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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2015
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag08.03.2015 20:00
Angehalten
von adelbo
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Altstadtpflaster glänzt in der Sonne. Aleen drosselt die Geschwindigkeit, bewundert im Vorbeifahren die aufwendigen Fassaden, mit ihren Erkern und Türmchen. Leute strömen in Straßencafés, andere flanieren entspannt über Plätze, durch urige Gassen. Sie genießt den Geruch von verdampfenden Regentropfen auf aufgeheizten Steinen, den Sound ihres silberfarbenen Motorrades und reckt sich der Sonne entgegen.
Im gleichen Moment beginnt die Maschine zu schlingern, lässt sich nicht halten und kippt zur Seite. Mit dem Motorrad rutscht Aleen über das Pflaster, aus der Fahrbahn, prallt knirschend, krachend gegen ein geparktes Auto. Wellen dumpfer Schmerzen überrollen sie. Kraftlos versucht sie das Motorrad von sich wegzudrücken, sich darunter hervor zu winden. Ein Dolch bohrt sich in ihren Rücken, nimmt ihr den Atem. Stille, Dunkelheit umfängt sie.

Vorsichtig öffnet sie die Augen, schiebt erleichtert ein Kissen unter ihren Kopf, mit den roten, zerzausten Haaren. Von der Hüfte ab bewegungsunfähig, liegt sie seit mehreren Wochen auf diesem Bett. Wie so oft in dieser Zeit, empfindet sie den großzügigen Wohnraum wie erstarrt, leblos, die Bilder fahl, die Teppiche stumpf. Die Spirale, der aus hellem Naturholz gefertigten Treppe, schwingt nicht, sie windet sich quälend Stufe für Stufe empor. Aleen will nach oben. Sie vermisst den Blick auf den See, vermisst den Himmel, sehnt sich nach ihrem Leben.
Ob sie hoffen darf, vermag ihr kein Arzt zu sagen. An guten Tagen glaubt Aleen.

Sie möchte reden, greift mit vorgebeugtem Oberkörper nach dem Smartphone auf dem eckigen Tisch, hält abrupt inne. Wärme durchströmt ihren Körper, die Beine kribbeln, beginnen zu zucken. Ihr Herzschlag beschleunigt sich und das Blut steigt ihr in den Kopf. Mit zittrigen Händen zieht sie die Decke weg, bewegt das linke Bein, bewegt das rechte Bein. Aus dem gegenüberliegenden Fenster trifft sie ein Sonnenstrahl im Gesicht. Alles um sie herum scheint lebendig und in Farbe getaucht.
Sie stellt die Füße auf die Erde, hält sich an Tisch und Stühlen fest, während sie zielstrebig auf die Treppe zu geht. Atemlos verharrt sie vor der untersten Stufe. Tränen strömen aus ihren Augen. Aleen wischt sie weg. Sie ist nicht traurig. Sorgsam steigt sie nach oben.

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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag08.03.2015 22:52

von Lapidar
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Gut, die Story muss kurz sein und der Gedanken dahinter ist schon klar. Aber der innere Bebbelesscheißer in mir findet es a) komisch dass die Querschnittsgelähmte schon nach wenigen Wochen zuHause bei sich liegt und b) dann plötzlich laufen kann, weil ich denke, dass die Muskeln bis dahin abgebaut wären.
Aber wenn ich mich auf den Krakeleer draufsetzte und die Logik außen vor lasse, gefällt mir das Bild das gezeichnet wird.
Was mir allerdings nicht gefällt ist: "der Sound des Motorrads" Ich finde Geräusch täte es durchaus auch. Mir passieren Anglizismen auch recht häufig, aber sie sind doch denke ich, meist vermeidbar.


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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag09.03.2015 05:36

von gold
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Hallo Inko,

auch hier gefällt mir der Schluss nicht. Habe den Eindruck, er steht da, weil du ein Ende finden musstest. Ich denke, es ist schwierig bei der vorgegebenen Kürze einen Wendepunkt so einzubauen, dass man sich als Leser nicht abrupt umorientieren muss. Der übrige Text gefällt mir. Bis auf den Ausdruck urige Gassen, die hättest du M. E, etwas beschreiben können. Hatte mich gefragt, ob du dies deswegen so ausgedrückt hast, damit der Fantasie des Lesers Raum gegeben ist. Der Titel ist gut gewählt: Der  körperliche Verfall wurde angehalten.

LG gold


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es sind die Krähen
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Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag09.03.2015 17:41

von Kateli
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Schöner Text.
Ein Motorradunfall, eine Querschnittslähmung, Hoffnung, Heilung.
Die Spirale hier als Hoffnungs-/Motivationsanker, bzw. in Form der Treppe nach oben als Ziel.
Genügt das für die Themenvorgabe? Ich weiß nicht. Es ist hier nicht tragend, ob die Treppe eine Spiralform hat oder nicht, eine gerade Treppe würde denselben Zweck in der Geschichte erfüllen, oder nicht?
Zudem leidet der Text ein wenig an Adjektivitis, und es gibt ein paar kleine Fehlerchen hinsichtlich Rechtschreibung und Kommasetzung.
Trotzdem mag ich den Grundton des Textes, er wirkt irgendwie unaufgeregt und trotzdem gefühlvoll.

Fazit: Noch so ein Text, der für mich schwierig einzuordnen sein wird. Im Grunde finde ich ihn wirklich nicht schlecht, aber es gab eben eine Themenvorgabe, die andere deutlicher umgesetzt haben.
Ich werte erst, wenn ich alle Texte kommentiert und meine Gedanken dazu sortiert habe.


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Zombies just want hugs
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shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag09.03.2015 18:22

von shatgloom
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Eine berührende Geschichte.
Die Spirale taucht etwas spät auf, hier in Form einer Wendeltreppe, die nach oben führt. Sinnbild dafür, dass Aleen auch wieder nach oben ins Leben will. Ich habe den Text gern gelesen, auch wenn er nicht zu meinen top ten gehört.
Aber die Spirale kommt für mich ein wenig spät und zu wenig als Hauptmerkmal des Textes. Oder ich hab es nicht verstanden, den Text richtig zu interpretieren.
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag09.03.2015 22:03

von Einar Inperson
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Hallo SpiralSchreibfeder,

eine Aufstehgeschichte. Beeindruckend, wie es dir gelungen ist, diesen langen Prozess in wenigen Worten darzustellen, ohne dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, hier wird die Entwicklung unschlüssig dargestellt. Sehr gerne gelesen.

5 Punkte


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Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag10.03.2015 00:01

von tronde
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Es gibt eine Liste, aus deren Bewertungspunkten ich die wichtigen Sachen herausgreife, völlig subjektiv eingefärbt natürlich. Letztlich waren es Einzelheiten, die die bepunkteten Texte aus den guten herausragen ließen.


Keine Punkte

Mir fehlt das "in medias res", der erste Absatz könnte meiner Meinung nach weg.
Die Wunderheilung kommt mir zu plötzlich.

Grüße
tronde
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag10.03.2015 01:22

von Constantine
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Bonjour!

Ein nach einem Unfall gelähmter Protagonist, der sich über eine Wendeltreppe nach oben  gelangen möchte. Für mich kommt nicht heraus, dass er irgendwo im Untergeschoss oder "tiefer gelegt" liegt" und nach oben möchte. Wohin oben?
Der Konflikt mit der Spirale/Wendeltreppe ist mir zu wenig ausgearbeitet, inwiefern die Wendeltreppe den Protagonisten wovon auch immer abhält.
Für mich wurde hier zu wenig versucht und sich vielleicht zu sehr mit dem Unfall aufgehalten, anstelle den Konflikt auf die Wendeltreppe zu lenken.

Im Vergleich zu den anderen Teilnehmer-Beiträgen muss ich leider mitteilen:
Du bist für mich leider nicht unter den zehn Texten, die Punkte bekommen: zéro point.

Merci beaucoup!

LG,
Constantine
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag10.03.2015 01:41

von Dienstwerk
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Liebe Autorin/lieber Autor,

Deine Geschichte hat es leider nicht in meine persönlichen Top10 geschafft, aber Du hast diese Platzierung aber nur ganz knapp verpasst.

Szenen einer plötzlichen Heilung. Und sie ist dabei allein? Das finde ich traurig. Das Thema "Spirale" ist mit der gewundenen Treppe ganz gut umgesetzt. Insgesamt hätte ich mir ein positiveres Gefühl gewünscht.

LG, Claudia
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
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Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag10.03.2015 10:28

von Literättin
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Eine nachdenkliche kleine Geschichte aus dem Leben, die hoffnungsvoll endet und eigentlich nicht schlecht ist. Mir ist das Intro zu lang, dafür, dass es keinen eigentlichen Zweck erfüllt, außer in die Geschichte einzuführen. Ein wenig wenig "in medias res" sozusagen. Ich bin hier nicht direkt mittendrin im Geschehen.

Die Spirale ist zwar vorhanden, aber beinahe nur als "Möbel" (äm, was genau ist eigentlich eine Treppe, wenn man sie als Bestandteil eines Hauses benennen will? Wink ) und doch wenig inhaltlich-thematisch verbunden mit dem, wo sie vermutlich auch bildlich hinführen soll: in die Hoffnung. Hinauf. In die Freiheit, wieder so leben zu können, wie am Anfang, vor dem Unfall.

Die Intention habe ich zwar deutlich vor Augen, aber irgend etwas fehlt mir, um wirklich berührt zu sein und hier spiralig mitgehen zu können.
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Michel
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Beitrag10.03.2015 15:00

von Michel
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Mopedunfall. Querschnitt? Doch nicht.
Seltsam schwerelos kommt dieser Text daher, trotz der direkten Schilderung des Unfalls. Das dampfende Pflaster bekommt beinahe den gleichen Stellenwert wie der Schmerz der Rückenverletzung. Ich begleite Aleen durch die kurze Abfolge der Szenen, ich sehe die Bilder, ein bisschen getönt wie durch einen Sepiafilter. Aber ich bin nicht so richtig dabei. Aleen kommt mir nicht nahe. Das liegt möglicherweise an Schilderungen, die von außen kommen:
Zitat:
Sie genießt den Geruch von verdampfenden Regentropfen auf aufgeheizten Steinen, den Sound ihres silberfarbenen Motorrades und reckt sich der Sonne entgegen
"Sie genießt" - das wird behauptet. Kann man natürlich machen, für ,mich sorgt das aber für emotionalen Abstand, genauso wie solche Formulierungen:
Zitat:
Leute strömen in Straßencafés, andere flanieren entspannt über Plätze, durch urige Gassen.
Das sind - für mich - Klischeebilder, die sofort eine Szenerie aufspannen, mich aber nicht mit hineinnehmen. Deshalb kommt mir auch das Wunder der wiedergewonnenen Fähigkeit nicht nahe, das überdies sehr schnell passiert. Keine Ahnung, ob das realistisch ist, glaubhaft finde ich es (noch) nicht.
Aber. Der Grundton stimmt, die Bilder sind da (ob das Motorrad silbern ist, finde ich irrelevant), die Erzählung fließt routiniert und stilsicher. Noch ein wenig mehr an die Figur herangetreten, und ich werde eingefangen.
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Gießkanne
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Beitrag10.03.2015 19:21

von Gießkanne
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Servus, lieber Mensch, der sich (hoffentlich) wie alle anderen Teilnehmer auch viel Mühe und Überarbeitung gegeben hat!

Ich finde deinen Text nicht ganz so gut, weil dein Text ein verschwommenes Bild in mir auslöst und ich teilweise den Sinn nicht ganz verstehe. Warum möchte sie nach dem Smartphone greifen, scheinbar noch völlig erschöpft, und auf einmal fängt sie an aufzustehen und zu "leben"? Außerdem hat mir ein Gespräch, vielleicht sogar ein Dialog oder eine klare, genaue Handlung gefehlt, irgendetwas, was das Bild in meinem Kopf so scharf macht, wie HD-Qualität.
Was ich mir noch gewünscht hätte ist, dass du mehr Gesprochenes einbringst und der Geschichte Leben einhauchst.
Besondere Beobachtungen: /

Alles Liebe und weiterhin viele Punkte
Gießkanne


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Mogmeier
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holg
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Beitrag11.03.2015 10:45

von holg
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Eine der wenigen Geschichten, die Hoffnung machen, die eine gutes Ende haben. Oder doch nicht?
Spontanheilung oder Entschluss, das Leben fahren zu lassen und die beschwerliche Treppe ins Jenseits empor zu steigen?

Ein paar ordentliche Kommafehler, ein seltsamer Motorradunfall (einfach so?), schöne Details.


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holg
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Moderator

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Beitrag11.03.2015 10:46

von holg
Antworten mit Zitat

Eine der wenigen Geschichten, die Hoffnung machen, die eine gutes Ende haben. Oder doch nicht?
Spontanheilung oder Entschluss, das Leben fahren zu lassen und die beschwerliche Treppe ins Jenseits empor zu steigen?

Ein paar ordentliche Kommafehler, ein seltsamer Motorradunfall (einfach so?), schöne Details.


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MShadow
Geschlecht:weiblichWeißer Schatten

Alter: 22
Beiträge: 306



Beitrag11.03.2015 14:44
10 von mir
von MShadow
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Das ist eine sehr schöne, aber auch sehr traurige Geschichte. Ich verstehe die Gefühle des Protas, ich weiß, was passiert ist.
Du hast die Spirale auf eine wunderbare und neue Art und Weise eingebracht.
Erst dachte ich, die Spirale kommt kaum vor, sondern die Treppe. Die Treppe ist jedoch spiralenförmig, auch wenn der Fokus eher nicht auf der Form steht.
Deswegen werden es (leider nur)  10 Punkte, weil mich der Text ansonsten echt umgehauen hat. So viele Gefühle.
Die Zeitform hat mir nicht ganz so gefallen, ich bin Präteritum gewohnt...


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Wer nichts weiß, aber weiß, dass er nichts weiß, der weiß mehr als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag12.03.2015 00:00

von Jenni
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Für mich liest sich das wie eine längere Geschichte, die aufgrund der geforderten Form auf die Eckdaten zusammengekürzt wurde. Sie fährt, sie hat einen Unfall, sie verliert beinahe die Hoffnung wieder gesund zu werden, sie wird wieder gesund. Allem wird gleich viel oder besser gleich wenig Platz eingeräumt. Die letzten beiden Punkte, irgendwo dort oder dazwischen spielt sich eigentlich deine Geschichte ab, berührst du das Thema, aber gerade durch die Art, wie du versucht hast, die komplette Geschichte zu erzählen, vergibst du dir, hier wirklich zum Kern der Sache zu kommen. So mein Gefühl.
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2757
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag12.03.2015 14:25
Re: Angehalten
von fancy
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
Das Altstadtpflaster glänzt in der Sonne. Aleen drosselt die Geschwindigkeit, bewundert im Vorbeifahren die aufwendigen Fassaden, mit ihren Erkern und Türmchen. Leute strömen in Straßencafés, andere flanieren entspannt über Plätze, durch urige Gassen. Sie genießt den Geruch von verdampfenden Regentropfen auf aufgeheizten Steinen, den Sound ihres silberfarbenen Motorrades und reckt sich der Sonne entgegen.
Auf dem Motorrad sitzend, reckt sie sich der Sonne entgegen?  Wie geht das?

Im gleichen Moment beginnt die Maschine zu schlingern, lässt sich nicht halten und kippt zur Seite.
Warum beginnt sie zu schlingern und schlingert nicht direkt?
 Mit dem Motorrad rutscht Aleen über das Pflaster, aus der Fahrbahn, prallt knirschend, krachend gegen ein geparktes Auto.
Eine Frau die knirscht?
Wellen dumpfer Schmerzen überrollen sie. Kraftlos versucht sie (Komma)  das Motorrad von sich wegzudrücken, sich darunter hervor zu winden.
hervorzuwinden ein Wort.
Ein Dolch bohrt sich in ihren Rücken, nimmt ihr den Atem. Stille, Dunkelheit umfängt sie.
Das hört sich sehr abgehackt an.

Vorsichtig (warum?) öffnet sie die Augen, schiebt erleichtert (warum?) ein Kissen unter ihren Kopf, mit den roten, zerzausten Haaren.  (Warum ist die Haarfarbe auf einmal wichtig?)

Von der Hüfte ab bewegungsunfähig, liegt sie seit mehreren Wochen auf diesem Bett. Wie so oft in dieser Zeit, empfindet sie den großzügigen Wohnraum wie erstarrt, leblos, die Bilder fahl, die Teppiche stumpf. Die Spirale, der aus hellem Naturholz gefertigten Treppe, schwingt nicht, sie windet sich quälend Stufe für Stufe empor. Aleen will nach oben. Sie vermisst den Blick auf den See, vermisst den Himmel, sehnt sich nach ihrem Leben.
Ob sie hoffen darf, vermag ihr kein Arzt zu sagen. An guten Tagen glaubt Aleen. An wen oder was? An Gott, an die Genesung? Das könnte man klarer ausdrücken. Aber vielleicht ist es so gewollt?

Sie möchte reden, greift mit vorgebeugtem Oberkörper nach dem Smartphone auf dem eckigen Tisch, hält abrupt inne. Mit wem will sie sprechen? Ich fände das interessanter, als zu erfahren, ob der Tisch nun rund oder eckig ist.

Wärme durchströmt ihren Körper, die Beine kribbeln, beginnen zu zucken.
Hier auch wieder, warum zucken sie nicht gleich?
 Ihr Herzschlag beschleunigt sich und das Blut steigt ihr in den Kopf. Mit zittrigen Händen zieht sie die Decke weg, bewegt das linke Bein, bewegt das rechte Bein. Aus dem gegenüberliegenden Fenster trifft sie ein Sonnenstrahl im Gesicht.
Oh? Die Sonne wohnt im Nachbarhaus?
 Alles um sie herum scheint lebendig und in Farbe getaucht.
Sie stellt die Füße auf die Erde, Sie wohnt im Freien? Oder meinst du Boden?   hält sich an Tisch und Stühlen fest, während sie zielstrebig auf die Treppe zu geht. Atemlos verharrt sie vor der untersten Stufe. Tränen strömen aus ihren Augen. Aleen wischt sie weg. Sie ist nicht traurig. Sorgsam steigt sie nach oben.


Das sie nicht aus Trauer weint, ist dem Leser auch ohne die Erwähnung klar.
Obwohl dies eine Geschichte ist, die rühren könnte, wird so distanziert, abgehackt und mit immer wieder gleichem Satzaufbau so eine Distanz aufgebaut, dass die Gefühle nicht beim Leser ankommen.

Liebe Grüße

fancy


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firstoffertio
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Beitrag12.03.2015 23:21

von firstoffertio
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Ich fange mal an zu kommentieren in der Prosa. Werde sicher nicht alle Texte hinbekommen, geschweige den zum Bewerten.

Das entspricht sicher den Anforderungen. Ein wenig hineingebaut kommt mir die Spirale (Treppe) aber vor. Test: Der Text würde auch ohne sie funktionieren, nicht?
(Ist mir gerade erst eingefallen, dieser Test.)
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag13.03.2015 20:25

von Nihil
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Hallo Unbekannt,
du machst die Genesung von einer Querschnittslähmung zum Thema deiner Geschichte; den Ausblick von der Wendeltreppe nochmal zu genießen wird zum Ziel der Protagonistin. Um das wirklich überzeugend zu finden, passieren mir der Unfall und die Heilung zu schnell. Auch ist die Treppe nur mal eben so da, weil das Thema des Wettbewerbs „Spirale“ war (worüber ich aber hinwegsehen würde, wenn mich die Geschichte ansonsten überzeugen würde). Man hat kaum Gelegenheit, an deinem Text teilzunehmen, weil du alles so schnell abhandelst und (deshalb) auch mit wenig Emotion und Wertung versiehst. Nicht zuletzt finde ich auch die Art und Weise, wie die Lähmung überwunden wird, ein wenig naiv. Einmal zum heiligen Smartphone vorgebeugt und Wunder geschehen. Hm.
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag13.03.2015 20:50

von rieka
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Aus Mangel an Erfahrung werde ich mich beim Kommentieren auf wenige Punkte beschränken:
Das Motiv ‚Spirale‘ ist mit der Wendeltreppe etwas bemüht integriert, oder aber zu nebenbei. Die Bedeutung die sie durch den Satz
Zitat:
Aleen will nach oben

erhält, empfinde ich etwas schwach. Das  dürfte vielleicht etwas schlüssiger, bedeutungsvoller sein. Das ist natürlich schwierig, wenn die Worte begrenzt sind. Möglicherweise sehen andere das auch ganz anders.
Sehr schöne Idee mit „glücklichem“ Ende, aber unrealistisch umgesetzt.
Unrealistisch ist ihre Fähigkeit, nach langer Lähmung loslaufen zu können. Die Muskulatur muss erst wieder laufen lernen. Hochsteigen würde die Prota nur in ihrer Vorstellung können. Das Ergebnis hätte auch in ihrer Vorstellung Wirkung gehabt. Zum Beispiel die ansteigende Freude mit der Vorstellung jeden einzelnen Schrittes, der in absehbarer Zeit möglich wird.  
Die Bilder ‚Sonnenstrahl‘, Wellen dumpfer Schmerzen“ und noch einiges Anderes fand ich sehr schön.
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Mermaid
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 143

Pokapro 2015


Beitrag14.03.2015 17:52

von Mermaid
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Eine Betroffenheitsgeschichte. Die Absicht der Autorin (ich bin mir recht sicher, dass es kein Autor ist), schimmert zwischen den Zeilen durch, aber so richtig reißt mich die Geschichte nicht mit. Die Unfallursache bleibt unklar, eine Spontanheilung beim Griff nach dem Smartphone erscheint mir nicht sehr realistisch. Der Zeitsprung zwischen dem Unfall und der Szene mit der Treppe ist für die Kürze der Geschichte recht lang. Ein paar Kommafehler wären zu korrigieren. Was mir gut gefällt, ist die Stimmung, vor allem die Passage, dass die Treppe nicht „schwingt“. Das kann ich mitfühlen.
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag15.03.2015 16:43

von Piratin
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Hallo Inko,
eine eigentlich schöne Geschichte, durch das Ende nur leider so nicht glaubwürdig und auch der geforderte Einstieg mit einem Konflikt ist nicht gegeben. Wenn Aleen mehrere Wochen im Bett liegt und dies anscheinend mit einer Lähmung durch den Unfall, dann steht sie nicht einfach auf und steigt eine Treppe nach oben – das können die Muskeln nach dieser Zeit nicht einfach so. Das irritiert mich derart, dass ich leider keine Punkte geben kann.
Sorry, viele Grüße
Piratin


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