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Charlotte Schwarz
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 11
Wohnort: Halle (Saale)


Beitrag04.01.2015 03:06
[Der Uhrmacher]
von Charlotte Schwarz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Seit mehreren Jahren arbeite ich an einem Low Fantasy Roman, die Handlung ist immer komplizierter geworden, das angestrebte Ende immer ernüchternder und in der Planung ist es mittlerweile eine Trilogie.
Den Prolog schrieb ich viel später, auf der Rückfahrt meiner letzten Schulreise. Mittlerweile ist er gefühlte hundert Mal überarbeitet - ich bin froh, dass der Sprecher der gleiche geblieben ist.

Zwar wird es letztendlich nicht [Der Uhrmacher] heißen, weil eine andere Gruppe in das Zentrum des Romans rückt, doch fand ich den Titel im Moment recht treffend.

Jetzt lade ich euch ein, meinen Prolog zu lesen und ehrliche Kritik zurückzulassen. Eure Gedanken und Anregungen dazu (und zum Sprecher) würden mich ebenfalls interessieren, weil es das schlimmste ist, würde euch der Prolog vollkommen kalt lassen.  

Viele Grüße


Prolog


 Es ist nicht leicht, dem Tod auszuweichen.
 
 Über die Jahre, in denen ich meine sorgfältigen Forschungen betrieb, habe ich drei Theorien aufstellen können, die  meine Hypothese zweifelsfrei beweisen: Jeder begegnet im Laufe seines Lebens unweigerlich auf die ein oder andere Art dem Tod. (Nebenbei bemerkt, ist es selbst für mich anerkennenswert wie ungestüm sich die Zeiten ändern können. Und das soll was heißen!)
 
 Die erste und meiner Meinung nach augenscheinlichste Theorie ist, selbst zu sterben. Ich nenne sie die direkte Konfrontation mit bedingter Todesfolge. Leider ist die oft implizierte Absicht, Nicht-zu-Sterben, für die meisten – ich korrigiere, alle – Menschen so und so ein Ding der Unmöglichkeit. In den Jahren meiner Studien ist mir noch niemand begegnet, der es geschafft hätte, sich den sinnlosen Traum vom ewigen Leben zu erfüllen. Auch, wenn sich die Wissenschaft und ihre impertinenten Anhänger diesbezüglich – immer noch ergebnislos – Mühe geben, mir und der begierigen Menschheit das Gegenteil zu beweisen. Abgesehen davon, dass man aus so genannten natürlichen Gründen sterben könnte, lauern selbst in unserem modernen Leben des 21. Jahrhunderts an jeder Ecke bekannte und unbekannte Gefahren, die gleichsam unser Ende bedeuten könnten. Der eigene Tod muss demgemäß keineswegs durch fortschreitendes Alter oder gewöhnliche sowie außergewöhnliche Unpässlichkeiten hervorgerufen, sondern kann ebenso durch einzigartige Ungeschicklichkeiten des menschlichen Handelns beordert werden. Eine Kette von unglücklichen Zufällen ist ausreichend, um das Leben eines ahnungslosen Individuums zielsicher zu beenden. Von mondänen Unfällen oder Verbrechen spreche ich an dieser Stelle noch nicht, da das Opfer sich dann zumeist selbst – wenn auch nur in den letzten Sekunden – errechnen kann, dass es nicht mehr lange unter den Lebenden weilen wird. Ich rede von den spontanen, unerwarteten Todesursachen. Das, was das Leben überhaupt erst interessant macht. Die erwarteten sind weniger amüsant, das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen. Leicht zu ertragen sind beide nicht, zumal man selbst leblos endet.
 
 Meine zweite Theorie nenne ich die indirekte Konfrontation mit oder ohne Nebenwirkungen. Nebenwirkungen beziehen sich hierbei nicht ausschließlich auf körperliche Folgen. Vor allem die Psyche kann unter Umständen mehr oder minder stark betroffen sein. Wir Lebenden sind fortwährend in der Nähe von solchen, die sterben. Wenn man dem Tod geschickt ausweichen will, sollte man, so denke ich, auch darauf achten, sich von anderen, insbesondere von Sterbenden, fernzuhalten. Denn so, wie das eigene Leben jederzeit und allerorts beendet werden kann, können wir auch jederzeit und allerorts bei anderen Zeuge davon werden. Unvermeidlich birgt diese Theorie bei korrekter Ausführung eine Nuance sozialer Isolation mit sich. Temporär darf man sich natürlich in Gesellschaften aufhalten, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich selbst genieße den Vorzug kurzweiliger sozialer Interaktion. An Voriges denken die wenigsten, doch ist dieser zweite Teil meines Denkansatzes von größter Bedeutung. Für mich und zahlreiche Berufsbranchen. Denkt nur an Pathologen, Feuerwehrleute, Polizisten, Schaulustige, Mörder...  Sie alle begegnen dem Tod auf indirekte Weise, ohne seine Indifferenz wahrzunehmen, die gleich der Kontinuität eines perpetuum mobile das Geschehen überschattet.

 Noch weniger Menschen würden in klaren Stunden, geschweige denn in ihren benebelten je meinen dritten und finalen Denkansatz als betrachtungswürdig erkennen. Den stärksten Beweis dafür, dass es besonders einem Teufel schwer ist, dem Tod auszuweichen nenne ich die direkte Konfrontation des eigenen Ich. (Freud wäre berechtigterweise Stolz auf mich gewesen. Ich kannte ihn, aber das sei nur am Rande erwähnt.) Wir müssen uns nicht immer bei Sterbenden aufhalten, um den Tod nahe zu sein. Es existiert wahrlich noch eine Art von diffizilen Situationen, in denen man unweigerlich dem alltäglichen Sterben begegnet, man dem Tod an sich möglicherweise auf gewisse Art ausweicht. Sie ist beinahe schmerzlich offenkundig, doch kenne ich niemanden – ehrlich gesagt, nur einen, und der ist nach einem selbstgerechten Erzengel benannt – der diese Variante kategorisch in Betracht ziehen würde: Auch der Tod selbst kann sich nicht ausweichen. Er kann sich vielleicht von sich selbst ablenken und andere tyrannisieren, aber davon, dass er sich selbst auch physisch ausweichen könne, habe ich noch nicht gehört. Er begleitet sich ständig. Und ich kann sagen, wenn es tatsächlich möglich wäre, hätte ich davon mittlerweise in der einen oder anderen Sorte Kenntnis genommen. Es soll in meinem Gedankengang aber nicht um den Tod gehen, der Elende bezieht grundsätzlich zu viel Gefälligkeit in den Nachrichten.

 Ich allein konnte dem Tod ausweichen. Genau genommen, bin ich ihm leider begegnet, habe ihn aber mit guter Unterstützung – hier sei meinem Erzengel gedankt – und einer wunderbaren List überlebt. Dem Tod auszuweichen ist also unmöglich, ihn jedoch zu überleben eine Leichtigkeit. Danach musste ich natürlich aus seinem Radar verschwinden, um seine vernichtende Aufmerksamkeit entfernt von mir zu halten. Ich bin dabei sehr erfolgreich gewesen.
 
 Die Lösung auf das Problem der Wissenschaftler ist ungeahnt simpel, kann sich jedoch nur einem eingeweihten Personenkreis eröffnen. Ich hielt sie über die vergangenen Jahre oft in den Händen und trage sie momentan im Körper. Es ist Asche.
 
 Nein, nicht jede beliebige Asche, das wäre ja so absurd wie Vampirismus. Es benötigt die Asche bestimmter Personen. Sie werden Zeiten genannt und wachen darüber, was der Mensch achtlos von sich wirft. Immer hübsch der Reihe nach, es kann nur eine Zeit geben. Wie es nur einen Tod und ein Leben geben kann. Die letzten starben irgendwann um 1123 und 1171, so genau habe ich mir das leider nicht gemerkt. Obwohl sie vor ihrer Aufgabe den banalen Menschen angehörten, bleibt bei ihrem Abscheiden etwas ihres Wesens zurück. Und eben jenes reliquum ist für mich essenziell.
 
 Eine lebt bis heute noch, setzte sich mittlerweile durch Zuneigung zur Ruhe und überließ sich dem Werdegang der Erdenbürger. Trotz jener idiotischen Entscheidung, muss ich für die Zeit sprechen: Er verachtet den Tod so sehr wie ich, und gab mir die Asche seiner Vorgänger. Persönlich habe ich die Zeiten am liebsten. Einerseits, weil sie sich vom Verrat der anderen beiden abwandten. Anderseits, was würde mir die Asche der anderen nützen? Solange ich etwas von der zeitlichen in meinem Organismus habe, lebe ich. Wenn nicht, falle ich tot um. Zumindest werde ich dann dem Tod nicht mehr begegnen müssen.

 Ich wurde schon vor Jahrhunderten von seiner Liste gestrichen.

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Leonida
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 92



Beitrag04.01.2015 13:59

von Leonida
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Hallo Charlotte Schwarz,

ich habe deinen Text einmal gelesen und tu mich etwas schwer damit.
Es ist kompliziert geschrieben. Vor allem folgender Absatz verwirrt mich:

Zitat:
Nein, nicht jede beliebige Asche, das wäre ja so absurd wie Vampirismus. Es benötigt die Asche bestimmter Personen. Sie werden Zeiten genannt und wachen darüber, was der Mensch achtlos von sich wirft. Immer hübsch der Reihe nach, es kann nur eine Zeit geben. Wie es nur einen Tod und ein Leben geben kann. Die letzten starben irgendwann um 1123 und 1171, so genau habe ich mir das leider nicht gemerkt. Obwohl sie vor ihrer Aufgabe den banalen Menschen angehörten, bleibt bei ihrem Abscheiden etwas ihres Wesens zurück. Und eben jenes Reliquum ist für mich essenziell.
 
 Eine lebt bis heute noch, setzte sich mittlerweile durch Zuneigung zur Ruhe und überließ sich dem Werdegang der Erdenbürger. Trotz jener idiotischen Entscheidung, muss ich für die Zeit sprechen: Er verachtet den Tod so sehr wie ich, und gab mir die Asche seiner Vorgänger. Persönlich habe ich die Zeiten am liebsten. Einerseits, weil sie sich vom Verrat der anderen beiden abwandten. Anderseits, was würde mir die Asche der anderen nützen? Solange ich etwas von der Zeitlichen in meinem Organismus habe, lebe ich. Wenn nicht, falle ich tot um. Zumindest werde ich dann dem Tod nicht mehr begegnen müssen.


- Wenn sie "Zeiten" genannt werden, also Plural, warum kann es dann "nur eine Zeit geben"?
- diese Zeiten "starben" im Mittelalter (jetzt sind es wieder mehrere), aber eine "lebt" noch, ja, was denn jetzt?
- Wie kann man sich denn "durch Zuneigung zur Ruhe" setzen?
- Du schreibst "die Zeit", dann plötzlich "Er verachtet..."
- "Persönlich habe ich die Zeiten am liebsten"... Wie jetzt? Ich dachte da gebe es nur noch die eine...?
Ich will deiner fiktiven Theorie nicht die Logik absprechen, aber meiner Meinung nach solltest du dir unbedingt nochmal Gedanken über die Formulierungen machen.

Das, was ich von deiner Theorie glaube zu verstehen, finde ich nicht schlecht und durchaus interessant. Aber deine Erklärungen sind für mich teilweise wirklich unverständlich.

Dein Schreibstil, bzw. die Sprechweise des Sprechers, sagt mir auf den ersten Blick zu. Allerdings finde ich sie nicht unbedingt passend für einen Jugendroman. Die ersten Sätze geben dem Leser bereits zu verstehen, dass er sich hier nicht auf leichte Unterhaltung freuen darf, sondern mitdenken muss.

Also, grundsätzlich eine spannende Idee, die das Interesse auf weitere Teile der Geschichte durchaus zu wecken vermag. Die letzten Abschnitte musst du aber unbedingt überarbeiten - zumindest nach meiner Auffassung.

Viele Grüße.
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Gießkanne
Geschlecht:weiblichVolle Kanne ungeduldig

Alter: 21
Beiträge: 655
Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt


Beitrag04.01.2015 17:16

von Gießkanne
Antworten mit Zitat

Liebe Charlotte,
ich habe die ersten 8 Zeilen gelesen und danach aufgehört. Es ist nicht so, dass der Text so unglaublich langweilig ist, das meine ich gar nicht. Ich musste mich nur "durch die Zeilen quälen", habe es nach diesen acht zeilen dann von vorn angefangen, weil ich dachte, dass es an mir läge ... am Ende dieser 8 Zeilen war mein Zustand immernoch wie am Anfang - Sorry, ist wohl ein wenig ... unverständlich/verwirrend/?? für mich.
Grundsätzlich ist der Text gar nicht schlecht, denke ich, also wenn du mir etwas andere Lektüre gibst ...
Ganz liebe Grüße
deine Gießkanne


_________________
Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag04.01.2015 17:38

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Charlotte,

jetzt habe ich deinen Text zum zweiten Mal gelesen. Und bin immer noch begeistert. Zum einen, weil in meinem eigenen Roman eine Figur auftritt, die (viel simpler als bei dir) dem Tod aus dem Blickfeld geraten zu sein scheint, zum anderen, weil ich finde, das du sehr suggestiv schreibst. ich fühlte mich bis zum Schluss in deinen Text hineingezogen.

Aber kann es dir damit gelingen, Jugendliche ab 14 Jahren zu interessieren?


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.01.2015 18:16

von Constantine
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Hallo Charlotte.

dein Prolog gefällt mir. Er gefällt mir sogar ausgesprochen gut, obwohl er etwas schwierig ist. Dein aus dem Radar Gevatter Tods entkommener Protagonist, seine Theorien und deine Sprache erfordern ein konzentriertes Lesen. Für mich kein Text für Zwischendurch. Aber der Sog, der während des Lesens entsteht, gefällt mir.
Unschlüssig bin ich mir, ob deiner gezielten Altergruppe: Ob 14jährige dein Buch bereits im Prolog weglegen, weils zu anstrengend zu lesen ist.

Gerne gelesen!

LG,
Constantine
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Orkania
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 39
Beiträge: 16
Wohnort: Schweiz


Beitrag04.01.2015 18:28

von Orkania
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Hallo Charlotte!

Mir geht es da wie Constantine, ich hab es gerne gelesen. Aber mit solchen Texten beschäftige ich mich freiwillig erst, seit ich an der Uni bin. Mit Jugendlichen hast du vielleicht die falsche Zielgruppe?

Dass du mich zum Nachdenken gebracht hast, reizt mich an dem Prolog. Ich mag vor allem die ersten drei Absätze. Danach hab ich auch Probleme mit den "Zeiten". Wieviele sind es jetzt? Wie stehen sie zueinander und zum Prota? Da komme ich auch nicht mehr mit, tut mir leid. Entweder ist es zu wenig ausführlich oder zu verflochten. Ich glaube, du nimmst da sehr viel vorweg. Da es aber der Prolog ist, wäre hier weniger vielleicht mehr? Hoffe, du verstehst, was ich meine... Wäre jedenfalls gespannt auf mehr. smile
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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag04.01.2015 18:45

von Sue Rovia
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Ich fand deinen Prolog richtig gut! Anspruchsvoll und unterhaltend gleichzeitig.
Ob 14jährige das lesen würden, weiß ich nicht. Ich bin leider (oder zum Glück) keine 14 mehr.

Eine Kleinigkeit hätte ich anzumerken.
 
Zitat:
Für mich und zahlreiche Berufsbranchen. Denkt nur an Pathologen, Feuerwehrleute, Polizisten, Schaulustige, Mörder...


Das klingt für mich im Zusammenhang mit dem Vorsatz und der Aufzählung ein bisschen so, als wären Schaulustige und Mörder Berufsgruppen. Ich hab ehrlich schon überlegt ob das deine Intention war. Wenn ja würde ich gerne wissen, wieviel man als Schaulustiger im Schnitt so verdient. DAFÜR eigne ich mich sicher hervorragend. Dass Mörder eine Berufsbranche sein könnten, ist da schon glaubhafter, für mich als Karriere allerdings nicht sonderlich erstrebenswert.

Ganz liebe Grüße,
Susie
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag04.01.2015 21:03

von Jack Burns
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Hallo Charlotte
Mir gefällt der Prolog.  Bei diesem Niveau würde ich auf jeden Fall dran bleiben.

Martin
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Kris
Eselsohr


Beiträge: 453



Beitrag04.01.2015 22:10

von Kris
Antworten mit Zitat

Hallo Charlotte,

mir gefällt die Thematik und die dezente Lakonie im Tonfall.

Allerdings tue ich mich auch mit den beiden Absätzen rund um
die Zeiten schwer. Da steige ich nicht durch.
Obwohl mir der Gedanke, dass sich jemand wegen "Zuneigung zur Ruhe"
setzt, sehr gefällt. Wink

Ganz generell würde ich nochmal durch den Text fegen. Hier und da
sind mir ein paar Füllsel zu viel, die die Gedanken des Erzählers
unnötig komplizierter machen. Sie sind ja schon tiefgründig genug. Cool
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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag05.01.2015 13:44

von Papa Schlumpf
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Liebe Charlotte,
Dein Text kommt mit mächtig philosophischem Ansatz daher, nachvollziehbar, dass sich der Inhalt etwas sperrt. Aber Du errichtest ein durchaus interessantes Gedankengebäude, das als Auftakt für ein größeres Epos über jenen, den der Tod vergaß, geeignet scheint.
Was mir nicht recht einleuchtete war die Wahl der einen oder anderen Vokabel, die dem Verständnis nicht unbedingt zuträglich ist. Du stellst die drei Theorien vor und verweist auf Nebenwirkungen der korrekten Ausführung derselben. Dann aber sind das keine Theorien mehr. Theorie, also bloße Erkenntnis, lässt sich ggf. anwenden, nie aber ausführen. Noch ein Beispiel. Das persönliche Ableben unter "direkte Konfrontation mit bedingter Todesfolge" einzuordnen stieß mir unangenehm auf, weil die Todesfolge in diesem Falle unbedingt eintrifft, ohne zusätzliche Bedingungen, die "bedingt" nahelegt.
Vielleicht ist es nur das Wort "Theorie", das nicht recht passt. Es lohnte sich, den Text nochmals auf die Stringenz der Wortwahl zu prüfen. Auch die dritte Variante des Umgangs mit dem Tod scheint mir mit ihrem Namen nicht dem Inhalt gerecht zu werden. Aber hier erwarte ich vielleicht auch etwas anderes, weil die Selbstkonfrontation bei bestimmter psychischer Konstellation zu Todessehnsucht führen kann.
Mit zunehmender Länge geht der wunderschöne lakonische Ton etwas verloren, das fand ich schade. Aber sonst, denke ich, eigentlich eine schöne Sache, an der man noch etwas schleifen kann. Nicht muss. Deine Entscheidung.
Viele Grüße und ein schönes Jahr!
P. S.


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 01:18

von Charlotte Schwarz
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Hallo Leonida,
Vielen Dank für deine Kritik!
Der entsprechende Absatz ist in logischer, sowie struktureller Überarbeitung. Mal sehen, was mein Gehirn dort zustande bringt...
Die beiden Fehler, die du markiert hast, habe ich bereits ausgeglichen.


Zitat:
- Wenn sie "Zeiten" genannt werden, also Plural, warum kann es dann "nur eine Zeit geben"?
- diese Zeiten "starben" im Mittelalter (jetzt sind es wieder mehrere), aber eine "lebt" noch, ja, was denn jetzt?

Ich überlege mittlerweile, diesen Teil zu streichen, weil er anscheinend zu verwirrend ist. Im Moment ist jenes Konstrukt nicht einfach zu erklären, ohne dass es erzwungen klingt. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
Die späteren Gedanken meines Protagonisten sind ebenfalls in der Überarbeitung.
Zitat:
- Wie kann man sich denn "durch Zuneigung zur Ruhe" setzen?

Jaha, das ist ein Geheimnis und ein Schlüsselpunkt der ganzen Geschichte. Wink

Gut, kein Jugendroman, ich werde es mir merken.

Viele Grüße
 Buch
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 01:24

von Charlotte Schwarz
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Gießkanne hat Folgendes geschrieben:
Liebe Charlotte,
ich habe die ersten 8 Zeilen gelesen und danach aufgehört. Es ist nicht so, dass der Text so unglaublich langweilig ist, das meine ich gar nicht. Ich musste mich nur "durch die Zeilen quälen", habe es nach diesen acht zeilen dann von vorn angefangen, weil ich dachte, dass es an mir läge ... am Ende dieser 8 Zeilen war mein Zustand immernoch wie am Anfang - Sorry, ist wohl ein wenig ... unverständlich/verwirrend/?? für mich.
Grundsätzlich ist der Text gar nicht schlecht, denke ich, also wenn du mir etwas andere Lektüre gibst ...
Ganz liebe Grüße
deine Gießkanne


Hallo Gießkanne,
es tut mir leid, dass dir mein Prolog überhaupt nicht zusagt. Dennoch vielen Dank für deinen Versuch sich damit zu beschäftigen und für deine ehrliche Meinung!
Ich habe mich, wie es scheint, in der Altersbestimmung fürchterlich verschätzt.
Liebe Grüße
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beiträge: 11
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Beitrag17.01.2015 01:35

von Charlotte Schwarz
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Hallo Einar,
ich bin sprachlos. Danke.

Oh, jetzt bin ich interessiert. Hast du deinen Roman bereits veröffentlicht?

Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:

Aber kann es dir damit gelingen, Jugendliche ab 14 Jahren zu interessieren?


Die Grundidee ist mir gekommen als ich sechzehn war. Vielleicht ist es zu dem Zeitpunkt in der Handlung auch noch ein Jugendroman gewesen. Doch jetzt... bin ich gezwungen ihn neu einzuordnen, denn was daraus geworden ist, möchte ich nicht mehr "auf Anfang" zurücksetzen.

Viele Grüße,
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 01:42

von Charlotte Schwarz
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Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo Charlotte.

dein Prolog gefällt mir. Er gefällt mir sogar ausgesprochen gut, obwohl er etwas schwierig ist. Dein aus dem Radar Gevatter Tods entkommener Protagonist, seine Theorien und deine Sprache erfordern ein konzentriertes Lesen. Für mich kein Text für Zwischendurch. Aber der Sog, der während des Lesens entsteht, gefällt mir.
Unschlüssig bin ich mir, ob deiner gezielten Altergruppe: Ob 14jährige dein Buch bereits im Prolog weglegen, weils zu anstrengend zu lesen ist.

Gerne gelesen!

LG,
Constantine


Hallo Constantine,
vielen Dank für deine Anmerkungen.
Er ist schwierig, mh...  ist es beruhigend zu sagen, dass, solange der Sprecher oder, die, die ihm ähnlich sind, keinen Auftritt haben, leichter sein wird?
Bisher zumindest.

Die Altersgruppe werde ich demnächst korrigieren. Versprochen.

Viele Grüße,
Buch
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Rodion
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Beitrag17.01.2015 01:51

von Rodion
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Hi Charlotte

Ja, das ist schon ein sehr interessanter Text. Ihn zu lesen erfordert, wie schon von anderen erwähnt, einige Konzentration. Aber der Inhalt ist anziehend genug um dennoch weiter zu lesen. Und nach einigen Absätzen erscheint einem dann die Sprache gar nicht mehr so fremdwörtlich.

Der Zeiten-Absatz ist echt zu verwirrend.

Und ebenso meine ich, dass an vielen Stellen die Wortwahl nicht eindeutig ist oder nicht hundertprozentig passend,  was bei jemandem, der so wissenschaftlich schreibt wie dein Protagonist, nicht sein sollte.

Alles in allem gefällt mir sein Prolog sehr gut. Die Figur weckt viel Interesse und Lust am Weiterlesen. Aber ich denke ebenso, dass du viele Leser nach den ersten Sätzen verlieren wirst. Jedenfalls in deiner angestrebten Zielgruppe. Aber das weißt du ja schon.

LG
Rodion
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 01:53

von Charlotte Schwarz
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Hallo Orkania,
wenn ich fragen darf, was studierst du denn?
Orkania hat Folgendes geschrieben:
Mit Jugendlichen hast du vielleicht die falsche Zielgruppe?

Oh je, die Jugendlichen... ich glaube, ich habe mit 14/15 für mein Alter untypische Bücher gelesen.

Orkania hat Folgendes geschrieben:

Dass du mich zum Nachdenken gebracht hast, reizt mich an dem Prolog.

Ja, Ziel Nummer eins erreicht! Vielen Dank für die Bestätigung meiner Hoffnung.

Orkania hat Folgendes geschrieben:
Ich mag vor allem die ersten drei Absätze. Danach hab ich auch Probleme mit den "Zeiten". Wieviele sind es jetzt? Wie stehen sie zueinander und zum Prota? Da komme ich auch nicht mehr mit, tut mir leid. Entweder ist es zu wenig ausführlich oder zu verflochten. Ich glaube, du nimmst da sehr viel vorweg. Da es aber der Prolog ist, wäre hier weniger vielleicht mehr? Hoffe, du verstehst, was ich meine... Wäre jedenfalls gespannt auf mehr. smile


Tatsächlich bin ich dabei eben jene Stellen zu streichen und die Beziehung erst viel später einfließen sowie sich entfalten zu lassen.
Danke, danke für deine Kritik!

Viele Grüße,
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 02:05

von Charlotte Schwarz
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Hallo Sue,
14jährige muss ich wohl leider aus meiner Zielgruppe ausklammern.

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Eine Kleinigkeit hätte ich anzumerken.
 
Zitat:
Für mich und zahlreiche Berufsbranchen. Denkt nur an Pathologen, Feuerwehrleute, Polizisten, Schaulustige, Mörder...


Das klingt für mich im Zusammenhang mit dem Vorsatz und der Aufzählung ein bisschen so, als wären Schaulustige und Mörder Berufsgruppen. Ich hab ehrlich schon überlegt ob das deine Intention war. Wenn ja würde ich gerne wissen, wieviel man als Schaulustiger im Schnitt so verdient. DAFÜR eigne ich mich sicher hervorragend. Dass Mörder eine Berufsbranche sein könnten, ist da schon glaubhafter, für mich als Karriere allerdings nicht sonderlich erstrebenswert.


Die Schaulustigen werfen mich des Öfteren in einen großen Zwiespalt. Einerseits möchte ich sie im Text behalten, weil ich hoffte, es würde den düsteren Prolog ein wenig aufheitern.
Andererseits gehören sie wirklich nicht in einen bestimmten Beruf.
Also, ja, sie sind intendiert, allerdings weiß ich noch nicht, was meine Intention sich dabei gedacht hat.

Die Mörder sind bewusst gewollt, Aufmerksamkeit ist ihnen allen zu Teil.
Liebe Grüße,
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 02:10

von Charlotte Schwarz
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Hallo Martin,

Vielen Dank für deinen aufmunternden Kommentar.
Freut mich, dass dir der Prolog gefällt (und du weiter lesen würdest).

Viele Grüße,
Buch
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Rodion
Wortedrechsler

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Wohnort: Berlin


Beitrag17.01.2015 02:18

von Rodion
Antworten mit Zitat

Hier habe ich nochmal ein paar Stellen markiert, mit blauen Kommentaren dahinter. Vielleicht nützt dir das was.


Prolog

 Es ist nicht leicht, dem Tod auszuweichen.
  
 Über die Jahre, in denen ich meine sorgfältigen Forschungen betrieb, habe ich drei Theorien aufstellen können, die  meine Hypothese zweifelsfrei beweisen: Jeder begegnet im Laufe seines Lebens unweigerlich auf die ein oder andere Art dem Tod. (Nebenbei bemerkt, ist es selbst für mich anerkennenswert wie ungestüm sich die Zeiten ändern können. Und das soll was heißen!)
  
 Die erste und meiner Meinung nach augenscheinlichste Theorie ist, selbst zu sterben. Ich nenne sie die direkte Konfrontation mit bedingter Todesfolge. Leider ist die oft implizierte Absicht, Nicht-zu-Sterben, für die meisten – ich korrigiere, alle – Menschen so und so ein Ding der Unmöglichkeit. In den Jahren meiner Studien ist mir noch niemand begegnet, der es geschafft hätte, sich den sinnlosen Traum vom ewigen Leben zu erfüllen. Auch, wenn sich die Wissenschaft und ihre impertinenten Anhänger diesbezüglich – immer noch ergebnislos – Mühe geben, mir und der begierigen Menschheit das Gegenteil zu beweisen. Abgesehen davon, dass man aus so genannten natürlichen Gründen sterben könnte, lauern selbst in unserem modernen Leben des 21. Jahrhunderts an jeder Ecke bekannte und unbekannte Gefahren, die gleichsam unser Ende bedeuten könnten.Ist das nicht selbstverständlich? Der eigene Tod muss demgemäß keineswegs durch fortschreitendes Alter oder gewöhnliche sowie außergewöhnliche Unpässlichkeiten hervorgerufen, sondern kann ebenso durch einzigartige Ungeschicklichkeiten des menschlichen Handelns beordert werden. Eine Kette von unglücklichen Zufällen ist ausreichend, um das Leben eines ahnungslosen Individuums zielsicher zu beenden. Von mondänen Unfällen oder Verbrechen spreche ich an dieser Stelle noch nicht, da das Opfer sich dann zumeist selbst – wenn auch nur in den letzten Sekunden – errechnen kann, dass es nicht mehr lange unter den Lebenden weilen wird. Ich rede von den spontanen, unerwarteten Todesursachen. Das, was das Leben überhaupt erst interessant macht. Die erwarteten sind weniger amüsant, das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen. Leicht zu ertragen sind beide nicht, zumal man selbst leblos endet.
  
 Meine zweite Theorie nenne ich die indirekte Konfrontation mit oder ohne Nebenwirkungen. Nebenwirkungen beziehen sich hierbei nicht ausschließlich auf körperliche Folgen. Vor allem die Psyche kann unter Umständen mehr oder minder stark betroffen sein. Wir Lebenden sind fortwährend in der Nähe von solchen, die sterben. Wenn man dem Tod geschickt ausweichen will, sollte man, so denke ich, auch darauf achten, sich von anderen, insbesondere von Sterbenden, fernzuhalten. Denn so, wie das eigene Leben jederzeit und allerorts beendet werden kann, können wir auch jederzeit und allerorts bei anderen Zeuge davon werden. Unvermeidlich birgt diese Theorie bei korrekter Ausführung eine Nuance sozialer Isolation mit sich. Temporär darf man sich natürlich in Gesellschaften aufhalten, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich selbst genieße den Vorzug kurzweiliger sozialer Interaktion. An Voriges denken die wenigsten, doch ist dieser zweite Teil meines Denkansatzes von größter Bedeutung. Für mich und zahlreiche Berufsbranchen. Denkt nur an Pathologen, Feuerwehrleute, Polizisten, Schaulustige, Mörder...  Sie alle begegnen dem Tod auf indirekte Weise, ohne seine Indifferenz wahrzunehmen, die gleich der Kontinuität eines perpetuum mobile das Geschehen überschattet.

 Noch weniger Menschen würden in klaren Stunden, geschweige denn in ihren benebelten je meinen dritten und finalen Denkansatz als betrachtungswürdig erkennen. Den stärksten Beweis dafür, dass es besonders einem Teufel schwer ist, dem Tod auszuweichen nenne ich die direkte Konfrontation des eigenen Ich. (Freud wäre berechtigterweise Stolz auf mich gewesen. Ich kannte ihn, aber das sei nur am Rande erwähnt.) Wir müssen uns nicht immer bei Sterbenden aufhalten, um den Tod nahe zu sein. Es existiert wahrlich noch eine Art von diffizilen Situationen, in denen man unweigerlich dem alltäglichen Sterben begegnet, man dem Tod an sich möglicherweise auf gewisse Art ausweicht. Sie ist beinahe schmerzlich offenkundig, doch kenne ich niemanden – ehrlich gesagt, nur einen, und der ist nach einem selbstgerechten Erzengel benannt – der diese Variante kategorisch in Betracht ziehen würde: Auch der Tod selbst kann sich nicht ausweichen. Er kann sich vielleicht von sich selbst ablenken und andere tyrannisieren, aber davon, dass er sich selbst auch physisch ausweichen könne, habe ich noch nicht gehört. Er begleitet sich ständig. Und ich kann sagen, wenn es tatsächlich möglich wäre, hätte ich davon mittlerweise in der einen oder anderen Sorte Kenntnis genommen. Es soll in meinem Gedankengang aber nicht um den Tod gehen, der Elende bezieht grundsätzlich zu viel Gefälligkeit in den Nachrichten. Ich finde es etwas komisch oder verwirrend, dass hier vom Tod als Person gesprochen wird, wenn zugleich Wörter wie "Todesursache" im Text vorkommen. Denn weiter oben denkt man an den Tod als Vorgang und nun plötzlich ist es es Jemand.

 Ich allein konnte dem Tod ausweichen. Genau genommen, bin ich ihm leider begegnet, habe ihn aber mit guter Unterstützung – hier sei meinem Erzengel gedankt – und einer wunderbaren List überlebt. Dem Tod auszuweichen ist also unmöglich, ihn jedoch zu überleben eine Leichtigkeit. Hier merkt man wieder, dass du für den Tod als Person und für den Tod als Vorgang dasselbe Wort nimmst.Danach musste ich natürlich aus seinem Radar verschwinden, um seine vernichtende Aufmerksamkeit entfernt von mir zu halten. Ich bin dabei sehr erfolgreich gewesen.
  
 Die Lösung auf das Problem der Wissenschaftler ist ungeahnt simpel, kann sich jedoch nur einem eingeweihten Personenkreis eröffnen. Ich hielt sie über die vergangenen Jahre oft in den Händen und trage sie momentan im Körper. Es ist Asche.
  
 Nein, nicht jede beliebige Asche, das wäre ja so absurd wie Vampirismus. Es benötigt die Asche bestimmter Personen. Sie werden Zeiten genannt und wachen darüber, was der Mensch achtlos von sich wirft. Immer hübsch der Reihe nach, es kann nur eine Zeit geben. Wie es nur einen Tod und ein Leben geben kann. Die letzten starben irgendwann um 1123 und 1171, so genau habe ich mir das leider nicht gemerkt. Obwohl sie vor ihrer Aufgabe den banalen Menschen angehörten, bleibt bei ihrem Abscheiden etwas ihres Wesens zurück. Und eben jenes reliquum ist für mich essenziell.
  
 Eine lebt bis heute noch, setzte sich mittlerweile durch Zuneigung zur Ruhe und überließ sich dem Werdegang der Erdenbürger. Trotz jener idiotischen Entscheidung, muss ich für die Zeit sprechen: Er warum ER?verachtet den Tod so sehr wie ich, und gab mir die Asche seiner Vorgänger. Persönlich habe ich die Zeiten am liebsten. Einerseits, weil sie sich vom Verrat der anderen beiden abwandten. Welche anderen beiden? Leben und Tod?Anderseits, was würde mir die Asche der anderen nützen? Solange ich etwas von der zeitlichen in meinem Organismus habe, lebe ich. Wenn nicht, falle ich tot um. Zumindest werde ich dann dem Tod nicht mehr begegnen müssen.Also was nun? Stirbt er dann oder nicht?

 Ich wurde schon vor Jahrhunderten von seiner Liste gestrichen.


LG
Rodion
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Charlotte Schwarz
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Beitrag17.01.2015 02:23

von Charlotte Schwarz
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Hallo Kris,
vielen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen.

Kris hat Folgendes geschrieben:

Allerdings tue ich mich auch mit den beiden Absätzen rund um
die Zeiten schwer. Da steige ich nicht durch.
Obwohl mir der Gedanke, dass sich jemand wegen "Zuneigung zur Ruhe"
setzt, sehr gefällt. Wink

Die Absätze über die Zeiten werde ich definitiv verändern! Sie wurden in fast jedem Kommentar angemerkt (genau wie meine missglückte Alterskennzeichnung) und sind bei genauerer Betrachtung wirklich undurchsichtig.
"Durch Zuneigung zur Ruhe setzen" ist tatsächlich eines der Schlüsselelemente im Roman. =)

Kris hat Folgendes geschrieben:
Ganz generell würde ich nochmal durch den Text fegen. Hier und da
sind mir ein paar Füllsel zu viel, die die Gedanken des Erzählers
unnötig komplizierter machen. Sie sind ja schon tiefgründig genug. Cool


Danke dir. Ich werde sehen, was mir beim weiteren Kontrolllesen auffällt.

Liebe Grüße,
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beiträge: 11
Wohnort: Halle (Saale)


Beitrag17.01.2015 02:53

von Charlotte Schwarz
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Hallo Papa Schlumpf,
dein ausführlicher Kommentar hat mir sehr geholfen und ich habe die erste Überarbeitung durch den Prolog beendet.

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:

Was mir nicht recht einleuchtete war die Wahl der einen oder anderen Vokabel, die dem Verständnis nicht unbedingt zuträglich ist. Du stellst die drei Theorien vor und verweist auf Nebenwirkungen der korrekten Ausführung derselben. Dann aber sind das keine Theorien mehr. Theorie, also bloße Erkenntnis, lässt sich ggf. anwenden, nie aber ausführen.


Ich suche seit einer Woche nach einer treffenderen Bezeichnung und treibe mein Umfeld in den Wahnsinn. Und jetzt, wo ich dir antworte, kommt mir eine Idee. Danke!

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Noch ein Beispiel. Das persönliche Ableben unter "direkte Konfrontation mit bedingter Todesfolge" einzuordnen stieß mir unangenehm auf, weil die Todesfolge in diesem Falle unbedingt eintrifft, ohne zusätzliche Bedingungen, die "bedingt" nahelegt.


Danke für deinen Hinweis, das ist mir bisher entgangen.

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Auch die dritte Variante des Umgangs mit dem Tod scheint mir mit ihrem Namen nicht dem Inhalt gerecht zu werden. Aber hier erwarte ich vielleicht auch etwas anderes, weil die Selbstkonfrontation bei bestimmter psychischer Konstellation zu Todessehnsucht führen kann.

Ich bin mir beinahe sicher, dass du dir etwas anderes unter der dritten Theorie vorstellst, als ich meine.
Kurz gesagt, tritt der Tod als Mensch auf und ist beginnend "schwermütig".

Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben:
Mit zunehmender Länge geht der wunderschöne lakonische Ton etwas verloren, das fand ich schade. Aber sonst, denke ich, eigentlich eine schöne Sache, an der man noch etwas schleifen kann. Nicht muss. Deine Entscheidung.

Wahrscheinlich werde ich den Prolog eine Weile Ruhen lassen, Distanz gewinnen und danach erneut auf Ungereimtheiten prüfen.

Noch einmal vielen Dank für deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Buch
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Charlotte Schwarz
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Beiträge: 11
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Beitrag17.01.2015 03:42

von Charlotte Schwarz
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Hallo Rodion,
deine Rückmeldung hat mich sehr begeistert.
Wenn ich mir meine Antworten darauf durchlese, komme ich mir vor, als würde ich mich rechtfertigen und ich habe gelernt, dass Rechtfertigung falsch ist, denn die Unverständlichkeit liegt im Text, nicht im Leser/Zuhörer. Diese kleine Diskrepanz fasziniert mich, vor allem, da du mit deinen Anmerkungen ganz und gar Recht hast.

Rodion hat Folgendes geschrieben:
Der Zeiten-Absatz ist echt zu verwirrend.

Ja, ich habe ihn mittlerweile überarbeitet und einiges herausgestrichen, nach dem guten Hinweis "im Prolog ist weniger mehr".

Rodion hat Folgendes geschrieben:
Und ebenso meine ich, dass an vielen Stellen die Wortwahl nicht eindeutig ist oder nicht hundertprozentig passend,  was bei jemandem, der so wissenschaftlich schreibt wie dein Protagonist, nicht sein sollte.

Daran arbeite ich ebenfalls, beziehungsweise werde ich ihn nach einer längeren Pause noch einmal auf Logik, Intention und Eloquenz überlesen.

Rodion hat Folgendes geschrieben:
Aber ich denke ebenso, dass du viele Leser nach den ersten Sätzen verlieren wirst. Jedenfalls in deiner angestrebten Zielgruppe. Aber das weißt du ja schon.

Es wird mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen...

Rodion hat Folgendes geschrieben:
Hier habe ich nochmal ein paar Stellen markiert, mit blauen Kommentaren dahinter. Vielleicht nützt dir das was.

Vielen Dank für deine Mühe! Ich weiß es zu schätzen.

Rodion hat Folgendes geschrieben:
"Abgesehen davon, dass man aus so genannten natürlichen Gründen sterben könnte, lauern selbst in unserem modernen Leben des 21. Jahrhunderts an jeder Ecke bekannte und unbekannte Gefahren, die gleichsam unser Ende bedeuten könnten".Ist das nicht selbstverständlich?

Das ist es, zumindest für uns.
Doch in bevor ich diesen Satz schrieb, sprach ich mit vielen Menschen, die sich sicherer wähnten, als es letztendlich ist.
Da der Sprecher zusätzlich aus der Vergangenheit kommt, hielt ich es für notwendig, den kleinen Haken gegen angebliche Sicherheit in seine Gedanken einfließen zu lassen.
 
itaic hat Folgendes geschrieben:
"...der diese Variante kategorisch in Betracht ziehen würde: Auch der Tod selbst kann sich nicht ausweichen. Er kann sich vielleicht von sich selbst ablenken und andere tyrannisieren, aber davon, dass er sich selbst auch physisch ausweichen könne, habe ich noch nicht gehört. Er begleitet sich ständig. Und ich kann sagen, wenn es tatsächlich möglich wäre, hätte ich davon mittlerweise in der einen oder anderen Sorte Kenntnis genommen. Es soll in meinem Gedankengang aber nicht um den Tod gehen, der Elende bezieht grundsätzlich zu viel Gefälligkeit in den Nachrichten." Ich finde es etwas komisch oder verwirrend, dass hier vom Tod als Person gesprochen wird, wenn zugleich Wörter wie "Todesursache" im Text vorkommen. Denn weiter oben denkt man an den Tod als Vorgang und nun plötzlich ist es es Jemand.

Fakt ist, der Tod ist im Kontext des Prologs und des Buches Jemand. Dennoch möchte ich ihn nicht als Prozess ausschließen. Es sind die zwei Sichtweisen, für die, die ihn "kennen" ist er jemand, für andere, so wie wir es betrachten. Ich verbinde seine Erscheinung mit der Theorie des Konstruktivismus. Jeder sieht/erlebt ihn anders.


Randion hat Folgendes geschrieben:
  "Dem Tod auszuweichen ist also unmöglich, ihn jedoch zu überleben eine Leichtigkeit". Hier merkt man wieder, dass du für den Tod als Person und für den Tod als Vorgang dasselbe Wort nimmst.

So ist es ursprünglich auch gewollt. smile
  
 
 
Rodion hat Folgendes geschrieben:
"Trotz jener idiotischen Entscheidung, muss ich für die Zeit sprechen: Er" warum ER?

Die Zeit ist männlich.
Auch diesen Abschnitt habe ich überarbeitet und ich hoffe, dass wenn ich zufrieden damit bin, die Zeit-Theorie nicht mehr so verwirrend sein wird.

Rodion hat Folgendes geschrieben:
"Einerseits, weil sie sich vom Verrat der anderen beiden abwandten." Welche anderen beiden? Leben und Tod?

Genau, Leben und Tod. Aber dieser Satz hat sich ebenfalls verändert, sodass die Frage nach "Wer" nicht mehr den Lesefluss stört.

Rodion hat Folgendes geschrieben:
Wenn nicht, falle ich tot um. Zumindest werde ich dann dem Tod nicht mehr begegnen müssen.Also was nun? Stirbt er dann oder nicht?


Ob er stirbt oder nicht, klärt sich erst später. Die Theorie dahinter ist folgende: Die Asche in seinem Organismus ermöglicht ihm Leben. Würde er vergessen regelmäßig Asche einzunehmen, sodass keine mehr in seinem Körper vorhanden ist, so würde ihm fehlen, was ihm am Leben erhält. Wäre er so unaufmerksam, würde er "sofort" sterben.

Liebe Grüße und vielen, vielen Dank für deine Hinweise!
Buch
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