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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Der enge Hals oder Erinnerungen ans Nach Hause Kommen


 
 
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Lichtfrau
Gänsefüßchen


Beiträge: 24
Wohnort: Rheinland


Beitrag25.06.2015 13:08
Der enge Hals oder Erinnerungen ans Nach Hause Kommen
von Lichtfrau
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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Langsam ging sie den Plattenweg entlang.
Wie sie es hasste, jetzt hier entlanggehen zu müssen, warum hatte sie nicht bei ihm bleiben können, in der Normalität, wo man einfach sagte, was man dachte, ohne Hintergedanken, ganz einfach und klar?
Jetzt war sie allem wieder ausgeliefert, wie würde dieser Tag enden?

Nur noch die eine Kurve, dann würde sie es sehen können.
Das Haus kam näher, da hockte es, braun in braun und bewachsen, eigentlich schön, aber sie fürchtete sich davor, die Tür des Hauses zu öffnen, blieb davor stehen.
Da war es wieder, dieses Gefühl, dass sie normalerweise nicht trog.
Der Hals wurde eng, so eng, Schlüssel ins Schloss, rum drehen, atmen, lauschen, das Herz klopft laut, nichts. Kein Laut. Das war gut. Sie öffnete die Tür.
 Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass der Hund nicht mehr da war, er war der Lichtblick gewesen, sein rotes Fell und seine Wärme hatten ihr Trost gegeben und die langen Spaziergänge, um abschalten zu können.

Stille, niemand zu Hause.
Gott sei Dank, noch so ein Theater, das hätte sie nicht verkraftet. Deshalb ging sie schnell und leise in ihr Zimmer.
Wann kam sie endlich hier weg? Sie zitterte vor Anspannung, sie konnte es nicht verleugnen, Harmonie fühlte sich anders an, das war schon klar. Diese Wochenenden, schrecklich, wo man immer Vater Mutter Kind spielen musste. Und sie machte dann immer den Clown wenn ihre Eltern sich wütend und verletzt über den Tisch hinweg anstarrten, jeder in seiner Ecke, wie Boxer." Ich bin dann immer der Schiedsrichter, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe, warum lassen die mich nicht einfach in Ruhe mit ihrem Scheiß? ", schoss ihr durch den Kopf.

Manchmal träumte sie von einem anderen Leben, kein großes Haus, sie und ihre Mutter in einer kleinen Wohnung, ganz allein, schön, unbeschwert. Es hieß doch auch unbeschwerte Kindheit, oder?
Für wen gibt es die schon dachte sie verbittert, ich mache das eines Tages anders, ganz anders, ihr werdet schon sehen, so einen Alptraum, das hält der stärkste Mann nicht aus, da müsste er schon ein Herz aus Stein haben.
Dieser Kampf, dieser Hass, woher kam so etwas, warum war es irgendwann nicht einfach einmal gut? Man sagte,“ du, ich glaube, ich habe ausgeliebt“ oder so etwas Ähnliches und dann trennte man sich halt. Gut ist. Eventuell noch mal ein neuer Versuch, waren ja nicht alle gleich und von ihm wusste sie ja auch, dass es funktionieren konnte. Ja, ein ganz  Normaler, nicht viel Geld aber er bot Verlässlichkeit und Treue- reichte das nicht??
 Oder war der Wunsch zu stark nach dem Außergewöhnlichen, entweder nach dem Märchenprinz, der einem jeden Wunsch erfüllen kann und in eine andere, eigentlich ja immer reichere Welt führen wird?
Möglichkeit zwei:  ein Abenteurer, der einem das Herz bricht, gleichzeitig aber tiefe echte Gefühle in einem weckt, nicht dieses Zusammensein aus Sicherheitsaspekten, ja, das war schwierig, erst Recht, wenn sie an Oma und ihren Rat dachte. Sie hatte ihrer Oma ihr Leid geklagt, dass ihr Freund so eifersüchtig und sie selbst nicht glücklich war. Oma hatte ihn schön öfter gesehen und wusste auch um sein sehr gutes Aussehen.
" Von einem schönen  Teller kannst du auch nicht besser essen, Kind“, gab sie damals zu bedenken. " Wenn er nichts taugt, Briefmarke drauf und ab dafür" ...Oma war eine gute Ratgeberin, aber glücklich war sie mit Opa auch nicht gewesen, oder? Doch was wusste sie selbst als Teenager schon vom Glück, Oma hatte ja mehr Erfahrung, oder nicht?
Sie musste schon zugeben, dass sie bei Jungs oder Männern aufs Äußere achtete, bei einem Unattraktiven sah es mit einer Beziehung schlacht aus und wenn die Jungs dumm waren, dann ging gar nichts mehr…

Trotzdem, es gab immer Möglichkeit zwei, oder scheuten sich  die Leute, die zusammen blieben davor, bei zu vielen Wahlmöglichkeiten irgendwann den Anschluss zu verpassen und alleine zurück zu bleiben?  Das schien ja die aller aller größte Angst zu sein, lieber mit Godzilla verheiratet als alleine durchs Leben zu gehen, so ein Käse!
Hatten die nicht genug Arsch in der Hose oder wie sagte man, Mumm in den Knochen oder hatten die schlicht gesagt, Angst?? Mutter hatte immer gesagt, dass sie es nicht schaffe, dass sie es nicht aushalte alleine….na ja, ging mir dann immer durch den Kopf, wenn ich mal wieder Hilfspsychologe spielen durfte, macht man als Kind ja immer wieder gerne für die eigenen Eltern, wer sonst sollte Partnerschaftsprobleme auch so effizient und professionell lösen, Hauptsache mir ging es bei den endlosen Diskussionen, dem Geschrei und der Gewalt auch richtig prima…..klar war, dass da keiner dran dachte und das ja auch nie Thema war….
In diesem Moment öffnete sich unten die Tür, jemand rief ärgerlich ihren Namen....da war es wieder, dieses vertraute Gefühl. Ihr Hals wurde enger und sie bekam schlechter Luft.
" Ich komme!", antwortete sie und ging hinunter

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Tjana
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Beitrag25.06.2015 20:05

von Tjana
Antworten mit Zitat

Hallo Lichtfrau,

Mein erster Eindruck:
Eine Situation wird beschrieben, in der sich bestimmt viele wiederfinden. Eine Kurzgeschichte. Für einen Romananfang fehlt mir, wohin es führen soll.
Wer hier erlebt und reflektiert bleibt unklar. Ein Jugendlicher?. Ein Erwachsener rückblickend?
Seine momentane Situation ist auch unklar. Die ersten Zeilen zeigen, dass er sich in einer guten Beziehung befindet. Falls die Oma-Weisheiten Älteres betreffen, ist mir das nicht deutlich genug.
Soweit erst mal, mehr Details auf Wunsch gerne
Und auch: gerne gelesen


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Dave
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Beiträge: 29



D
Beitrag25.06.2015 20:56
Re: Der enge Hals oder Erinnerungen ans Nach Hause Kommen
von Dave
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Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Langsam ging sie den Plattenweg entlang.
Wie sie es hasste, jetzt hier entlanggehen zu müssen, warum hatte sie nicht bei ihm bleiben können, in der Normalität, wo man einfach sagte, was man dachte, ohne Hintergedanken, ganz einfach und klar? [Würde eher schreiben, "klar und deutlich". Auch wenn es eine Überlegung wert wäre, ob man nicht einiges streicht. So steht ja bereits "wo man einfach sagte, was man dachte", "ohne Hintergedanken" und "ganz klar und einfach" nebeneinander. Letztlich sagen sie alle das gleiche aus.]
Jetzt war sie allem wieder ausgeliefert, wie würde dieser Tag enden?

Nur noch die eine Kurve, dann würde sie es sehen können.
Das Haus kam näher, da hockte es, braun in braun und bewachsen, eigentlich schön, aber sie fürchtete sich davor, die Tür des Hauses zu öffnen, [Einen Punkt setzten. Dann den nächsten Satz mit dem Subjekt beginnen.] blieb davor stehen.
Da war es wieder, dieses Gefühl, dass sie normalerweise nicht trog. [Besser wäre: "Da war wieder dieses Gefühl ..." Einige Worte können dadurch gestrichen werden, die ohnehin keinen Zweck erfüllen.]
Der Hals wurde eng, so eng, Schlüssel ins Schloss, rum drehen, atmen, lauschen, das Herz klopft laut, nichts. Kein Laut. Das war gut. Sie öffnete die Tür.
 Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass der Hund nicht mehr da war, [Auch hier würde ich lieber einen Punkt setzen.] er war der Lichtblick gewesen, sein rotes Fell und seine Wärme hatten ihr Trost gegeben und die langen Spaziergänge, um abschalten zu können. [Der Satz klingt schief. Sein rotes Fell und seine Wärme hatten ihr Trost gegeben (würde eher "gespendet" schreiben). Dann einen Punkt setzen und auf die langen Spaziergänge eingehen, die sie abschalten ließen.]

Stille, niemand zu Hause.
Gott sei Dank, noch so ein Theater, das hätte sie nicht verkraftet. [Satzumstellung: Gott sei Dank! Sie hätte nicht noch so ein Theater verkraftet!] Deshalb ging sie schnell und leise in ihr Zimmer.
Wann kam sie endlich hier weg? Sie zitterte vor Anspannung, sie konnte es nicht verleugnen, Harmonie fühlte sich anders an, das war schon klar. Diese Wochenenden, schrecklich, wo man immer Vater Mutter Kind spielen musste. Und sie machte dann immer den Clown wenn ihre Eltern sich wütend und verletzt über den Tisch hinweg anstarrten, jeder in seiner Ecke, wie Boxer." Ich bin dann immer der Schiedsrichter, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe, warum lassen die mich nicht einfach in Ruhe mit ihrem Scheiß? ", schoss ihr durch den Kopf. [Gedanken werden nicht mit Anführungszeichen versehen. Sondern gängigerweise kursiv gesetzt. Aber auch hier würde ich den Satz in zwei aufteilen. Ich bin dann immer der Schiedsrichter, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe. (Klingt ein wenig schwach. Hier würde ein anschaulicher Vergleich besser wirken, der zeigt, wie wenig Lust er darauf hat. So was wie: ..., obwohl ich darauf so viel Lust hatte, wie auf Hodenkrebs.) Warum lassen dich mich nicht einfach in Ruhe mit ihrem Scheiß?]

Manchmal träumte sie von einem anderen Leben, kein großes Haus, sie und ihre Mutter in einer kleinen Wohnung, ganz allein, schön, unbeschwert. Es hieß doch auch unbeschwerte Kindheit, oder?
Für wen gibt es die schon [,] dachte sie verbittert, ich mache das eines Tages anders, ganz anders, [Hier den Satz mit einem Punkt beenden.] ihr werdet schon sehen, so einen Alptraum, das hält der stärkste Mann nicht aus, da müsste er schon ein Herz aus Stein haben.
Dieser Kampf, dieser Hass, woher kam so etwas, warum war es irgendwann nicht einfach einmal gut? Man sagte, "du, ich glaube, ich habe ausgeliebt“ oder so etwas Ähnliches und dann trennte man sich halt. Gut ist. Eventuell noch mal ein neuer Versuch [Hier fehlt das Verb. So was wie: Eventuell mal einen neuen Versuch wagen], waren ja nicht alle gleich und von ihm wusste sie ja auch, dass es funktionieren konnte. Ja, ein ganz Normaler, nicht viel Geld aber er bot Verlässlichkeit und Treue- reichte das nicht?? [Ein Fragezeichen reicht völlig aus.]
 Oder war der Wunsch zu stark nach dem Außergewöhnlichen, entweder nach dem Märchenprinz, der einem jeden Wunsch erfüllen kann und in eine andere, eigentlich ja immer reichere Welt führen wird?
Möglichkeit zwei: ein [Groß geschrieben, da ein vollständiger Satz nach dem Doppelpunkt folgt.] Abenteurer, der einem das Herz bricht, gleichzeitig aber tiefe echte [In dem Kontext das gleiche. Ein Adjektiv streichen.] Gefühle in einem weckt, nicht dieses Zusammensein aus Sicherheitsaspekten, ja, das war schwierig, erst Recht, wenn sie an Oma und ihren Rat dachte. Sie hatte ihrer Oma ihr Leid geklagt, [Wieder einen Punkt setzen.] dass ihr Freund so eifersüchtig und sie selbst nicht glücklich war. Oma hatte ihn schön öfter gesehen und wusste auch um sein sehr gutes Aussehen. [Literarisch anspruchslos. Hier ruhig das gute Äußere anhand eines bildlichen Merkmals zeigen.]
" Von einem schönen  Teller kannst du auch nicht besser essen, Kind“, gab sie damals zu bedenken. " Wenn er nichts taugt, Briefmarke drauf und ab dafür" [Einen der Sätze streichen, dann wird der übrig gebliebene stärker.] ...Oma war eine gute Ratgeberin, aber glücklich war sie mit Opa auch nicht gewesen, oder? Doch was wusste sie selbst als Teenager schon vom Glück, Oma hatte ja mehr Erfahrung, oder nicht?
Sie musste schon zugeben, dass sie bei Jungs oder Männern aufs Äußere achtete, bei einem Unattraktiven sah es mit einer Beziehung schlacht aus und wenn die Jungs dumm waren, dann ging gar nichts mehr…[Ebenfalls literarisch einfallslos. Geht wesentlich anschaulicher.]

Trotzdem, es gab immer Möglichkeit zwei, oder scheuten sich die Leute, die zusammen blieben[,] davor, bei zu vielen Wahlmöglichkeiten irgendwann den Anschluss zu verpassen und alleine zurück zu bleiben?  Das schien ja die aller aller größte Angst zu sein, lieber mit Godzilla verheiratet als alleine durchs Leben zu gehen, so ein Käse!
Hatten die nicht genug Arsch in der Hose oder wie sagte man, Mumm in den Knochen oder hatten die schlicht gesagt, Angst?? Mutter hatte immer gesagt, dass sie es nicht schaffe, dass sie es nicht aushalte [aushielte] alleine….na ja, ging mir dann immer durch den Kopf, wenn ich mal wieder Hilfspsychologe spielen durfte, [Punkt statt Komma] macht man als Kind ja immer wieder gerne für die eigenen Eltern, wer sonst sollte Partnerschaftsprobleme auch so effizient und professionell lösen, [Punkt statt Komma] Hauptsache mir ging es bei den endlosen Diskussionen, dem Geschrei und der Gewalt auch richtig prima…..klar war, dass da keiner dran dachte und das ja auch nie Thema war….
In diesem Moment öffnete sich unten die Tür, jemand rief ärgerlich ihren Namen....da war es wieder, dieses vertraute Gefühl. Ihr Hals wurde enger und sie bekam schlechter Luft. [Würde ich ein wenig umformulieren. Ihr Hals schnürte sich zusammen.]
" Ich komme!", antwortete sie und ging hinunter


Alles in allem, sehr viel Kleinkram, der zu verbessern ist. Allgemein solltest du dir angewöhnen, wesentlich mehr Punkte zu setzen. Verschachtelte Sätze machen keinem Leser Spaß. Die Geschichte hat durchaus Potential. Sie beginnt interessant, weiß mit einigen Großmutter-Sprüchen zu überzeugen, doch hatte ich das Gefühl, dass sie sich irgendwo in der Mitte verliert.

Dennoch eine Geschichte, an der man arbeiten sollte. Mit ein wenig Feedback kannst du da sicherlich einiges rausholen.

Gruß,

Dave


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“Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
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Papa Schlumpf
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Wohnort: Friedersdorf


Beitrag25.06.2015 23:56

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Lichtfrau,
Du siehst mich betroffen. Eine Beziehungskrise betrachtet man gemeinhin aus der Perspektive der einen oder anderen Seite, was immer auch Ungerechtigkeiten impliziert, oder der des unbeteiligten Dritten. Den unmittelbar betroffenen Dritten, der selbst in Beziehungsstress steht, findet man nicht so oft. Dabei handelt es sich um die einzig wesentliche Perspektive.
Das einzig Bemerkenswerte bezüglich des Textes (nicht des Inhalts!), die eine Auffälligkeit, die ich finden konnte, die sich hinter der sehr emotionalen Geschichte nicht verbarg (wohl, weil meine Wahrnehmung dahingehend sehr empfindlich reagiert) besteht im sehr großzügigen Einsatz von Hilfsverben.
Hilfsverben heißen so, weil sie als kleine Helfer bei der Bildung der Zeitformen eine Schlüsselrolle spielen, weil sie andere Verben ersetzen, wenn uns mal nichts einfällt. Und da finden wir auch schon das hüpfende Komma und den springenden Punkt: die Vokabeln, die wir verwenden, sollen treffen. Du kannst immerhin darauf verweisen, dass Dir das meist gelang. Sie sollen aber immer treffen. Ein Beispiel.
Zitat:
Da war es wieder, dieses Gefühl,
Dieses "war" lässt alle möglichen Deutungen zu. Dieses Gefühl stieg in ihr auf, es bemächtigte sich ihrer, drang in ihr Bewusstsein, ..., eine ganze Reihe Möglichkeiten, den Zustand / Vorgang genauer zu charakterisieren, als es dieses "sein" vermag.
Du schreibst ganz außergewöhnlich, offensichtlich verfügst Du über einschlägige Erfahrungen, nicht unbedingt im belletristischen Bereich; ich muss also nicht den ganzen Text durchgehen und jedem Hilfsverb eine Alternative zur Seite stellen (oder doch? dann musst Du sagen), ich vertraue einfach auf Dein Sprachgefühl, das kriegst Du hin.
Schön, dass Du Dich des Themas annimmst.
Schön, dass Du den Text einstelltest. Man liest sich.
P. S.


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Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Lichtfrau
Gänsefüßchen


Beiträge: 24
Wohnort: Rheinland


Beitrag26.06.2015 07:33

von Lichtfrau
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Tjana hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lichtfrau,

Mein erster Eindruck:
Eine Situation wird beschrieben, in der sich bestimmt viele wiederfinden. Eine Kurzgeschichte. Für einen Romananfang fehlt mir, wohin es führen soll.
Wer hier erlebt und reflektiert bleibt unklar. Ein Jugendlicher?. Ein Erwachsener rückblickend?
Seine momentane Situation ist auch unklar. Die ersten Zeilen zeigen, dass er sich in einer guten Beziehung befindet. Falls die Oma-Weisheiten Älteres betreffen, ist mir das nicht deutlich genug.
Soweit erst mal, mehr Details auf Wunsch gerne
Und auch: gerne gelesen


hallo, Tjana,
danke für deine Rückmeldung.
Ich habe erst überlegt, ob ich dazu schreiben soll, dass es eine Geschichte ist. Die Situation ist aus der Sicht einer Jugendlichen beschrieben. Wobei mir auffällt, während ich schreibe, ob es nicht egal ist, ob der Jugendliche es aktuell erlebt oder die Erwachsene es erinnernd schreibt? Da würde mich deine Meinung auch interessieren....
Dein Hinweis, das Einiges unklar bleibt, hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht erzähle ich zu viel aus der Sicht der Hauptperson und vergesse, den allwissenden Erzähler zu Wort kommen zu lassen. Ich werde das noch einmal überarbeiten.
Wenn ich alles überarbeitet habe (wird ja etwas dauern) kann ich das  dann doch einfach anhängen, oder??

Hallo, Dave,
vielen Dank für die ganze Arbeit, die du in deine Rückmeldung gesteckt hast. Da hab ich erst einmal mit zu tun und werde mich bei nächster Gelegenheit in die Arbeit stürzen. Der Hang zu Schachtelsätzen! Ja, das Leiden habe ich schon länger. Komisch, ich selber empfehle auch immer, lieber kurze Sätze zu schreiben.
Nur bei einer Sache in deiner Bewertung bin ich verwundert.
Du schreibst, dass sich die Geschichte in der Mitte verliert, das verstehe  ich nicht. Ich habe mir gedacht, dass dort die Erklärungen zu finden sind, warum der Hals der Jugendlichen so eng ist. Mhhh.

Hallo, Papa Schlumpf


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Lichtfrau
Gänsefüßchen


Beiträge: 24
Wohnort: Rheinland


Beitrag26.06.2015 07:56

von Lichtfrau
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Hallo, Lichtfrau,
Du siehst mich betroffen. Eine Beziehungskrise betrachtet man gemeinhin aus der Perspektive der einen oder anderen Seite, was immer auch Ungerechtigkeiten impliziert, oder der des unbeteiligten Dritten. Den unmittelbar betroffenen Dritten, der selbst in Beziehungsstress steht, findet man nicht so oft. Dabei handelt es sich um die einzig wesentliche Perspektive.
Das einzig Bemerkenswerte bezüglich des Textes (nicht des Inhalts!), die eine Auffälligkeit, die ich finden konnte, die sich hinter der sehr emotionalen Geschichte nicht verbarg (wohl, weil meine Wahrnehmung dahingehend sehr empfindlich reagiert) besteht im sehr großzügigen Einsatz von Hilfsverben.
Hilfsverben heißen so, weil sie als kleine Helfer bei der Bildung der Zeitformen eine Schlüsselrolle spielen, weil sie andere Verben ersetzen, wenn uns mal nichts einfällt. Und da finden wir auch schon das hüpfende Komma und den springenden Punkt: die Vokabeln, die wir verwenden, sollen treffen. Du kannst immerhin darauf verweisen, dass Dir das meist gelang. Sie sollen aber immer treffen. Ein Beispiel.
Zitat:
Da war es wieder, dieses Gefühl,
Dieses "war" lässt alle möglichen Deutungen zu. Dieses Gefühl stieg in ihr auf, es bemächtigte sich ihrer, drang in ihr Bewusstsein, ..., eine ganze Reihe Möglichkeiten, den Zustand / Vorgang genauer zu charakterisieren, als es dieses "sein" vermag.
Du schreibst ganz außergewöhnlich, offensichtlich verfügst Du über einschlägige Erfahrungen, nicht unbedingt im belletristischen Bereich; ich muss also nicht den ganzen Text durchgehen und jedem Hilfsverb eine Alternative zur Seite stellen (oder doch? dann musst Du sagen), ich vertraue einfach auf Dein Sprachgefühl, das kriegst Du hin.
Schön, dass Du Dich des Themas annimmst.
Schön, dass Du den Text einstelltest. Man liest sich.
P. S.


 Hallo, Papa Schlumpf
vielen Dank für deine Rückmeldung. Darauf, dass ich ein Hilfsverben -Problem habe, wäre ich wirklich nie gekommen. Ich bin erstaunt und amüsiere mich gerade über mich selbst und mein Schreiben!
Ich freue mich, dass du betroffen bist, das ist die Intention des Textes, Streitende  sollten, meiner Meinung nach, mal an ihr surrounding denken, sprich, sich damit beschäftigen
a) eine gesunde Streitkultur zu entwickeln
b) mit ihren Kindern über das, was sie mitanhören mussten, sprechen

Die Schreienden und Gewaltbereiten haben oft nicht so ein Problem wie die Außenstehenden, die leiden still vor sich hin.
Ich erlebe das in meinem Beruf leider auch immer wieder, die Geschichten der Kinder und Jugendlichen gleichen sich alle und die Wunden sind tief . Ich erkenne das oft sehr schnell, die Jugendlichen sind abwesend, haben alles so einen ähnlichen Ausdruck in den Augen, es ist einfach schrecklich!
Doch zurück zu den Hilfsverben.
Ich werde die Geschichte noch einmal durchlesen und dann überlegen, was ich mit meinen Hilfsverben machen soll.
Bei der Stelle, da war es wieder, dieses Gefühl, würde ich eher so etwas ändern wie,
Da war es wieder, dieses Gefühl, klopfte an wie ein alter Bekannter, oft  aber nicht gern gesehen, vertraut aber nicht gerne gesehen, schäbig.
oder
Da war es wieder, dieses Gefühl, das anklopfte wie ein alter lästiger Bekannter in einem schäbigen dunklen Mantel. Das Gefühl kam oft, es war ihr vertraut , gleichzeitig  hatte sie Angst davor.

Ich merke, wenn man anfängt, etwas zu ändern, wird es schwer, das wird eine harte Nuss.
Schreib mir gerne mal deine Ideen auf.
Ich muss zurück ins reale Leben. Die Überarbeitung wird einige Zeit in Anspruch nehmen, das muss ich mal in Ruhe machen.

Danke noch mal! Very Happy


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nebenfluss
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Beitrag26.06.2015 10:31
Re: Der enge Hals oder Erinnerungen ans Nach Hause Kommen
von nebenfluss
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Hallo Dave,

Dave hat Folgendes geschrieben:
Verschachtelte Sätze machen keinem Leser Spaß.

zwei Fragen dazu:

1. Woher hast du diese Erkenntnis? Ich denke, verschachtelte Sätze machen mir und anderen Lesern sehr wohl "Spaß", wenn sie passen und gut gebaut sind. Oft sorgen sie für Abwechslung oder sind kaum zu vermeiden, um Zusammenhänge darzustellen.
Solche Dogmen bringen niemanden weiter.

2. Wo hast du in diesem Text Schachtelsätze gefunden?
(die Frage reiche ich auch gleich an Lichtfrau weiter, die angibt, schon lange unter ihnen zu "leiden"(?), wovon man in diesem Text wenig merkt.)

Merke: Ein verschachtelter Satz braucht eine Verschachtelung. Rolling Eyes

Die hier vorherrschende Halb- oder Ganzsatz-Reihung bräuchte man ja nicht zu entschachteln:
Beispiel:
Zitat:
Sie zitterte vor Anspannung, sie konnte es nicht verleugnen, Harmonie fühlte sich anders an, das war schon klar.

Das sind vier Hauptsätze, nach dem simpelsten SPO(Subjekt-Prädikat-Objekt)-Prinzip konstruiert und mit Komma aneinandergehängt. Guter Stil ist das nicht, keine Frage (die Kommata sorgen zwar für eine etwas schnellere Lesart, können diese Schwäche aber nicht wirklich vertuschen), aber eben auch keine Schachtel.


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hobbes
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Beitrag26.06.2015 11:23

von hobbes
Antworten mit Zitat

Hallo Lichtfrau,

Zitat:
da hockte es

Das wäre der Punkt, an dem ich normalerweise aus dem Text ausgestiegen wäre.
Dass ich es dann doch nicht getan habe, lag hauptsächlich daran, dass ich ausnahmsweise mal wieder Lust auf etwas Textarbeit hatte.

Eine Geschichte über eine junge Frau, die sich zu Hause wegen der Streitigkeiten ihrer Eltern und ihr eigenes mit-hineingezogen-werden nicht wohlfühlt.

Mir gibt die Geschichte leider nicht so viel.

Das liegt zum einen an sprachlichen Holprigkeiten wie z.B. dem oben erwähnten hocken. Vielleicht ist das sogar nur ein süddeutsches Sprachding, aber für mich geht hocken im Zusammenhang mit einem Haus einfach gar nicht.
Hm, sprachliche Holprigkeiten hört sich jetzt vielleicht ein bisschen zu niederschmettern an, für mich sind das hauptsächlich eine Ansammlung von Kleinigkeiten, die mir in ihrer Fülle die Freude am Lesen verderben.
Weiteres Beispiel:
Zitat:
Der Hals wurde eng, so eng, Schlüssel ins Schloss, rum drehen, atmen, lauschen, das Herz klopft laut, nichts.

Ist für mich umgangssprachlich und passt daher nicht mit dem Rest zusammen.
Oder hier:
Zitat:
Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass der Hund nicht mehr da war, er war der Lichtblick gewesen, sein rotes Fell und seine Wärme hatten ihr Trost gegeben und die langen Spaziergänge, um abschalten zu können.

Das ist so eine und-Verknüpfung, die für mich einfach nicht schön und verständlich gelöst ist. Klar verstehe ich, was du meinst, aber in der Konstellation passt das nicht. Wenn du vor dem "und" ein "das" einfügst" würde es für mich schon mal richtiger klingen, wäre allerdings auch nicht wirklich besser. Denn die Spaziergänge gehören ja zum Lichtblick und mit dem Einschub dazwischen schaffst du hier Probleme.

Abgesehen von der Sprache gibt mir die Geschichte jetzt auch nicht sonderlich viel und das liegt wohl vor allem an der Hauptfigur und dem, was sie erzählt bzw. was sie alles nicht erzählt. Mir ist das zu wenig, zu allgemein, zu sehr "schon zu oft gelesen, nichts eigenes darin".
Zum Beispiel fehlt mir der Teil, warum sie sich der Situation so kampflos ergibt.
Da ist oft von müssen die Rede, z.B.:
Zitat:
jetzt hier entlanggehen zu müssen

Zitat:
Diese Wochenenden, schrecklich, wo man immer Vater Mutter Kind spielen musste.

Aber du gibst mir keinen Grund für dieses Müssen.
Natürlich, ich könnte mir jetzt selbst etwas ausdenken, junges Mädchen, wer weiß, wie jung, wo soll sie denn auch hin, was ist denn ihre Alternative.
Naja, sie könnte beispielsweise noch länger dort bleiben, wo sie gerade herkommt, sie könnte ihre Eltern anschreien, sie könnte mit einem Koffer zur Oma fahren, sie könnte ihre Spaziergänge noch weiter verlängern, was weiß ich.

Aber nein, im Grunde macht sie genau das, was sie ihren Eltern vorwirft. Oder soll vielleicht gerade das der Clou der Geschichte sein? Aber auch dann wäre es mir zu wenig.

Hoffe, das war jetzt nicht allzu (v)erscheckend.
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Lichtfrau
Gänsefüßchen


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Beitrag26.06.2015 14:00

von Lichtfrau
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Hallo, Hobbes,
danke für deinen Beitrag. Ich merke schon, jeder und jede hier achtet auf etwas Anderes, interessant .Erfreulich, dass du meine Geschichte trotz ersten Abgeschrecktseins doch gelesen hast.
Das Haus soll hocken und nicht stehen. Ich habe dieses Verb bewusst gewählt. Das Haus symbolisiert hier nicht das Heim, sondern eine Bedrohung. Durch das Hocken wollte ich ausdrücken, dass die Jugendliche das Gefühl hat, es spränge sie gleich an. Es ist gefährlich, mehr wie ein wildes Tier. Vielleicht sollte ich das mit dem wilden Tier ergänzen?
Der Hund ist der Lichtblick für das Mädchen, weil er treu und fröhlich und normal ist, die rote Farbe spricht sie an,weil sie warm ist und die Spaziergänge bieten ihr die Gelegenheit, dem Haus und den Eltern zu entfliehen.

Die Intention der Geschichte ist, das Gefühl beim Nach Hause kommen zu beschreiben, den engen Hals und die Ohnmacht eben aufgrund der von dir erwähnten Umstände, dass das Mädchen noch jung ist und sich keine Alternative denken kann.  und etwas Licht in die Hintergründe zu bringen. Mehr eigentlich nicht. Die Umgangssprache habe ich verwendet, weil es eben eine Jugendliche ist, die so denkt.

Verschreckt bin ich nicht. Kleiner Hinweis, du hast erscheckend geschrieben, ist wohl ein Rechtschreibfehler, denke ich mal. Ich finde es toll, dass du dich trotz erstem Abgeschreckt sein mit der Geschichte beschäftigt hast und kann mit deiner Art der Kritik sehr gut leben.

Ich muss dir bei einem Satz jedoch entschieden widersprechen, sie macht überhaupt nicht das Gleiche! Sie ist verstummt, hält aus und verdrängt. Sie schreit und streitet und schlägt eben nicht, sondern ist ungewollt ein Teil des Dramas.


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Beitrag26.06.2015 14:07
Re: Der enge Hals oder Erinnerungen ans Nach Hause Kommen
von Lichtfrau
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Hallo nebenfluß,
also die Schachtelsätze, die waren früher meine Leidenschaft, mir konnte es gar nicht schachtelig genug sein. Wenn mein schachteliger Satz im Deutsch LK dann noch logisch und stimmig war, war ich stolz wie Oskar und kam mir einfach großartig vor.
Wieso soll ich denn nicht in dem von dir beschriebenen Beispiel, die SPO aneinander reihen. Das soll dadurch so einen atemlosen touch bekommen, die Jugendliche erlebt großen Stress.
Vielleicht, wenn man ergänzt, dass sie Harmonie in ihrer Familie nicht kennt??


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Lichtfrau
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Beitrag28.06.2015 10:08

von Lichtfrau
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So, dann mache ich mich mal ans Text verbessern. Ich mache das hier ja das erste Mal und merke, wie schwierig es ist, alles unter einen Hut zu bringen beim Überarbeiten des Textes.
Ich dachte bisher, zu viele Details langweilen den Leser.
Ich finde es echt schwierig, die Geschichte zu überarbeiten aber ich versuche es einfach einmal.
Es wäre schön, wenn ich dann noch ein feedback bekommen würde, ob und wie die Änderungen zur Verbesserung beitragen.


Der enge Hals (Erinnerungen an das Nach Hause kommen)

Langsam ging sie den Plattenweg entlang.
Wie sie es hasste, hier entlanggehen zu müssen, warum hatte sie nicht bei ihm bleiben können, in der Normalität, wo man einfach sagte, was man dachte, ohne Hintergedanken, ganz einfach und klar?
Aber was sollte sie sonst machen? Nach einem Besuch bei ihrem Freund oder einer Freundin, musste man halt zurück, ganz ohne Alternative. "Wenn du noch keine eigene Kohle verdienst, biste halt abhängig von den Alten, so beschissen das auch ist", hatte ihre Freundin Petra gesagt und Recht hatte sie. Noch blieb ihr nichts Anderes übrig, als zu denen zurück zu kehren.

Nur noch die eine Kurve, dann würde sie es sehen können.
Das Haus kam näher, da hockte es, braun in braun und bewachsen, eigentlich schön, aber sie fürchtete sich davor, die Tür zu öffnen.
Da wieder dieses Gefühl, dass sie normalerweise nicht trog. Sie war gewarnt, musste auf der Hut sein, sich schützen.
Der Hals wurde eng, Schlüssel ins Schloss, herumdrehen, atmen, lauschen, das Herz klopft laut, nichts. Kein Laut. Das war gut. Sie öffnete die Tür.
Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass der Hund nicht mehr da war. Er war der Lichtblick gewesen, der einzig Normale in der Familie hatte sie oft traurig gedacht. Sein Fell und seine Wärme hatten ihr oft Trost gespendet, sie hatte einen Leidensgenossen und er, wenigstens er, hatte sich immer gefreut wenn sie nach Hause kam. Bitterkeit stieg in ihr auf und Selbstmitleid. Auch die langen Spaziergänge, die sie manchmal sogar Nachts unternamen, hatten ihr gut getan, sie konnte abschalten und sich ganz auf ihn und die Natur konzentrieren und in Ruhe nachdenken.
 Zu Hause ging das nicht. Es herschte zu viel Spannung, Konflikte zwischen ihrer Mutter und dem Stiefvater gab es ständig. Sie selbst verhielt sich möglichst unauffällig, um bloß nicht der Anlasse einer Auseinandersetzung zu werden! Es war anstrengend, sich immer zu verstellen. Mit dem Hund kam sie innerlich zur Ruhe, dann konnte sie die Spannung, die im Haus fast immer herschte, wenigstens kurz hinter sich lassen, bervor sie wieder zurück mussten.

Stille, niemand zu Hause. Gott sei Dank, noch einmal so ein Theater, das hätte sie nicht verkraftet. Deshalb ging sie schnell und leise in ihr Zimmer.
Wann kam sie endlich hier weg? Sie wollte ihre Ruhe haben, dem hier nicht ausgesetzt sein! Ihre Anspannung schien fast greifbar zu sein, die Luft schien zu zittertn. Sie konnte es nicht verleugnen, Harmonie fühlte sich anders an, das war schon klar.
Diese Wochenenden, schrecklich, wo man immer Vater Mutter Kind spielen musste. Und sie machte dann immer den Clown wenn ihre Eltern sich wütend und verletzt über den Tisch hinweg anstarrten, jeder in seiner Ecke, wie Boxer. Ich bin dann immer der Schiedsrichter, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe, warum lassen die mich nicht einfach in Ruhe mit ihrem Scheiß? Und überhaupt, warum hatte Mama ihren Vater verlassen? Dann hätte sie jetzt nicht diesen Fremden da sitzen...
Und Papa? der war weit weg.

Manchmal träumte sie von einem anderen Leben, kein großes Haus, sie und ihre Mutter in einer kleinen Wohnung, ganz allein, schön, unbeschwert. Es hieß doch auch unbeschwerte Kindheit, oder?
Für wen gibt es die schon dachte sie verbittert, ich mache das eines Tages anders, ganz anders, ihr werdet schon sehen, so einen Alptraum, das hält der stärkste Mann nicht aus, da müsste er schon ein Herz aus Stein haben. Dieser Kampf, dieser Hass, woher kam so etwas, warum war es irgendwann nicht einfach einmal gut? Man sagte,“ du, ich glaube, ich habe ausgeliebt“ oder so etwas Ähnliches und dann trennte man sich halt. Gut ist. Eventuell noch mal ein neuer Versuch, waren ja nicht alle gleich und von ihm wusste sie ja auch, dass es funktionieren konnte. Ja, ein ganz  Normaler, nicht viel Geld aber Verlässlichkeit und Treue reichte das nicht?
 Oder war der Wunsch zu stark nach dem Außergewöhnlichen,  dem Märchenprinz, der einem jeden Wunsch erfüllen kann und in eine andere Welt führen würde. Eine harmonische Welt, wo ein Wort galt und Wert hatte. In ihrer Familie war nie klar, was ein neuer Tag bringen würde. Hieß es gestern noch, es geht in den Urlaub, konnte das am nächsten Tag wegen Mutters Befindlichkeit schon ganz anders sein und man saß dann eben vor seinen gepackten Koffern bis der Eklat vorüber war. Manchmal dauerte es länger, dann gab es natürlich auch Nichts zu essen, manchmal war Alles schon ein paar Stunden später vergessen. Öfters mal was Neues, toll schoss es ihr dann immer durch den Kopf. Wie ironisch ich immer bin.
Möglichkeit zwei ein Abenteurer, der einem das Herz bricht, gleichzeitig aber tiefe echte Gefühle in einem weckt, nicht dieses Zusammensein aus Sicherheitsaspekten, ja, das war schwierig, erst Recht wenn sie an Omas Worte dachte“ Von einem schönen  Teller kannst du auch nicht besser essen, Kind“, gab sie damals zu bedenken.
 Ja, ihr Freund war schön und bot Sicherheit, machte sie mit seiner Eifersucht aber wahnsinnig.
Sie gab zu, dass sie schon aufs Äußere achtete, bei einem Waldschrat sah es schon schlecht aus und wenn sie dumm waren, dann ging gar nichts mehr…für sie waren viele Dinge beim Aussehen wichtig.
Zu allererst war da die Haut, die musste für sie schön gepflegt und weich aussehen. Waren die Zähne braun oder gelb, schaute sie sich den Rest des Typen gar nicht mehr an. Am allerbesten gefielen ihr Männer mit schönem dichten Haar, ausdrucksstarken Augen, vollen Lippen und einem muskulösen Körper. Wenn sie dann noch groß waren, konnte man weiter sehen. Ihr Freund war perfekt: dunkelhaarig, das Haar braun und voll, dunkle Augen. Seine schmalen Hüften und breiten Schultern machten sie stolz: so ein schöner Mann!

Trotzdem, es gab immer Möglichkeit zwei, oder scheuten sich die Leute, die zusammen blieben davor, bei zu vielen Wahlmöglichkeiten irgendwann den Anschluss zu verpassen und alleine zurück zu bleiben?  Das schien ja die aller-aller größte Angst zu sein, lieber mit Godzilla verheiratet als alleine durchs Leben zu gehen, so ein Käse!
Hatten die nicht genug Arsch in der Hose oder wie sagte man, Mumm in den Knochen oder hatten die schlicht gesagt, Angst??
 Mutter hatte immer gesagt, dass sie es nicht schaffe, dass sie es nicht aushalte alleine….na ja, ging mir dann immer durch den Kopf, wenn ich mal wieder Hilfspsychologe spielen durfte, macht man als Kind ja immer wieder gerne für die eigenen Eltern, wer sonst sollte Partnerschaftsprobleme auch so effizient und professionell lösen, Hauptsache mir ging es bei den endlosen Diskussionen, dem Geschrei und der Gewalt auch richtig prima…..klar war, dass da keiner dran dachte und das ja auch nie Thema war….

Also, ich habe Viel geändert und ergänzt und hoffe, die Geschichte, damit verbessert zu haben.


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hobbes
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Beitrag28.06.2015 13:16

von hobbes
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Hallo Lichtfrau,

hast du bei der neuen Version die letzten Sätze vergessen? Oder sind die jetzt absichtlich weg?
Und warum so eine große Schrift?

Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Das Haus soll hocken und nicht stehen. Ich habe dieses Verb bewusst gewählt. Das Haus symbolisiert hier nicht das Heim, sondern eine Bedrohung. Durch das Hocken wollte ich ausdrücken, dass die Jugendliche das Gefühl hat, es spränge sie gleich an. Es ist gefährlich, mehr wie ein wildes Tier. Vielleicht sollte ich das mit dem wilden Tier ergänzen?

Für mich würde das nichts ändern. Oder nein, es würde mein inneres Hä? eher noch größer machen, da ich bei "hocken" völlig andere Assoziationen habe, hauptsächlich die eines kleines Kindes, das sich in Wald und Flur zum Pinkeln hinhockt. Von Bedrohung keine Spur, eben eher das Gegenteil, harmlos, sich kleinmachen, wegducken, ...

Aber - wie du ja selbst schon gemerkt hast - die Meinungen gehen auseinander und du wirst es sowieso nie schaffen, alle zufrieden zu stellen.
Passendes Beispiel dazu:
Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Ich dachte bisher, zu viele Details langweilen den Leser.

Mir sind es zu viele. In der Form.
Das mag sich ein wenig seltsam anhören, habe ich doch im ersten Kommentar von "zu wenig" geschrieben. Was ebenfalls immer noch stimmt. Trotz oder gerade wegen der angereichterten Version ist es mir zu wenig. Ich kann es ja eigentlich nicht leiden, mit "show, don't tell" anzukommen, vor allem, weil das eben auch nicht immer wahr und richtig ist, aber in dem Fall trifft es für mich den Kern meines Problems.
Sie sagt mir, was sie fühlt, was in ihr vorgeht, aber es kommt nicht bei mir an, berührt mich nicht. Am ehesten noch in den Passagen, in denen sie tatsächlich etwas tut. Langsam gehen, die Tür öffen, lauschen, das alles.

Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Ich muss dir bei einem Satz jedoch entschieden widersprechen, sie macht überhaupt nicht das Gleiche! Sie ist verstummt, hält aus und verdrängt. Sie schreit und streitet und schlägt eben nicht, sondern ist ungewollt ein Teil des Dramas.

Sie hält aus. Das meinte ich mit "das gleiche". Hält aus in einer Situation, die ihr nicht gut tut. Und klar, natürlich hat sie nicht die totale Wahlfreiheit, natürlich kann sie nicht einfach sagen: "Macht euren Scheiß alleine, ich bin dann mal weg."
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Nihil
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Beitrag28.06.2015 17:55

von Nihil
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Hallo Lichtfrau!

Da du noch relativ neu hier bei uns bist, frage ich mal: Weißt du, dass du einen Beitrag auch immer als „Neue Version“ kennzeichnen kannst? Das habe ich jetzt mal gemacht. So sehen neue Leser gleich die aktuellste Fassung.

Außerdem würde ich nochmal über die seniorenfreundliche Schrift nachdenken. ;) Mich persönlich würde diese Schriftgröße abschrecken, deinen Text zu lesen. (Geht mir mit veröffentlichten Romanen auch so.) Ich könnte das im Nachhinein noch ändern, wirklich nur als Ratschlag.

Gruß,
Nihil
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Lichtfrau
Gänsefüßchen


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Beitrag28.06.2015 19:40

von Lichtfrau
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Hallo, Hobbes,
schön, dass du mir noch ein feedback gibst nach meiner Überarbeitung, find ich gut.
die letzten beiden Sätze hab ich vergessen zu kopieren, ich bin mir noch nicht sicher, ob die Geschichte sie braucht.
Ursprünglich waren sie gar nicht da, ich habe sie hinzugefügt, weil ich dachte, die machen Alles runder.

Was du für Assoziationen bei hocken hast, da wär ich ja im Leben nicht drauf gekommen. Aber jetzt ist mir auch klar, warum hocken für dich in diesem Zusammenhang gar nicht geht!

Die große Schrift hab ich einfach mal so genommen. Ich finde, dann kann man es mit ein paar Dioptrien (so wie ich) am PC einfach besser lesen.  letzten Sätze vergessen? Oder sind die jetzt absichtlich weg?
Ich finde deine Erklärung, warum auch die angereicherte Version nicht bei dir ankommt schlüssig. Tja, da kann ich wohl Nichts machen, schad.
Vielen Dank, dass du mir den Teil, wo es darum geht, dass das Mädchen "das Gleiche" tut, noch einmal erklärt hast. Ich hatte wirklich nicht begriffen, was du meinst. Jetzt verstehe ich es und fühl mich besser.


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Catalano
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Beitrag28.06.2015 20:59

von Catalano
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hallo Lichtfrau

Hab mir deinen Text durchgelesen. Ja nun, Geschmäcker sind verschieden und es nicht ganz meins. Aber es ist trotzdem super geschrieben, finde ich.
So gut, dass ich weitergelesen habe, obwohl mich der Inhalt nicht so begeistert (wieder Geschmackssache).

Mach nur weiter so, ich finde, es kann sich sehen lassen.
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hobbes
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Beitrag28.06.2015 21:25

von hobbes
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Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Die große Schrift hab ich einfach mal so genommen. Ich finde, dann kann man es mit ein paar Dioptrien (so wie ich) am PC einfach besser lesen.

Das geht auch anders - strg drücken und am Mausrädchen rollen oder auch strg und die Plustaste.
Mir geht es mit diesen großen Schriften so wie Nihil - hättest du die erste Version schon in der Form gehabt, hätte ich vermutlich weggeklickt, ohne auch nur einen Satz gelesen zu haben.
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Lichtfrau
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Beitrag29.06.2015 08:11

von Lichtfrau
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Catalano, ich freue mich sehr über dein feedback Very Happy
Noch jemand, der weiter gelesen hat!
Dein weiter so spornt mich wirklich an.
Danke


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bibo50
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Beitrag29.06.2015 09:35

von bibo50
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Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Es herschte zu viel Spannung, Konflikte zwischen ihrer Mutter und dem Stiefvater gab es ständig.


ständig gab es Konflikte zwischen ihrer Mutter und dem Stiefvater.
Diese Satzstellung liest sich für mich flüssiger.

Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
die im Haus fast immer herschte, wenigstens kurz hinter sich lassen, bervor sie wieder zurück mussten.


herrschte wird mit rr geschrieben.  In bevor ist ein r zuviel

Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Möglichkeit zwei ein Abenteurer,


Möglichkeit zwei: ein Abenteurer ? Ich finde da fehlt ein Satzzeichen zwischen zwei und ein

Als letztes: das Haus das hockt, stört mich persönlich auch ein wenig.

Außer den Kleinigkeiten finde ich die Geschichte sehr schön. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dem Mädchen geht.
Ich persönlich hätte wahrscheinlich die Passage mit dem Hund noch ausführlicher geschrieben.

Liebe Grüße Birgit
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Lichtfrau
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Beitrag29.06.2015 12:59

von Lichtfrau
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Hallo, Birgit
Vielen Dank für deine Tipps! Das mit dem rrs ist mir überhaupt nicht aufgefallen, so etwas aber auch!
Ich finde auch den Hinweis zur Satzumstellung gut.
Dank dir schön.


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Papa Schlumpf
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Beitrag29.06.2015 23:35

von Papa Schlumpf
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Liebe Lichtfrau,
ich kann im Moment nicht so viel Zeit in Deinen Text investieren, wie ich gern möchte. Wenn ein Text in dieser Weise emotional anspricht geraten auch die Kommentare nicht mehr objektiv genug, helfen nicht wirklich.
Doch dass ich Deine neue Version las sollst Du wissen, auch wenn ich das Ende nicht erreichte. Dass ich die Hilfsverben immer noch überrepräsentiert finde wollte ich Dir sagen. Und dass die Bildung eines Konjunktiv gut ohne sie auskommt. Ich weiß nicht, wie weit ich heute noch komme (ich müsste längst schlafen), ich zeige mal ein paar Stellen.
Zitat:
warum hatte sie nicht bei ihm bleiben können,
"hatte ... können" finde ich immer nicht so prickelnd. Den gleichen Sinn entfaltet "warum konnte sie nicht ...", das Hilfsverb dient als nur Füllwort, nicht einmal die Funktion eines Schnörkels kann ich finden.
Das Zitat in "Jugendsprache" samt nachfolgendem PQP, kann man so machen, wenn es auch schönere Möglichkeiten zu entdecken gibt.
Zitat:
und Recht hatte sie.
Das Problem dieses "hatte"-s besteht in der Funktion. Es ersetzt ein anderes Verb. "besitzen" zum Beispiel. "rechthaben" gehört zu diesen Konstruktionen, die in der Umgangssprache für Einfachheit sorgen. Da müssen sie sich auch nicht unbedingt schön anhören. Zu den etwas originelleren Synonymen gehört "richtig liegen". Oder "und damit traf sie den Nagel auf den Kopf". Du findest noch viele Möglichkeiten, den Sachverhalt treffend darzustellen, ohne diese Rechthaberei benutzen zu müssen.
Zitat:
Nur noch die eine Kurve, dann würde sie es sehen können.
Konjunktiv. Doppelt! "würde", Bildung des Konjunktivs mit Hilfsverb funktioniert immer. "können" zeigt die Möglichkeit an, mithin wohnt der Konjunktiv schon drin. Jetzt mein Vorschlag: Konjunktiv ohne Hilfsverb. "dann könnte sie es sehen". Ich wirke vielleicht ein wenig abgefahren, zur Zeit besonders, aber "würde können" gehört für mich zu den ganz großen Sünden der Schreiber. Vielleicht handelt es sich auch nur um eine Unart.
Egal. Meinem Hintergrund entsprechend prüfe ich Texte automatisch, also ohne das unbedingt zu wollen, auf ihre Eignung zum Vortrag, also kann ich das sprechen, kommt es über die Zunge, und wie klingt das dann. Da kräuseln sich manchmal schon die Nackenhaare, daher diese Empfindlichkeit, die vielleicht übertrieben wirkt.
also, liebe Lichtfrau, nimm es nicht so pur, wie es geschrieben steht. Mach was draus.
Man liest sich.
P. S.


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hobbes
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Beitrag30.06.2015 07:48

von hobbes
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Wo Papa Schlumpf es gerade anspricht:
Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
Nur noch die eine Kurve, dann würde sie es sehen können.

Die Stelle gefällt mir nämlich auch so gar nicht. Den zweiten Satzteil (nach dem Komma) könntest du meiner Meinung nach getrost streichen. Wenn da partout noch etwas kommen soll, würde ich eher zu so etwas wie: "Ihre Schritte wurden noch langsamer" tendieren.
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Lichtfrau
Gänsefüßchen


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Beitrag30.06.2015 10:57

von Lichtfrau
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Lichtfrau hat Folgendes geschrieben:
So, dann mache ich mich mal ans Text verbessern. Ich mache das hier ja das erste Mal und merke, wie schwierig es ist, alles unter einen Hut zu bringen beim Überarbeiten des Textes.
Ich dachte bisher, zu viele Details langweilen den Leser.
Ich finde es echt schwierig, die Geschichte zu überarbeiten aber ich versuche es einfach einmal.
Es wäre schön, wenn ich dann noch ein feedback bekommen würde, ob und wie die Änderungen zur Verbesserung beitragen.


Der enge Hals (Erinnerungen an das Nach Hause kommen)

Langsam ging sie den Plattenweg entlang.
Wie sie es hasste, hier entlanggehen zu müssen, warum konnte sie nicht bei ihm bleiben , in der Normalität, wo man einfach sagte, was man dachte, ohne Hintergedanken, ganz einfach und klar?
Aber was sollte sie sonst machen? Nach einem Besuch bei ihrem Freund oder einer Freundin, musste man halt zurück, ganz ohne Alternative. "Wenn du noch keine eigene Kohle verdienst, biste halt abhängig von den Alten, so beschissen das auch ist", hatte ihre Freundin Petra gesagt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen.
Noch blieb ihr nichts Anderes übrig, als zu denen zurück zu kehren.

Nur noch die eine Kurve, dann könnte sie es sehen. Sie verlangsamte ihre Schritte. Albern eigentlich, was nützte diese kleine Verzögerung schon?
Das Haus kam näher, da hockte es, braun in braun und bewachsen, eigentlich schön, aber sie fürchtete sich davor, die Tür zu öffnen.
Da überkam sie wieder dieses Gefühl, dass sie normalerweise nicht trog. Sie war gewarnt, musste auf der Hut sein, sich schützen.
Der Hals wurde eng, Schlüssel ins Schloss, herumdrehen, atmen, lauschen, das Herz klopft laut, nichts. Kein Laut. Das war gut. Sie öffnete die Tür.
Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass der Hund nicht mehr da war. Er war der Lichtblick gewesen, der einzig Normale in der Familie hatte sie oft traurig gedacht. Sein Fell und seine Wärme hatten ihr oft Trost gespendet, sie fühlte sich ihm verbunden. Sie waren so etwas wie Leidensgenossen und er, wenigstens er, freute sich immer wenn sie nach Hause kam. Bitterkeit stieg in ihr auf und Selbstmitleid. Auch die langen Spaziergänge, die sie manchmal sogar Nachts unternamen, taten immer gut, sie konnte abschalten und sich ganz auf ihn und die Natur konzentrieren und in Ruhe nachdenken.
Zu Hause ging das nicht. Es herschte zu viel Spannung, ständig gab es Konflikte zwischen ihrer Mutter und dem Stiefvater. Sie selbst verhielt sich möglichst unauffällig, um bloß nicht der Anlass einer Auseinandersetzung zu werden! Es war anstrengend, sich immer zu verstellen. Nur mit dem Hund kam sie innerlich zur Ruhe, dann konnte sie die Spannung, die im Haus fast immer herrschte, wenigstens kurz hinter sich lassen, bervor sie wieder zurück mussten.

Stille, niemand zu Hause. Gott sei Dank, noch einmal so ein Theater, das hätte sie nicht verkraftet. Deshalb ging sie schnell und leise in ihr Zimmer.
Wann kam sie endlich hier weg? Sie wollte ihre Ruhe haben, dem hier nicht ausgesetzt sein! Ihre Anspannung war fast greifbar, die Luft schien zu zittern. Sie konnte es nicht verleugnen, Harmonie fühlte sich anders an, schon klar.
Diese Wochenenden, schrecklich, wo man immer Vater Mutter Kind spielen musste. Und sie machte dann immer den Clown wenn ihre Eltern sich wütend und verletzt über den Tisch hinweg anstarrten, jeder in seiner Ecke, wie Boxer. Ich bin dann immer der Schiedsrichter, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe, warum lassen die mich nicht einfach in Ruhe mit ihrem Scheiß? Und überhaupt, warum hatte Mama ihren Vater verlassen? Dann säße da jetzt nicht dieser Fremde...
Und Papa? der war weit weg.

Manchmal träumte sie von einem anderen Leben, kein großes Haus, sie und ihre Mutter in einer kleinen Wohnung, ganz allein, schön, unbeschwert. Es hieß doch auch unbeschwerte Kindheit, oder?
Für wen gibt es die schon dachte sie verbittert, ich mache das eines Tages anders, ganz anders, ihr werdet schon sehen, so einen Alptraum, das hält der stärkste Mann nicht aus, da müsste er schon ein Herz aus Stein haben. Dieser Kampf, dieser Hass, woher kam so etwas, warum war es irgendwann nicht einfach einmal gut? Man sagte,“ du, ich glaube, ich habe ausgeliebt“ oder so etwas Ähnliches und dann trennte man sich halt. Gut ist. Eventuell noch mal ein neuer Versuch, waren ja nicht alle gleich und von ihm wusste sie ja auch, dass es funktionieren konnte. Ja, ein ganz  Normaler, nicht viel Geld aber verlässlicht und treu- reichte das nicht?
 Oder war der Wunsch zu stark nach dem Außergewöhnlichen,  dem Märchenprinz, der einem jeden Wunsch erfüllt und in eine andere Welt führt Eine harmonische Welt, wo ein Wort galt und Wert hatte. In ihrer Familie war nie klar, was ein neuer Tag bringen würde. Hieß es gestern noch, es geht in den Urlaub, konnte das am nächsten Tag wegen Mutters Befindlichkeit schon ganz anders sein und man saß dann eben vor seinen gepackten Koffern bis der Eklat vorüber war. Manchmal dauerte es länger, dann gab es natürlich auch Nichts zu essen, manchmal war Alles schon ein paar Stunden später vergessen. Öfters mal was Neues, toll schoss es ihr dann immer durch den Kopf. Wie ironisch ich immer bin.
Möglichkeit zwei, ein Abenteurer, der einem das Herz bricht, gleichzeitig aber tiefe echte Gefühle in einem weckt, nicht dieses Zusammensein aus Sicherheitsaspekten, ja, das war schwierig, erst Recht wenn sie an Omas Worte dachte“ Von einem schönen  Teller kannst du auch nicht besser essen, Kind“.
 Ja, ihr Freund war schön und bot Sicherheit, machte sie mit seiner Eifersucht aber wahnsinnig.
Sie gab zu, dass sie schon aufs Äußere achtete, bei einem Waldschrat sah es schon schlecht aus und wenn sie dumm waren, dann ging gar nichts mehr…für sie waren viele Dinge beim Aussehen wichtig.
Zu allererst war da die Haut, die musste für sie schön gepflegt und weich aussehen. Waren die Zähne braun oder gelb, schaute sie sich den Rest des Typen gar nicht mehr an. Am allerbesten gefielen ihr Männer mit schönem dichten Haar, ausdrucksstarken Augen, vollen Lippen und einem muskulösen Körper. Wenn sie dann noch groß waren, konnte man weiter sehen. Ihr Freund war perfekt: dunkelhaarig, das Haar braun und voll, dunkle Augen. Seine schmalen Hüften und breiten Schultern machten sie stolz: so ein schöner Mann!

Trotzdem, es gab immer Möglichkeit zwei, oder scheuten sich die Leute, die zusammen blieben davor, bei zu vielen Wahlmöglichkeiten irgendwann den Anschluss zu verpassen und alleine zurück zu bleiben?  Das schien ja die aller-aller größte Angst zu sein, lieber mit Godzilla verheiratet als alleine durchs Leben zu gehen, so ein Käse!
Hatten die nicht genug Arsch in der Hose oder wie sagte man, Mumm in den Knochen oder hatten die schlicht gesagt, Angst??
 Mutter hatte immer gesagt, dass sie es nicht schaffe, dass sie es nicht aushalte alleine….na ja, ging mir dann immer durch den Kopf, wenn ich mal wieder Hilfspsychologe spielen durfte, macht man als Kind ja immer wieder gerne für die eigenen Eltern, wer sonst sollte Partnerschaftsprobleme auch so effizient und professionell lösen, Hauptsache mir ging es bei den endlosen Diskussionen, dem Geschrei und der Gewalt auch richtig prima…..klar war, dass da keiner dran dachte und das ja auch nie Thema war….

Also, ich habe Viel geändert und ergänzt und hoffe, die Geschichte, damit verbessert zu haben.


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