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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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26.05.2015 21:52 Augustin von BlueNote
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Das Handy ist hin!
Es bootet nicht mehr
es tutet nicht mehr
Ist nicht mehr
erreichbar
für die Welt
Für Hinz
und für Kunz
Und für dich
Threema?
Whatsapp?
E-Mail?
Und?
Der Wetterbericht …
Ratzfatz
von der FAZ
Die Nachricht des Tages
erreicht mich
erreicht mich
erreicht mich
nicht mehr
Das Handy ist hin!
Die Zeit
die ich habe
ist nicht mehr geschenkt
Nur aufgedrängt
Aufgezwängt und eingezwängt
Es macht keinen Sinn
die Zeit, die ich habe
zu nützen
zu besitzen
zu verschwitzen
Die Zeit
die zu-sätz-lich
ge-won-ne-ne, zer-ron-ne-ne
völlig
z – e – r – d - e – h – n – t - e
verloren vergeben
geronnene Zeit
will ich nicht haben
Ich geb’ sie zurück
auf Garantie
für eine viel schönere
kürzere
bessere
Zeit
Das Handy ist hin!
Re Pa Ra Re Para Tur
Wo?
Fern fern, fern fern von hier
So fern der Zeit, dem Ort
und fern von mir
Ich kann so nicht leben
Nicht warten
nicht sterben
Kann nicht
überbrücken
die Zeit
Zeiträume
wie Lücken
In die wir fallen
Für immer
und ewig
gefangen
gehangen
das Handy
die Zeit
die endlose Zeit
Die endlos endlose Endloszeit
Schick mir keine message
Ich bin
N-i-c-h-t a-u-f E-m-p-f-a-n-g
Fühle mich
Wie? Wo? Was?
Oder wer?
Oder
Gar nicht!
OnePlusOne
The Flagship Killers
are like
(sind wie)
Wie?
Wie wie, wie wie …
Glühbirnen ohne Kontakt
Wie wie, wie wie …
Menschen ohne Kontakt
Wie wie, wie wie …
Jesus am Ölberg
Ausgeliefert
Die Seele
betrübt
bis zum Tod
Made in China
by special delivery
But China is out
of contact
to me
Mein Weierlesslan
eiert voran
reihert spontan
und spuckt ganz profan
in die Leere
Zeit bliebe
für Liebe
Gespräche und Leben
Zeit wäre
Doch Gedanken
gehen ins …
Du sagst es!
Wie das Weierlesslan
Ganz spontan
klopft es an
Doch das Handy bleibt stumm
Es tutet nicht mehr
es bootet nicht mehr
Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin
Oh, du lieber Augustin
Das Handy ist hin!
Weitere Werke von BlueNote:
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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29.05.2015 22:28
von firstoffertio
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Hier musste ich schmunzeln. Finde das Thema schön zeitgemäß und lustig umgesetzt..
(Heute hätte ich tatsächlich mal so ein Ding gebraucht.)
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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30.05.2015 12:36
von Literättin
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Das ist ein schönes Geblödel und erfüllt seinen Zweck als witzig-kritisches Gedicht, das sich einem kleinen Ausschnitt aus modernen Zeiten widmet.
In der Tat musste ich mehrmals schmunzeln. Insbesondere das Weierlesslan hat es mir angetan, zumal ich einen Moment brauchte, um das zu kapieren.
Ja, es ist drollig, dieses kleine Langgedicht. Den Augustin zum Schluss und im Titel hätte es gar nicht nötig gehabt, um leichtfüßig und ein wenig albern daherzukommen.
Manches wirkt ein bisschen sehr heruntergeschludert: die Versanfänge mal groß, mal klein, ohne dass es eine besondere Bedeutung hätte, ebenso die mangelhafte oder inkonsequente Zeichensetzung: mal mit, mal ohne. Und dann der plötzliche Wechsel mittendrin vom ich zu wir und wieder zurück.
Und so hätte ein wenig Sorgfalt in der Bearbeitung diesem Gedicht, das offenbar auch gar nicht viel will, dennoch gut getan, die inhaltliche Flüchtigkeit nicht im Formalen wiederzuspiegeln.
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Gießkanne Volle Kanne ungeduldig
Alter: 21 Beiträge: 655 Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt
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30.05.2015 17:05
von Gießkanne
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Hallo Schreiberli,
ich kann gar nichts mehr sagen. Dein Gedicht hat mich gefesselt, gepackt, geschluckt, gefragt! Toll.
Bei mir ist es meistens so, Gedichte, die ich vom Zeilenumbruch und vom Aufbau und vom Stil her schon am Anfang total anstrengend finde, lese ich nicht weiter. Aber deines hatte für mich einen sehr angenehmen Stil und hat mir sehr gefallen!
Dafür gibt es von mir SECHS Punkte!
Pretty amazing
Gießkanne
_________________ Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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30.05.2015 19:16
von Mardii
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Hallo Lyriker/in,
ein Drama des Alltags spielt sich ab und es spielt anscheinend eine große Rolle. Auf ein Kinderlied macht sich der Reim. Oh du lieber Augustin, alles ist hin. Das Lied von einem Versager, dem sein ganzes Leben zu Bruch geht. Ein liebenswürdiger Versager ist Augustin, aber ein großer, denn nichts gelingt ihm. Trotzdem überlebt er selbst sein Begräbnis im Pestgrab.
Ein solcher ist auch der Handy-User, dem sein Kleinod zu Bruch geht. Das ist ironisierend auf den Punkt gebracht. Man ist nichts mehr ohne das transportable Telefon, dass alle Mängel des Menschen auszugleichen scheint. Geht es kaputt, stürzt eine Welt ein. So dramatisch kommt der Verlust an. Ob es das wirklich ist?
Dieses Lied wirkt irgendwie verniedlichend auf mich, obwohl es eine harte Realität wiedergibt. Der Verlust des Handys ist wohl genauso katastrophal. Aber noch zu verschmerzen. Der Text ist ziemlich lang im Hinblick auf die Botschaft.
Darüber muss ich noch nachdenken.
lg Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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31.05.2015 12:39
von Lorraine
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Hallo
Für Analysen und Kommentare ist leider keine Zeit. Alle Texte habe ich mit großem Interesse mehrfach gelesen. Beste Grüße,
Lorraine.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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31.05.2015 18:17
von BlueNote
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Ach wie gut dass niemand weiß
dass ich auf die Lyrik ...
total abfahre!
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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01.06.2015 03:05 Re: Augustin von Einar Inperson
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O Long Johnson hat Folgendes geschrieben: |
Schick mir keine message
Ich bin
N-i-c-h-t a-u-f E-m-p-f-a-n-g
Fühle mich
Mein Weierlesslan
eiert voran
reihert spontan
und spuckt ganz profan
in die Leere
Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin
Oh, du lieber Augustin
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Hallo du, irgendwo in Raum und Zeit,
zwischen Strophen, die mir sehr gut gefallen haben (1) und Strophen, die mich nicht ansprachen (2), mäandert dein Gedicht in meinem Lesen.
Und zum Schluss das Kinderlied (3), dass sich mir beim Titel assoziierte und so kam es dann auch zu einem Ende ohne Überraschung, wie erwartet. Oh, du lieber Augustin - Handy ist hin.
Leider hat es damit nicht in die Punkte gereicht.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Gefühlsgier Eselsohr
Alter: 31 Beiträge: 421
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01.06.2015 16:54
von Gefühlsgier
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Mir fällt es wirklich schwer, mich zu dem Stil der hier eingestellten Texte zu äußern. Das möchte ich lieber anderen überlassen und sowohl zu diesem als zu den anderen Beiträgen die inhaltlichen Eindrücke schildern, die ich beim Lesen bekommen habe, sowie im Anschluss ein kleines Fazit geben, woran man bei mir hier in etwa ist.
Das mNm einzig wirklich lustige Gedicht in diesem Wettbewerb, finde ich. Ich habe mich hier durch vieles durchgelesen, das stmmungstechnisch schwer war und teilweise auch sehr sozialkritisch. Jetzt bin ich bei deinem Gedicht, das auch Sozialkritik beeinhaltet, aber auf eine wirklich schöne Art. Es hat wirklich Spaß gemacht, es zu lesen.
Zitat: | Ratzfatz
von der FAZ
Die Nachricht des Tages
erreicht mich
erreicht mich
erreicht mich
nicht mehr |
Sehr schön. Noch vor ein paar Jahren war es selbstverständlich, die Zeitschriften in Papier vor sich zu haben. Ich finde es erschreckend, wie Printmedien durch Apps (die in vielen Situationen, z.B. unterwegs, aber auch durchaus Vorteile haben) "aussterben". Die Aussage:wenn das Handy nicht funktioniert, ist man von der Außenwelt "abgeschnitten", bekommt wenig bis nichts von ihr mit.
Zitat: | Die Zeit
die ich habe
ist nicht mehr geschenkt
Nur aufgedrängt |
Hier kann ich mir gut jemanden vorstellen, dessen Handy vor kurzem kaputt gegangen ist. Früher saß diese Person fast die gesamte freie Zeit vor dem Gerät, nun ist das ja nicht mehr möglich und ihm wird bewusst, wie er seine Freizeit sonst nützen könnte. Wenn jemand es nicht mehr gewohnt ist, wirklich frei von allem über seine Zeit zu verfügen, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Vielfalt belastend werden kann. Das Gefühl beschreibst du auch in den folgenden Zeilen sehr treffend - deine Aussage kommt für mich gut rüber.
Zitat: | Ich geb’ sie zurück
auf Garantie
für eine viel schönere
kürzere
bessere
Zeit |
Statt die Zeit anders zu gestalten, fällt dein LI in ein gewohntes Gedankenmuster zurück. Er sieht die handyfreie Phase als quälend langweilige Übergangszeit und ist nicht bereit, sein Handynutzungsverhalten zu reflektieren. Für ihn ist es klar, sich ein neues Handy anzuschaffen und es genauso zu nutzen wie sein bisheriges.
Mir fiel die Bewertung hier im Vergleich zu vielen anderen Beiträgen schwerer, weil mich das Thema Mediennutzung in Gedichten meist nicht wirklich anspricht, doch dein Beiträg sticht auf sehr erfrischende Weise aus dem "Gewohnten" heraus. Leider bewegt er sich für mich nicht im oberen Wertungsdrittel, da es diesmal echt sehr viele gelungene Beiträge für eine knapp bemessene Punktzahl gibt, findet sich aber im "Dazwischen" ein.
gerne gelesen!
_________________ "Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"
~
Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"
~
semidysfunktional |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 01.06.2015 21:14
von tronde
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Hallo!
Kinderlied als Aufhänger, nette Idee. Schwerpunkt liegt hier mehr auf der Medienschiene, weniger die Zeiträume. Insgesamt wirkt es locker, aber auch wenig tiefgängig, die Strophe mit Jesus sticht da heraus.
So richtig gepackt hat es mich nicht.
4 Punkte
Grüße
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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02.06.2015 09:01
von Rainer Zufall
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Hallo, ich finds inhaltlich jetzt nicht so den Knüller. Aber ich mochte die Verspielheit.
Aus Zeitgründen leider kein weiterer Kommentar.
Viele Grüße
Zufall
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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04.06.2015 02:51
von Constantine
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Bonjour!
Was ein defektes Handy doch alles im Besitzer auslöst und man plötzlich vor dem Problem steht:
Was tun mit der dazugewonnenen Zeit?
Generell ist dein Gedicht in einem leichten Ton gehalten und ironisch. Für mich kommt auch ein Gehetztsein des LI rüber.
Dazu hast du Wortspielereien eingebaut, englisch, deutsch, denglisch. Für mich ist das aber noch etwas zu halbgar und nicht konsequent genug passend von Inhalt zur Form gelöst.
Verwirrung aber an manchen Stellen bei deiner gewählten Form und Wortwahl:
- Ich dachte ein System in deiner wechselnden Groß- und Kleinschreibung erkannt zu haben, muss mich aber von meiner Annahme lösen und feststellen, es gibt kein System, kein erkennbares für mich.
Beispiele:
Zitat: | Ist nicht mehr
erreichbar
für die Welt
Für Hinz
und für Kunz
Und für dich | <-- ich erkenne nicht, warum hier das "Für" und das "Und" groß geschrieben worden sind. Muss ich mir die Interpunktion selbst denken?
Zitat: |
Ratzfatz
von der FAZ
Die Nachricht des Tages
erreicht mich
erreicht mich
erreicht mich
nicht mehr |
Hier muss ich mir wohl nach "FAZ" einen Punkt denken (oder auch nicht). Das Grün markierte ist jedenfalls konsequent klein geschrieben.
Zitat: | Die Zeit
die ich habe
ist nicht mehr geschenkt
Nur aufgedrängt | <-- Muss ich mir nach "geschenkt" einen Punkt denken? Ginge nicht auch ein Komma und "Nur" würde klein geschrieben werden?
Zitat: | Ich kann so nicht leben
Nicht warten
nicht sterben
Kann nicht
überbrücken
die Zeit |
Warum sollte ich mir hier Punkte dazudenken, damit die Großschreibung Sinn ergibt und die Strophe in mehrere "Sätze" unterteilt wird? Klein geschrieben ergäbe für mich mehr Sinn, würde den "Satz" als solches nicht "zerreissen", sondern mir als zusammenhängenden, passenderen Ein-Satz präsentieren.
Was mir hier auch nicht gefallen hat, war die Umstellung des "Satzes" zu einer für mich schiefen Grammatik. Im oberen zitierten Satz mit Hinz und Kunz, kann ich mir die Umstellung durch eine passend-gedachte Kommasetzung erklären. Hier geht das nicht durch gedachte Kommata, sondern es liest sich ungeschickt und ich möchte es umstellen:
"[...]
kann nicht
die Zeit
überbrücken"
- Verwirrung hier:
Zitat: | Ich geb’ sie zurück
auf Garantie
für eine viel schönere
kürzere
bessere
Zeit |
Deine Wahl, "auf Garantie" kursiv zu schreiben, ist mir nicht ersichtlich. Ich bleibe an dieser Stelle auch hängen und frage mich, welchen Sinn hat dies mit der Form und dem Inhalt des Gedichts? Ich kann es mir nicht aus dem Zusammenhang erklären.
- Verwirrung hier:
Zitat: | OnePlusOne
The Flagship Killers
are like
(sind wie) |
Du hast einige Passagen in englisch gehalten, übersetzt nicht. Hier übersetzt du "are like" und ich frage mich, warum nur diese Zeile? Was macht "are like" so übersetzenswerter als andere englische Passagen? Es kommt hier 1x vor und ist mMn nicht an einer essentiellen Stelle des Gedichts gesetzt, um mir eine Relevanz zu zeigen, im Vergleich zu anderen englischen Passagen. Was ist hier deine Intention?
- Verwirrung bei der Formulierung "Weierlesslan":
Warum nicht korrekt englisch geschrieben, so wie beispielsweise "message" oder "One PlusOne"? Mir unerklärlich die Wahl, es gesprochen zu formulieren und nicht korrekt aufzuschreiben. Wenn es ironisch gemeint sein soll, kommt diese Ironie bei mir nicht an, weil das gesamte Gedicht in dieser Hinsicht nicht konsequent genug mit diesem Stilmittel spielt.
Du endest mit einem für mich resigniert gesungenen Klingelton-Ohrwurm und da muss ich leider auch resigniert sagen:
Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin
Oh, du lieber Augustin
Zéro points sind drin!
Merci beaucoup!
LG,
Constantine
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 05.06.2015 10:58
von finis
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Hallo.
Ich finde es interressant, dass sobald das Handy hin ist und nicht mehr zur Verfügung steht das lyrische Ich nichts mehr mit seiner Zeit anzufangen weiß.
Jesus steht für mich etwas fremd in dem Gedicht, er hat mehr etwas von einer Referenzgröße oder einer etwas nachlässigen Provokation vielleicht: der Mensch ohne Handy wie Jesus am Ölberg? naja.
Ich finde den Bezug zu China nicht schlecht, denke aber, dass man weit mehr daraus hätte machen können. Generell gibt es hier einige Ansätze, die ganz vielversprechend erscheinen, aber von Dir sofort fallengelassen werden.
Dann sind da ein paar Spielereien, die ich für eher störend halten, zumindest für mein Lesen, und ich frage mich manchmal, welchen Zweck sie in Deinem Gedicht erfüllen sollen: Soetwas wie "Re Pa Ra Re Pa Ra" usw. oder auch die ge-won-ne-ne, zer-ron-ne-ne; der rhytmische Effekt ist nett, aber aus dem Kontext heraus wird nicht ersichtlich, was vor allem ein zu-sätz-lich soll.
Schön finde ich wiederum das "erreicht mich/erreicht mich/erreicht mich/nicht mehr", weil mir hier klar wird, worauf Du hinauswillst: Erst die permanente Erreichbarkeit und dann plötzlich überhaupt nicht mehr.
Dann zum Schluss der Bezug zu Augustin, dem immerhin der Titel gewidmet ist - warum? Das Handy = Alles? Aber warum ist der Bezug so knapp, wenn es doch (laut Titel!) zentraler Inhalt des Gedichtes ist?
Teilweise ein paar Längen - mit ein paar Kürzungen (bei einem Langgedichtwettbewerb, ich weiß das ist unfair als Kritikpunkt. Sorry.) hätte das Gedicht an Dichte und dadurch an Reiz gewonnen, denke ich.
LG.
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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05.06.2015 11:30
von Stimmgabel
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zu / Augustin :
Hallo Inko,
tja, wie nennt man solch eine Lyrik?
es ist eine schmale Lyrik; der (die) Gedanke(n) wird zeilig komplett zerlegt ... letztlich liest man aber doch viele Sequenzen wieder zusammengesetzt als Fließtext ... aha [ also doch unnötig? das Zerlegen ... ohne echte text_bedeutende Formation ... / zuweil bestimmT !!!! ].
manche Schmal (ein/zwei Worte) Zeilen vertiefen, betonen inhaltlich gut deren Inhalt ... hämmern auch nicht; mMn auch nicht als tackendes Stakkato; es liegt an der Wortwahl und deren Kontext [ gut gelöst, gut geschrieben !!!! ]
zum Thema Langgedicht, Umsetzung: mmhhh, eine schwierige Frage hier. würde ich die zerrissenen Gedankenzeilen [ im letztlich doch Fließtext ] nicht gebunden lesen, dann wäre dieses gesamte Gebilde außerhalb der Thematik “Langgedicht“ ... also liegt es am Lesen /am Leser, hieraus ein Langgedicht zu inszenieren ... und das wird hier auch eingefordert. / persönlich würde ich einige Zerrisse als Langzeile zurück_gestalten ... ganz egal, ob nun in der Thematik Langgedicht oder nicht ... eben wegen des gewichteten Inhalts, wie er sich auch bedeutet und autorial bedeuten will.
Nun, der Autor hat es derart gewollt, formatiert, also seine Intention ... keine Frage.
... und, mMn sind die hier iszenierten lautischen Neologismen, optischen Verzerrungen inhalts_verstärkend sehr gut gelungen ... !!!!
Das Kontext Thema: interessant! und nicht abge/ausgelutscht, obwohl das Handy hier das Thema user_Abhängigkeit bespielt, eigentlich nix Neues,
doch hier baut der Autor nun geschickt das Thema Zeit, quasi als backgroundenden Protagonisten, sich zur Verfügung stellenden Akteur dazu ... interessant; allein schon plot_dramaturgisch. / mit dem dann Pfiff, das der vordere Hauptprotagonist LI [ bzgl des Un_falls, das Handy ist kaputt ] nun laut monologisiert: er weiß es genau, worin seine Abhägigkeit/Wegflucht mittels seines Fetischs “Handy“ besteht,
eben: mit dem funktionierenden Handy kann LI unbedacht Zeit zeit_leer vertreiben [ das Leben vergeht ohne Forderung an ihn ... die Apps geben die Daseins_Infos vor ... ]; ohne Handy wird plötzlich die quasi “gewonnene Zeit / zeit_Raum“ für LI zu einem unerträglichen Anhängsel ... jetzt muss LI diesen Zeitraum aktiv füllen und konfrontieren ... dieses Zeitgeschenk wird zum Ballast.
Ich kann so nicht leben
Nicht warten
nicht sterben
Kann nicht
überbrücken
die Zeit
-----------------------------------
diese 4 Versatzstücke/Strophen ----------
Jesus am Ölberg
Ausgeliefert
Die Seele
betrübt
bis zum Tod
Made in China
by special delivery
But China is out
of contact
to me
Mein Weierlesslan
eiert voran
reihert spontan
und spuckt ganz profan
in die Leere
Zeit bliebe
für Liebe
Gespräche und Leben
------------------------ würde ich komplett streichen; haben mMn keinen textalen Mehrwert
... ist doch nur versatzstückendes, bindungsloses Rumgehüpfe [ wofür? / hat der Text doch gar nicht nötig ... hat letztlich kein Text nötig ... zum Glück hier nur diese vier Mini_teile ... ]
-------------------
Fazit: gewichtet und verglichen mit den anderen Texten [ die ich bewerten darf ] ist das für mich als bewusst inszeniertes nachdenk /lyr_Paket der im WB beste umgesetzte Text !!!! vor allem bzgl der gesamten Themenvorgabe.
Gruß Stimmgabel
-
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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06.06.2015 18:21
von Zinna
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Hallo Inko,
die Zeit war knapp zum schreiben und kommentieren, passt ja zum Thema. Irgendwie.
Ich bitte um Verzeihung, dass meine Kommentare diesmal besonders kurz ausfallen.
Das Thema ist mit leicht bissigem Bissen Humor umgesetzt, der seufzende Ton des Liedes Ach du lieber Augustin fließt hinein.
Das LI ist schon zu bedauern bei dieser Katastrophe...
Warum 2x Weierlesslan und nicht wireless?
Als Lautanlehnung an leiern und eiern?
Hier habe ich eine kleine Ahnung, wer der Verfasser sein könnte.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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07.06.2015 03:07 aw:Augustin von lilli.vostry
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Hallo,
die Idee dieses Gedichts gefällt mir. Abgewandelt vom Kinderlied "Ach du lieber Augustin" ein Abgesang auf das Handy, das hin ist.
Wie das Leben ohne aussieht für LI, wird ausführlich beschrieben, das aber wieder Erwarten nicht froh ist, dass es nicht mehr dauernd tutet, sondern in eine quälende Leere fällt und nichts (mehr) mit sich anzufangen weiß...
Ernst gemeint oder Selbstironie? Das wird leider nicht klar im Text und nur das Warten aufs erneuerte Handy als Zeit-Bezug ist mir zu wenig Aussage.
Dazu die vielen Eigennamen, was ist "Weierlesslan"?
So lässt mich das Gedicht recht ernüchtert und enttäuscht zurück.
Da könnte man weitaus mehr herausholen inhaltlich und sprachlich.
Von mir zwei Punkte.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Lionne Eselsohr
Alter: 49 Beiträge: 452
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07.06.2015 09:48 Re: Augustin von Lionne
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Diesen Text würde ich gerne vom Autor vorgelesen bekommen.
Mal reimen sich Zeilen, mal nicht und oft enden sie mit demselben Wort. Manchmal werde ich (dadurch?) aus dem Leserhythmus geworfen. Trotzdem - vielleicht wegen der kurzen Zeilen - entwickelt sich ein hohes Lesetempo.
Obwohl ich nicht alles verstanden habe, gefällt es mir ganz gut.
_________________ Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
C.S. Lewis |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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07.06.2015 15:45
von anderswolf
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Aufgrund Zeitmangels (immer dasselbe) nur ein Bepunktungskommentar.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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08.06.2015 14:52
von BlueNote
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Liebe Lyriker,
jaaaa ...
nun hab ich als Außenstehender also auch an diesem formidablen Lyrikerwettbewerb teilgenommen. Nun könnte man sagen: "ist ja nichts besonderes (dabei rausgekommen)", aber dass ausgerechnet diejenigen, die ich für die größten Lyrikkoriphäen des Forums halte (die eine offen, den anderen heimlich) meinen Text (teils) posthum als ... so lyriktragend ansehen, macht mich dann doch ein wenig ... ich weiß auch nicht ... irgendwas macht es mich halt.
Der Wettbewerb hat mir insgesamt sehr zugesagt. Ich denke nicht, dass es besonderen Sinn macht, jetzt noch die Einfälle meines Langgedichts in allen Einzelheiten zu erklären (obwohl ich es durchaus wollte oder könnte), warum ich mal große Anfangsbuchstaben wählte und mal kleine (ok, es hat was mit Klang zu tun, mit Rhythmus und Zäsuren), was es mit den Doppelungen auf sich hat (z.B. dem "ausgelieferten" Jesus und dem 'by special "delivery"' wenige Zeilen später), dem Bibelzitat ("Die Seele betrübt bis zum Tod"), dem OnePlusOne (=chinesischer Handyhersteller) Werbespruch ("OnePlusOne The Flagship Killers"), der FAZ, die man manchmal auch ausspricht wie ein normales Wort (ohne zu buchstabieren). Warum wird das eine aus dem Englischen übersetzt und das andere nicht? Der Wettbewerb ist vorbei und wen interessiert das noch? Nobody but me!
So etwas könnt ihr wieder mal machen! Hat mir gefallen! War auch gar nicht so anstrengend wie zuerst befürchtet.
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