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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Die Glückschablone


 
 
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tunlich
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Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag15.02.2015 14:42
Die Glückschablone
von tunlich
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Die Glückschablone – Kannste ran legen, passt!

Ich lasse meinen Blick streifen, sehe zufriedene Menschen, perfekte Körper und strahlendes, weißes Lachen. Diese Menschen platzen fast vor Glück. Sie sind alle sehr freundlich und laden mich ein, ihre Völle mit ihnen zu teilen. Nein, nicht nur mich, tatsächlich ist jeder herzlich willkommen, wenn er nur etwas Geld investiert. Dort gleich neben ihrer Einladung hängt ein Preisschild: Ich kann ihre vollkommenen Momente kaufen und ich finde hier auch neue Freunde. Im Konsum kommen wir zusammen, geschmeidig läuft unser Zusammenspiel. Fast so präzise wie Zahnräder in einem Uhrwerk greifen unsere Handlungen ineinander. Jeder für sich und doch alle gemeinsam inszenieren wir unser kopiertes Glück. Wir teilen etwas, und endlich heb’ ich mich ab von den Bedürftigen. Ich glänze durch mein neues „Glücksprodukt“. Mein Abbild betrachtend, räkele ich mich in der neidvollen Anerkennung der Außenwelt. Ich befriedige meine Bedürfnisse und verstärke zugleich die Bedürftigkeit der Anderen.

Tag ein Tag aus arbeite ich fleißig, um mein Leben mit der Glücksschablone Stück für Stück auszumalen. Die Farben allerdings wollen einfach nicht halten. Egal wie oft ich ansetze, sie blättern immer wieder ab. “Wie kann das sein?” Ich fühle mich doch schon wie eine Weihnachtsgans. Ich bin vollgestopft bis zum Hals und habe dazu noch die Gnade eines Arbeitsplatzes - glücklich bin ich dennoch nicht.

„Kopf hoch, der Weg ist das Ziel“ sage ich mir aufmunternd. Ich richte also den Kopf auf und mein Blick fällt zurück auf mich. „Wo bin ich?“ Umgeben von unendlichen Möglichkeiten mein Glück zu erwerben, habe ich die Orientierung verloren. Ziellos eile ich von hier nach dort. Ich wurde in die Irre geführt. Mein Weg ist gar nicht das Ziel. Ich befinde mich auf Abwegen. Meine Jagd nach Glück gleicht dem Versuch eines Esels die Möhre, die mit einer Angel vor seinem Karren befestigt ist, zu erreichen: Jedes mal, wenn der Esel einen Schritt auf die Möhre zugeht, zieht er den Karren an seinem Geschirr ein Stück nach vorne und die Möhre rückt mit jedem Schritt ein Stück von ihm weg. Blind für den Weg, auf den er geführt wurde, läuft er wie verrückt nach der Möhre. Hat er den Karren weit genug gezogen, wird ihm die Möhre gnädig als Lohn gereicht. Doch „Oh weh“ denkt sich der Esel, die Möhre ist von innen madig, nur von Außen betrachtet sah sie schmackhaft aus. Sie stillt noch nicht mal seinen Hunger, den er von dem Versuch sie zu erreichen hat. “Ich sollte dringend noch eine zweite Möhre ausfindig machen”, denkt sich der Esel. Welch Glück, dass vor ihm gerade jetzt eine noch viel schönere Möhre hängt und er trabt freudig los.

Höchste Zeit auch für mich auf einen neuen Versuch zu starten, ich weiß, diesmal werde ich es schaffen. Ich muss mich nur noch mehr bemühen die Schablone präzise anzulegen: “Ich hab sie doch mit eigenen Augen gesehen, die glücklichen Menschen mit ihrem strahlend weißen Lachen.”

---
Mein erster Text hier im Forum. Ich freue mich sehr auf ein Feedback (solange die Kritik nicht zu hart formuliert wird). Vielen Dank fürs lesen.

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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag15.02.2015 15:23

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Tunlich,
eben noch auf dem roten Teppich, und schon hier. Beeindruckend.
Dein Text regt eher zu philosophischer Diskussion an als zu Textkritik. An der Interpunktion könnte man etwas richten, sonst ist das sprachlich recht sauber. Inhaltlich vermisse ich eine gewisse Ordnung, Stringenz, die die Gedanken miteinander verbindet. So hüpft es ein wenig von Bild zu Bild. Die Bilder freilich sind imposant.
Ach ja, unter hölzern und naiv stellte ich mir vorhin noch Anderes vor. Ich kann nicht sagen, Du enttäuschtest mich. Eher überraschtest.
Viele Grüße
P. S.


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag15.02.2015 16:09

von Constantine
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Hallo tunlich,

Willkommen im Forum und danke für deinen Einstand.

Von der Idee her, finde ich deinen Text nicht schlecht, aber mit der Ausführung werde ich leider nicht warm.

Für mich entsteht bereits zu Beginn ein krasser Bruch zwischen dem Bedürfnis/der Handlung deines Protagonisten und seiner Wahrnehmung/inneren Haltung/Analyse.

Bis hier bin ich bei dir:
tunlich hat Folgendes geschrieben:
Ich lasse meinen Blick streifen, sehe zufriedene Menschen, perfekte Körper und strahlendes, weißes Lachen. Diese Menschen platzen fast vor Glück. Sie sind alle sehr freundlich und laden mich ein, ihre Völle mit ihnen zu teilen. Nein, nicht nur mich, tatsächlich ist jeder herzlich willkommen, wenn er nur etwas Geld investiert. Dort gleich neben ihrer Einladung hängt ein Preisschild:

und dann fängst du an mich zu verlieren und dein Text driftet mir zu sehr ab in Bewertungen des "gekauften Glücks", anstelle mir zuerst die Hoffnung und den Wunsch deines Protagonisten näher zu bringen, mir langsam seine Entwicklung und Erkenntnis zeigst, dass trotz gekauftem, patentiertem und erfolgversprechendem Produkts er desillusioniert weiterhin dem Glück hinterherjagt.
Den Vergleich mit dem Esel und der Möhre finde ich passend zur Situation.

Bereits der Ton des Einstiegs lässt die Richtung erahnen, aber für mich macht es den Eindruck, dass dein Protagonist vom "Produkt" selbst nicht überzeugt ist, er ist desillusioniert und ich frage mich, warum er es überhaupt kauft. Das ergibt für mich in dieser Form wenig Sinn.
Ich finde  du zäumst das Pferd von hinten auf und damit funktioniert für mich dein Text bereits von Anfang an leider nicht.

LG,
Constantine
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EWJoe
Geschlecht:männlichEselsohr
E

Alter: 65
Beiträge: 274
Wohnort: A-2384 Österreich Breitenfurt bei Wien


E
Beitrag15.02.2015 16:33

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus,

willkommen im Einstand, tunlich.
Zitat:
Mein erster Text hier im Forum. Ich freue mich sehr auf ein Feedback (solange die Kritik nicht zu hart formuliert wird). Vielen Dank fürs lesen.

Hier bekommt man seine Texte immer um die Ohren gehauen!
Keine Angst, so arg ist's meist auch wieder nicht, aber vor Kritik darf man sich hier nicht fürchten. Mir persönlich ist es sogar lieber, wenn man mir's ganz offen sagt, was nicht gefällt.

So will ich es auch ein wenig hier halten. Die Idee ist gut, wenn gleich auch nicht ganz neu. Quintessenz: Konsum macht nicht glücklich, trotzdem machen wir's immer wieder.

Die Ausführung dieser Idee sehe ich nicht ganz so toll, wie P.S. Besonders den Abschnitt mit der Möhre und dem Esel hast Du, für meinen Geschmack, zu breit getreten. Jeder weiß, wie das funktionieren soll, das Bild alleine und den Bogen zum Konsumzwang spannen hätte wohl genügt. Damit langweilst Du schnell den Leser, wenn er auf etwas trifft, das schon von Anfang an klar ist und es noch ordentlich weiter erklärt bekommt.

Bei der Verwendung mindestens eines Bildes warst Du, für meinen Geschmack, auch nicht genau. Das mag manchmal stören:

Zitat:
Tag ein Tag aus arbeite ich fleißig, um mein Leben mit der Glücksschablone Stück für Stück auszumalen. Die Farben allerdings wollen einfach nicht halten.
Hier stört mich wahrscheinlich nur das Wort mit. Mit einem Pinsel male ich etwas aus, aber eine Schablone verwende ich nur als Hilfsmittel, wo mittels genauer wäre.

Ansonsten interpretiere ich das Bild wie folgt:
Die Glücksschablone wird von außen vorgegeben (Konventionen, geweckte Bedürfnisse, usw.). Ich möchte mein Leben danach formen, oder ihm zumindest einen guten Anstrich verpassen. Die Farben kommen nicht von außen, sie repräsentieren die innere Sichtweise, die an diesem Äußeren, meinem Leben, wie es nach außen erscheint, einfach nicht haften wollen. Meine Wünsche und meine Wirklichkeit passen nicht zusammen.
Insofern ist das Bild gut (für mich).

Zitat:
Egal wie oft ich ansetze, sie blättern immer wieder ab.
Ist wieder eine Wiederholung, die es meiner Ansicht nach nicht braucht.

Zitat:
„Kopf hoch, der Weg ist das Ziel“ sage ich mir aufmunternd.

(Interpunktionsfehler)
Das Konfuzius-Zitat wird häufig von Orientierungslosen missbräuchlich verwendet. Insofern passt es gut in das Konzept. Zudem geht es dem Konsum-System nicht primär um das Erreichen eines Zieles, sondern um den Konsum an sich. passt.

Die folgenden Zeilen wiederholen nur die Orientierungslosigkeit. Wiederholungen sind meist problematisch.

Zitat:
Höchste Zeit auch für mich auf einen neuen Versuch zu starten, ich weiß, diesmal werde ich es schaffen. Ich muss mich nur noch mehr bemühen die Schablone präzise anzulegen: “Ich hab sie doch mit eigenen Augen gesehen, die glücklichen Menschen mit ihrem strahlend weißen Lachen.”

Karikiert die falsche Schlussfolgerung, die viele Mitmenschen treffen. Schließlich war nicht die Schablone schuld, sondern die Farbe. passt für mich.

Es gäbe natürlich noch genauere Fehlerkritik, aber so viel zunächst einmal von mir.

Für den ersten Versuch aber schon recht gut, daran zu arbeiten lohnt sich wohl.

LG
EWJoe


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Kulissen schiebt man gerne vor die Wahrheit, verdeckt sie auch durch viel Theater. Nur Backstage offenbart sie sich.
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Gast







Beitrag15.02.2015 16:41

von Gast
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Hallo Tunlich!

Ich halte den Text für nicht sonderlich gelungen. Er scheint gleichzeitig die Welt erklären und eine Geschichte erzählen zu wollen; und tut am Ende nichts davon, weil er ständig nach Gutdünken wechselt und springt. So kommt kein Eindruck von Geschlossenheit und Notwendigkeit zustande, und die Aufmerksamkeit des Lesers kann nicht gehalten werden.

Also: Entscheide dich, welche Art von Text es werden soll!

Handwerklich geht bei noch was bei Zeichensetzung, Groß-/Kleinschreibung; manchmal bist du nachlässig in deiner Ausdrucksweise:

"und die Möhre rückt mit jedem Schritt ein Stück von ihm weg."

Das tut sie doch gerade nicht; sie bliebt immer im selben Abstand?!

(Wie hast du diese "versetzten Punkte" hinbekommen bei den ä, ö, ü? Sieht lustig aus ...)

Gruß,

Ferdi
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tunlich
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag15.02.2015 16:59

von tunlich
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Ich werde mir die Kritikpunkte heute Abend  genau ansehen und darauf eingehen. Der Text hat auf jeden Fall viele Probleme. Wiederholungen mag ich an Texten immer sehr gerne, den Einwand sehe ich fast schon als Kompliment an :)

Vielen Dank für die vielen Antworten!
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag15.02.2015 17:20
Re: Die Glückschablone
von lupus
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Hallo Tunlich,

herzlich willkommen.

Gleich einmal vorweg: man merkt, dass du schreiben kannst. Satzstrukturen variieren, Grammatik, Orthografie passen. Es liest sich gut - jeder Satz für sich.

In der Komposition scheint das ganze nicht zu wissen, wo es hin will.



Zitat:
Ich lasse meinen Blick streifen, sehe zufriedene Menschen, perfekte Körper und strahlendes, weißes Lachen. Diese Menschen platzen fast vor Glück. Sie sind alle sehr freundlich und laden mich ein, ihre Völle mit ihnen zu teilen. Nein, nicht nur mich, tatsächlich ist jeder herzlich willkommen, wenn er nur etwas Geld investiert. Dort gleich neben ihrer Einladung hängt ein Preisschild: Ich kann ihre vollkommenen Momente kaufen und ich finde hier auch neue Freunde. Im Konsum kommen wir zusammen, geschmeidig läuft unser Zusammenspiel. Fast so präzise wie Zahnräder in einem Uhrwerk greifen unsere Handlungen ineinander. Jeder für sich und doch alle gemeinsam inszenieren wir unser kopiertes Glück. Wir teilen etwas, und endlich heb’ ich mich ab von den Bedürftigen. Ich glänze durch mein neues „Glücksprodukt“. Mein Abbild betrachtend, räkele ich mich in der neidvollen Anerkennung der Außenwelt. Ich befriedige meine Bedürfnisse und verstärke zugleich die Bedürftigkeit der Anderen.


Also, das wäre ein guter Anfang für eine längere KuGe oder sogar für einen Roman, für diesen kurzen Text ist das mE viel zu ausladend. Außerdem - bei allem Verständnis - schimmert mir hierinhaltlich zu banale Kapitalismus-kritik durch (v.a. der letzte satz) oder zumindest Kritik an der Konsumgesellschaft. Und da ist der Haken: wenn Kritik, die jadurchaus berechtigt ist, dann echte, nicht dieses übliche Worthülsenspiel. Der zweite Haken: wenn kritik, dann versteckt, nicht so offensichtlich. Deshalb: Roman - in dem die kritik ausgebaut, hinterfragt werden kann - ja, KuGe ja,, aber nicht in dieser Art der Kürzest-Prosa.

Zitat:
Tag ein Tag aus arbeite ich fleißig, um mein Leben mit der Glücksschablone Stück für Stück auszumalen. Die Farben allerdings wollen einfach nicht halten. sehr cool - überhaupt das mit der schablone: nette IdeeEgal wie oft ich ansetze, sie blättern immer wieder ab. “Wie kann das sein?” Ich fühle mich doch schon wie eine Weihnachtsgans. Ich bin vollgestopft bis zum Hals und habe dazu noch die Gnade eines Arbeitsplatzes - glücklich bin ich dennoch nicht.


hier wieder: die Gedanken werde zu oberflächlich transportiert, zu explizit wieder gegeben - fast Essay-mäßig

Zitat:
„Kopf hoch, der Weg ist das Ziel“ sage ich mir aufmunternd. Ich richte also den Kopf auf und mein Blick fällt zurück auf mich. „Wo bin ich?“ Umgeben von unendlichen Möglichkeiten mein Glück zu erwerben, habe ich die Orientierung verloren. Ziellos eile ich von hier nach dort. Ich wurde in die Irre geführt. Mein Weg ist gar nicht das Ziel. Ich befinde mich auf Abwegen. Meine Jagd nach Glück gleicht dem Versuch eines Esels die Möhre, die mit einer Angel vor seinem Karren befestigt ist, zu erreichen: Jedes mal, wenn der Esel einen Schritt auf die Möhre zugeht, zieht er den Karren an seinem Geschirr ein Stück nach vorne und die Möhre rückt mit jedem Schritt ein Stück von ihm weg. Blind für den Weg, auf den er geführt wurde, läuft er wie verrückt nach der Möhre. Hat er den Karren weit genug gezogen, wird ihm die Möhre gnädig als Lohn gereicht. Doch „Oh weh“ denkt sich der Esel, die Möhre ist von innen madig, nur von Außen betrachtet sah sie schmackhaft aus. Sie stillt noch nicht mal seinen Hunger, den er von dem Versuch sie zu erreichen hat. “Ich sollte dringend noch eine zweite Möhre ausfindig machen”, denkt sich der Esel. Welch Glück, dass vor ihm gerade jetzt eine noch viel schönere Möhre hängt und er trabt freudig los.


die Beschreibung des Esel mit der Möhre geht viel zu sehr ins Detail -- du beschreibst etwas, von dem jeder Mensch weiß, was es ist.

Zitat:
Höchste Zeit auch für mich auf einen neuen Versuch zu starten, ich weiß, diesmal werde ich es schaffen. Ich muss mich nur noch mehr bemühen die Schablone präzise anzulegen: “Ich hab sie doch mit eigenen Augen gesehen, die glücklichen Menschen mit ihrem strahlend weißen Lachen.”


Die Analogie fällt zu einfach aus

Fazit: gut geschrieben, aber mE hast du dich in der Form vergriffen. Zu oberflächlich (i.S.v. zu wenig hinterfragt) einerseits, an anderen Stellen zu sehr ins Detail - der philosophische Touch, den deine Geschichte hat, geht dadurch verloren. Wie gesagt: ich würde diese Überlegungen in eine Handlung einbauen und daraus eine Kurzgeschichte machen.

hoffe jetzt sehr, die Kritik fiel nicht zu schlimm aus, das war nämlich gar nicht meine Absicht, v.a in Anbetracht der Tatsache, dass du tatsächlich ziemlich gut schreibst.

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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tunlich
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag15.02.2015 17:48

von tunlich
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Ich bin extrem begeistert davon, dass ich hier so viele ausführliche Rückmeldungen bekomme und nicht einfach nur Beleidigungen und blöde Kommentare zu meinem Stil kassiere. Auf diese Weise bekomme ich gerne harte/ehrliche Kritik.

Ich bin euch dafür sehr sehr dankbar!
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tunlich
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag15.02.2015 21:49

von tunlich
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Ich möchte doch etwas mehr Kontext zu dem Text geben und ihn nicht losgelöst stehen lassen. Diesen findet ihr in meiner Reaktion auf EWJoe. Wie ich euren Kritiken entnehmen konnte hat einiges funktioniert - vieles aber leider überhaupt nicht.

@EWJoe
Es ist nicht mein erster Versuch. Der erste Anlauf war dermaßen unstrukturiert, dass ich mich nicht einmal selber verstanden habe. Meine Idee ist auch nicht sonderlich neu, sie ist sogar geklaut stark beeinflusst.

Ich habe den Zauberberg gelesen und dachte es müsse unbedingt eine moderne Klinikgeschichte geben. Gestörte Charaktere mit modernen Zivilisationskrankheiten führen scheinbar kluge Diskussionen - doch sie kommen nicht weit. Jeder Charakter bleibt für sich und geht nicht auf seinen Gegenüber ein. Kein Fortschritt, keine Entwicklung, kein fruchtbarer Austausch von Gedanken. Es bleibt ausschließlich bei oberflächliche Annäherungen.  Der Sprecher  meiner Geschichte ist ausgebrannt, gescheitert und seit mindestens 2 Monaten auf Kur. Er wird wohl noch eine Weile dort bleiben, denn tief im Inneren will er dem "wahren" Leben entfliehen.

Deine Interpretation der Glücksschablone (Konventionen etc.) ist genau das, womit ich spielen wollte. Es geht mir darum mit den Bildern Anreize zu bieten, die einen leichten Einstieg in den Gedankengang meines Erzählers fördern - jedoch (unbedingt!) keine Lösung der Probleme liefern. Mir ist es wichtig, dass der Gedankengang ein Zirkel ist (daher auch öfter diese "Wiederholungen der Orientierungslosigkeit").

Deine Anmerkungen zu sprachlichen Fehlern habe ich übernommen.

@Papa Schlumpf
Ich habe den Text nicht direkt nach meiner Vorstellung geschrieben. Der liegt bereits eine Weile hier rum. Ich habe ihn lediglich abgetippt. Es ist also doch nicht ganz so beeindruckend ;)

@Constantine
Einen Absatz lang konnte ich dich halten, fast ein kleiner Erfolg! Schade, dass ich dich dann verliere. Ist doch genau der von dir beschriebene Bruch das, was ich versucht habe irgendwie einzufangen. Ein Prozess ohne Erkenntnisanspruch/-gewinn: halb wollend doch zu sprunghaft und schlussendlich im Depressiven verharrend. Die sprechende Person wird sich aller Voraussicht nach nicht ändern.

Ich merke aber selber, dass es nicht aufgeht. Trage ich den Text laut vor, kann ich mit meiner Betonung und Ausdruck der Stimme spielen. Als gedruckter Text, so schwarz auf weiß, kommt überhaupt keine Emotion beim Lesen auf.

@ferdi
Dein Kommentar trifft den Punkt. Ich frage mich nur wie es möglich sein könnte den Eindruck von Geschlossenheit und Notwendigkeit zu vermeiden und dennoch interessant zu bleiben. Das ist mir leider nicht gelungen. Mit der Möhre hast du vollkommen Recht.

Was meinst du genau mit "Nachlässig in der Ausdrucksweise" und mit diesen versetzten Punkten?

@lupus
Es soll Nirgends hinführen, das wollte ich. Du hast einerseits Recht, die Kritik bleibt banal... Andererseits ist mein Protagonist ein normaler Angestellter und kein Intellektueller. Klar möchte ich Kritik äußern, aber eher durch dieses Gefühl "es läuft etwas falsch", ohne dabei über alltägliche Beobachtungen hinaus zu gehen. Ich will auf keinen Fall eine Problemlösung oder ähnliche bieten. Mir geht es darum, dass man gut in den Gedanken einsteigen kann, dann aber unbefriedigt damit alleine gelassen wird. Dies soll eine tiefe Unzufriedenheit, die Teil meines Charakters ist, transportieren und einen Hinweis liefern, warum er als Patient in die Parallelwelt "Klinik" abtaucht und "krank" bleibt.  

Deinen genauen Anmerkungen darüber, wo ich zu sehr ins Detail gehe, finde ich toll! Schade, dass der philosophische Touch verloren geht. Ich habe tatsächlich mal Philosophie studiert. Auch ein wenig zum "Ende der Geschichte" bei Hegel, Fukuyama etc. Aber das ist lange her und ich kann und möchte auch keine Antworten darauf geben.

Mich macht es ein wenig stolz, dass du meintest ich könne ziemlich gut schreiben. Ich war in der Schule grundsätzlich die "5" in Deutsch und galt als untalentiert. In der Uni wurde es zwar besser... EGAL meine Lebensgeschichte erzähle ich ein anderes Mal :D


@Alle Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt auf meinen Text einzugehen!
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lupus
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Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag15.02.2015 23:22

von lupus
Antworten mit Zitat

Zitat:
@lupus
Es soll Nirgends hinführen, das wollte ich. Du hast einerseits Recht, die Kritik bleibt banal... Andererseits ist mein Protagonist ein normaler Angestellter und kein Intellektueller. Klar möchte ich Kritik äußern, aber eher durch dieses Gefühl "es läuft etwas falsch", ohne es dabei über alltägliche Beobachtungen hinaus zu gehen. Ich will auf keinen Fall eine Problemlösung oder ähnliche bieten. Mir geht es darum, dass man gut in den Gedanken einsteigen kann, dann aber unbefriedigt damit alleine gelassen wird. Dies soll eine tiefe Unzufriedenheit, die Teil meines Charakters ist, transportieren und einen Hinweis liefern, warum er als Patient in die Parallelwelt "Klinik" abtaucht und "krank" bleibt.
  

hm, dass du keine Lösungen anbieten willst, halte ich für eine ausnehmend gute Idee, ist auch in der Gegenwartsliteratur state of the art. dafür allerdings - wie angedeutet bedürfte es einer Darstellung des Für und Wider, so, dass der Leser im Endeffekt mit der Entscheidung 'wieder' allein gelassen ist, wie auch im realen Leben. Die Darstellung eines einzigen Gedankengangs, also ausschließlich einer Seite der Medaille hat zwar den effekt, dass der Leser unbefriedigt zurück bleibt, so wie von dir intendiert, allerdings weniger, weil er wieder keine Lösung hat oder weil er sich in den Protagonisten hinein versetzt sieht, sondern - so zumindest ging es mir - weil er dem Autor - möglicherweise unberechtigt - den Vorwurf macht, sich (1) nicht genug mit der Thematik aus einander gesetzt zu haben oder (2) einfach zu wenig Energie in den Text gelegt zu haben. Desahlb auch mein Anregung, den Stoff auszuweiten und daraus - oder beim nächsten Mal - eine KuGe zu basteln.

Zitat:
Andererseits ist mein Protagonist ein normaler Angestellter und kein Intellektueller


Diesem Satz liegt mE ein grundlegendes Missverständnis zu Grunde: Nur weil ein Protagonist kein Intellektueller ist, muss er erstens nicht nicht intellektuell sein. Klingt blöd. Was gemeint ist: Weder Leser noch Protagonisten sollte man unterschätzen Wink Zweitens und viel wichtiger: was machst du, wenn du über einen Analphabeten schreibst oder über jemandes, dessen IQ bei 65 liegt (als Extremfall). Der IQ oder der Bildungsgard sollte sich nicht in der Qualität des Textes wider spiegeln, sondern in der Art wie(!) er denkt, mehr noch wie er handelt. Das aber kann durchaus auf höchstem sprachlichen Niveau statt finden.

Zitat:
Deinen genauen Anmerkungen darüber, wo ich zu sehr ins Detail gehe, finde ich toll! Schade, dass der philosophische Touch verloren geht. Ich habe tatsächlich mal Philosophie studiert. Auch ein wenig zum "Ende der Geschichte" bei Hegel, Fukuyama etc. Aber das ist lange her und ich kann und möchte auch keine Antworten geben.


Der philosophische Touch geht nicht etwa deshalb verloren, weil der Text diesen philosophischen Touch an sich verlöre, sondern (1) weil du den Leser anfängst -sorry - zu langweilen, wenn du über Dinge schreibst, die jeder Mensch kennt und (2) weil die Message dadurch zusätzlich banalisiert wird und durch die unnötigen Details überlagert wird. Das hat an sich nichts damit zu tutn, ob du Philosophie studiert hast oder nicht, dein Text ist ja kein Traktat, sondern ein literarischer Text.

Zitat:
Mich macht es ein wenig stolz, dass du meintest ich könne ziemlich gut schreiben. Ich war in der Schule grundsätzlich die "5" in Deutsch und galt als untalentiert. In der Uni wurde es zwar besser... EGAL meine Lebensgeschichte erzähle ich ein anderes Mal lol2


Dass der Deutschunterricht nicht zwangsläufig damit zu tun hat, ob jemand schrieben kann oder nicht, is ja bekannt Smile

noch einmal: mir gefällt dein Idee und deine Schreibe, aber die Umsetzung hapert noch ein bisserl. Viel  Spaß beim weiter schreiben.


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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tunlich
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag16.02.2015 00:42

von tunlich
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Langweilig/trivial sollte es natürlich nicht werden, verdammt ! Dann hole ich bei nächster Gelegenheit den Rotstift raus und lass mich überraschen was noch übrig bleibt.
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WilliamSteel
Schneckenpost
W

Alter: 27
Beiträge: 9



W
Beitrag18.02.2015 16:26

von WilliamSteel
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Dann werde auch ich noch meinen Senf dazu abgeben.^^

Die Idee gibt es natürlich schon sehr oft, wir haben davon gehört, es gelesen und in uns verinnerlicht. Auch wenn wir immer wieder die gleichen Fehler machen, was wohl an unserem Mensch sein liegt.. aber wir wollen beim Text bleiben Laughing

Ich finde die Bilder, besonders am Anfang, noch recht spannend. Auch die "Glücksschablone" konnte man hier sehr gut einbauen. Was ich ein wenig problematisch finde, ist das Beispiel mit dem Esel und der Möre. Nicht nur die besondere Betonung des Vorganges, sondern auch die Anwendung dieses, schon so oft verwendeten Beispiels. Aber das ist nur meine Meinung.^^

LG,
William Steel
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tunlich
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


Beitrag18.02.2015 23:00

von tunlich
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Hallo William,

ehrlich gesagt gefällt mir dieses "und er trabt freudig los" an der ganzen Geschichte am besten - auch wenn das Bild abgegriffen ist.

Ich werde mich leider erst wieder Ende Februar daran setzten können, um die Idee weiter auszuformen und Bestehendes abzuschleifen. Zurzeit muss ich fristgerecht 'nen trockenen Bericht fertigstellen.

Tunlichst !
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