|
|
Autor |
Nachricht |
Spencer Gänsefüßchen
S
Beiträge: 16 Wohnort: Berlin
|
S 25.05.2015 16:59
von Spencer
|
|
|
Hallo Lilly,
das ist ein spannender kleiner Text, er entwickelt einen guten Sog. Ich weiß nicht, ob ich ihn ganz "verstanden" habe. Ich habe einen Geist vor mir gesehen, die neben einem schnachenden Mann aufwacht und nix mehr empfindet. Das finde ich gut, die Vorstellung, man empfindet als Geist iwie nix mehr, sieht aber alles wie durch Plastikfolie. Dann kommt die SMS und ich dachte, die Frau sei fremd gegangen, und "fühle" sich bloß irgendwie innerlich tot. Und dann kommen die "kleinen Füße", und sie ist wieder lebendig. Ind ich weiß nicht, wie ich das zusammenreimen soll. Hat mit aber insgesamt Spaß gemacht, ist gut geschrieben.
Beste Grüße,
Spencer
|
|
Nach oben |
|
|
Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
|
25.05.2015 18:03
von Lilly_Winter
|
|
|
Hallo Spencer,
du hast schon richtig erkannt, die Frau ist fremdgegangen und hat die Beziehung beendet. Sie fühlt sich innerlich tot. Das Kind (ihr Kind) spiegelt für sie aber auch das Leben wider, sie würde sich selbst, für das Wohl des Kindes aufgeben. Yachen hat das in einem Kommentar schön beschrieben.
Genaueres versuche ich derzeit selbst in Erfahrung zu bringen ^^. Hat sich mittlerweile zu einem Projekt entwickelt.
Und auch wenn ich vorher geschrieben habe, dass der Text erstmal so stehen bleiben soll, hat mich Klemens Kommentar die ganze Nacht nicht schlafen lassen und den ganzen Tag feile ich schon an dem Text rum. Wenn ich also aufgehört habe an dem Text zu verzweifeln, werde ich ihn dann einstellen. Vielleicht wirkt er dann verständlicher.
Bis dahin knalle ich aber noch ein paar Mal meinen Kopf auf die Arbeitsfläche, bis mir etwas besseres einfällt, oder bis es mir egal ist
lg Lilly
P.S: Mir hat dein Einstand gefallen, ich wollte ihn aber noch einmal in Ruhe durchlesen, bevor ich einen Kommentar verfasse ^^
|
|
Nach oben |
|
|
Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
|
26.05.2015 23:27
von Lilly_Winter
|
|
|
Ok, ich habe gesagt, dass ich den Text erstmal nicht bearbeiten wollte. Aber nach nun zwei schlaflosen Nächten ( mal böse zu Klemens rüber gucke ), habe ich nun doch daran herum gedoktort. Ich habe keine Ahnung, ob er sich jetzt ver(schlimm)bessert hat
Und bevor die Frage aufkommt: sobald ich weiß, wo genau mein Projekt hingeht, werde ich die Protagonistin und ihren Mann zur Paartherapie schicken
Als ich wieder aufwache, bin ich tot. Ich starre an die Decke und frage mich: Warum bin ich noch hier? Mein Blick fällt auf den Haarschopf neben mir. An einigen Stellen zeigen sich bereits graue Strähnen und verdrängen das dunkle Braun. Er hasst es, wenn ich ihn auf die kleine kahle Stelle aufmerksam mache, die sich ganz hinten auf seinem Schädel ausdehnt.
Meine Hände greifen nach der Hose und ziehen sie über die leere Hülle. Der Stoff an meiner Haut ruft den Nebel einer Erinnerung auf – der Druck einer sanften Berührung, geflüsterte Worte. Hörbar ziehe ich die Luft ein und erschrecke selbst vor diesem Geräusch. Ich warte. Lausche. Vergewissere mich, dass er immer noch schläft. Mit dieser Gewissheit bringen mich meine Beine hinunter in die Küche. Hände und Füße kennen den Ablauf. Greifen, gehen, in täglicher Routine.
Die Kaffeemaschine brodelt in die morgendliche Stille hinein. Störend laut. Ich spüre, wie sich mein Brustkorb zusammenzieht, mir die Luft zum Atmen nimmt. Zunge und Gaumen kleben fest. Jeder Schluck ein kratzender Schmerz. Ich gehe zum Spülbecken, mache mir gar nicht erst die Mühe ein Glas aus dem Schrank zu holen, und lasse Wasser direkt in meine hohlen Handflächen laufen. Nachdem ich getrunken habe, streiche ich das restliche Wasser über Gesicht und Haare.
Gibt es ein Kontingent an Tränen? Wenn ja, dann habe ich dieses anscheinend bereits ausgeschöpft.
Meine Hände umschließen die Kante der Arbeitsfläche. Versuchen sich hinein zu krallen. Unter dem Druck geben meine Fingernägel nach, biegen sich schmerzhaft nach hinten, bis zwei abbrechen. Ich starre auf den Teil meiner selbst. Nehme ihn und werfe ihn in den Müll.
Oben verrät die knarzende Diele, dass er aufgewacht ist.
Ich schließe die Augen. Weiß nicht, ob ich schon bereit bin.
Ich nehme zwei Tassen aus dem Schrank. Zögere. Wie wird er diese Geste verstehen? Kann sie falsch interpretiert werden? Ein Zeichen von Schuld – oder Gleichgültigkeit? Ist es wichtig?
Ich versuche etwas von meinem alten Ich zurückzugewinnen und gieße die schwarze Brühe ein.
Er betritt die Küche. Greift wortlos nach seiner Tasse. Unsere Blicke treffen sich. Kurz. Flüchtig. Doch es reicht aus. Wird sich an seinem Blick je wieder etwas ändern? Oder an meinem? Wird es jetzt immer so sein? Die Distanz. Die Zweifel. Das Misstrauen?
Er leert seine Tasse und geht zur Tür. Greift nach seiner Jacke und geht. Ohne ein Wort. Ich sehe ihm nach. Fühle mich zurückgelassen.
Wann hatten wir uns verloren?
Ich denke an Gestern. Die Tränen. Worte, die dazu gedacht waren zu verletzen.
Das Handy zu meiner linken gibt einen kleinen Ton von sich. Wieder schließe ich die Augen. Auch ohne die Nummer zu sehen, weiß ich, von wem die Nachricht ist.
Ich vermisse dich.
Sein Bild flackert vor meinem inneren Auge. Ein Ziehen in meiner Brust. Die Sehnsucht nach einem Traum. Habe ich geträumt? Träume ich noch? Es fühlt sich an, als wäre etwas gestorben. Oder habe ich einfach nur vergessen, wer ich bin? Ich spüre den Schmerz dieser Erinnerung. Das Stück, das ich mir selbst entrissen habe.
Von selbst finden meine Finger die Tasten.
Löschen? Ok.
Wie kann ich nur mein Herz von dieser Endgültigkeit überzeugen?
Kann man einen Traum aufgeben?
Das Poltern auf der Treppe holt mich zurück. Die kleinen Füße springen mir entgegen.
» Mami! « Ich nehme sie in die Arme. Verliere mich in den kindlichen Augen. Sehe die Traurigkeit darin.
» Haben Papa und du immer noch Streit? « Wieder eine Ziehen in meiner Brust. Diesmal das schlechte Gewissen. Ich zwinge mich zu einem Lächeln.
» Nein, meine Süße, wir haben keinen Streit mehr. Aber manchmal streiten auch Mamis und Papis. « Sie scheint zufrieden. Geht zum Tisch und beißt in ihr Brot. Ich gebe mich vollkommen dieser Beobachtung hin. Genieße jede ihrer Bewegungen. Ein Leben ohne sie – nicht vorstellbar. Ich würde alles für sie tun, selbst, wenn es bedeutet, mich zu verlieren.
|
|
Nach oben |
|
|
Yachen Leseratte
Y Alter: 46 Beiträge: 187
|
Y 27.05.2015 19:16
von Yachen
|
|
|
Hallo,
also ich finde die erste Version besser. Da kam mir die Erzählerin betäubt und leer vor. In der zweiten Version hat sie zu viel Emotion. Das schwere Schlucken, die abbrechenden Fingernägel.
Ich fand auch besser, dass der Mann in der ersten Version kaum beschrieben wurde. Durch die Bemerkungen über sein Haar und dass er nicht will, dass man ihn drauf anspricht, verrät meiner Meinung nach zu viel von ihm.
Bei der ersten Version war er anonymer, böser. Das Ultimatum fehlt mir in der zweiten Version.
Die erste ist bildhafter. (Das Leben, das die Treppe herunter kommt)
Wenn du den Text erweitern möchtest zu einer längeren Geschichte, würde ich sie in der ersten Version als Basis nehmen. Soll die Geschichte für sich stehen, dann erst recht nur die erste Version.
Die jetzige Version ist nicht schlecht, baut aber trotz der Mehremotion der Erzählerin bei mir selbst keine so große Emotion mehr auf.
Die teilweise fast schon abgehackten Gedankengänge waren so spannend. Sie war betäubt, erstarrt, tot.
Ich hoffe, du kannst was mit meiner Kritik anfangen. Weiß nicht, ob ich es so rüberbringen konnte, wie ich es meine.
LG
|
|
Nach oben |
|
|
Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
|
28.05.2015 11:05
von Lilly_Winter
|
|
|
Hallo Yachen,
vielen Dank, dass du dir noch einmal die Zeit genommen hast.
Ich verstehe sogar sehr gut, was du meinst. Ich bin auch nicht wirklich glücklich mit der zweiten Version. Im ersten Text habe ich immer wieder den Bezug zu dem ersten Satz gesucht, im zweiten Text habe ich mich mehr auf ihren inneren Konflikt konzentriert.
Den ersten habe ich mehr oder weniger aus dem Bauch heraus geschrieben, den zweiten mit dem Kopf. Vielleicht muss ich einfach lernen Kopf und Bauch unter einem Hut zu bringen
Die Szene mit dem Ehemann ist aber in beiden Versionen gleich, aber vielleicht liest es sich im ersten Text anders. Das Ultimatum fehlt im zweiten Text, weil ich mir immer noch unschlüssig bin, was es genau beinhaltet (<- schönes Wort ^^).
lg Lilly
|
|
Nach oben |
|
|
PersonaGrata Gänsefüßchen
P Alter: 74 Beiträge: 21 Wohnort: Oberhausen
|
P 28.05.2015 11:29
von PersonaGrata
|
|
|
Hallo Lilly,
ich wollte Dir ursprünglich spontan antworten, habe mich dann aber doch dagegen entschieden, weil ich erst noch einmal darüber nachdenken wollte/ musste. Um es gleich vorweg zu sagen: Auch mir gefällt die erste Version deutlich besser! Vielleicht solltest Du doch eher mit dem "Herzen" (Du nennst es "Bauch") schreiben, statt mit dem "Kopf".
Was mich seit einigen Tagen grübeln lässt -und ich meine es ernst und keineswegs "ketzerisch" oder wie immer man es nennen will-: Muss man eigentlich Texte förmlich "sezieren"? Macht ihr das auch mit einem Buch, wenn ihr es lest? Ich lese dann ein Buch mit Vergnügen und gerne und lege es kaum aus der Hand, wenn mich die Story gefangen nimmt, es spannend geschrieben ist und ich es kaum erwarten kann, das Ende, die Auflösung zu lesen. Habe ich ein Paperback in der Hand, kann ich mich kaum bremsen, die letzten Seiten heimlich vorweg zu lesen (wenn ich noch mittendrin bin!), weil mich sonst die Spannung nicht schlafen lässt und mich förmlich zerreist. In diesen Momenten hasse ich mein e-book, weil es da nicht funktioniert... Da ist es mir sogar völlig wurscht, ob die Dielen erst knarzen oder der Protagonist erst aufsteht und es dann knarzt. Hauptsache, ich merke: Aha, wach isser!
Ich gebe gerne zu, dass ich niemals einen Literaturpreis gewinnen werde. Will ich aber auch gar nicht. Mir reicht es völlig, wenn ich eine Rückmeldung eines Lesers bekomme: "Toll, Super spannend. Du hast einen neuen Fan. Wann kommt Dein nächstes Buch? Ich kaufe es sofort!"
Gut, beim dritten Nachlesen meines ersten, bereits veröffentlichten Buches, habe ich noch einen Zeitfehler gefunden. Ob es außer mir noch jemand gemerkt hat? Bestimmt! Darf er behalten. Ich gebe mir redliche Mühe, Rechtschreibfehler zu vermeiden? Und falls doch welche drin sind? Dann kann ich es nicht mehr ändern!
Und in diesem Sinne hat mich Dein erster Text emotionaler angesprochen als der zweite. Mag sein, dass er jetzt nach schriftstellerischen Regeln korrekter ist, aber ist es das, was Du erreichen wolltest...?
Liebe Grüße, aber bitte nicht böse sein mit mir!
Waltraud
So, und jetzt dürfen alle, die nicht meiner Meinung sind, auf mich als Anfängerin einprügeln... Ich nehme gerne Kritik an und möglicherweise könnt ihr mich überzeugen, dass meine bisherige Denke eines Autors unwürdig ist... Aber es ist meine derzeitige Meinung, die ich mir einfach mal "von der Leber" geschrieben habe.
_________________ Suche nicht nach dem Sinn des Lebens, gib ihm einen! |
|
Nach oben |
|
|
Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
|
28.05.2015 12:01
von Lilly_Winter
|
|
|
Liebe PersonaGrata,
ich danke dir für deinen herzerfrischenden Kommentar. Er gehört zu denen, die ich mir gerne mehrmals durchlese, weil er eine Meinung vertritt
Und ich bin alles andere, als böse ^^
Ich nehme gerne Kritik an, vor allem, wenn ich sie nachvollziehen kann. Das war hier der Fall. Dann arbeite ich auch gerne an meinem Text, versuche es umzusetzen. Immer in dem Bestreben mich zu verbessern.
Aber du hast recht, es muss nicht jeden Leser gefallen, mitnehmen, solange der Text Leser hat.
Dennoch wollte ich diese zweite Version einstellen, vielleicht auch als eine Art Gegenleistung: "Ich habe deine Kritik gelesen, du hast dir die Mühe gemacht sie zu schreiben. Ich kann sie nachvollziehen und versuche sie umzusetzen"(keine Ahnung, ob das die richtige Methode ist, aber das ist wohl ein Teil Ich).
Deswegen bin ich für euer Feedback sehr dankbar!
lg Lilly
|
|
Nach oben |
|
|
Messira Schneckenpost
Beiträge: 5 Wohnort: Berlin
|
28.05.2015 14:56
von Messira
|
|
|
Liebe Lilly!
Ich wage es auch mal, dir zu antworten. Ich bin zwar neu hier, aber wenn man über Fünfzig ist, sieht man die Dinge anders als so ein junger Mensch wie du. Ich muss dir sagen, dass ich deinen Text aufmerksam gelesen habe. Mir gefällt dein Stil (kurze, knappe Sätze), Präsens, 1. Person Singular. Das zieht einen sofort mitten hinein ins Geschehen. Das war sicher auch von dir gewollt. Alles spielt sich ja im Hirn deiner Protagonistin ab, ist aber so lebendig geschrieben, dass der Leser an eine starke junge Frau denkt, die ihr Problem im Laufe der Geschichte schon meistern wird. Im Moment schwankt sie zwar noch zwischen Leben und Tod, wie sie es nennt, aber es ist schon zu erkennen, ich meine das jedenfalls herausgelesen zu haben, dass dieser Zustand nicht das Ende der Geschichte ist, sondern die Geschichte erst mit diesem Konflikt beginnt. Wie es nun weitergeht ist allein deine Sache. Bleibt sie bei ihrem Mann? Träumt sie ihr Leben oder lebt sie ihren Traum? Wird sie ihren Liebhaber wiedersehen, gar Mann und Kind verlassen, um später zu merken, dass der Alltag mit ihm genauso langweilig ist wie der mit ihrem jetzigen Mann? Bringt sie dann die Sehnsucht nach ihrem Kind um den Verstand? Verweigert der Ex ihr gar, die Kleine zu sehen? Wie kommt sie da raus? Oder endet die Geschichte ganz anders? Hat sie bemerkt, dass weder ihr Mann, noch ihr Lover ihr das geben können, was sie braucht und macht sich mit ihrem Kind einfach davon in ein Abenteuer? Vielleicht in ein fernes Land, zu fremden Menschen. Oder geht die Geschichte tragisch aus? Nimmt sie sich etwa das Leben, weil sie den Verlust ihres Geliebten nicht ertragen kann? Wie es auch weitergeht. Daraus kann man einen ganzen Roman machen. Stoff ist genug da.
Ich habe nur eine Anmerkung: Ich weiß nicht, ob es schon genannt wurde. Ich habe die Kommentare teilweise nur überflogen. Ich würde ganz genau aufs Tempus achten. Du schreibst in der Gegenwart, dann muss es heißen: "... so schnell dieser Augenblick gekommen ist, so schnell stirbt er auch wieder.
Es hat mir Spaß gemacht. lg
|
|
Nach oben |
|
|
Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2902 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
|
28.05.2015 15:57
von Klemens_Fitte
|
|
|
Hallo Lilly.
Jetzt habe ich doch lange gezögert und mich gefragt, ob ich mich überhaupt noch einmal zu Wort melden soll. Zum einen, weil ich sicherlich nicht für schlaflose Nächte verantwortlich sein will, zum anderen, weil ich es anscheinend nicht geschafft habe, in meinem ersten Kommentar verständlich zu machen, worin meine Probleme mit dem Text liegen; denn, da stimme ich meinen Vorrednern zu, die zweite Version gefällt mir weniger.
Ich schrieb vom Feld des Schweigens, des Um-Worte-Ringens, das dein Text aufmacht, und von Sätzen, die mir diesbezüglich zu klar, zu erklärend sind – leider ersetzt du diese Leerstellen, die deinen Text (zwischen den erklärenden Sätzen) so spannend machten, in der zweiten Version durch eine Theatralik, die mir nicht zum Grundton zu passen scheint.
Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben: | Ich spüre, wie sich mein Brustkorb zusammenzieht, mir die Luft zum Atmen nimmt. Zunge und Gaumen kleben fest. Jeder Schluck ein kratzender Schmerz. |
Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben: | Meine Hände umschließen die Kante der Arbeitsfläche. Versuchen sich hinein zu krallen. Unter dem Druck geben meine Fingernägel nach, biegen sich schmerzhaft nach hinten, bis zwei abbrechen. |
Ich fürchte, da bist du (für meinen Geschmack) übers Ziel hinausgeschossen, und es kann durchaus sein, dass ich mit meinem evtl. missverständlichen ersten Feedback dazu beigetragen habe. Nur (und jetzt wird's off-topic): Wenn ich mich zu einem Text im Forum äußere, dann geht es mir vor allem darum, mein eigenes Lesen sichtbar zu machen, zu zeigen, wo mich der Text erreicht und wo nicht – entsprechend käme es mir weder in den Sinn, "schriftstellerische Regeln" aufzustellen, noch, die hier eingestellten Texte wie veröffentlichte Bücher zu behandeln, die man einfach konsumiert, weil man wissen will, wie's weitergeht. Ich glaube nicht, dass auf dieser Ebene ein spannender Austausch über Texte entstehen kann. Oder sollen wir hier nur noch "Gefällt mir, wann geht's weiter?" posten?
Nein, wenn mich etwas an einem Text zu einer Äußerung bewegt, dann äußere ich mich. Und wenn ich einen Fehler finde, weise ich darauf hin. Was wäre denn die Alternative? Zu sagen: "Ach, der Großteil der Leser wird's eh nicht merken"? Ich für meinen Teil möchte meine Texte so gut schreiben, wie es meinen Möglichkeiten und den Bedürfnissen des Textes entspricht – nicht so gut, dass es grade mal lesbar ist.
Ich verstehe, dass es andere Herangehensweisen gibt, und es ist sicher nicht an mir, irgendjemanden davon zu überzeugen, es genauso zu sehen wie ich. Hier im Forum gibt es den Publikationsbereich, wo man auch mal als Leser ein einfaches "Wow, fand ich super spannend" hinterlassen kann oder ein "Wann gibt's die Fortsetzung". In den Bereichen, in denen Textarbeit stattfinden soll, sehe ich es nicht als problematisch an, über Tempus oder Stil zu diskutieren, und ein: "Naja, Fehler kann der Leser behalten" halte ich in diesem Sinne für kontraproduktiv; und zwar, nochmal, nicht, weil ich hier irgendwelche "schriftstellerischen Regeln" aufstellen will.
Lilly – wie es mit deinem Text weitergeht, bestimmst du selbst. Ich würde tatsächlich empfehlen, ihn erstmal liegen zu lassen, und hoffe, dir nicht noch weitere schlaflose Nächte zu bescheren.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
|
Nach oben |
|
|
Yachen Leseratte
Y Alter: 46 Beiträge: 187
|
Y 28.05.2015 18:00
von Yachen
|
|
|
Hallo!
Stimmt, das mit der kahlen Stelle, hatte ich gar nicht gemerkt. Da war ich vom Mittelteil abgelenkt.
Ich würde auch sagen, dass du den Text vielleicht erstmal liegen lassen solltest. Stell dir doch die Aufgabe: Beginne eine Geschichte mit der ersten Version. Und dann schreib weiter. Oder eben nicht. Der Text steht für sich allein auch sehr gut. Vielleicht verdirbt mehr Text alles oder, wenn man weiß, wie es weitergeht.
Bessere nicht allzuviel aus. In meiner ersten Anmerkung habe ich ja nur wenig geschrieben, weil es mehr eigentlich nicht zu sagen gab. Und es stimmt, man sollte den Text nicht zerreden und zerpflücken. Ich hatte später bloß das Bedürfnis zu schreiben, wie ich zu meiner Meinung kam, damit sie nicht oberflächlich wirkt.
Also, mach dir nicht zu viele Gedanken!
LG
|
|
Nach oben |
|
|
Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
|
28.05.2015 19:37
von Lilly_Winter
|
|
|
@ Messira: Bitte wage es zu antworten . Ich bin ja auch noch neu hier und für jedes Feedback dankbar. Außerdem lieferst du ein paar interessante Anregungen^^
@ Klemens ( Grund meiner schlaflosen Nächte *Hust* Nein, letzte Nacht lag es an den Kinderfüßen in meinem Gesicht ): Ich hoffe wir haben uns nicht missverstanden . Ich hatte nicht den Eindruck, dass du mir "schriftstellerische Regeln" aufdrücken wolltest. Und ich stimme dir zu, dass wir hier sind, um über die Texte zu sprechen, vor allem darüber, was vielleicht nicht so gut geglückt ist. Immerhin befinden wir uns nicht nur in einem Schriftstellerforum, sondern auch noch im Übungsthread. Wenn ich nur Lob haben wollte, dann hätte ich mich hier nicht anmelden brauchen, sondern hätte weiterhin Freunde und Familie die Lobhudelei überlassen können. Wenn das falsch rüber gekommen ist, dann tut mir das leid.
Mich hat sehr interessiert, warum der Text bei dir nicht angekommen ist, nicht, um es jeden recht zu machen, sondern, für mich, in meinem Bestreben, mich zu verbessern (wie gesagt Übungsthread).
Anscheinend habe ich deinen ersten Kommentar tatsächlich falsch verstanden (und bin froh, dass die zweite Version nicht gefällt )
Ich möchte gerne eine deiner Aussagen aus dem Zusammenhang ziehen:
Was wäre denn die Alternative?
Ich könnte jeden Kritiker mit PNs voll bombardieren.Meinst du das so, oder so? (dat trau isch misch aber nischt ) Oder ich stelle eine weitere Version ein und warte auf Feedback. Jetzt weiß ich, dass es so nicht gemeint war (und mir fällt ein Stein vom Herzen).
Wie du schon sagst * übers Ziel hinausgeschossen*. Aber aus so einem Fehler lernt man.
Ich möchte dir danken, dass du dir noch einmal die Zeit genommen hast, und hoffe, dass diese Antwort nun klarer ist.
@Yachen: Ich mach mir über viele Dinge Gedanken, bleibt wohl nicht aus, aber sei beruhigt, ich arbeite derzeit an einem Plot, außerdem habe ich in den letzten Tagen noch weitere Schreibübungen gemacht, die ich auch immer wieder überarbeite
lg Lilly
|
|
Nach oben |
|
|
Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2902 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
|
28.05.2015 21:40
von Klemens_Fitte
|
|
|
Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben: | Ich hatte nicht den Eindruck, dass du mir "schriftstellerische Regeln" aufdrücken wolltest. |
Ich bezog mich mit diesem Absatz auf den Kommentar von PersonaGrata und die dort getroffenen Aussagen:
PersonaGrata hat Folgendes geschrieben: | Mag sein, dass er jetzt nach schriftstellerischen Regeln korrekter ist, aber ist es das, was Du erreichen wolltest...? |
und
PersonaGrata hat Folgendes geschrieben: | Mir reicht es völlig, wenn ich eine Rückmeldung eines Lesers bekomme: "Toll, Super spannend. Du hast einen neuen Fan. Wann kommt Dein nächstes Buch? Ich kaufe es sofort!" |
Das hätte ich deutlicher kennzeichnen müssen, sorry; dieses Missverständnis nehme ich auf meine Kappe.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
|
Nach oben |
|
|
PersonaGrata Gänsefüßchen
P Alter: 74 Beiträge: 21 Wohnort: Oberhausen
|
P 29.05.2015 06:31
von PersonaGrata
|
|
|
Guten Morgen zusammen, ich fürchte, dass einige meiner Aussagen falsch verstanden wurden.
Meine Frage war, ob ihr dieses "Sezieren" eines Textes (so habe ich es genannt) auch macht, wenn ihr ein Buch lest? Die Antwort, sowohl von Dir, liebe Lilly, als auch von Dir, lieber Klemens, lautete, dass es sich ja hier um einen Übungsthread handelt und von daher sowohl der Postende als auch die jeweiligen Kritiker ihre Ideen, Korrekturen etc. angebracht haben, um Dir zu helfen, Deinen Schreibstil zu verbessern. Damit ist meine Frage ausreichend beantwortet. Als Erklärung für euch hatte ich noch angefügt, mit welcher Intention ich ein Buch lese, was mir wichtig und unwichtig ist.
Ich hatte auch erklärt, dass es mir sehr wichtig ist, Sach- und Rechtschreibfehler zu vermeiden. Da aber niemand fehlerfrei ist, habe ich inzwischen gelernt, es als nicht mehr änderbar zu akzeptieren, wenn sich ein solcher Fehler eingeschlichen hat, den ich dann erst im bereits gedruckten Buch finde.
Zu dieser Einsicht verholfen hat mir u.a. ein Interview mit Ken Follet, der zugab, dass er ein Buch veröffentlicht hat, in dem im ersten Kapitel ein Mann beide Beine durch einen Autounfall verliert. In Kapitel 5 sitzt dann dieser Mann vor dem offenen Kamin und wärmt sich die Füße...
Meine Aufregung war groß, als ich in dem gedruckten Vorexemplar meines Krimis feststellte, dass in einem Artikel die Protagonistin mit einem nicht schwindelfreien, betagteren Ehepaar durch einen Rohbau geht und dieses Ehepaar aufgrund seiner Schwäche in der ersten Etage zurücklässt, nachdem sie noch eine provisorische Sitzgelegenheit durch ein auf zwei Hohlblocksteine gelegtes Brett gschaffen hat. Auf dem Rückweg der Architektin sitzen die älteren Herrschaften auf besagtem Brett im Erdgeschoss...
Als ich diesen Fehler bemerkte, lief es mir kalt den Rücken herunter, weil ich mir vorstellte, das Buch sei bereits im Handel und ein aufmerksamer Leser hätte es bemerkt... Daher meine Aussage, dass ich es dann eben nicht mehr ändern könne.
Liebe Lilly, jetzt erlaube ich mir auch noch drei kleine Anmerkungen:
Die Frage "Wann hatten wir uns verloren?" hätte ich so formuliert: "Wann haben wir uns verloren?", denn es ist ja ein immer noch andauernder Zustand.
"Das Handy zu meiner linken..." ich denke, hier wird "Linken" als Substantiv groß geschrieben und als Letztes:
Wenn ich diesen Plott geschrieben hätte (habe ich aber nicht und daher ist es Deine Entscheidung!), hätte ich die sms des Geliebten -hin und hergerissen zwischen der vermeintlichen Rückkehr in das Leben durch ihn und dem Pflichtbewusstsein gegenüber meiner Familie und der offenbar erloschenen Flamme der ehemals vorhandenen Liebe zu meinem Mann, die aber von der Gewohnheit und dem Alltagstrott erstickt wurde- erst dann gelöscht, wenn ich die trappelnden Füße meines Kindes und seine ängstliche Frage gehört hätte... Du löschst diese Mitteilung schon, bevor sie sich entscheidet. Warum? Was hat sie zu dieser Entscheidung bewogen? Das ist für mich offen geblieben. Dafür habe ich keine Erklärung gefunden.
Nochmal: Das ist meine Meinung. Und ja, es ist okay, wenn in diesem Thread Autoen/ Schriftsteller Kritik üben, um Dir (und uns) zu helfen, den Schreibstil zu verbessern.
_________________ Suche nicht nach dem Sinn des Lebens, gib ihm einen! |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 2 von 2 |
Gehe zu Seite 1, 2 |
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|