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tippechse Erklärbär
T Alter: 61 Beiträge: 3
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T 21.04.2015 23:52 (Der erste Satz - Als ich wieder aufwachte, war ich tot) von tippechse
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Als ich wieder aufwachte, war ich tot.
Unvorstellbar, aber es war Tatsache.
Ich erinnerte mich noch genau, dass ich gestern Abend, es war ein Donnerstag, wie gewohnt zu Bett ging. Ich dachte noch: „ Ein Glück, ist dieser Stresstag vorbei. Immer diese Megavisiten mit dem Chef.“
Ja und zusätzlich hatte ich noch drei Notfälle an diesem Tag zu versorgen. Es war ein anstrengender Tag gewesen.
Ich ging zu Bett und schlief auch sehr zügig ein. Als ich aufwachte, war zuerst alles wie immer. Ich schaute auf den Wecker, der viertel vor sieben anzeigte. Gleichzeitig überlegte ich, ob ich vielleicht verschlafen hätte. Der Wecker hatte gar nicht geklingelt. Aber das kam bei mir öfters vor, einige Zeit vor dem klingeln des Weckers schon wach zu sein.
Daher stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Küche. Wach war ich sowieso, da konnte ich auch gleich aufbleiben.
In der Küche angekommen, wollte ich mir zuerst einen Kaffee machen. Da fiel es mir auf.
Das Licht.
Ein seltsam fahles, aschgraues, trübes Licht umgab mich. Zuerst dachte ich, dass es draußen noch so düster sein müsste, wegen der Uhrzeit. Aber dann bemerkte ich, dass dieses Licht nicht nur mich, sondern auch den Raum, die Stühle, den Küchentisch einhüllte, wie ein dichter Nebel. Das Licht schien nicht von einer Quelle zu stammen, sondern kam irgendwie von überall her.
Während ich diese Szenerie noch betrachtete, kam ein neuer Gedanke, der zunächst aber nicht greifbar war. Irgend etwas fehlte hier. Ich kam aber nicht darauf, was es sein sollte. Daher verdrängte ich ihn wieder.
Ich ging zum Küchenschrank, um mir eine Tasse zu holen. Dabei fiel mir die Tasse herunter. Und da war wieder dieser Gedanke!
Ja, es fehlte etwas. Was?
Richtig – es gab keine Geräusche! Die Tasse war auf die Küchenfliesen gefallen und zersprungen, ohne ein Geräusch zu machen!
Ich stieß mit dem Fuß gegen die Scherben. Nichts. Kein Geräusch von Scherben auf den Fliesen.
Absolute Stille!
Und jetzt bemerkte ich auch, dass um mich herum keinerlei Geräusche existierten. Obwohl sie eigentlich da sein müssten.
Die ständig zu laut tickende Uhr an der Wand. Der Verkehr der Rush-Hour draußen, das brummen des Kühlschranks. All diese Geräusche waren jeden Tag da – warum heute nicht?
Zaghaft rief ich leise: „Hallo?“ „Hallo!“
Nichts! Ich konnte noch nicht einmal meine eigenes Rufen hören! Was auch immer hier vor sich ging, es fing an, mir Angst zu machen.
Ich drehte mich um und versuchte, mich zu orientieren. Dabei fiel mein Blick auf die Magnettafel, an der alle möglichen Zettel hingen:
Einkaufslisten, Kalenderblätter, Notizen.
Und etwas, was mich geradezu magisch anzog. Eine Karte. Ich konnte mich nicht an irgendeine Karte erinnern. Und wenn, dann hätte ich sie zu all den anderen Urlaubs-,Gruß- und Glückwunschkarten in den Schuharton im Wohnzimmer getan.
Die Karte war irgendwie anders. Sie zeigte die gleiche aschfahle, trübe, graue Färbung wie meine Umgebung. Mit einem Unterschied: Meine Umgebung wurde nicht von einem schwarzen Rand eingerahmt.
Ein schwarzer Rand. Ich ging näher heran, um mir die Karte genauer zu betrachten.
„Nein!“
„Neein!!“
Ich schrie dieses Nein immer und immer wieder, so laut ich konnte. Und merkte sofort wieder, dass ich es nicht hören konnte.
Was ich dort las, konnte nicht sein; durfte nicht sein:
Egon Meier
geboren: 18.April 1956
gestorben: 21. Juli 2012
Gestern war der 21. Juli, ein Donnerstag.
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Larsson Leseratte
Alter: 56 Beiträge: 111 Wohnort: Wakendorf I
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22.04.2015 13:51
von Larsson
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Moin tippechse,
zunächst einmal: Herzlich willkommen zurück. Dein Nickname gefällt mir - lustiges Wortspiel.
Dein Text gefällt mir auch. Letztlich habe ich nur ein paar Kleinigkeiten anzumerken.
Abgesehen von typischen Vertippern (Groß-/Kleinschreibung, fehlende Leerzeichen hinter Kommata und dergleichen - wenn Du aufmerksam liest, findest Du die selber) habe ich keine Rechtschreibfehler gefunden; das ist schon einmal gut.
Der Text selber hat mich sofort gepackt. Das liegt sicher am ersten Satz, der natürlich danach verlangt, weitergelesen zu werden. Allerdings ist auch der folgende Einstieg gut geschrieben, so dass man neugierig ist, wie sich die Geschichte entwickelt.
Den Schluss finde ich dann jedoch weniger gut gelungen - was letztlich rein subjektives Empfinden ist. Dies liegt konkret wohl daran, dass ich die Sache mit der Trauerkarte (als solche stelle ich sie mir vor) unlogisch finde. Wenn Egon am 21. Juli gestorben ist (nebenbei: der 21. Juli 2012 war ein Samstag...), kann doch nicht bereits am nächsten Tag die Trauerkarte an der Tafel hängen - insbesondere dann nicht, wenn fast zu unterstellen ist, dass möglicherweise außer Egon noch niemand weiß, dass dieser verstorben ist. Auch das "Nein!"-Geschreie spricht mich nicht sehr an; wenn Egon sich nicht hören kann, wird er doch rasch damit aufhören?
Aber genug gemeckert - für mich ist das Ende etwas zu wenig durchdacht. Der Text bis dahin ist in meinen Augen gut und verdiente es, weiterverfolgt und zu einem schlüssigen Ende gebracht zu werden.
Weiterhin frohes Schaffen
Ralf
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Gefühlsgier Eselsohr
Alter: 31 Beiträge: 421
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22.04.2015 15:55
von Gefühlsgier
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Hey
Der Text berührt mich inhaltlich sehr.
Aber einige deiner Satzstellungen gefallen mir vom Klang her ehrlich gesagt leider überhaupt nicht. Zu der Groß- und Kleinschreibung wurde ja schon alles gesagt.
Zitat: | Ich schaute auf den Wecker, der viertel vor sieben anzeigte |
Zwei kurze Hauptsätze würden sich m.E. schöner lesen.
Zitat: | Aber das kam bei mir öfters vor, einige Zeit vor dem klingeln des Weckers schon wach zu sein. |
Es heißt außerdem, soweit ich weiß, "öfter". Die Variante mit "s" findet man zwar häufig in unserem Sprachgebrauch, das ist aber ziemlich umgangssprachlich, bzw. in vielen Dialektformen vertreten. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte.
Das hier ist aber schon sehr abgehackt:
Zitat: | Da fiel es mir auf.
Das Licht. |
Zitat: | [...],um mir eine Tasse zu holen. Dabei fiel mir die Tasse herunter. |
Zwei Mal Tasse innerhalb so kurzer Zeit?
Zitat: |
Und jetzt bemerkte ich auch, dass um mich herum keinerlei Geräusche existierten. Obwohl sie eigentlich da sein müssten. |
Genauso wie bei dem Licht. Hier würde sich statt einem Punkt vor "obwohl" ein Komma schöner machen, finde ich. Bei der Aufzählung gleich danach auch.
Die Schreie am Ende mag ich auch nicht sonderlich.
Ja, es liest sich nach viel Kritik, trotzdem sind es nur kleine Einzelheiten und sie ändern auch nichts an der Tatsache, dass ich deine Geschichte insgesamt für gelungen halte.
glg
_________________ "Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"
~
Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"
~
semidysfunktional |
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Sabine3 Wortedrechsler
Alter: 55 Beiträge: 55 Wohnort: Lutherstadt Wittenberg
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22.04.2015 17:34
von Sabine3
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Hallo tippechse,
mir hat dein Text sehr gut gefallen. Die unheimliche, mysteriöse Stimmung hast du sehr gut rüber gebracht.
Schreibst du denn im Genre Thriller?
Liebe Grüße
Sabine
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tippechse Erklärbär
T Alter: 61 Beiträge: 3
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T 24.04.2015 00:03
von tippechse
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Hallo!
Danke erst einmal für die Antworten und die konstruktive Kritik!
Was die "Vertipper" sowie Groß/Kleinschreibung angeht: Ich tippe ziemlich schnell mit 4 Fingern und da hacke ich schonmal daneben.
Den Text habe ich kombiniert mit einem Zeitlimit: 5 Minuten
Diese Art Übung finde ich für mich sehr inspirierend, weil ich dann aufhöre, nachzudenken und den Text aus dem Kopf einfach laufen lasse.
Im Moment ist es schon eine Steigerung, daß ich wieder an Texte herangehe. Meine Krankheitsphase hat doch schon mehr Spuren hinterlassen, als ich dachte.
Was das Genre angeht:
Am meisten sprechen mich Geschichten an, die irgendwo im unklaren, dunklen spielen, deren Inhalt mystisch angehaucht ist und wo ich meine Phantasie auch voll ausleben kann.
Andere Genres sprechen mich so gar nicht an (Krimi, Komödie...). Als Film evtl. noch, aber nicht als Buch.
Mein Lesestoff ist hauptsächlich geprägt von:
- Stephen King
- Andreas Eschbach
- Wolfgang Hohlbein
- Thomas R.P. Mielke (Sakriversum, Colonia)
- Guillermo de Toro
- Peter Straub
- Justin Cronin (Die Zwölf...)
- Otfried Preußler: Krabat
Und ein Roman, der mich schon seit ca. 20 jahren fasziniert:
- John Sherley: Ein herrliches Chaos
Hier tobt sich der Autor förmlich in der Fantasiewelt aus. Hab ich gefühlt schon 200x gelesen.
Als Kind bekam ich von meiner Tante immer Readers Digest Buchsammlungen (da waren dann meist 3 Romane in Kurzfassung drin). Die hab ich damals schon kiloweise verschlungen.
Noch was zu meinem letzten Text:
So, wie er dort steht, handelt es sich auch um eine "sehr roh"-Fassung, welche ich bei längerer Bearbeitung nicht so lassen würde.
Hier kommt etwas anderes zu tragen: irgendwo las ich mal einen Text zum Thema Schreiben und es wurde geraten, einfach zu schreiben. Ohne während des Schreibens auf evtl. Fehler zu achten; Hauptsache die Idee landet erstmal auf dem Papier.
Wie dem auch sei, ich nähere mich wieder der Materie, das ist mir wichtig.
Meine Geschichte, an der ich arbeite, ist sehr autobiografisch geprägt. Sie handelt von Ereignissen in meinem Leben, die ich erst sehr spät bearbeiten konnte und früher große Schwierigkeiten damit hatte, mich damit zu beschäftigen.
In der Geschichte steht der Protagonist am Anfang einer langen Suche.
Was sehr markant ist:
Schon vor ca. 2 Jahren hatte ich mit der Geschichte begonnen, musste sie aber stoppen, weil es einfach nicht funktionierte. Ich hatte damals schon meinen Protagonisten an einen Ort platziert - und seit damals steht er nun dort, winkt mir oft zu und wartet darauf, daß ich endlich weitermache.
Ich hatte damals den Fehler begangen, wenn ich einfach los schreibe, dann kommt die Geschichte schon ins rollen. Ist aber leider nicht so einfach.
Irgendwie wollte ich mich selbst von der Entwicklung der Geschichte überraschen lassen.
Das funktioniert aber nicht.
Daher beginne ich jetzt "hinten":
- bearbeite erst mal meinen Protagonisten
- versuche, einen groben Handlungsrahmen zu erstellen und mich auf diese Weise der Geschichte zu nähern.
Soweit erstmal.
Morgen gibts wieder was zu schmökern....
tippechse..
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