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wenn schon das schreiben


 
 
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag29.01.2015 06:05
wenn schon das schreiben
von Lorraine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

.


    wenn schon das schreiben und schließen gewalt ist

    in lachen aufblitzen von zerrspiegellicht aus
    quellen unbekannter tiefen idee eines sterns greif zu
    auchgültig leckt sich die katze im hof
    hinter dem haus führt die straße die
    nach dem leid benannte vorbei und mich
    in versuchung der großen worte es folgt
    [je suis]
    kleines nichtstun aller tage da seh ich dich
    wieder scheingeworfene lichter und ketten panzer
    geräderte
    nutzer trampeln rasen und sprengen
    [j'ai suivi]
    meister der gespannten oberflächen klick symbole
    reih und glied gemiedener geschichten
    angebot und ablehnung wie du noch lauerst
    aufschlitzen oder ein tropfen lauge

    aufsitzen und sattelfest durch
    preschen auflehnen
    eilgebieter [dépêche-toi]
    dpa und afp minenspiel und lesen lernen was
    wird wohl geschichte machen woraus
    lassen sich geschichten spinnen unsre ihre
    werden wir gewollt gewünscht gewusst und haben
    wir breschen geschlagen
    [j'aurais pu suivre]
    oder mit bränden gewütet
    [la suite] nicht nur
    den sturm gebannt zu rebellischem haar
    geschlossenen fensters fürwahr
    was uns verscherbelt wird angepriesen
    unten wie oben
    trochäische gleichmacherei und
    wir wälzen

    wem kaufe ich aufbäumen ab oder nur ein durchforsten feiern wir
    das zu erhaltende unter dem pflaster zertrampelte strände was
    wird dort am wasser gespielt
    schreib schnell in den sand was die nächste der wellen dir frisst



.

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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


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Beitrag30.01.2015 11:03

von crim
Antworten mit Zitat

Hi lorraine. Gegen ende hin gewinnt das stück eine kraft, die mir anfangs noch ein wenig gefehlt hat. Das zerrspiegellicht, die idee, der stern, die katze im hof, etc, die straße etc. Das wirkt auf mich fast ein wenig beliebig, aber vielleicht braucht es den blick aus der abschottung der wohnung heraus auf einen minimal kleinen teil der welt, um das gedicht die entwicklung nehmen zu lassen, die es nimmt, hin zu einer infragestellung des umgangs mit ungerechtigkeiten, wie eben der hier deutlich beschriebenen. Je suis zu sagen reicht dem li nicht. Es hält es für ein sich zu leicht machen? Ich spüre wut, über einen kraftlosen widerstand? Und wo ist das aufbäumen gegen andere gräuel? Das transportiert das gedicht für mich mit, mit immer treffender werdenden bildern gegen ende hin, obwohl sie einen sehr großen rahmen bilden plötzlich. Das bild des sturms der nur noch in der frisur steckt,das waldbild, das strandbild. Für sich alle sehr stark, aber zu weit in den motiven? Andererseits eben etwas größeres als der hinterhof. Erstmal soweit. Sicher ein politisches gedicht, das gegen den strom schwimmt.
Lg crim. Ich glaube du hast ein paar mal kleinteilig editiert. Damit ist jetzt erstmal schluss.
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firstoffertio
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Beitrag31.01.2015 00:23

von firstoffertio
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Zitat:
auchgültig leckt sich die katze im hof

Diese und die letzte sind meine Lieblingszeilen.
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Lorraine
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Beiträge: 648
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Beitrag31.01.2015 18:31

von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
Hi lorraine. Gegen ende hin gewinnt das stück eine kraft, die mir anfangs noch ein wenig gefehlt hat. Das zerrspiegellicht, die idee, der stern, die katze im hof, etc, die straße etc. Das wirkt auf mich fast ein wenig beliebig, aber vielleicht braucht es den blick aus der abschottung der wohnung heraus auf einen minimal kleinen teil der welt, um das gedicht die entwicklung nehmen zu lassen, die es nimmt, hin zu einer infragestellung des umgangs mit ungerechtigkeiten, wie eben der hier deutlich beschriebenen.


Bis hierher vollziehe ich nach, crim, kann deine Rückmeldung (danke dafür) gern so stehen lassen, da jedoch:
crim hat Folgendes geschrieben:
Je suis zu sagen reicht dem li nicht. Es hält es für ein sich zu leicht machen? Ich spüre wut, über einen kraftlosen widerstand?

möchte ich gern etwas anmerken:
Der Text ist u.a. ein Versuch, die „doppelte“ Bedeutung von „je suis“ zu thematisieren (= „Ich bin“, aber eben auch „ich folge“, deshalb u.a. im weiteren Text die Bezüge zum Verb „suivre“. Also (für mich) weniger Wut denn ein Nachdenken über die Folgen „ la suite des événements“, auch die Erfahrung damit, wie Empörung aufflammt, wie eilig man es haben kann, oder haben muss (?), sich zu positionieren, dabei dem Strom von Information nicht beikommen, nicht einmal überblicken kann, aus welchen Quellen er sich speist.
Einem Prinzip der Nachfolge abgeschworen zu haben, muss nicht bedeuten, Ersatz finden zu wollen. Was nicht gleichbedeutend mit Gleichgültigkeit oder mangelndem Wertebewusstsein ist. Oder sein muss.
Gewalt. Und Gewaltfreiheit. Inanspruchnahme von Gewaltfreiheit und der „liberté de l'expression“ - nein, das eben wäre nicht ein „es sich zu leicht machen“, nur: Wer mit seinem Namen zeichnet, sollte der nicht wissen, was er tut, wie er schreibt, zitiert, karikiert? Dazu gehört, denke ich, nicht glauben zu machen, das geschriebene Wort sei per Definition das „bessere“ Mittel, erhaben über Manipulation, Gewalt und Unrecht - oder die Hoffnung zu schüren, es sei gleichzusetzen mit Diskussionsbereitschaft.
Wieviel weniger Verantwortung übernehme ich, wenn ich mich einreihe, einem Label oder Symbol "folge" oder - im Gegenteil - wie verantworte ich, Teil einer Masse zu sein, vielleicht in Kauf nehmend, dass aus meinem Namen ein "im Namen von" wird?
 
*
Vom Blick aus dem Fenster zum Hof zu eben diesen „zu weiten“ Motiven. Das trifft so ziemlich das, was ich auch versuchen wollte. Die Unmöglichkeit, die Gefahr des Verallgemeinerns, der verfälschenden Vereinfachung; und die Vermutung, dass die fast zwangsläufige Verzettelung durch ein Überangebot an Information oder was wir dafür halten, Ursprung einer Frustration sein kann und einem Bewusstsein (und dem Schutz) der Kurzlebigkeit enden könnte, die ihrerseits besser ein Fragezeichen verpasst bekäme?

*
crim hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube du hast ein paar mal kleinteilig editiert. Damit ist jetzt erstmal schluss.

Nein, hatte ich nicht. Nicht hier und nicht diesmal smile Dass du das zu bemerken geglaubt hast, liegt vielleicht am Überangebot der Lesarten?
Vielen Dank jedenfalls, dass du hier warst - übrigens brachte mich deine letzte Bemerkung ganz direkt zum Titel des Textes zurück.
Grüsse,
L.

* Liebe firstoffertio,
Danke auch dir, so eine kurze Meldung: tut gut smile
Die beiden von dir erwähnten Zeilen sind mir wichtig.
Grüsse ins I-Land
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nebenfluss
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Beitrag06.02.2015 01:17
Re: wenn schon das schreiben
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine,

ein, selbst für deine Verhältnisse, extrem fragmentierter Text, der schon in der beschaulichen Hofszene meine volle Konzentration beansprucht. Sehr gut gefällt mir ab dem zweiten Lesen die „auchgültige“ Katze, man möchte im Kopf durch „gleichgültig“ ersetzen, doch nicht die Katze ist für mich hier die Instanz, sondern das LI urteilt: So ein Katzenleben ist auch gültig, vielleicht wäre es dem eigenen Menschenleben manchmal sogar vorzuziehen?
(fressen, lecken, kacken, ficken, fressen, lecken etc.)
Eine etwas gewagte Interpretation womöglich, die einer Deutung des Übrigen folgt, und mit dieser steht und fällt.

Deine Bemerkung zur doppelten Bedeutung von „je suis“ passt, hilft (du weißt ja, wie das mit mir und dem Französischen ist). Für mich lag hier vor allem die an anderer Stelle diskutierte Unentschlossenheit zum aktuellen Slogan nahe - „Je suis Charlie ...“ quasi. Die Möglichkeit dieser Lesart hast du ja durch deine Antwort an crim auch bestätigt.
Ebenso zu „la suite“ - ich fragte mich schon, in welcher Hotelsuite ich mir den Ausbruch des wütenden Brandes vorstellen sollte Wink
Auf jeden Fall erfüllen diese Einwürfe die (von mir vermutete) Funktion, die politische Entwicklung in Frankreich als Thema zu deuten.

Extrem fragmentiert, habe ich geschrieben, selbst für dich – dieser, hm, Stil, hat hier möglicherweise sein perfektes Thema gefunden, denn wo es nicht mehr nur um die Innenschau des LI geht, wo sich die mächtigen Nachrichtenagenturen mit den Sprengmeistern zu einem Mienenspiel verbünden, durch das man unbeschadet durchzupreschen nur hoffen kann, da strömen die flutartigen Reize noch ganz anders auf uns ein. Eigentlich verlangen sie nach Information und Interpretation: Wer zertrampelt da den Rasen – spielende Kinder oder Soldaten? - und wer sprengt (ihn), mit Wasser oder ...
doch nein - Eilgebieter muss schnelle Entscheidungen treffen. Der (Zeit-)Druck ist groß. Da ist von einer (zum fast-Zerreißen?) gespannten Oberfläche die Rede, die du in diesem  „garten-idyllischen“ Kontext sehr gekonnt integriert hast. Ich sehe die Bettlaken im Wind flattern -> es können auch diese Spann-Bettlaken sein, aber darauf kommt es wohl kaum an.
Sehr abrupt finde ich den Assoziationssprung zur Klick-Schaltfläche. Doch, sicher, auch hier herrscht oft die Hektik, das Nur-schnell-noch über den Gedanken der Sinnhaftigkeit. Ich vermag den abstrakten Zusammenhang zwischen den Bildern herzustellen, aber gefühlt muss ich das insgesamt zu oft leisten, insgesamt hält das Gebilde nicht. Möglicherweise das, was crim mit "zu weit in den Motiven" meint. Mag Absicht sein?!
Etwas ins Detail hier:
Zitat:
nicht nur
den sturm gebannt zu rebellischem haar

greift ein Gefühl (eine Desillusion) bei mir auf, gefällt mir sehr gut
Zitat:
geschlossenen fensters fürwahr

verdeutlicht die Zeile davor, nichts dagegen. Der (plötzliche) Reim fungiert als zusätzliche Verstärkung, laut gelesen könnte man sich hier den Höhepunkt des Vortrags vorstellen, nur ... finde ich das altertümliche "fürwahr" sprachlich deplatziert.
Zitat:
was uns verscherbelt wird angepriesen

Mir gefällt die doppelte Option durch das „fehlende Komma“.  

Ich stimme crim zu, dass die abschließenden Zeilen am Strand für sich stark sind, im düsteren Kontext melancholisch wirkend, die mich als Abschluss dieses Textes aber (bis jetzt) nicht überzeugen konnten.

Fragen:
Der Titel – schreiben und schließen? (Da habe ich keine Idee zu.)
Kettenpanzer-geräderte Nutzer? (Schwieriges Bild – man bewegt sich doch auf Ketten oder Rädern? Beides zusammen gibt es am Fahrrad, aber da passt der Panzer nicht dazu)

Stellen, mit denen ich nichts/kaum was anfangen konnte:
Zitat:
angebot und ablehnung wie du noch lauerst
aufschlitzen oder ein tropfen lauge

Zitat:
und
wir wälzen

Wen oder was wälzen wir denn?

Wieder ein Stück Lyrik von dir, dass mich beschäftigt (hat und fortgesetzt tut) und bei mir hängen bleiben wird.
Danke dafür.

LG


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Lorraine
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Beitrag09.02.2015 09:52

von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Extrem fragmentiert, habe ich geschrieben, selbst für dich – dieser, hm, Stil, hat hier möglicherweise sein perfektes Thema gefunden, denn wo es nicht mehr nur um die Innenschau des LI geht, wo sich die mächtigen Nachrichtenagenturen mit den Sprengmeistern zu einem Mienenspiel verbünden, durch das man unbeschadet durchzupreschen nur hoffen kann, da strömen die flutartigen Reize noch ganz anders auf uns ein. Eigentlich verlangen sie nach Information und Interpretation: Wer zertrampelt da den Rasen – spielende Kinder oder Soldaten? - und wer sprengt (ihn), mit Wasser oder ...
doch nein - Eilgebieter muss schnelle Entscheidungen treffen. Der (Zeit-)Druck ist groß. Da ist von einer (zum fast-Zerreißen?) gespannten Oberfläche die Rede, die du in diesem  „garten-idyllischen“ Kontext sehr gekonnt integriert hast. Ich sehe die Bettlaken im Wind flattern -> es können auch diese Spann-Bettlaken sein, aber darauf kommt es wohl kaum an.
 

Hallo nebenfluss,
Erstmal vielen Dank für dein Feedback in der Besenkammer im Wertstoffcenter. Ein wenig als Text-Bewegungsmelder, aber auch als findiger Blicksprungs- und Assoziationsaufzeichner bist du mir sehr willkommen. Mein Antwortversuch hat viel zu lange auf sich warten lassen – entschuldige bitte.
nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Sehr abrupt finde ich den Assoziationssprung zur Klick-Schaltfläche. Doch, sicher, auch hier herrscht oft die Hektik, das Nur-schnell-noch über den Gedanken der Sinnhaftigkeit. Ich vermag den abstrakten Zusammenhang zwischen den Bildern herzustellen, aber gefühlt muss ich das insgesamt zu oft leisten, insgesamt hält das Gebilde nicht. Möglicherweise das, was crim mit "zu weit in den Motiven" meint. Mag Absicht sein?!

„Klick-Schaltfläche“ - du nennst eine Assoziation beim Namen, ich kann dich nur auf Motive zurückverweisen, die ich in einer Gruppe zusammenfassen würde, ginge es darum, einem anstößigen Texterklärungsbedürfnis nachkommen zu wollen:
Zitat:
geräderte 
nutzer trampeln rasen und sprengen 
[j'ai suivi] 
meister der gespannten oberflächen klick symbole 
reih und glied gemiedener geschichten 

Du schreibst selbst von einer „(zum fast-Zerreißen?) gespannten Oberfläche“.  
Leser, Nutzer, User; wir nutzen Informatios-, Kulturangebote, bedienen uns dabei einer Benutzeroberfläche, folgen (nicht immer bewusst) einer Ordnung oder auch Hierarchie, oder schaffen sie uns. Klick-Symbole, Ikonen, Reiter offener Seiten, Gespeicherte Links, (Zu-)Griffbereites.
Sprengmeister, Webmaster, Verkabelung, Vernetzung, Schnelligkeit, Brutalität, (Tret-)Minen (das, was ich als „MedienGewalt“ empfinde) und ja, dass ein „Gebilde“, oder eine Bebilderei, die man sich bastelt, nur schwer Zusammenhalt bekommt, das ist ein Gefühl, das ich durchaus transportieren wollte, mir selbst ging und geht es nicht anders. Wenn dieser Text im Zuge der Ereignisse in Frankreich zu Beginn des Jahres entstanden ist, dann auch, weil die Schwierigkeit im Umgang mit „Information“, die aus allen denkbaren Quellen zu einem nicht abreißenden Strom wird; die Feststellung, sich durch das Springen zwischen französisch-, deutsch- oder englischsprachigen Seiten oder Sendern offensichtlich einem dauernden Perspekivwechsel auszusetzen (wobei schnell klar wird, wie groß die Unterschiede in der Wahrnehmung sein müssen, schon mitten in Europa); Ländergrenzen, Sprachbarrieren: es gibt sie noch und ich erlebe unterschiedliche Gewichtung von Information, kulturell-geschichtliche „Einfärbung“ von Wahrnehmung, die sich wiederum in den Gesamtstrom einspeist, zwar insgesamt als Bereicherung, in Zeiten der Beschleunigung aber (wieder) die Gefahr der verfälschenden Vereinfachung und leichtfertiger Bestätigung von Klischees in sich trägt.

Zitat:
angebot und ablehnung wie du noch lauerst 
aufschlitzen oder ein tropfen lauge 


Augenblicke, Ausblicke, Angebot und Nachfrage/Aufgebot und Auflehnung/Anbieter – anbieten-ablehnen ↔ aufbieten (Kraft zum Widerstand), auflehnen.
Und hier komme ich wieder zur einer bis zum Zerreißen angespannten Situation. Das, was auf Oberflächen passiert, durch sie (auch eine scheinbare Kohäsion unter einzelnen Nutzern, ein Einstehen für eine gemeinsame Sache, ein Ziel, für welches geworben wird, als sei es durch die Aktualität selbst brandneu und nicht: eine Selbstverständlichkeit, deren Wert wir uns aber nicht bewusst gemacht, deren Verteidigung wir schon zuvor anderen überlassen haben.
Was aber, wenn du dahinter sehen willst? Wenn du eine implizite Aufforderung zur (oberflächlichen) Nachfolge als Nötigung, als weitere, wenn auch sanft oder manches Mal salbungsvoll daher kommende mediale Gewalt empfindest? Einer Oberfläche wie dieser wird man weder durch weitere Blindwütigkeiten noch mit listiger Chemie beikommen; was quölle dahinter hevor, was senkte sich ab oder ginge unter? Dennoch, sogar dem eigenen Trotz bin ich ja (manchmal) ausgeliefert, er lauert.

Lieber nebenfluss, ich selbst wälze das Ganze ja noch (weiter), unten und oben: Richtung und Richten unterscheiden zu können, es zu wollen, bei der schnellläufigen (trochäischen), auch gleichmacherischen (im Sinne von Ideologie oder sanfter: Wir-Gefühl durch geteilte (oder gelikte) Wertvorstellungen) Informationsflut, die keinen Redaktionsschluss mehr kennt, die dem unter Schlafmangel leidenden Weltbürger kaum noch Zeit lässt, durch sein echtes Fenster einen Blick nach draussen zu werfen, diesem Druck nicht nachzugeben, nicht zu resignieren, wie geht das?
Für mich stehen die letzten Verse für einen ganz persönlichen Rhythmuswechsel, nicht ein Resignieren, dennoch: das Recht zum Zweifel, das Recht, mich auf vergangene Erfahrung zu berufen, das Wissen um Wellenbewegung und Vergänglichkeit und ja, auch Fatalität.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wieder ein Stück Lyrik von dir, das mich beschäftigt (hat und fortgesetzt tut) und bei mir hängen bleiben wird. 


Nochmals Danke dafür, dass du, dass ihr euch gemeldet habt – wie sonst könnte ich versuchen mir vorzustellen, wie an einen Text heran gegangen wird, wenn nicht durch Leser, die sich von ihrer Zeit nehmen und mir ihr Lesegedanken schenken? Etwas, was nicht wirklich mit diesem speziellen Text zu tun hat, ich klebe es für dich hierher, es stammt aus einem „Projekt“ … wink  und es sind Gedanken zur „Textwerdung“, zur Lyrik (aus „Verfahren“).


Lola hat Folgendes geschrieben:
Ich blättere weiter im roten Notizbuch. Die Blicke eines Lesers, hinterließen sie Spuren, was wäre zu erkennen? Vor und zurück, besser: von links nach rechts, dann vom Ende der Zeile zum Beginn der nächsten springend, Z, eins ums andere, eine Zickzack-Linie; darüber einige Kettfäden, wenn die Seite von oben nach unten vom Blick noch einmal abgetastet wird, er an einzelnen Wörtern hängen bleibt: Knoten. Ein wirres Gewebe von Blicklinien, aber: ein Gewebe? Wird also ein Text zum Text, wenn er gelesen, weil er gelesen wird? Das hier? Gesponnenes, durchscheinend; Stoffreste. Oder auch nur Entwürfe eines Textildesigners, dazu bestimmt, Ideen zu sammeln; Variationen, Skizzen, verschiedene Farbkombinationen: Abstimmung.


Bis sehr bald smile
Lorraine
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nebenfluss
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Beitrag10.02.2015 18:39
Re:
von nebenfluss
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gelesen
.


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Rübenach
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Beitrag31.03.2015 07:41

von Rübenach
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ich pusche das mal, weil Lorraine ihr Gedicht jetzt auch eingesprochen hat.

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nebenfluss
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Beitrag31.03.2015 10:15

von nebenfluss
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Oh! Dafür warst du heute nacht also hier, um das hochzuladen?
Ich hoffe, meine PN ist dir dabei nicht in die Quere gekommen.

An den Binnenreim aufschlitzen - aufsitzen erinnere ich mich gar nicht. Möglicherweise fiel er mir nun in der akustischen Variante erstmalig auf.

Ich hätte es mir wohl - hätte ich intensiv darüber nachgedacht - etwas lauter und wütender vorgestellt (und eine Temposteigerung beim durchpreschenden Eilgebieter), aber vielleicht hast du das probiert und verworfen? Ich empfinde deine Stimme ja auch in natura als sehr leise, so dass sich das relativiert - vielleicht habe ich auch so etwas wie einen 'tauben Fleck' im Frequenzgang, dort wo du auftriffst.
Oder du wolltest deine ... wie du sie immer nennst: Schutzbefohlenen nicht aufwecken.

Betonung, Akzentuierung, das sitzt jedenfalls, in meinen Ohren.
Du bist einwandfrei zu verstehen, die Technik scheint deutlich besser mitgespielt zu haben als bei der Vorlesbar damals.


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Lorraine
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Beitrag24.04.2015 11:09

von Lorraine
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Hallo Nebenfluss,
nicht zum ersten Mal: späte Antwort, aber doch.

Zitat:
Betonung, Akzentuierung, das sitzt jedenfalls, in meinen Ohren.
Du bist einwandfrei zu verstehen, die Technik scheint deutlich besser mitgespielt zu haben als bei der Vorlesbar damals.


Schönen Dank dafür. Hausgemacht kriege ich das viel besser nicht hin. Inzwischen sind die Nebenhöhlen frei, der nächste Versuch sollte weniger nasal ausfallen. smile
Bis bald, B. C. (editiert rotwerd )

L.
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