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Zum Schreiben mache ich immer blau: Zu den Themen schreiben über Farben und die Perspektive Blinder


 
 
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Paula Grimm
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Beitrag23.03.2015 12:12
Zum Schreiben mache ich immer blau: Zu den Themen schreiben über Farben und die Perspektive Blinder
von Paula Grimm
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Eine Diskussion zum Thema, wie wichtig die Beschreibung von Farben für das Schreiben ist, und wie die Vorstellung von blinden Protagonisten und Autoren ist, hat mich veranlasst diesen Artikel von März 2014 auszugraben und auch hier im Schriftstellerforum einzustellen.
Es gibt einige Grundregeln, die bei der Beschreibung blinder Personen gelten:
1. Je älter die Person zur Zeit ihrer Erblindung ist, desto länger bleiben Farberinnerungen erhalten.
2. Je plötzlicher die Erblindung eintritt, desto haltbarer sind die visuellen Erfahrungen, z. B. in Träumen.
3. Selbstverständlich hat der individuelle Umgang mit sinnlichen Eindrücken ebenfalls Auswirkungen auf die Farberinnerung.

Ich hoffe, Euch inspiriert dieser Gedankengang und bereitet Euch auch Vergnügen!


Zum Schreiben mache ich immer blau

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Und gleichgültig, wie alt ich noch werde, es wird nicht mehr mehr werden. Denn die Hornhaut meines rechten Auges ist inzwischen so getrübt und die Tatsache, dass ich keine Pupille habe, hat mich so geblendet, dass ich nur noch starke Lichtquellen mitbekomme und zwar als unangenehmes Brennen, das mit sehen nichts mehr gemein hat. Sehen habe ich zu meinen Lebzeiten nie mit links gemacht. Das linke Auge ist vollkommen unterentwickelt. Seit meiner Geburt gelte ich als vollblind. Denn das, was ich auch  ganz früher noch gesehen habe, hatte mit dem Licht der Erkenntnis nichts zu tun, und es hatte nicht den geringsten lebenspraktischen Nutzen, obwohl ich bis zum Alter von vier Jahren unter bestimmten Bedingungen sogar noch über ein gewisses Farbsehen verfügte. Doch das galt nur bei bestimmten Lichtverhältnissen und nur für einen ganz kleinen Punkt.

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Es ist kaum der Rede wert. Denn den einen Farbpunkt zu sehen, den ich zu sehen in der Lage war, bereitete viel Mühe.Dazu hätte es eines ruhigen Auges bedurft. Und das Meiste ist, womöglich vollkommen zu Recht in Vergessenheit geraten. Nur zwei deutliche Farberinnerungen sind mir geblieben. Da ist das Rot der Infrarotlampe für die Küken im Stall. Und da ist das Blau, das ich sogar in verschiedenen Nuancen erinnern kann. Das Blau kommt von einem breiten gewebten Schal aus Wolle, von den Rechenklötzchen meiner älteren Geschwister, vom Himmel und einem blauen Spielzeugauto. Rot sehe ich Gott sei Dank nicht oft, obwohl das bestimmte Rot kein Knallrot war. Mir wird nicht warm davon, obwohl man rot als warme Farbe beschreibt. Und ich kann mir von diesem Rot nicht nach Gutdünken eine Vorstellung machen. Bei blau ist das anders. Obwohl ich es häufig auch spontan sehe, ohne es zu wollen, und ohne einen Anlass zu erkennen, warum ich blau sehe, kann ich mir von den verschiedenen Blautönen eine Vorstellung machen, wenn ich es brauche.

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Aber ich bin froh, dass ich blau gesehen und erkannt habe. Es stört mich nicht, dass blau als eine kühle Farbe gilt. Warme Gedanken muss man sich eben immer selbst machen. Und das geht, wenn man in den geeignetenSituationen blau macht, ganz hervorragend. Denn blau ist eine tiefe Farbe, in die man sich fallen lassen kann. Wenn ich richtig blau machen will, muss ich die Augen schließen, damit kein Brennpunkt aus Licht mein rechtes Auge belästigt, was immer noch vorkommt. Und das ist auch eine gute Strategie, um sich zu entspannen oder zu konzentrieren. Und dann ist blau, wie man es spricht. Der erste Kontakt mit dem vorgestellten blau ist eine sanfte Berührung, die so ist, wie sich die Lippen bei dem Sprechen eines Bs berühren. Danach werde ich leicht von der Farbe erfasst, wie es das L besagt. Und das Au hat am Anfang die Offenheit und am Ende die Tiefe dieser Farbe. Und ähnlich fassen auch andere Sprachen diese Farbe in ein Wort, z. B. das englische Wort blue, das die Tiefe etwas mehr betont als meine Muttersprache. Auch die italienische und spanische Sprache bringen den Charakter der Farbe zur Sprache. Im Italienischen heißt blau ebenfalls blu. Und im Spanischen wird blau azul genannt. Dabei ist die Offenheit dieser tiefen Farbe gleich am Anfang, das Z wird weich gesprochen und U und L sind weich und tief.

Blau ist so weich, tief und frisch, dass ich, wenn ich mir diese Farbe vor das Auge führe, von ihr wirklich mit allen Fasern meines Seins erfasst werde. Ob es ein mittel- oder dunkelblau ist, hängt von meiner aktuellen Situation ab. Aber immer, wenn ich blau mache, bin ich von der Vielschichtigkeit dieser Farbe erfüllt. Auf eine ganz eigene Art „bin ich blau“, wenn ich blau mache. Und da blau eine vielschichtige Farbe ist, mache ich blau, wenn ich schreibe. Blau ist eine Möglichkeit meine Kreativität zu wecken oder zu erhalten. Aus diesem Grund mache ich zum Schreiben blau.

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Das ist auch nicht schlimm. Denn ich kann blau machen. Und wenn ich zum Schreiben blau mache, hoch konzentriert und tief verwurzelt zugleich. Dann sind Gedanken und Gefühle miteinander in einem sehr guten Kontakt. Und wenn ich blau mache, schließt mir diese Farbe, obwohl sie einsam und allein in meiner Vorstellung ist, die Welt der Farben auf. Denn wenn ich blau mache, zeigen mir die Personen meiner Geschichten ihre Farben. Ich bin mir sicher, dass sie mit mir nicht über ihre Farben plaudern würden, wenn ich nicht blau machen könnte und mich damit aufschließe für die Welt ihrer Farben. Blauäugig bin ich nicht, wenn ich blau mache. Dazu zeigen mir die Personen meiner Prosa zu viel von ihren Schatten, als das ich naiv im himmelblau schwelgen könnte. Der Blues ist häufig das Gefühl und der Klang, wenn ich blau mache, Das bleibt bei der Tiefe und Kühle des Blauen nicht aus. Ich lasse mich auf und in das Blau ein, wenn ich blau mache. In gewisser Weise bin ich ganz blau, weil ich blau mache und mich Aber wenn ich blau mache, bin ich nie blau aus Selbstvergessenheit, dumpfem Dahintreiben wie im Rausch.Die blauen Stunden sind meine kreativste Zeit. Und ich hoffe, viele Stunden ganz blau machen zu können.

Ich bin nicht der blaue Elefant, den Pädagogen zu Beginn der 70er Jahre tot schlagen wollten, damit zumindest in die Welt der Kinderliteratur mehr Realismus einkehren sollte. Ich habe nicht einmal eine blaue Zunge wie bestimmte Hunderassen. Das gilt, obwohl oder gerade weil ich tierische und magisch reale Perspektiven liebe, wenn ich so richtig blau machen kann. Wie blau muss man sein, um richtig blau zu machen?

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Lionne
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Beitrag23.03.2015 15:54

von Lionne
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Liebe Paula

Ein Köder, dem ich unmöglich widerstehen kann: Blindheit und Farben smile Als wüsstest du, dass genau diese zwei Themen im vergangenen Jahr meinen Kopf gefüllt haben.

Was machen wir nun, Textarbeit oder Diskutieren über die Bedeutung der Farben in deinem Leben? Laughing

Eigentlich hatte ich vorhin begonnen, dir ein paar Anmerkungen zu stilistischen Feinheiten in deinen Text hineinzuschreiben. Aber nun bin ich mir unsicher, wie solche Kommentare für dich am angenehmsten und einfachsten zu lesen sind. Wenn ich dir jetzt in blau Wink  ein paar Verbesserungsvorschläge reinschreibe, erkennt das deine Sprachausgabe? Oder wird das dann verwirrend?

Falls du dich über ein bisschen Textarbeit freuen würdest, dann schreib mir doch, wie ich das am besten angehe.  

Liebe Grüsse
Lionne


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Paula Grimm
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Beitrag27.03.2015 19:04

von Paula Grimm
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Hallo Lionne,

in den vergangenen Tagen war ich bedauerlicherweise offline, da bei uns am Montag ein größeres Problem in der Elektrizität einige Geräte zerschlagen hat, z. B. Telefon und Internetanlage. Man kann das Eine tun und das Andere nicht lassen. Wenn Du Verbesserungsvorschläge machen möchtest, kannst Du das selbstverständlich tun. Dazu sind wir schließlich hier im Schriftstellerforum. Dass ich in gewisser Weise blau machen kann, beeinflusst Sprachausgabe und Brailledisplay leider nicht. Aus diesem Grund hilft es nicht dem Text am Bildschirm etwas anderes einzubläuen als da steht. Wink Da muss am Besten die gute, alte Klammer her. Smile

Antworte auf meinen Beitrag einfach mit der Zitatfunktion, die wenn ich mich recht erinnere, den ganzen Text zitiert. Schreibe Deine Vorschläge einfach eingeklammert in den Text. Dann kopiere ich mir das und durchforste es.

Ach, ja! Wir können natürlich trotzdem über die Bedeutung von Farben diskutieren, wenn Du magst!

Liebe Grüße

Paula
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Lionne
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Beitrag28.03.2015 08:18

von Lionne
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Hallo Paula

Ich werde mich gerne noch ein bisschen mit deinem Text beschäftigen smile Habe aber momentan grad ziemlich viel um die Ohren. Nächste Woche irgendwann werde ich es bestimmt schaffen.

Und vielleicht findet sich in der Zwischenzeit noch der eine oder andere, der sich hier ranwagt wink Denn interessant sind diese Gedanken auf jeden Fall.

Bis dann, liebe Grüße
Lionne


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Paula Grimm
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Beitrag30.03.2015 13:23

von Paula Grimm
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Hallo Lionne,

gut Ding will Weile haben! Ich freue mich, dass Dich mein Text so sehr interessiert.  Very Happy

Aber ich komme auch nicht so schnell dazu, mich damit zu befassen. Denn ich nehme diesmal am NaNOWriMo-Camp teil und möchte mein erstes Romanprojekt noch einmal überarbeiten. Die Kurzprosa muss deshalb noch warten!
Herzlichen Dank für Deine Mühe!

Liebe Grüße

Paula
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Lionne
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Beitrag03.04.2015 20:16
Re: Zum Schreiben mache ich immer blau: Zu den Themen schreiben über Farben und die Perspektive Blin
von Lionne
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Hallo Paula

Hier wie versprochen meine Anmerkungen (in eckigen Klammern) zu deinem Text:

Paula Grimm hat Folgendes geschrieben:
Zum Schreiben mache ich immer blau

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Und gleichgültig, wie alt ich noch werde, es wird nicht mehr mehr werden.
[zweimal ‚mehr’ hintereinander klingt seltsam. Ich verstehe, was du meinst, aber es ließe sich auch anders ausdrücken. Vielleicht: „Und gleichgültig, wie alt ich noch werde, mehr werde ich nicht mehr sehen.“]
Denn die Hornhaut meines rechten Auges ist inzwischen so getrübt und die Tatsache, dass ich keine Pupille habe, hat mich so geblendet, dass ich nur noch starke Lichtquellen mitbekomme und zwar als unangenehmes Brennen, das mit sehen nichts mehr gemein hat.
[Dieser Satz ist missverständlich. Was hat dich geblendet? Die Tatsache, dass du keine Pupille hast? Also die Tatsache? Vielleicht: Durch die fehlende Pupille wurde ich so geblendet, dass ich nur noch starke ...“]
Sehen habe ich zu meinen Lebzeiten [das klingt so, als würdest du jetzt nicht mehr leben. Vielleicht: „In meinem ganzen Leben habe ich nie mit links gesehen“. Wobei ich nicht sicher bin, ob man wirklich „mit links“ sagen würde. Oder doch eher „nie mit dem linken Auge“. Bin Schweizerin und deshalb manchmal unsicher, was korrektes Hochdeutsch ist wink] nie mit links gemacht. Das linke Auge ist vollkommen unterentwickelt. Seit meiner Geburt gelte ich als vollblind. Denn das, was ich auch ganz früher noch gesehen habe, hatte mit dem Licht der Erkenntnis [das „Licht der Erkenntnis“ ist ein sehr großes Wort und hat für mich mit visuellem Sehen absolut gar nichts zu tun] nichts zu tun, und es hatte nicht den geringsten lebenspraktischen Nutzen, obwohl ich bis zum Alter von vier Jahren unter bestimmten Bedingungen sogar noch über ein gewisses Farbsehen verfügte. Doch das galt nur bei bestimmten Lichtverhältnissen und nur für einen ganz kleinen Punkt. [einmal schreibst du „unter bestimmten Bedingungen“ und dann im nächsten Satz „bei bestimmten Lichtverhältnissen“. Ich würde das „unter bestimmten Bedingungen“ im vorherigen Satz weglassen.]

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Es ist kaum der Rede wert. Denn den einen Farbpunkt zu sehen, den ich zu sehen in der Lage war, bereitete viel Mühe. Dazu hätte es eines ruhigen Auges bedurft. Und das Meiste ist, womöglich vollkommen zu Recht in Vergessenheit geraten. Nur zwei deutliche Farberinnerungen sind mir geblieben. Da ist das Rot der Infrarotlampe für die Küken im Stall. Und da ist das Blau, das ich sogar in verschiedenen Nuancen erinnern kann. [Ich würde behaupten, dass es „an das ich mich erinnern kann“ heißt.]
Das Blau kommt von einem breiten gewebten Schal aus Wolle, von den Rechenklötzchen meiner älteren Geschwister, vom Himmel und einem blauen Spielzeugauto. Rot sehe ich Gott sei Dank nicht oft, obwohl das bestimmte Rot kein Knallrot war. Mir wird nicht warm davon, obwohl man rot als warme Farbe beschreibt. Und ich kann mir von diesem Rot nicht nach Gutdünken eine Vorstellung machen. Bei blau ist das anders. Obwohl ich es häufig auch spontan sehe, ohne es zu wollen, und ohne einen Anlass zu erkennen, warum ich blau sehe, kann ich mir von den verschiedenen Blautönen eine Vorstellung machen, wenn ich es brauche.

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Aber ich bin froh, dass ich blau gesehen und erkannt habe. Es stört mich nicht, dass blau als eine kühle Farbe gilt. Warme Gedanken muss man sich eben immer selbst machen. Und das geht, wenn man in den geeigneten Situationen blau macht, ganz hervorragend. Denn blau ist eine tiefe Farbe, in die man sich fallen lassen kann. Wenn ich richtig blau machen will, muss ich die Augen schließen, damit kein Brennpunkt aus Licht mein rechtes Auge belästigt, was immer noch vorkommt. Und das ist auch eine gute Strategie, um sich zu entspannen oder zu konzentrieren. Und dann ist blau, wie man es spricht. [hmm ... diesen Satz verstehe ich nicht ganz. Nach mehrmaligem Lesen erkenne ich, dass dieser Satz wohl als Auftakt zu der nachfolgenden Beschreibung gehört. Ein Doppelpunkt würde dies eventuell verdeutlichen.]
 Der erste Kontakt mit dem vorgestellten blau ist eine sanfte Berührung, die so ist, wie sich die Lippen bei dem Sprechen eines Bs berühren. Danach werde ich leicht von der Farbe erfasst, wie es das L besagt. Und das Au hat am Anfang die Offenheit und am Ende die Tiefe dieser Farbe. Und ähnlich fassen auch andere Sprachen diese Farbe in ein Wort, z. B. das englische Wort blue, das die Tiefe etwas mehr betont als meine Muttersprache. Auch die italienische und spanische Sprache bringen den Charakter der Farbe zur Sprache. Im Italienischen heißt blau ebenfalls blu. Und im Spanischen wird blau azul genannt. Dabei ist die Offenheit dieser tiefen Farbe gleich am Anfang, das Z wird weich gesprochen und U und L sind weich und tief. [diese Gedanken hier in diesem Abschnitt berühren mich. Sehr schön, diese Beschreibung!]

Blau ist so weich, tief und frisch, dass ich, wenn ich mir diese Farbe vor das Auge führe, von ihr wirklich mit allen Fasern meines Seins erfasst werde. Ob es ein mittel- oder dunkelblau ist, hängt von meiner aktuellen Situation ab. Aber immer, wenn ich blau mache, bin ich von der Vielschichtigkeit dieser Farbe erfüllt. Auf eine ganz eigene Art „bin ich blau“, wenn ich blau mache. Und da blau eine vielschichtige  [vielschichtig hast du oben schon gebraucht. Gäbe es noch  ein anderes passendes Adjektiv? Oder einen passenden Vergleich? Vielleicht: „eine für mich sehr bedeutungsvolle ...] Farbe ist, mache ich blau, wenn ich schreibe. Blau ist eine Möglichkeit meine Kreativität zu wecken oder zu erhalten. Aus diesem Grund mache ich zum Schreiben blau. [auch dieser letzte Satz ist eine Wiederholung. Zwei Sätze weiter oben sagst du das schon und da du das Blaumachen später noch mehrmals wiederholst, würde ich diesen letzten Satz hier weglassen.]

Viel habe ich nicht gesehen von der Welt. Das ist auch nicht schlimm. Denn ich kann blau machen. Und wenn ich zum Schreiben blau mache, hoch konzentriert und tief verwurzelt zugleich. [Dieser Satz ist  unvollständig. Nach dem Komma könnte man ein „bin ich“ ergänzen.]
Dann sind Gedanken und Gefühle miteinander in einem sehr guten Kontakt. Und wenn ich blau mache, schließt mir diese Farbe, obwohl sie einsam und allein in meiner Vorstellung ist, die Welt der Farben auf. Denn wenn ich blau mache, zeigen mir die Personen meiner Geschichten ihre Farben. Ich bin mir sicher, dass sie mit mir nicht über ihre Farben plaudern würden, wenn ich nicht blau machen könnte und mich damit aufschließe für die Welt ihrer Farben. Blauäugig bin ich nicht, wenn ich blau mache. Dazu zeigen mir die Personen meiner Prosa zu viel von ihren Schatten, als das [dass mit zwei s] ich naiv im himmelblau schwelgen könnte. Der Blues ist häufig das Gefühl und der Klang, wenn ich blau mache, Das bleibt bei der Tiefe und Kühle des Blauen nicht aus. Ich lasse mich auf und in das Blau ein, wenn ich blau mache. In gewisser Weise bin ich ganz blau, weil ich blau mache und mich [hier scheint was zu fehlen, ist vermutlich versehentlich rausgelöscht worden] Aber wenn ich blau mache, bin ich nie blau aus Selbstvergessenheit, [das Komma passt nicht wirklich, ein „oder“ wäre mMn besser] dumpfem Dahintreiben wie im Rausch. Die blauen Stunden sind meine kreativste Zeit. Und ich hoffe, viele Stunden ganz blau machen zu können.

Ich bin nicht der blaue Elefant, den Pädagogen zu Beginn der 70er Jahre tot schlagen wollten, damit zumindest in die Welt der Kinderliteratur mehr Realismus einkehren sollte. Ich habe nicht einmal eine blaue Zunge wie bestimmte Hunderassen. Das gilt, obwohl oder gerade weil ich tierische und magisch reale Perspektiven liebe, wenn ich so richtig blau machen kann. [Der Vergleich mit dem blauen Elefanten und der blauen Zunge wirkt für mich hier sehr unpassend. Er reisst mich mit oder wegen der negativen Aussage aus den schönen blauen Gedanken raus. Lass das doch weg. Die Schlussfrage ist wieder total schön und passt auch so richtig gut zum obigen Abschnitt.] Wie blau muss man sein, um richtig blau zu machen?

Ein paar fehlende Kommas sind mir noch aufgefallen, aber die hab ich ignoriert. Wenn du froh wärst, kann ich sie noch ergänzen. Bin allerdings auch kein Kommaprofi.

Dieses „Viel habe ich nicht gesehen von der Welt“ brauchst du hier um deine verschiedenen Gedankengänge immer gleich zu beginnen. Es wirkt wie eine Art Refrain. Und ich verstehe natürlich, wie du das meinst.
Je mehr ich allerdings drüber nachdenke, umso weniger gefällt mir dieser Satz. Er gibt dem ganzen Text, den ich wirklich spannend finde, einen negativen Klang. Ich denke nicht, dass Sehen für dich nur eine visuelle Angelegenheit ist, oder?
Sehen ist für mich viel mehr, als das bloße Sehen mit den Augen. Die Welt sehen, kann man doch auch mit den anderen Sinnen. Irgendwo hab ich mal den Satz gelesen: „Blind sein ist nicht einfach nichts sehen, sondern anders sehen.“ Bin ich blauäugig, wenn ich diese Aussage mag?

Ich habe mich gerne mit deinem Text befasst. Deine Gedanken sprechen mich sehr an. Es würde mich freuen, mich weiter über Farben und ihre Bedeutung zu unterhalten. Ist für mich ein reizvolles Thema, egal aus welchem Blickwinkel es angegangen wird.
Melde dich doch einfach, wenn du Zeit und Lust hast.

Liebe Grüsse, Lionne


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Paula Grimm
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Beitrag09.04.2015 20:56
Re: Zum Schreiben mache ich immer blau: Zu den Themen schreiben über Farben und die Perspektive Blin
von Paula Grimm
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'nabend Lionne,

ich danke Dir für Dein Feedback! Ich denke, ich verstehe, was Du meinst. Obwohl man das nicht soll, arbeite ich oft mit Wiederholungen, um zum Beispiel zu zeigen, wie eine Person sich an einem bestimmten Aspekt abarbeitet. Und oft Wiederhole ich auch, weil ich mich sehr beeile, um bestimmte Aspekte nicht zu vergessen. Mir war der negative Beiklang gar nicht bewusst, da ich gerade in Schwung gekommen war, überhaupt zu schreiben. Und natürlich hat sehen eine sehr weit verzweigte Bedeutung. Das Licht der Erkenntnis. Wink

Wundere Dich nicht, dass ich den Text nicht zeitnah verändere, die gesamte Kurzprosa kommt wahrscheinlich im Sommer auf den Prüfstand. Dann wird es geändert. Jetzt ist das Camp des NaNoWriMo an der Reihe.
Dir viel Erfolg bei allem!

Liebe Grüße

Paula Grimm


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