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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2015
Kinder spielen Kinderspiele

 
 
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
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Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag15.03.2015 19:23

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Die Spirale als zentrales Thema ist ein wenig unterentwickelt. Die Burg könnte auch eine andere Form haben, ohne etwas an der Geschichte zu ändern, und die Ereignisse spitzen sich auch nicht spiralenförmig zu. Es ist eher eine weitere Ungeschicktheit und ein plötzlicher Ausbruch. Aber in gewisser Weise droht eine dunkle, verderbende Spirale im Hintergrund: spiral out of control sagt man im Englischen und genau das scheint hier immer nur eine Haaresbreite entfernt zu sein.

Sprachlich ist der Text nicht konsistent, manchmal nahe der Ausdrucksweise der Kinder
Zitat:
zerstörte sie so gründlich wie ein herabstürzender Mond

mal völlig davon entfernt
Zitat:
Nedim betrachtete ihre obszöne Schönheit
.

Ein interessantes, offenes Ende.

6 Punkte.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag19.03.2015 11:58
Re: Kinder spielen Kinderspiele
von fancy
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:



    Vorsichtig beugte Nedim sich vor und stahl der Trauerweide die eisigen Klunker von den Ästen, die schlaff im angefrorenen See hingen.

    Wie macht er das, wenn sie angefroren sind?

     Er schmückte die Zinnen seiner Festung damit, die er kunstvoll aus dem Schnee gestreichelt hatte.

    Das streicheln scheint mir persönlich für ein Kind untypisch zu sein. (Wenn es sich um einen Erwachsenen handeln würde, hätte ich es wahrscheinlich schön gefunden.)
    Wenige Schritte weiter vollendete Brian seinen Stützpunkt: eine Art Pyramide mit Bobrodelbahn an der Außenfassade.

    Das muss ja eine gigantische Pyramide sein.

    „Damit wäre meine Riesentritonmuschel fertig!“
    Nedim lachte.
    „Sieht eher aus wie'n Riesenscheißhaufen.“
    „Witzig. Dann sieht's ja aus wie du.“

    Trotz des Spotts erklärten sie sich ausführlich Architektur und Vorzüge ihres jeweiligen Geheimverstecks, von hochmodernen Überwachungszentralen zu unterirdischen Raketenabschussbasen. Beide versuchten, den anderen zu übertrumpfen; nicht zuletzt bei der persönlichen Ausstattung.

    Der persönlichen Ausstrahlung der Bauwerke?


    „Ich hab'n Zweihänder mit 'ner unsichtbaren Klinge. Ich schlag zu, und alle Feinde so ‚Buahhh, wie ist das möglich‘ und sind tot. Und ich hab'n Cape.“
    „Du und dein schwules Cape. Das hast du jedes Mal.“
    „Und du lebst in 'ner Kackwurst, Brian.“
    „Für dich nicht Brian, sondern Rhagor, der Blaue Blitz! Ich greif an mit atomar geladenen Messern und meinem Special Move. Klingenwirbeeel! Hrrrgh!“

    Nach zwei schwerfälligen Stampfern Anlauf sprang Brian hoch und drehte sich dabei um die eigene Achse. Aber er schaffte keine komplette Drehung, kam auf dem falschen Fuß auf und daraufhin ins Wanken. Der Länge nach fiel er auf Nedims Burg und zerstörte sie so gründlich wie ein herabstürzender Mond.

    Den herabstürzenden Mond finde ich gut.

    „Oah Mann, du bist so ein scheiß Idiot! Immer musst du übertreiben.“
    „Reg dich doch nicht auf. War ja keine Absicht.“
    „Toll. Das ist dein Lieblingsspruch, ne? Genau wie mit dem Stock damals.“
    „Da hab ich mich aber entschuldigt. Und dich sogar im Krankenhaus besucht.“
    „Nachdem du mir sogar selbst ins Auge geschlagen hast.“
    „Eins muss man mir eben lassen: Meine Special Moves machen alles platt.“
    „Du kannst mich mal!“

    Kaum hatte Brian sich wieder aufgerichtet, da riss ein wütender Stoß von Nedim ihn erneut um. Er stolperte rückwärts, fiel nach hinten und klatschte in den See. Kälte und Schock ließen ihn aufschreien und um sich schlagen, sein Fuchteln begleiteten gurgelnde Rufe.

    „Das kriegst du zurück! Sowas von!“

    Das Eiswasser färbte seine Schweineöhrchen rot. Nedim betrachtete ihre obszöne Schönheit.

    Hm, vielleicht ist der Text einfach zu kurz, um mich packen zu können?

    Liebe Grüße

    fancy


_________________
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femme-fatale233
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Das Bronzene Pfand


Beitrag19.03.2015 12:42

von femme-fatale233
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Das ist für mich einer der besten Texte im Wettbewerb - kommt auf jeden Fall in meine Top 10!
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Gießkanne
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Beitrag19.03.2015 18:17

von Gießkanne
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Buenos dias, Godmorgen, Goedemorgen, Good morning, God morgen, Bonjour, Buongiorno, Bom dia, Buna dimieata, ...
... du weißt schon, was ich meine! wink

Ich finde deinen Text ganz gut, weil man deutlich die Spirale darin erkennt und du eine spannende Geschichte daraus gemacht hast.
Was ich mir noch gewünscht hätte ist nichts.
Besondere Beobachtungen:/

LG Gießkanne


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Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag20.03.2015 16:53

von Abari
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Lebendig erzählte Geschichte, der es nirgendwo mangelt. Gern gelesen.
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

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Beitrag20.03.2015 18:21

von Ithanea
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Supergut geschrieben, finde ich. Die Dialoge kannst du gut.
Leider bin ich zu doof, die Spirale zu erkennen. Ich vermute mal es gibt eine, sonst wäre deine Geschichte nicht dabei.
Gern gelesen, deine Geschichte, ist aber leider nicht bei meinen zehn Lieblingstexten dabei.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Nihil
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Moderator
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Beitrag23.03.2015 20:48

von Nihil
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Etwas verspätet möchte ich mich für eure Kommentare und Punkte bedanken. Vielen war das Spiralthema etwas unterentwickelt; da muss ich mich wohl schuldig bekennen. Ich wollte unbedingt vermeiden, das Wort Spirale überhaupt zu benutzen, aber bei der Planung der Geschichte waren die Spiralen mir auch nicht das Wichtigste. Kateli trifft es am besten auf den Punkt:
Zitat:
Spiralen gibt es ein paar, beide Schneeburgen (Muschel/Bobbahn), dann die Drehung, mit der Brian Nedims Burg zerstört, vielleicht auch noch, und über allem durchaus eine Spirale der Gewalt, die darin gipfelt, dass Nedim ihn in den eisigen See stürzt oder es zumindest unterlässt, ihm herauszuhelfen oder Hilfe zu holen.

Etwas zusammengewürfelt und teils nur mit gutem Willen erkennbar, geb ich zu. Mit mehr Wörtern hätte ich vor allem den Sprung noch näher beschrieben, denn das die Schneeburg ein Spiralturm ist, beeinflusst die Geschichte tatsächlich nicht im Geringsten. Brian sollte einen Spiralfimmel haben, der natürlich auch eine zumindest schraubenartige Attacke erfordert, mit der er sich sportlich übernimmt. Naja.

Es stirbt (aus meiner Sicht) am Ende niemand. Ich hatte gehofft, durch Brians „Das zahl ich dir heim“ zu zeigen, dass er eben nicht kurz vorm Ertrinken steht, wenn die Rache schon wichtiger ist als das bloße Klettern aus dem See.

Sehr gefreut hat mich, dass die Dialoge von euch vorwiegend als authentisch und lebensecht beschrieben wurden, denn das war mir besonders wichtig. (Ich hasse gekünstelte wörtliche Rede.)

Nochmal dankeschön.
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gold
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Beitrag24.03.2015 00:23

von gold
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gold hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Vorsichtig beugte Nedim sich vor und stahl der Trauerweide die eisigen Klunker von den Ästen, die schlaff im angefrorenen See hingen.





Hallo Nihil,

hatte dich eigentlich fragen wollen, wie die Zweige schlaff herabhängen können, wenn sie gefroren sind und dachte auch, ich hätte die Frage formuliert, musste dann im Nachhinein aber feststellen, dass sie aus irgendeinem Grund nicht dasteht. Also schieb ich sie nach und stelle sie jetzt. Vielleicht hast du ja Lust, sie mir zu beantworten. Letztendlich hatte diese - für mich -  Ungereimtheit aber keinen Ausschlag gegeben bez. meiner Punktegabe.

LG gold


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Nihil
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Beitrag24.03.2015 01:01

von Nihil
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Zitat:
hatte dich eigentlich fragen wollen, wie die Zweige schlaff herabhängen können, wenn sie gefroren sind und dachte auch, ich hätte die Frage formuliert, musste dann im Nachhinein aber feststellen, dass sie aus irgendeinem Grund nicht dasteht.

Ich kann nur sagen, dass für mich „angefrorener See“ bedeutet hat, dass nur ein kleiner äußerer Rand leicht vereist ist, der Rest aber nicht. Man könnte natürlich auch verstehen, dass der ganze See vereist ist, aber eben nicht komplett, ähem, das sehe ich jetzt. Für optimale Klarheit hätte ich auch einen Teich draus machen können, der die Äste festhält, statt dass sie schlaff in ihm hängen. Wäre für die Geschichte egal gewesen, ist mir aber schlichtweg anders in den Sinn gekommen. :) Frage beantwortet?
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gold
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Beitrag24.03.2015 06:52

von gold
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Jaaaa, danke... Wink

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Mardii
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Beiträge: 1774



Beitrag31.03.2015 20:12

von Mardii
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Hallo Nihil,

der Satz:
Nihil hat Folgendes geschrieben:

Vorsichtig beugte Nedim sich vor und stahl der Trauerweide die eisigen Klunker von den Ästen, die schlaff im angefrorenen See hingen.


 war für mich ein Grund die Geschichte aus der Bewertung rauszunehmen. Ich sehe darin ein Beispiel für Show, das den Gedanken im Ausdruck so weit entstellt, dass davon nichts mehr zu erkennen ist.
Die Dialoge fand ich wirklich gut und die Charaktere gut gezeichnet, nur wie gesagt, dieser Satz hat mich vollkommen aus dem Text gebracht.

lg Mardii


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Nemo
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Beitrag31.03.2015 21:32

von Nemo
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Siehst du, Nihil, genau deshalb, weil du so gute Texte schreibst, drücke ich mich vor einem neuerlichen Duell Wink

Schöner Text, lebendig, mit sicherer Feder gezeichnet. Bei der Krankenhaus-Geschichte, dem Stock und dem Auge wanke ich für einen Moment an einem Abgrund, das Bein spielt schon über dem Rand. Hat er seinem Freund im Spiel das Auge ausgestochen? Das ließe eine interessante Beziehungstiefe zu, eine Schuldgebundenheit im Kinderspiel. Auch wenn Du diesen Gedanken nicht entfaltest, nehme ich ihn mit Wink Danke dafür!


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Nihil
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Moderator
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Beitrag01.04.2015 19:31

von Nihil
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Hallo Mardii,
danke dir die Kritik/Erklärung. Schade, dass der eine Satz dazu ausgereicht hat, dir den ganzen Text zu vermiesen. Zuviel Show mit den Klunkern und den ganzen Adjektiven, ja, ich kann's schon irgendwie verstehen, dass das überladen wirken kann, aber eher weniger, dass das die ganze Geschichte ruiniert. Ich hatte eher befürchtet, dass die beschreibenden Passagen zwischen den Dialogen zu abgehackt wirken, weil ich wegen der Zeichenbegrenzung schon ordentlich rumgeschoben habe. Aber das scheint ja nicht dein Problem zu sein?


Und Nemo, mein Lieber, schön, dass du dich blicken lässt. Und dann sogar mit so einem schönen Lob. Aber wenn man wegen Nicht-Teilnahme auch nicht befürchten muss, gegen mich zu verlieren, sagt sich das ja auch leicht. hmm Laughing Danke dir für deine Anmerkungen und dass dir die Geschichte gefallen hat. Ich habe diesmal eigentlich ungewöhnlich unblutig gedacht, das heißt, ausgestochen muss das Auge nicht gleich sein. Dann würden die beiden wohl auch nicht mehr miteinander spielen. Eher ein paar Tage Sehbehinderung und der Krankenhausaufenthalt nur zur Sicherheit. Aber das geht über den Text hinaus.

Diese Harmonie ... irgendwie bekommt mir das nicht. Shocked Wann duellieren wir uns denn wieder? Bis ich dich auf dem Buchmarkt herausfordern kann, dauert's wohl noch ein bisschen. wink
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Nemo
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Postkartenprosa II


Beitrag01.04.2015 22:04

von Nemo
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Nihil hat Folgendes geschrieben:
Diese Harmonie ... irgendwie bekommt mir das nicht.

Zuckerbrot und Peitsche. Beim nächsten Wettbewerb wirst du das Leder wieder schnalzen hören wink Schade, dass ich den Pokapro nicht mehr geschafft habe. Er ist mein Lieblingsfeld für Duelle, weil mir bspw. das Schnellschreiben wie beim FFF nicht so liegt.
Allerdings finde ich allmählich auch Gefallen daran, dass mich deine Texte immer irgendwie an Bilder von John Kenn Mortensen erinnern (und dein Avatar ohnehin).

Beste Grüße!


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anderswolf
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Beiträge: 1069



Beitrag21.04.2015 15:45

von anderswolf
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Ja, ich weiß, es ist fast Mai.
Im Wesentlichen macht diese Geschichte nichts wirklich falsch, aber im ebenso Wesentlichen auch nichts wirklich richtig. Der bereits im ersten Satz angedeutete Widerhall einer epischeren Geschichte zerstaubt rasch in nüchterne Prosa, deutliche Charakterisierungen zweier Jungs, die als vertraute Freunde miteinander im Schnee spielen, bis (wie offensichtlich häufiger schon geschehen) einer heult. Trotz der durchaus lebendigen Schilderung des Geschehens bringen einzelne Fetzen den Leser immer wieder raus, weil es so klingt, als versuche ein Erwachsener das Erleben von Kindern zu imitieren. Natürlich ist das der Fall, es sollte aber nicht so deutlich sein. Schwierige Textstellen: "die er kunstvoll aus dem Schnee gestreichelt hatte", "Damit wäre meine Riesentritonmuschel fertig", "zerstörte sie so gründlich wie ein herabstürzender Mond", "Eins muss man mir eben lassen".
Ich kann nie greifen, wie alt die Jungs sein sollen, manchmal klingen sie wie sieben, manchmal wie 14. Und vielleicht ist es auch das, was die Geschichte so schwierig macht, denn sie ist nicht in einer Richtung entschieden, in sich nicht geschlossen, sondern nach allen Richtungen offen, aber dann eben doch nicht offen genug, um anzudeuten, Nedim rächte sich endlich für das ausgeschlagene Auge. Insgesamt unbefriedigend.
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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag05.05.2015 20:49

von Nihil
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Ja, ich weiß, es ist fast Mai.
Im Wesentlichen macht diese Geschichte nichts wirklich falsch, aber im ebenso Wesentlichen auch nichts wirklich richtig. Der bereits im ersten Satz angedeutete Widerhall einer epischeren Geschichte zerstaubt rasch in nüchterne Prosa, deutliche Charakterisierungen zweier Jungs, die als vertraute Freunde miteinander im Schnee spielen, bis (wie offensichtlich häufiger schon geschehen) einer heult. Trotz der durchaus lebendigen Schilderung des Geschehens bringen einzelne Fetzen den Leser immer wieder raus, weil es so klingt, als versuche ein Erwachsener das Erleben von Kindern zu imitieren. Natürlich ist das der Fall, es sollte aber nicht so deutlich sein. Schwierige Textstellen: "die er kunstvoll aus dem Schnee gestreichelt hatte", "Damit wäre meine Riesentritonmuschel fertig", "zerstörte sie so gründlich wie ein herabstürzender Mond", "Eins muss man mir eben lassen".
Ich kann nie greifen, wie alt die Jungs sein sollen, manchmal klingen sie wie sieben, manchmal wie 14. Und vielleicht ist es auch das, was die Geschichte so schwierig macht, denn sie ist nicht in einer Richtung entschieden, in sich nicht geschlossen, sondern nach allen Richtungen offen, aber dann eben doch nicht offen genug, um anzudeuten, Nedim rächte sich endlich für das ausgeschlagene Auge. Insgesamt unbefriedigend.


Moin anderswolf!
Meine Antwort kommt zwar auch spät aber ich wollte mich noch auf jeden Fall bedankt haben, dass du selbst nach Wettbewerbsschluss die ausstehenden Texte noch kommentiert hast! Für die meisten ist es danach abgehakt, deswegen möchte ich das gerne würdigen. Mit der Geschichte konntest du nun leider nicht so viel anfangen, aber ein wenig verteidigen muss ich mich dann doch.

Zitat:
Der bereits im ersten Satz angedeutete Widerhall einer epischeren Geschichte

Am Anfangssatz hat mich auch immer was gestört, aber ich finde ihn persönlich nur zu lang, irgendwie „unrhythmisch“. Dass er mehr ankündigt, als der Rest einhält, halte ich eher für eine subjektive Lesewahrnehmung.

Zitat:
Trotz der durchaus lebendigen Schilderung des Geschehens bringen einzelne Fetzen den Leser immer wieder raus, weil es so klingt, als versuche ein Erwachsener das Erleben von Kindern zu imitieren. Natürlich ist das der Fall, es sollte aber nicht so deutlich sein. Schwierige Textstellen: "die er kunstvoll aus dem Schnee gestreichelt hatte", "Damit wäre meine Riesentritonmuschel fertig", "zerstörte sie so gründlich wie ein herabstürzender Mond", "Eins muss man mir eben lassen".

Ich mag das eigentlich ganz gerne, wenn die Erzählerstimme eigenständig ist und nicht versucht, seine Figuren zu imitieren. Das finde ich bestenfalls willkürlich und in den schlimmsten Fällen verlogen. (Erinnere mich da an einen ganz schrecklichen, weil perspektivverletzenden Cliffhanger in ASoIaF.) Die Länge des Textes und der gewählte Ausschnitt machen das wahrscheinlich nicht deutlich genug, hätte ich beim Planen mit dran denken können. Deswegen wollte ich mit „aus dem Schnee streicheln“, auch keinen Kinderjargon darstellen. Was die übrige Kindersprache angeht, denke ich schon, dass das durchaus so geht. Viele Kinder benehmen sich oft sehr affektiert, das wächst sich dann irgendwie später raus. Meistens. ;)

(Mein Neffe (seit Ende April 7) wurde auf einen Deko-Gartenstuhl gezwungen, für ein Foto. Er verzieht das Gesicht und sagt: „Diese Stühle sind zum Sitzen nicht sehr gut geeignet.“ ^^)

Zitat:
Ich kann nie greifen, wie alt die Jungs sein sollen, manchmal klingen sie wie sieben, manchmal wie 14. Und vielleicht ist es auch das, was die Geschichte so schwierig macht, denn sie ist nicht in einer Richtung entschieden, in sich nicht geschlossen, sondern nach allen Richtungen offen

Dass sie einmal so jung und einmal so alt auf dich wirken, ist schon eher ein ernstes Problem für mich. Für mich lag das Zielalter tatsächlich genau dazwischen, so bei 11. Jahrgenau aufs Alter passend schreiben, würde ich gerne mal können, ist mir klar, dass das noch nicht der Fall ist. :)

Danke für deine Anmerkungen.
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