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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Dichte Weite 05/2015
Und sangen bis übermorgen

 
 
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag26.05.2015 09:43
Und sangen bis übermorgen
von Mardii
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Und sangen bis übermorgen


Dieser Weg hier führt schnurgerade auf die nächste Straße.
Eben waren noch Menschen da, die in Hauseingänge tauchten.
Je weiter, desto leerer, bis schließlich niemand übrig bleibt.
Sonnabend, Sonntag, nichts besonderes,
oder der erste Mai,
vielleicht tanzen wir bis der nächste Morgen aufscheint,
schwimmen mit dem Licht, dem Farbentau.

                                                                                            Nichts raubt mich aus.
Sangen sie früher, dass nichts bleibt?
Wir reden nur noch virtuell, unser
Blick sucht sein Heil in der Ferne.
Es gibt Momente der Nüchternheit.

Dich wieder treffen mit dem zweiten Kind,
dir ähnlich.
Ich glaube, der Vater war vergessen,
Grund stehen zu bleiben?
Weiter, bis du einsiehst, dass ich ihn zuerst erkannt habe.
Aber du redest nur davon, was du verloren hast
Er ist einer von denen, die gingen, nichts besonderes.
Wie komme ich dazu dir vorzuwerfen, dass                         
                                                                                             nichts bleibt wie es war
Die Grenzen von Flüchtlingsdramen sind nicht dicht
das Meer rollt zeitweilen, wie es stets rollt
nur die Menschen sehen das nicht sie sehen
uns an, wie wir fliehen in unseren Grenzen.
Wir wollen packen, was wir können -
Rindenmulch und Menschenhaar.                                                                                            .

Du sagst: Du solltest dich jetzt um diese Stelle bewerben.
Du sagst auch: Vielleicht kommen wir ja wieder zusammen.
Vielleicht werde ich zu alt, um es endlich anzugreifen,
dabei ist es fast gar nichts das mir Kraft raubt
                                                                                            nichts raubt mich aus.       
          
Gestern scheint so weit entfernt -
was kann ich heute tun oder
war das ein anderer Traum?


Ich verliere an Form, sehe ein: Von diesen Tagen bleibt ein
Schleier vor Augen, der wieder vergeht. Du tust mir Gewalt,
sollte man nicht alle Kinder gleich lieb haben?
Legt man die Hand auf das Herz, wird es eng.
Ich sehe, ich mache jetzt Vorwürfe. Das sollte man mir verbieten.
Komm du nur immer mit dem zweiten Kind, es geht schon so.
Und wenn du dieses Mal fortbleibst, kann ich nichts dafür.

Werden sie auch unsere Stätten vernichten,
wenn wir schlecht acht geben auf unsere Welt?
Als stünden sie nicht vor unserer Tür
raffen wir alles zusammen
was wir greifen können
und bleiben.

Licht fällt durch ein Prisma bunter Partys,
eingeebnet von Nacht zu Nacht.
Die Straße endet nicht, mündet in die nächste.
So fahre ich weiter. Ich kann nicht fallen, meine Kraft hört
einfach nie auf und doch wird sie, wenn
                                                                                                   nichts raubt mich aus.

                 
Morgen, was kann ich morgen tun, du
bleibst fort und es ist
ein anderer Traum
ein anderer Traum.


Immer dieses Lied in meinen Ohren.

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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag29.05.2015 10:07

von Literättin
Antworten mit Zitat

Es fällt mir schwer hierzu etwas zu schreiben, weil da zwar etwas aufscheint, in diesem Gedicht, mir aber unklar bleibt, was hier das Eigentliche ist.

Ein privates Leben, ein Konflikt, ein Scheitern.

Und das Scheitern des Menschen selbst.

Flucht innerhalb der Grenzen jedes einzelnen Lebens und die Flucht nach Europa spielen hier eine Rolle und doch entsteht kein Raum, in dem etwas aufscheint, als verbindendes Element. Oder quasi als "dritte Ebene", die da hindurchscheint.

LI spricht mit einem Gegenüber, spricht auch im Allgemeinen und vom "wir" und "sie" und denkt auch einfach so vor sich hin und hier wird es unklar:

Zitat:
Werden sie auch unsere Stätten vernichten,
wenn wir schlecht acht geben auf unsere Welt?
Als stünden sie nicht vor unserer Tür
raffen wir alles zusammen
was wir greifen können
und bleiben.


Es wird unklar, wer "sie" sind, die "unsere Stätten vernichten", wenn "wir" schlecht achtgeben. Und wer sind hier "sie", die vor unserer Tür stehen: Die Flüchtlinge? Wären sie dann die gleichen, die vernichten? Ich glaube nicht, dass es hier so gemeint ist, aber textlich ist das dann unglücklich umgesetzt.

Auch das Gegenüberstellen, der Privatgeschichte jenes Einzelnen und die große Fluchtgeschichte geht für mich nicht ganz auf. Es mag daran liegen, dass diese Gedanken so halb mäandrieren und im privaten manchmal beinahe eitel wirken: hängt er einer Frau nach, die ein Kind von einem anderen bekam? Das wäre eine relative Lappalie in der Gegenüberstellung der existenziellen Sorgen der Flüchtlinge.

Und wie das alles mit den herausgestellten Versen zusammengeht, ist mir auch nicht recht fassbar.
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag01.06.2015 03:57

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo du, irgendwo in Raum und Zeit,

es geschah übermorgen.

Wieder ein Gedicht, das die verpassten Möglichkeiten besingt, dessen Kinder in die Zukunft weisen und in die Vergangenheit und in den Schmerz heute.

Auf dem schnurgeraden Weg endet es, bevor es weitergeht und sicher nicht schnurgerade. Kein Roadmovie.

Und wieder das Gedicht eines Traums, der vielleicht nie wirklich ausgeträumt war oder auch nie geträumt? Wirklich geträumt, mit allen Konsequenzen. Egal, das war wohl ein anderer Traum.

Ja, das gefällt mir in deinem Gedicht. Dem hätte ich gerne weiter nachgespürt.

Die, ich will auch noch mal die Welt retten, aber kann ich das überhaupt, nun, spreche ich es wenigstens an Passagen, haben mich weniger überzeugt.

2 Punkte


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag01.06.2015 21:47

von BlueNote
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So richtig mag mich das Gedicht nicht ansprechen, aber ich denke, es hat was.
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Gefühlsgier
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 31
Beiträge: 421



Beitrag02.06.2015 14:42

von Gefühlsgier
Antworten mit Zitat

Mir fällt es wirklich schwer, mich zu dem Stil der hier eingestellten Texte zu äußern. Das möchte ich lieber anderen überlassen und sowohl zu diesem als zu den anderen Beiträgen die inhaltlichen Eindrücke schildern, die ich beim Lesen bekommen habe, sowie im Anschluss ein kleines Fazit geben, woran man bei mir hier in etwa ist.

vielen Dank für dieses sehr eindrucksvolle Gedicht. Genau wegen Beiträgen wie deinem fällt es mir so schwer, für mich halbwegs "angemessen" zu bewerten. Zu viel Gelungenes kommt auf die beschränkte Punktzahl.

Es sind zu viele Assoziationen und Gedanken dazu, deswegen würde es wahrscheinlich den Rahmen sprengen, wenn ich auf jeden meiner Gedanken eingehe, aber vielleicht kann man sich nach der Auflösung gedanklich weiter damit befassen? Das lasse ich dir natürlich offen.


In der ersten Strophe sehe ich den Weg als "Stationen" im Leben deines LI. Je mehr man ihm folgt, desto mehr Zeit vergeht und mit ihr die Momente, die man erlebte. Vorallem wird hier deutlich, dass auch Menschen aus dem eigenen Leben verschwinden, die Wege sich verlaufen. Oft bleibt nichts als das Gefühl der Einsamkeit, manchmal auch nicht mal mehr das.

Zitat:
Sonnabend, Sonntag, nichts besonderes,
oder der erste Mai,
vielleicht tanzen wir bis der nächste Morgen aufscheint,
schwimmen mit dem Licht, dem Farbentau.

Das Bild des Alltages, der Tatsache, dass viele Menschen immer mehr das Schätzen bestimmter Dinge und Situationen verlernen und sich oftmals unbedacht in Schnelllebigkeit stürzen, um ihre Tage irgendwie zu verbringen.

Zitat:
Nichts raubt mich aus.

Mein erster Gedanke, als ich die Zeile hier zum ersten Mal gelesen hatte: klar. Du hast dir auch nichts mehr bewahrt....> s.o

In der zweiten Strophe beziehst du dich darauf, dass die Kommunikation oftmals nur noch virtuell stattfände, was auch ein Beispiel für die beschriebene Oberflächlichkeit ist. Das ist eine Assoziation, die ich auch sofort bereit hätte, wenn ich zu vielen gesellschaftlichen Themen Stichpunkte sammeln müsste.

Dann taucht die "verlassene" Frau auf:
Zitat:
Er ist einer von denen, die gingen, nichts besonderes.

Und ich muss wieder an diese Austauschbarkeit denken, die mir bereits in deiner ersten Strophe assoziativ begegnete und kann mir gut vorstellen, dass diese Frau mir dieser Inflationanisierung dieser Situation davon ablenkt, dass sie verständlicherweise mehr darunter leidet, als sie sich und anderen eingestehen will.

Zitat:
Wie komme ich dazu dir vorzuwerfen, dass
  
... ("nichts bleibt wie es war") ....> ...du (bezieht sich hier für mich auf die Frau) die Veränderung verdrängst?
...> ... du zu deiner Situation wahrscheinlich auch etwas beigetragen hast, wie die Male davor? Und jetzt denkst, dass immer nur andere Schuld tragen?
...> ...  nicht ehrlich zu dir selbst bist?


Dann beschreibst du das Verhalten der Menschen in Flüchtlingskrisengebieten, denen die Wahrung ihrer Landesgrenzen mehr wert als tausende Menschenleben sind. Dieses Bild hast du gut auf die persönlichen Grenzen, Prinzipien etc. in uns übertragen, die wir manchmal wie Schutzschilder vor uns hertragen. Niemanden durchlassen, nichts ausprobieren. So tritt man nur auf gewohnten, ausgetretenen Pfaden. Aber wenn man sich versucht, ein möglichst "berechenbares" Leben zu schaffen, kann es schnell eintönig und trist werden. Nicht nur das: man verpasst Gelegenheiten, die man so vielleicht nicht wieder erhält und bereut es manchmal, untätig geblieben zu sein.

Zitat:
Genau darauf knüpfst du anschließend nochmal an:
Du sagst: Du solltest dich jetzt um diese Stelle bewerben.
Du sagst auch: Vielleicht kommen wir ja wieder zusammen.
Vielleicht werde ich zu alt, um es endlich anzugreifen,
dabei ist es fast gar nichts das mir Kraft raubt


Wieder: nichts raubt mich aus - weil man bei allem Zögern auf nichts mehr ankommen lässt.

Zitat:
Gestern scheint so weit entfernt -
was kann ich heute tun oder
war das ein anderer Traum?

man hat sich verschiedene Verhaltensweisen so angewöhnt, dass man sich gar nicht mehr erinnern kann, wie man anders handeln könnte (fehlende Erinnerungen an das "gestern") und manchmal kommt einem das eigene Leben irreal vor. Das hast du hier sehr gut eingefangen.

Zitat:
Ich verliere an Form, sehe ein: Von diesen Tagen bleibt ein
Schleier vor Augen, der wieder vergeht. Du tust mir Gewalt,
sollte man nicht alle Kinder gleich lieb haben?
Legt man die Hand auf das Herz, wird es eng.
Ich sehe, ich mache jetzt Vorwürfe. Das sollte man mir verbieten.
Komm du nur immer mit dem zweiten Kind, es geht schon so.
Und wenn du dieses Mal fortbleibst, kann ich nichts dafür.

Hier wird es sehr interessant. Einerseits sieht man das LI als "Opfer", dem Gewalt angetan wird und darüber hinaus glaubt, dass es dem LD Vorwürfe macht - es fühlt sich auch in der Situation im Unrecht, als hätte es keinen besseren Umgang zu fordern.
Andererseits werden diese Vorwürfe nach dieser Aussage erst wirklich deutlich. Im letzten Satz weist es alle Schuld an einem möglichen Fortbleiben des LD vehement von sich. Ich erkenne die Frau(LI) mit dem "zweiten Kind" wieder. Aber ich erkenne auch zwei Sichten: das Empfinden hier dargestellten Frau mit den zwei Kindern und der Vater(LD) der Kinder, der sie zwar verlassen zu haben schien und hier nicht gut "wegkommt". Aber er hat auch eine Sicht und Erlebensweise - und die wird auch außer acht gelassen, wie die Frau eines der Kinder als vernachlässigt empfindet.

Zitat:
Werden sie auch unsere Stätten vernichten,
wenn wir schlecht acht geben auf unsere Welt?
Als stünden sie nicht vor unserer Tür
raffen wir alles zusammen
was wir greifen können
und bleiben.

Was ich hier herauslese, ist eine gewisse Passivität. Bei einer unangenehmen Situation wird zwar von Veränderung gesprochen, aber letztendlich bleibt alles wie zuvor. Der Veränderung und möglicherweise auch Verbesserung der Lage wird keine Chance gegeben.

Und das wird am Ende deines Gesichtes alles noch einmal deutlich, als dein Prota wieder durch die Straßen läuft. Momente vergehen, Wege gehen weiter, entzweigen sich.

Zitat:
Immer dieses Lied in meinen Ohren.

Abschließend möchte ich sagen, dass mit das Ende hier besonders gefällt.
Das Lied ist immer da und wiederholt sich, wie die Fragen und Zweifel  deines LI.

Verzeih, falls das ich hier zu viel interpretiert habe und das nun überhaupt nicht gewünscht sein sollte oder ich komplett falsch liege.

Die Wertung liegt hier im oberen Mittelbereich, wobei mir die Entscheidung für die Platzierung aufgrund so vieler interessanter Beiträge schwer fiel.


sehr gerne gelesen!


_________________
"Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"

~

Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"

~

semidysfunktional
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2836



R
Beitrag03.06.2015 10:50

von Rübenach
Antworten mit Zitat

zwei Punkte

_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag03.06.2015 23:30

von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!

Eine feine Beziehungsgeschichte mit Traum-Pointe. Das musste ich erstmal auf mich wirken lassen. Es sind mehr einzelne Sätze, die Aufblitzen, die Hand auf dem Herz, die es eng werden lässt z.B.
Es geht auch um verschiedene Zeitspannen, weniger um deren Trennung.

1 Punkt

Grüße
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.06.2015 02:20

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour!

Dein Gedicht lässt mich etwas ratlos zurück. Für mich wurde inhaltlich nicht ganz schlüssig die Themenvorgabe ausgearbeitet:
LI, arbeitslos(?) denkt und spricht zum LDu, seine Ex, die anscheinend ein Kind von einem anderen Mann hat. LI träumt und sehnt sich von Tag zu Tag, ist zukunftslos, weiß tagsüber nichts mit sich anzufangen, aber vertreibt sich auf bunten Partys, eingeebnet von Nacht zu Nacht, die Zeit. Wo hier nun die prägenden oder entscheidenden Einschnitte im Leben fehlen, ist mir nicht ersichtlich. Arbeitslosigkeit und Trennung von der Partnerin, mit der man evtl. noch ein Kind zusammen hat, sind mMn einschneidende Ereignisse, die LI haben stolpern lassen.

-Du bedienst dich der Groß- und Kleinschreibung und der Interpunktion in deinem Gedicht, dann solltest du auch darauf achten:
Zitat:
nichts besonderes


Zitat:
vielleicht tanzen wir(Komma) bis der nächste Morgen aufscheint,


Zitat:
wenn wir schlecht acht geben achtgeben auf unsere Welt?


Zitat:
nichts bleibt(Komma) wie es war


Zitat:
Aber du redest nur davon, was du verloren hast(Punkt)


Zitat:
Die Grenzen von Flüchtlingsdramen sind nicht dicht(Komma)
das Meer rollt zeitweilen, wie es stets rollt(Komma)
nur die Menschen sehen das nicht(Komma) sie sehen
uns an, wie wir fliehen in unseren Grenzen fliehen.
Wir wollen packen, was wir können -
Rindenmulch und Menschenhaar.


Zitat:
Du sagst: Du solltest dich jetzt um diese Stelle bewerben.
Du sagst auch: Vielleicht kommen wir ja wieder zusammen.
Vielleicht werde ich zu alt, um es endlich anzugreifen anzupacken,
dabei ist es fast gar nichts(Komma) das mir Kraft raubt(Punkt)


Im Vergleich zu den anderen Beiträgen, hast du es leider nicht in meine Top 10 geschafft: zéro points.

Merci beaucoup.

LG,
Constantine
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag05.06.2015 10:27

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-



zu   Und sangen bis übermorgen

eine Aneinanderreihung von wechselnden, losen, austauschbaren Bildern, die scheinbar vom ewigen Schleier des Daseins und seiner sinnlosen Zeitfüllung [ als gäb's diese nicht? ] herumgaukeln ... ??? /  zudem ein absolutes Verwirr-dingens bzgl der Personalien wie: ich, du, wir, Vater, Kind, zweites Kind, Flüchtlinge, Menschen, sie, usw ...


die erste Strophen_sequenz gefällt mir sehr gut!

Und sangen bis übermorgen


Dieser Weg hier führt schnurgerade auf die nächste Straße.
Eben waren noch Menschen da, die in Hauseingänge tauchten.
Je weiter, desto leerer, bis schließlich niemand übrig bleibt.
Sonnabend, Sonntag, nichts besonderes,
oder der erste Mai,
vielleicht tanzen wir bis der nächste Morgen aufscheint,
schwimmen mit dem Licht, dem Farbentau.

                                                                                            Nichts raubt mich aus.

---------------------------

aber dann, der gesamte Rest ist mir zu Bild_springend, versatzstückend ... hier fehlt mit die Bindung zu einem erzählten Fokus.

zur Funktion des Langgedichts:  für mich fehlen hier genau die umgesetzten Bilder [ Lyrik -und Prosa’esken ], die eine konturte Weite und Enge bedeuten ... ist mir alles zu nebulös und allgemein undeutlich.



Gruß Stimmgabel


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag05.06.2015 11:18

von MrPink
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Sorry,
hab es leider sehr eilig, bin spät dran und überhaupt.. Embarassed

MrPink:
one point


_________________
„Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk)
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crim
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Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag05.06.2015 20:16

von crim
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Punkteränge. Gefällt mir. Andere Gedichte hatten mir noch mehr zu bieten. Dieses verlässt sich meistens auf eine eher einfache erzählende Art, die aber stimmungsvoll ist.
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag06.06.2015 08:13

von finis
Antworten mit Zitat

Hallo - oder guten Morgen...

"nichts raubt mich aus": wie ein Mantra. Das lyrische Ich beteuert seine Kraft immer wieder neu, als müsste es sich daran erinnern.

Dann: die Unvermeidbarkeit der nächsten Straße. Und je weiter man geht, desto mehr leeren sich die Straßen. Wirklich stark, finde ich, dieses Bild für einen Lebensweg. Die Straßen, die sich konsequent aus der vorherigen Straße ergeben.

Ein Lied von Unbeständigkeit: nichts bleibt [wie es war]. Zwischen Träumereien, der Suche nach Heil, der erzwungene nüchterne Blick: auf die eigenen Probleme, die Vergangenheit, die das lyrische Ich in der Gestalt des zweiten, fremden Kindes verfolgt.

Das Lied zieht sich durch die Zwischenzeilen des gesamten Gedichtes, bis das lyrische Ich es nicht mehr hören kann.

Mir gefällt der ruhige, gelassene Tonfall. Und da sind immer wieder unheimlich starke Stellen. Zum Beispiel:
Zitat:
Ich verliere an Form, sehe ein: Von diesen Tagen bleibt ein
Schleier vor Augen, der wieder vergeht. Du tust mir Gewalt,
sollte man nicht alle Kinder gleich lieb haben?
Legt man die Hand auf das Herz, wird es eng.

An anderen wieder gehst Du für meinen Geschmack zu sehr ins Detail; legst zu sehr alle Schichten offen. Da ist nichts mehr, dass ich ergründen könnte, Dein Text liegt völlig offen vor mir und hat sich bis aufs letzte Wort selbst erklärt. Das finde ich an vielen Stellen schade, weil ihnen dadurch (ironischerweise) Kraft genommen wird und innere Spannung. Einfach etwas mehr Dichte und ich wäre jetzt ganz still.

Sehr gerne gelesen. LG.
finis


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Zinna
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Beitrag06.06.2015 18:40

von Zinna
Antworten mit Zitat

.


Hallo Inko,

die Zeit war knapp zum schreiben und kommentieren, passt ja zum Thema. Irgendwie.
Ich bitte um Verzeihung, dass  meine Kommentare diesmal besonders kurz ausfallen.

Der letzte Vers gefällt mir hier am besten.
Sorry, es hat nicht zu den Punkterängen gelangt.

LG
Zinna


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Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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keinort.nirgends
Wortedrechsler


Beiträge: 62

Die lange Johanne in Silber


Beitrag07.06.2015 01:40
Re: Und sangen bis übermorgen
von keinort.nirgends
Antworten mit Zitat

Zitat:
Dieser Weg hier führt schnurgerade auf die nächste Straße.
Eben waren noch Menschen da, die in Hauseingänge tauchten.
Je weiter, desto leerer, bis schließlich niemand übrig bleibt.
Sonnabend, Sonntag, nichts besonderes,
oder der erste Mai,
vielleicht tanzen wir bis der nächste Morgen aufscheint,
schwimmen mit dem Licht, dem Farbentau.


Den Einstieg finde ich gelungen, die erste Versgruppe eröffnet mir ein Szenario, das ich nachfühlen kann. Es ist nicht zu abstrakt, was mir den Zugang verschlösse; gleichzeitig liegt in diesen ersten Zeilen genug Schleierhaftes, um mich aufhorchen zu lassen: Wieso sind die Straßen auf einmal leer? Auch die angedeutete Fragwürdigkeit finde ich zunächst erst mal interessant: "oder der erste Mai", "vielleicht tanzen wir". Hier horche ich auf, das könnte z. B. eine gewisse Gleichgültigkeit des sprechenden Subjekts andeuten.

Zitat:
Sangen sie früher, dass nichts bleibt?
Wir reden nur noch virtuell, unser
Blick sucht sein Heil in der Ferne.
Es gibt Momente der Nüchternheit.


Da rutscht mir dann die oben angedeute Waage zwischen Konkret/Geheimnis zu sehr ins Konkrete ab. Gleichzeitig lese ich (wie bei ein paar anderen Gedichten) das "Wir" hier auch eher als anmahnendes textexternes "Wir", als Vorwurf an ein gewisses undefiniertes Kollektiv: "Wir reden nur noch virtuell!"
Das ließe sich vermeiden, wenn das Lyrische Du, das danach auftritt, schon früher kommen würde - oder vielleicht durch ein Bild anstatt einer Aussage.

Ich habe jetzt einmal versucht, das mit den ersten beiden Versgruppen exemplarisch aufzuzeigen. Es geht dann für mich nämlich ähnlich weiter: Ich meine einen alternierenden Charakter rauszulesen zwischen konkreter Situation und "philosophierenden Menschheitsgedanken". Dadurch, dass zwischen diesen beiden Modi aber irgendwie für mich keine Verbindungslinie erkennbar wird, bleibt zweiterer eben genauso, wie oben beschrieben: Textfern hört es sich für mich an und wie an ein textexternes Kollektiv gerichtet.

Das ist für mich persönlich so ein bisschen das Problem des Textes. Diese gewisse Vagheit in der lyrischen Situation (teilweise!). Ich glaube, es wäre gewinnbringend, hier vor allem den situativen Rahmen nochmal genauer herauszuarbeiten, der ja in Teilen schon greifbar durchschimmert eigentlich. Und genau in selbigen Teilen sind dann doch immer wieder Bilder dabei, die mich durchaus erreichen.

Liebe Grüße,
Kein Ort
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag07.06.2015 02:54
aw:undsangenbisübermorgen
von lilli.vostry
Antworten mit Zitat

Hallo,

der Gedichttitel macht neugierig, kann ich aber nicht mit dem Text so recht in Verbindung bringen.
Anfangs wirken die Zeilen auch beliebig und zusammenhangslos, wie aneinandergereiht verschiedene Gedanken.
Die abseits stehenden wiederholenden Zeilen schließen auch nicht immer schlüssig an die Verse an. Sind zu deutlich-aufgesetzt der Wiederholungs-Vorgabe geschuldet.

Was die Zeile "Nichts raubt mich aus" bedeuten soll mit Blick auf das Zeit-Thema, erschließt sich mir auch nicht.
Floskelhaft: "Nichts bleibt wie es war" - was denn sonst?!

Inhalt und Form gehen recht durcheinander.
Von einer persönlichen Trennungsgeschichte und zufälligem Wiedertreffen geht es zu "virtuell Reden", Flüchtlingsdramen und Angst vor Krieg:"Unsere Stätten (welche sind gemeint?) vernichten".
Die Schlusszeile wirkt drangesetzt, unklar worauf sie sich bezieht: auf ein Lied, welches? Und was hat es mit dem anderen zu tun?

Von mir 3 Punkte.

Viele Grüße,
Lilli


_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag07.06.2015 15:42

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Aufgrund Zeitmangels (immer dasselbe) nur ein Bepunktungskommentar.
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