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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Göttertod (Auszug)


 
 
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Fiabeth
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Beiträge: 11
Wohnort: Wien


F
Beitrag21.03.2015 08:27
Göttertod (Auszug)
von Fiabeth
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mit diesem Text gebe ich meinen Einstand. Es ist ein Fantasyroman, an dem ich gerade arbeite.

Anfänge liegen mir nicht, dass muss ich leider zugeben. Ich kenne das Ende dieses Romanes schon seit Jahren, doch das erste Kapitel, von dem ihr hier den Anfang lesen könnt, habe ich erst vor kurzer Zeit geschrieben.

Ich weiß nicht, ob ich damit zufrieden bin. Ist es interessant genug? Ist es zu klischeehaft?

Ich bitte euch, euer Augenmerk auch auf den Inhalt zu legen und mir zu schreiben, ob ihr weiterlesen würdet.

P.S.: Ich werde natürlich auch zu anderen Texten meine Meinung schreiben, denn ein Forum wie dieses lebt ja vom Geben und Nehmen.


Göttertod

Erstes Kapitel


Die Sonne war gerade im Begriff, unterzugehen, als Gareth Shargoths Hain erreichte. Eigentlich hatte er geplant, ein Zimmer in einer Herberge in der zwölf Meilen entfernten Stadt Ashkerey zu mieten, doch eine Brücke über die Fale war eingestürzt gewesen, was ihn zu einem längeren Umweg gezwungen hatte.

Shargoths Hain war nicht groß genug, um eine eigene Herberge zu besitzen, doch wenn die Götter gnädig waren, würde ihm vielleicht einer der Bewohner ein Bett für die Nacht oder einen Platz im Stall überlassen.

Das Dorf bestand aus etwa zwanzig großteils einstöckigen Häusern und war von Feldern und Weiden umgeben, auf denen er Kühe und Schafe sah. Die aus gestampfter Erde bestehenden Straßen waren bereits leer, doch aus einigen Fenstern drang Kerzenschein.

Er überlegte einen Moment lang, und dann näherte er sich einem der beiden zweistöckigen Häuser im Zentrum des Dorfes. Er klopfte einmal, und als niemand antwortete, noch ein zweites und ein drittes Mal. Endlich hörte er Schritte. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau mittleren Alters  mit lockigem dunklen Haar und schiefen Zähnen starrte ihn misstrauisch an.

„Was wollt Ihr?“ fuhr sie ihn an.

Gareth war sich nur allzu bewusst, wie er aussah. Er war lange unterwegs gewesen. Sein Bart und sein Haar mussten dringend geschnitten werden, und seine Kleidung war staubig. Da er daran momentan nichts ändern konnte, war er umso mehr um Höflichkeit bemüht.

„Habt Ihr einen Schlafplatz für einen müden Wanderer, gute Frau?“ wollte er wissen. „Ich will Euch auch dafür entschädigen.“

Man hätte meinen können, er hätte die Frau aufs Übelste beleidigt und im gleichen Atemzug die dunkle Mutter angerufen, so sehr verdunkelte sich ihr Blick, als sie ihm zuhörte.  „Wir wollen Euresgleichen nicht in unserem Dorf“, ließ sie ihn wissen. „Schert Euch schleunigst von hier fort.“

„Ich schwöre Euch, ich bin ein ehrbarer Mann“, entgegnete Gareth. „Ich war jahrelang als Soldat in den östlichen Provinzen stationiert und habe unsere Heimat im Namen Königin Adalias gegen die Tiermenschen verteidigt. Wenn Ihr mir nicht glaubt, kann ich Euch gerne meine Entlassungspapiere zeigen.“

Die Frau trat einen Schritt zurück. Gareth glaubte schon, sie würde ihn hineinbitten, doch sie schlug ihm nur die Tür vor der Nase zu. Er seufzte auf und klopfte an die Tür des nächsten Hauses. Wieder wurde er abgewiesen. Bei einem kleinen Haus am Rande des Dorfes unternahm er einen letzten Versuch.

Eine junge Frau mit rotem Haar und Sommersprossen, kaum mehr als ein Kind, machte ihm auf. Als er sein Anliegen vorbrachte und sich erklärte, sah sie sich in alle Richtungen um, als ob sie überprüfen wollte, ob sie beobachtet wurden, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.

„Mein Vater ist auf Reisen und er hat mir Anweisung gegeben, während seiner Abwesenheit niemanden ins Haus zu lassen. Ich will jemanden, der für das Vaterland gekämpft hat, jedoch nicht einfach ziehen lassen. Ein Stück die Straße hinunter steht unser alter Schuppen. Er ist nicht sehr gemütlich, doch wenigstens werdet Ihr ein Dach über dem Kopf haben.“

Sie hob den Kopf gen dem rapide dunkler werdenden Himmel. „Es könnte heute Nacht regnen.“

Gareth nickte und langte in die Tasche an seinem Gürtel, um ein paar Münzen herauszuholen, doch die junge Frau schüttelte vehement den Kopf. „Ich verlange doch für eine Nacht im Schuppen kein Geld!“ wehrte sie ab, und ihre Wangen röteten sich ein wenig.

Gareth drückte ihr die Münzen trotzdem in die Hand. „Bei zwei anderen Häusern wurde ich abgewiesen. Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich bei Dunkelheit und Regen weiterziehen müssen.“

Wieder sah sie sich um, bevor sie das Geld schnell einsteckte. „Ihr müsst das Dorf bei Sonnenaufgang verlassen haben“, informierte es ihn. „Es ist besser, wenn sie Euch nicht mehr sehen, wenn sie zu den Feldern gehen.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie hinzufügte: „In Shargoths Hain ist es für Fremde gefährlich. Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Landstreicher hier durch und suchte wohl heimlich Zuflucht in einem Stall. Am nächsten Morgen war er tot.“

„Habt Dank für die Warnung“, sprach Gareth, nickte ihr zum Abschied zu und verließ das Dorf. Einen Moment lang überlegte er, ob er sich nicht doch noch auf den Weg nach Ashkerey machen oder wenigstens im Wald lagern sollte, doch dann lachte er über seine eigenen Bedenken.

Menschen wie jene in Shargoths Hain waren abergläubisch und fremdenfeindlich, doch im seltensten Fall wirklich gefährlich. Wer wusste schon, was mit dem Landstreicher wirklich geschehen war und was er getan hatte.

Wie die junge Frau gesagt hatte, fand er den Schuppen außerhalb des Dorfes, ein paar Meter von der Straße entfernt. Mittlerweile war es fast vollkommen dunkel. Die hölzernen Wände waren etwas schief und bereits von grauer Farbe, doch das Dach war noch heil, und das einzige Fenster hatte Fensterläden, sodass weder Wind noch Regen in das Innere dringen konnten. An der Tür befanden sich weder Klinke noch Schloss, sondern nur ein Balken, der sich sowohl von innen als auch von außen betätigen ließ.

Das gefiel ihm weniger, doch so unhöflich die Dorfbewohner auch gewesen waren, sie würden sich wohl kaum in der Nacht einschleichen und ihn mit Mistgabeln und sonstigen bäuerlichen Gerätschaften quälen. Er trat also ein, kniff die Augen zusammen und sah sich um. Ein paar Kisten voll Gerümpel standen da und ein rostiger Pflug. In einer Ecke entdeckte er einen Haufen altes Stroh. Das würde sein Lager für die Nacht werden. Er breitete seinen Umhang auf dem Stroh aus, damit ihn die Halme nicht so stachen, zog seine Stiefel aus und legte sein Schwert direkt neben sich.

Kurze Zeit später war er bereits eingeschlafen. Einmal wachte er mitten in der Nacht auf, als der Regen heftig gegen das Dach trommelte und der Wind gegen die Wände peitschte, doch dann übermannte ihn wieder die Müdigkeit. Als er das nächste Mal aufwachte, hörte er draußen schon die Vögel zwitschern. Er packte schnell seine Sachen zusammen und nahm einen Schluck aus der Feldflasche, die er bei sich trug. Da es schon spät war, würde er unterwegs eine Mahlzeit einnehmen, um den Dorfbewohnern nicht in die Quere zu kommen.

Er öffnete die Tür und sah sich um. Noch regte sich nichts in Shargoths Hain. Zügigen Schrittes ging er die Straße hinunter, bis das Dorf außer Sichtweite war. Überall auf der Straße und auf den Wiesen waren jetzt Pfützen zu sehen, sodass er sich entschloss, nicht direkt am Straßenrand Rast zu machen, sondern sich einen Baum zu suchen, unter dem es etwas trockener sein würde.

Er fand ein paar Meter abseits der Straße eine alte Eiche, unter deren Blätterdach er sein Bündel niederlegte. In der letzten größeren Siedlung hatte er eine trockene Wurst, etwas Käse und einen Laib Brot gekauft, von denen er jetzt aß. Seine Feldflasche war mittlerweile halb leer, doch er würde sie vorerst nicht auffüllen. Nach dem Regen der Nacht würde das Wasser in den Bächen und Flüssen schlammig und voller Blätter und Zweige sein.

Als er so dasaß, vermeinte er mit einem Mal, ein seltsames Geräusch zu hören. Es klang fast, als ob jemand leise weinte, ein kleines Tier, ein Kätzchen vielleicht. Stirnrunzelnd sah er sich um. Das Geräusch schien aus östlicher Richtung zu kommen. Vorsichtig näherte er sich ihm – und erstarrte.

Auf einer kleinen Lichtung stand ein uralter, knorriger Baum, dessen Zweige vollkommen kahl waren. Inmitten seiner mächtigen Wurzeln befand sich eine Art Höhle, vor der allerlei Tand und halb niedergebrannte Kerzen waren. In der Höhle selbst sah er ein Bündel liegen. Als er näher kam, erkannte er, dass es ein Säugling war, höchstens ein paar Tage alt. Ihm lief es eiskalt über den Rücken. Das Kind war offensichtlich ausgesetzt worden und hatte wohl schon mindestens ein paar Stunden bei Kälte und Regen hier gelegen.

Er kniete sich hin, nahm es hoch und barg es an seiner Brust, um ihm wenigstens etwas Wärme zukommen zu lassen. Seine Wangen waren gerötet, als ob es Fieber hatte. Gareth hatte selbst nie Kinder gehabt, doch er war sich zumindest darüber im Klaren, dass das Kleine, wenn es wirklich die Nacht im Wald verbracht haben sollte, dringend Hilfe brauchte.

Als ob es spürte, dass sein Schicksal soeben dabei war, sich zu wenden, schlug es die Augen auf. Gareth sah mit Erstaunen, dass sie rot wie Blut waren.

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Alpen-Yeti
Geschlecht:weiblichLeseratte
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Alter: 53
Beiträge: 131



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Beitrag21.03.2015 10:47

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo Fiabeth,

ich habe mir mal Deinen Text vorgenommen und mich ein bissele darin ausgetobt. Nicht erschrecken, das ist nur meine persönliche Meinung und garantiert nicht allgemeingültig. Schau es Dir in Ruhe an. Wenn Du etwas von meinen Anmerkungen gebrauchen kannst, würde mich das freuen.

Der Einfachheit halber hänge ich den Text mit meinen Bemerkungen einfach als pdf an. (Ich hoffe, das funktioniert.)

So, jetzt noch mein allgemeiner Eindruck: Ich habe mich ein bisschen enttäuscht gefühlt, dass die Nacht so ereignislos geblieben ist. Da hätte ich mir mehr erwartet, nachdem Du die so schön die Gefahr durch die Dorfbewohner aufgebaut hast. Der Schluss ist dafür aber wieder überraschend. Auf alle Fälle möchte ich jetzt schon wissen, was es mit dem Kind auf sich hat.

Liebe Grüße
Bianca
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag21.03.2015 10:59

von Harald
Antworten mit Zitat

Hm,

ich sehe hier doch noch gewaltigen Handlungsbedarf in sehr vielen Belangen.

Der Text ist zu zerstückelt, es gibt zu viele sinnlose Leerzeilen,
die meisten Sätze sind recht ausschweifend, dabei umständlich verfasst,
manche "Schachtelsätze" sind in den Aussagen nicht stimmig, z. B. auch bei dem recht kurzen►
Fiabeth hat Folgendes geschrieben:

Als ob es spürte, dass sein Schicksal soeben dabei war, sich zu wenden, schlug es die Augen auf.

Kein Fehler, aber beim ersten überfliegen "stolpert" der Leser …

Ich empfehle, sich in einer Schreibwerkstatt bzw hier im Forum sprachlich weiterzuentwickeln und trotz Kürzungen die Ausdruckskraft zu erhöhen …

Und jetzt zum absolut Positiven:
An der Rechtschreibung/Interpunktion ist erfreulicherweise (fast) nichts auszusetzen!

 Wink


_________________
Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
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Sue Rovia
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Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag21.03.2015 11:35

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Willkommen erstmal! Schön einen Fantasyschreiber mehr im Einstand zu haben.

Kurz gesagt: Ich finde deinen Auszug ausgesprochen gut.
Dass dir Anfänge nicht liegen, glaube ich sofort, schließlich sind sie immens herausfordernd. Wenn der Anfang schlecht ist, kann der Rest noch so gut sein, aber er wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gelesen...

Ich mache jetzt eine eher ausführliche Textkritik. Du kennst dein Werk, und weißt folglich auch, welche meiner Anmerkungen du tatsächlich brauchen kannst. Den Rest darfst du getrost vergessen...

Zitat:
Die Sonne war gerade im Begriff, unterzugehen, als Gareth Shargoths Hain erreichte. Eigentlich hatte er geplant, ein Zimmer in einer Herberge in der zwölf Meilen entfernten Stadt Ashkerey zu mieten, doch eine Brücke über die Fale war eingestürzt gewesen, was ihn zu einem längeren Umweg gezwungen hatte.


Aus meiner Sicht ein runder Einstieg. Der Absatz hat eine gesunde Länge und gibt mir wichtige Informationen (Wer, wo, wann, warum) Gleichzeitig bin ich bereits im zweiten Satz in der Gedankenwelt der Hauptperson.
Kleines Manko: Die meisten Fantasybücher haben gerade am Anfang, dass Problem mit vielen Namen, die der Leser nicht kennen kann. Bei dir kommen jetzt in den ersten zwei Sätzen vier Namen. Mich stört es nicht weiter, weil du dafür im Rest des Textes gesund sparst, aber prinzipiell ist das eher aus- als einladend.

Zitat:
Shargoths Hain war nicht groß genug, um eine eigene Herberge zu besitzen, doch wenn die Götter gnädig waren, würde ihm vielleicht einer der Bewohner ein Bett für die Nacht oder einen Platz im Stall überlassen.

Das Dorf bestand aus etwa zwanzig großteils einstöckigen Häusern und war von Feldern und Weiden umgeben, auf denen er Kühe und Schafe sah. Die aus gestampfter Erde bestehenden Straßen waren bereits leer, doch aus einigen Fenstern drang Kerzenschein.

Er überlegte einen Moment lang, und dann näherte er sich einem der beiden zweistöckigen Häuser im Zentrum des Dorfes. Er klopfte einmal, und als niemand antwortete, noch ein zweites und ein drittes Mal. Endlich hörte er Schritte. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau mittleren Alters mit lockigem dunklen Haar und schiefen Zähnen starrte ihn misstrauisch an.

„Was wollt Ihr?“ fuhr sie ihn an.

Gareth war sich nur allzu bewusst, wie er aussah. Er war lange unterwegs gewesen. Sein Bart und sein Haar mussten dringend geschnitten werden, und seine Kleidung war staubig. Da er daran momentan nichts ändern konnte, war er umso mehr um Höflichkeit bemüht.

„Habt Ihr einen Schlafplatz für einen müden Wanderer, gute Frau?“ wollte er wissen. „Ich will Euch auch dafür entschädigen.“

Man hätte meinen können, er hätte die Frau aufs Übelste beleidigt und im gleichen Atemzug die dunkle Mutter angerufen, so sehr verdunkelte sich ihr Blick, als sie ihm zuhörte. „Wir wollen Euresgleichen nicht in unserem Dorf“, ließ sie ihn wissen. „Schert Euch schleunigst von hier fort.“

„Ich schwöre Euch, ich bin ein ehrbarer Mann“, entgegnete Gareth. „Ich war jahrelang als Soldat in den östlichen Provinzen stationiert und habe unsere Heimat im Namen Königin Adalias gegen die Tiermenschen verteidigt. Wenn Ihr mir nicht glaubt, kann ich Euch gerne meine Entlassungspapiere zeigen.“


Jetzt weiß ich erstens einiges über die Welt in der ich mich befinde, und zweitens einiges über dich als Schreiber(in).
Zu Erstens: Es gibt Götter, eine dunkle Mutter, keine Elekrizität, Tiermenschen, ein gewisses Maß an Bürokratie, und ein Land, welches in Provinzen eingeteilt ist, Außengrenzen hat, folglich auch Nachbarländer und manchmal Krieg mit diesen Nachbarländern. Das klingt vielversprechend!

Zu Zweitens: Ich habe den Eindruck, dass du gern erzählst und detailliert beschreibst. Das kann mitunter zum Problem werden. Ich würde mir die Szene nochmal durchlesen und mir überlegen, welche Details wichtig sind für die Geschichte, welche Wichtig wären um ein emotionales Stimmungsbild zu schaffen und welche nur da stehen, weil du willst dass der Leser genau dasselbe Bild im Kopf hat wie du. Letztere kannst du getrost weglassen. Man neigt sonst langfristig dazu, die Fantasie des Lesers zu vergewaltigen, bzw. zu töten.
Nehmen wir zum Beispiel die Frau. Ich als Leser weiß in dem Augenblick in dem sie in der Tür steht, dass sie schiefe Zähne hat. Aber woher weiß Gareth das?
Hat sie den Mund etwa offen? Wenn ja warum? Ist sie erschrocken? Sie wirkt nicht so als hätte sie irgendeinen Besuch erwartet. Warum sollte dann der Anblick eines fremden Wanderers sie erschrecken?
Oder hat sie hervorstehende Zähne und schließt die Lippen deshalb oft nicht über den Zähnen, vielleicht auch unbewusst?
Das müsste ich mich nicht fragen, wenn ich von ihren Zähnen nicht wüsste.
Muss ich wissen, was für Zähne und Haare und welches Alter sie hat? Eigentlich nur wenn sie an einer anderen Stelle der Geschichte nochmal eine Rolle spielt (und sei es nur gedanklich) Das kann ich als Leser natürlich nicht beurteilen.

Zum Dialog. Du legst großen Wert darauf, wie etwas gesagt wird. Generell werden (gerade längere) Dialoge spannender, wenn man den Begleitsatz manchmal weglässt. Du kannst dafür einfach einen Aussagesatz anfügen, wenn es wichtig ist.
Z.B.: "Wir wollen Euresgleichen nicht im Dorf" Sie klang abweisend. "..."

Zitat:
Die Frau trat einen Schritt zurück. Gareth glaubte schon, sie würde ihn hineinbitten, doch sie schlug ihm nur die Tür vor der Nase zu. Er seufzte auf und klopfte an die Tür des nächsten Hauses. Wieder wurde er abgewiesen. Bei einem kleinen Haus am Rande des Dorfes unternahm er einen letzten Versuch.

Eine junge Frau mit rotem Haar und Sommersprossen, kaum mehr als ein Kind, machte ihm auf. Als er sein Anliegen vorbrachte und sich erklärte, sah sie sich in alle Richtungen um, als ob sie überprüfen wollte, ob sie beobachtet wurden, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.

„Mein Vater ist auf Reisen und er hat mir Anweisung gegeben, während seiner Abwesenheit niemanden ins Haus zu lassen. Ich will jemanden, der für das Vaterland gekämpft hat, jedoch nicht einfach ziehen lassen. Ein Stück die Straße hinunter steht unser alter Schuppen. Er ist nicht sehr gemütlich, doch wenigstens werdet Ihr ein Dach über dem Kopf haben.“

Sie hob den Kopf gen dem rapide dunkler werdenden Himmel. „Es könnte heute Nacht regnen.“

Gareth nickte und langte in die Tasche an seinem Gürtel, um ein paar Münzen herauszuholen, doch die junge Frau schüttelte vehement den Kopf. „Ich verlange doch für eine Nacht im Schuppen kein Geld!“ wehrte sie ab, und ihre Wangen röteten sich ein wenig.

Gareth drückte ihr die Münzen trotzdem in die Hand. „Bei zwei anderen Häusern wurde ich abgewiesen. Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich bei Dunkelheit und Regen weiterziehen müssen.“


Mal eine inhaltliche Überlegung meinerseits.
Das Land in dem Gareth sich befindet, muss sehr sehr, also extrem sicher sein. Er ist Soldat, also darauf Geschult, Gefahren nicht zu unterschätzen. Und dann nach nur zwei Versuchen, den letzten Versuch am Dorfrand zu wagen, so etwas macht man nur im modernen Europa oder wenn man ein bisschen lebensmüde ist. Unter normalen (außereuropäischen) Umständen würde jeder halbwegs Vernünftige an jeder Tür des Dorfes sein Glück versuchen, bevor er in Erwägung zieht frei draußen zu schlafen, auch und gerade als Bewaffneter. Ganz besonders wenn man die Gegend nicht kennt.

Zitat:
Wieder sah sie sich um, bevor sie das Geld schnell einsteckte. „Ihr müsst das Dorf bei Sonnenaufgang verlassen haben“, informierte es sie ihn. „Es ist besser, wenn sie Euch nicht mehr sehen, wenn sie zu den Feldern gehen.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie hinzufügte: „In Shargoths Hain ist es für Fremde gefährlich. Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Landstreicher hier durch und suchte wohl heimlich Zuflucht in einem Stall. Am nächsten Morgen war er tot.“


Zitat:
Auf einer kleinen Lichtung stand ein uralter, knorriger Baum, dessen Zweige vollkommen kahl waren. Inmitten seiner mächtigen Wurzeln befand sich eine Art Höhle, vor der allerlei Tand und halb niedergebrannte Kerzen waren. In der Höhle selbst sah er ein Bündel liegen. Als er näher kam, erkannte er, dass es ein Säugling war, höchstens ein paar Tage alt. Ihm lief es eiskalt über den Rücken. Das Kind war offensichtlich ausgesetzt worden und hatte wohl schon mindestens ein paar Stunden bei Kälte und Regen hier gelegen.


Ist das wirklich eine Art Höhle? Für mich klingt es nach etwas kleinerem, eine Nische oder etwas ähnlichem. Ich würde da ggf nochmal nachlesen, ob es ein passenderes Synonym gibt.

Zitat:
Er kniete sich hin, nahm es hoch und barg es an seiner Brust, um ihm wenigstens etwas Wärme zukommen zu lassen. Seine Wangen waren gerötet, als ob es Fieber hatte. Gareth hatte selbst nie Kinder gehabt, doch er war sich zumindest darüber im Klaren, dass das Kleine, wenn es wirklich die Nacht im Wald verbracht haben sollte, dringend Hilfe brauchte.

Als ob es spürte, dass sein Schicksal soeben dabei war, sich zu wenden, schlug es die Augen auf. Gareth sah mit Erstaunen, dass sie rot wie Blut waren.


Das Ende gefällt mir sprachlich weniger als der Rest. Die roten Augen des Babys sind doch irgendwie der Clou der Geschichte  (abhängig davon wie es weitergeht)
Und dann erzählst du das fast nebenher, als hätte es eine ähnliche Gewichtung wie die schiefen Zähne der unfreundlichen Frau, und die Sommersprossen des freundlichen Mädchens. Du kannst, wenn du möchtest sehr einfach die Spannung anheben.

Mein Vorschlag:
Als ob es spürte, dass sein Schicksal soeben dabei war sich zu wenden, schlug es die Augen auf. Gareth zuckte zusammen.
Sie waren rot, rot wie Blut.

Natürlich gibt es auch andere und gute Formulierungen.


Ich habe schon eine Textkritik geschrieben (die leider mein unfreundiches Computersystem aufgrund Kommunikationsschwierigkeiten mit mir leider gelöscht hat). Da hatte ich ziemlich häufig "war/waren" als Wortwiederholung markiert. Ich würde den Text dahingehend nochmal lesen und korrigieren. Also Beschreibungen in Handlungen verpacken, Sätze umformulieren, den Ausdruck ändern und so weiter. Spar dir das "war" für die Augenblicke, wo es sich schwer ersetzen lässt (beim Plusquamperfect" zum Beispiel)

Mir gefällt deine Geschichte insgesamt sehr gut, lass dich von den vielen Peanuts die ich herauspicke nicht täuschen. Ich müsste nicht so gründlich suchen, wenn es gröbere Schnitzer zu korrigieren gäbe.
Klar hat jeder seinen eigenen Stil. Ich mag deinen.

In Hoffnung auf eine Fortsetzung und mit besten Grüßen Pfiffig Blinzeln

Suse
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Fiabeth
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Beitrag21.03.2015 14:22

von Fiabeth
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Alpen-Yeti,

Danke für deine sehr ausführliche Kritik! Ich habe gedacht, ich lege eine falsche Fährte. Wenn die Dorfbewohner Gareth gleich in der ersten Nacht ausrauben, wäre es zu vorhersehbar. Sie werden aber im späteren Verlauf des Kapitels noch ihren großen Auftritt haben.

Du hast Recht, die Tiere stecke ich besser in den Stall! Auch mit anderen Kritikpunkten hast du sehr Recht!

Ich habe bemerkt, dass du jedes Mal „war“ und „waren“ angestrichen hast. Einige dieser Wörter werde ich auf jeden Fall ersetzen.

Harald,

Mir ist leider auch aufgefallen, dass der Text hier im Forum zerstückelt wirkt. In Word hat es anders ausgesehen. Da waren es relativ schöne, gleichmäßige Absätze.

Ich weiß, dass ich zu ausschweifenden Sätzen neige und manchmal eine sehr blumige Ausdrucksweise habe.

Ich habe versucht, dies etwas zu reduzieren und habe zum Beispiel auch schon einige Nebensätze gestrichen, aber anscheinend ist noch mehr von Nöten!

Ich werde das Kapitel  auf jeden Fall noch dahingehend überarbeiten.

Danke für deine Anmerkungen!

Sue,

Wegen der Namen: Wenn der Roman fertig ist, wird es auch eine Karte dazu geben, damit der Leser sich orientieren kann. Könnte das helfen? Oder sollte ich zum Beispiel eher den Namen des Flusses weglassen und nur schreiben, dass die Brücke eingestürzt war?

Wegen der schiefen Zähne der ersten Frau: Sie hat hervorstehende Zähne! Das ist das Wort, das eigentlich dort stehen sollte! Und wahrscheinlich wäre es besser, die Zähne, wenn überhaupt, erst zu erwähnen, nachdem sie gesprochen hat!

Die Dorfbewohner werden noch einmal auftreten, wie ich oben bereits geschrieben habe, daher schien es mir durchaus relevant, ihr Äußeres zumindest ein wenig zu beschrieben.

Wegen Gareths Versuchen, eine Unterkunft zu finden: In der ersten Version des Kapitels war es tatsächlich so, dass er überall anklopfte, aber dann schien es mir etwas übetrieben, dass er an zwanzig Türen anklopft und neunzehn misstrauischen Dorfbewohnern begegnet. Aber du hast natürlich Recht: Er sollte doch an einige Türen mehr klopfen, bevor er sich vielleicht unter einen Baum legt, zumal er ja nicht weiß, dass etwas am Dorf merkwürdig ist!

Das Ende gefällt mir auch noch immer nicht richtig! Daher danke ich dir für den Verbesserungsvorschlag! Diese so essentielle Szene werde ich auf jeden Fall noch gründlich überarbeiten!

Ich finde es auch schön, dass du meinen Stil magst!

Im Allgemeinen ist es derzeit so, dass ich mir um den Inhalt mehr Gedanken mache als um Grammatik und Stil. Trotzdem – oder gerade deswegen – helfen mir eure Anmerkungen dazu, weil ihr mir aufzeigt, was in dieser Hinsicht geändert werden sollte oder könnte und worauf ich auch im weiteren Verlauf des Romanes achtgeben sollte.

Am Ende soll da ja nicht einfach ein unlogisches, stilistisch fragwürdiges Machwerk stehen, sondern eine Geschichte, die tatsächlich lesbar ist.
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Alpen-Yeti
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Beiträge: 131



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Beitrag21.03.2015 15:03

von Alpen-Yeti
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Hallo Fiabeth,

Du schreibst:
Zitat:
Ich habe gedacht, ich lege eine falsche Fährte. Wenn die Dorfbewohner Gareth gleich in der ersten Nacht ausrauben, wäre es zu vorhersehbar. Sie werden aber im späteren Verlauf des Kapitels noch ihren großen Auftritt haben.


Finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Aber mMn würde es durchaus reichen, wenn Du die Dorfbewohner als abweisend bzw. feindselig beschreibst (so wie Du es ja auch machst). Wenn dann das Mädchen ihn nur andeutungsweise warnt (ohne den getöteten Landstreicher zu erwähnen) und seine Übernachtungsszene ein kleines bisschen gruseliger wäre, könnte ich mir das gut vorstellen.
Ich hoffe, Du weißt was ich meine: die Bedrohung tröpfchenweise servieren.

Wenn Du Deine Dörfer aus dem Mittelalter (Mitteleuropa) ausgeliehen haben solltest, könnte Dich vielleicht dieser Link hier interessieren: http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_VI1.html
Liebe Grüße
Bianca
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Fiabeth
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Beiträge: 11
Wohnort: Wien


F
Beitrag21.03.2015 15:16

von Fiabeth
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Die Übernachtung im Schuppen noch etwas gruseliger zu gestalten, ist eine sehr gute Idee!

Danke auch für den Link. Den speichere ich mir gleich!
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag21.03.2015 16:45
Re: Göttertod (Auszug)
von Stefanie
Antworten mit Zitat

Hallo Fiabeth,
ich funde, das ist ein sehr vielversprechender Anfang für deine Geschichte. Ich habe es gerne gelesen und bin neugierig, wie es weitergeht.
Einige Kritikpunkte wurden schon genannt, an denen du feilen solltest.
Ich werde noch einige Anmerkungen dranschreiben, die mir aufgefallen sind. Die Absätze fand ich übrigens zum lesen am Bildschirm ganz angenehm, im Manuskript müssen sie natürlich weg.
Vor allem würde ich, um mehr Schwung in den Anfang zu bringen, umständliche Formulierungen kürzen oder weglassen.

Fiabeth hat Folgendes geschrieben:
Die Sonne war gerade im Begriff, unterzugehenging schon unter, als Gareth Shargoths Hain erreichte. Eigentlich hatte er geplant, ein Zimmer in einer Herberge in der zwölf Meilen entfernten Stadt Ashkerey zu mieten, doch eine Brücke über die Fale war eingestürzt gewesen, was ihn zu einem längeren Umweg gezwungen hatte.

Shargoths Hain war nicht groß genug, um eine eigene Herberge zu besitzen, doch wenn die Götter gnädig waren, würde ihm vielleicht einer der Bewohner ein Bett für die Nacht oder einen Platz im Stall überlassen.

Das Dorf bestand aus etwa zwanzig großteils einstöckigen Häusern und war von Feldern und Weiden umgeben, auf denen er Kühe und Schafe sah. Die aus gestampfter Erde bestehenden Straßen waren bereits leer, doch aus in einigen Fenstern drang sah er Kerzenschein.

Er überlegte einen Moment lang, und dann näherte er sich einem der beiden zweistöckigen Häuser im Zentrum des Dorfes. Er klopfte einmal, und als niemand antwortete, noch ein zweites und ein drittes Mal. Endlich hörte er Schritte. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau mittleren Alters  mit lockigem dunklen Haar dunklen Locken und schiefen Zähnen starrte ihn misstrauisch an.

„Was wollt Ihr?“ fuhr sie ihn an.

Gareth war sich nur allzu bewusst, wie er aussah. Er war lange unterwegs gewesen. Sein Bart und sein Haar mussten dringend geschnitten werden, und seine Kleidung war staubig. Da er daran momentan nichts ändern konnte, war er umso mehr um Höflichkeit bemüht.

„Habt Ihr einen Schlafplatz für einen müden Wanderer, gute Frau?“ wollte er wissen.fragte er. „Ich will Euch auch dafür entschädigen.“

Man hätte meinen können, er hätte die Frau aufs Übelste beleidigt und im gleichen Atemzug die dunkle Mutter angerufen, so sehr verdunkelte sich ihr Blick, als sie ihm zuhörte. „Wir wollen Euresgleichen nicht in unserem Dorf“, ließ sie ihn wissen. „Schert Euch schleunigst von hier fort.“

„Ich schwöre Euch, ich bin ein ehrbarer Mann“, entgegnete Gareth. „Ich war jahrelang als Soldat in den östlichen Provinzen stationiert und habe unsere Heimat im Namen Königin Adalias gegen die Tiermenschen verteidigt. Wenn Ihr mir nicht glaubt, kann ich Euch gerne meine Entlassungspapiere zeigen.“

Die Frau trat einen Schritt zurück. Gareth glaubte schon, sie würde ihn hineinbitten, doch sie schlug ihm nur die Tür vor der Nase zu. Er seufzte auf und klopfte an die Tür des nächsten Hauses. Wieder wurde er abgewiesen. Bei einem kleinen Haus am Rande des Dorfes unternahm er einen letzten Versuch.
Ich finde es verständlich, dass er entmutigt ist und nicht alle Häuser durchprobiert. Würde die Szene auch in die Länge ziehen, wenn er an zwanzig Türen klopft. Vielleicht kann man die Ablehnung der Dorfbewohner zeigen, indem Gesichter am Fenster sind und schnell die Vörhänge zugezogen werden, wenn er hinschaut oder so.

Eine junge Frau mit rotem Haar und Sommersprossen, kaum mehr als ein Kind, machte ihm auf. Als er sein Anliegen vorbrachte und sich erklärte, sah sie sich in alle Richtungen um, als ob sie überprüfen wollte, ob sie beobachtet wurden, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.

„Mein Vater ist auf Reisen und er hat mir Anweisung gegeben, während seiner Abwesenheit niemanden ins Haus zu lassen. Ich will jemanden, der für das Vaterland gekämpft hat, jedoch nicht einfach ziehen lassen. Ein Stück die Straße hinunter steht unser alter Schuppen. Er ist nicht sehr gemütlich, doch wenigstens werdet Ihr ein Dach über dem Kopf haben.“

Sie hob den Kopf gen dem (zu gestelzt) Sie sah zum rapide dunkler werdenden Himmel. „Es könnte heute Nacht regnen.“

Gareth nickte und langte in die Tasche an seinem Gürtel, um ein paar Münzen herauszuholen, doch die junge Frau schüttelte vehement den Kopf. „Ich verlange doch für eine Nacht im Schuppen kein Geld!“ wehrte sie ab, und ihre Wangen röteten sich ein wenig.

Gareth drückte ihr die Münzen trotzdem in die Hand. „Bei zwei anderen Häusern wurde ich abgewiesen. Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich bei Dunkelheit und Regen weiterziehen müssen.“

Wieder sah sie sich um, bevor sie das Geld schnell einsteckte. „Ihr müsst das Dorf bei Sonnenaufgang verlassen haben“, informierte es ihn. „Es ist besser, wenn sie Euch nicht mehr sehen, wenn sie zu den Feldern gehen.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie hinzufügte: „In Shargoths Hain ist es für Fremde gefährlich. Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Landstreicher hier durch und suchte wohl heimlich Zuflucht in einem Stall. Am nächsten Morgen war er tot.“

„Habt Dank für die Warnung“, sprach Gareth, nickte ihr zum Abschied zu und verließ das Dorf. Einen Moment lang überlegte er, ob er sich nicht doch noch auf den Weg nach Ashkerey machen oder wenigstens im Wald lagern sollte, doch dann lachte er über seine eigenen Bedenken.

Menschen wie jene in Shargoths Hain waren abergläubisch und fremdenfeindlich, doch im seltensten Fall wirklich gefährlich. Wer wusste schon, was mit dem Landstreicher wirklich geschehen war und was er getan hatte.

Wie die junge Frau gesagt hatte, fand er den Schuppen außerhalb des Dorfes, ein paar Meter von der Straße entfernt. Mittlerweile war es fast vollkommen dunkel. Die hölzernen Wände waren etwas schief und bereits von grauer Farbe, wie kann er die Farbe und alles andere sehen? Wenn es draußen schon fast dunkel ist, dürfte man im Schuppen kaum die Hand vor Augen sehen. doch das Dach war noch heil, und das einzige Fenster hatte Fensterläden, sodass weder Wind noch Regen in das Innere dringen konnten. An der Tür befanden sich weder Klinke noch Schloss, sondern nur ein Balken, der sich sowohl von innen als auch von außen betätigen ließ.

Das gefiel ihm weniger, doch so unhöflich die Dorfbewohner auch gewesen waren, sie würden sich wohl kaum in der Nacht einschleichen und ihn mit Mistgabeln und sonstigen bäuerlichen Gerätschaften quälen. Er trat also ein, kniff die Augen zusammen und sah sich um. Ein paar Kisten voll Gerümpel standen da und ein rostiger Pflug. In einer Ecke entdeckte er einen Haufen altes Stroh. Das würde sein Lager für die Nacht werden. Er breitete seinen Umhang auf dem Stroh aus, damit ihn die Halme nicht so stachen, zog seine Stiefel aus und legte sein Schwert direkt neben sich.

Kurze Zeit später war er bereits eingeschlafen. Einmal wachte er mitten in der Nacht auf, als der Regen heftig gegen das Dach trommelte und der Wind gegen die Wände peitschte, doch dann übermannte ihn wieder die Müdigkeit. Könnte er da nicht schon verdächtige Geräusche hören oder ein Licht sehen, damit ein Bogen zu den nächsten Ereignissen entsteht? Als er das nächste Mal aufwachte, hörte er draußen schon die Vögel zwitschern. Er packte schnell seine Sachen zusammen und nahm einen Schluck aus der Feldflasche, die er bei sich trug. Da es schon spät war, würde er unterwegs eine Mahlzeit einnehmen, um den Dorfbewohnern nicht in die Quere zu kommen.

Er öffnete die Tür und sah sich um. Noch regte sich nichts in Shargoths Hain. Zügigen Schrittes ging er die Straße hinunter, bis das Dorf außer Sichtweite war. Überall auf der Straße und auf den Wiesen waren jetzt Pfützen zu sehen, sodass er sich entschloss, nicht direkt am Straßenrand Rast zu machen, sondern sich einen Baum zu suchen, unter dem es etwas trockener sein würde.

Er fand ein paar Meter abseits der Straße eine alte Eiche, unter deren Blätterdach er sein Bündel niederlegte. In der letzten größeren Siedlung hatte er eine trockene Wurst, etwas Käse und einen Laib Brot gekauft, von denen er jetzt aß. Seine Feldflasche war mittlerweile halb leer, doch er würde sie vorerst nicht auffüllen. Nach dem Regen der Nacht würde das Wasser in den Bächen und Flüssen schlammig und voller Blätter und Zweige sein.Aus der Überlegung würde ich eine Handlung machen. .. am nächsten Bach wollte er seine Feldflasche auffüllen, aber er sah, dass das Wasser ..

Als er so dasaß, vermeinte er mit einem Mal, ein seltsames Geräusch zu hören. Es klang fast, als ob jemand leise weinte, ein kleines Tier, ein Kätzchen vielleicht. Stirnrunzelnd sah er sich um. Das Geräusch Wimmern schien aus östlicher Richtung zu kommen. Vorsichtig näherte er sich ihm – und erstarrte.
Ein leises Weinen hört man nicht weit. Um auf einen Lichtung zu kommen, muss er erst durch einen Wald. Kann die Kuhle mit dem Kind nicht auf der Rückseite der alten Eiche sein?
Auf einer kleinen Lichtung stand ein uralter, knorriger Baum, dessen Zweige vollkommen kahl waren. Inmitten seiner mächtigen Wurzeln befand sich eine Art Höhle, vor der allerlei Tand und halb niedergebrannte Kerzen waren. In der Höhle selbst sah er ein Bündel liegen. Als er näher kam, erkannte er, dass es ein Säugling war, höchstens ein paar Tage alt. Ihm lief es eiskalt über den Rücken. Das Kind war offensichtlich ausgesetzt worden und hatte wohl schon mindestens ein paar Stunden bei Kälte und Regen hier gelegen. Woher will er wissen, wie lange es schon da liegt? Wenn das Kind sich beim hochheben kühl anfühlte, könnte er das erschließen.
Er kniete sich hin, nahm es hoch und barg es an seiner Brust, um ihm wenigstens etwas Wärme zukommen zu lassen. Seine Wangen waren gerötet, als ob es Fieber hatte. Gareth hatte selbst nie Kinder gehabt, doch er war sich zumindest darüber im Klaren, dass das Kleine, wenn es wirklich die Nacht im Wald verbracht haben sollte, dringend Hilfe brauchte.

Als ob es spürte, dass sein Schicksal soeben dabei war, sich zu wenden, schlug es die Augen auf. Gareth sah mit Erstaunen, dass sie rot wie Blut waren. Als das Kind die Umarmung spürte, verstummte es und schlug die Augen auf. Gareth erschrak. Die Augen waren rot wie Blut.  


Soweit mein erster Eindruck. Ich hoffe, wir bekommen auch den nächsten Teil zu lesen.
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Papa Schlumpf
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Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag21.03.2015 21:00

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Fiabeth, herzliches Willkommen auch!
Dein Text liest sich recht leicht, also kannst Du so viel nicht falsch gemacht haben. Anfänge haben es in sich, ich persönlich mag nicht einfach so in die Geschichte geschmissen werden, aber so eine langsame Vorstellung des Ambiente brachte mir schon mal heftige Kritik ein. Da ist Deine unaufgeregte Art wohl ein guter Kompromiss. Und doch stolperte ich schon in der ersten Zeile. Zwei Kunstwörter am Stück - was gehört zu wem? Heißt der Wanderer Gareth Shargoth? Der Satz gewänne, trennte man die Namen. Was die (jetzt kommt mein Hobby) Hilfsverben betrifft gehst Du mit dem Füllhorn ran, und das muss nicht sein. "Die Sonne(, gerade im Begriff, unterzugehen, )begleitete Gareth mit ihren letzten Strahlen nach Shargoths Hain.  Eigentlich hatte er geplant, ein Zimmer in einer Herberge in der zwölf Meilen entfernten Stadt Ashkerey zu mieten, doch eine Brücke über die Fale war eingestürzt , was ihn zu einem längeren Umweg zwang." Das eine "hatte" ließe sich gewiss auch noch eliminieren, klingt dann aber nicht mehr. und der eingeklammerte Halbsatz in meiner Version ist eine Redundanz, also raus.
Falls der Name des Dorfes eher englische Wurzeln besitzt (die vielen "th" legen das nahe) wäre auch Shargoths grove eine Option.
Noch etwas, neben den vielen Hilfsverben, die Deinen Text, na ja, ich will nicht sagen, "exzessiv", aber doch zumindest omnipräsent durchziehen, die Anrede der barschen Bauersfrau ist mir zu höflich. Den verdreckten Streuner Duzt sie doch, ohne zu fragen. Das unterstriche auch die Ablehnung.
"öffnete ihm" finde ich eleganter als "machte ihm auf". machen gehört leider auch zu den Hilfsverben.
Zitat:
Als er sein Anliegen vorbrachte und sich erklärte,
ist redundant, oder? Auch sonst: schau auf die Füllwörter und -wendungen, da lässt sich meist Verzicht üben.
Bei "gen ... Himmel" bin ich nicht sicher, aber ich glaube, da gehört der Akkusativ hin.
Wie einer meiner Vorposter glaube ich nicht, dass der müde Wanderer nur an drei Häusern klopfte. Ich las das oben auch anders, wohl kein definitiver Verweis, aber keines Falls ein Ausschluss. Deshalb verzichtete ich an der dritten Tür auf den deutlichen Hinweis (z. B. Ich habe an vielen Türen geklopft ...)
 
Zitat:
als der Regen heftig gegen das Dach trommelte und der Wind gegen die Wände peitschte,

Hier stolperte ich. Dächer sind meist oben, das doppelte "gegen" ist unnötig, wenn man "auf das Dach" schreibt. Und der Wind bedient sich eigentlich irgend welcher fester oder flüssiger Dinge zum Peitschen.
 
Zitat:
Das Geräusch schien aus östlicher Richtung zu kommen.

Fand ich nicht so gelungen, weil diese Richtungsangabe für den Leser beliebig ist. Keiner weiß, wo hier welche Himmelsrichtung liegt. Es bekäme eine Funktion, wenn die aufgehende Sonne den Protagonisten blendet. Aber auch dann ist ein Verweis auf die Sonne sinnvoller als auf die Himmelsrichtung.
 
Zitat:
hatte wohl schon mindestens ein paar Stunden bei Kälte und Regen hier gelegen.

Das mit dem "mindestens" überlegte ich mir noch einmal. Und bei den folgenden drei Sätzen beschlich mich das Gefühl, Dir sei die Lust verloren gegangen. "zukommen zu lassen" ist nicht Dein Stil, kannst Du besser; als ob (bedingt Konjunktiv!) es Fieber hatte (kein Konjunktiv? hätte) besser: "als ob es fieberte". Den Schachtelsatz hat glaube ich schon jemand auseinander genommen, er klingt einfach nicht schön.
So, eigentlich wollte  ich nur ein paar anerkennende  Worte da lassen, weil sich das Ganze einfach gut anlässt, statt dessen ein Haufen Senf und keine Würstchen. Nimm Dir, was Dir hilft. Und mach weiter, ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Viele Grüße
P. S.


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Fiabeth
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Beitrag21.03.2015 21:55

von Fiabeth
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Toll! So viel Kritik in so kurzer Zeit!

Stefanie, danke auch dir, dass  du so viele Anmerkungen gemacht hast! Es wird bestimmt mehr zu lesen geben, aber zuvor möchte ich hier und auch im Rest des Romanes die Dinge ausmerzen, die ihr alle kritisiert habt (Hilfsverben, zeitweilige Schachtelsätze etc.) und ihn darauf überprüfen, ob alles Sinn macht.

Jetzt weiß ich besser, wo meine Schwachstellen! Ich habe bisher für mich selbst und ein paar Freunde geschrieben und ohne ordentliches Feedback etwas Schwierigkeiten gehabt, diese zu erkennen.

Lieber Papa Schlumpf (als Kind habe ich die Schlümpfe geliebt)!

Danke auch dir!

Der Wanderer heißt einfach nur „Gareth“, und das Dorf ist „Shargoths Hain“. Ich hätte gedacht, das ginge aus dem Text deutlich hervor.

Die Geschichte und die darin vorkommenden Namen haben tatsächlich englische Wurzeln, da ich anfangs auf Englisch geschrieben habe. Ich habe mich dann aber doch für Deutsch entschieden.

Einige Namen sind geblieben. Die Stadt hieß damals „Shargoth’s Grove“, aber da ich jetzt auf Deutsch schreibe, scheint mir der „Hain“ angemessener.

Die Dorfbewohner könnte ich tatsächlich noch etwas unhöflicher werden lassen!

Im letzten Teil dieses Ausschnitts hat mich nicht so sehr die Lust verlassen, sondern ich war mir nicht sicher, wie ich die Szene gut beschreiben könnte. Mittlerweile habe ich aber einige Ideen.
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