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Das Besondere - der "Unique selling point"

 
 
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Siegfried
Leseratte
S


Beiträge: 104



S
Beitrag17.06.2015 18:14

von Siegfried
Antworten mit Zitat

Was die Verlage suchen, ist ein Buch, das Schlagzeilen produziert. Das ist der "Unique Selling Point", das ist das "gewisse Etwas", was Verlagen von Autoren wirklich verlangen.

"Feuchtgebiete" von Charlotte Roche verkaufte sich nicht millionenfach, weil das Buch das Verständnis für literarische Kunst bei Otto Normalleser ins Unermessliche gesteigert hat. Das Buch hat Schlagzeilen produziert, weil es bestimmte Tabus verletzt hat. Jeder wollte mitreden und viele haben deshalb das Buch gekauft.

Hat "50 Schades Of Grey" von E. L. James eine so hohe Auflagenzahl erreicht, weil es literarisch so anspruchsvoll ist? Nein, auch hier sind es die Schlagzeilen, die den Verkauf ausmachen. Ist das Buch mit seinen SM-Szenen Ausdruck eines männlich geprägten Backlashes gegen den Feminismus oder ist das alles als Selbstbestimmung einer emanzipierten Frau zu sehen? Es ist völlig egal, Hauptsache die Schlagzeilen stimmen. Je mehr über ein Buch geredet wird, desto besser verkauft es sich.

Wie viele Prominente haben ihre Sicht auf die Welt zwischen zwei Buchdeckel gequetscht und dann die Verkaufszahlen durch Schlagzeilen nach oben getrieben? Ob das Toni Schumacher mit seinem schlagzeilenträchtigen Fußballer-Buch "Anpfiff" war oder ein Dieter Bohlen mit seinen Geschichten, wie er eine italienische Hupfdohle namens "Sabrina" auf dem Balkon gevögelt hat und sich dabei eine Penisbruch zuzog - qualitativ ist das alles völlig daneben. Aber es bringt Schlagzeilen.

Seit Anfang Juni zieht der nächste Schlagzeilenhit durch den deutschen Büchermarkt: "Sex mit Gysi" von Sarah Waterfeld, erschienen im Eulenspiegel Verlag. In den Medien wird schon fröhlich diskutiert: Darf eine reale Person des öffentlichen Lebens wie Gregor Gysi in Verbindung mit einer fiktiven Sex-Orgie gebracht werden? Na, wenn das mal nicht die Verkaufszahlen nach oben treibt ...

Was hat der cleverer Autor also zu tun? Sich ein Thema zu suchen, das skandalträchtig ist. Was richtig viel Schlagzeilen produziert. Eventuell sogar mit Klagedrohung. Ein skandalträchtiges Thema findet sich schnell. Man muss mit seinem Buch nur ausreichend gegen die vorherrschende (oder vermeintliche) "political correctness" verstoßen, das bringt Auflage.
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2365
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag17.06.2015 18:19

von Gerling
Antworten mit Zitat

das mag ja zutreffend sein, aber manchmal genügt es auch, einfach nur ein gutes Buch zu schreiben ...

_________________
Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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Volker
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 85



Beitrag17.06.2015 18:31

von Volker
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Das ist alles mehr oder weniger richtig. Aber die Diskussion entfernt sich von meiner eigentlichen Frage. Ich erklär's deshalb nochmal: Warum die Verlage das "Besondere" suchen, ist mir klar. Es liegt auf der Hand. Aber darum ging es mir nicht. Mir ist aufgefallen, dass sie das "Besondere, Einzigartige" angeblich suchen, aber dann anders handeln. Wenn ich mir die Klappentexte der Neuerscheinungen auf den Homepages der A-Verlage mal durchlese, finde ich nichts "Besonderes". Die meisten Werbetexte sind so nichtssagend, dass ich als Leser (das bin ich ja nun auch) so gut wie nix finde, bei dem ich denke: "Oh, was für eine clevere Idee. Das könnte richtig spannend sein."
Mittlerweile bin ich auch auf eine verblüffend logische Erklärung für diesen Widerspruch gestoßen. Das möchte ich aber hier nicht posten.


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Wenn Sie im Leben etwas anderes tun können als zu schreiben, dann rate ich Ihnen: "Tun Sie das!" (George Simenon)
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zwima
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 640
Wohnort: Reihenhausidyll


Beitrag17.06.2015 19:22

von zwima
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Dazu ein interessanter Kommentar eines deutschen Filmemachers bei Kress-online KLICK

Grundsätzlich kann man aber wohl davon ausgehen, dass die Verlage in dem, was sie verlegen, einen USP finden, nur, dass der wohl oft versteckter und subtiler ist, als wir annehmen wollen. Und ich denke, du redest hier ja gar nicht von den Megasellern, sondern einfach von den Geschichten, die es bei Großverlagen zwischen zwei Buchdeckel schaffen und dort akzeptabel laufen - gutes Mittelfeld bis obere Ränge.

Da kann der (vermeintliche) USP eine besonders gute Schreibe sein, ein interessantes Setting, die ungewöhnliche Verquickung von bekannten Tropen, ein neuer Blickwinkel auf eine bekannte Geschichte. [/url]


_________________
HarperCollins:
Winterglück am Meer, Nordlichtträume am Fjord, Sommerzauber am Fjord, Winterküsse unterm Nordstern, Lichter, die vom Himmel fallen, Lichterzauber in Whispering Heights (2024), AT Van (2025)

Piper:
Späte Ernte, AT Moor

Lübbe:
Everything-for-youo-Trilogie, Unter-Haien-Dilogie
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Berti_Baum
Reißwolf


Beiträge: 1213
Wohnort: Immerheim


Beitrag17.06.2015 19:44

von Berti_Baum
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Im Fall von Michel Houellebecqs Roman Unterwerfung kam es am Tag der Veröffentlichung zu dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Aufgrund dieses tragischen Ereignisses und des damit brandaktuellen Themas rückte das Buch in den Fokus der Öffentlichkeit und wurde zigfach gekauft.

USP? Leider ja. Das Buch war schlicht und einfach zur "richtigen" Zeit da.


_________________
Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
Tod und tiefer Fall (Thriller/18. Mai 2015)
Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
Blut und böser Mann (Thriller/März 2016)
Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
Blinde Krähen (Thriller/März 2017)
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hexsaa
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beiträge: 1826
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Beitrag17.06.2015 20:05

von hexsaa
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Siegfried hat Folgendes geschrieben:
Was die Verlage suchen, ist ein Buch, das Schlagzeilen produziert. Das ist der "Unique Selling Point", das ist das "gewisse Etwas", was Verlagen von Autoren wirklich verlangen.

"Feuchtgebiete" von Charlotte Roche verkaufte sich nicht millionenfach, weil das Buch das Verständnis für literarische Kunst bei Otto Normalleser ins Unermessliche gesteigert hat.

Hat "50 Schades Of Grey" von E. L. James eine so hohe Auflagenzahl erreicht, weil es literarisch so anspruchsvoll ist?


Natürlich ist sowas ein USP und spült Geld in die Kassen der Verlage und des Autors, aber die richtig guten Bücher, die einen ein Leben lang in Erinnerung bleiben und die man immer wieder liest, weil sie etwas ganz Besonderes sind, brauchen keine Schlagzeilen und kontroverse Diskussionen.


_________________
Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort.
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Kris
Eselsohr


Beiträge: 453



Beitrag17.06.2015 22:26

von Kris
Antworten mit Zitat

Wie immer und überall geht es profan um Geld.

Klar suchen alle das "Besondere".
Bekommt aber ein Lektor das vermeintlich Besondere in die Finger,
ist er ja nicht der einzige, der darüber befindet.
Da gibt es Chefs, die wieder Chefs haben, die Zahlen sehen wollen.
Schwarz auf weiß. Und am besten in Form von Haben auf dem verlagseigenen Konto.

Es kostet einen Haufen Geld vom ersten Buchstaben bis zum fertigen Buch.
Das muss sich rechnen. Krimis, Historienromane, Fantasy nach gängigen
Mustern sind berechenbar. Da gibt es einen Markt, den man einschätzen
und an dem man verdienen kann.

Ein USP, von dem keiner im Vorfeld weiß, ob er ankommt oder nicht,
ist da im Zweifel eher hinderlich.

Am Ende will keiner derjenige sein, der für eine außergewöhnliche Idee
gekämpft hat, die baden geht. Laughing
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Unstern
Klammeraffe


Beiträge: 732
Wohnort: Leonding (Österreich)


Beitrag19.06.2015 22:04

von Unstern
Antworten mit Zitat

Ich würde an Deiner Stelle mich fragen: Wann hattest DU das letzte Mal ein Buch in der Hand, bei dem Du dachtest: "Das MUSS ich haben?" oder bei einem Mehrteiler, wo Du regelrecht sauer warst, weil die Fortsetzung noch nicht verfügbar ist? Oder wo Du schon mehrere Bände gelesen hast?

Und dann überleg Dir, warum das so war. Man kann viel theoretisieren, über neue, unverbrauchte Themen, die ultimative, noch nie dagewesene Idee ... oder die klassischen Motive wie Kampf, Liebe, Abenteuer, dem Drang nach Freiheit, Intrigen ... die meisten erfolgreichen Bücher haben eine Mischung daraus, es kommt halt drauf an, wie gelungen sie ist. Und natürlich, wie sehr sie den Zeitgeist trifft, also ich würde mal behaupten, dass "Die Leiden des jungen Werthers" heute nicht mehr so einen durchschlagenden Erfolg hätten wie damals.

Ich finde allerdings den Schlüssel zu dem Ganzen, das eigene Leseverhalten zu beleuchten. Wenn man ehrlich ist (und auch die Bücher mitrechnet, die in zweiter Reihe im Regal stehen), merkt man schon, dass vieles gar nicht so innovativ und hochgeistig ist, wie man von seinem eigenen Lesegeschmack erwarten möchte. Teilweise kauft man etwas auch wegen eines aufregenden Details im Inhalt, wie einer "verbotenen" Liebe. Oder weil man selbst gerne ein vom Schicksal auserwählter Fantasyheld sein möchte. Oder ... - Das gibt es hundert- und tausendfach, im Grunde genommen bis zum Erbrechen, aber wenn es gut gemacht ist und vielleicht sogar einen Twist hat, springt man als Leser einfach drauf an.
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pna
Geschlecht:männlichGrauzonenjunkie

Alter: 59
Beiträge: 1603
Wohnort: Wien, Ottakring


Paterson
Beitrag30.06.2015 15:53

von pna
Antworten mit Zitat

Volker hat Folgendes geschrieben:
Das ist nicht ganz der Punkt, auf den ich eine Antwort suche. Ich versuch's nochmal etwas deutlicher zu machen. Der Wunsch nach dem "Besonderen" geht ja nicht von den Autoren aus, sondern ist eine oft gestellte Forderung der Verlage. Verständlicherweise suchen sie das Alleinstellungsmerkmal, das den Roman von allen anderen ähnlichen Roman unterescheidet. Logisch, denn das kann ein gutes Verkaufsargument sein. Aber jetzt kommt eben der Punkt, den ich sonderbar finde: Schaue ich mir die Programme der Verlage dann genauer an, entdecke ich plötzlich nichts mehr von dem "Besonderen." Ja was denn nun?


Mir kommt vor dass die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal der Ausdruck eines frommen Wunsches ist, eine Art literarische Frömmelei, aus der die Verlagsangestellten schneller, als man rülpsen kann, wieder zurückfedern in ihre "Wir nehmen, was sich verkauft" Haltung.

Dort, wo ein Liebhaberprojekt querfinanziert werden kann, findet man manchmal solche Perlen - aber da muss man dann schon auch tiefer graben als auf der Spiegel Bestsellerliste Smile

lg/Peter
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