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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2015
Fünf Minuten Ewigkeit im Jahr 1929

 
 
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag08.03.2015 20:00
Fünf Minuten Ewigkeit im Jahr 1929
von sleepless_lives
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Fünf Minuten Ewigkeit im Jahr 1929

Das Rumpeln der Elektrischen draußen verliert sich so unmerklich und unaufdringlich, wie es gekommen ist. Das Leben sei derart, sagt Judith, auf der Treppe sitzend, neben Hans, die Stille im Mietshaus von einer dunklen Farbe wie die Pfosten des abgegriffenen Holzgeländers, Judith ihren Kopf dagegen gelehnt, nach unten sehend, und Hans kann nicht verorten, was sie meint: das Warten auf den entfernten Verwandten mit dem Schlüssel oder die Tür mit der unbekannten Wohnung dahinter oder das milchige Licht, das sich durch die rußigen Dachfenster müht und auf dem Weg nach unten gefressen wird von unsichtbaren Schichten aus Bohnerwachs, gekochtem Kohl und stumpfer Abgestandenheit.
Wie die Treppe sei das Leben, sagt Judith und Hans beugt sich über ihre nackten Knie und blickt in die Windungen der Treppe, wie die sich zur einer Ahnung von Steinfußboden nach unten schrauben, gleichmäßig sich wiederholend, wie die Segmente eines Tausendfüßlers, wie im Inneren des Tieres. Man geht Schritt für Schritt weiter, sagt Judith, nicht wahr, rackert sich ab, Stufe um Stufe, bewegt sich vorwärts, wird alt dabei. Und am Ende sieht man, dass man nie wirklich vom Fleck gekommen ist. Immer nur im Kreis herum.   
Die Sonne flammt auf, irgendwo oben, nicht sichtbar, und die Dachfenster verdoppeln sich als Lichtmuster an der Wand. Verlöschen wieder. Hans setzt sich gerade hin, sagt, wir sind nicht alt. Eher an die gegenüberliegende Wand gerichtet, die Worte, an das Halbdunkel, die Wasserflecken. Ganz und gar nicht, denkt er. Keine heimliche Zugfahrt im Morgengrauen von Wismar nach Berlin. Unsere Familien könnten uns nichts verbieten.
Noch nicht, bestätigt Judith, aber wir werden es werden, zusammen, und sie legt ihren Kopf an seinen, dreht das Gesicht zu ihm, ihr Atem, ihre Lippen an seinem Hals, warm, aufreizend, und da ist eine Unstimmigkeit zwischen Judiths inniger Anwesenheit und etwas, das in der Dämmerung des Treppengefälles zu lauern scheint, wie ein bösartiger Dämon, wie eine auswärts gerichtete Fliehkraft, machtvoll genug, Gebäude auseinanderzureißen, genug, Welten auseinanderzureißen, Leben.
Und Hans sagt: Ich hoffe, dass es so sein wird. Das Leben. Wie die Treppe.
Judith schaut ihn mit großen Augen an.

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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag08.03.2015 21:53

von Babella
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Dicht, atmosphärisch, düster und sehr anrührend. Man wünscht den beiden, dass sie zusammen alt geworden sind, obwohl man Übles ahnt. Ich sehe sie vor mir sitzen und möchte mitsprechen vom mühsamen Ersteigen einer Wendeltreppe, die sich doch immerhin nach oben schraubt ... sicher einer meiner Favoriten.
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Belfort
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 641
Wohnort: tief im Herzen


Beitrag08.03.2015 22:06

von Belfort
Antworten mit Zitat

.. schön!
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4939
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag09.03.2015 17:56

von gold
Antworten mit Zitat

gut.

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die zetern
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Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4939
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag09.03.2015 17:56

von gold
Antworten mit Zitat

Doppelpost

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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag09.03.2015 21:58

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo SpiralSchreibfeder,

Gehört zu den sprachlich besten Texten. Ich fühle mich in die Zeit versetzt, die dein Titel mir verspricht. Sehr gut gelungen.

Ein Lesegenuss:

Zitat:
oder das milchige Licht, das sich durch die rußigen Dachfenster müht und auf dem Weg nach unten gefressen wird von unsichtbaren Schichten aus Bohnerwachs, gekochtem Kohl und stumpfer Abgestandenheit.


Oder das hier, trotz des, wie ich meine, kleinen Fehlers.
Zitat:
Wie die Treppe sei das Leben, sagt Judith und Hans beugt sich über ihre nackten Knie und blickt in die Windungen der Treppe, wie die sich zur einer Ahnung von Steinfußboden nach unten schrauben, gleichmäßig sich wiederholend, wie die Segmente eines Tausendfüßlers, wie im Inneren des Tieres. Man geht Schritt für Schritt weiter, sagt Judith, nicht wahr, rackert sich ab, Stufe um Stufe, bewegt sich vorwärts, wird alt dabei. Und am Ende sieht man, dass man nie wirklich vom Fleck gekommen ist.


Nur das klingt eher nach japanischem Manga Twisted Evil
Zitat:
Judith schaut ihn mit großen Augen an.



6 Punkte


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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag09.03.2015 22:53

von Jenni
Antworten mit Zitat

Judith ist jung und voller Lust auf das Leben und sorgt sich in jugendlicher Weisheit darum, ob das Leben ihre Sehnsüchte überhaupt erfüllen kann. Die Treppenspirale symbolisiert in ihrer Gleichförmigkeit für sie Begrenzung. Für Hans symbolisiert sie wünschenswerte Sicherheit und Vorhersehbarkeit, die er bedroht sieht - und das zurecht, denn sie sind "Hans" und "Judith", und es ist 1929, das kann ja nicht gut ausgehen. Fünf Minuten Ewigkeit in trügerischer Vorhersehbarkeit - oder in trügerischer Unvorhersehbarkeit, je nach Betrachtungsweise. Das ist schön.

Das Bild ist auch wunderschön, wie die beiden da sitzen, stimmungsvoll, ein bisschen staubig und so 1929 - authentisch will ich sagen. Alles passt da, selbst der Vergleich mit dem Inneren eines Tausendfüßlers - weiß man, wie es in einem Tausendfüßler aussieht? - erstaunlicherweise ja, verschafft es Bilder. Was soll ich sagen, du kannst es halt.
Und jetzt gebe ich dir einfach so 12 Punkte, wa, für die Lichtjahre, die sprachlich zwischen diesem und anderen Texten liegen?* Auch, wenn ich damit zu meinem Verderben beitrage, so meine Vermutung stimmt? Aber dafür darf ich deine schönen Sätze noch ein paarmal lesen, damit sich das lohnt.

* Ja. nun. So ist es.
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4939
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag10.03.2015 09:44

von gold
Antworten mit Zitat

Hallo, Inko,
dann werde ich mal in medias res gehen.

Zitat:
Das Rumpeln der Elektrischen draußen verliert sich so unmerklich und unaufdringlich, wie es gekommen ist.


der Ausdruck "die Elektrische" gefällt mir nicht. Ebenso nicht:
Zitat:
Das Leben sei derart, sagt Judith,


und:

Zitat:
die Stille im Mietshaus von einer dunklen Farbe wie die Pfosten des abgegriffenen Holzgeländers, Judith ihren Kopf dagegen gelehnt, nach unten sehend, und Hans kann nicht verorten, was sie meint: das Warten auf den entfernten Verwandten mit dem Schlüssel oder die Tür mit der unbekannten Wohnung dahinter oder das milchige Licht, das sich durch die rußigen Dachfenster müht und auf dem Weg nach unten gefressen wird von unsichtbaren Schichten aus Bohnerwachs, gekochtem Kohl und stumpfer Abgestandenheit.


Das ist für meine Begriffe ein Satzungetüm und das finde ich schade, da du die Stimmung sehr eindrucksvoll beschreibst. Diese Zeichnung der verschiedenen Szenarien wirkt durch das Oder abgehackt. Bei mir kommt es so an, als ob du dir keine Zeit genommen oder keine Idee gehabt hast, wie du diese Stimmungsbilder aneinander reihen kannst.

Zitat:

Wie die Treppe sei das Leben, sagt Judith und Hans beugt sich über ihre nackten Knie und blickt in die Windungen der Treppe, wie die sich zur einer Ahnung von Steinfußboden nach unten schrauben, gleichmäßig sich wiederholend, wie die Segmente eines Tausendfüßlers, wie im Inneren des Tieres.



das Wiederholen des "Wie" finde ich ebenso unschön.

Deine Bilder und Metaphern finde ich wunderbar und es ist jammerschade, dass der Anfang verpatzt ist.

Trotzdem vier Punkte.

LG gold


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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag10.03.2015 10:27

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Also dein Text hat sich definitiv wegen seiner schönen Sprache in mein Herz geschlichen.
Schon mit dem ersten Satz hast du mich eingefangen und dann bist du mich auch nicht mehr losgeworden.
Sehr schöner ruhiger Text, der eindringlich und in schönen Bildern beschreibt, welch unterschiedliche Vorstellungen vom Leben Menschen haben können.
Am Ende deutest du an, wie der Unterschied zwischen beiden sich zu einem sehr harschen und tiefen Konflikt verschärfen könnte. Mit dem letzten Satz hast du das noch einmal pointiert. Gleichzeitig aber auch versöhnlich gemacht.
Man kann sich ein bisschen verlieren in den Lichtbeschreibungen
Also echt wunderwunderschön. Ich glaube, ich bin ein bisschen verliebt in deinen Text.
LG Zufall
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Lapidar
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Beitrag10.03.2015 11:08

von Lapidar
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Hm. Ich nehme an: Judith ist Jüdin. In spätestens fünf bis sechs Jahren wird es also recht ungemütlich für die zwei.
Wobei auch 1929 keine gute Zeit war. Schwarzer Freitag und Weltwirtschaftskrise. Ich konnte den Kohl fast riechen.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag10.03.2015 14:07

von Michel
Antworten mit Zitat

Zwei sind geflohen oder wollen fliehen. Oder? Ich werde nicht ganz schlau aus dieser Treppenszene, die bildhaft und präzise eingefangen ist. Jedes Wort scheint sorgfältig abgewogen. Nur der Kohl riecht abgestanden, und auch das Bild des Kohlgeruchs ist andernorts schon etwas zu oft verwendet worden. Gibt es da etwas Originelleres?
Ein stilles Bild mit einer undramatischen Wendung am Schluss, die alles offen und mich zufrieden zurücklässt. Danke, gern gelesen!
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag10.03.2015 14:47

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour!

die Themenvorgabe sehe ich in der Treppe und der Spirale des Lebens als zentralen Kern erfüllt. Sprachlich gefällt mir dein Beitrag, auch wenn du konsequent auf das Markieren der direkten Rede verzichtet hast und eine hohe Wiederholungsquote durch "wie" eingeleitete Vergleiche hast.

Ein Vertipper hat sich eingeschlichen:
Zitat:
Wie die Treppe sei das Leben, sagt Judith und Hans beugt sich über ihre nackten Knie und blickt in die Windungen der Treppe, wie die sich zur einer Ahnung von Steinfußboden nach unten schrauben...


Welche Bedeutung der Titel und die Jahreszahl im Kontext der Geschichte hat, erschließt sich mir (noch) nicht.

Im Vergleich zu den anderen Beiträgen, hast du es in meine Top 10 geschafft: trois points.

Merci beaucoup!

LG,
Constantine
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Magnus Soter
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 284



Beitrag10.03.2015 15:52

von Magnus Soter
Antworten mit Zitat

Der Text ist beinahe unlesbar. Ich bin nicht bereit, mich bis zum Ende durchzukämpfen.

_________________
Ich bin der Klaus. lol2
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag10.03.2015 16:28

von Literättin
Antworten mit Zitat

Hm. Ich weiß nicht. Irgend etwas überzeugt mich hier nicht. Warum ausgerechnet 1929? Warum Wismar-Berlin? Okay, der Altbau, die sonnendurchleuchteten Dachfenster, das wendelnde Holzgeländer, selbst die Ortsangaben ergeben zusammen ein recht atmosphärisches Setting.

...

1929 - das sind nicht wirklich ruhige Zeiten und man kann in dieser Geschichte natürlich ahnen, was das Auseinanderreißen der Welten sein wird. Aber die genaue Jahreszahl irritiert mich und dass Judith nun ausgerechnet als junge Frau mit Hans auf dieser Treppe sitzend sich einen gleichförmigen Alltagstrott (das Abrackern und auf der Stelle stehen) wünschen soll, das überzeugt mich nicht.

Die Spiralform, ja. In medias res, ja. Gut zu lesen ist es auch. Das Setting atmosphärisch. Und gehört trotzdem nicht zu meinen Favoriten.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag10.03.2015 22:15

von tronde
Antworten mit Zitat

Es gibt eine Liste, aus deren Bewertungspunkten ich die wichtigen Sachen herausgreife, völlig subjektiv eingefärbt natürlich. Letztlich waren es Einzelheiten, die die bepunkteten Texte aus den guten herausragen ließen.


Einen Punkt.

Schöne Geschichte, mir allerdings zu lange Sätze.

Grüße
tronde
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Lionne
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 49
Beiträge: 452

Ei 8


Beitrag11.03.2015 15:32

von Lionne
Antworten mit Zitat

Nachdenkenswerte Behauptung, die Judith in die Welt setzt. Ich versteh die Schlussfolgerung nicht ganz. Leben = Treppe = Anstrenung um Stufen zu erklimmen = doch immer am selben Fleck bleiben? Weshalb? Weil es eine Wendeltreppe ist, man also nur höher, aber nicht weiter kommt?
Hans' Antwort wäre dann eine Liebeserklärung. Falls ich das alles richtig versteh Wink
Gibt bestimmt Punkte für die Stimmung, die du da zu erzeugen vermagst.


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Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
C.S. Lewis
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anuphti
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Alter: 58
Beiträge: 4320
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DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag11.03.2015 21:49

von anuphti
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Mein vierter Platz.

Unglaublich schöne dichte Bilder und Formulierungen, historisch eingebettet und eine Liebesgeschichte in Berlin.
Die Treppenspirale als Motiv und der Vergleich zum Leben ist das, was mir zu bekannt, nicht überraschend genug dafür ist, dass Du gewonnen hättest.

Aber trotzdem, eine besondere Kraft mit Worten zu malen, man kann den Duft in diesem Mietshaus förmlich mit den Händen greifen. Sehr gerne gelesen!

7 Punkte sept points

LG
Nuff


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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag12.03.2015 00:04

von holg
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Sprachlich zum Tel etwas sperrig, überkonstruiert wirkend, dabei jedoch, hier und da beim wiederholten Lesen erst, klar auf den Punkt gebracht, nicht schlecht, gefallend.

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Why so testerical?
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag12.03.2015 17:20

von Dienstwerk
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Liebe Autorin/lieber Autor,

Dein Text hat es nicht in meine persönlichen Top10 geschafft, das hat aber nix zu bedeutetn, denn möglicherweise bist Du nur knapp dran vorbeigeschrammt und andere Leser sehen das ganz anders.

Das Thema "Spiralen" ist für mich mit den verschwurbelten Bandwurmsätzen erfüllt. Der Inhalt des Textes erschließt sich mir leider nicht. Die Stimmung ist trostlos.

LG, Claudia
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Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag13.03.2015 12:09

von Kateli
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Ich lese das Jahr im Titel, dann die Namen Judith und Hans und hab sofort einen Verdacht, wo es hingeht ...
Genau wie Hans in deiner Geschichte, den eine dunkle, dunkle Vorahnung streift, gespiegelt im Dunkel der sich weiter unten im Treppenhaus verlierenden Stufen.

Respekt, hast du feinfühlig umgesetzt, kaum was ausgesprochen, vieles nur angedeutet, und trotzdem ist sonnenklar, worum es geht.
Ich mag den Text auch gar nicht zerreden. Nur eines: Es passt zwar zu der Zeit, in der er angesiedelt ist, aber manche Sätze fand ich fast zu lang und vom Satzbau her zu verschachtelt. Nichts daran ist verkehrt, und das trägt einen Teil zur Authentizität des Settings bei, es geht nur um mein ganz persönliches Lesegefühl. An manchen Stellen war es too much. Ich gebe dir ein Beispiel aus dem Text, wo ich dreimal nachlesen musste, wie der Satz anfing, ohne wirklich schlauer zu werden.

"Das Leben sei derart, sagt Judith, auf der Treppe sitzend, neben Hans, die Stille im Mietshaus von einer dunklen Farbe wie die Pfosten des abgegriffenen Holzgeländers, Judith ihren Kopf dagegen gelehnt, nach unten sehend, und Hans kann nicht verorten, was sie meint: das Warten auf den entfernten Verwandten mit dem Schlüssel oder die Tür mit der unbekannten Wohnung dahinter oder das milchige Licht, das sich durch die rußigen Dachfenster müht und auf dem Weg nach unten gefressen wird von unsichtbaren Schichten aus Bohnerwachs, gekochtem Kohl und stumpfer Abgestandenheit. "

Nach dem "derart" am Anfang erwartete ich irgendwie ein "dass" oder was anderes Weiterführendes, aber erst im nächsten Satz erklärt es sich. Und der kommt erst verdammt viel später.

Aber vielleicht hat auch nur mein Hirn hier einen Knoten.

Fazit: Gelungene, feine Geschichte mit namenlosem, noch unterschwelligem Grauen. Die Spirale in der Treppe, im Leben, in den Ereignissen aus dem Jahr 1929, die mit zu einer großen, weltweiten Wendung führten. Ich werte erst, wenn ich alle Texte kommentiert habe.


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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag13.03.2015 14:04

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

leider hat es dein Text für mich nicht in die Punkteränge geschafft. Für mich ist in diesem Text zu wenig Handlung und er ist mir, was die Sprachbilder anbelangt, auch einfach zu dicht.

Es ist jetzt nicht so, dass ich den Text per se schlecht finden würde, weil mir einzelne Bilder ganz gut gefallen (die Segmente des Tausendfüßlers zum Beispiel). Aber in der Masse geht für mich der Bezug zu den Protagonisten verloren.

Kann es übrigens sein, dass du im ersten Satz ein Wort vergessen hast? Was die "Elektrische/n" ist, weiß ich nämlich nicht.

Tut mir leid, dass ich kein besseres Feedback für dich habe, ich hoffe, du kannst trotzdem etwas damit anfangen.

Liebe Grüße,
Ama


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Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag13.03.2015 23:21

von firstoffertio
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Ich fange mal an zu kommentieren in der Prosa. Werde sicher nicht alle Texte hinbekommen, geschweige denn zum Bewerten. Wenn ich dazukaeme, wäre das einer meiner Favoriten.

Sehr gut finde ich das Bild mit der sich nach unten bewegenden Spirale (Treppe). Auf der anderen Seite oszilliert sie mit einer Spirale in der Ebene, aus der man sich nicht hinaus bewegt.

Der Text grenzt mit seinem Fehlen von Handlung fast an eine Momentaufnahme. Aber ich mag ihn sehr.
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