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rom1993 Schneckenpost
Alter: 31 Beiträge: 5 Wohnort: Wien
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07.12.2014 15:00 Der Anhalter von rom1993
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Die Straße schien vor seinen Augen immer länger zu werden und sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Er genoss den Gedanken sich ebenfalls am Horizont zu verlieren und das Verblassen der Erinnerung an all das, was er zurückgelassen hatte. Er wusste genau: Sein Platz war auf dem Beifahrersitz dieses Wagens, der sich in der Morgendämmerung anschickte den Pass zu überqueren während abseits der Straße der Schnee müde im warmen Licht glänzte wie eine schlechte Entscheidung, die schon etwas Staub angesetzt hat, aber einem immer noch allzu schmerzlich bewusst ist. Das Radio war sichtlich bemüht ihn hier oben zu unterhalten, doch wurde das Gesagte durch den schlechten Empfang bis zur Unkenntlichkeit entstellt und die Frau neben ihm tat nichts, was dazu beigetragen hätte diesem Umstand weniger Gewicht zu verleihen. Es war als käme das Signal aus einer anderen Welt, in dieser Hinsicht ähnelte es seinen Gedanken, oder zumindest dem Bild, dass andere von jenem Teil seiner Gedanken hatten, den er bis jetzt in aller Deutlichkeit für seine Umwelt formuliert hatte. Was er dachte warf kaum Prodit ab und doch war er das Risiko über die Jahre hinweg immer wieder eingegangen, obwohl in seinem Leben noch nie ein Mangel an Alternativen geherrscht hatte, obwohl sich die Welt nie gegen ihn verschworen hatte, sondern vielmehr er sich dafür entschieden hatte sich gegen die Welt zu verschwören, schon in jungen Jahren. Doch gerade als er fühlte, wie er sich wieder im finsteren Netz verfing, das seine Vergangenheit darstellte, blinzelte die Sonne hinterm Horizont hervor und vertrieb alle Melancholie wieder aus ihm. Er ließ für einen Moment ab von der Decke in die er gewickelt war, griff nach seinem Rucksack, den er achtlos auf die Rückbank geworfen hatte und holte eine kleine leere Plastikschüssel daraus hervor, ehe er sich an seine Begleiterin wandte: "Halte kurz." Er dachte zunächst, sie würde ihn ignorieren, oder hätte ihn überhört, da ihre goldenen Augen weiterhin starr geradeaus blickten, doch schon wenige Augenblicke später wurden sie langsamer. "Soll ich dir auch welches mitbringen?“, fragte er, nachdem der Wagen am Straßenrand zum Stillstand gekommen war. Sie schüttelte den Kopf. Er entledigte sich seiner Decke und stieg aus, das Gefäß in der linken Hand und ging ein paar Schritte weg von der Straße, einige Meter in den Tiefschnee, füllte die Schüssel, stieg wieder ins Auto und sie fuhren weiter. Nachdem der Schnee geschmolzen war holte er seinen Rasierzeug aus dem Rucksack und begann im Licht der aufgehenden Sonne damit, seinen Bart zu entfernen, während die Steigung spürbar abnahm, ehe sie nach einigen ebenen Momenten auf der Spitze ihre Talfahrt antraten. Durch zahlreiche Serpentinen ging es bergab und er bemerkte im Spiegel wie Anspannung ins Gesicht der Fahrerin stieg, die jedoch auch dann keine Anstalten machte langsamer zu werden, als sich die Qualität der Fahrbahn verschlechterte und die Schlaglöcher zunahmen. Nein, sie beschleunigte sogar noch weiter, was es für ihn selbstverständlich nicht unbedingt einfacher, geschweige denn ungefährlicher machte sich zu rasieren und er begann über seine Situation zu reflektieren. Der Schmerz ließ nicht lange auf sich warten. Die Schnitte, die er sich aufgrund der eher ruppigen Fahrbahn zufügte, waren kurz, nicht länger als das Stechen, dass sie nach sich zogen. Kleine lästiger Insekten, die des Nachts aus der Dunkelheit hervorbrachen, um ihr Nest vor verirrten Reisenden zu verteidigen, die möglicherweise durch das Unterholz stolperten, ohne genau zu wissen wohin sie denn eigentlich wollten und kleine Blutstropfen fielen in die Schüssel auf seinem Schoß und er sah zu, wie sie im Wasser, das ebenfalls bei jeder Kurve überschwappte, rote Wolken bildeten. Vor einigen Wochen noch hätte er sich gefragt, wieso sie zusammen reisten, aber er hatte es aufgegeben Fragen zu stellen, denn die meisten, so wusste er blieben ohnehin unbeantwortet, da das Universum es aus irgendeinem unerfindlichen Grund schlicht und einfach ablehnte gut informierte Bewohner zu haben, stattdessen gab es entweder vollendete Tatsachen, oder lähmende Ungewissheit, während letztlich alles, was er wollte nur ein Wenig Glück und Frieden stattdessen war, eigentlich erschütternd, aber was gab es schon für Möglichkeiten, außer diejenige, sich mit der Situation abzufinden und eventuell zu versuchen die Vorteile daran zu sehen. Der Vorteil an seiner Situation bestand ganz klar darin, dass er ans Ziel kommen würde, blieb nur die Frage zu klären wie und in welchem Zustand, denn jene Person, die neben ihm saß, schien sich nicht darum zu kümmern, geschweige denn dafür verantwortlich zu fühlen, sie war scheinbar nur darauf bedacht so schnell wie möglich an ihr Ziel zu kommen, doch worin bestand dieses? Wo wollte sie hin? Sie hatte zugestimmt ihn am Fuße des Bergpasses abzusetzen, aber erst nach einigem Hin und Her, er hatte sich ja auch förmlich vor ihr Auto werfen müssen, um sie überhaupt erst dazu zu bewegen stehen zu bleiben, mit Mühe und Not. Diese Frau wirkte getrieben, als hätte sie in ihrem Leben viel zu wenig Licht gesehen und würde nun blindlinks in die Richtung hechten, in der sie es vermutete. Noch ehe er sich aber endgültig in diesen Gedanken verlieren konnte kam der Wagen ruckhaft zum stehen und er sah auf, draußen lag die flache Ebene vor ihm, in der sich das grüne Gras im Wind wiegte, der Schnee am Bergpass nur noch eine Erinnerung, lediglich die Wunden in seinem Gesicht waren noch da, hatten sich als Narben des Geschehenen in die Wrklichkeit einzementiert. Sie schmerzten als der Wagen hielt und er seiner Fahrerin kurz zulächelte, was sie mit einem Nicken quittierte, ohne aber ansonsten eine Miene zu verziehen und sie nickte erneut, diesmal allerdings an ihm vorbei, bedeutete ihm so also aus dem Fenster zu sehen zu seiner rechten, wo er, als er tat wie geheißen, ein kleines Hotel gewahrte, dessen Ziegel verloren in der Sonne glitzerten. Es war ein wenig einem Einfamilienhaus nachempfunden und versprach dank der ausgiebigen Ausgestaltung der Fassade mit Naturmaterialien einiges an Gemütlichkeit. Er nahm seine Sachen, stieg aus, ging schnellen Schrittes auf die Eingangstür zu, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen und hörte noch wie sich das Motorengeräusch des Wagens langsam in der Ferne verlor.
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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07.12.2014 18:34
von Mardii
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Hallo rom,
der Text enthält einige schöne Formulierungen, liegt etwas abseits von Genreliteratur, was ihn mir sympathisch macht. Der erste Satz gefällt mir zum Beispiel ausgesprochen gut.
Was ihn wenig genießbar macht sind die vielen Formulierungen mit "und", außerdem könnte er ein paar Absätze gebrauchen.
Etwas gerätselt habe ich hierüber:
rom1993 hat Folgendes geschrieben: | Was er dachte warf kaum Prodit (Profit?)ab und doch war er das Risiko über die Jahre hinweg immer wieder eingegangen, obwohl in seinem Leben noch nie ein Mangel an Alternativen geherrscht hatte, obwohl sich die Welt nie gegen ihn verschworen hatte, sondern vielmehr er sich dafür entschieden hatte sich gegen die Welt zu verschwören, schon in jungen Jahren. |
Enerseits ist der Satz ein regelrechtes Monstrum, mit seinen zwei "obwohl"-Nebensätzen, andererseits hängt die Aussage ziemlich in der Luft. Der Text gibt sehr wenig Anhaltspunkte über seine beiden Figuren, er vermittelt eher Anonymität, als er etwas über die Beiden preisgibt. Ihr Verhalten ist schon sehr merkwürdig.
Diese Rasieraktion während der Fahrt scheint mir sehr zweifelhaft, aber die ganze Situation hat auch etwas Irreales, wo sich eben solche Möglichkeiten eröffnen. Es schafft einen Hauch von Privatheit in diese fremdartige Situation.
Die Informationen über die Fahrerin kommen ziemlich spät, nachdem man sich die ganze Zeit gefragt hat, was für eine Art Person das ist und fließen dann auch sehr dürftig.
Vielleicht solltest du noch einmal in dich gehen und dir über den Aufbau der Geschichte ein paar Gedanken machen. So, wie sie nun daher kommt, wirkt sie auf mich ein wenig unbeholfen.
LG Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Papa Schlumpf Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 374 Wohnort: Friedersdorf
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07.12.2014 21:35
von Papa Schlumpf
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Liebe/r rom;
ich muss meiner Vorposterin beipflichten. Hübsche Ideen, durchaus interessant, aber viele Deiner Sätze sind eindeutig zu lang und nicht dergestalt, dass man sie meisterlich nennen könnte. Es ist auch nicht wirklich eine Geschichte, eine Situationsbeschreibung eher, es wird nichts nennenswertes erzählt, es gibt keinen Konflikt, keine Katastrophe, nicht einmal ein wirkliches Missgeschick. Dass der Protagonist mit der Welt uneins ist, was sagt mir das? Welche Konsequenz ergibt das für die Geschichte?
Du stellst zwei Personen vor. Dort, wo Du aufhörst, geht die Geschichte eigentlich erst los. Und ich bin gespannt, welche Geschichte sich daraus entwickelt.
Liebe Grüße
P. S.
_________________ Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt. |
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rom1993 Schneckenpost
Alter: 31 Beiträge: 5 Wohnort: Wien
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07.12.2014 21:58
von rom1993
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Okay, dankeschön fürs Feedback soweit. Der Text ist eigentlich Teil eines größeren Projektes: Es sollte darum gehen verschiedene Kurzgeschichten zu entwickeln, die alle miteinander in Beziehung stehen und aus denen sich ein großes Ganzes formen lässt. Ich schätze, dass hier der entscheidene Punkt tatsächlich fehlt um eine Kurzgeschichte daraus werden zu lassen: Es gibt keinen Abschluss. Ich bin wohl in die Falle getappt ein kurzes Kapitel zu schreiben, anstatt einer tatsächlichen Geschichte.
Liebe Grüße,
Roman
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