.
Vielleicht steht dahinter Trotz aus der Sicht des Endes, denn es sind zum Teil schöne Erinnerungen, Alltägliches und Anekdoten aus einem Leben, die nicht erinnert werden wollen.
Vielleicht bedeutet dieses Nicht-erinnern-wollen eine Abkehr vom Leben und Hinwendung zum Tod.
Der Text ist gut komponiert, ergibt aber nicht viele Perspektiven.

lg Mardii


Liebe Mardii,

ich danke dir für deine Vielleicht-Gedanken und so wie sich LI nicht zu erinnern scheint oder sich eben doch erinnert, könnten deine Vielleicht-Gedanken, die in mehrere Richtungen gehen, vielleicht doch auch deine Interpretationsvarianz des Gedichts durchscheinen lassen.
Danke für dein "gut komponiert".
Du vermisst mehrere Perspektiven, aber so konkret wenig-perspektivisch verstehe ich deine Vielleicht-Gedanken in dieser Hinsicht nicht, so dass mich deine Anmerkung "nicht viele Perspektiven" im Gesamtkontext deines Feedbacks eher verwundert, als mir aufzeigt, was genau du meinst.

LG,
Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:32

von Constantine
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Dein Gedicht gefällt mir sehr sehr gut, bis auf den Schlussvers. Vor allem die verkürzte Grammatik (ge_saugt_schmatzt_schlafen) finde ich sehr originell. Der Grund des Nicht-Erinnerns könnte genannt werden und würde das Gedicht meiner Meinung nach besser machen. Das Thema des Nicht-Erinnerns, des Auslöschens eines (des eigenen) Lebens aus der Erinnerung könnte noch viel weiter ausgelotet werden. Dennoch ist mir diese Themenumsetzung eine hohe Punktzahl wert.


Lieber BlueNote,

es freut mich sehr, dass dir mein Gedicht und u.a. die "verkürzte Grammatik" gefallen haben.
Ein wenig verwundert mich deine Forderung nach Erklärung des Nicht-Erinnerns und ich frage mich, ob jemand, der sich nicht erinnert an den Grund seines Nicht-Erinnerns erinnern würde? Mit deiner Wortwahl "Auslöschens eines (des eigenen) Lebens aus der Erinnerung" näherst du dich mMn der Thematik der Verdrängung
und sicherlich möchtest du wissen, was LI zur Verdrängung geführt hat. Wir hatten es an anderer Stelle mit dem Thema Psychologie und wenn du das Gedicht in Richtung verdrängte Erinnerungen/verdrängtes Leben siehst, müsste dir die Themenvorgabe und das Gedicht selbst einige Anhaltspunkte geben, mit der du dir für diese Interpretationsrichtung mögliche Erlebnisse denken könntest, die LI in diesen Zustand geführt haben könnten.
Ob die Nennung des Grundes des Nicht-Erinnerns das Gedicht besser machen würde, wäre ein Diskussionsthema und vielleicht wäre es legitim zu fragen, warum der Verfasser seinem LI keinen Grund "angedichtet" hat. Ich wollte es nicht und entschied mich dagegen, einen konkreten Grund für das Nicht-Erinnern zu nennen, denn dadurch wäre das Nicht-Erinnern greifbar, benennbar und erklärbar geworden und hätte mMn dem Gedicht geschadet. Des Weiteren hätte es mMn nicht zur Themenvorgabe gepasst, wie ich sie gesehen und verstanden habe.

Ich freue mich sehr über dein positives Feedback und den tollen Platz meines Gedichts in deiner persönlichen Top Ten.
Danke!

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:33

von Constantine
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Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Das ist gut!
Aus Zeitgründen kein weiterer Kommentar.
Viele Grüße von Zufall.


Liebe Rainer,

Ich freue mich, dass dir mein Gedicht gefallen hat und einen tollen Platz in deiner persönlichen Top Ten erreicht hatte.
Danke!

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:35

von Constantine
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Lionne hat Folgendes geschrieben:
"Woran erinnerst du dich nicht?" Eine Frage, die nicht wirklich zu beantworten ist. Und gerade deshalb wirkt sie eindringlich und lässt mich fast automatisch in meinen Erinnerungen kramen.
Weshalb erinnert dein LI sich nicht? Klar, die negativen Dinge möchte man verdrängen, aber da ist doch auch viel Schönes.
Was bleibt, wenn die Erinnerungen fehlen? Was bezweckt das LI mit dieser Frage?

Was mich beim lesen leicht störte, sind die verzerrten Wörter. Vermutlich lese ich falsch, aber diese Wörter bringen mich aus dem Rhythmus.

Alles in allem hat mir dieser Text ganz gut gefallen. Diese zusammengefassten Wörter wirken verspielt und lassen sich geschmeidig lesen.


Liebe Lionne,

ich finde, Erinnerungen (man könnte auch sagen: Erlebtes, positives wie negatives) machen einen Großteil von dem aus, was jedes Individuum definiert, charakterisiert und ausmacht. Fehlen Erinnerungen, "verblasst" das Individuum. Auch stellt sich die Frage, ob das, woran wir uns zu erinnern glauben oder erinnern auch wirklich unsere Erinnerungen sind, oder erzählte Erinnerungen von jemand anderem (z.B. erzählen die Großeltern oder Eltern Dinge aus unserer Kinder- und Jugendzeit, an die wir uns nicht mehr erinnern und "übernehmen" vielleicht diese erzählten Erinnerungen und machen sie zu unseren eigenen.

Was LI mit dieser Frage bezweckt, möchte vielleicht nicht klar und eindeutig in nur eine Richtung führen. Dich hat diese Frage dazu gebracht, in deinen eigenen Erinnerungen zu kramen. Prima.

Danke, dass die "zusammengefassten Wörter" für dich gut lesbar waren, und dass dir mein Gedicht insgesamt so gut gefallen hat, einen Platz in deine persönliche Top Ten zu vergeben.

LG,
Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:39

von Constantine
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tronde hat Folgendes geschrieben:
Hallo!

Copy-Paste: Da bin ich altbacken: bei durchgehender Kleinschreibung und fehlender Zeichensetzung muss ich an linksextremistische Bekennerbriefe denken und ärgere mich immer über die Leseerschwernis. Der Inhalt soll mich zum Genau-Lesen zwingen, nicht die Form. Paste-Copy.

Und trotzdem verspürte ich so einen Sog, weiterzulesen, welche Momente noch nicht erinnert werden. Die lebensumspannenden Zeiträume werden gut dargestellt durch die typischen Momente. Was mir dann wohl sympathisch ist, weil es ein ähnlicher Ansatz zu meinem Versuch ist.
Die _-Verbindungen mag ich.

8 Punkte

Grüße


Lieber tronde,

Ich freue mich, dass mein Gedicht auf dich eine Sogwirkung zum Weiterlesen entwickelte und dass dir die "_"-Verbindungen gefallen haben. Eine schöne Bestätigung.

Danke für dein positives, sympathisches Feedback und die überraschend, hohe Platzierung des Gedichts in deiner persönlichen Top Ten.

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:41

von Constantine
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MrPink hat Folgendes geschrieben:
Sorry,
hab es leider sehr eilig, bin spät dran und überhaupt.. Embarassed

MrPink:
seven points


Lieber MrPink,

ich freue mich, dass dir mein Gedicht so gut gefallen hat und auf Platz vier in deiner persönlichen Top Ten rangiert.
Danke!

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:43

von Constantine
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crim hat Folgendes geschrieben:
Formal extravagant. Aufbau von Bildern durch Verneinung ist schlau, erinnert mich an ein Gedicht von Brinkmann. Ich werde nicht vollends warm hiermit, wahrscheinlich weil mir das Lesen künstlich erschwert wird, aber Punkte gibt es trotzdem noch.


Lieber crim,

es tut mir leid, dass dir manches das Lesen erschwerte. Ich freue mich um so mehr, dass mein Gedicht einen Platz in deiner persönlichen Top Ten erzielte.
Danke!

LG,
Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag02.07.2015 20:44

von Constantine
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Hallo smile
Für Analysen und Kommentare ist leider keine Zeit. Alle Texte habe ich mit großem Interesse mehrfach gelesen. Beste Grüße,
Lorraine.


Liebe Lorraine,

ich freue mich, einen Platz in deiner persönlichen Top Ten belegt zu haben.
Danke!

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:47

von Constantine
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das faszinierende an diesem Gedicht ist das, was sich am schnellsten abnutzt, nämlich das Erstaunen über das Gehirn, das aus den Unterstrichworten eigene Wortbildungen liest. Überhaupt sind die Unterstrichworte toll, denn sie deuten die Gleichzeitigkeit der Realitäüten an, ohne sie wirklich darzustellen.
Darüber hinaus aber bleibt wenig außer der Frage, welche Bedeutung die Sperrung der Erinnerung bzw. die gesperrte Formatierung des Wortes hat, denn lyrischer Mehrwert ergibt sich daraus erst mal nicht. Und leider evoziert auch die grundsätzlich gestellte Frage "Woran erinnerst Du Dich nicht?", die ja schon eine interessante ist, keine weitere Beschäftigung mit dem Inhalt des Textes.

Ergo: Null Punkte.


Lieber anderswolf,

auch du interpretierst in den "Unterstrichworten" eine Gleichzeitigkeit, wodurch, mMn passend zur Themenvorgabe, keine konkreten (Lebens-)Abschnitte gezeigt werden. Es freut mich, dass sie dir gefallen haben. Dennoch hat dir das Gedicht wenig vermittelt und auch wenig in dir bewegt, um dich mit dem Gedicht auseinanderzusetzen. Das tut mir leid.
So wie ich deine Anmerkungen verstehe, hättest du dir einen Grund oder eine Erklärung fürs Nicht-Erinnern von LI und der Formatierung mancher Wörter gewünscht, um dir einen lyrischen Mehrwert zu geben. Was genau du mit "lyrischem Mehrwert" meinst, erschließt sich mir leider nicht. Es mag sein, dass deine Lesegewohnheiten und Anforderungen an Gedichte hier nicht erfüllt werden und dich LIs Blues nicht erreicht hat. Wenn es darum geht, dir den inhaltlichen und auch formalen Zugang zum Gedicht zu erleichtern, so wollte ich damit nicht dienen. Es hätte mMn nicht gepasst, wie ich mir die Themenvorgabe erklärt habe und LI und das Gedicht konzipierte. Es hätte dem Gedicht eher geschadet, als geholfen. Stattdessen überließ ich es dem Leser, sich mögliche Gründe für LIs Nicht-Erinnern herzuleiten.
Da dich das Gedicht leider nicht erreicht hat, kann ergo das Adressieren am Ende an dich als Leser auch nichts evozieren. Diese Kausalität macht deine Anmerkungen in dieser Hinsicht nachvollziehbar und es tut mir leid, dich nicht erreicht zu haben.

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:48

von Constantine
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finis hat Folgendes geschrieben:
Hey.

Dein Gedicht sticht schon allein optisch hervor. Mir gefällt die Wellenbewegung der Verse, die mit Inhalt und Rhythmus harmoniert.

Das Vergehen der Zeit lässt die Erinnerung verblassen. Augenblicke, Erlebnisse, die einmal bedeutsam waren, werden so sehr in den Hintergrund verlieren, dass sie völlig verloren gehen, ihr Wert abhanden kommt.
Der Blues, der beginnt sobald man den Mutterleib verlassen hat: alle Lebensabschnitte fallen mit der Zeit der Bedeutungslosigkeit anheim.

Mir gefallen Deine Aufzählungen: das Verschmelzen von Worten. Das ist wirklich sehr geschickt gemacht und rundum in sich stimmig.

Schön finde ich dann auch den Schluss mit der direkten Leseransprache: Und Du? Der Aufruf zur Selbstreflexion. Insgesamt wirklich sauber gearbeitet.

Sehr gern gelesen. LG.
finis


Liebe finis,

ich freue mich sehr, dass dir vieles an meinem Gedicht gefallen hat. Ich hatte bedenken, ob mein Gedicht inhaltlich und formal funktioniert und die Themenvorgabe erfüllend verständlich ist. Um so schöner, wenn manchem Leser z.B. die Aufzählungen, die verschmolzenen Worte und die direkte Adressierung des Lesers zum Schluss gefallen und mir somit positiv bestätigen, dass meine Entscheidungen zur Konzeption des Gedichts nicht so falsch gewesen sein können.
Deine Interpretation gefällt mir und lässt die Themenvorgabe deutlich erkennen.

Danke, dass dich mein Blues erreicht hat, du ihn sehr gern gelesen hast und er für dich "harmonisch", "sehr geschickt gemacht", "rundum in sich stimmig" und "sauber gearbeitet" ist. Mehr kann ich nicht erwarten.

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:50

von Constantine
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Zinna hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,

die Zeit war knapp zum schreiben und kommentieren, passt ja zum Thema. Irgendwie.
Ich bitte um Verzeihung, dass  meine Kommentare diesmal besonders kurz ausfallen.

Da hat es aber jemand schwer, wenn er im Bluesmodus zurück blickt bis zu dem Moment, als er die Welt betrat. Warum auch immer, er erinnert sich ja nicht.
Von der Sache her mag ich das Gedicht, auch seinen Ton.
Das Zusammenfassen mittels der Unterstriche finde ich gut gemacht, die vielen gedehnt geschriebenen Worte weniger.
Das und die mir zu ausgedehnten Aufzählungen, woran sich das LI alles NICHT erinnert finde ich etwas zu viel des Guten.

LG
Zinna


Liebe Zinna,

Danke, dass dir der Rahmen und der Ton des Gedicht zugesagt haben.
Den Grund für das Nicht-Erinnern des LI zu erwähnen oder "nachzureichen", wollte ich nicht, da es mMn dem Gedicht eher geschadet hätte und nicht zum LI passte. Dieser offene Punkt bietet mMn einige Möglichkeiten, die LIs Amnesie erklären könnten.
Ich bin erleichtert, dass auch dir die Unterstrich-Konstruktionen gefallen haben.
Die gedehnt geschriebenen vier Wörter in stets unterschiedlichen Reihenfolgen gefielen dir dafür weniger. Ok.
Ich habe versucht, die Aufzählungen nicht ausarten zu lassen, beim Thema "Langgedicht" hätten das deutlich mehr werden können, und ich habe mich mMn auf das Nötige beschränkt. Die erste Fassung war weitaus ausgedehnter.

LG,
Constantine
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Beitrag02.07.2015 20:56

von Constantine
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lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

von der Grundidee gefällt mir dieser doppeldeutig, wortspielerische Lebensrückblick, der mehrere Lesevarianten zulässt, wenn es auch den Lesefluss recht erschwert durch die nicht- oder mitgelesene Verneinung und extra hervorgehobene "ich", "mich" usw. Das ist wohl auch der Wiederholungs-Vorgabe geschuldet und nicht immer entsteht dabei ein neuer Wortsinn.

Im vorletzten Vers verstehe ich nicht die Zeile "um nachzudenken", worauf sich das bezieht.

Die weitergegebene Frage in der Schlusszeile find ich gut.

5 Punkte von mir.

Viele Grüße,
Lilli


Liebe Lilli,

ich freue mich, dass dir mein Gedicht von der Grundidee her gefallen und dir die Retrospektive mehrere Lesevarianten erlaubt hat. Leider hat dir die Extra-Hervorhebung der gedehnt geschriebenen vier Wörter in stets unterschiedlichen Reihenfolgen nicht gefallen und dich im Lesefluss gestört. Das tut mir leid, liebe Lilli. Nein, der Wiederholungs-Vorgabe ist dies nicht geschuldet gewesen und dass dabei nicht immer ein neuer Wort- bzw. Satzsinn entsteht, war mir bewusst und beabsichtigt. Ich habe darauf geachtet, dass die vier Komponenten "ich" "erinnere", "mich" und "nicht" je Strophe stets in einer anderen Reihenfolge hervorgehoben sind und somit kein "Satz" doppelt vorkommt. Damit bekommt der zentrale Blues-Satz "Ich erinnere mich nicht" mMn auch keine vorgabenentsprechende Abgrenzung, er verändert sich zu unterschiedlichen Satzmöglichkeiten verschiedenster Aussagen bis hin zu grammatikalisch falschen Anordnungen, wodurch mMn der Blues nicht nur inhaltlich, sondern auch formal betont und vielleicht auch verstärkt wird. So zumindest die Idee.

"um nachzudenken" bezieht sich auf die beiden Zeilen davor
"[...]
ich erinnere  mich nicht
ans ver_gilben_runzeln_greisen
um nachzudenken"

Damit ist das Älterwerden und das Altern gemeint, die sprichwörtlich die Weisheit mit sich bringen sollen. Dazu braucht es aber "Ruhezeiten", Zeiten, in denen der Mensch anhält und über Vergangenes, Erlebtes, reflektiert und für sich Erfahrungswerte, Lebensweisheiten oder Ähnliches herauszieht. Da die Zeit aber laut Themenvorgabe chaotisch/zerstreut ist, entspräche ein Altern auch einem Reifen und Reflektieren über das Dasein. Dies ist, wie ich die Themenvorgabe verstanden habe, nicht der Fall. Der Mensch erfährt somit keinerlei prägende Abschnitte, nimmt keinerlei Lebensübergänge wahr, und dadurch fehlen ihm Momente, um den Teufelskreis, den die Themenvorgabe für mich auch darstellt, zu erkennen, zu durchbrechen, zu unterbrechen, zu entkommen. Ich versuchte dies damit auszudrücken, dass sich LI nicht ans Altern erinnert, um während des Alterns über sein Dasein/sein Leben zu reflektieren.

Ich freue mich, dass dir die Adressierung des Lesers zum Schluss des Gedichts gefallen hat, und danke dir für den tollen Platz in deiner persönlichen Top Ten.

LG,
Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.04.2016 13:47
Re: ex uterus[ ]blues
von Constantine
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ex uterus[...]blues


ich erinnere mich nicht an die geburt
nicht daran wer mich im arm wiegte
küsste oder die windeln wechselte
ich erinnere mich nicht daran
ge_saugt_schmatzt_schlafen zu haben

ich erinnere mich nicht an die stimmen
nicht daran wie ich für freude sorgte
brab_krab_belte oder plumpste
ich erinnere mich nicht daran
ge_lacht_weint_schwiegen zu haben

ich erinnere mich nicht

ich erinnere mich nicht an eine erfüllt_mies_e
kindheit mit videos fotos geburtstagen
ich erinnere mich nicht mit anderen
ge_spielt_rauft_zankt zu haben
nicht ans ver_söhnen_feinden

ich erinnere mich nicht an eine gut_miserabl_e
schulzeit mit lese_rechen_schreib_aufgaben
ich erinnere mich nicht daran
ge_übt_lernt_spickt zu haben
nicht ans ver_setzen_petzen

ich erinnere mich nicht

ich erinnere mich nicht
ge_liebt_lobt worden zu sein
nicht an ge_schenke_sammeltes
ich erinnere mich nicht an
ausflüge urlaube gutenacht-geschichten

ich erinnere mich nicht an
bekannt_freund_lieb_schaften
ich erinnere mich nicht an die ersten
nicht an die zweit_acht_elft_en
küsse lieben herzschmerzen

ich erinnere mich nicht

ich erinnere mich nicht daran
ge_wartet_träumt_ruht zu haben
ich erinnere mich nicht an schnaps schnee pillen
an keine übelkeit und keinen rausch
nicht an blaulicht und korridore

ich erinnere mich nicht daran
nicht ge_wartet_träumt_ruht zu haben
ich erinnere mich nicht an schuld scham reue
an keine realität und keinen wunsch
nicht an leiden und genesungen

ich erinnere mich nicht

ich erinnere mich nicht zu wirken
weder in lehren noch in berufen
ich erinnere mich nicht
ans ver_gilben_runzeln_greisen
um nachzudenken

ich erinnere mich nicht zu trauern
weder um jemanden noch um etwas
ich erinnere mich nicht
ans er_tasten_halten_fahren
um loszulassen

woran erinnerst du dich nicht
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